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Warum wir uns als konditioniertes & nicht als programmiertes System bezeichnen…

Weil sich die heutigen Maßstäbe für Programmierungen geändert haben. Ich erkläre das gleich näher …

Wie wir es erleben

Wenn wir einen Begriff für unser Erleben finden müssten, ohne Kenntnis über Fachtermini, dann würden wir den Begriff „Programm“ wählen. Wenn bei uns etwas los geht (und wir das bemerken), dann fühlt es sich so an, als würde ein Dominostein angestoßen, der eine ganze Reihe anderer Steine umwirft. Es fühlt sich an wie eine Welle, die losbricht und über uns hinwegrollt. Wir haben dann kaum eine bis keine Möglichkeit mehr dagegen zu intervenieren.

Nehmen wir einmal das Beispiel der Therapie. In unserer damaligen Traumatherapie war quasi alles „okay“ , weil sich die Therapeutin immer wieder an der Oberfläche aufhielt. Entweder wollte sie auf unsere spezifischen Schilderungen nicht eingehen oder sie verstand sie nicht (was ich fast eher vermute). Da wir nie explizit wurden und sie, wenn wir einmal etwas fallen ließen (was jemand kundigen eigentlich hätte sofort ins Auge stechen müssen), es nicht ernst nahm bzw. näher darauf einging, schleppte sich die Therapie so vor sich hin. Dann kam es zu einem Moment, wo sich jemand aus dem Inneren meldete und ein Video aufnahm, worin manches sehr deutlich angesprochen wurde (wenn auch nicht detailliert – aber trotzdem so, das keine Fragen mehr offen blieben). Das wollte „Franzi“ damals in der Therapie ansprechen und ab just diesen Moment der Entscheidung, ging sehr vieles nicht mehr.

Wir saßen weinend in der Therapie und sagten, dass wir eine Pause machen müssten. Wir weinten damals, weil wir das eigentlich nicht wollten, aber innerlich den (unspezifischen) Druck hatten, das tun zu müssen. Damals waren wir Mitten in der Cor*nazeit und schoben es (vor der Therapeutin und zum Teil auch vor uns) darauf. Jegliche Intervention funktionierte nicht mehr. Es fühlte sich an, als hätte sich eine Wand zwischen uns und unserem Therapiewillen aufgebaut. Wir wollten auf der einen Seite weitermachen, liefen auf der anderen Seite aber immer wieder gegen diese Wand.

Wir hatten schon seit Beginn der Therapie immer wieder mit Gedanken zu kämpfen, dass die Therapie sowieso nichts bringt und man uns eh nicht helfen kann. Daher mussten wir uns in fast jede Stunde kämpfen. Heute denken wir, dass dieses Denken auf der einen Seite durchaus Realismus geschuldet war (da uns diese Therapeutin wirklich nicht helfen konnte), auf der anderen aber auch dem Blockieren bestimmter Themen galt.

Da wir aber nie näher auf bestimmte Punkte eingingen, schleppte sich das so dahin. Erst als es zu diesem Moment kam, wo wir eben wirklich und definitiv etwas bestimmtes explizit ansprechen wollten, war Schluss.

Man muss sich das so vorstellen: Wir gingen in die Therapie, wollten das ansprechen und dann saßen wir da und hatten plötzlich die Idee, eine längere Therapiepause (von fast 2 Monaten) einzulegen, wie in unser Gehirn gebrannt. Es gab keinen anderen Gedanken mehr. Es gab natürlich noch Funken von inneren Fragen, warum wir das nicht tun, was wir vor hatten, aber diese wurden überwälzt von dem Gefühl: „Hier ist jetzt Schluss“ .

Und dann war Schluss.

Nach fast 2 Monaten kehrten wir zurück und wollten dann nur noch 2 wtl. Therapie. In jeder Stunde der folgenden 2 Monate war es uns nicht möglich über mehr, als das Wetter, zu reden. Und wir hatten keine Ahnung was los war. Es waren noch nicht einmal mehr die Gedanken: „Das bringt ja alles nichts“ , sondern da war nur diese Mauer. Ich würde es fast als inneren Stupor bezeichnen. Du bist wach und willst dich bewegen, aber es geht nicht. Punkt. Das war’s. Dann war die Therapie vorbei.

Heute glaube ich, die Thera. hätte da nachhaken müssen, aber das hat sie nicht. Für sie war deshalb klar: „Ach, möglicherweise brauchen sie vllt. gerade auch einfach keine Therapie“ – Und so entließ sie uns mit dieser inneren Blockade und wir hatten Glück an eine fähige Kunsttherapeutin geraten zu sein, die sich damit auskannte und stückweise auf uns eingehen konnte, vor allem von einer anderen Seite, als es die vorherige getan hätte. Kunsttherapie war im Inneren nie ein Thema, was gefährlich werden könnte…

Ein anderes gutes Bsp. …

… ist, wenn wir eine „Kommunikationsblockade“ bekommen. Für uns ist es manchmal nicht ersichtlich, wann, und besonders warum, das passiert. Manchmal beginnt es, wenn wir etwas bestimmtes ansprechen wollen, manchmal aber auch aus „heiterem Himmel“ . Und dann kommt genau dieses Gefühl der Welle. Du spürst, irgendetwas rollt an, aber du siehst es nicht und du kannst dich auch nicht dagegen wehren.

Was dann passiert, ist, dass wir nicht mehr mit anderen Menschen reden können. Das ist jedoch kein Mutismus, also so, dass wir ganz schweigen. Sondern wir können noch das Oberflächlichste vom Oberflächlichsten sprechen, aber auch nur, wenn es absolut notwendig ist (z.B. an der Supermarktkasse etc.). Wir können nicht mehr normal sprechen. Und auch das fühlt sich wieder wie ein innerer Stupor an. Du bist (innerlich) wach, aber du kannst dich nicht bewegen. Du kannst nicht handeln. Wir wollen so viel sagen, aber können es nicht. Als hätte man dir einen Maulkorb aufgesetzt.

Daher für uns dieser Begriff „Programm“ …

… weil es sich genau so anfühlt, wie ein Programm, dass startet. Wie ein Lichtschalter, der sich umlegt und dem wir nichts entgegensetzen können.

Warum wir uns trotzdem als konditioniertes System betrachten

Weil „moderne“ Systeme (wobei das auch bei „älteren“ Systemen auftritt) sehr komplex programmiert werden.

Wir sind zwar Anfang der 90er Jahre geboren, d.h. rein theoretisch würden wir unter so ein „modernes“ System fallen. Wir waren aber Teil einer regionalen Gruppe, die, zum Einen, glaube ich, nicht die technischen Möglichkeiten hatte, wie sie internationale bzw. größer vernetzte Gruppen haben. Und/oder möglicherweise sitzen deshalb vllt. auch einige Programme bei uns nicht so fest. Zum anderen war diese Gruppe nicht vorrangig auf die „Kommerzialisierung“ ihrer Systeme ausgelegt, sondern hat einen sehr starken und festen, okkulten Glauben. Das ist u.A. ein Grund, warum wir z.B. so allergisch auf Pseudo-Rituelle Gruppen reagieren und auch solche Quacksalber wie Aleister Crowley oder La Vey nicht ausstehen können. Über solche Personen können wir ganze Hasstiraden schreiben.

Zudem lief diese Gruppe, als wir Kind waren, schon nicht mehr wie ein Uhrwerk … Wir sind uns über vieles noch nicht komplett im Klaren, und womöglich sagen wir in ein paar Jahren etwas ganz anderes – Stand jetzt ist jedoch: Wir haben nicht mehr das volle Ausmaß erfahren, wie bspw. unsere Mutter,

Wir sind also etwas anders aufgewachsen, wie manche andere Systeme, die rit*elle Gewalt erfahren haben.

Wie wir vorgehen

Aufgrund dessen, vermute ich, ist es uns auch möglich etwaige „Programme“  „leichter“ zu durchbrechen. Das bedeutet nicht, das wir einfach nur sagen müssen: „Ne, keine Lust drauf. Machen wir jetzt nicht.“ – Für uns bedeutet das sehr viel Arbeit und an extrem vieles kommen wir (noch) gar nicht heran. Aber im Kontakt mit den bestimmten, involvierten  Anteilen, lassen sich für uns solche Ketten aufbrechen. Heißt, wenn der jeweilige Anteil an sein Gefühl herankommt, können wir anfangen es zu integrieren und damit bestimmte Abläufe abändern.

– Vereinfacht gesagt –

Das ist für komplex programmierte Systeme so „leicht“ nicht möglich. Zumindest nicht so „einfach“ . Auch da ist es natürlich möglich Programme auszuhebeln. Also wenn ihr davon betroffen seid, dann heißt das nicht, dass ihr keine Chance habt.

Wir wollen damit nur sagen, dass uns einiges „leichter“ fällt, als wir das bei anderen Systemen beobachten können. Diese Komplexität haben wir in vielen Bereichen, scheinbar (Stand: Jetzt) nicht, wie wir sie bei anderen sehen. Daher sehen wir uns nicht als programmiert an, sondern betrachten uns eher als stark konditioniertes System.

Schlusswort

Wenn das bei dir ähnlich ist, heißt das nicht, dass du weniger Schmerz erfahren hast. Es heißt nicht, dass du dich hinter anderen hinten anstellen musst, nach dem Motto: „Du hast viel Schlimmeres erlebt, deshalb ist es bei mir nicht so schlimm“ – Doch, ist es. Lass dich davon bitte nicht verunsichern.

Es macht lediglich Sinn da heute eine Unterscheidung zu treffen, weil komplexer programmierte Systeme eine andere Therapie und Vorgehensweise brauchen. Die Täter gehen mit der Zeit und umso mehr Möglichkeiten sie zur Verfügung haben, umso komplizierter ist auch die Herangehensweise.

Was bei uns bspw. klappt, können wir nicht automatisch auf andere übertragen. Möglicherweise wäre das, was uns hilft, für diese Systeme sogar kontraproduktiv und schädlich. Es ist wichtig für die Behandlung unsere Unterschiede klar zu machen, das bedeutet aber nicht, das wir deshalb eine Hierarchie erstellen müssen.

Wir wollen uns nicht untereinander bekämpfen, sondern den Tätern und ihren Taten ein Ende bereiten. Bitte denkt immer daran.

Bleib bei dir, nimm dich ernst. Es ist egal, wer mehr Schläge und Schmerz erfahren hat. Schmerz ist Schmerz. Und dein Schmerz war und ist genauso real, wie der des Anderen.

Es gibt keine Hierarchie unter der Existenz von Wesen.

Nimm daher alles, was wir teilen, bitte immer nur als Gedankenanregung. Schau was bei dir passt, womit du in Resonanz gehst und womit auch du arbeiten kannst. Und was sich für dich nicht richtig anfühlt, das verwerfen bitte einfach. Es gibt andere Wege für dich und die lassen sich auch finden. Unser Weg muss nicht deiner sein!

Update Teil 1 – Mutterwunde, Ablehnung, Narzissmus und Reflexionen

Seit Sommer wurde es recht ruhig um mich und wie man an den letzten Beiträgen vllt. merken konnte, lag es daran, dass es mir nicht sehr gut ging.
Die letzten Monate waren sehr anstrengend, aus verschiedenen Gründen. Ein großes Thema spreche ich heute an. Generell wird es jedoch langsam wieder besser und viele mir bisher versteckte Themen konnte ich beginnen zu bearbeiten.

Der Beitrag wurde etwas länger als geplant, daher entschied ich mich dazu das Update in 2 Teile aufzuteilen. Im ersten erzähle ich euch das Kernthema, an welchen ich dieses Jahr bei mir arbeite. Im zweiten Teil gehe ich dann noch auf meine derzeit geschlossenen SocialMedia-Kanäle ein und erzähle, was es sonst noch so Neues gibt. Momentan bin ich im Beantworten von Nachrichten und eMails nicht sehr gut. Seit Monaten bleibt das teilweise auf der Strecke liegen, jenes spreche ich dann aber ebenfalls nochmal gesondert an. Den 2. Teil peile ich morgen an zu veröffentlichen, aber möglicherweise kommt er auch erst in ein paar Tagen. Wie ich es eben zeitlich schaffe mit dem Schreiben.

Dieses Update wird auch gleichzeitig mein Jahresrückblick sein, es wird zum Jahreswechsel also sehr wahrscheinlich keinen mehr geben.

Das aktuelle Thema

Dieses Jahr stand ganz im Thema Mutterwunde. Ich habe festgestellt, dass alles was in den letzten Monaten so an Erinnerungen, Gefühlen und Glaubenssätzen aufkam bzw. mir bewusst wurde, mit einem Kerntrauma bzgl. meiner Mutter zusammenhing/-hängt ( „Bindungstrauma“ ) .

Letztes Jahr war das Thema ‚benutzt-werden‘ riesen groß. Nicht weil ich im letzten Jahr viel benutzt wurde, sondern weil das Gefühl erstmals zu mir durchdringen konnte (wir sind hier also nicht bei einem aktuellen Trauma, sondern bei der Traumaaufarbeitung). Ich habe das vorher nie so bewusst und stark gespürt. Doch plötzlich war in meinem Kopf präsent, was mir all die Jahre angetan wurde. Vorher war mir vieles zwar rational klar, aber einfühlen konnte ich mich nur schwer. Es war wie wenn ich über das Leben eines anderen nachdenke oder spreche. Die Gefühle waren bis dato noch hinter einem dicken Schleier der Dissoziation versteckt.

Mir gingen dann all die vergangenen Kontakte durch den Kopf, wo ich immer wieder für die Zwecke anderer benutzt wurde und mich benutzen ließ. In Folge dessen rückte also auch das Thema ‚Grenzen-setzen‚ wieder sehr stark in den Vordergrund. Ich überprüfte noch einmal, wo überhaupt meine Grenzen liegen, was ICH will und was nicht und begann dies auch umzusetzen.
Letztes Jahr war daher wie die Vorstufe zu diesem Jahr.
Denn erst musste die Basis her, bevor es weiter gehen konnte. Alles baut aufeinander auf.

In diesem Jahr ging es dann nämlich an ein Kernthema: Die Angst vor Ablehnung. Ich beschreibe gleich näher, was es damit genau auf sich hat…

Diese Angst konnte ich ausfindig machen als Hintergrund meiner Depression, meiner Ängste (sozial wie beruflich) und meiner (Selbst)Isolation.
Hinter jeder Erkrankung steckt etwas. Eine Depression kann die Ursache eines hormonellen Ungleichgewichts oder Virus  sein, hinter ihr kann sich ein Verrat (von anderen oder an sich selbst, wenn man z.B. ständig die eigenen Grenzen übertritt) verstecken oder, wie in meinem Fall, fehlende (Selbst*)Liebe. Die Bandbreite ist da riesig.

* (denn ja, mir fehlt zwar scheinbar die Liebe vom Außen, jedoch ist das heute als Erwachsene nur ein Problem, weil ich mir diese Liebe bisher auch selbst nicht zur genüge gab. Dadurch machte ich mich abhängig von der Liebe des Außen und wie ich gleich erläutere, ist das was ich unter Liebe verstand – nämlich Missbrauch – der Grund, warum ich immer wieder genau das Gegenteil anzog. Umso mehr ich mir aber selbst Liebe entgegenbringe, umso weniger lasse ich sowas in mein Umfeld. Um Selbstliebe kommen wir also nicht herum, wenn wir heilen und etwas in unserem Leben positiv verändern möchten)

Was hinter meiner Depression steckt

Im Frühsommer diesen Jahres beschäftigte ich mich näher mit den verschiedenen Ursachen von Depressionen, weil ich herausfinden wollte was eigentlich hinter meiner steckt. Ich wollte sie endlich ein für alle mal loswerden. Ich war auch sehr guter Dinge, dass das klappen wird.
Nur leider ist die Depression ja auch nur ein Symptom. Sie verschwindet solange nicht, wie die Ursache nicht behoben wurde. So wie es mit den meisten Erkrankungen ist.

Um meine Depression besser verstehen zu können, ging ich gedanklich in die Situationen zurück, die bei mir einen schweren Schub auslösten. Und siehe da: Es waren überwiegend soziale Situationen.

Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Es waren tatsächlich, soweit ich mich erinnern kann, immer Situationen in denen wieder das alte Gefühl der Ablehnung aufkam. Das Gefühl keine Liebe zu erfahren, weggestoßen zu werden, falsch zu sein, keine Existenzberechtigung in dieser Welt zu besitzen.
26 Jahre befand ich mich in einer Dauerdepression und wie lange befand ich mich im Umfeld hochgradig toxischer und missbrauchender Menschen? Genau! Exakt 26 Jahre.
2 Jahre lang war danach die Depression komplett verschwunden. Noch nie meinem Leben hatte ich soviel Energie und Lebenslust verspürt. Ich kannte das ja gar nicht, der Zustand vorher war mein „Normalzustand“ . Und das war auch genau die Zeit, als ich den Kontakt zu allen abbrach und wegzog.

Und wann fing sie wieder an?
Als ich Kontakt zu einem sich wieder missbräuchlich verhaltenden Mann hatte.
Wann kamen stärkere Schübe? Wenn ich in den letzten Jahren soziale Streitigkeiten hatte, die mit Vorwürfen, Kontaktabbrüchen, nicht verstanden oder ernst genommen werden (denn das führte früher meist zu wirklich schlimmen Situationen), etc. einhergingen.

Also ging ich der Sache weiter auf die Spur: Warum ist das so? Warum war ich bei solchen Menschen? Wie kam ich dahin? Warum hauen mich solche Situationen manchmal so raus? Wo liegen die Trigger, welches Gefühl verursachen sie und was steckt hinter diesem Gefühl? Was will es mir sagen?

Was das mit meiner Mutter zu tun hat

WICHTIG: Es geht NICHT darum, meiner Mutter die Schuld für mein heutiges Dasein zu geben. Sie hat die Verantwortung für ihr damaliges Verhalten und die behält sie auch. Wie ich mich heute verhalte, liegt jedoch ebenso in MEINER Entscheidungsgewalt, wie ich sie von ihrer Verantwortung, aufgrund ihrer Kindheit, nicht freispreche. Ich kann nicht sagen: „Ist schon okay, du hattest es ja auch schwer. Da konntest du gar nicht anders, als so zu mir zu sein.“ – Nein, einfach nur nein. Dieses Argument zählt nicht. Aber wenn dieses Argument für sie nicht zählt, kann es auch für mich nicht gelten. Meine Mutter ist also nicht Schuld an meinem Heute. Um mich selbst zu verstehen und etwas an meinem Zustand ändern zu können, muss ich für mich aber die Hintergründe und Zusammenhänge verstehen.

Als Baby vergötterte mich meine Mutter. Niemand durfte mich ansehen, geschweige denn hochnehmen. Sie behandelte mich wie ihr kleines Püppchen … Und dann war es vorbei. Über Nacht kann meine Mutter an Dingen die Lust verlieren und ich gehörte dazu. Plötzlich wollte sie mich weder sehen noch etwas mit mir machen.

An meine Mutter kann ich mich in meiner Kindheit, bis ich den Kontakt vor 12 Jahren abbrach, nur als abweisend erinnern. Ich nervte sie und das gab sie mir auch stets deutlich zu verstehen. Sie schickte mich immer wieder weg („Hau ab!“ -„Mach dich auf dein Zimmer!“ ), gab abfällige Kommentare bis Beleidigungen über meinen Körper, mein Verhalten und mein generelles Dasein. Sie spottete über mich (das Mobbing aus der Schule setzte sich unter meinen Eltern also zuhause fort, als Hauptinitiator meine Mutter), glaubte mir nie etwas (unterstellte mir also pauschal schon das Lügen, dementsprechend konnte sie mich auch nicht schützen, denn sie hat mir ja nichts geglaubt).

Auch stand sie nie hinter mir, verteidigte mich nie, ekelte sich vor mir (z.B. durfte meine Wäsche nicht zusammen mit denen meiner Eltern in die Maschine) und war furchtbar eifersüchtig, wenn ich nur im gleichen Raum wie mein Vater war (statt Schutz gab es daher Vorwürfe).

Es gab also einen unglaublich starken und schnellen Wechsel von: „Du bist alles für mich. Ich hab dich soooo lieb“ zu: „Ich ertrage dich nicht eine Sekunde“ . Und als Kind kannst du noch NICHT reflektieren. Kinder beziehen alles auf sich. Die Fähigkeit zur Reflexion und zum Perspektivwechsel entwickelt sich erst später …

Warum Ablehnung so schlimm ist (für mich und das Gehirn)

Es ist also gar kein Wunder, dass ich das so auf mich bezogen habe. Das ich dachte, ich wäre das Problem. Und auch, dass diese Angst vor Ablehnung bei mir so stark ist. Denn als kleines Kind, und besonders als Baby, bist du auf die Fürsorge deiner Bezugspersonen angewiesen. Dein Überleben hängt buchstäblich davon ab, ob sie sich um dich kümmern oder nicht (das ist auch ein Grund, warum Vernachlässigung und psychischer Missbrauch in der Kindheit ebenso schwere Traumata hinterlassen kann, wie physische Gewalt).

Die Ablehnung in meiner Kindheit hat also zu einer Todesangst bei meinem kleinen Ich geführt. Deswegen ist sie noch heute manchmal so überwältigend. Aber soziale Ablehnung führt auch zu realen Schmerzen in unserem Körper, weshalb der Geist logischerweise Methoden versucht zu finden, diesen Schmerz zu umgehen (bei mir ist es Isolation, Soziale Ängste und Perfektionismus – bei andern sind das z.B. Unterwerfung, in Form von die Meinung anderer annehmen, „Mitläufer“ sein oder auch Aggression, nach dem Motto: „Angriff ist die beste Verteidigung“ , usw.)

Ablehnung ist per se kein schönes Gefühl. Niemand steht wirklich darauf abgewiesen zu werden und das aus guten Grund: Wir Menschen sind soziale Wesen und früher wie heute auf ein soziales Umfeld angewiesen. Einsamkeit macht bekanntlich psychisch wie physisch krank. Auch war die Chance zu überleben in einer Herde früher weitaus höher, als allein.

Soziale Ablehnung wird von unserem Gehirn als Schmerz eingestuft. Es unterscheidet nicht, ob du körperlich verletzt wurdest oder zurückgewiesen. Bei physischen Schmerz aktiviert unser Gehirn bspw. das natürliche Schmerzsystem, welches körpereigene Opioide freisetzt, um den Schmerz zu lindern. Eben diese werden auch in einer Situation sozialer Not und Isolation ausgeschüttet. Eine Studie hat gezeigt, dass Menschen mit einer höheren Resilienz mehr dieser Stoffe freisetzen, was erklärt, warum diese besser mit Widrigkeiten umgehen können.

Eine weitere Studie zeigte, dass Liebe unser Belohnungssystem aktiviert. Dieser Bereich hängt eng mit unserer Motivation, unserem Verlangen und unserer Emotionsregulierung zusammen. Dieser Bereich spielt aber auch bei Süchten eine Rolle. Bei sozialer Ablehnung kommt es daher auch nicht selten zu einer Art Entzugserscheinungen: zu starken Gefühlen des Unglücklichseins, zu Motivationslosigkeit, Sinn- und Hoffnungslosigkeit, Sehnsucht und zwanghaften Verhaltensmustern (auf der Suche nach der geliebten Person).

Der Schmerz nach einer Ablehnung ist also auch in unserem Körper real.

Glaubenssatz: Lovebombing = Liebe

Wie sich vllt. unschwer erkennen lässt, litt meine Mutter an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Ebenso wie ihre Mutter. Die NPS ist hier eine Reaktion auf ihr Trauma. Und ich will auch gar nicht wissen, wie viele Generationen der Missbrauch hier zurückreicht. Trauma vererbt sich und unreflektiert wird es auch durch das eigene Verhalten gegenüber den Kindern weitergegeben.

In meinem Leben kam ich nun immer wieder an ebenso narzisstische Menschen. In meinen Partnerschaften war ich quasi jedes Mal aufs Neue mit meiner Mutter zusammen. Sie verhielten sich ausnahmslos alle so, in verschiedenen Abstufungen jedoch. Also habe ich mich gefragt, wie das sein kann. Die haben ja kein Schild um den Hals hängen und teilweise war es auch nicht so, dass ich mir diese Leute (partnerschaftlich WIE „freundschaftlich“ ) aus einer großen Masse explizit ausgesucht habe. Sie waren manchmal einfach da. Was ich jedoch gemacht habe, war nach dem Erstbesten zu greifen (ich lebte ja schon immer überwiegend in Isolation, also nahm ich das, was da war – Ich bringe da gern dieses Beispiel mit der Wüste: Wenn du am Versdursten bist, nimmst du, was du bekommen kannst und sei es eine verdreckte Pfütze) und das waren eben diese Leute.

Aber WARUM machte ich das? Klar, Freund’s Wiederholungszwang ist mir bekannt. Dadurch habe ich verstanden, dass sich unaufgearbeitete Dinge wiederholen. Aber ich verstand noch nicht komplett, was dahinter steht. Ist das irgendeine überirdische Macht, handelt die Psyche wie ein eigenständiges Wesen oder wie kommt es dazu? Wisst ihr was ich meine?

Und vor kurzen ging mir dann endlich ein Licht auf: Die viele Aufmerksamkeit, die ich von meiner Mutter anfangs bekam, das vergöttern und idealisieren (= in der Partnerschaft kennt man es als ‚Lovebombing‘ ) habe ich als Liebe abgespeichert. Denn das war das Einzige in meiner Kindheit, was Liebe nahekam. Und bis heute springt in meinem Inneren etwas an, wenn jemand so zu mir ist. Weil ich denke, jetzt bekomme ich endlich Liebe.

Idealisierung ist jedoch keine Liebe. Idealisierung kommt immer aus der Polarität, es gibt da keinen Mittelweg. Wenn du jemand idealisierst, dann siehst du nur das, was du gerne sehen möchtest. Das, was sich dein Inneres wünscht. Das, was deinen inneren Schmerz tilgen kann, was ein Loch in dir stopft, etc. Aber du siehst nicht die echte Person. Idealisierung kann man jedoch nicht ewig aufrechterhalten, früher oder später holt dich die Realität ein.

Das sind dann diese Momente, wo der andere abgewertet wird. Denn dieser verhält sich gerade nicht, wie es in das idealisierte Bild passt. Dieser soll wieder die vorher idealisierte (Traum)Gestalt annehmen, er soll nicht so sein wie er ist, also wird kritisiert, gegaslighted, abgewertet usw. (Manipulation) und die Schuld bei ihm gesucht ( „Sie/Er ist plötzlich so anders. Sie/Er hat mich die ganze Zeit belogen“ – und schwupp wird aus Liebe Hass, nicht weil sie so eng beieinander liegen, sondern weil Idealisierung aus dem Ego stammt, ebenso wie Hass. Mit echter Liebe hat das nichts am Hut)

Es hat also gar nichts damit zu tun, dass ich mir gezielt (bewusst) solche Männer und Freundschaften aussuchte, sondern damit, dass ich ihr Verhalten am Anfang mit Liebe und Zuneigung gleichsetzte.

Trigger

Warum ließ ich mir das gefallen? Wieso bin ich nicht direkt gegangen, wenn mich Leute abwertend behandelt haben? Heute weiß ich, dass ich das nicht nötig habe. Und dennoch triggern mich manche Dinge immer noch so sehr, dass sie mich völlig aus der Bahn werfen.

