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Blog offline: Was los war und ist

Triggerwarnung!!
Ich schreibe aus meinen aktuellen Gefühlen und Gedanken, diese sind sehr pessimistisch und können sich jederzeit ändern. Sind aktuell aber, was sie sind. Wenn ihr selbst destruktive Gedanken oder Hoffnungslosigkeit erlebt, dann lest das bitte nur, wenn ihr diese Worte von euch und eurer Situation abgrenzen könnt.

Blog offline

Mein Blog war lange offline.
Dafür gab es mehrere Gründe.
Einer dieser Gründe war, das Vergleichen. Das Gefühl, einfach per se schlechter als andere zu sein. Gar nicht mehr zu wissen, warum ich überhaupt mit dem Schreiben anfing.

Das es mir psychisch nicht gut geht, war mir schon als Teenager klar. Aber ich habe mich nie damit ernsthaft befasst. Dachte immer, dass ich das schon hinbekomme. Keine Therapie brauche und eigentlich einfach nur mit mir etwas nicht stimmt. Das ich mich nur mehr auf die Reihe bekommen müsste. Diese Gedanken kamen nicht nur rein aus mir, sondern diese wurden mir so auch stets von Außen widergespiegelt (das muss ich mir gerade wieder bewusst machen, um diese Gedanken nicht zu sehr mit mir zu identifizieren).
Wer aus psychischen Gründen nicht kann, der ist „nur zu faul“ . Schließlich „könnte er ja“ .

Diese Botschaften waren in meiner Familie stets Gang und Gäbe. So „treibt“ sich die Familie heute noch an.
Und so tut es auch der Rest der Gesellschaft.
In einer Leistungsgesellschaft musst du Leistung erbringen, wie eine Maschine. Und wenn du keine Leistung mehr erbringst, dann wirst du auch wie eine kaputte Maschine aussortiert.
Mit dir ist etwas komisch! Warum bist du nicht einfach wie andere? Wo ist das Problem? Einfach machen!

Und irgendwann fragst du dich diese Fragen selbst.
Bei mir waren sie sooo lange hinter einem dicken Schleier an Dissoziation verborgen. Also so, dass ich mir diese nie übermäßig stellte oder sie fühlte.
Klar, ich sollte es als gutes Zeichen ansehen, dass es jetzt anders ist: Dissoziative Barrieren fallen und so … Kann man so sehen, muss man aber nicht so fühlen.

Zudem kam aber auch mein (ich weiß nicht, ob ich es objektives Denken nennen kann?), dass ich kein Versager bin, nur weil ich kein Rädchen im System bin. Deshalb bin ich nicht schlechter als andere. Innerlich fühle ich das irgendwo.
Mir ist schon klar, was ich im Gegensatz zu vielen, die so etwas sagen und oft nicht „viel mehr“ (wenn gleich auch jeder seine Sorgen und Probleme hat, nur sind sie diesen scheinbar weniger bewusst, sonst würden sie anders reden – Wer tatsächlich „echte“ Probleme hat, der redet nicht so, sondern fühlt mit), leisten, erreicht habe.

32 Jahre überleben.

Ich persönlich finde es noch immer schräg so etwas zu sagen, denn „Überleben“ impliziert für mich Krieg und Katastrophe.
Aber richtig reflektiert, zurückgeblickt: War nicht genau das mein Leben?
Keine Gewehre, nein. Aber die ständige Angst am Abgrund zu stehen. Nicht zu wissen, ob es weiter gehen wird.
Nicht nur das Gefühl. Das war die Realität.
Heute zurücküberlegt, weiß ich nicht, wie ich bisher überhaupt überleben konnte. Körperlich wie psychisch.
Ich weiß es wirklich nicht.
Ich kann nur meinem Körper dafür danken. Eine andere Erklärung weiß ich nicht.

Es war immer der Gedanke:
Ein Schritt nach dem Nächsten. Nicht nachdenken, nur handeln“ – Das ist aber kein Leben, das ist ein Überlebensmodus. Fühlen kann ich das nicht, aber würdest du mir das als Außenstehender so erzählen, dann wäre es das, was ich dir antworten würde.

Warum war mein Blog offline?

Das überwältigende Gefühl nicht gut genug zu sein. Abgeschnitten von der Umwelt zu sein. Falsch zu sein.

Das Gefühl, dass alles an mir falsch ist.
Das ich allein bin.
Und das Gefühl, dass sich das niemals ändern wird.
Das ich immer alleine bleiben werde, emotional, menschlich. Weil ich falsch bin. Ich bin anders und Andersartigkeit will niemand. Auch das Gefühl, dass einfach zu viel an mir kaputt ist, als das sich jemals jemand langfristig damit abgeben würde. Das so viel kaputt ist, dass es niemals heilen kann.

Und das trotz aller meiner Bestreben, ich bisher niemals etwas daran ändern konnte.
Der Gedanke kam also, und er ist noch nicht weg, dass ich trotz all meiner Handlungen keine Änderung herbeiführen kann. Denn ich habe es ja versucht. So sehr.
Die Hoffnung ist verflogen diesen Sommer, also die, die uns die ganze Zeit am Leben erhielt.

Und dann kam diese unbeschreibliche Scham.
Nur die Scham konnte und kann sich gegen all die rationalen Gedanken von: „Das ist doch nicht so. Sieh was du alles erreicht hast“ durchsetzen.
Die Scham, sich überhaupt in die Welt hinausgewagt zu haben. Der Gedanke: „Wie konntest du das zulassen?! Du weißt doch, dass die Welt gegen uns ist!
Infolgedessen also noch Schuld mit. Die Schuld dafür, Inneren durch meine Öffentlichkeitssuche geschadet zu haben. Obwohl das Gefühl der Schuld eher zweitrangig ist. Schon immer. Das ist zwar stark.
Die Scham falsch zu sein und allen zu schaden ist der aber der Haupttreiber.

Rationale Gedanken…

Helfen hier nur bedingt.
Rational ist mir „alles“ bewusst:

Mir ist bewusst, dass meine Gedanken „nur“ aus der Depression heraus kommen.
Depressionen hatte ich schon seit ich denken kann. 2 Jahre hatte ich sie einmal nicht, nur deshalb kenne ich den Unterschied, sonst würde ich behaupten: „So fühlt man sich doch normal, oder nicht?
Und schon oft gingen positive Gedanken in schweren Episoden verloren. Aber noch nie die Grundhoffnung. Der Glaube daran, dass sich irgendwann alles zum Besseren wenden wird.
Irgendetwas gab es im Inneren immer, dass uns am Laufen erhielt. Das dafür sorgte, weiter zu machen. In allem etwas sinnvolles zu sehen.
Ich bezeichne es, als das „Feuer, das uns am Leben erhielt“ .

Und das fühlt sich wie erloschen an.
Irgendwas ist da immer noch, sonst würde ich heute hier nicht schreiben.
Auch das sehe ich als Funken der Hoffnung an.
Aber etwas hat sich verändert.
Und das ist bitter zu schlucken.

Denn ohne dieses Gefühl bringt all die Rationalität, dass „alles etwas sinnvolles mit sich trägt, aus dem man lernen/wachsen kann“ nichts mehr. Und wenn der nicht mehr da ist, fragt man sich hier: „Warum weiter machen? Warum, wenn sich keine Hoffnung auf Änderung mehr ergibt?

Nicht spontan

Das kam, rückblickend, aber nicht spontan.
So hat es sich zwar angefühlt, ja.
Aber eigentlich war es das nicht. Ich spürte schon länger, dass ich meinen Alltag nur noch mit Sport und TikToks verbringe, weil ich sonst keinen Sinn mehr sehe.
Anfang August kam eine „Banalität“ (meine Therapeutin sagt, es wäre keine gewesen, daher setze ich das in Gänsefüsschen), die als Auslöser dafür galt.
Das war quasi der Moment, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Aber ein Fass kann eben auch nur überlaufen, wenn vorher schon Unmengen hineinflossen … Wie groß dieses Fass ist, ist bei jedem ganz unterschiedlich.

Und ich würde einmal behaupten, dass bei den allermeisten Traumatisierten dieses Fass eh schon, von klein auf, bis fast zum Rand gefüllt ist.
Eine gesunde Umgebung kann dabei helfen, vieles davon abzuschöpfen. Ob dieses Fass jemals leer werden kann dadurch, weiß ich nicht. Aber ein gesundes Umfeld kann dabei helfen, es zu leeren.