Triggern kann dich nur, was in deinem Inneren ist. Ein Reiz kann nichts in dir hervorholen, was nicht bereits da ist. Im Sommer gab es bspw. eine private Situation, wo ich durch eine Aussage das Gefühl hatte, dass ich wieder überflüssig bin. Wieder falsch. Wieder der Störfaktor. Betonung liegt auf: Ich hatte das Gefühl. Das ist nämlich mein Filter, mit dem ich auf die Welt blicke, nicht automatisch aber auch die Realität. Mein Inneres scannt alles nach Ablehnung ab, nach potenzieller Gefahr und will mich schützen. Wenn irgendwas dem also Nahe kommt, ergreift mein Inneres Maßnahmen. Wenn du getriggert wirst, dann befindest du dich wieder in der alten Situation und genauso war es auch. Ich konnte nicht mehr klar denken.

Aber warum triggerte das so? Weil in mir eben immer noch etwas glaubt, dass ich tatsächlich überflüssig und ein Störfaktor bin. Genauso wie ich im Inneren immer noch zu einem Teil glaube dumm zu sein, wenn jemand meine Kompetenz angreift, usw. In mir kommt dann sofort der Gedanke: „Siehste, du hast wieder was falsch gemacht! Du bist eben doch falsch“ , denn wir erinnern uns: Das Kind von früher glaubte was ihm gesagt wurde und dachte wirklich es wäre der Fehler. Ich ließ mir das also so lange gefallen, weil ich unterbewusst dachte (und manchmal noch denke), dass sie recht haben, ich etwas falsch mache und das nur ändern muss, damit ich wieder geliebt werde.

Aber merkt euch: Für Liebe muss man NICHTS leisten!

Was für mich Idealisierung/Aufmerksamkeit war

Ein witziger Funfact: In Beziehungen erinnerte ich mich immer gern an die ersten Tage zurück, denn das waren stets die schönsten. Danach ging es meist rapide abwärts.

Wenn ich Idealisierung sage, dann klingt das so, als wäre ich da mit Komplimenten und Geschenken überhäuft wurden. Das machen nämlich viele so. Aber ich habe schon emporgehoben (und damit selbst idealisiert ☝!), wenn jemand gern Zeit mit mir verbringen wollte und nett zu mir war. Das war’s.

Egal ob Freundin oder Partner, am Anfang waren die Leute meist mega begeistert von mir. DIE beste Freundin. DIE Traumfrau. Sie waren nett, verbrachten gern Zeit mit mir und gaben mir das Gefühl, eine Lebensberechtigung auf dieser Welt zu haben. „So schlimm kann ich ja dann doch nicht sein“ , dachte ich mir. „Endlich mag dich jemand. Endlich gibt’s Liebe!

Und nach kurzer Zeit war das dann vorbei. Es war immer wieder wie damals: Ich ging den Leuten auf die Nerven, meine bloße Anwesenheit reichte oft. Man ignorierte mich, schwieg mich an, usw. Was am Anfang so toll an mir gefunden wurde, war plötzlich eine Todsünde. Völlig banale Dinge wurden als Erklärung genommen, warum man mich so behandelte, wie es dann getan wurde. Dinge, an denen man mir die Schuld gab. Ich war zu laut, zu leise, zu ordentlich, zu unordentlich, zu faul, zu engagiert, zu dumm, zu intelligent, zu verlogen, zu ehrlich, zu langweilig, zu aufgedreht, usw. usf. – Und all das kam oft aus dem Nichts.

Wenn es jemand partout stört, wenn bspw. die Wohnzimmertür offen gelassen wird, dann merkt man sich das einfach und schließt sie demnächst. Das sind normale Kompromisse. Aber diese „Gründe“ für den psychischen Missbrauch änderten sich jeden Tag. Was heute gut war, war morgen schlecht.

Also versuchte ich jeder potenziellen Fehlerquelle aus dem Weg zu gehen, um die negativen Reaktionen zu vermeiden (= Perfektionismus) und mich zu schützen. Und auch weil ich dachte, das es ja an mir liegen muss. Ich habe das nicht nur ständig gesagt bekommen, sondern ich war ja auch der (scheinbar) einzig gemeinsame Nenner. Also dachte ich weiter an mir als Wesen wäre etwas falsch.

Aber das sind Menschen, die selbst sehr unglücklich und unzufrieden mit sich sind. Aus diesem Grund idealisieren sie ja. Auch ihnen fehlte die Selbstliebe, so wie sie mir fehlte (= niedriger Selbstwert zieht meist niedrigen Selbstwert an). Ein mit sich selbst zufriedener Mensch benimmt sich nicht so. Dieser übertritt weder seine eigenen Grenzen noch die der anderen.

Zur Folge hatte dieser Perfektionismus dann irgendwann die Sozialphobie, denn egal was ich tat oder nicht tat, es war trotzdem nicht richtig. Meine Angst vor Menschen wurde immer größer, meine Angst die mir sagen wollte: „So geht das nicht weiter. Menschen verletzen uns, also müssen wir Menschen meiden“ . ➡ Unser Körper und unsere Psyche machen keine Fehler und sind auch nicht gegen uns, wir müssen nur lernen zu verstehen, was sie uns sagen wollen.

Fazit

Dieses Jahr ging es also in großen Schritten an meine sozialen Ängste. Eine sehr spannende Erkenntnis fand ich da auch, dass es mir ja eigentlich unheimlich wichtig ist, so selbstständig und frei, wie es gerade nur möglich ist, zu leben. Alles, was meine Freiheit einschränkt, macht mich wahnsinnig. Deshalb reagiere ich auch sehr allergisch auf Manipulation und Druck. Selbst in meinem Namen steht das Wort Freiheit schon, denn Franziska bedeutet so viel wie ‚die Freie‘ . Witzig, oder? Aber was tue ich? Ich nehme mir vor lauter Angst die eigene Freiheit. Wie viele Dinge tat ich in meinem Leben nicht, weil ich solch furchtbare Angst hatte, etwas falsch zu machen? Wie viele Dinge brach ich ab? Und wie lange sperre ich mich deshalb schon Zuhause ein?

Indem ich meiner Angst und meinen Symptomen nicht zuhörte, sie immer nur weg bekommen wollte – mir selbst dadurch nicht zuhörte! – habe ich mir auch ein großes Stück weit selbst die Freiheit genommen. Das was mir soo wichtig ist. Das war eine krasse Erkenntnis. Ich sah meine falsch verknüpften Überzeugungen gar nicht und hab dadurch mein Muster immer und immer wieder wiederholt. Nicht die Angst oder die Depression ist das Problem, sondern das ich ihnen nicht zugehört und sie nicht verstanden habe.

Erledigt ist durch diese Reflexionen und Erkenntnisse noch nichts. Aber dadurch ist viel ins Rollen gekommen und bietet mir jetzt eine neue Chance für eine bessere Lebensqualität.

False Memory Foundation – Eine Analyse

Vorwort

Diesen Beitrag möchte ich heute an alle Menschen richten, welche Informationen generell neutral gegenübergestellt sind.

Hierbei versuche ich mich an einer Analyse der False Memory Bewegung. Dabei möchte ich vorrangig einen Blick auf die Gründer, sowie Mitglieder eben jener und deren Hintergründe legen. Des Weiteren werde ich aufgestellte Thesen anhand wissenschaftlicher Studien untersuchen. Hierbei soll es jedoch nicht um eine pauschale Diskreditierung der FMSF-Bewegung gehen, sondern um eine Fallanalyse.

Entsprechende Quellen sind an verschiedensten Stellen verlinkt. Dabei weise ich auf die grün hinterlegten Textstellen hin.

Wer gründete die ‚False Memory Foundation‘?

Die Freyd’s

Laut Wikipedia wurde die (False Memory Syndrome) Foundation 1992 in den USA „von der promovierten Erziehungswissenschaftlerin Pamela Freyd und [ihrem Mann] dem Mathematiker Peter Freyd  ins Leben gerufen“ . Peter Freyd wurde 1990 privat von seiner Tochter, der Psychologin, Jennifer Freyd beschuldigt, sie während der Kindheit sexuell missbraucht zu haben. Sie erinnerte sich zudem, wie er kleine Kinder zur Belustigung seiner Freunde zwang, nackt mit einem Playboy-Hasenschwänzchen herum zu hüpfen.

Sie schrieb u.A. ein sehr interessantes Buch zu diesem Thema: Blind to Betrayal: Why We Fool Ourselves We Aren’t Being Fooled (Das Trauma des Verrats)

Ralph Underwager

Weitere Mitbegründer waren Ralph Underwager und seine Frau Hollida Wakefield. Ralph Underwager war ein Geistlicher und Psychologe, der in den 80er und 90ern als Zeuge der Verteidigung für Erwachsene auftrat, die des „falschen“ sexuellen Missbrauchs beschuldigt wurden. Er selbst wurde beschuldigt, ein Unterstützer der Pädophilie, aufgrund kontroverser Äußerungen, zu sein. Eine dieser Äußerungen erschien im Artikel „Moving Forward: A Childhood Sexual Abuse and Their Supporters“, welche auch seine Karriere bei der FSMF beendete (während seine Frau jedoch ein Mitglied blieb). Im Paidika (= kanppenhaft, eine Zeitschrift, die eine Reihe pädophiler Aktivisten veröffentlichte) – Interview sagte er auf die Frage: „Ist die Wahl der Pädophilie für Sie eine verantwortliche Entscheidung für den Einzelnen?“ :

„Sicherlich ist es verantwortlich. Als ich Menschen, die sich für Pädophilie entscheiden, besser kennen und verstehen lernte, fiel mir auf, dass sie sich zu sehr von anderen Menschen definieren lassen. Das ist normalerweise eine im Wesentlichen negative Definition. Pädophile verbringen viel Zeit und Energie damit, ihre Wahl zu verteidigen. Ich glaube nicht, dass ein Pädophiler das tun muss. Pädophile können kühn und mutig behaupten, was sie wählen. Sie können sagen, dass sie den besten Weg zur Liebe finden wollen. Ich bin auch Theologe und als Theologe glaube ich, dass es Gottes Wille ist, dass es Nähe und Intimität, Einheit des Fleisches, zwischen den Menschen gibt. Ein Pädophiler kann sagen: „Diese Nähe ist für mich innerhalb der Entscheidungen, die ich getroffen habe, möglich.“ Pädophile sind zu defensiv. Sie gehen herum und sagen: „Ihr Leute da draußen sagt, dass das, was ich wähle, schlecht ist; dass es nicht gut ist. Du tust mir all diese Dinge an und bringst mich ins Gefängnis, du tust mir all diese schrecklichen Leiden an. Ich muss meine Liebe als auf die eine oder andere Weise unerlaubt definieren“ . Was ich denke, ist, dass Pädophile behaupten können, dass das Streben nach Intimität und Liebe das ist, was sie wählen. Mit Kühnheit können sie sagen: „Ich glaube, das ist tatsächlich Teil Gottes Willen.“ Sie haben das Recht, diese Aussagen für sich als persönliche Entscheidung zu treffen. Ob sie nun andere Menschen überzeugen können, dass sie Recht haben, ist eine andere Sache. „

Underwager und seine Frau sagten später, es wäre alles nur zum Besten der Kinder gewesen [erinnert nur mich das an das Kentler-Experiment?]. Underwager sagte weiterhin, dass der sexuelle Missbrauch an Frauen „gut für sie sei“ . Er sagte zudem in über 200 Fällen des sexuellen Missbrauchs von Kindern in den USA; Großbritannien; Neuseeland und Australien für die Verteidigung der Täter aus.

Thesen und deren Folgen in den 90ern

Freyd und Underwager taten sich zusammen um eine Vereinigung zu gründen, welche Opfern ihre Erinnerungen absprach. Die FMSF sagt, es gäbe keine Forschungen, die belegen würden, dass Erinnerungen vergessen werden könnten (was faktisch falsch ist, dazu später mehr). Die angeblichen Opfer sexuellen Missbrauchs wären nie Opfer dessen gewesen. All ihre Erinnerungen wurden stattdessen durch geldgierige Therapeuten induziert. Der mutmaßliche Täter wäre also in Wahrheit das Opfer.

1992 führte das zu den sogenannten „Memory-Wars“ . Infolge dessen wurden angesehene Therapeuten wie z.B. Kathy Snowden: Benett Braun und Judith Peterson in Rechtsstreitigkeiten verwickelt. Die Versicherungen handelten hier nach einem juristisch typischen Vorgang und versuchten die Angelegenheiten außergerichtlich zu klären. Dies hatte zur Folge, dass die Therapeuten jedoch erst recht schuldig wirkten. Weiter stellte die Fachzeitschrift „Treating Abuse Today“ , welche sich mit der Behandlung von sexuellen Missbrauch beschäftigte, eine Zeitlang ihr Erscheinen ein. Grund waren Drohungen gegen den Herausgeber der Zeitschrift von Seitens einiger Eltern, die des Missbrauchs ihrer Kinder, durch eben jene, beschuldigt wurden.

Auch die Presse unterstützte die FMSF, trotz dass diese keine stichhaltigen Beweise für ihre Thesen vorlegen konnte. Aus Angst diskreditiert, diffamiert und bedroht zu werden oder gar die Approbation entzogen zu bekommen, zogen sich immer mehr Therapeuten von dieser Thematik zurück. Bis hin zur Verweigerung Betroffene zu behandeln.

Die Foundation wurde 2019 aufgelöst. Doch bis heute werden ihre wissenschaftlich nicht bewiesenen Thesen von Vertretern benutzt, um Opfern Erinnerungen abzusprechen und sie als Lügner zu diskreditieren .

Die Aufarbeitung von Gewalt in den 80ern

Gewalt in der Ehe und Missbrauch an Kindern spielen noch nicht so lange eine bedeutende Rolle in der Gesellschaft, wie wir heute vermuten würden. Erst in den 80er Jahren, mit Einzug der Emanzipierung, begann das öffentliche Verständnis dafür, dass es durchaus Gewalt gegen Frauen auch in der Ehe gab und gibt. So galt es lange Zeit als völlig normal Frauen wie Ware zu verheiraten und zu verkaufen. Teilweise geschieht dies noch heute in vielen Ländern. Im Zuge der Emanzipierung wurden z.B. Interviews mit Frauen geführt, welche nicht verstanden warum eine Frau eigene Rechte, unabhängig vom Mann, haben sollte. Während viele Frauen und Männer für die Gleichberechtigung eintraten, gab es auch ebenso viele, die all dies als „Mumpitz“ abtaten.

Als mögliche Begründung für die kontroverse Denkweise dieser Frauen, möchte ich gerne die gesellschaftlich, kindliche Prägung (Beziehungsqualität und kindliche Kooperations- und Bildungsbereitschaft: Eine Studie in Kindergarten und Grundschule) anführen. Wem als junges Kind bspw. dargelegt wird, Frauen wären weniger wert als der Mann, der übernimmt später eben jenen Glaubenssatz. Ebenso wie ein junges Kind den Glaubenssatz übernimmt, es wäre selbst Schuld am Missbrauch. Als Kind verfügen wir noch nicht über die kognitive Fähigkeit der Selbstreflexion (s. Jean Piaget), wer oder was gut oder schlecht für uns ist. Wir glauben bis zu einem gewissen Alter bedingungslos, was uns suggeriert wird.

Jahrzehntelang galt der Missbrauch an jungen Kindern als ein Tabuthema, wenn er auch bereits seit der Antike bekannt und dokumentiert ist. Ebenso wurde über die Gewalt an Frauen in der Ehe geschwiegen. Doch wer würde heute abstreiten, dass es Männer gibt, die ihre Frauen schlagen?

Da in jenen Jahren dieses Thema erstmals öffentlich diskutiert wurde, häuften sich proportional auch die Fälle von Vorwürfen und Schilderungen, da sich vermehrt Frauen trauten, erstmals über die erlebte Gewalt zu sprechen. Ebenfalls nahm im gleichen Zeitraum daher auch die Diagnose der DIS rasant zu. Mit zunehmender Verbreitung der FMSF-Theorien schwand jedoch auch wieder die Glaubwürdigkeit der Opfer in der öffentlichen Wahrnehmung. Darauffolgend wurde vielen Betroffenen die Möglichkeit auf eine adäquate Behandlung verwehrt.

Von Vertretern der FMSF-Theorie wird die Existenz der Dissoziativen Identitätsstörung angezweifelt. Ich habe euch verlinkt, um was es bei der DIS geht. Kurz zusammengefasst handelt es sich dabei um eine schwere Traumafolgestörung, welche nur durch langanhaltende Gewalt in frühster Kindheit entstehen kann und in der Aufspaltung mehrerer Persönlichkeitsanteile mündet. Trotz nachgewiesener Echtheit der DIS, wäre diese jedoch von Therapeuten, aus kommerziellen Zwecken, frei erfunden. Menschen mit DIS seien hoch manipulierbar und sehr leicht hypnotisierbar (Bliss, 1984). Dies hätte zur Folge, dass sie sehr empfänglich für Suggestivformulierungen der Therapeuten wären. Traumaerinnerungen seien daher nicht echt, sondern eingeredet. Hinzu käme, dass die Patienten den Therapeuten zu gefallen wünschen und demnach sagen würden, was diese hören wollten. Hiermit ließen sich die entsprechenden Symptomen der DIS erklären, so die These der FSMF. (Merskey, 1992).

Behauptungen zur DIS

Persönlich kommt mir da allerdings die Frage auf, wer sich diese komplexen Symptome einfallen ließ und warum sie sich weltweit, in unterschiedlichen Regionen und Zeitepochen, gleichen, wenn es diese Erkrankung so gar nicht gibt? Ausschließen möchte ich hier aber nicht, dass eine DIS, sowie andere Erkrankungen, in Einzelfällen durchaus gefälscht werden kann. (Dazu gleich mehr).

Eine andere These der Skeptiker gibt wieder, dass „angeblich“ Betroffene sehr gute Schauspieler wären und so auch Therapeuten hinters Licht führen würden. Dabei unterstellt die FMSF Patienten jedoch pauschal eine Mittäterschafft.

Auch hier ergeben sich mir weitere Fragen: Wenn die Therapeuten durch gekonntes Schauspiel hinters Licht geführt würden, wäre es jedoch nicht sehr naheliegend, dass sie dem Patienten falsche Erinnerungen suggerieren, da diese ja bereits mit einer Lüge in die Therapie kämen. Andererseits spricht die Tatsache DIS-Symptomatiken zu erfinden, nicht gleich auch dafür, kein Missbrauchstrauma erlitten zu haben. Im Gegenteil liegt die Vermutung nahe, dass der Patient eben nicht vollends gesund ist, falls er so etwas falsch darstellt. Worin dies begründet ist, müsste natürlich erst umfangreichend und individuell geprüft werden. Das Eine schließt das Andere jedoch nicht aus.

Hierzu auch ein Hinweis an DIS-Betroffene, welche sich z.B. in Selbsthilfegruppen gegenseitig des Lügens bezichtigen: Ist euch bewusst, dass ihr die Argumente der False Memory Foundation nutzt? Also eben jenen, die auch euch eure Erinnerungen und euer Erleben absprechen?

Wiederlegung diverser Behauptungen

In mehreren Untersuchungen wurden (Kampman, 1976; Leavitt, 1947; Spanos et al., 1986) alternierende Identitäten vorübergehend im experimentellen Setting nachgespielt.

„In der Studie von Kampman (1976) wurden ausgewählte, hochgradig hypnotisierbare Probanden angewiesen, in ein Alter vor Ihrer Geburt zurückzukehren; Sie sind jemand anderes, woanders [S.2201 die ursprüngliche Stichprobe) konnten auf diese Anregung reagieren, eine sekundäre Persönlichkeit zu schaffen“

(Braun, 1984d, S. 194)

Braun jedoch kritisierte das Vorgehen der Untersuchungen. „Persönlichkeitsanteile“ , welche während einer
Hypnose mit einen eigenen Namen versehen und angesprochen werden können, seien nicht gleichbedeutend mit den alternierenden Identitäten einer DIS.
Vergleiche zwischen in Hypnose geschaffenen und echten
Alternativpersönlichkeiten (Braun, 1984d; Kluft, 1982) belegten zwar die Möglichkeit, dass unter Hypnose Persönlichkeitsfragmente geschaffen werden können, jedoch keinesfalls komplett alternierende Identitäten mit einer eigenständiger Funktion. Den entsprechenden Beispielen fehle es an „affektiver Tiefe“ ; einer eigenen, kongruenten Lebensgeschichte; an einem kontinuierlichen Sprachstil und typisch motorischen Verhaltensweisen wie sie in echten multiplen Persönlichkeiten gefunden werden. Weiter zeigten Untersuchen, dass unabhängig der verwendeten Methode (Hypnose oder nicht, etc.) die Symptompräsentation, sowie die Anzahl und Struktur der sich wechselnden Persönlichkeiten bei Betroffenen einer DIS unverändert blieben (Braun, 1984; Putnam 1986 und 1989; Ross, 1989). Leavitt (1998) konnte zudem aufzeigen, das auch nicht das Fernsehen oder andere Medien verantwortlich für die von Patienten berichteten Symptome und Erlebnisse (z.B. ritueller Gewalt) seien.

Untersuchungen zu Simulanten und Schauspielern

In forensischen Untersuchungen wies Kluft (1987) Unterschiede zwischen echten Patienten und Simulanten auf. Hier wurde festgestellt, das Simulanten Unsicherheiten in motorischen Bewegungen zeigten, wenn Themen außerhalb des forensischen Kontextes besprochen wurden, die sich nicht mehr strafmildernd auswirken konnten. ( Brown
1998; James 1998; Dinwiddie 1993).

In weiteren Untersuchungen (Hopper, 2002) mit Schauspielern konnte auch diese These widerlegt werden. 5 DIS-Patentinnen wurden anhand 15 verschiedener Teilpersönlichkeiten auf die Kohärenz der EEG-Ströme ihres Gehirns untersucht. Jene wurden mit 5 (x15) voll ausgebildeten Schauspielern verglichen. Hier fanden sich signifikante Unterschiede der EEG-Kohärenz zwischen der Alltagspersönlichkeit (Host) und den anderen Persönlichkeiten, welche sich bei Schauspielern nicht finden ließen. Diese Inkohärenz wird daher als diagnostisches Merkmal der Existenz der DIS angesehen. (Braun 1997, sowie Bremner 1996)

Kluft (1984) erwähnt weiter, dass Betroffene Tendenzen aufweisen, verschiedene Symptome zu verheimlichen (wie Blackouts, Stimmen hören, Stimmfarben-Unterschiede, usw.) und dieses Vorgehen für Simulanten/Schauspieler eher ungewöhnlich sei. Auch die immer häufiger dokumentierten Fälle von Kindern mit DIS machten ein Vortäuschen dieser eher unwahrscheinlich, da jene über die dafür notwendigen kognitiven und emotionalen Fähigkeiten, bzw. das entsprechende Wissen, noch nicht verfügten.

Unterschiede der DIS zu Simulanten und Schauspielern

„Die Dissoziative Identitätsstörung spiegelt die Unfähigkeit wider, verschiedene Aspekte der Identität, des Gedächtnisses und des Bewusstseins zu integrieren.“

(DSM-IV, 1996, S. 551)

Systematische Untersuchungen fanden signifikante Veränderungen zwischen den unterschiedlichen Persönlichkeiten von DIS-Betroffenen (u.a. Putnam 1986; North, 1993) und verglichen diese mit simulierenden oder hypnotisierten Kontrollpersonen (Putnam, 1984b).

Beobachtet wurden dabei:

  • Unterschiede im Blutdruck, Atmung, Hautwiderstand und Herzrate (Putnam, 1990)
  • unterschiedliche Wirksamkeit gleicher Medikamente
  • unterschiedliche Allergien und Nahrungsunverträglichkeiten, sowie Alkoholverträglichkeit
  • Veränderungen in der Sehfähigkeit (Sehstärke, Augenmuskelspannung oder Schielen)
  • veränderte Handschriften oder Händigkeit
  • unterschiedliche somatische Symptome (Kopfschmerzen, die eine andere Persönlichkeit bspw. nicht hatte)
  • Unterschiede in der Farbwahrnehmung und der Schmerzempfindlichkeit
  • Unterschiede in den Gehirnströmen (Ludwig, 1972; Hopper, 2002)

Dieses Fehlen gemeinsamer physiologischer Variablen legt nahe, dass die MPD- und die Kontrollpersonen ihre physiologischen Veränderungen des Persönlichkeitszustands durch unterschiedliche Mechanismen hervorriefen … Charakteristischerweise zeigen MPD-Patienten (veraltete
Namensgebung der heutigen DIS-Diagnose) eine größere Variabilität in ihren Reaktionen als die Kontrollgruppe und können idiosynkratische physiologische Phänomene aufweisen, die bei Kontrollpersonen nicht beobachtet werden
“ (Putnam, 1984b, S. 492).

Grund dafür sein die Unterschiede in der Muskelspannung, so Coons (1984) und Putnam (1984).

Neuere Untersuchungen stellten eine Komorbidität mit verschiedenen Persönlichkeitsstörungen fest. Dabei rangierten die meisten zwischen 30-60%. Interessanterweise wies die histrionische Persönlichkeitsstörung nur eine Komorbidität von 8,7% auf. So lässt sich auch diese nicht automatisch als Erklärung für eine „gefälschte“ DIS heranziehen.

MRT-Studien zur Feststellung der DIS

Es wurde eine Patientin mit DIS im MRT (und s. HIER) untersucht, welche freiwillig zwischen der Alltagspersönlichkeit und einem jungen Kind hin und her switchen konnte. Dabei wurde die Aktivität unterschiedlicher Gehirnbereiche beobachtet.

In einer weiteren Studie wurden Gehirnscans an 75 weiblichen Studienteilnehmern durchgeführt. 32 von ihnen hatten eine unabhängig bestätigte DIS-Diagnose. Dazu gab es eine Kontrollgruppe von 43 gesunden Probanden.
Merkmale wie Bildungsjahre, Alter und Abstammung wurden genau abgestimmt.

Die Forscher konnten mit einer Genauigkeit von 73%, welche signifikant über der als Zufall geltenden Genauigkeit liegt, die Gruppen unterscheiden.

➡️ Die DIS lässt sich sowohl im MRT nachweisen (siehe dazu auch Neuroimaging-Techniken zur Behandlung von DIS), wie auch lassen sich unterschiedlich aktive Gehirnareale erkennen, wenn verschiedene Persönlichkeiten im Körper wechseln. Auch hier liegt der Unterschied zu Schauspielern, bei welchen diese Abweichungen in der Kontrollgruppe nicht festgestellt werden konnten.

MRT-Ergebnisse zur Dissoziation

The Science Times berichtete im Jahr 2020 davon, dass Forscher des ‚McLean Hospitals‘ Hinweise zu traumabedingten Dissoziationen auf Gehirnscans entdeckten. Mit Hilfe einer künstlichen Intelligenz wurden die Ergebnisse der Gehirnscans von 63 Frauen, welche in der Kindheit sexuell missbraucht wurden und an einer PTBS litten, ausgewertet.
Dr. Lauren Lebois verkündete, dass ihre Ergebnisse dazu beigetragen haben, „einen ‚Fingerabdruck‘ der Dissoziation im Gehirn zu identifizieren, der als objektives Diagnosewerkzeug verwendet werden könnte“ .