Trauma hat es aber leider so an sich, dass man sehr oft eben jenes wieder rekonstruiert, was man erlebte.
Man kommt immer wieder in toxische Umgebungen, diese kennt man so ja auch.
Sie vermitteln, scheinbare, Sicherheit.
Es ist also fast schon ein Te*felskreislauf an Leid.
Wie sollst du also heilen, wenn du all das, was das Fass überhaupt erst so voll machte, wieder und wieder erlebst?

Reflexionen dazu

Klar… : Also rational klar, nicht emotional. Denn emotional finde ich das extrem unfair … Aber wie heißt es so schön? „Das Leben ist nicht fair“ …. Cooooole Aussage. Wieder so ein Motivationsschub. Aber falsch ist sie auch nicht. Nur halt Scheiße.

Aber faktisch ist erstmal „klar“ , dass man diesen Te*felskreislauf nur selbst durchbrochen bekommt. Keiner kann einen das abnehmen. Das toxische Umfeld, das man so unfreiwillig angesammelt hat und ansammelt, sicher nicht. Warum sollten die etwas ändern? Sonst wären sie ja gar nicht erst so toxisch.
Also kann man das nur selbst. Rational soweit klar.

Aber dazu braucht man Energie. Kraft.
Und woher nimmt man diese Kraft, wenn sie von nirgends zu einem zurückkommt? Es keine äußere Quelle dafür gibt?
Wenn das Leben wie ein einziger Kampf erscheint? Ein Kampf, der dir jedes Mal jegliche vorhandene Energie abzieht.
Aber diese Kämpfe übersteht man eben auch nur, wenn man überhaupt erstmal Kraft hat.
Ohne, wäre man direkt verloren.
Das ist also schon wieder so ein Te*felskreislauf.
Unsere Energie, für die bisherigen Kämpfe und die bisherige „positive“ Einstellung kam nur aus dem Gedanken, dass irgendwann alles gut wird. Alles besser.

Das war der Antreiber.
Er kam also aus uns selbst.
Und Selbstliebe usw. ist natürlich die Grundessenz. Ohne Selbstliebe (also das, was Kraft in deinem Inneren erzeugt, der Gedanke das du es überhaupt wert bist ), wirst du Liebe von Außen niemals echt und nachhaltig zu schätzen wissen. Vllt. Das glaube aber auch nur ich.
Aber Selbstliebe ist eben auch nur bis zu einem gewissen Grad möglich, denn du bist immer noch ein Mitglied der Außenwelt. Wie lässt sich Selbstliebe aufrecht erhalten, wenn du keine Form von Liebe aus der Umwelt erfährst? Woher soll deine Kraft, deine Motivation kommen? … Also außer du bist eh sehr destruktiv, dann schöpfst du deine Power vllt. daraus, dass Menschen sich so eklig gegenüber eingestellt sind, wie sie es sind. Who knows. Menschen sind ja unterschiedlich…


Nietzsche sagte mal: „G*tt ist tot“ und aktuell fühle ich das auch. G*tt ist für mich universell und nicht für unsere einzelnen Bedürfnisse zuständig (wenn Leid geschieht sehe ich „ihn“ also als nicht verantwortlich), aber wenn auf dieser Welt keine Liebe (generell, partnerschaftliche ist im besten Falle nur ein Teil davon) mehr existiert, wie kann ich noch auf Besserung vertrauen? Wie kann ich noch an G*tt glauben?
Das ist daher sehr bitter, dass ich meine Verbindung dahingehend aktuell als verloren fühle. Die Verbindung zum Universellen, zur Umwelt, entwickelte sich erst im letzten Jahr und gab mir soviel Kraft.
Ich empfinde die Welt gerade als so sehr leer und grau. Obwohl etwas in meinem Inneren immer noch nach dem Gegenteil schreit.

Aber das ist gerade auch nur meine Grenze. Womöglich gibt es noch viel mehr/ist immer noch da. Sehen kann ich es gerade aber nur schwer.

Der Funke, der also da war, der alles am Laufen erhielt, ist nun weg. Naja, oder zumindest auf Sparflamme, von der eh bisherigen Sparflamme.
Die Kraft fehlt also.
Und die Frage ist da: „Woher die Kraft nun nehmen? Und wofür sie überhaupt ausschöpfen, wenn der Sinn fehlt?

Therapie und der innere Kampf

In der Therapie sagte meine Therapeutin letztens: „Das Leben ist kein Kampf. Ihr Leben war es bisher, ja. Aber das generelle Leben ist kein Kampf. Lassen Sie uns dahin kommen

Kann ich das fühlen? Nein.
Gibt es mir aber zumindest einen Funken Kraft?
Ja.
Es scheint Menschen zu geben, bei denen es also anders ist. Also muss das doch erreichbar sein. Es kann keine Utopie sein.
Hier kommen dann aber Gedanken auf von: „Für andere ist es das, ja. Aber für dich nicht. Weil du falsch bist. Du hast dieses Recht auf Glück in diesem Leben nicht. Lass es sein

Momentan ist es so, dass ich nicht weiß an was ich glauben will. Ob ich überhaupt für die Rückkehr zur Hoffnung kämpfen will, weil sich diese für mich so anfühlt, als wäre sie dafür verantwortlich, mich in diesem Leben gefangen zu halten. Am liebsten würde ich auch den letzten Kern von ihr, der noch übrig ist, bekämpfen wollen.

Die letzten Wochen wollte ich aus dem Bett gar nicht mehr aufstehen.
Wenn es mir schlecht geht, dann „gönne“ ich es mir oftmals, mich dann ins Bett zurückzuziehen. Aber diesmal wollte ich generell nicht mehr aufstehen. Ich wollte keine aufmunternden Aussagen aus dem Inneren mehr. Keine Hoffnung mehr. Ich habe alle aus dem Inneren, aus meinen Gedanken verbannt, was leider auch zu vermehrten Blackouts führte.
Und dazu, dass ich überhaupt kein Gefühl mehr für diese Realität habe. Als wäre ich nur noch Zuschauer. Nur noch ein Statist, während die anderen machen. Aber das eben auch nur in Destruktivität.


Das Alkohol-trinken nahm daher wieder Überhand. Ungesund Überhand. Betäuben. Ich weiß, wer dafür „verantwortlich“ ist. Und ich kann es nicht verübeln. Denn im Juni erst, in der Therapie, da versprach ich da zu sein. Ich meinte das ernsthaft so. Ich fühlte es sogar. Deshalb dieses innere Gefühl der Besserung. Ich versprach die Verantwortung zu übernehmen und zu kämpfen. Deshalb gab es Veränderungen sogar im Inneren. Aber dieses Versprechen konnte ich nicht einhalten. Ich habe, beim für mich kleinsten Ding, aufgegeben. Also was erwarte ich? Was sollte ich weiterhin versprechen?


Daher also erneut ein Gefühl von: „Täglich grüßt das Murmeltier. Warum versuchst du überhaupt noch was?“ .

Auf der anderen Seite, spüre ich aber immer noch den Kampf darum, dass alles wieder Reine wird. Alles „wieder gut“ .
So wie vorher.
Da war der Kampf gegen die Depression da und das sogar relativ erfolgreich (bis vor dem Rückfall eben). Und so viel positives Gefühl. Der ernsthafte Glaube daran, dass sich jetzt etwas ändern wird. Weil sich so viel änderte Das gab so viel Kraft.

Aber heute erscheint mir dieser Glaube daran, wie eine Pharse. Wie ein schlechter Scherz.
Ein Trigger von früher, glaube ich: Die Hoffnung/der Glaube an etwas Schönes, der dann so bitter enttäuscht wurde. Die kindliche Freunde auf etwas, dem etwas Böses folgt.
Wie die Lockung mit dem Lolli in den dunklen Van …
Vllt. lehne Ich auch deshalb aktuell das Innere, das an Besserung glaubt, so stark ab. In der Hoffnung, so nicht mehr enttäuscht zu werden.

Schlusswort

Ich wollte mit diesem Blog nichts mehr zu tun haben, weil er für mich das Sinnbild meiner Scham war. Das Sinnbild dessen, in dieser Welt falsch zu sein.

In den letzten Wochen versuchte ich mich viel mit TikTok abzulenken (wer nicht denkt, fühlt halt auch nicht) und dort wurden mir wieder einmal (wie auch schon zuvor auf anderen Plattformen) einige Interpreten angezeigt, die Musik machten oder andere Kunst. Und die auch viele Hindernisse kannten, aber nicht aufhörten, weil ihnen ihre Kunst wichtig war.
Und ja. Das sollte es mir auch sein.
Die Wochen, wo ich nicht schrieb, spürte ich deutlich. Es gab schon öfters Zeiten, längere sogar, wo ich nicht schrieb. Aber diesmal tat ich es aus dem Gedanken heraus, dass ich es nie wieder tun dürfte. Und das setzte zu.