MRT-Studien zu Missbrauch

Anhand von 15 weiblichen Patientinnen mit DIS und 23 Probanden ohne DIS (oder einer anderen psychischen Störung) wurde das Volumen des Hippocampus im MRT gemessen.

Das Ergebnis war, das sich das Volumen des Hippocampus bei DIS-Patienten um 19,2% kleiner und das Volumen der Amygdala um 31,6% kleiner als jenes von Gesunden darstellte.

Weitere MRT-Studien zeigten das PTBS-Betroffene, welche körperlichen und/oder sexuellen Missbrauch in der Kindheit ausgesetzt waren, eine kleinere Hippocampusgröße haben als Gesunde oder Personen, die zwar ein Trauma erlitten, aber keine PTBS entwickelten.

➡️ Sexueller Missbrauch ist also im MRT nachweisbar

Sind DIS-Betroffene leichter hypnotisierbar?

Hier möchte ich Putnam und Carlson (1998, S. 46) zitieren:

,,Sowohl in der Allgemeinbevölkerung als auch in traumatisierten Stichproben sind Hypnotisierbarkeit und Dissoziationsfähigkeit, gemessen an aktuellen Skalen, nur schwach verwandte Konstrukte und haben stärkere Beziehungen zu Absorption und Fantasieneigung als miteinander. Der stichprobengrößengewichtete Korrelationskoeffizient zwischen Standardmaßen der Hypnotisierbarkeit und Dissoziativität beträgt nur r = 0,12 und erklärt weniger als 2 % der Varianz. Die Daten belegen, dass Hypnotisierbarkeit, wie in den hier vorliegenden Standardmaßen definiert, nicht der Mechanismus ist, welcher bei traumatisierten Menschen mit einem höheren Dissoziationsgrad zugrunde liegt.“

Heißt: Bei 2 von 100 Probanden konnte ein geringer Zusammenhang zwischen Dissoziation und leichterer Hypnotisierbarkeit und Suggestibilität festgestellt werden. Bei 98% konnte sich kein Zusammenhang finden lassen.

Verurteilte Täter als Mitglied der FMSF

Jennifer Hoult (New York) und Lynn Crook (eine Beraterin des Staates Washington) beschuldigten jeweils, unabhängig voneinander, den Vater (und bei Crook auch die Mutter bzw. beide Elternteile) des sexuellen Missbrauchs in der Kindheit. Beide reichten ebenfalls jeweils separate Beschwerden bei der APA ein. In diesen berichteten sie jeweils, Elizabeth Loftus habe die Fakten ihrer Rechtsfälle in veröffentlichten Artikeln falsch dargestellt. Hoult sprach hier z.B. Verzerrungen und falsche Tatsachen in ihrem Fall an. Sie zeigte auf, dass von Seitens Loftus‘ bspw. eine falsche Charakterisierung und Tatsachenauslassung verwendet wurde, um Hoults Rechtsstreit gegen ihren Vater falsch auszulegen.

Beide Frauen reichten wegen des sexuellen Missbrauchs, den die Väter (und in Crooks Fall die Mutter) in ihrer Kindheit gegen sie verübt hatten, erfolgreich Zivilklagen ein. Bei ihren Gerichtsverfahren legten sie erhärtende Beweise vor, die die Anforderungen für einen gerichtlichen Beweis ihrer Anschuldigungen erfüllten. In einem Artikel behauptete Loftus bspw., dass: „Jennifer eine 23-jährige Musikerin war, die in der Therapie Erinnerungen an ihren Vater wiedererlangte, der sie seit ihrem 4. Lebensjahr vergewaltigte“ (1995, S. 26). Hoult begann sich dagegen erst mit 24 Jahren an den Missbrauch zu erinnern, als sie als Software-Ingenieurin für künstliche Intelligenz tätig war. Aufzeichnungen in dem Fall zeigten, dass der Großteil ihrer Erinnerungen außerhalb der Therapie auftauchten. Zudem behauptete Hoult nie, dass die Vergewaltigungen begannen, als sie vier Jahre alt war. Sie bezeichnete dies als eine „Tatsache“ , die anscheinend lediglich von Loftus für die Zwecke ihres Artikels und der Verteidigung geschaffen wurde.

1988 reichte Hoult eine Zivilklage gegen den Vater ein. Am 1. Juli 1993 fällte die Jury ein Urteil zugunsten von Jennifer Hoult und sprach ihr 500.000 US-Dollar für das durch den inzestuösen Missbrauch ihres Vaters verursachte Leid zu.

Als Hoults Vater beim Obersten Gerichtshof der USA einen Antrag stellte, wurde sein Antrag als verspätet abgelehnt. Während all dieser Verfahren trat Hoults Vater der FMSF bei.

Mit Hoult hätten wir hier also auch einen verurteilten Missbrauchstäter in den Reihen der FMSF.

Ein weiterer Missbrauchstäter

1991 reichte zudem Lynn Crook eine Zivilklage gegen ihre Eltern ein. Loftus sagte als Sachverständige für die Verteidigung aus. Jedoch entschied ein Richter am 4. März 1994 zugunsten von Lynn Crook und sprach ihr Schadensersatz in Höhe von 149.580 US-Dollar Seitens der Eltern zu. Diese legten keine Berufung ein.

In einem Interview mit ‚Treating Abuse Today‘ (wir erinnern: Das Magazin, das aufgrund von Bedrohungen vorübergehend seine Erscheinung einstellen musste) erklärte Crook, dass Loftus‘ direktes Zitat aus 79 Wörtern, welches ihren Fall beschreibt, neun falsche Angaben enthielt: „Loftus formulierte Ereignisse, an die ich mich erinnerte, um und behauptete fälschlicherweise, dass eine ‚fantastische‘ Erinnerung dazu geführt habe, dass ich diesen Fall eingereicht habe.“ Crook verwies bspw. darauf, dass Loftus der eigenen eidesstattlichen Aussage ihres Vaters widersprach, dass sein Gesundheitszustand „ausgezeichnet“ sei. Crook argumentiert weiterhin, Loftus hätte darauf hinweisen sollen, dass sie (Crook) den Fall gewonnen hatte, nachdem sie Beweise vorlegte, die Aussagen von zwei ihrer Schwestern beinhalteten, die sich auch an den inzestuösen Missbrauch erinnerten, der von ihrem Vater gegen sie verübt wurde“ ….

Hier bin ich aber noch lange nicht am Ende mit Frau Loftus (dazu mehr in den später folgenden Kapiteln). Einer übrigens überaus sympathisch erscheinenden Frau, wenn man ihre Bilder betrachtet.

Fragwürdige Mitglieder des Advisory Board’s der FMSF

Hier möchte ich aufgrund der sonstigen Länge des Artikels, nur einige dieser Teilnehmer nennen:

Martin Orne (MKUltra)

Der Psychiater und Hypnoseexperte Dr. Martin Orne und seine Frau Emily Farell Carota, ebenfalls Hypnoseexpertin und Psychologin, waren Mitglieder des Scientific and Professional Advisory Boards des FSMF. Dr. Martin Orne war bis in die 1970er Jahre mit der Untersuchung biochemischer Kampfmittel vertraut. Er untersuchte weiter die Wirksamkeit von Toxinen, Erstickungs- , Blasen- und Brechmitteln. Auch arbeitete er mit dem ‚Human Ecology Fund‚ der Cornell University, zusammen. Dort erforschte Orne und weitere die Auswirkungen von Lobotomien, Drogen, Elektroschocks, Hypnose und Deprivation (wie z.B. Schlafentzug), u.A. – Im Übrigen alles Vorgehensweisen, welche auch von Überlebenden rituellen Missbrauchs, weltweit, beschrieben werden.

Orne war zudem ein Mitarbeiter des CIA-Projekts MKULTRA (siehe auch einen Artikel des ORF), welches von 1953 bis in die 1970er Jahre geführt wurde. Dieses Projekt erforschte den Bereich der Gedankenkontrolle von Menschen (Gehirnwäsche – siehe auch HIER, wie sie oft an Soldaten verübt wurde), der Erschaffung unwissender Attentäter und Spione unter Hypnose, Drogen und Gewalt (Folter/traumabasiertes Mind Control). In Verruf kam dieses Projekt aufgrund fragwürdiger Menschenversuche. MKUltra war das bekannteste Projekt (welche in Zusammenhang mit Mind Control standen), doch beschäftigten sich bereits die Nazis, sowie auch die Sowjetunion und die DDR mit ähnlichen Projekten.

Die MKUltra Überlebende Claudia Mullen beschuldigte Orne zudem, sie während eines der Projekte sexuell missbraucht zu haben.

Dr. Louis Jolyon „Jolly“ West (MKUltra)

Dr. West’s Hauptforschungsgebiet lag im Bereich der Gehirnwäschetechniken und dem Gebrauch/Missbrauch von LSD, sowie der Untersuchung von Sekten. Er arbeitete ebenfalls im Bereich der „Zwangsüberredung“ , Drogenmissbrauch, Alkoholismus, Gewalt und Terrorismus. Zudem verhörte er den Mörder des JFK-Attentäters Lee Harvey Oswald. Er erhoffte sich im Zweiten Weltkrieg den Kampfdienst antreten zu können, wurde stattdessen jedoch an die State of University of Iowa geschickt, um eine Spezialausbildung der Armee in Medizin zu absolvieren. Von 1948-1956 diente er als Leutnant auf der US Air Force Base. Später arbeitete er mit Kriegsveteranen aus dem Koreakrieg (wo auch hier die Forschung zur Gehirnwäsche große Erfolge bzw. Sprünge verbuchen konnte). Mit 29 Jahren galt er als einer der jüngsten Professoren an einer amerikanischen Fakultät.

Später arbeitete er als Unterauftragsnehmer für das MKUltra-Teilprojekt 43. Dort beschäftigte er sich u.A. damit dissoziative Zustände (Stats) durch Drogen, Hypnose und Deprivation hervorzurufen (Ähnlichkeiten zum traumabasierten Mind Control wieder).

An dieser Stelle zu erwähnen: Spaltungsmagie

Hierzu möchte ich sehr gerne einen Einwurf zum Thema „Spaltungsmagie“ anbringen. Nur um die umstrittene Aussage aufzugreifen, es gäbe entsprechende Ströme (in gewissen Sekten), mit verqueren Vorstellungen nicht. Jeder darf sich gerne daraus bilden, was er möchte:

,,Darum ist es gut, wenn Du das Weib, mit dem Du experimentieren willst. Dir geschlechtshörig machst, zumal wenn sie unberührt [Jungfrau = Kind] war. Diese Grundlage ist notwendig, damit Du und auch das Medium die erotischen Empfindungen vollkommen beherrschen, denn die Triebnatur würde sich in irgendeiner Auswirkung bei den Spaltungsexperimenten nur hemmend und störend bemerkbar machen, wenn sie nicht beherrscht wird. (…) Unter strenger Beachtung aller Hilfsmittel und Maßnahmen läßt Du Dein Medium sich in unbekleidetem Zustande niederlegen, (…) Dabei gibst Du die entsprechenden Suggestionen für die eintretende Spaltung. Darauf magnetisierst Du das Medium in der vorher beschriebenen Weise. (…) Das Medium darf nur Deine Befehle ausführen und nicht nach eigenem oder unterbewußtem Willen handeln (…) Solange die Herz- und Atemtätigkeit Deines Mediums sich in normalen Grenzen hält, kannst Du das Experiment ruhig ausdehnen (…)
Von da an beherrschst Du nunmehr die Spaltung und den Astralkörper Deines Mediums und kannst ihn zu magischen Zwecken verschiedener Art benutzen.
Du mußt in der Steigerung Deiner Übungen langsam vorgehen und in ähnlicher Art, wie ich es bei Deinen eigenen Übungen schilderte. (…) Verstehst Du nunmehr, daß das Gebiet der Anwendungsmöglichkeit dieser Spaltungsmagie ein sehr weites ist, und alles Deiner Kraft und Deinem Ermessen überlassen bleibt. (…)“

➡ Zur PDF

Margaret Thaler Singer

Frau Singer war eine Psychologin und Befürworterin der Gehirnwäschetheorie (Mind Control). Ihre Hauptforschungsgebiete lagen im Bereich Schizophrenie, Gehirnwäsche und Zwangsüberredung.

Wo ich hier zudem unbedingt eine Frage einwerfen möchte: Wie kann es sein, dass Therapeuten Mind Control anwenden sollen, um in ihren Opfern falsche Erinnerungen zu erzeugen. Mind Control, durch Täter aus Sekten und sektenähnlichen Strukturen, an Kindern, zur sexuellen Kommerzialisierung, welche sogar weitaus suggestibler als Erwachsene sind, jedoch als „Schwachsinn“ angesehen wird?

Dr. Loren Pankratz

Dr. Pankratz war Psychologe, mit dem Schwerpunkt PTBS und Münchhausensyndrom by Proxy. Er verteidigte häufig Mütter, welche beschuldigt wurden, ihren Kindern geschadet zu haben und erreichte dadurch auch, in einigen Fällen, dass die Kinder den Müttern zurückgeführt wurden. Weiter hielt er Vorträge zur „moralischen Panik“ und „Selbsttäuschung“. Heißt: Wer sich genötigt fühlt, aufgrund vieler schrecklicher Vorkommnisse (siehe weiter unten) zu handeln und sich emotional betroffen fühlt, wenn z.B. Kinder oder andere Menschen schreckliches Leid erfahren, der unterliegt einer „moralischen Panik“ = Jener übertreibe.

Er prüfte zudem potenzielle Veröffentlichungen zur PTBS, in denen er behauptete: ,,Autoren hätten lediglich Beweise dafür gesammelt, was ihrer Meinung nach über Symptome und das zugrunde liegende Trauma wahr ist“ – Sprich, sie hätten nur gefunden, was sie finden wollten und daher keinen echten Beweis erbracht. Diese These halte ich nicht für komplett widerlegbar. Denn durchaus neigen wir Menschen dazu, Belge darin zu finden, welche unsere Meinung unterstützen.

Hier werfen sich mir jedoch erneut einige Fragen auf : Da Studien und weitere empirische Forschungen die Existenz eines Traumas und Missbrauchs, sowie die Existenz der DIS nachweisen konnten, die FMSF aber Gegenteiliges behauptet, unterliegt diese dann nicht möglicherweise selbst des eigenen Vorwurfs? Präsentiert man dort schließlich nicht ausschließlich nur die eigenen Thesen „bestätigendes“ Material? Und begann zudem die wissenschaftlichen Beweise, welche die eigenen Behauptungen deutlich widerlegten, zu leugnen oder diffamieren? Dies klingt mir doch wenig, als wolle man etwas anderes als die eigene Meinung hören oder zulassen.

Gary Cooper

Herr Cooper war ein Unterstützer der FMSF und behauptete, dass „moderne Therapien falsche Missbrauchsopfer schaffen und tausende Familien dadurch zerstören“ . Er war ein Vertreter dessen, dass die meisten Missbrauchserinnerungen durch Therapeuten geschaffen würden, welche damit weiterführende Therapien provozieren wollten.

Und hier sind wir auch bei der Hauptthese der FSMF: Angebliche Opfer von Missbrauch und RG wären keine Opfer dessen, sondern ein Opfer der Therapeuten(-verschwörung). Diese riefen dabei die Traumaerinnerungen der Patienten nur durch Suggestionen hervor. Demnach wäre auch keine der von Betroffenen berichteten Taten jemals wirklich geschehen. – Das einzelne Therapeuten manipulativ handeln können, kann und möchte ich nicht ausschließen. Leider Gottes gibt es überall schwarze Schafe. Wir sprechen hier aber von einer Verschwörung die über Jahrzehnte und weltweit unabhängig voneinander stattgefunden haben müsste. Das zudem durch Flashbacks auftauchende Erinnerungen nicht eingeredet werden können, erläutere ich in späteren Kapiteln ausführlich.

Opfern ihre Erinnerungen und Symptome abzusprechen, wurde und wird durch die FMSF daher absurderweise als Opferschutz versucht zu deklarieren. Diese Perfidität muss ich nicht näher erläutern.

Elizabeth Loftus

Frau Loftus war Psychologin und Gedächtnisforscherin, welche immer wieder für die Rechte beschuldigter Pädophiler und Mörder eintrat. Sie sagte dabei u.A. in über 200 Prozessen für die Verteidigung der Mandanten aus, unter welchen sich überwiegend Pädophile und Mörder wie z.B. der Kindermörder George Franklin und der Serienmörder Ted Bundy befanden.

Dazu möchte ich 2 Zitate widergeben:

„Als ich früher an diesem Tag nach Salt Lake City flog, kam mir der Gedanke, dass Ted Bundy mir anbieten könnte, in seiner Wohnung zu bleiben“ (…) Am nächsten Morgen saß ich vor Gericht an einem Tisch in der Richterkammer. Auf der anderen Seite des Tisches saß Ted Bundy, nah genug, dass ich hinübergreifen und ihn berühren konnte. Er ist hinreißend, dachte ich, überrascht von meinem ersten Eindruck, denn ich hatte ihn mir in Gedanken als grübelnde, dunkle, intensive Verachtung vorgestellt“

Loftus (1991). Zeuge für die Verteidigung. St. Martin’s Press: New York. (S. 83).

„Es ist nicht ungewöhnlich, dass Mörder Amnesie über das Ereignis haben. Laut einem führenden Gedächtnisforscher ist es möglich, einen Mord zu begehen und dann zu vergessen, dass man ihn begangen hat. Ein erheblicher Teil der Menschen, die Morde begehen, haben eine gewisse Amnesie im Zusammenhang mit dem Ereignis, insbesondere wenn es sich um ein Verbrechen aus Leidenschaft handelt, sagte die Psychologin Elizabeth Loftus von der University of Washington gestern.“

Samstag, 15. Februar 1997, Rubrik: Nachrichten, Seite: A3

⬆️ Interessant finde ich beim obrigen Zitat, dass laut Loftus bei Mördern scheinbar problemlos Amnesien zur Tat, ausgelöst durch starke Emotionen, auftreten können (Ob sich das auf jene wohl strafmildernd auswirken sollte?). Gleichsam aber abgestritten wird, dass traumatisierte Opfer „so schlimme Erlebnisse vergessen“ bzw. eine Amnesie zum Erlebten entwickeln können. Merkwürdig.

Sie gewann, nach Angaben der FMSF, im Übrigen 14 der geführten Verfahren. Ich beschrieb eben, welche Menschen sie dabei vertrat.

Loftus selbst war eine Vertreterin dessen, dass sich Erinnerungen an Missbrauch verfälschen ließen. U.A. wäre es möglich, 1/3 der Probanden falsche Erinnerungen einzupflanzen. Sie übertrug jedoch, ohne weitere Nachfragen, Laborergebnisse, entnommen von Studenten, in einen therapeutischen Kontext. Obwohl nie Untersuchungen an psychisch kranken Menschen stattfanden. Crook & Dean (1999) bezeichneten diese „Beweisführung“ daher als „unethisch“ .

Weitere Zitate und Meinungen

„In zwei Experimenten wurde den Probanden ein komplexes Ereignis gezeigt und sie wurden später Fehlinformationen über dieses Ereignis ausgesetzt. Darüber hinaus erhielten einige Probanden eine offensichtlich widersprüchliche Fehlinformation. Eklatante Fehlinformationen wurden von den Probanden abgelehnt und führten dazu, dass sie gegenüber anderen Fehlinformationen widerstandsfähiger wurden. . . Zweitens, wenn versucht wird, eine Person über ein offenkundig falsches Detail in die Irre zu führen, wird die Person widerstandsfähiger gegen Vorschläge jeglicher Art …“

Loftus, E. (1979). Reaktionen auf offensichtlich widersprüchliche Informationen. Gedächtnis & Kognition, p. 371.

„Einige, die die Authentizität der Missbrauchserinnerungen in Frage stellen, tun dies teilweise wegen der Intensität und Aufrichtigkeit der beschuldigten Personen, die den Missbrauch bestreiten. . . Die derzeitigen Dementis, der des sexuellen Missbrauchs Angeklagten sind kein Beweis dafür, dass die Anschuldigungen falsch sind. Untersuchungen mit bekannten Vergewaltigern, Pädophilen und Inzesttätern haben gezeigt, dass sie häufig eine kognitive Verzerrung aufweisen – eine Tendenz, ihr Verhalten zu rechtfertigen, zu minimieren oder zu rationalisieren (Gudjonsson, 1992). Da Angeklagte motiviert sind, eine missbräuchliche Vergangenheit verbal und sogar mental zu leugnen, können einfache Leugnungen keinen zwingenden Beweis dafür darstellen, dass die Erinnerungen des Opfers nicht authentisch sind.

Loftus, E. (1993). Die Realität verdrängter Erinnerungen. Amerikanischer Psychologe, 48, 518-537. – Aha

Das folgende Zitat stammt aus einem von einem Missbrauchsopfer geschriebenen Brief, gerichtet an Frau Loftus. Das tatkräftige unterstützen und vorantreiben die Opfer unglaubwürdig zu machen und Behandlungsangebote für sie immer weiter einzuschränken, rief nicht gerade Sympathien hervor. (Übrigens ist es spannend, wie man exakt das Gleiche aktuell wieder versucht).

„Bitte betrachten Sie Ihre Arbeit als auf der gleichen Ebene, wie diejenigen, die die Existenz der Vernichtungslager während des Zweiten Weltkriegs leugnen“

Mehr finde ich, bedarf es nicht an Erwähnung welch zerstörerische Auswirkungen die Behauptungen der FMSF bei Betroffenen haben können. Und eben auch an der Gesellschaft, denn was nicht aufgearbeitet wird, besteht weiterhin im Verborgenen.

Studien von Loftus

Die Studie „Lost in a Shopping Mall“ (Loftus und Pickrell, 1995) sollte untermauern, dass Therapeuten Erinnerungen an falsche autobiografische Informationen über Kindheitstraumata in ihre Patienten einreden können. Die Mall-Studie entstand 1991. Dabei gab es 5 Pilotversuche mit 3 Kindern und 2 erwachsenen Teilnehmern.
Eine Analyse der Mall-Studie zeigte jedoch, dass neben den externen Fehldarstellungen, interne wissenschaftliche methodische Fehler Zweifel an der Gültigkeit der Behauptungen aufkommen ließen.

Ein wichtiges Merkmal ist hier, dass die Teilnehmer der Untersuchung durchaus zwischen wahren und falschen Erinnerungen unterscheiden konnten. Erste Hinweise, dass die Studie der Herausforderung nicht gewachsen sein könnte, wurden 1993 veröffentlicht. Coan berichtete in seiner Abschlussarbeit, dass sechs Probanden die Studie abgeschlossen hatten und „ALLE Probanden in der Lage waren, die falsche Erinnerung richtig zu identifizieren“ . (Coan, 1993, S. 16.)….

Koss, Tromp und Tharan (1995, S. 120) zeigten zudem, dass die Daten von Loftus und Burns (1982, S. 320) selbst, die Behauptung jener: „Diejenigen, die die mental schockierende Version sahen, eine schlechtere Erinnerung an die Details zeigten“ (Loftus und Burns, S. 318) nicht stützten. Stattdessen wiesen die Daten auf eine schlechtere Retention für unwichtige Details hin.

Forschungen zu Flashbacks und Details

In einer Studie wurde ein Vergleich von Flashbacks und gewöhnlichen autobiografischen Traumaerinnerungen vorgenommen, welche auch die Behauptungen Loftus‘ widerlegen. Hierfür nahmen 62 Teilnehmer mit PTBS teil. Dabei waren die Flashbackepisoden durch eine stärkere Verwendung von Details gekennzeichnet: Insbesondere Wahrnehmungsdetails, mehr Erwähnung des Todes und Schreckens, Angst, Hilflosigkeit, Entsetzen, sowie der Gegenwartsform.

Gewöhnliche Gedächtnisabschnitte zeigten sich dagegen durch eine stärkere Erwähnung sekundärer Emotionen wie Schuld und Wut.

Hierzu heißt es in der dualen Repräsentationstheorie der PTBS (DRT: Brewin, 2001; Brewin, 2003; Brewin, Dalgleish & Joseph, 1996), dass Erinnerungen an ein traumatisches Erlebnis aus zwei verschiedenen Typen bestehen, welche in unterschiedlichen Darstellungsformaten gespeichert werden. Das verbal zugängliches Gedächtnis unterstützt gewöhnliche autobiografische Erinnerungen. Diese können bearbeitet werden und mit dem Rest der autobiografischen Wissensbasis interagieren. Der zweite Typ ist das situativ zugängliches Gedächtnis. Dieses unterstützt die spezifischen, traumabezogenen Träume und Flashbacks, welche für die PTBS markant sind.

Die vorliegenden Ergebnisse zeigten sich daher auch hier kontradiktorisch zu Loftus und Burns Behauptung (siehe vorheriges Kapitel).

Können Erinnerungen denn überhaupt verfälscht werden?

Ja.
Im Laufe der Zeit können z.B. Erinnerungen aus dem autobiografischen Gedächtnis verschwimmen oder vergessen werden. Weiter unterliegt die Wahrnehmung eines Menschen einem selektiven Prozess. Hierbei nehmen die Sinnesorgane nur für gegenwärtig als relevant eingestufte Reize auf, um so einer Reizüberflutung entgegen zu wirken. Jener Prozess kann daher zu einer sich jeweils unterscheidenden, subjektiven Wahrnehmung (und später Erinnerung) mehrerer Beobachter, der gleichen objektiven Gegebenheit führen. Ebenso gibt es die Möglichkeit „Scheinerinnerungen“ hervorzurufen (dazu im übernächsten Kapitel mehr).

Weiter lässt sich auch die emotionale Komponente verändern, wie Susumu Tonegawa und sein Team 2014 in seinem Gedächtnismanipulationsexperiment an Mäusen herausfand.
Dabei ließen sich die kontextuellen Erinnerungen, welche im Hippocampus gespeichert werden, mit den Emotionen, welche in der Amygdala kodiert werden, manipulieren.

Bei ihrem Experiment gingen sie so vor, dass männliche Mäuse in einen Käfig gesetzt wurden. Die eine Gruppe erhielt Elektroschocks, während die andere mit ihren Artgenossen herumtollen und spielen durfte.
Alle während dieses Experiments aktivierten Gedächtniszellen bekamen dabei, durch genetische Manipulation, einen Lichtsensor verpasst.
Das Laserlicht, welches direkt in den Hippocampus geleitet wird, fungierte hier als Trigger. Dieser rief bei den Mäusen später die Käfigerinnerung mit dazugehöriger Emotion (Angst oder Freude) hervor.

Wir selbst kennen es, wenn z.B. ein Lied mit einer positiven oder negativen Emotion (weil wir es bspw. nach einer Trennung hörten) verknüpft ist.

Die Forscher kehrten dieses Experiment nun um. Den Ängstlichen wurden Artgenossen zum Spielen vorgesetzt, während die freudigen Elektroschocks erhielten. Die Mäuse, welche vorher eine positive Emotion an die den Käfig hatten, entwickelten so eine neue Verknüpfung im Gehirn. Der Käfig machte ihnen Angst.

Festellen ließ sich hier, dass das „Wo“ (die kognitive Erinnerung an den Käfig) gleich blieb und sich nur das Gefühl veränderte.
Dieses Ergebnis ließ sich auch im Kontrollexperiment bestätigen. Hier wurde der Trigger (der Lichtsensor) in der Amygdala platziert, woraufhin sich immer noch die Emotion (Angst oder Freude) hervorrufen ließ. Eine Umverknüpfung fand jedoch nicht statt. Daraus folgerten die Forscher, dass sich die Amygdalazellen nicht mit den Hippocampuszellen verknüpfen lassen. Die Hippocampuszellen jedoch mit den Amygdalazellen.