Aber ich muss das gar nicht für andere machen.

So ist mein Blog ja aber eigentlich aufgebaut: Aufklärung für andere.
Und das tue ich aus tiefsten Herzen. Und das möchte ich langfristig so auch weiter fortsetzen, weil ich anderen das anbieten möchte, was ich am Anfang meiner Reise vermisste (was andere so auch anbieten, nur diese fand ich damals nicht).
Aber ich muss auch mehr zu mir zurückkommen. Das dieser Blog für MICH existiert.
Allein diese Zeilen wieder zu schreiben, tut mir so gut.

In den nächsten Wochen, eine zuverlässige Zeit wann ich Posts veröffentliche kann, kann ich derzeit nicht angeben, aber ich möchte einige meiner Reflexionen der letzten Wochen schreiben.
Ich versuche etwas mehr aus dem „Perfektionismus“ herauszukommen. Inwieweit ich das schaffe, wird sich zeigen.
Aber ich möchte wohl endlich FÜR MICH schreiben. Das habe ich bisher nur zum Teil.

Ihr seid herzlich eingeladen, mir dahingehend zu folgen. Wer es aber nicht tut und mir entfolgt (zu diesen Erfahrung schreibe ich nächstes Mal etwas), der darf das natürlich auch tun.
Und irgendwann, vllt. eher, vllt. später, wird der Blog vllt zum Alten zurückfinden, aber erstmal möchte ich bei mir bleiben.
Fur mich fühlt sich das übrigens gerade an falsch das so zu schreiben, weil ich das Gefühl habe, der Außenwelt etwas schuldig zu sein. Schräg oder?
Es Bedarf also wohl noch viel Reflexion

Sinnfragen

Als ich klein war, gab es einen Moment, wo ich ausgelassen und fröhlich die Treppe hochhüpfte. Ich dachte mir nichts dabei und war einfach gut gelaunt.
Meine Mutter stauchte mich daraufhin zusammen, weil sie mein Verhalten sehr störte.
An sich ist diese Szene nicht wirklich nennenswert, war sie schließlich keine Ausnahme. Aber ich erinnere mich noch so genau an das Gefühl, was in diesem Moment damals in mir aufkam. Diese Überraschung, die Angst und der Schmerz, hatte ich doch keine bösen Absichten gehabt. Es war nur ein kurzer Moment der Freude, der jedoch nicht sein durfte.

Ich erinnere mich daran, weil diese Szene so sinnbildlich für mein ganzes Leben ist. Nicht weil mir jemand kein Glück vergönnt, sondern dieses Gefühl ist es, was mich stets begleitet. Der Wunsch einfach nur glücklich und ausgelassen zu sein und die furchtbare Angst vor den Folgen, wenn ich mir dies zugestehe. Die Angst vor diesem inneren Schmerz.

Es ist auch so ein Gefühl, als würde das Gute direkt hinter der nächsten Tür warten. Als wäre es gerade mal einen Wimpernschlag entfernt. So nah, dass ich es fast greifen kann. Und ich wünsche es mir so sehr, also versuche ich mich dafür zu öffnen. Mich meinen Ängsten zu stellen und meine Mauern abzubauen. Ich gestehe mir sogar den Hauch einer Vorfreude zu, weil ich es wirklich zulassen will.
Aber kurz bevor ich das Glück berühren kann, tritt an seine Stelle das Gegenteil. Und wieder ist er dann da: der Schmerz. Und der Ärger darüber, die Deckung fallen gelassen und sich der Illusion auf Änderung hingegeben zu haben.

Ich integriere Traumata, baue dissoziative Barrieren ab, lerne den Kontakt zu meinem Körper zurückzufinden, mich selbst zu lieben und für mich zu sorgen. Grenzen zu setzen, konfrontiere mich mit meinen Ängsten, reflektiere ohne Ende, hinterfrage alles, decke Glaubenssätze auf und wandele sie um, löse Gefühlsblockaden auf. Sorge für meinen Körper und meine Seele, öffne mich gegenüber Menschen, versuche bewusst und achtsam mit meinen Gedanken umzugehen, versuche meinen Blick auch auf die schönen Dingen zu legen, verstehe die Mechanismen der psychologischen Vorgänge und weiß mittlerweile in sehr vielen Fällen, wie ich mich beruhigen und mit Situationen umgehen kann. Ich versuche es, ich gebe mir wirklich Mühe und trotzdem … Trotzdem sitze ich noch in „Täglich grüßt das Murmeltier“ fest.

Langsam fehlt mir die Motivation.

Mir ist auch durchaus bewusst, dass es mich wieder volle Kanne in die Depression gekickt hat und diese Sinnfragen und meine Gefühle daher kommen. Aber da sind wir schon beim nächsten Punkt: In den letzten Monaten konnte man dabei zu sehen, wie ich mich immer weiter aus der Depression herauskämpfte.
Mein Ziel für dieses Jahr war: endlich Schuss mit der Depression. Ich will endlich leben!

Mir ist auch bewusst, dass es immer wieder Rückschläge gibt. Das gehört dazu. Mir ist sogar bewusst, was ich tun könnte, um aus den jetzigen Gefühlen wieder herauszukommen. Schließlich habe ich das immer und immer wieder getan. Und ich weiß auch, dass ich das kann. Daran habe ich keinerlei Zweifel.
Vor einigen Tagen gab es eine Situation, die für sich gesprochen nicht wirklich schlimm war. Nicht auf der objektiven Ebene, aber sie hat meinen (DEN) großen Haupttrigger getroffen. Logisch also, dass es mich jetzt so weggekickt hat. Die Sache ist beseitigbar und das wahrscheinlich sogar ohne enorme Anstrengung. Mir ist sogar bewusst, in welche gute Richtung das weiter gehen könnte.

Alles ist da in meinem Kopf.
Die Lösung, die notwendige Handlung und auch das wahrscheinliche Ergebnis.
Alles vorhanden.
Ich brauche nichts lesen oder mich mit jemand darüber austauschen. Ich bin auch nicht verzweifelt, wütend, traurig oder blockiert.

Ich bin einfach nur müde.

Ich weiß gerade nicht mehr, was ich überhaupt noch bereit bin, zu tun. Es ist nicht so, dass mir die Hindernisse in meinem Leben unüberwindbar erscheinen. Ganz im Gegenteil. Ich weiß nur nicht, wie viel Sinn es überhaupt macht, meine Energie dafür noch aufzuwenden, wenn das Ergebnis am Ende eben doch stets das Gleiche bleibt. Wenn auch in unterschiedlichen Abstufungen. Aber das ist auch der Knackpunkt: Nur weil der eine Dreck weniger stinkt, als der andere, will ich mich damit zufriedengeben?

Ich denke auch nicht (mehr), dass das Leben mich bestrafen will, ab und an vllt. noch. Aber das ist es alles nicht.
Ich frage mich stattdessen, warum ich immer wieder aufstehe und weiter kämpfe, wenn das letztendlich ein Nullsummenspiel bleibt?
Ich bin nicht hoffnungslos in dem Sinne. Mir ist bewusst, dass ich auch aus dem Trigger wieder herauskomme. Dass das Gefühl nachlässt, dass ich sogar wunderbar mit diesem Trigger demnächst arbeiten könnte. Aber ist das der Sinn vom Leben? Aufstehen und kämpfen, nur um wegen jeder Kleinigkeit wieder an den Anfang des Weges zurückgeworfen zu werden? Um dann wieder aufzustehen und zu kämpfen, nur das dann alles wieder von vorn los geht?
Warum sich aus der Depression kämpfen, wenn das kleinste Ding bereits ausreicht, sie wieder vollends hervorzuholen?
Will ich wirklich ständig darum kämpfen, aus den psychischen Leiden herauszukommen? Einfach nur glücklich sein zu dürfen? Oder ein normales Leben zu leben? Oder gesehen und gehört zu werden? Oder mich frei zu fühlen? Oder Liebe zu erfahren? Oder akzeptiert zu werden? Oder ich sein zu dürfen? Oder oder oder
Ist das das Leben? Ein einziger Kampf? Jeden Tag aufs Neue?
Wofür kämpfe ich denn aber? Um weiter kämpfen zu dürfen?
Ich weiß nicht, ich denke, das entspricht nicht meiner Vorstellung vom Leben.