➡ Heißt: Ich kann einer kognitiven Erinnerung ein neues Gefühl geben (z.B. kann die schlechte Erinnerung an die Schule, mit neuen positiven Erfahrungen „überspielt“ werden, sodass beim Gedanken an die Schule nun angenehme Gefühle ausgelöst werden). Ich kann ein Gefühl aber nicht mit einer anderen kontextuellen Erinnerung verbinden. Die mit einem Autounfall verknüpfte Todesangst kann z.B. nicht an des Besuch eines Shoppingcenter gebunden werden.

Wie funktioniert das überhaupt mit den Erinnerungen?

Die PTBS entsteht in Folge neurohormoneller Veränderungen, die durch akuten Stress, infolge eines Traumas, ausgelöst wurden. Dabei liegen Untersuchungen vor, die auf eine anhaltende Erhöhung der zentralen und peripheren Katecholamin-Aktivität (Dopamin, Adrenalin und Noadrenalin); der hormonellen Stressachse und der Opioid-Reaktionen (Schmerztoleranz/-wahrnehmung) verweisen (Charney, 1993; Van der Kolk,1994.). All diese Systeme haben komplexe Auswirkungen auf die Gedächtnisleistung. Dadurch kann es auch zu den bekannten Erinnerungsstörungen einer PTSD kommen (Kapfhammer 2001).

Traumatische Erfahrungen werden hier nicht im integrativen Gedächtnis des Hippocampus gespeichert. Jener Bereich unseres Gehirns ist für die normalen autobiografisch – kognitiven Inhalte zuständig. Diese werden episodisch integriert und in Raum und Zeit lokalisiert. Bei zu hohem Stress wird dieser Bereich jedoch dysfunktional und schaltet sich ab. Das traumatische Erleben kann daher nicht im episodischen Bereich des Gehirns, sowie nicht-traumatische Erinnerungen, integriert werden.

Erst sobald dieser Punkt (durch traumatischen Stress) überschritten wurde, übernimmt die Amygdala, deren Aktivität proportional zum Stresslevel ansteigt. Traumatische Fragmente werden also im implizierten (und nicht explizieten) Gedächtnis gespeichert. Hier kodierte Erinnerungsfragmente unterliegen daher nicht, wie jene im explizieten Gedächtnis, der kognitiven oder suggestiven Veränderbarkeit. Auch zeigen diese sich als starr; unflexibel; ohne Sprache und unzusammenhängend. Das traumatische Wiedererleben (Flachback) lässt sich weiter nicht durch einen bewussten Vorgang (sowie episodische Erinnerungen), sondern nur durch einen entsprechenden Trigger hervorrufen. Dabei zeigt sich das Erleben/Wahrnehmen des traumatischen Fragments im Hier und Jetzt, weshalb während eines Flashbacks auch nicht mehr zwischen dem sicheren ‚Heute‘ und dem gefahrvollen ‚Damals‘ unterschieden werden kann. (Van der Kolk & Van der Hart, 1991).

Hinzufügend sei hier der Unterschied zur ‚Verdrängung‘ zu erwähnen. Verdrängte Erinnerungen sind ähnlich den traumatischen Erinnerungen nicht bewusst abrufbar und wirken daher „wie gelöscht“ . Auch können sie ähnlich abrupt/nicht intendiert wieder auftauchen. Jedoch bleiben diese (verdrängten) Inhalte im explizieten Gedächtnis gespeichert, lediglich der Vorgang des bewussten Abrufens wird blockiert („weil man sich nicht erinnern will“ ). Aufgrund dessen bleibt diesen auch die zeitlich, räumlich und zusammenhängende Kodierung erhalten (keine Fragmentierung). Weiter können verdrängte Erinnerungen zwar ebenso parallel mit intensiven Gefühlen (Scham, Schuld, etc.) erscheinen. Diesen fehlt jedoch der überwältigende Charakter jener traumatischen Fragmente, wie sie im implizierten Gedächtnis auftreten.

Scheinerinnerungen

An dieser Stelle möchte ich zurück auf die weiter oben erwähnten „Scheinerinnerungen“ kommen. Hierbei handelt sich um einen Vorgang, welcher bei fast jedem Menschen schon einmal auftrat und völlig normal ist. Dieser lässt sich dennoch auch von Außenstehenden destruktiv benutzen (z.B. bei Gaslighting). Wo hierbei der Unterschied zu traumatischen Erinnungen liegt, führe ich am Ende aus.

Anhand suggestiver Fragen/Beeinflussung, Erzählungen, Bilder, Videoaufnahmen oder auch eigener innerpsychischer Vorgänge (aufgrund biografischer Lücken z.B.) können so etwas wie falsche Erinnerungen entstehen. Durch unprofessionelles, inkompetentes oder manipulatives („gerne mal damit arbeiten wollen“ , finanzielles Interesse, etc.) arbeiten eines Therapeuten oder Psychiaters, kam es daher tatsächlich bereits zu Fällen falsch erinnert geglaubten Missbrauchs. Aussagen wie z.B.: „Erinnern Sie sich nicht? Das war doch damals an diesem Ort und da ist Ihnen jenes auf diese exakte Weise geschehen.“ können innere Bilder dazu entstehen lassen. – In einem professionellen, therapeutischen Setting wird nur mit dem gearbeitet, was der Patient von sich aus mitbringt und preisgibt. Spekulationen oder expliziete Aussagen über mögliche, biografische Ereignisse (welche nicht zuerst vom Patienten geäußert wurden) haben hier nichts zu suchen und sollten daher ein deutliches Warnzeichen sein!

Man kann sich dies vorstellen, wie z.B. die in einem Roman detailliert beschriebenen Charaktere. Oft entsteht so aufgrund dieser Beschreibung ein inneres Bild/eine Vorstellung zum Protagonisten oder der Umgebung. Aufgrund suggestiv/manipulativer Erzählungen können die Gleichen inneren Bilder auftauchen und fälschlicherweise als reale Erinnerung fehlgedeutet werden. (Wobei sich diese jedoch relativ leicht von echten Erinnerungen, aufgrund ihrer Qualität, unterscheiden lassen)

Eben angeführtes stellt das Kernargument und damit Grundgerüst der False-Memory-Bewegung dar. Interessanterweise wird hier jedoch, trotz der Menge an Psychologen, Psychiatern und anderen Wissenschaftlern früherer FSMF-Reihen, ein wichtiges Detail bis heute ausgelassen.

Eben beschriebene „Scheinerinnerungen“ bleiben im explizieten/narrativen Gedächtnis lokalisiert.

Zu jenen kann man zwar negative Gefühle entwickeln, wie z.B Angst. Steigert man sich in Gedankengänge hinein, sind auch starke möglich. Diese sind und bleiben jedoch im explizieten Gedächtnis gespeichert.

Erst in einer für den Organismus so überwältigenden; lebensbedrohlichen und unausweichlichen Situation wird unsere Amygdala diesbezüglich aktiv. Hierbei handelt es sich um einen Notfall-Schutzmechanismus unseres Körpers, der das Überleben sicherstellen soll und erst greift, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. So entwickelt bspw. auch nicht jede vergewaltigte Person eine PTBS, obwohl jede Tat das gleiche Potenzial dazu bietet.

Dieser Teil unseres Gehirns unterliegt zudem keinen kognitiven Prozess. Traumasequenzen bzw. Flashbacks sind daher nicht suggerier- ; hypnotisier- oder anlesbar, da hier völlig andere Bereiche und Mechanismen im Gehirn aktiv sind. Zwar ließe sich ein Trauma beim Patienten, bspw. durch schwere emotionale (o.a.=) Gewalt von Seitens des Behandlers erzeugen. Dies wäre dann jedoch auch exakt auf diesen Auslöser bezogen (z.B. die emotionale Gewalt durch den Therapeuten). Dabei käme es dann nicht zu Flashbackinhalten, welche „sich der Therapeut ausgedacht und dem Patienten impliziert hat“ .

Satanic Panic

Eine Folgeerscheinung der FMSF ist die Satanic-Panic Bewegung. Jene leugnet die Existenz ritueller Gewalt gegenüber Kindern, verübt durch Sekten. Ein besonderes Augenmerk wird hier auf den „Satanismus“ gelegt. Immer wieder wird betont, wie Verschwörungstherapeuten ihren Patienten angeblich falsche Erinnerungen über satanischen Missbrauch einpflanzen. Dabei handelt sich bei diesen überwiegend um Erinnerungen an frühen, sadistischen Missbrauch. Meist ausgeübt durch eine breit verschachtelte heterogene Gruppe, welche im Ziel der bspw. Kinderprostitution (u. A.) homogene Ziele verfolgen. Ebenfalls wird von schwerster sadistischer, physischer und psychischer Gewalt gesprochen. Es wird über Elektroschocks berichtet, das Trinken von Urin oder Erbrochenen und anderer, weiterer Gewalt. Laut Satanic-Panic Vertretern sei das an den Haaren herbei gezogen und Nonexistent. Inwieweit das haltbar ist, darauf gehe ich in den Folgekapiteln ein.

Ebenfalls wird im Bereich, der durch rituelle Gewalt und Mind Control hervorgerufenen DIS meist von einer sogenannten „Programmierung“ gesprochen. Bekannte Vertreter der Satanic-Panic Bewegung in Deutschland, wie bspw. Lydia Benecke, sagen, dies sei nicht existent und möglich.

Zudem hörte ich in einem Video zu diesem Thema vor einiger Zeit folgende Aussage: „Dabei habe man längst festgestellt, dass es solche Tätergruppen gar nicht gibt“ – Wieder kommen mir einige Fragen dazu: Wie stellt man bei allein 83 Millionen Einwohnern nur in Dt. fest, dass es entsprechende Gruppen nicht gibt? Wie funktioniert dieses Überprüfeverfahren? Ruft man vllt. in jedem Haushalt an und fragt nach? Oder führt man Umfragen auf der Straße durch, wer ein Täter ist und wer nicht? Dann hätte man weiter jedoch immer noch keinerlei aussagekräftige Informationen über all die anderen Länder der Erde. Auch ließe sich nicht feststellen, ob dabei jeder die Wahrheit sagen würde oder nicht.

Man merkt vllt., dass „Festzustellen“ was dahingehend existiert und was nicht, sich doch etwas schwieriger gestaltet. Genau genommen ist es gar nicht umsetzbar und zu 100% validierbar. Dabei wären daher maximal Stichproben möglich, welche gemessen am nicht-erfragten Rest jedoch ebenfalls keinerlei Aussagekraft hätten. Hierzu lässt sich also nicht mehr als eine Meinung bilden, welche aber auch exakt so deklariert muss. Diese jedoch als sichern Fakt zu präsentieren, halte ich für sehr gefährlich. Besonders wenn man sich hierzu in Themen einmischt, von denen man scheinbar wenig versteht. Wenn man nur mal irgendwo mitreden möchte, finden sich genug Themen, an welchen keine echten Menschenleben hängen und mit denen man daher dann auch nicht spielen würde

Was hat es mit dem Satanismus auf sich?

Da sich vor allem immer wieder an dem Begriff Satanismus aufgehangen wird, möchte ich diesen zuerst erläutern. Rituelle Gewalt ist nicht gleich Satanismus. Satanismus ist zudem nicht gleich Teufelsanbetung oder düstere Kleidung. Ebenfalls ist Satanismus nicht das gleiche wie das Thema: „Weltelite“ . Genau genommen kam der Begriff erst um 1700 auf und wurde seitdem immer wieder von verschiedenen okkulten Gruppen oft als „Deckmantel“ genutzt. Viele Gruppen gab es jedoch bereits vorher und hatten/haben gar nichts mit dem christlichen Satan am Hut. Manche davon üben rituelle und organisierte Gewalt aus, bei anderen findet man nicht mal im Ansatz so etwas. Weiter gibt es auch noch die „Church of Satan“ , den neumodernen Satanismus nach LaVey. Jene Anhänger distanzieren sich öffentlich stark von ritueller Gewalt und erklären, sich gehörten eher einer geistigen Strömung an, welche sich mit Persönlichkeitsentwicklung, etc. beschäftigt.

Okkultismus reicht bis weit ins frühe Mesopotamien zurück und konnte in verschiedensten Kulturen, in unterschiedlichsten Epochen der Menschheit aufgefunden werden. Dabei ist das Feld dessen jedoch enorm groß, was auch bedeutet, dass nicht jede okkulte Gruppe Opfer darbringt oder destruktiv handelt. Zudem gibt es auch sehr viele Pseudo-Okkulte Gruppen, welche zwar oft so tun und auch manche Inhalte übernahmen, mit echten Okkultismus aber wenig zu tun haben. Auch diese findet man oft hinter dem Begriff Satanismus, unter dessen Deckmantel von diesen aber alles mögliche zusammengematscht und verübt wird.

So wird z.B auch Kindern aus solchen Sektenstrukturen teilweise unterschiedliche Glaubensrichtungen auferlegt. Während der einen Persönlichkeit ein satanischer Glaube vorgelebt wird, erfährt eine andere (im gleichen Kinderkörper=DIS) ein stark rassistisch geprägtes Weltbild bspw. mit Doktrinen vergangener Nazizeiten oder wie man sie aus dem Ku-Klux-Klan kennt. Wieder anderen Persönlichkeiten wird die ägyptische Mythologie gelehrt und jene haben keinerlei Ahnung von dem anderen, satanisch getarnten Glaubenssystem.

Nicht jede Handlung, auch wenn sie so getarnt wird, wird auch aus voller Überzeugung ausgeübt. Vorrangig geht es dabei darum, den Kindern so viel Angst wie möglich zu machen, um sie so zu indoktrinieren. Hier möchte ich auch unbedingt erwähnen, dass viele Täter besonders (für spätere Berichte hilfesuchender Betroffener) unglaubwürdige Kulissen/Szenarien erstellen. Ein Kind glaubt schnell das der Teufel vor ihm stünde, wenn sich ein Erwachsener so verkleidet. Und es sich zudem in der Hölle befände, wenn die Umgebung demensprechend umgestaltet wird. In späteren Berichten der mittlerweile erwachsenen Patienten hören sich diese Schilderungen dann höchst unglaubwürdig an.

Dagegen gibt es auch echte Okkultisten, die heute von uns als satanisch angesehene Symboliken verwenden (obwohl sie dies nicht sind). In den aller seltensten Fällen geht es dabei aber um Teufelsanbetung. Wie gesagt ist das Feld des Okkultismus ein Großes. Kinder die von bestimmten Praktiken oder Symboliken berichten, haben nicht automatisch das erlebt, was man heute unter „Satanismus“ versteht. Es wäre schön, wenn man hier differenzieren lernen würde.

Was ist eine Programmierung?

Wie erwähnt, wird abgestritten das es sowas wie „Programmierungen“ der Psyche überhaupt geben kann. Dies wird vorrangig als Argument herangezogen, das es rituelle Gewalt in dieser Form nicht geben kann.

Zum einen Verlinke ich noch einmal den Beitrag, worin ich beschreibe, wie eine DIS überhaupt entstehen kann. Wird der Stressfaktor auf das Gehirn des jungen Kindes zu groß, bildet sich eine dissoziative Barriere. Aufgrund dieser Barrieren entstehen die alternierenden Persönlichkeiten einer DIS. Dabei „bewohnt“ jede ein anderes Areal im Gehirn = getrennt durch die dissoziativen Barrieren. Ich möchte den Vorgang einer Programmierung hier nun versuchen in vereinfachter Form darzustellen:

Wir alle kennen den Begriff Konditionierung. Vor allem bei Hunden wird diese gerne angewandt. Diesen wird durch einen bestimmten Reiz (Trigger), wie z.B einer Handgeste, einem Wort oder ein Klicken eine Handlung (z.B „Sitz“ und der Hund setzt sich) beigebracht. Wir haben also einen Trigger, der zu einer Handlung führt.

Im organisiert/rituellen Kontext werden durch die vorher genannte Gewalt, neue Persönlichkeiten abgespalten (traumabasiertes Mind Control). Ohne Trauma, keine neue Abspaltung. Die neu entstandene Persönlichkeit ist ein neuer Mensch auf dieser Welt. Ohne Vorprägung, Kenntnisse o.ä. Jede einzelne Persönlichkeit wird nun auf eine bestimmte Handlung konditioniert. Person A reagiert nun z.B auf ein bestimmtes Wort (=Trigger), was eine Handlung hervorruft. Diese Handlung wiederum ist der Trigger, welche die nächste Person hervorruft und zu einer Handlung veranlasst. Usw. Ein Programm ist also „nicht mehr“ als eine Reihe konditionierter alternierender Persönlichkeiten. Jede von ihnen führt eine Handlung aus, was in der Verkettung zu einer Reihe von Handlungen führt. Einem „Programm“ . Stellt es euch wie Dominosteine vor.

Eine Programmierung ist also sehr wohl möglich, außer, es gäbe die DIS gar nicht. Deren Existenz aber durch vorhergenannte wissenschaftliche Belege nachweisbar ist.

Folgen der Satanic-Panic Bewegung in Dt. und CH.

Infolge der Satanic-Panic Bewegung stellten Therapeuten und Ärzte nicht nur die Behandlung Betroffener rituellen Missbrauchs, sondern auch die der DIS ein. Ärzte und Kliniken wurden dazu angehalten sich von ritueller Gewalt zu distanzieren. Ebenso schlossen Opferberatungsstellen ihre Pforten für Betroffene. Therapeuten oder behandelte Ärzten stellten weiter die Behandlung der DIS ein und konzentrierten sich von nun an auf die Behandlung der Borderline-PS bzw. einer DBT-Therapie. Zurück blieben die Opfer schwersten Missbrauchs in frühster Kindheit. Jene erhalten seitdem nicht nur keine Behandlung mehr bei Therapeuten und in Kliniken, sondern sie wurden auch als Lügner und „Wahngetriebene“ dargestellt. Auch DIS-Betroffene unter sich grenzen nun teils jene mit organisierten Hintergrund aus, da diese für die fehlende Behandlung der anderen (reaktiv) Betroffenen DIS-Patienten als verantwortlich angesehen werden.

Auch in Deutschland machen sich die ersten Auswirkungen dieser Bewegung spürbar. So schloss z.B. das Bistum Münster, welches selbst 2014 eine Sammlung Berichte von Betroffener in Buchform („Rituelle Gewalt – Das (Un)heimliche unter uns“ ) herausgab. Und auch hier erleben wir zunehmend eine Distanzierung von den Opfern ritueller Gewalt. So gab erst vor kurzem der Spiegel einen Artikel heraus: „Im Wahn der Therapeuten

Die zusammenfassenden Folgen für Betroffene sind jene, dass sich Behandler weigern diese aus Angst zu behandeln. Aber auch, dass eben jene den Therapeuten selbst nicht mehr glauben. Ich persönlich habe im Kontakt mit Betroffenen noch nie jemanden kennenlernen dürfen, der die eigenen Symptome und Erinnerungen nicht herunterspielte oder wiederholt hinterfragte, um so den inneren Schmerz überhaupt ertragen bzw. rationalisieren zu können. Was nicht heißt, das es eben jene nicht auch gibt. Nur sind diese viel seltener anzutreffen. Seltener als impliziert.

Und auch die Angst niemand glauben zu können ist bereits seit tiefster Kindheit, verursacht durch Täter, verankert. Die aktuellen Geschehnisse haben zur Folge, dass nicht nur Betroffenen kein Glaube mehr geschenkt wird (und Täter dadurch unbehelligt weiter agieren können), sondern auch das Betroffene ihren Therapeuten nicht mehr vertrauen. Was die Voraussetzung einer erfolgreichen Therapie ist. Sofern diese überhaupt noch angeboten werden. Die Bewegung der SP hat zur Folge, dass sich Betroffene weiter isolieren. Und vor allem: Mit niemand darüber sprechen. So werden die Täter weiterhin geschützt. Und die Taten geraten in Vergessenheit… Bis es eine erneute Aufarbeitung gibt. Denn all dies erlebten wir ja bereits schon einmal in den 90er Jahren.

Borderline und DIS

Eine weitere Behauptung vieler FMSF-Vertreter ist, dass die DIS eine Form der Borderline Personality Disorder (BPD) sei. Hier möchte ich dazu mehrere Meinungen anführen:

Fiedler (2001) beschreibt hier zum Einen Vertreter der Annahme : „Eine dissoziative Identitätsstörung der Borderline-Patienten könne lediglich als Ausdruck der Störung aufgefasst werden“ . Die Identitätsprobleme und Dissoziationen sein bereits durch die BPD abgedeckt, weshalb die DIS von vielen Vertretern noch immer als Teil der Borderline-Störung angesehen wird. Er kritisiert hierbei, dass dies der Grund sei, warum die Komplexität und Notwendigkeit eines differentialdiagnostischen Prozesses, vor allem im Bezug zur DIS, keine Beachtung findet.

Bei der Prototypenhypothese spricht man von 2 Typen BPD. Eine BPD mit Dis, welche als schwerere Form angesehen wird. Und eine BPD ohne Dis.
Hier liegt meiner Meinung nach der Denkfehler darin, dass der Ansatz außer Acht gelassen wird, welches die BPD als eine externalisierende Form der KPTBS angesehen werden kann (Dulz-Handbuch). Wobei eine komplexe Posttraumatische Belastungsstörung bzw. langanhaltender traumatischer Stress eine Voraussetzung für die Entstehung einer DIS ist. Ausgehend von dieser Annahme wäre die BPD, entweder in ihrer externalisierenden (BPD) oder internalisierenden (kPTBS) Form in der DIS inkludiert.

Eine weitere dritte Meinung ist jene der distinkten Störungen (Fiedler 2001). Vertreter dieser Position berufen sich darauf, dass viele
DIS- Patienten die Kriterien einer BPD nicht erfüllen und somit beide Störungen auseinanderzuhalten sind. Weiter wird hier auch „das Vorliegen eindeutiger Identitätswechsel (DIS) bzw. durch Identitätsstörungen ohne dissoziative Wechsel (BPD)“ als wichtiger Unterschied genannt. Zudem wird erwähnt, dass kein automatischer Zusammenhang beider Störungen, auch bei ähnlicher Ätiologie, hergestellt werden kann.
Besonders die dritte Meinung wiederholt daher die Notwendigkeit einer umfangreichen Differenzialdiagnostik.

Wissenschaftliche Untersuchungen zur DIS und BPD

Zuerst sprechen wir über eine Untersuchung, welche die Symptome und Mechanismen der Dissoziation der DIS und BPD vergleicht. Dabei wurden 75 Patienten, welche nach dem strukturierten Interview des DSM-IV diagnostiziert wurden und 100 nach dem DSM-IV diagnostizierte BPD- Patienten verglichen. Der MID-Score (Multidimensional Inventory of Dissociation) der DIS-Gruppe war dabei signifikant höher, als jener der BPD-Gruppe. Weiter wiesen die DIS-Patienten andere Prädikatoren der MID-Kernysymptome auf, als die BPD-Patienten. Bei der DIS-Gruppe schienen hier überwiegend für die dissoziativen Symptome, wenn auch nicht für alle, die alternierenden Persönlichkeiten verantwortlich zu sein.

Dagegen wiesen nur 24% der BPD-Patienten (mit dem höchsten MID-Wert) veränderungsbedingte dissoziative Erfahrungen auf. Dabei wurde weiter auf unterschiedliche diesen zugrundeliegenden Mechanismen verwiesen: 1. BPD-spezifische, stressgebundene, schnelle Veränderungen des Selbstzustands (Ego-Stats); 2.-3. nicht-defensive Störungen des Rahmens der Wahrnehmungsorganisation mit oder ohne begleitenden BPD-spezifischen dissoziationsähnlichen Zerfall affektiver/neurokognitiver Funktionen; 4. eine defensive Distanzierung oder Loslösung von Stress (= einfache Depersonalisierung)

Eine weitere Studie wertete Rorschach-Ergebnisse aus. Jene sollte Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen 67 Patienten mit DIS und 40 Patienten mit BPD vergleichen. Wie erwartet unterschied sich die DIS-Gruppe signifikant von der PTBS-Probe durch ein viel höheres Maß an traumatischen Assoziationen, neben ihrer logischen Argumentation.

Studien zu rituellen Missbrauch

Anhand von Rorschach-Tests verglichen Leavitt und Labott (2000) Patienten, welche 1. sexuellen Missbrauch innerhalb satanischer Kulte meldeten. 2. Patienten von sexuellen Missbrauch, ohne rituellen Hintergrund. Und 3. nicht missbrauchten Patienten. Die ersten beiden Gruppen berichteten von Amnesien aufgrund des sexuellen Traumas und ersten Erinnerungen ab dem 18. Lebensjahr. Bei beiden fehlten zudem psychotische oder neurologische Symptome. Anhand von 41-Rorschach-Inhalten wurde die Häufigkeit der Antworten in Zusammenhang mit satanisch-rituellen Missbrauch verglichen. Jene Gruppe, mit rituellen Hintergrund, gab signifikant mehr Rorschach- Antworten mit satanischem Inhalt. Die spezifischen Wahrnehmungen in Bereich stachen besonders hervor: Masken, verstümmelte Körper, verletzte Babys, bedrohlichen Augen, Roben, Blut, Messer und besonderer Zeremonien.

Entscheidend waren dabei die Muster, in welchen die 1.Gruppe Muster erkannte, die als Trigger fungierten. Hierbei kam es immer wieder erneut zu Flachbacks und Intrusionen, welche festgestellt werden konnten. Bei dieser Studie ging es daher nicht nur um die Interpretation der jeweiligen Teilnehmer.

Eine weitere Studie ergab, dass diese Ergebnisse nicht mit dem Grad der Medien- und Krankenhausumgebung der Patienten in Verbindung standen, die dem Thema des satanischen rituellen Missbrauchs ausgesetzt waren. Gegenteilig war eine geringere Medienpräsenz mit dem Entstehen satanischerer Inhalte verbunden, die von rituellen Missbrauch berichteten, ein Beweis dafür, dass Erzählungen über rituellen Missbrauch nicht vorrangig das Produkt einer Ansteckung durch eine besondere Darstellung seien.

In einer Studie von Leavitt und Labott (1998a) konnte festgestellt werden, dass Patienten die über rituellen Missbrauch berichteten mehr Antworten in einem Wortassoziationstest gaben. Diese lieferten Inhalte über satanisch-rituellen Missbrauch.

Weiter führte Mangen (1992) 25 psychologische Untersuchungen mit bereits als Opfer rituellen Missbrauchs identifizierten Betroffenen durch. Identifiziert u.a durch das WAIS-R, Rorschach, dem Thematic Apperception Test oder anderer Story-Telling-Tests. Dabei stellte er fest, dass die Test-Situation an sich bereits große Angst bei den Patienten hervorrief. Verschiedene Reize der Tests zudem oft Dissoziationen, dissoziatives Wechseln der Persönlichkeiten und Flachbacks hervorriefen. Er konnte beobachten, dass sich viele der Antworten als psychotisch klingend anmuteten. Genauere Untersuchungen aber ergaben, dass diese aus den traumatischen Erfahrungen und dem rituellen Kontext herrührten.