Mir ist alles bewusst, was ich tun muss, um meine jetzige Situation zu verändern. Ich weiß auch, dass ich das hinbekomme. Locker. Aber ich will nicht mehr ständig nur handeln. Ich bin allmählich zu müde zum Kämpfen. Mir fehlt einfach der Sinn dahinter. Wofür denn? Dass es mit den Menschen stets gleich ausgeht? Für das Gefühl eh nie dazuzugehören? Oder für die Isolation und Einsamkeit, die sich wie ein roter Faden durch mein Leben zieht? Oder doch eher für die ständigen Trigger oder dem Realisieren, was einem eigentlich alles angetan wurde? Wofür?
Guck dir Welt doch mal an. Wo soll denn hier irgendwas Positives um die Ecke kommen?

Mir ist auch bewusst, dass ich gerade völlig im pessimistischen Denken drin bin. Natürlich sind Dinge nicht „Immer“ und „stets“ so. Auch das ist mir alles bewusst und das weiß ich sogar vom Gefühl her. Aber ich WILL daran gerade gar nichts ändern. Ich möchte so fühlen. Hört sich merkwürdig an, aber ich will gar nicht zurück in diese Scheinillusion von „Alles wird gut“ . Denn: wozu?

Für mein Kind stehe ich auf. Natürlich. Aber auch dieses zu sehen ist seit Jahren ein einziger Kampf. Sich auf die gemeinsame Zeit zu freuen, ist schwer, sitzt mir doch ausnahmslos dabei etwas anderes mit im Nacken. Und mittlerweile plant er seine Zukunft auch bereits um seine Familie dort vor Ort, 800 km entfernt von mir. Ich denke, die Hoffnung, dass er irgendwann zu mir zurückkommt, geht Jahr um Jahr weiter gen Null.

Es fühlt sich an, als wäre mein Leben im Dauerausnahmezustand und das hört nicht wirklich auf. Vllt. tut es das doch und es fühlt sich nur für mich so an, käme aber so oder so auf das Gleiche heraus. Ob es nun wirklich so ist oder nur mein Gefühl nicht aufhört … Gehupt wie gesprungen.

Ich könnte weiter Faktenchecks machen und meinen Blickwinkel ändern, jop. Kostet aber auch wieder Kraft und lohnt es sich wirklich, diese in scheinbar sinnlose Unternehmungen zu investieren? Oder für ein Leben aufzuwenden, das ich so eigentlich gar nicht will? Ein Leben im Dauerkampf?
Keine Ahnung, wer weiß das schon.

Ich möchte bitte auch keine aufmunternden oder andere Worte hierzu. Ich brauch’ gerade und will momentan auch mit niemand reden, aber ich möchte mir Dinge von der Seele schreiben.
In den nächsten Wochen geht’s erstmal noch mit den Beiträgen weiter, die ich vor der Sommerpause geschrieben habe und dann gucke ich mal, wie ich mit dem Blog und dem ganzen Zeug weiter verfahre. Ich schätze mal, ich finde „meine“ Motivation wieder und dann geht das Ganze wieder von vorn los. Klug geschissenes Blabla, Selbstarbeit und kämpfen, bis dann irgendwann hoffentlich auch endlich mal die letzte Kraftreserve aufgebraucht ist. Ist mir sowieso ein Rätsel, woher immer wieder diese Drecks-Kraftfunken kommen. Es ist, als würde dich jedes Mal, wenn du gerade einschlafen willst, jemand erneut mit etwas wach halten.

Sommerpause, Gedanken und Änderungen

Bis vsl. August werde ich in Sommerpause gehen.
Weiter habe ich für mich beschlossen, dass ich keine engen, privaten Kontakte mehr über den Blog führen werde.
Ich muss das besser von meinem Privatleben trennen.
Nichts ändern wird sich daran, dass ihr mir selbstverständlich weiterhin jederzeit Fragen stellen oder euch auf anderer, informativ-konstruktiver Ebene mit mir austauschen könnt. Anschreiben ist also weiterhin kein Problem.
Jedoch werde ich keinerlei private Treffen oder Telefonate (außer diese gehen rein um den Blog und etwas, was damit in Verbindung steht) mehr umsetzen.

Es muss sich im Übrigen keiner Gedanken machen, dieser Entschluss hat nichts direkt mit jemand aus der Community zu tun. Es hat also keiner etwas falsch gemacht. Ich habe für mich nur neue Erkenntnisse dazu gewonnen, an deren Umsetzung ich mich jetzt machen werde.