Urteile im Bereich der rituellen Gewalt (und weiteres)

Hier gilt als sehr wichtig anzuführen, warum es in Dt. keine Verurteilungen auf dem Gebiert ‚rituelle Gewalt‘ gibt: Da das deutsche Gesetz jenen Begriff der rituellen Gewalt nicht kennt, kann es dementsprechend auch keine Verurteilungen aufgrund dieses Strafbestandes geben. Weiter möchte ich jedoch einige Bsp. anführen, bei welchen es zu Verurteilungen aufgrund organisierten, sexuellen Missbrauchs mit rituellen Charakter kam. Betonen möchte ich hier jedoch noch einmal dringlich, dass es sich lediglich um Bsp. und nicht um alle öffentlich bekannten Fälle handelt.

Nevada

(Carson City)

Martha Helen Felix und ihr Neffe Felix „Paco“ Ontiveros wurden wegen Verbrechen gegen Kinder verurteilt, die in ihren Babysitterdienst gestellt wurden. Bei einer vorläufigen Anhörung im Jahr 1985 verwiesen Kinder auf das Trinken von Blut, das Töten von Tieren und andere Rituale. Bei der Anhörung wurden Fotos der Angeklagten von „mumifizierten Kindern“ vorgelegt. (Ross, 1986).

Neuseeland

(Christchurch)

Peter Hugh McGregor Ellis, 35, war ein ehemaliger Angestellter einer Kindertagesstätte. Am 5. Juni 1993 in 16 Fällen des sexuellen Missbrauchs von sieben Kindern verurteilt. Ellis wurde zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt.

Die Kinder die die Schule besuchten, beschrieben bizarren sexuellen Missbrauch mit Hinweisen auf beängstigende Rituale. Die Kinder behaupten, sie seien aus der Tagesstätte entfernt und an andere Orte gebracht worden. Darunter zu einem Friedhof und einer Freimaurerloge, wo sie von schwarz-weiß gekleideten und maskierten Erwachsenen misshandelt wurden. Zusätzlich zu ihren Berichten, dass sie für pornografische Zwecke verwendet wurden, beschrieben die Kinder, dass sie in einem Kreis missbraucht wurden. Sie beschrieben das Singen und die Teilnahme an Scheinehen. Gefesselt und in unter der Erde in vergrabenen Käfigen und Kisten (in Teilen okkulter Gruppen ein Initationsritual) eingesperrt zu sein. Mit Nadeln und Stöcken durchstochen worden zu sein. Zeuge der Folter und Tötung von Tieren und unter Drogen gesetzt worden zu sein. Weiter gezwungen zu werden, andere Kinder zu verletzen; Blut über ihre Köpfe fließen zu lassen. Zudem mussten sie konsumieren, was ihnen als menschliches Fleisch dargeboten wurde.

Florida

(Dade County)

Francisco Fuster, 36, wurde 1985 in 14 Fällen des Kindesmissbrauchs für schuldig befunden und zu mindestens 165 Jahren Gefängnis verurteilt. Fuster war zuvor wegen unzüchtigen und lasziven Angriffs auf ein 9-jähriges Mädchen verurteilt worden und hatte vier Jahre wegen Totschlags im Gefängnis gesessen. Mehr als 50 Kinder beschuldigten Fuster und seine Frau Iliana des Missbrauchs, welche Drogen, Pornografie, Tiermorde und anale Vergewaltigung mit einem Kruzifix umfasste. Fusters 7-jähriger Sohn wurde wegen Tripper im Rachen behandelt.

Iliana Fuster, eine 17-jährige gebürtige Honduraserin, behauptete ebenfalls, von Fuster geschlagen und sexuell missbraucht worden zu sein. Sie gestand ihre Rolle bei den Verbrechen gegen die Kinder und sagte gegen ihren Ehemann aus. Iliana Fuster erhielt eine 10-jährige Haftstrafe. (Hollingsworth, 1986).

North Carolina

(Edenton)

Robert F. Kelly, Jr. war Miteigentümer des Little Rascals Day Care Center. Er wurde 1992 in 99 von 100 Fällen des sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt. Kelly wurde zu 12 aufeinanderfolgenden lebenslangen Haftstrafen verurteilt, eine für jedes Kind, das gegen ihn aussagte. (Chicago Tribune, 23.-24. April 1992).

Zwölf Kinder sagten aus, Kelly habe sie sexuell belästigt. Sie weitere gezwungen, Sex mit anderen Kindern zu haben, während sie fotografiert wurden. Sich zudem in Gegenwart von Kindern an sexuellen Handlungen beteiligt. Die Kinder beschrieben, dass sie gezwungen wurden, Fäkalien zu essen, mit Schlangen bedroht, mit Spielzeug, Stöcken und anderen Gegenständen penetriert wurden. An Bäumen aufgehängt und gefesselt in Säcke gesteckt wurden und dabei waren, als Säuglinge getötet wurden. (Allegood, 1991-1992).

Ohio

(Mansfield)

Zwei jugendliche Babysitter der First Presbyterian Church wurden wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt, während die Eltern der Opfer Gottesdienste besuchten
Lawrence Rohde und Scott Butner.
Nicht weniger als 50 Kinder gaben an, sexuell missbraucht und von der Kirche in bewaldete Gebiete gebracht worden zu sein, wo sie, wie sie sagten, gezwungen wurden, sich an Kinderpornographie, Kindesmord und Verstümmelung von Leichen zu beteiligen. Die Eltern der Opfer forderten, Anklage gegen angeblich beteiligte erwachsene Kirchenmitglieder zu erheben,. Jedoch wurden nur Rohde und Butner angeklagt.

Tennessee

(Memphis)

Frances Lucindy Ballard war eine Lehrerassistentin im Georgia Hills Early Childhood Center. Sie wurde 1987 in einem Fall wegen schwerer sexueller Nötigung für schuldig befunden und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.

Neunzehn Kinder hatten sie im Juni 1984 zunächst des sexuellen Übergriffs beschuldigt, unter anderem wegen satanischer Rituale, Morddrohungen und Tieropfern.

Im Februar 1991 wurde Ballards Verurteilung mit der Begründung aufgehoben, dass eines von mehreren Videobändern, die Polizeiinterviews mit Kindern zeigten, überklebt und somit gelöscht worden war, bevor es von der Verteidigung eingesehen werden konnte.

New Jersey

(Maplewood)

Margaret Kelly Michaels war eine Lehrerin an der von einer Episkopalkirche betriebenen Kindertagesstätte Wee Care. Sie wurde im April 1988 in 115 Fällen des sexuellen Missbrauchs von Kindern für schuldig befunden und zu 47 Jahren Gefängnis verurteilt. Neunzehn Kinder im Vorschulalter sagten aus, Michaels habe sie sexuell missbraucht und Ritualen unterzogen. Bei diesen ging es um Urin, Kot, Erdnussbutter und Gelee, blutige Tampons und Penetrationen mit Besteck.

Colorada

(Denver)

William L. Acree, ehemaliger Heroinsüchtiger und Betreiber einer Übergangsunterkunft für jugendliche Straftäter, wurde im Februar 1983 wegen zweifacher Prostitution von Kindern und eines sexuellen Übergriffs auf ein Kind verurteilt. Acree wurde zu 90 Tagen Gefängnis verurteilt, davon 5 Jahre zur Bewährung unter der Bedingung, dass er sich mindestens 4 Jahre lang einer psychiatrischen Behandlung unterzieht.

Die Opfer waren Männer im Alter von 10 bis 17 Jahren, die satanische Tätowierungen zeigten und sich selbst als Mitglieder von Acrees „Zirkel“ bezeichneten. (Newton, 1996).

Kalifornien

(Bakersfield)

Alvin und Deborah McCuan, Scott und Brenda Kniffen sowie Rodney und Linda Phelps (Eltern von Deborah McCuan) wurden 1982 wegen sexueller Belästigung von Kindern angeklagt. Zu den mutmaßlichen Opfern gehörten ihre eigenen Kinder, die zwischen Familien gehandelt und für Gruppensex verwendet wurden, sowie Kinder aus der von Deborah McCuan geführten Bluebird-Truppe und der nicht lizenzierten Tagesstätte in ihrem Haus. Die McCuans und Kniffens wurden 1983 in allen Anklagepunkten verurteilt und zu Gesamthaftstrafen von über 1.000 Jahren verurteilt. Die Phelps flohen aus der Stadt und verschwanden, nachdem sie wegen 33 Anklagepunkten angeklagt worden waren.

Rituelle Elemente in dem Fall wurden damals von den Behörden ignoriert. (Newton, 1996).

Ein zweiter innerfamiliärer Kindersex-Ring wurde in Bakersfield aufgedeckt und strafrechtlich verfolgt, wobei die Prozesse bis 1985 andauerten. Fünf erwachsene Angeklagte wurden verurteilt, darunter: Richard Cox, 47 (14 Anklagepunkte); Ruth Ann Taylor, 31 (14 zählt); Anthony Cox, 25 (7 Punkte); George Cox, 24 (7 zählt); und Theresa Cox, 21 (3 Zählungen). Die Haftstrafen reichten von 10 bis 41 Jahren. (Newton, 1996).

Sieben Angeklagte eines anderen Kindersex-Rings in Bakersfield wurden im August 1985 mit mehreren Anklagen verurteilt, darunter Kindesmissbrauch und -gefährdung, Angriff mit einer tödlichen Waffe und Herstellung von Kinderpornografie. Wayne Forsythe, 28, wurde in 41 verschiedenen Anklagepunkten verurteilt. Andere Angeklagte, die jeweils in mindestens 50 Fällen verurteilt wurden, waren Forsythes Frau Colleen Dill Forsythe, 26; Ricky Pitts, 31, und seine Frau Marcella Pitts, 29; Wayne Dill, 26 (Colleen Forsythes Bruder); Grace Dill, 50 (Mutter von Colleen Forsythe und Wayne Dill); und Gina Müller.

Leroy George Stowe III. wurde wegen Kindesmissbrauchs in 16 Fällen für schuldig befunden und im März 1985 zu 30 Jahren Haft verurteilt. Kurz nach seiner Verurteilung erweiterten die Opfer in dem Fall ihre Offenlegungen um anschauliche Beschreibungen satanischen rituellen Missbrauchs und Mordes, an denen neun weitere Angeklagte beteiligt waren.

Robert S. Wilkins, 38, und Lori Elizabeth Bartz, 22, wurden im Juli 1987 in acht Fällen des sexuellen Missbrauchs von Kindern aus Bartz‘ nicht lizenzierter Kindertagesstätte für schuldig befunden . Die ursprüngliche Liste der Anklagen aus dem Jahr 1984 umfasste 92 Fälle von sexuellen Handlungen, die Mädchen im Alter von 10 bis 15 Jahren aufgezwungen wurden. Die Opfer beschrieben das Zeigen von Waffen, Drohungen und okkulten Ritualen, bei denen Bartz vorgab, die Stimme Satans zu kanalisieren, und erzählte dies Kinder „Das ist der Teufel; tut, was ich sage.“ Beide Angeklagten erhielten lange Haftstrafen. (Newton, 1996).

(Santa Rosa)

Darryl Ball und Charlotte Thrailkill verhandelten über Belästigungsvorwürfe und wurden zu erheblichen Haftstrafen verurteilt. Die Eröffnungserklärung des Staatsanwalts bezog sich auf den rituellen Aspekt der Verbrechen, und Kinderopfer beschrieben satanische Zeremonien, die rituelle Morde beinhalteten.

Connecticut

(Bridgeport)

Kerri Lynn Patavino, 28, eine Schulbusfahrerin, wurde im August 1996 wegen gesetzlicher Vergewaltigung verurteilt, weil sie einen 14-jährigen Jungen verführt hatte, der sagte, sie habe ihn beim Sex in seltsame Rituale verwickelt. (Northwest Herald, 1996).

Der Junge sagte aus, dass Patavino ihr einmal mit einer Rasierklinge in den Arm geschnitten und ihn gezwungen habe, ihr Blut abzulecken. Nach Angaben der Polizei schickte Patavino dem Jungen Liebesbriefe, die mit okkulten Symbolen verziert und in ihrem Blut unterschrieben waren. Während des Prozesses trug Patavino ein Pentagramm-Medaillon um den Hals. (The News-Times, 1996).

Patavino wurde zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. (Northwest Herald, 1996).

Arkansas

(West Memphis)

Drei Teenager wurden wegen Sektenmordes an drei 8-jährigen Jungen verurteilt. Michael Wayne „Damien“ Echols, 19, und Charles Jason Baldwin, 16, wurden am 18. März 1994 in jeweils drei Fällen des Mordes an der Hauptstadt für schuldig befunden (Chicago Tribune, 1994).

Misskelley gestand seine Rolle bei den Morden und sagte der Polizei, die Morde seien mit einem Kultritual verbunden, das die Vergewaltigung und Verstümmelung von Opfern beinhaltete. (Chicago Tribune, 1993). Bryn Ridge, Polizeidetektiv aus West Memphis, sagte aus, dass Elemente in dem Fall auf die Arbeit einer satanischen Sekte hinwiesen. (Sullivan, 1994).

Steve Branch, Christopher Byers und Michael Moore verschwanden im Mai 1993 beim Radfahren. Ihre nackten Körper wurden am nächsten Tag in einem Entwässerungsgraben gefunden. Die Jungen waren gefesselt, vergewaltigt und geschlagen worden. (Chicago Tribune, 1993). Ein Kind war sexuell verstümmelt worden. Ein Zeuge sagte aus, dass einer der Angeklagten das Blut des Opfers getrunken habe. (Sullivan, 1994).

Weitere Fälle, ohne Verurteilung

(Belgien)

Die Behörden untersuchen eine mögliche Verbindung zwischen dem belgischen Kindersex- und Mordskandal und einem selbsternannten satanischen Orden von Abrasax. Die Polizei beschlagnahmte 500 Videokassetten, von denen angenommen wurde, dass sie Hardcore-Kinderpornografie, Computerdiscs, zwei menschliche Schädel und Krüge mit Tierblut zeigten. (Sunday Express, 1997 und Sunday Times, 1996)

(Finnland)

Die Polizei in Finnland entdeckte eine „riesige Computerbibliothek mit Kinderpornografie, die Bilder von Folter, Verstümmelung und Kannibalismus enthielt“. Der Besitzer der Kinderpornografie wurde nicht festgenommen, da die Verbreitung von Hardcore-Kinderpornografie in Finnland ein geringfügiges Vergehen ist. (Welt, 1996.)

(Distrikt Columbia)

Eine Polizeirazzia fand Fotos, Computeraufzeichnungen und andere Dokumente. Ein Zollagent hielt fest: „Die Dokumente offenbarten detaillierte Anweisungen zur Beschaffung von Kindern für nicht näher bezeichnete Zwecke. (Tamarkin, 1994). Ein Fernschreiben ordnete ausdrücklich den Kauf von zwei Kindern in Hongkong. Andere Akten beziehen sich auf die Aktivitäten und Mitglieder von The Finders im Ausland. Und es wurde eine große Menge an Daten über verschiedene Kinderbetreuungsorganisationen gesammelt.

In einem Bereich des Lagerhauses schien es laut dem Ermittlerbericht einen Altar zu geben. In der Nähe befanden sich Gefäße mit Urin und Fäkalien. Die Durchsuchungsbefehle ergaben auch Nacktfotos von Kindern, deren Genitalien akzentuiert und ausgestellt waren. ‚ Ein Album enthielt eine Reihe von Fotos von Erwachsenen und Kindern, die in weiße Laken gekleidet waren und an der Hinrichtung, dem Ausweiden, Häuten und Zerstückeln von Ziegen teilnahmen. Ein Foto zeigte die Entfernung der Hoden eines männlichen Ziegenbocks. Ein anderes zeigte ein weinendes Kind, das einen geköpften ansah Ziege. Tatsächlich wurden der Ziegenkopf und die Ziegenhäute von der Staatspolizei von Virginia während einer Durchsuchung einer Farm entfernt, die der Finders-Gruppe gehört.“ (Tamarkin, 1994).

(New Hampshire)

Am 1. März 1991 verhafteten FBI-Agenten drei Männer, die verdächtigt wurden, einen großen Kinderpornografiering zu betreiben. Die drei angeklagten Männer waren Wayne H. Bailey, 56, aus Fairhaven. Dieser war ein Tontechniker für einen Fernsehsender in Providence,.  Brian K. Schultz, 44, war ein Mann aus Barrington, der angeblich Kinderpornografie unter dem Namen „New England Video Exchange“ reproduzierte.  Zudem Mark Colen, 44, aus Brooklyn, Connecticut, der eine Firma leitete, welche angebliche Pornofilme vervielfältigte und verbreitete.

Polizeibeamte sagten, Videobänder, die bei Durchsuchungen der Häuser und Geschäfte der Männer gefunden wurden, zeigten die Folter schwangerer Frauen. Die Belästigung von Kindern durch Erwachsene. Junge Frauen, die sexuelle Aktivitäten mit Tieren hatten. Kinder, die aufeinander urinierten und menschliche Fäkalien einnahmen, und verschiedene bizarre sexuelle Handlungen mit „satanischen“ Obertönen. Einige der Kinder waren erst sechs Jahre alt. (Ford, 1991 und Gaines, 1991).

Kunst

Weiter möchte ich hier einige Werke zweier ausgewählter Künstlerinnen (wobei es auch hier weiter diesbzgl. gibt) mit anführen. Wie jene zustande kommen, ohne das etwaiges existiert, überlasse ich der Fantasie des Lesers:

Die bekannte Künstlerin Kim Noble, welche selbst unter einer Dissoziativen Identitätsstörung leidet:

Sowie die schwedische Künstlerin Lena Cronqvist, welche diese (u.w.) Bilder Anfang des Jahres 2023 in einer Ausstellung im europäischen Parlament präsentierte:

Das Betroffenen-Projekt: Walk of DIS

Aufgrund der aktuellen Problematik rund um die FSMF und Satanic-Panic Bewegung, gründeten Betroffene ein Projekt zum Thema: „Unsere Stimmen werden laut“ , welches ich hier in Ausschnitten wiedergeben möchte. Weitere Aussagen lassen sich auf Instagram unter ‚Walk of Dis‚ finden.

Weitere Informationen zum Thema rituelle Gewalt und Menschenhandel

  • Erklärvideo: Sexualisierte Gewalt in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen
  • Eine ZDF-Doku über Satanismus, Kannibalismus und Menschenopfer in Deutschland
  • Doku ,,Missbraucht im Namen Gottes“
  • Doku ,,Ritueller Missbrauch, Satanismus und Okkultismus“
  • Doku ,,Ritueller Missbrauch in Deutschland“
    Teil 1 
    Teil 2 
    Teil 3
  • Doku ,,Pädophilen Netzwerke – die Täter arbeiten mit hochkomplexen Methoden“ 
  • Doku ,,Satanismus, Kannibalismus und Menschenopfer in Deutschland“ 
  • Doku ,,Kinderhandel“ (Arte)
  • Doku ,,Kinderhandel in Kamposcha“
  • Doku „Menschenhandel im Darknet“
  • Doku ,,Kindesmissbrauch am hellichten Tag“ 
  • Doku ,,Sklavenmädchen Indiens – Wie bestialisch Menschen sind“ 
  • Doku ,,Operation Zucker“
  • DarkNet-Monster: Das Video zeigt die Zerstückelung von Babies (hierzu sein die Thesen von Lydia Benecke erwähnenswert, es gäbe keine Snuff-Videos. Leider lassen sich Echtheit etwaiger Videoaufnahmen relativ gut feststellen) 

Warum ignorieren Menschen das Leid der Betroffenen?

U.a neigen wir Menschen nicht dazu, uns gerne mit dem Schrecken der Welt zu beschäftigen. Dies liegt nicht nur an jener Tatsache, dass wir eigentlich zur Harmonie streben, sondern auch an Folgendem: Wenn wir uns dem Schrecken, welcher tagtäglich vor und teilweise innerhalb unserer eigenen Haustüren geschieht, bewusst würden, wären wir gezwungen unsere bisherige Vorstellung und Einstellungen bzgl.
Negativem zu ergänzen. Hierbei kämen unsere bisherigen Erfahrungen und unser bisheriges Identitätskonstrukt ins Wanken. Darüber hinaus wären wir dazu angehalten zu handeln. Jedoch erfordert dies Selbstverantwortung und Denken abseits dessen, dass es ein Staat (o.Ä. Autoritätspersonen) schon für uns richten wird. Andernfalls verspürten diejenigen, welche rituellen Missbrauch anerkennen, ebenso eine Hilflosigkeit und Ohnmacht; ähnlich der Betroffenen.

Hier möchte ich zudem auch unbedingt die Thematik der kognitiven Dissonanz mit anbringen, welche entsteht, wenn wir die erlebte Realität als nicht aushaltbar erachten. Hierbei verzerren wir jene so, dass wir wieder in ihr leben können. Destruktive Handlungen und Erleben werden hierbei entsprechend rationalisiert und umgedeutet, so dass sie entweder gut oder weniger schlimm erscheinen.

Zudem wurden auch Therapeuten jahrelang darin ausgebildet, dass die Ursachen für psychische Erkrankungen entweder in der Psyche oder im Gehirn des Betroffenen lägen. Lange sprach niemand darüber, das psychologische Phänomene auftreten, aufgrund dessen was dem Betroffenen widerfahren ist (Symptom- statt Ursachenforschung). Eine der „jüngsten“ Versuche in diese Richtung unternahm Sigmund Freund mittels seiner Verführungstheorie, welche jedoch schnell von der damals vorherrschenden Fachwelt abgeschmettert wurde.

Und auch heute noch neigen wir Menschen dazu, die Welt lieber in einem positiven bzw. positiveren Licht zu betrachten, als sie tatsächlich ist. Im Okkulten gibt es einen Grundsatz: „Wie im Großen, so im Kleinen“ – So wie der individuelle Mensch seine Traumata, aufgrund der Schwere kaum ertragen, geschweige denn anerkennen (Verleugnung) kann, so kann es dies auch nicht das Kollektiv (Gesellschaft). Die Last wiegt zu schwer. Das Wegschauen (Ignoranz) ermöglicht hier den einfacheren Weg.

Existieren Täternetzwerke und systematischer Kindesmissbrauch?

Hierzu möchte ich dem Leser eine Auswahl weiterführender Links, unterschiedlichster Herkunft über eben jene Thematik, des letzten Jahrzehntes widergeben. Auch hier sei besonders hervorzuheben, dass es sich hierbei lediglich um eine Auswahl und keinesfalls um eine vollständige Sammlung handelt. Auch hier möchte ich dem Leser überlassen, inwieweit es realistisch ist, dass jene als Einzeltäter handelten. Zudem darf nicht außer Acht gelassen werden, dass für entsprechend aufgefundenes Material auch Konsumenten existieren müssen….

  • Kardinal Pell (Vatikans oberster Finanzchef) wegen Kindesmissbrauch hinter Gittern (später wurde er in Australien wieder freigesprochen)

Schlusswort

Ich persönlich erwäge es nicht, den FMSF/SP- Vertretern ihre Thesen abzusprechen. Wie an etwaigen Beispielen jedoch festgestellt, sind diese wissenschaftlich nicht haltbar. Sollten andere, umfangreiche Studien dazu vorliegen und zudem das Erleben und die Schilderungen Betroffener zudem auf eine andere Weise erklärbar sein, als durch Suggestion der Therapeuten, wäre ich dafür offen. Jenes würde ich, selbstverständlich, in einem extra dafür vorgesehenen Beitrag gleichermaßen erläutern und aufnehmen.

Das erwähnte Erinnerungen nicht nur durch Therapeuten herbeigeführt wurden, wenn gleich ich dies auch in Einzelfällen nicht absprechen möchte, lässt sich u.a auch dadurch feststellen, dass Erinnerungen bei Betroffenen in vielen Fällen, seien es durch Träume oder Flachbacks, bereits vor einem Therapieantritt auftraten. Des Weiteren traten diese Erwähnungen auch in Regionen, welche wenig bis keinen Zugriff auf das Internet hatten/haben oder weit vor in Kraft treten des Internets oder anderer, etwaiger Medienberichte, auf.

In Schlussfolgerung der vorliegenden Dokumentationen und Studien möchte ich hier daher, nach bisherigen Stand, die These aufstellen, dass die FMSF-Bewegung nicht nur von Tätern (teils verurteilten) geründet wurde, sondern eben jene diesen auch zum Schutz dienen soll. Opfer unglaubwürdig darzustellen oder jenen die Erinnerungen abzusprechen/verdrehen (Gaslighting) ist keine Methode, unterschiedlichster Täter, welche selten Anwendung findet.

Hierbei möchte ich auch eine Frage an verschiedenste Journalisten stellen:

Für die Recherche dieses Beitrags benötigte ich, als Selbstbetroffene und daher verringerter gesundheitlicher Kapazität im Vergleich zu gesunden Menschen, weniger als eine Woche. Wie kann es möglich sein, dass Artikel, Videos und Reportagen herausgegeben werden, die jene wissenschaftlichen (für ebenfalls jeden Herausgeber gleichermaßen frei zugänglichen) Quellen nicht mit einbeziehen? Kann und darf es möglich sein, dass sich Betroffene selbst mit diesen Themen (trotz Triggerpotenzial) auseinandersetzten und für Richtigstellung sorgen müssen, da sonst keiner seine Stimme für sie ergreift? Weil ihnen sonst immer öfter lebenswichtige Behandlungen und Beratungen verweigert werden, aufgrund ungeprüfter Theorien? Das sie sich dabei selbst überlassen werden, weil Menschen entweder wegschauen oder selbst diese Entwicklung anheizen?

Wie kann die Möglichkeit bestehen, dass der heutige (sich selbst so bezeichnete) Qualitätsjournalismus, bestehend aus teils studierten Journalisten, zu jener Recherche nicht fähig ist? Nicht bevor er sich anmaßt Betroffenen Erlebnisse und Traumata abzusprechen und diese und deren Helfer diskreditiert? Dürfen und können wir guten Gewissens, im Jahre 2023, Patienten mit schweren Traumata abweisen? Diesen sich selbst über- oder jene einer falschen Therapie unterziehen lassen (indem die DIS abgelehnt wird)? In den vorangegangen 2,5 Jahren schrieben wir das Wort „Solidarität“ sehr groß. Jedem war das doch so wichtig? Wieso hört es an dieser Stelle auf? Wie lassen sich die Beweise für rituelle Gewalt oder der DIS guten Gewissens ignorieren?

Durchaus erachte ich einen kritischen Diskurs zum Thema ‚gefährliche Suggestionen‘ als sinnvoll. Falschdiagnosen; manipulative Therapietechniken oder das Simulieren etwaiger Symptome/Erlebnisse ließen sich realistisch und statistisch betrachtet allerdings nur anhand insgesamt weniger Einzelfälle, auf alle Berichte, als mögliche Ursache in Betracht ziehen. Jedoch nicht auf die tatsächlich vorhandene Menge an Patienten, Schilderungen und wissenschaftlicher Ergebnisse. Die Behauptungen der FSMF und Satanic-Panic konnten von jenen in keinem einzigen Fall stichhaltig bewiesen werden. Gegenteilig wurden jene wiederholt wissenschaftlich nachweis- und messbar widerlegt. Ist es tatsächlich leichter die wissenschaftlichen Ergebnisse der letzten Jahrzehnte und die Expertise eines beträchtlichen Teil weltweit berufserfahrener und studierter Ärzte sowie Therapeuten zu verleugnen und des kollektiven Lügens zu bezichtigen, statt Betroffenen einfach einmal ernsthaft zuzuhören?

Wie kann man sich als scheinbar fachlich unwissende; außenstehende ; sowie nicht einmal an zumindest neutraler und fundierter Berichterstattung interessierte Personen in ein Thema einmischen, bei welchen es um schwerst traumatisierte Patienten geht? Hierbei handelt es sich nicht um eins der üblichen Trash-Themen, zu welchen jeder mal eine möglichst stimmungsgeladene Meinung einbringt, kurz diskutiert wird und danach jeder sein Leben weiterlebt, als wäre nichts gewesen. Diese Bewegung und blinde Meinungsübernahme zieht schwere Folgen mit sich. Zu unterstützen das Millionen von Menschen nicht mehr behandelt und geglaubt werden soll, ist kein Opferschutz. Kein einziger kann sich anmaßen zu wissen ob die Traumata wildfremder Menschen echt sind oder nicht. Kein einziger kennt jeden einzelnen Betroffenen oder deren Therapeuten, um sich so ein folgenschweres Urteil anmaßen zu können. Jeder darf jederzeit Anzweifeln, was er möchte und niemand muss sich mit irgendetwas intensiv auseinandersetzen.

Doch dann enthalte ich mich meiner Meinung. Hier geht es um die Gesundheit, die medizinische Behandlung, die Zukunft und das (Über)Leben von Menschen mit gravierenden, komplexen und folgenschweren Traumafolgestörungen. Das ist doch kein Witz.

Dazu wünsche ich mir vom Qualitätsjournalismus und auch beteiligten Influencern eine Stellungnahme.

Ostern

Warum habe ich dieses Bild oben ausgewählt?

Weil es für mich auf den ersten Blick aussah, als hätte jemand diesen dämlichen Osterhasen erhängt.
Jaja, Hasen können nix dafür. Die sind süß, aber Herrgott wie ich Ostern hasse!

Die einzigen Feiertage im Jahr, bei denen mir wirklich richtige Aggressionen hochkommen. Ich weiß nicht warum.
Aber sobald ich diese widerlichen, hässlichen bunten Eier an den Sträuchern sehe (und das ging hier dieses Jahr schon Anfang März los 😩) würde ich am liebsten von Strauch zu Strauch rennen, alle Eier runterreißen und schreiend und gehässig lachend darauf herumtrampeln … Naja, aber stellt euch mal vor, wie irre ich dann erst aussehen würde 😅🙈

Ach ich weiß nicht, was mein Problem mit Ostern ist.
An Ostern geht’s mir nicht direkt schlecht, es kommt stattdessen eine unglaubliche Wut auf.
Ich mag den Frühling generell nicht sonderlich gerne. An sich ist das eine wunderschöne Jahreszeit, wo alles blüht und wächst, aber der Frühling ist hier meistens recht belastend. Die Luft (an manchen Tagen) draußen triggert manchmal dolle, genauso wie so ein blöder Vogel, den ich immer nur im Frühling höre (keine Ahnung welche Art das ist). Alpträume treten verstärkt auf, Depressionen werden im Frühjahr (und Spätherbst) meist schlimmer und das übliche Blabla.

Ich weiß aber nicht genau warum mich Ostern so aufregt.
An die Ostertage früher erinnere ich mich nicht sonderlich gut. Ein paar Szenen. Ehrlich gesagt, könnte ich aber auch nicht mal sagen was ich letztes Jahr getrieben habe 🤔.

An eine Szene aus der Kindheit erinnere ich mich noch. Da waren wir im Urlaub (wie meistens zu Ostern) und meine Eltern versteckten etwas im Hotelzimmer für mich. Ich konnte es jedoch nicht finden, weshalb sie sich die ganze Zeit über mich lustig machten. Aber nicht auf die liebevolle, neckende Art. Mehr feierten sie darüber ab wie dumm ich doch bin. Selbst zum finden eines Osternests sei ich zu dumm.
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht wo es letztendlich war. Ich glaube irgendwann gaben sie es mir oder so 🤔. Weiß nicht mehr.

Und als Erwachsene gab es früher die größten Streite mit meinem Ex-Freund um Ostern herum. Das war meist die Zeit wo ich mich trennen und einfach nur weg wollte. Vllt liegt es ja auch daran. Also das die Erfahrungen um Ostern rum generell nie so prickelnd waren und sich deshalb ein Wutgefühl entwickelte.
Ach keine Ahnung. Was weiß ich

Meist versuche ich mich einfach von allem fernzuhalten was mit Häschen, bunten Eiern und dem andern Schrutz zu tun hat. Ehrlich, was mir für Beleidigungen für diese Tage einfallen 🙈.

Aber mein Rumgeunke soll euch nicht die Feiertage versauen. Sorry😅
Habt schöne Ostern und wenn ihr mir was Gutes tun wollt, beißt den Schokohasen den Kopf für mich mit ab. Das macht mich happy 😁🤫🙋‍♀️

Trauma und Dissoziation

Anfangs wollte ich unbedingt wissen, was genau passiert ist. Mir gingen alle möglichen Sachen durch den Kopf, wie ich an die verschüttenten Erinnerungen ran kommen könnte. Hypnose, schamanische Reisen mit irgendwelchen Pflanzen, usw.
Ich bin da so unglaublich naiv rangegangen, wenn ich daran heute manchmal so zurückdenke.
Ich dachte damals, wenn ich alles wüsste, dann könnte ich das ganz rational bearbeiten und das Hauptproblem wäre einfach nur, dass ich nichts mehr weiß. Klar wird das dann irgendwie erstmal doof sein und kurz schocken, aber … so what?

Letztens las ich einen Kommentar unter einem Video. Dort wurde bemängelt, dass direkt nach dem Thema rituelle Gewalt die Haarfarbe derjenigen thematisiert und zuviel gekichert wurde und das unpassend wäre. Und dabei musste ich so an mich denken.
Wir haben ja nicht nur Traumata in der Kindheit, sondern auch genug aus dem Erwachsenenleben, an die ich auch (teilweise) Erinnerungen habe.
Und ich sprach eigentlich IMMER so darüber.
Vergewaltigungen wurden besprochen und zwischendrin mal eingeworfen ob das Top überhaupt zur Hose passt.
Ernster Blick wechselt sich mich lauten Lachen über irgendeine Absurdität oder die lustige Fliege an der Wand ab.

💁‍♀️ Dissoziation, Baby 💁‍♀️.
Dissoziation machts möglich.

Rational war mir natürlich bewusst, dass das alles nichts Schönes ist und dementsprechend gab es auch ein schlechtes Gefühl dazu. Natürlich. Nur fühle ich generell sehr flach. Ich habe noch nie gefühlt, was wirklich zu den Traumata dazugehört.
Das war immer alles sehr rational. Ich wusste ich wurde vergewaltigt und das Vergewaltigungen schlimm sind. Also muss ich das schlimm finden was mir passiert ist, war meine rationale Verknüpfung. Aber da war und ist nichts. Nicht bei [mir].

Ich muss mich anstrengen ein passendes Gefühl dazu zu zeigen, um anderen Außenstehenden wenigstens irgendwie den ernst der Lage rüberzubringen. Wer glaubt schließlich schon das sowas schlimm ist, wenn man sachlich und ruhig davon erzählt und zwischendrin mal lacht*? Die Ärztin im Krankenhaus wollte mir damals jedenfalls erst nicht glauben. Ich wirkte zu wenig verstört, zu gefasst.

(*lachen ist diesbezgl. übrigens recht weit verbreitet: Es entschärft die Situation, nimmt ihr den Schrecken. Es lässt einen stärker erscheinen, als man eigentlich ist und wirkt sympathischer auf andere. Ich liebe lachen und Humor und erachte diesen auch als wichtige Eigenschaft, aber das viele Lachen in solchen Situationen ist oft eher entweder ein unbewusster Schutzmechanismus oder dem geschuldet, dass die entsprechenden Gefühle dazu so wegdissoziierst sind, dass man übers Trauma genauso wie übers Bügeln spricht)

Und irgendwie dachte ich immer, das wäre normal so. Ich kannte es ja nie anders.
Daher glaubte ich, wenn ich herausfinde was damals passiert ist und was zu der Spaltung geführt hat, würde sich das genauso flach anfühlen. Es würde auftauchen, ich fände es rational schlimm, würde drüber reden und das wars.

Aber dann gab’s einen Schlüsselmoment.
Ich war zuhause und ließ mich aufs Bett fallen. Es war tagsüber und ich wollte eigentlich auch direkt wieder aufstehen.
Plötzlich ging mir intrusiv eine Szene eines alten Disney-Films durch den Kopf. Nur eine kurze. Und auch keine relevante oder besondere. Ich mag den Film noch nicht einmal sonderlich.
Und dann war es, als hätte jemand eine Tür geöffnet. Nur einen winzigen Spalt, durch den etwas hindurchdrang.
Gefühle.
Echte Gefühle.
Unerträgliche.
So unfassbar unerträgliche Gefühle.
Ein so unfassbar furchtbares Gefühl von Angst, Panik und Verzweiflung habe ich noch nie zuvor empfunden. Ich kann es wirklich nicht beschreiben.

Ich wollte nur noch das es aufhört. Das es weg geht und wieder hinter seiner Tür verschwindet. Das war das erste Mal, dass ich ein echtes Gefühl bekam und das ich ernsthaft darüber nachgedacht habe, ob ich wirklich alles wissen will. Es war nur ein Hauch und wurde mir bereits zuviel. Schändlich oder?
Ich denke, das war vllt auch der Moment wo Innere festgestellt haben, dass ich nicht die Bohne so bereit dafür bin, wie ich ständig behauptet habe. Oder vllt wollten sie mir damit auch nur vor Augen führen, wie lächerlich ich mich benehme und was es bedeutet WIRKLICH eine Ahnung vom Trauma zu haben, sodass ich aufhöre so zu bohren. Ich weiß es nicht.
Seitdem kommt jedenfalls maximal alle paar Monate mal ein winziger Brocken. Aber nie etwas konkretes. Auch keine Gefühle.
Und ich glaube allmählich, ich würde es, so auf einen Schlag, sowieso nicht tragen können.

Mittlerweile bin ich nicht mehr so erpicht darauf, dass ich alles wissen muss. Ich glaube auch nicht mehr, dass es besser wird, wenn man (sofort) alles weiß oder das es überhaupt notwendig ist, das [Ich] alles wissen muss. Mittlerweile hat sich das Ziel geändert.
Ich hoffe das sich die betroffenen Anteile irgendwann mitteilen können, denn ich kann mir nicht im Ansatz vorstellen, wie schrecklich es für sie sein muss, all das allein tragen zu müssen.
Ich möchte nicht ignorant sein und sie, aus Angst, weiter allein damit lassen. Aber ich bohre nicht mehr so unerlässlich. Das hilft weder ihnen noch mir. Das hilft keinem von uns.
Meine Neugierde und den inneren Detektiv kann ich trotzdem nicht abstellen. Aber so allmählich sickert in meinem Hirn ein, dass das alles kein Spaß ist und es auch nicht mit dem (bildlichen/rationalen) Wissen um das was passiert ist, getan ist.

Kindheit und Familienleben (Q&A – Teil 3)

[Ich hab das gestern leider etwas verschwitzt, aber ist ja auch Wurst ob Sonntag oder Montag. Ich bin übrigens auch nur so mittelprächtig zufrieden mit dem Beitrag, aber generell darüber zu schreiben ist irgendwie anstrengender als gedacht, daher bekommt ihr den jetzt so wie er ist. Desweitern verabschieden wir uns jetzt doch wieder in die Pause. Geplant sind 1-2 Wochen, aber vllt wird es auch länger. Ich kann das gerade noch nicht so gut abschätzen.]

Vor kurzen kam noch etwas herein, dem ich gerne einen eigenen Beitrag widmen möchte, da es um mehrere Fragen ging. Ich kann leider nicht alles beantworten aus mehreren Gründen. 1. ist unser Hintergrund nicht vollends geklärt, weshalb ich mich hüten werde womögliche Falsch-Informationen in die Welt zu setzen. 2. Fehlen uns sowieso generell die Erinnerungen an das allermeiste. Und 3. drehten letztens einige im Inneren schon am Rad, nur weil wir unser Gesicht gezeigt und in dem Zusammenhang über die Dis gesprochen haben. Das wird durch solche Beiträge natürlich nicht besser (allerdings will ich das ja und mache es deshalb auch). Informationen über das Familienleben werde ich also mal lieber nur sehr dosiert abgeben. So viel Neues werde ich euch also auch heute nicht erzählen.

Dennoch finde ich es schon gut einiges einfach mal anzusprechen. Ich denke viele Menschen stellen es sich nämlich oft so vor, dass missbrauchte Kinder ausschließlich mit irgendeinem komischen Onkel in einem verdreckten Van, weit ab vom Schuss zusammenleben. Und da das selten vorkommt, erscheint Missbrauch auch nur als quasi Randerscheinung. In sehr vielen missbräuchlichen Familien gibt es aber, im Gegenteil, sogar eher ein sehr sauberes Bild nach Außen.

Ich stelle die Frage(n) einmal kurz als Übersicht rein und gehe dann näher darauf ein: ,,Mich würde einfach interessieren wie man sich den Alltag, das Familienleben, soziale Kontakte nach Außen (also entweder öffentl. Zusammenkünfte des (…) außerhalb (…) Treffen oder auch (…)-unabhängige Kontakte), die Schul- und Teenie-Zeit mit Freund:innen und der Familie vorstellen muss…„. (Entschuldigt die Zensiererei heute mal wieder 🙈).

Das Familienleben

Habe ich ewig als völlig normal angesehen. Es gab Familienfeste, es wurde zusammen gegessen, ich hab mit meiner (…) viel gespielt, usw. Und klar gibt’s intern immer Probleme (welche Familie ist schon wirklich so super, wie sie ausschaut), aber als schädlich oder gar missbräuchlich habe ich das nicht angesehen. Kann man auch einfach nicht, weil das was du ständig um dich herum hast, IMMER normal für dich ist. Normal ist schließlich nur eine Definitionssache.

Und so nach Außenhin wirkten auch meine Eltern recht cool. Mir wurde zumindest mehrfach gesagt, dass man mich beneiden würde. Sie holten mich z.B oft von der Schule ab oder wir fuhren ständig in Urlaub. Und sie waren in manchem recht locker aufgelegt. Mein Vater zumindest. Ich war sehr oft von der Schule zuhause, wofür ich eigentlich fast immer eine Entschuldigung von ihm bekam. Und ich durfte im Prinzip machen, was ich wollte. Früh ausgehen, Alkohol trinken, anziehen was ich will (sprich halbnackt), usw.

Privat war das Familienleben und die Stimmung allerdings eher sehr unterkühlt und feindselig. Bei meinen Eltern vorallem mir gegenüber. Es gab auch keine Umarmungen in der gesamten Familie oder normales Kuscheln, so wie ich das z.B mit meinem Sohn mache.
Die meiste Zeit verbrachte ich als Kind zudem allein. Eigentlich kam ich mir immer vor (oft bis heute), als wäre schon meine alleinige Existenz auf dieser Welt etwas ganz schreckliches. Bei meiner Oma war ich oft und an sie habe ich auch so mit die schönsten Erinnerungen, obwohl meine Oma selbst ein Kapitel für sich ist. Man könnte sie als typisch histrionisch beschreiben. Aber sie kümmerte sich fast hauptsächlich darum, dass ich überhaupt etwas aß. Machte mir Essen für die Pausen oder wenn ich von der Schule kam. Das interessierte meine Mutter eigentlich weniger. Und beim Rest der Familie gab es einerseits einen sehr aggressiven und beim anderen Teil einen sehr narzisstisch, kontrollierenden Ton.

Meine Eltern

Mit meinem Vater verbrachte ich viel Zeit und er war auch sowas wie meine Bezugspersonen als Kind. Ich habe ihn als witzigen, sympathischen, eloquenten und klugen Mann in Erinnerung. Umso überraschter war ich, als wir in der Familie (abseits meiner Eltern) später mal auf das Thema kamen, dass mein Vater der wäre, der von allen Männern der Familie am cholerischsten war. Und das will was heißen – Ihr kennt den Rest nicht 😂. Ich habe anfangs darauf geschworen, dass die Märchen erzählen.
Aber irgendwie wusste ich innerlich schon immer ganz genau, wann es Zeit ist die Beine in die Hand zu nehmen und so schnell wie es geht abzuhauhen. Welche Art er dann an den Tag legte und wann es gefährlich wurde.
Und ich habe tatsächlich auch eine Szene in Erinnerung, wo er mich einmal total wütend in einen Sessel wirft und drückt. Und eine Tür im Haus war völlig verbogen und kaputt, weil sich hinter dieser meine Mutter versteckte und er dagegen trat und hämmerte. Ich erinnere mich aber sonst nicht an ihn als wütend und aggressiv, also so gar nicht. Aber so mit der Zeit denke ich, dass mein Bild über ihn, nicht immer ganz der Wahrheit entsprach. Ich habe aber in sehr vielen Bereichen familiär eine themenbezogene Amnesie. An ein Familienmitglied erinnere ich mich z.B auch überhaupt nicht, obwohl ich als Kind ständig dort war.

Meine Mutter wiederum war sehr kühl und abweisend. Bei ihr wusste man eigentlich nie wie man gerade dran ist. Es konnte sich innerhalb von Sekunden ändern, ob sie nett war oder einen abfällige Bemerkungen entgegenbrachte, etc. Und die meiste Zeit wollte sie mich eigentlich nicht in ihrer Gegenwart haben und schickte mich daher meist auf mein Zimmer. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mit ihr mal Gespräche hätte führen können, wie das vll für Mutter und Tochter normal wäre. Über meine Periode, über Jungs oder sonst etwas. Im Gegenteil verwickelte mich eigentlich eher mein Vater in sehr, sehr intime Sexgesprache über ihn und meine Mutter. Sie brachte mir auch kein Kochen, nähen oder sonst was bei 😅.
Was mich allerdings sehr geprägt hat an deren Verhältnis mir gegenüber war das dauernde Auslachen. Was ich an Mobbing in der Schule erlebte, hörte eigentlich zuhause nicht wirklich auf. Auslachen, nachäffen, nicht ernst nehmen, Unterstellungen, usw. Und vor allem bekam ich immer wieder unter die Nase gerieben WIE intelligent mein Vater doch war/ist und das ich niemals so intelligent sein würde.

Übrigens vermute ich, dass meine Eltern ebenfalls dissoziativ waren. Auf jeden Fall meine Mutter. Und von mindestens 2 weiteren Familienmitgliedern (der älteren Generation) glaube ich das auch.

Strafen

Ich würde meine Eltern eigentlich eher in die Sparte ‚antiautoritärer Erziehungsstil‘ schieben. Ich erinne mich, dass sie mal zu mir sagten sie würden mich gar nicht als ihr Kind sehen, sondern mehr als jemand gleichaltriges. Es gab keine wirklichen Regeln oder Strafen. Ich erinnere mich an keine einzige. Und wirklich interessiert hat sie meistens auch nicht, was ich so getrieben habe.
Dennoch hatte ich furchtbare Angst eine Strafe von ihnen zu bekommen. Bis heute steckt mir die Angst vor einer schlimmen Bestrafung, wenn ich etwas falsch mache, tief in den Knochen. Wenn ich etwas angestellt habe, habe ich z.B auch manchmal versucht mir vorher schon Strafen für mich auszudenken und ihnen diese vorzuschlagen. Quasi um Schlimmeres damit zu vermeiden.

Dann habe ich auch eine Erinnerung, wo ich irgendwas zwischen 2-4 Jahre alt gewesen sein muss. Ich saß in meinem Zimmer an meiner Kinderfrisierkommode und zog die Schublade davon auf. Darin waren ganz viele kleingerupfte Papierstückchen und in meiner Hand hatte ich noch mehr Papier, was ich gerade zerriss. Ich freute mich total, weil ich dachte meinen Eltern so ein Schnippchen geschlagen zu haben. Es gab irgendeinen Streit vorher und ich dachte, wenn ich jetzt nichts mehr zu essen bekäme (also wirklich nichts mehr zu essen, nicht nur mal kein Abendbrot), wäre das nicht so schlimm. Schließlich könnte ich ja das Papier essen. Im Kontakt zu anderen habe ich mittlerweile rausgefunden, dass es doch nicht ganz so normal ist, wenn man als kleines Kind Angst davor hat zu verhungern 😅🤷‍♀️.

Kontakt zu Außenpersonen

Im Prinzip würde ein Wort reichen, um unser generelles Familienleben zu beschreiben: Isolation.
Als ich klein war, gab es noch 2 Freunde meines Vaters die ab und an und einige Angestellte der familieneigenen Firma, die viel da waren. Ich kann mich an diese ganzen Männer allerdings kaum erinnern.
Familienfeste gab es öfters, aber mit Außenstehenden gab es fast keinerlei Kontakte. Also sowas wie ein Freundeskreis o.ä gab es nicht. Die anderen Familienmitglieder (außer meinen Eltern) hatten oberflächliche Kontakte. Also wenn sie z.B jemand auf der Straße sahen/sehen, dann wird freundlich gegrüßt und Belangloses geplaudert. Aber ansonsten spielte soziale Isolation schon immer eine entscheidende Rolle bei uns. Als meine (…) damals einheiratete traf sie sich z.B auch nicht mehr mit ihrer Freundin, verschob immer öfter Treffen usw. Und meine (…) lebt bis heute allein. Also komplett allein. Ohne Partner, ohne Freunde, ohne das jemals gehabt zu haben. Es wird auch überhaupt nicht sehr gern gesehen, wenn sie mit Außenstehenden z.B über familiäre Probleme sprechen möchte.

Ich hatte früher natürlich schon Schulfreundinnen (sie ⬆️ auch). Die besuchte ich auch mal oder sie mich, aber das passierte nicht so sehr oft. Unangemeldete Besuche waren gar nicht gern gesehen. Einmal brachte ich z.B eine Schulfreundin nach der Schule mit und meine Mutter sperrte einfach die Tür zu, sodass wir draußen bleiben mussten. Glaube das war das erste und letzte Mal das die mich besucht hat😅. Interessant finde ich heute, dass es auch Eltern gab die nicht wollten, dass ihre Kinder mit mir spielen. Warum weiß ich bis heute nicht. Aber da ich eh nicht so zu den allerbeliebtesten Kindern gehörte, war zu viel Kontakt nach Außen eh nie wirklich ein großes Problem.

Die Kindheit und Schulzeit

Wie gesagt, spielte ich unheimlich viel alleine. Auch im Kindergarten war ich nur einmal für einen Monat, dann nahmen mich meine Eltern wieder heraus. Generell war das für mich kaum nachzuvollziehen, dass andere Kinder Freunde und Bekanntschaften außerhalb der Schule hatten. Ich verstand nie, wie die die kennenlernten und wie sowas gehen kann 🙈.
Aber so nach Außenhin wirkte die Kindheit bestimmt ganz harmonisch. Ich bekam immer unheimlich viele Spielsachen geschenkt (was allerdings nicht hieß, daß ich notwendige Sachen wie Schuhe o.ä auch von meinen Eltern bekam). Geld hatte meine Familie mehr als genug. Und wir fuhren auch ständig in Urlaub. Also mit ständig, meine ich wirklich STÄNDIG. 4-6x im Jahr war völlig normal, worum ich natürlich oft beneidet wurde. Überall hin ins Ausland, aber auch viel in Deutschland. Und das waren auch keine billig Urlaube. Hotels wie das 4 Jahreszeiten, das Adlon, Kempinski, Dorint und andere 5-Sterne Hotels waren eher die Regel, als die Ausnahme. Manchmal fuhren wir nur für einige Tage (dafür dann öfter), manchmal für 2-3 Wochen oder länger. Dementsprechend verpasste ich auch sehr viele Schultage.

Also generell war ich kaum in der Schule. Seit Beginn der 1.Klasse. 30 Fehltage im Halbjahr waren normaler Durchschnitt, oft waren es mehr. Auch den Sport- oder Schwimmunterricht machte ich nur sehr, sehr selten mit und dafür hatte ich natürlich auch immer tausend Ausreden. Auch war ich im Unterricht teilweise nur sehr begrenzt aufnahmefähig. Und generell war ich in der Schule unheimlich zurückgezogen und sprach kaum mit anderen Kindern. Teilweise sah ich manchmal auch sehr ungepflegt aus. Ich duschte oft tagelang nicht und hatte dementsprechend auch fettige Haare, was natürlich ein Grund mehr war mich zu mobben. (Und wenn ich wieder duschte, dann, erinnere ich mich, duschte ich oft über 2h unter brühend heißem Wasser.)

Teenagerzeit

Mit 14 hatte ich mein „erstes“ Mal mit einem 27-Jährigen. Ich traf mich nur mit solchen alten Männern und verhielt mich generell sehr promiskuitiv. Wie ich mich teilweise anzog, da schüttelt es mich heute noch 😶😖. In die Disco ging ich angezogen, als hätte man mich gerade vom Straßenstrich abgeholt. Und logischerweise war das das Nächste, weshalb ich gemobbt wurde. Schlampe, Nutte, billige Hu** und was es da alles für Namen gab. Aber am beliebtesten war eigentlich Schlampe.
Tja und das ist auch so ein Grund, warum ich mich für so einen Blog entschied: Die Kinder wissen es nicht besser, aber es liegt an den Eltern ihnen beizubringen das nicht immer alles so ist, wie es aussieht. Zu hinterfragen warum jemand so ist, wie er ist. Ich denke, dass Hilfe angebrachter gewesen wäre, als mir auch noch vorzuwerfen WAS für eine Schlampe ich doch bin.

2-3x rannte ich auch von zuhause weg und blieb einige Tage bei meiner Freundin. Lustigerweise kam ich immer wieder von selbst nach Hause (warum auch immer – Irgendwann war ich einfach wieder zuhaue). Meine Eltern riefen nie die Polizei, suchten nach mir oder machten sich anderweitig Sorgen wo ich stecken könnte. Im Gegenteil machten sie sich, wie üblich, eher lustig über mich, wenn ich dann wieder nach Hause kam.

Ich fing als Teenager an sehr viel zu trinken und oft auszugehen und dann hörte ich von heute auf morgen damit auf. Brach Kontakte ab und war wieder nur noch zuhause (auch ein bekanntes Muster übrigens). Bis ich dann mit meinen Eltern mit 17 wegzog.
Aber an viel mehr erinnere ich mich nicht und das wurmt mich wahnsinnig 😒.

Ach, aber es gab viele kleine Dinge die einem, hätte man es sehen wollen, auffallen hätten können.
Unter anderem wäre es z.B sinnvoller gewesen, hätten die Lehrer mal hinterfragt warum ich mich so in der Schule verhalte, wie ich es tat, als mir auch noch das Gefühl zu geben, dass sie keinen Bock auf mich haben.

Gesundheit als Kind

Als ich sehr klein war (denke das ging so mit 2 Jahren los) bekam ich sehr schlimme und sehr starke Kopfschmerzen. Die hatte ich bis zu 3 Wochen am Stück, 24/7. Hinzukam eine Augenlähmung auf der rechten Seite. Solche Anfälle hatte ich 2-4x im Jahr. Und das war echt nicht witzig, ließ aber so mit 11/12 irgendwann nach. Eine richtige Diagnose gibt es bis heute nicht. Ich war deshalb als Kind aber 2x im Krankenhaus. Und 2x verließen meine Eltern mit mir auch überstürzt die Klinik, als die Ärzte noch weitere Untersuchungen machen wollten.

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Das ist aus 2 Klinikberichten. Beim ersten war ich mit 3,5 Jahren sogar in einer Fachklinik. Mein Opa kannte dort einen Arzt und vereinbarte einem Termin. Meine Eltern fuhren mit mir noch am selben Tag wieder zurück, obwohl der Weg ungefähr 4h Autofahrt war und Borreliose oder sogar ein Tumor in Betracht gezogen wurde. Das sie behaupteten ich würde ich eine Kinderklinik aufgenommen, war eine Lüge. Sie hatten sich nie um eine andere Klinik gekümmert. Beim 2. war ich 5 Jahre alt und wurde nur dort eingewiesen, weil ich darauf bei der Kinderärztin bestand. Daran erinnere ich mich nämlich noch. Ich wollte unbedingt in die Klinik, während meine Mutter versuchte das mir und der Ärztin auszureden.


Wegen der Kopfschmerzen erhielt ich auch sehr starke Medikamente. Zumindest wurde mir immer gesagt, dass sei wegen der Kopfschmerzen gewesen. Tilidin (also ein starkes Opiat) ist aber z.B weder sinnvoll bei Kopfschmerzen, noch das richtige Medikament für ein kleines Mädchen. Aber gut. Mehr sag ich dazu mal nicht.

Aussehen

Und ich hatte definitiv eine Essstörung. Teilweise war ich wirklich extrem abgemagert und sah alles andere als gesund aus.
Ich selbst habe leider nicht mehr als ein Fotoalbum, was mir meine Mutter mal gemacht hat. Darin strahlen wir alle gegenseitig um die Wette und sind überall auf der Welt im Urlaub zu sehen.
Diese 2 Fotos hier hat meine Oma mal bei sich gefunden:

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[Ich habe absolut keine Ahnung wo dieses Bild aufgenommen wurde. Wahrscheinlich in irgendeins der tausend Hotelzimmer. Und ja, ich bin da nur sehr spärlich bekleidet.]

Fassen wir nochmal zusammen

Auch wenn es definitiv Auffälligkeiten gab, wie z.B mein Äußeres, mein Verhalten in der Schule, mein Defizit im sozialen Umgang oder mein Spielverhalten (darüber schrieb ich bereits etwas in „Wiederholungszwang„). Und ich war als Kind auch teilweise sehr schnell, sehr aggressiv (habe z.B Möbel kaputt geschlagen), habe sehr viel geklaut, war sexuell sehr frühreif, usw. – Wir waren trotzdem eine relativ normale Familie. Wir haben zusammen zu Abend gegessen. TV-Shows geguckt, waren mit den Hunden spazieren, sind einkaufen gefahren oder schick essen gegangen. Und nach Außen waren weder meine Eltern noch der Rest der Familie niemals wirklich garstig oder anderweitig bösartig zu Lehren, Eltern anderer Kinder, usw. Im Gegenteil waren alle eher immer sehr nett. Meine Eltern waren höchstens vllt desinteressiert. In dem Punkt haben sie sich ein bisschen „dumm“ angestellt. Aber ansonsten…

Definitiv, finde ich heute, gab es genug Momente wo z.B ein Lehrer hätte stutzig werden können. Allerdings denke ich mir auch, wenn man nichts schlimmes vermutet, dann schaut/sucht man ja auch nicht danach 🤷‍♀️. Und auch wenn ich heute oft Rufe höre wie: ,,Man dürfe ja bald nicht einmal mehr sein Kind knuddeln“ , bin ich sehr froh über Menschen die 2x hinschauen. Nein, blinde Hysterie und pauschale Vorwürfe sind absolut unagebracht und kontraproduktiv, aber etwas genauer hinsehen würde vllt trotzdem vielen Kindern helfen.

Q&A – Teil 2

Nein keine Sorge, ihr habt den 1. Teil nicht verpasst.

Für Teil 1 haben wir uns nämlich mit Dis Ding und SeelenNetzwerk zu einem kleinen YouTube-Plausch getroffen (🥳👏) . Ende der Woche müsste daher der 1. Teil des Q&A als Video online kommen. Wenn es soweit ist, gebe ich euch dann aber auf jeden Fall nochmal bescheid, inkl. Link!

Heute starten wir aber erst schon einmal mit den Fragen, die wir nicht mehr ins Video mit geschafft haben aufzunehmen… Vor ein paar Tagen kamen nochmal ein paar (zusammenhängende) Fragen herein, für die ich aber gerne einen eigenen Beitrag machen möchte. Also nicht wundern das die hier fehlen. Ich beabsichtige diesen für nächsten Sonntag fertig zu bekommen, sodass auch die ganze Q&A Sache nächste Woche abgeschlossen ist und ihr nicht ewig warten müsst. Allerdings kann es auch sein, dass wir erstmal wieder eine kurze Pause einlegen. Ich weiß es ehrlich gesagt gerade noch nicht.

#1 Bemerkst du wenn du „weg“ bist und wie ist das für dich?

Nein ich merke nicht, wenn eine andere Person herauswechselt und ich für diese Zeit nicht anwesend bin. Ich habe dann einfach eine Amnesie (Blackout). Oft ist es sogar auch so, dass mir Stunden fehlen können, aber ich (beim wiederkommen) noch (bzw. wieder) an der gleichen Tätigkeit sitze. Mir fällt der Wechsel dann maximal anhand der fehlenden Stunden auf.

➡️ So etwas kann z.B zum Sinn haben (also von den anderen so beabsichtigt), dass der Frontperson eben der Wechsel nicht auffällt. Was die dann in dieser Zeit tun – keine Ahnung 🤷‍♀️.

#2 Wie erlebst du Co-Bewusstsein?

Bei der Frage würde ich euch einfach direkt auf einen Beitrag von mir zum Co-Bewusstsein weiterleiten. Der ist zwar schon ein bisschen älter, aber im Prinzip kann ich nicht so extrem viel Neues dazu sagen.

#3 Hast du viele Amnesien?

Alltagsamnesien? Ne, ich glaube nicht. Aber dazu muss man halt auch sagen, dass es äußerlich gerade recht ruhig ist und das nicht wirklich notwendig sein dürfte bzw. ich es, wenn, eh nur sehr selten checke. Also man muss ja zu den Amnesien sagen, dass das auch nicht immer welche von Stunden oder Tagen sind. Minuten Amnesien gibt es hier auf jeden Fall viele. Das definitiv. Oder was sehr, sehr häufig vorkommt ist, dass ich mich generell kaum an den Tag erinnern kann. Dazu habe ich dann keinen kompletten Blackout, aber was wirklich vorgefallen ist, weiß ich auch nicht mehr.
Aber so Situationen, dass ich mich plötzlich in einer ganz anderen Stadt wiederfinde, die gibt es eigentlich nicht.

#4 Kannst du dich an deine Kindheit erinnern?

Temporär ja. Also ich habe auf jeden Fall so ein Bild im Kopf, was konstant erscheint. Erst bei näheren hinschauen habe ich bemerkt, dass ich eigentlich kaum Erinnerungen habe. Also Weihnachten, Geburtstage, Ostern oder andere Feiertage: Da gibt es jeweils vllt 3-4 einzelne Szenen, das war es. Und auch sonst fangen die Erinnerungen, die man vllt als annähernd konstant/flüssig/zusammenhängend bezeichnen könnte, wohl eher so ab 12/13 Jahren an. Frühstens. Vorher ist viel schwarz, aber mein Hirn hat die wenigen Erinnerungen halt auf die dementsprechende Länge gestreckt (siehe auch „Falsche Erinnerungen„), sodass es mir immer vorkam, als wüsste ich eigentlich sehr viel.
Es gibt, was ich im Abgleich mit einer alten Schulfreundin so festgestellt habe, allerdings schon eeeecht viele schwarze Stellen. Also mega viele Situationen die in meinem Hirn einfach so gar nicht existieren 😅🤷‍♀️ .

Auch erzählte sie z.B mal, dass ich früher in der Schule zu Wochenbeginn oft meinte, dass ich das gesamte Wochenende durchgeschlafen hätte und daher nichts davon wüsste oder mich auch deshalb nicht mit ihr treffen konnte. Davon weiß ich überhaupt nichts mehr und ohne den Abgleich mit ihr, wüsste ich davon bis heute nichts. Auch in einem früheren Tagebuch gibt es teilweise Monate bis zu einem Jahr Abstand zwischen den Einträgen. Inwieweit das mit einer Amnesie zusammenhängt oder ich da einfach nur keine Lust hatte reinzuschreiben, weiß ich nicht.

Und so im Alter von vllt 6-11 existieren fast überhaupt keine Erinnerungen. 2-3 vllt, aber das auch nur ohne konkrete zeitliche Zuordnung. Meine Grundschulzeit fehlt fast komplett.

Um die Frage also zu beantworten: Ich denke, dass ich mich sehr gut erinnere. Erinnere mich in Wirklichkeit aber an so gut wie überhaupt nichts.

#5 Kennst du dissoziative Situationen manchmal auch als „Ich bin mir voll bewusst, aber mein Hirn ist komplett lahmgelegt“ ?

Also ich weiß nicht, ob ich das so richtig verstehe, aber ich antworte jetzt einfach mal so, wie ich es mit diesem Kontext verbinde.

Also hier gibt es sehr oft die Situation, dass ich z.B total abtrifte oder auch im Supermarkt vor einem Regal stehe und ewig vor mich hinstarre. Ich bin dann noch da, aber es funktioniert halt nichts mehr. Es fühlt sich ein bisschen so an, als wäre im Kopf einfach etwas falsch verdrahtet worden. Du stehst da und checkst schon was abgeht (ich höre und sehe auch andere Menschen), aber kannst halt nicht wirklich etwas tun. Manchmal funktioniert es dann, dass ich wenigstens von Innen rufen und drauf aufmerksam machen kann, dass gerade nichts geht. So ein: „Nun mach schon. Spring wieder an!“ . War das damit gemeint? Wenn ja, dann kenne ich das definitiv auch so.

#6 Ich habe keine visuellen Flashbacks. Ist das normal?

Ja! Definitiv ja! Ich dachte am Anfang auch, dass man nur ein Trauma haben kann, wenn man visuelle Flashbacks hat, wie man das halt so aus Filmen oder auch der Literatur kennt. Tatsache ist aber, dass ich mittlerweile, glaube 🤔erst einen richtigen, „typisch“ visuellen Flashback im Alltagsbewusstsein hatte. Überwiegend sind es tatsächlich emotionale oder somatoforme (körperliche), gustatorische (schmecken – z.B kam ich im Sommer mal gar nicht klar, weil erst das Wasser bei meiner Freundin wie Blut schmeckte und ich noch dachte: „Naja, die haben halt einen hohen Eisenanteil im Wasser“, aber später einmal schmeckte auch mein Wasser so. Du trinkst dann und willst dich am liebsten direkt ins Glas übergeben, weil es einfach so widerlich ist), usw.

Was ich allerdings öfter habe sind visuelle Flashbacks in Träumen. Das ist halt schwierig zu erklären, wo da der Unterschied zu normalen Alpträumen liegt. Ich persönlich finde aber, wenn man so einen Flashback erstmal im Traum hatte, weiß man das es einer war. Also klar gibt es da die Zweifel (Zweifler), die all das trotzdem abstreiten. Aber man merkt den Unterschied einfach. Ich verlinke euch dazu nochmal den Beitrag, den ich dazu mal schrieb. Vllt hilft der da etwas.
Aber so generell habe ich auch kaum visuelle Flashbacks und ich denke das ist auch relativ normal bei einer kPTBS bzw. gerade wenn eine dissoziative Störung noch dazu kommt. Hätte man, via Flashback, das Trauma jedesmal vor Augen gerufen, wäre doch auch alles viel zu leicht 😅. Also der Sinn einer dissoziativen Störung ist es ja, traumatisches so gut wie möglich aufzuspalten. Logischerweise werden daher auch Details des Traumas weiterhin von einem ferngehalten. Interessant wäre dazu auch noch zu sagen, dass du auch einen visuellen Flashback haben kannst, aber dir von einer anderen Innenperson die Erinnerung daran wieder geklaut wird, sodass eine Amnesie für den Flashback entsteht.

#7 Mir wurde eine Dis diagnostiziert, ich höre aber keine Stimmen. Hörst du Stimmen? Habt ihr eine gute Kommunikation und wie habt ihr das geschafft?

Also das mit den Stimmen habe ich ja schon mal in ‚pDis/Dis – Formen und Unterschiede‚ näher erklärt. Ja, du kannst auch eine Dis haben, wenn du keine Stimmen hörst. Stimmen kommen (akustisch oder auch nicht akustisch) oft vor, sie sind aber keine Voraussetzung.

Zur Kommunikation: Nein 😂. Unsere Kommunikation ist absolut unterirdisch. Also so zu vllt einer handvoll existiert ein recht „guter“ Kontakt (aktuell sogar zu noch weniger), aber das war es auch schon. Und die sind genauso unwissend wie ich. Das wir uns jetzt also über etwas wirklich relevantes austauschen könnten, davon lässt sich höchstens träumen 😅.
Ich weiß jedoch aber eigentlich, dass z.B sowas wie Meditation zu einer besseren Kommunikation bei uns führt. Bevor ich von der Diagnose wusste und noch recht viel meditiert habe, klappte das super (aber Vorsicht! Viele kommen auf Meditation gar nicht klar!). Also ich dachte da zwar noch, es wären Außerirdische oder irgendwelche esoterischen Tierchen 😅, aber wir haben sehr viel gesprochen.

Seit der Diagnose bzw. seit Realisierung klappt das mit dem Meditieren nicht mehr wirklich. Ich blocke da total und auch alles was an inneren Kommunikationsversuchen ankommt, schmettere ich sehr oft ab.
Auch in der Therapie werden Versuche die Innenkommunikation zu verbessern sehr abgeschmettert (von anderen, aber auch von mir). Also von daher, so nach insgesamt 2,5 Jahren jetzt, kann ich auch nur sagen das die Kommunikation echt noch seeehr schlecht ist und wir auch der Meinung sind, dass das wohl noch ein echt langer Weg sein wird. Man weiß nie was kommt, aber wir rechnen nicht damit, dass wir in den nächsten Jahren einen besonders guten Kontakt herstellen können.

#8 Kannst du die anderen sehen? Seid ihr sehr unterschiedlich?

Nach Außen hin definitiv nicht. Es wechseln aber halt meist auch nur die entsprechenden Anteile heraus, die sich in der Situation ohne Probleme wie die sonst nach außenhin zu erscheinende Person ausgeben können. Nach Außen hin wird man das kaum merken.
Obwohl ich da jetzt noch dazu sagen muss, dass auch ICH (also die, die den Blog größtenteils führt) im Inneren anders als der Körper aussieht, ein anderes Alter hat (ob ich auch einen anderen Namen hab, weiß ich nicht – Franzi fühlt sich richtig und gut an – obwohl wir da auch zu zweit drauf reagieren 🙈, auf Franziska wiederum reagiere ich echt allergisch und fühle mich auch nicht wirklich angesprochen 🤷‍♀️) und ich meistens eigentlich auch nur eine Rolle spiele. Also so fühle ich mich zumindest. Ich könnte euch jetzt nicht sagen, WAS genau die für Außenstehende zu sehende Frontperson ausmacht und was ich dafür spiele, aber das bin auch nicht 100%ig ich. Vllt ergeben wir auch im Mix zusammen, dass was andere sehen und als „Franziska“ kennen 🤔. Keine Ahnung, kann ich euch gerade nicht sagen 🤷‍♀️.

Innerlich sind wir aber definitiv sehr verschieden.
Also so generell ist unser System sehr Fabelwesenlastig. Logischerweise sind einige Anteile KOMPLETT unterschiedlich zu anderen. Es gibt z.B Dämonen in unseren System, die eher ein geringschätziges Empfinden gegenüber der menschlichen Welt/den menschlichen Empfindungen haben. Und die darfst du auch nicht in Gespräche setzen, wo es nur im Ansatz um Okkultismus geht😅. Da gibt es SEHR deutliche Meinungen, die nicht unbedingt den meinen entsprechen und die ich manchmal auch eher unter Verschluss halten würde (und oft auch gehalten werden).

Aber es gibt z.B auch mindestens einen Vampir. Es gibt Narben auf dem Körper, die allein nur aus dem Grund zugefügt wurden, dass man an das Blut heran kommt. Vampire und so halt😅. Also gerade bei Blut gehen einige richtig ab. Das ist schon seeeeeehr unterschiedlich zu mir bzw. dem normalen Alltagsteam. Oder es gibt z.B jemand der eher wie ein Geist ist. Wie eine formlose Wolke. Also ja, wir sind INNERLICH definitiv SEHR unterschiedlich.

Auch Meinungen, Alter und Aussehen unterscheiden sich stark. Also richtig stark. Aber alles was so nach Außen wechselt (was jetzt aber auch nur mein aktuelles Empfinden/Wahrnehmen ist – vllt ändert sich diese Meinung irgendwann), tut so, als wäre es genau das Gleiche, wie das/der Vorhergehende.

Achso und zu dem sehen können: Ja, das kann ich. Teilweise. Als innere Bilder, die auftauchen. Manchmal ist es aber auch so, dass sich eine Person zeigt, ohne das ich ein Bild sehe. Ich bekomme dann ganz viele Gefühle dazu und habe dadurch ein Bild vorm inneren Auge. Das ist aber richtig blöd zu beschreiben.

#9 Habt ihr eine innere Welt?

Äh, keine Ahnung? 😅
Also, ja. Es gibt definitiv eine Welt in der ich die anderen z.B sehe. Die ist sehr grün. Also, ich glaube, ich habe bisher fast jeden irgendwo in einer grünen Natur-Umgebung gesehen.
Und dann gibt es noch einen anderen, eher „mechanischen“ Teil.
Aber das meiste davon kann ich eigentlich nicht betreten, weshalb eine Aussage dazu recht schwierig ist.
Aber es gibt definitiv auch Orte, die wohl mehr imaginativ sind, glaube ich. Also so, wie wenn man in der Therapie einen sicheren Ort erschafft. Ich weiß nicht recht. Irgendwann waren diese Landschaften einfach da, aber gleichzeitig waren sie auch eine Art imaginatives Ding🤔. Wieder schwer zu beschreiben.

#10 Träumst du manchmal von den anderen bzw. kann jemand anderes den Traum
träumen, aber du bist ebenfalls mit im
Traum?

Also erstmal: Ja ich träume von den anderen. Wir begegnen uns schon lange im Traum und einige habe ich ich erst über die Träume (äußerlich) kennengelernt. Das passierte aber schon lange vor der Diagnose (bzw. dem Wissen darum, da eine Diagnose ja schon 4 Jahre, bevor ich davon wusste, existierte). Im Traum bin ich sehr oft eine andere Person. Ich sehe mich als andere Person in einem Spiegel, erlebe deren Leben oder oft gibt es z.B auch eine Kommentatorstimme.
In manchen Alpträumen z.B führt mich diese Kommentatorstimme durch den Traum. In einem Haus voller Dämonen und Monster z.B sagte sie mir mal wo ich hingehen muss, um sicher zu sein. Oder steht mir zur Seite, wenn Träume bzw Traumtode (also eigene) zu schlimm zu werden scheinen, etc.

Manchmal haben wir auch so eine Art „Filmträume“. Dort ist es dann so, als sähe man einen Film über andere, ohne das man selbst involviert ist. Inwieweit das aber mit der Diagnose zusammenhängt, weiß ich nicht.

Ob jemand anderes den Traum aber träumt und ich bin nur dabei, kann ich nicht wirklich beantworten.
Es ist schon so, dass ich in Träumen manchmal nur eine Art „Statistenrolle“ habe, aber inwieweit das dann ein Traum eines anderen ist oder nicht, weiß ich nicht.

Was ich aber manchmal habe/bekomme sind eine Art von „Intrusion“. So würde ich sie jedenfalls beschreiben. Das sind dann aber keine Träume, höchstens vllt maladaptive Träume (sehr lebhafte Tagträume) 🤔. Dort sehe ich dann Erlebnisse aus der Beobachterperspektive. Als Beispiel sah ich ein kleines Mädchen gefes*elt in einem Keller. Das bin dann aber nicht ich, sondern ich sehe da andere Personen. Normale Intrusionen erlebt man ja sonst auch eher aus der Ego-Perspektive.

9 Formen von Amnesie

Was ist Amnesie?

Das Wort Amnesie leitet sich aus den griechischen Begriffen “a” (nicht, ohne) und “mnesis” (Erinnerung) ab und steht für einen Gedächtnisverlust.

Meistens wird die Amnesie durch etwas bestimmtes ausgelöst und ist zeitlich begrenzt. In seltenen Fällen kann es aber auch dazu kommen, dass sich die Erinnerungen nie wieder einstellen.

Ursachen für Amnesien

Organische:

  • Schädel-Hirn-Trauma
  • Alkohol-, Medikamenten- oder Drogenmissbrauch
  • Vergiftungen
  • Gehirnerschütterung
  • Migräne
  • Demenz
  • Epilepsie
  • Schlaganfall
  • Hirntumor
  • Gehirn- und Hirnhautentzündungen
  • Herzstillstand
  • organisch bedingte psychische Störungen
  • Mangelernährung ( Thiaminmangel)

Psychische:

  • extreme Stressbelastung (psychisches Trauma)
  • Psychosen

Formen von Amnesien

1. Anterograde Amnesie

So sogenannte vorwärtswirkende Amnesie kommt am häufigsten vor. Dabei ist das Kurzzeitgedächtnis gestört und Betroffene können neue Gedächtnisinhalte nur noch schwer abrufen. So werden neue Sachen oft schon nach 1-2 Minuten wieder vergessen. Im Prinzip wird also alles vergessen, was nach der Ursache für die Anterograde Amnesie passiert.

Meist kennt man diese Form der Amnesie aus dem Bereich der Demenz und Alzheimer. Dort wird sie also durch neurodegenerative Krankheitsprozesse verursacht. Als weitere Ursache kommen aber auch Läsionen im Gehirn (z.B durch Kopfverletzungen oder Schlaganfälle ausgelöst) in Frage, sowie Nervengifte.

2. Kongrade Amnesie

Bei der kongraden Amnesie existiert eine Amnesie für das schädigende Ereignis selbst (psychisch oder physisch). Dabei erinnert man sich aber trotzdem noch an alles vor dem Ereignis und auch an alles danach.

3. Retrograde Amnesie

Betroffene erinnern sich hier an nichts mehr was vor dem auslösenden Ereignis stattfand. Man kann sich z.B absolut nicht mehr daran erinnern, was vor einem Unfall geschah und was ihn überhaupt ausgelöst hat. Oft ist die retrograde Amnesie zeitlich begrenzt und Betroffene bekommen ihre Erinnerungen bereits nach wenigen Minuten, Stunden oder Tagen zurück.

Auslöser für eine retrograde Amnesie könnten z.B traumatische Erfahrungen sein (also starker psychischer Stress) oder auch Infektionen. Genauso könnten aber auch eine Mangelernährung (Korsakow-Syndrom), ein Schädelhirntrauma oder neurochirurgische Eingriffe in Frage kommen.

4. Transiente globale Amnesie

Bei der transienten globale Amnesie kommen die anterograde und retrograde Amnesie zusammen. Diese Form der Amnesie tritt meist schlagartig auf und Betroffene können sich meist an nichts mehr aus der nahen Vergangenheit erinnern (retrograd). Ebenso nehmen sie keine neuen Inhalte mehr auf bzw. können sich diese nicht mehr merken (anterograd). Meist wissen die Betroffenen noch wer sie selbst sind, können sich aber nicht mehr erinnern wo sie sind und wie sie da hin kamen.

Als ich vor ein paar Jahren retraumatisiert wurde, brachen plötzlich die Blackouts durch und wurden für mich bemerkbar. Vorher (und leider auch heute oft wieder) habe ich die einfach nicht bemerkt (Amnesie für die Amnesie). Logischerweise fand ich das damals ziemlich gruselig und hab im Internet gesucht und geschaut, was denn mein Problem sein könnte. Ja und da bin ich auf die transiente globale Amnesie gestoßen. Ich habe da z.B über eine Frau gelesen, die in ihrem Auto saß und das noch sicher eingeparkt und abgestellt hat. Sich aber weder daran, noch an die Zeit vor dem Einparken oder danach erinnern konnte. Der fehlten einfach mehrere Stunden.

Deshalb dachte ich, dann kann ich nur das haben (Spoiler: War nicht so😅). Die transiente globale Amnesie ist nämlich auch nichts schlimmes. Die hört sich total gruselig an, hat aber (soweit bisher bekannt) keine schlimmen Ursachen oder Folgen. Von daher hatte ich eine Erklärung für die Blackouts, hatte auch keine Angst mehr das es etwas schlimmes sein könnte und hab’s deshalb dann halt einfach so hingenommen und auch nicht untersuchen lassen o.ä. Ab und an hab ich halt mal nix mehr mitbekommen – Gehörte dann eben einfach zu mir.

Sie kann übrigens zu Amnesien von 1-24h führen und kommt bei den meisten nur einmalig vor. Außerdem bleiben, bis auf die Amnesie für diesen Zeitraum, keine Schäden zurück.

5. Globale Amnesie

Sie gilt als die schwerste Form der Amnesien. Auch hier kommen anterograde und retrograde Amnesie zusammen, also es besteht sowohl keine Erinnerung mehr an die Vergangenheit und zudem können auch keine neuen Erfahrungen mehr abgespeichert werden. Gespeicherte Abläufe die vor der Amnesie erlernt worden, wie Fahrrad- oder Autofahren, können die Betroffenen aber meist noch ausführen.

In ihrer vorübergehenden Form kennt man sowas nach zu viel Alkohol oder auch durch Drogen- oder Medikamentenmissbrauch (Benzos z.B).

6. Amnestisches Syndrom (Korsakow-Syndrom)

Dabei ist das Langzeitgedächtnis gestört, weshalb sich Betroffene nicht mehr an länger zurückliegende Ereignisse erinnern können. Aber auch das Kurzzeitgedächtnis kann ebenfalls gestört sein, weshalb manche dann Neues nicht mehr richtig lernen können. Sie haben Probleme sich zeitlich zu orientieren und wirken oft auch desorientiert. Gewohnte Handlungsabläufe stellen dabei meist jedoch kein Problem dar. Viele Patienten füllen ihre Gedächtnislücken dann auch mit erfunden Material.

Meist tritt diese Form der Amnesie bei Langzeitalkoholikern auf, aber auch Erkrankungen des Gehirns können eine Ursache dafür sein (organisch amnestisches Syndrom).

7. Infantile und Puberale Amnesie

Von der infantilen Amnesie sind die allermeisten Menschen betroffen. Bei ihr geht es nämlich darum, dass man alles vergessen hat, was vor dem 3. Lebensjahr passiert ist.

Die puberale Amnesie ist jedoch schon etwas spezifischer. Bei ihr wird alles vergessen, was sich um sexuelle Inhalte vor der Pubertät dreht. Jugendliche vergessen dabei also beim Eintreten und fortlaufen der Pubertät, dass sie jemals Doktorspiele gemacht haben oder sich anderweitig mit sexuellen Inhalten beschäftigten. Aber auch das Vergessen/Verdrängen eines erlebten sexuellen Missbrauchs zählt mit dazu.

8. Psychogene (dissoziative) Amnesie

Die dissoziative Amnesie ist eine Unterform der kongraden Amnesie, bei der ein traumatisches Erlebnis und/oder ein hohes Stresslevel Ursache für das Nicht-Erinnern ist. Autobiografisches wird schneller vergessen, Allgemeinwissen bleibt wiederum verfügbar. Dabei kommt es meist also auch zu einer retrograden Amnesie, eine anterograde fehlt jedoch. Neues kann also ganz normal aufgenommen und abgespeichert, altes jedoch nicht mehr abgerufen werden. Dabei kann die Amnesie von wenigen Sekunden oder Minuten bis hin zu mehreren Jahrzehnten reichen.

Wie das Gehirn so etwas überspielen und einem vorgaukeln kann, dass man sich an alles erinnern würde, habe ich in „Falsche Erinnerungen“ schon mal beschrieben. Mir fiel das tatsächlich erst im Laufe der letzten 2 Jahre richtig auf, WIE VIEL mir eigentlich wirklich fehlt.

9. Amnesien zwischen dissoziativen Persönlichkeitsanteilen

Das ist nochmal ein bisschen was anderes, als die dissoziative Amnesie. Die Anteile sind zwar ebenfalls durch dissoziative Barrieren von einander getrennt, welche einmal durch traumatische Erlebnisse entstanden. Jedoch kommt es dann später zur Amnesie („Blackout“) wenn die Anteile untereinander wechseln (eben weil sie durch diese Barrieren getrennt von einander sind) und nicht nur, wenn etwas traumatisches passiert. Das ist also anders, als bei der kongraden, retrograden usw.

Guckt, stellt euch die dissoziativen Wände im Gehirn und zwischen den Anteilen jetzt einmal wie die Wände in diesem Parkhaus vor. Auf jeder Parkebene steht ein Auto und links ist für alle der Ausgang. Den Ausgang stellen wir uns jetzt als das „vorn/draußen“ sein vor. Auf dem linken Bild kann das untere Auto nach vorn fahren. Für diese Zeit, wo das untere Auto raus fährt, parkt das obere und bekommt nichts mit.

Und das gleiche auf dem rechten Bild. Dort muss das untere Auto warten, während das obere Auto rausfahren kann und auch nur das obere Auto in diesem Moment mitbekommt, was sich draußen abspielt. Das untere kanns ja nicht mitbekommen, da es drinnen parkt und durch die dicke Wand nichts sehen kann. Wenn wiederum zwischen manchen Parkebnen/Autos die Wände Löcher haben, wie bei einem Gitter z.B, dann kann es sein, das auch das Auto das noch drin parkt ein bisschen was von dem mitbekommt, was das andere Auto „draußen“ erlebt.

Ohwei, war das Beispiel jetzt überhaupt nachvollziehbar 🤔😅?

Von Flachpfeifen und jede Menge Ängsten…

Aktuell steht gerade wieder einmal im Raum einen Kampf-/Selbstverteidigungssport zu besuchen.

Ach naja, eigentlich das steht schon seit Jahren im Raum und wird dann immer wieder verworfen.

Warum das verworfen wird?

Naja, meistens findet sowas in einer Turnhalle oder etwas ähnlichem wie einer Turnhalle statt, is ja irgendwie auch logisch. Boar aber wenn ich diese Hallen schon sehe: das Licht, die Atmosphäre … Bäh, da vergeht mir direkt wieder alles. Und dann die vielen anderen Leute. Ich muss Dinge vor andern tun (gut, auch irgendwie logisch, ne? – Vom zugucken lernt man’s ja nix 😅). Ach Mensch und so finde ich immer wieder tausend Gründe warum ich doch nicht hin gehen sollte.

Vor 2 Jahren bin ich mal zum Krav Maga. Ja hört sich toll an, ne? Jup, ich bin bis heute glücklich, dass ich nicht noch während der Stunde heulend rausgerannt bin (ein Grund warum Stolz auch etwas tolles sein kann: Man gibt nicht jedem feigen Impuls nach😅). Einmal hin und dann nie wieder. Da waren 2 Männer mit denen ich nicht klar kam, naja …

Viele Gründe etwas nicht zu tun

Aktuell war wieder so ein Fall, wo ich am liebsten mal wieder den Schwanz eingezogen hätte.

Wir habe beschlossen, die Gelder aus dem Fonds unteranderem für eine Mitgliedschaft beim Wing Tsun zu nutzen. Und schon während des Telefonats mit dem Leiter ist’s mir wieder vergangen. Ich fühlte mir ziemlich über den Mund gefahren, weshalb ich nach dem Telefonat auch erstmal wieder restlos im Eimer war.

Aber mal ganz ehrlich?

Der Typ war gar nicht das Problem. Das Problem ist mein Selbstwert, meine Selbstzweifel und meine Angst.

Wir verabredeten uns während des Telefonats dann übrigens noch zu einem persönlichen Gespräch und wisst ihr was? Der war gar nicht so schlimm, sondern im Gegenteil sogar recht sympathisch. Mal gut ich bin hin, oder? Und hab mich nicht wieder vor lauter Angst zuhause verkrochen.

Ich meine, es lassen sich tausend Gründe finden etwas nicht zu tun: Die Sporthalle, eine Verhaltensweise, ein falscher Blick, die Luft … Was weiß ich. Für alles findet man einen Grund, wenn man will. Wenn ich dem aber so weiter nachgehe, kann ich mich auch direkt in ne Gummizelle sperren lassen.

,,Schrittweises Zurückweichen ist oft schlimmer als ein Sturz“

(Marie von Ebner-Eschenbach)

Ich hab’s satt

Als wir letztens draußen auf der Wiese saßen, ging mir das alles so durch den Kopf.

Meine Güte, dieses ganzes Leben richte ich nach den Ängsten aus! Ich ertrage das langsam nicht mehr. Es gibt so viele Dinge, die ich gern tun würde. Aber ich tue sie nicht, weil diese riesige Angst da ist. Angst vor den Reaktionen der Menschen. Die Angst vor der Bestätigung falsch zu sein und kein Recht zu haben, auf dieser Welt zu existieren. Angst davor niemals geliebt werden zu können. Ängste die aber aus mir selbst kommen und die ich wie ein Gefängnis um mich herum gebaut habe.

Ich denke selbst so über mich. Tief drin. Und ich habe Angst diese Bestätigung nun auch von Außen zu bekommen. Und ja, dieses Bild habe ich einmal vermittelt bekommen. Früher und auch in naher Vergangenheit, immer wieder. Nein, es ist nicht Ewigkeiten her und wahrscheinlich werde ich auch wieder Menschen begegnen, die mir dieses Gefühl geben werden. Aber um Himmels Willen, das kann doch so nicht weiter gehen!

Ich rede ständig davon, dass wir als Menschheit endlich lernen sollten Selbstverantwortung zu übernehmen und selbst befinde ich mich mit meiner Angst total in der Abhängigkeit zu anderen. Ich will einfach nicht mehr, dass meine Umstände über mich und dieses Leben entscheiden.

Ja, ich hab es wirklich satt!

Die Geschichte von den Flachpfeifen

Ab Herbst bin ich jetzt 6 Jahre Single. Gut, ich hab’s danach noch 2-3x probiert, aber das waren nur so Kurzzeit-Dinger. Eine Katastrophe dabei größer als die andere.

Und wenn ich mich da so zurück erinnere, was ich bisher abgeschleppt habe … Oh heidewitzka, da waren Typen dabei 🤦‍♀️. Mein Gott, habe ich mich unter dem Wert verkauft. Aber wie!

In der 1. Beziehung war der Typ, naja… Er war, nett ausgedrückt, weder emotional noch geistig besonders intelligent. Man muss ja nicht unbedingt mit mir über ägyptische Geschichte oder Chopin diskutieren. Aber die Fähigkeit zur Selbstreflektion und Gespräche zu führen, die tiefer gehen als übers Dschungelcamp und das Ego des anderen brauche ich dennoch. Sonst verhungere ich geistig. 4 Jahre waren wir zusammen und wenn er nach Hause kam, hat er es nicht einmal geschafft sich die Motorradhose auszuziehen, weil er schon beim reinkommen mit offenem Mund vor dem Fernseher stehen blieb. Echt, da hätte nur noch der Sabberstriemen gefehlt🤦‍♀️ .

Und ehrlich Leute, das wurde nicht besser danach. Ganz im Gegenteil. Die Männer wurden stattdessen aggressiver, arbeitsloser (nicht das arbeitslos ist schlimm, sondern deren destruktive Lebensweise war es) und versiffter. Pfui Teufel ekelt es mich, wenn ich daran zurück denke wem ich alles diesen Körper und meine Seele hab anfassen lassen 🤢. ,,Na so richtige Flachpfeifen halt.“ – Ich musste lachen, als das jemand dazu einwarf 😂. Ja. Ja es waren wirklich alles Flachpfeifen. Erster Klasse. Dieses Wort trifft es wirklich sehr passend.

Warum habe ich das nur gemacht?

Die Erkenntnis, dass sich diese Flachpfeifen nur deshalb gesucht werden, weil doch irgendwo das Gefühl besteht, gar nichts besseres verdient zu haben, gab es schon mal. Zudem kommt das mit dem Wiederholungszwang dazu, wo man sich ja gerne immer wieder in altbekannte Muster hineinbegibt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist aber auch, dass ich eigentlich, ganz ehrlich, immer das Erstbeste genommen habe.

Wir waren schon immer ziiiemlich isoliert. Schon in der Kindheit. Klar gab es 2-3 Schulfreundinnen, aber das andere Kinder Freunde und Menschen außerhalb der Schule hatten und kannten, war zumindest für mich lange Zeit kaum zu glauben. Selten war eine Freundin bei uns zuhause, selten wir bei ihnen. Andere Menschen waren erst recht nie bei uns. Wir waren nicht im Kindergarten und meine Eltern mochten es auch nicht überstrebend, wenn sich doch einmal Besuch ankündigte. Und so ging das als Erwachsene weiter.

Es gab nie einen eigenen Freundeskreis. Es gab nur Arbeitskollegen und dann gab es noch die Freunde des jeweiligen Partners. Aber sonst kenne ich es nicht anders, als allein zu sein. Isolation bestimmte schon immer unser Leben. Ja und wo willst du denn dann jetzt also auch jemanden kennenlernen? Das ist schwierig. Also hab ich meistens das Erstbeste genommen, was mir unter die Finger kam und sich angeboten hat. Und der Gedanke: ,,Nimm das jetzt, was besseres bekommst du eh so schnell nicht mehr.“ hat das noch gut verstärkt.

Und in der Partnerschaft haben dann eben diese Menschen, mehr oder weniger, das Leben bestimmt. Wo wir wohnen, welches Umfeld wir haben. Wie die Stimmung ist.

Ich fühle mich ein bisschen, als wäre ich 30 Jahre lang wie ein Blatt durch die Gegend geweht und an jede Ecke geprallt, an die mich der Wind geweht hat.

Es wird wohl Zeit etwas zu ändern

Eigentlich weiß ich ja, das wir ziemlich schlau sind. Attraktiv, fähig und durchaus nicht auf den Mund gefallen. Also ja gut, das wissen nicht alle, aber ein gewisses Selbstbewusstsein ist größtenteils schon da. Eigentlich müsste ich also nicht wirklich mit so komischen Assis rumhängen. Nein wirklich nicht. Aber weil ich mich so minderwertig fühle und deshalb solche Angst vor den anderen habe, hab ich’s eben doch gemacht.

Und nun war mein Gedankengang dazu:

Wenn ich jedes mal meinen Ängsten nachgebe (wie beim Bsp. mit dem Kampfsport) und den Schwanz einziehe, dann werden meine Ängste nicht nur immer größer, sondern ich kann auch gar keinen Respekt vor mir selbst aufbauen. Und wenn ich schon keinen Respekt vor mir habe, warum sollten andere Menschen das dann? Klar, in einer idealen Welt sollte jeder vor jedem Respekt haben, aber wir leben nun mal nicht in einer idealen Welt. Natürlich komme ich so also immer wieder an diese respektlosen Taugenichtse 🤷‍♀️.

Natürlich ist da schon irgendwo Respekt vor mir, uns und vor den Dingen, die wir geschafft haben und dieses Wissen gibt auch unglaublich viel Kraft und Selbstbewusstsein. Aber das waren halt auch alles Dinge die geschafft werden mussten. Jetzt frage ich mich, ob es vll nicht doch endlich einmal Zeit wird auch Dinge zu tun, die nicht für das Überleben zwingend notwendig sind und weswegen ich genau deshalb immer wieder davor kneife.

Keine Ahnung ob wir das (mit dem Wing Tsun) jetzt letztendlich machen oder nicht. Was aber sicher ist, ist das der Entschluss endlich etwas ändern zu müssen, mittlerweile nicht mehr aus dem Kopf rauszubekommen ist. So kann und darf es nicht weiter gehen! Ich hab keine Lust mehr das andere, den Ängsten eingeschlossen, über unser Leben bestimmen!

Aber wie Herr Goethe schon sagte:

,,Wer sichere Schritte tun will, muss sie langsam tun.“

Empathie

Was ist Empathie?

Das Wort Empathie leitet sich aus dem altgriechischen „empátheia“ ab und bedeutet soviel wie „Mit-leiden“ oder „Mit -fühlen„.

Als mögliche Erklärung dafür werden übrigens unsere Spiegelneuronen in Betracht gezogen, welche im Stirnlappen des Gehirns dafür sorgen, dass wir die selben neuronalen Aktivitätsmuster zeigen, sowohl wenn wir eine Handlung ausführen, als auch wenn wir sie nur bei anderen beobachten. Und bei Emotionen ist das ebenso möglich, da die Spiegelneuronen dabei genauso aktiviert werden.

Empathie ist etwas unglaublich wundervolles und wertvolles, da sie uns die Möglichkeit eröffnet uns in andere Wesen hineinzuversetzen, hineinzufühlen und mit ihnen mit zu fühlen. Aber nicht nur andere können wir dadurch besser verstehen, sondern sogar auch uns selbst (wenn wir uns objektiv aus der Meta-Ebene betrachten).

Dennoch ist Empathie nicht gleich Empathie…

Welche Formen der Empathie gibt es?

Emotionale Empathie

= emotionale Sensitivität (affektiv)

Hier liegt das Hautaugenmerk beim Mitfühlen. Du siehst und verarbeitest die Gefühle eines anderen nicht nur, sondern du fühlst sie auch selbst. Es ist fast ein bisschen als würde man davon „angesteckt“.

Das kann soweit gehen, dass wenn z.B jemand in den Raum reinkommt und schlecht drauf ist, ich sofort spüren kann, dass da irgendwas nicht in Ordnung ist. Oft kann ich nicht genau zuordnen was es ist. Ich glaube das liegt aber oft auch an den konfusen Emotionen des anderen. Wir selbst empfinden ja schließlich auch nur selten ausschließlich Wut oder Trauer etc, sondern es ist oft ein Mix aus mehreren Gefühlen gleichzeitig. Oder wenn ich z.B Tiere in Gefangenschaft sehe, dann empfinde ich ihren Schmerz. Das Gefühl gefangen zu sein. Die Angst. Die Wut. Deshalb gehe ich z.B auch nicht gerne in Zoos oder Tierparks.

Die emotionale Empathie macht es uns möglich, sanfter und passender auf andere einzugehen, weil wir spüren was der andere braucht. Wenn jemand gerade total geladen ist oder traurig und du spürst das, dann kannst du deine eigenen Reaktionen ganz anders anpassen. Gleichzeitig kann sie aber auch unheimlich belastend wirken, da wir ständig allen möglichen Emotionen ausgesetzt sind, die wir gar nirgends richtig zuordnen können und dabei sogar noch denken, es wären unsere Gefühle. Wir fühlen uns dabei dann z.B plötzlich grundlos schlecht und wissen gar nicht warum.

Kognitive Empathie

= Perspektivenübernahme

Bei der kognitiven Empathie versteht und erkennt man die Emotionen des anderen, aber man fühlt sie nicht. Ich sehe also z.B dann das du gerade traurig bist, könnte aber nicht mit dir mitfühlen. Das hört sich so banal an, so nach: „Na das sieht ja aber jeder“ – Ja, ne 😅. Es gibt so Menschen, vor denen kannst du tränenüberströmt sitzen und die checken trotzdem nicht das es dir gerade nicht gut geht.

Aber es geht dabei nicht nur um das sehen der Gefühle, sondern auch um das Nachvollziehen der Gedanken(gänge), Absichten und Motive eines anderen. Seine Perspektive einnehmen zu können und zu sehen, was denjenigen antreibt. Auch die Körpersprache wird deshalb sehr gut lesen gelernt.

Die kognitive Empathie ist nicht angeboren, sondern erlernbar und ist, glaube ich, für den richtigen Umgang mit der emotionalen Empathie ungemein wichtig. Einfach weil man dann diese ganzen fremden Gefühle zuordnen und anders damit umgehen kann. Ich halte sie also für extrem wichtig, wenn man mit der Gabe des Mitfühlens richtig umgehen lernen möchte. Also so, dass sie man sie positiv einsetzen kann, statt sich davon beherrschen zu lassen. Wenn ich zuordnen kann, woher das alles kommt, übermannen mich die fremden Gefühle nicht mehr so stark.

Die kognitive Empathie wird z.B auch oft von Menschen mit einer antisozialen Persönlichkeitsstörung erlernt und benutzt. Meist zur Manipulation, dennoch halte ich sie da auch im Therapiesetting sehr wertvoll. Wenn sie richtig erlernt wird, dann gibt das Menschen, die zu keiner emotionalen Empathie fähig sind (z.B durch Trauma, eine PS, usw.), eine unglaublich wichtige Ressource im sozialen Alltagsleben.

Soziale Empathie

Diese Form der Empathie bezieht sich auf ganze Gruppen und nicht nur auf Einzelwesen. So hat man z.B ein recht sicheres Gespür dafür, wie sich eine Gruppe verhalten wird oder warum sie etwas tut. Das wiederum gibt auch die Möglichkeit diese Gruppen zu beeinflussen. Gerade im Job, in Führungspositionen bspw., ist das eine sehr wichtige Gabe.

Das sowas aber gleichzeitig auch wunderbar zur Manipulation, wie z.B zu Propagandazwecken eingesetzt werden kann, muss ich jetzt nicht extra erwähnen, oder 👉👈😶🙈?

Sie hilft uns aber auch uns z.B in fremde Kulturen, Religionen, Geschlechter oder auch Weltanschauungen hineinzufühlen und diese verstehen zu können. Ich möchte mal behaupten, das ist uns großflächig (von allerlei „Seiten“) aber vll ein bisschen dezent abhanden gekommen? 🙊 (ich bin schon still jetzt😅)

Wie kann ich Empathie erlernen?

Es gibt verschiedene Wege, einige stelle ich hier jetzt einmal vor:

  • Nr. 1 – Achtsamkeit: Das A und O, egal bei was. Beobachte deine eigenen Gefühle wenn sie kommen: Was fühlst du gerade? Wieso ist dieses Gefühl da, was war der Auslöser? Wie fühlt es sich an? Wie äußert es sich? Wenn sich jetzt jemand ähnlich verhält, du eine ähnlich Emotion wahrnehmen kannst, dann versuche daran zu denken wie du dich gefühlt hast und was dir guttat oder was du dir in dem Moment gewünscht hast und versuche das in diesen Moment mit hineinzubringen.
  • Nr. 2 – Aufmerksamkeit: Ohne den anderen zu beobachten klappt das aber natürlich nicht. Deshalb sei aufmerksam! Schaue dir andere Leute genau an. Wie verhalten sie sich? Wie reagieren sie in bestimmten Situationen? Und wie interagieren sie miteinander? Welche Körperhaltung nehmen sie z.B ein, wenn jemand etwas in einem bestimmten Ton sagt? usw.
  • Nr. 3 – Beobachten: Beobachte dich selbst in der Interaktion mit anderen. Wie reagiert dein Gegenüber auf etwas von dir? Wie reagierst du? Welche Körperhaltung nimmst du ein? Wo stehen deine Füße oder die deines Gegenüber (weg von dir? will er lieber gehen?) ? Unterbrichst du andere oder wirst du unterbrochen? Wie reagierst du dann? Wie reagiert dein Gegenüber?
  • Nr. 4 – Hinterfragen: Wenn wir jemand in eine Schublade packen wollen, dann passiert das meist aufgrund unserer eigenen Gedanken, die wir auf den anderen projizieren. Bevor du also jemand verurteilst, hinterfrage erst einmal seine Absichten. Warum hat er so reagiert? Warum das gesagt? Was könnte das für einen Hintergrund haben? Welche Anzeichen deuten auf den möglichen Hintergrund hin? Da ist wieder genaues zuhören wichtig. Versuch dabei objektiv zu bleiben und dich nicht von deinen eigenen Emotionen übermannen zu lassen.
  • Nr. 5 – Rollentausch: Stell dir vor, wie es wäre im Körper und Denken des anderen zu stecken. NICHT in seinem Körper, aber mit deinem Denken (das führt zu Verurteilung). Sowas kann z.B über Theaterspiele sehr gut funktionieren. Du bist jetzt nicht mehr Petra z.B, sondern du schlüpfst in die Rolle von Hans-Werner. Du ziehst nicht nur seine Kleidung an, sondern du musst die ganze Theateraufführung lang Hans-Werner SEIN und dich so verhalten. So etwas erlaubt dir aus deiner Perspektive/Sichtweise herauszukommen und den anderen besser verstehen zu lernen.

Gibt es ein Gegenteil von Empathie?

Türlich, es gibt doch für alles ein Wort 😂.

Ekpathie.
Ekpathie bezeichnet dabei aber nicht die Gefühlskälte oder Gleichgültigkeit gegenüber anderen, sondern kann eher als eine Art Schutzmechanismus bezeichnet werden. Dabei geht es darum sich nicht so leicht ausnutzen oder missbrauchen zu lassen.

Wie schon erwähnt, kann uns Empathie auch ganz schöne Probleme bereiten. Stell dir einen Kollegen oder meinetwegen auch Partner vor, der herausfindet das du plötzlich viel mehr Rücksicht auf ihn nimmst, selbst mehr zurücksteckst oder alles mögliche für ihn tust, sobald du merkst das es ihm schlecht geht. Dieses Verhalten ist eine wundervolle Sache und ich mache das auch ständig, aber es ebnet eben auch den Weg für Manipulation und Missbrauch. Der andere kann seine Emotionen so nach Belieben einsetzen und dich für seine Zwecke ausnutzen.

Bei der Ekpathie lassen wir uns weniger auf die Emotionen anderer ein. Wenn der andere also gerade einen Wutanfall bekommt, dann grenzen wir uns davon emotional ab, statt uns davon mitreißen zu lassen. Es geht nicht darum, nicht mehr mit dem andern mitzufühlen, sondern darum eine Grenze zwischen sich selbst und dem anderen zu ziehen.

Empathie und Trauma

So, ich hatte das bei der Hochsensibilität ja schon angeschnitten und wollte heute noch einmal näher drauf eingehen, warum es z.B für komplex traumatisierte Menschen wichtig war, Empathie, vor allem die kognitive, so gut auszubilden. Ich versuche das wieder mit Beispielen näher zu erklären:

Unberechenbarkeit

Als Kind brauchen wir vor allem Sicherheit. Wir haben keinerlei Ressourcen, aus denen wir schöpfen könnten, sollten die Zeiten einmal unsicher werden. Und wenn wir nun in einer Umgebung aufwachsen, die absolut unvorhersehbar ist, dann ist es für uns ungemein wichtig sie irgendwie vorhersehbar zu machen. Zumindest das Gefühl von Kontrolle zurückzuholen.

Meine Mutter war z.B nie wirklich gut einzuschätzen. Sie saß am Tisch und machte Scherze und im nächsten Moment flippte sie völlig aus oder wurde sehr gemein. Was der Grund war, wusste man nie wirklich. Mal wars ein falsches Wort (das vorher noch nie störte), ein „falscher“ Blick, mal war ich zu fröhlich, mal zu schlecht drauf. Mal war ich falsch weil ich keine Freunde hatte, dann wiederum sollte ich bloß keine mitbringen, usw. Wie ihr die Laus halt gerade über die Leber gelaufen ist. Dafür habe ich sie früher gehasst. Für diese Unvorhersehbarkeit. Meist hatte ich auch das Gefühl es ist mehr meine Existenz die sie stört und all die anderen Gründe waren nur ein Vorwand. Aber auch wenn [ich] keine Erinnerung daran habe, weiß ich, dass sie durchaus auch sehr nett sein konnte.

Interessanterweise habe ich jedoch gar keine Erinnerung an irgendwelche Strafen. Nicht eine einzige. Meine Eltern habe ich eher sehr desinteressiert in Erinnerung. Ich habe jedoch Szenen im Kopf, wo ich versucht habe mir selbst Strafen geben, wenn ich was angestellt habe, in der Hoffnung das ich dann keine von ihnen bekomme. Und heute noch habe ich furchtbare Angst vor einer möglichen Strafe wenn ich etwas falsch mache, was mir irgendwo sagt, dass es dann wohl doch welche gegeben haben muss.

Eine Szene ist mir da z.B in Erinnerung: Ich muss noch sehr klein gewesen sein. Höchstens 3-4 Jahre alt. Ich saß in meinem Zimmer, an so einer Kinderschminkkommode und ich weiß noch, dass es vorher einen Streit gab bzw. ich Ärger bekam. Ich zog eine der Schubladen an dieser Kommode auf und die war voller kleiner Papierschnipsel. Von einem Blatt Papier in meiner Hand riss ich weiter Stückchen ab und freute mich dabei unheimlich, weil ich dachte jetzt keine Angst haben zu müssen, dass ich verhungere, falls sie mir jetzt nichts zu essen geben sollten. Ich dachte ihnen mit dem Papier ein Schnippchen geschlagen zu haben.

Keine Ahnung wies weiter ging oder was vorher war. Ich schätze aber nicht, dass ein Kind in diesem Alter auf so einen Gedanken kommt, ohne das es dazu bereits einen Hintergrund gab …

Sich anpassen

Wenn du jetzt also ständig Angst haben musst, dass der kleinste Fehler eine schlimme Strafe zur Folge hat, dann versucht du alles um das zu vermeiden. Das betrifft ja nicht nur die Kindheit. Dieses Phänomen lässt sich auch in Beziehungen zu stark narzisstischen Partnern beobachten oder z.B bei Geiselnahmen, usw.

Es ist wichtig zu lernen, wie dein Gegenüber gerade drauf ist. Welche Emotionen er hat, um dich darauf einstellen zu können. Es ist wichtig seine Körpersprache lesen zu lernen oder seine Absichten schnellst möglich zu erkennen, um für dich am sichersten darauf reagieren zu können. Wenn du ein kleines Detail übersiehst, kann das für dich schlimme Konsequenzen haben. Also beobachtet man und lernt. So kann man versuchen die Gefahr schon von vornherein zu neutralisieren oder wenigstens zu minimieren.

Bewusst ist uns das eher selten. Wir stellen uns darauf ganz unterbewusst ein und merken meist erst irgendwann später, dass wir wirklich gut im lesen anderer Leute sind. Das schützt uns nicht automatisch vor erneuten Missbrauch, kann aber tatsächlich die Gefahr, noch mehr Leid erdulden zu müssen, enorm reduzieren.