Es gibt einige Bereiche im sozialen Kontext, wo ich noch immer zu spät meine Grenze setze.
Unter anderen hängt das damit zusammen, dass ich andere Menschen mit ihren Problemen nicht allein lassen möchte, denn ich weiß, wie es ist, allein mit alledem dazustehen. Ich möchte auch zuhören und ein offenes Ohr bieten, denn ich weiß, wie es ist, wenn einem niemand zuhört. Ich möchte dem anderen eine helfende Hand reichen, denn ich weiß, wie es ist, wenn man diese verwehrt bekommt und man sich mit allem allein herumschlagen muss.
Und daran möchte ich auch grundlegend nichts verändern, nur muss ich lernen diese Absichten und das Mitgefühl dosierter einzusetzen. Denn hierbei übertrete ich spürbar meine Grenzen und wenn es am Ende dann in eine Richtung geht von: „Hättest du ja nicht machen müssen“ … Äh ja, das verletzt, stimmt aber eben auch vollkommen. Niemand bittet mich darum. Das ist meine freie Entscheidung und deshalb muss ich daran jetzt etwas verändern und lernen, Mitgefühl besser zu dosieren. Es geht nicht um das Abschalten davon, das auf gar keinen Fall, aber um eine gesündere Dosierung dessen.

Aber es spielen womöglich auch (unbewusst) egobezogene Dinge mit rein (=das Ego, das den verletzten Kern schützt):
Helfe ich, bin ich wichtig für den anderen und das war ich sonst nie. Nur, wenn ich für irgendetwas nützlich war. Helfe ich nicht und lasse den anderen allein, riskiere ich vllt. auch eine Ablehnung und Ablehnung fühlte sich früher wie sterben an. Und da sein und helfen, kann auch verhindern, sich minderwertig zu fühlen.
Das sind traumabezogene Themen, die zwar bereits seit geraumer Zeit in Bearbeitung sind, aber womöglich doch noch in ungesunden Maße vorhanden. Das muss ich dringend noch näher beobachten und gegebenenfalls weiter korrigieren. Denn wenn diese für inkonsequentes Handeln in diesem Kontext verantwortlich sind, ist weder mir noch meinem Gegenüber geholfen.

Aber es gibt auch noch ein Charaktereigenes Thema:
Der einzige Weg für mich zu überleben war, Lösungen zu finden. Lösungen zu finden, wie ich mit meinen Gefühlen umgehen und sie ertragen kann. Wie ich schier aussichtslose Situationen irgendwie so unbeschadet wie möglich überstehe. Ich will wissen, warum ich fühle, was ich fühle, um diese Gefühle und Themen akzeptieren und integrieren zu können. Ich will wissen, wie Körper, Geist und Psyche zusammenhängt, um alles wieder in Einklang bringen zu können. Wenn ich mich zu dick fühle, obwohl ich es sichtlich nicht bin, dann will ich verstehen, warum ich so denke. Was dahinter steckt und mich selbst annehmen, statt in die Ablehnung zu gehen. Ich will die Hintergründe all meiner Probleme verstehen, um sie ändern zu können. Ich will eine gerechte Verteilung für mein Handeln und das des anderen sehen und verstehen, um so Konflikte besser be- und verarbeiten zu können, anstatt einen Schuldigen zu finden. Kurz: Ich möchte nicht im Leid gefangen bleiben.
Und ich bin unglaublich stolz darauf, wie ich mittlerweile mit Situationen umgehe und wie schnell ich eine Strategie finde, Probleme zu bewältigen. Deshalb sind sie nicht sofort gelöst, aber ich weigere mich, mich dauerhaft von Ihnen beherrschen zu lassen.

Hätte ich diese Strategien nicht entwickelt, bezweifle ich, dass ich heute noch am Leben wäre. Und unbewusst übertrage ich das auf andere, nur denkt und will das gar nicht jeder so oder ist generell an einem Punkt, wo es auch für ihn wichtig ist, dass er da anders denkt. Mir fällt es aber schwer, mit so jemand zu kommunizieren, weil es sich für mich wie unnötige Leidverzögerung anfühlt. Und langfristig gesehen ja auch nicht zu einer Besserung zu führen scheint. Also, wenn ich dann Erfolge sehen würde, könnte ich das besser verstehen, aber wenn es das offensichtlich nicht tut, dann fällt es mir schwer, den anderen richtig nachvollziehen zu können. Also z.B. auch alte Glaubensmuster verändern sich ja nicht von selbst, nur weil man herausfindet welche es sind. Daran muss man aktiv arbeiten und das ist extrem schwer. Aber dazu braucht es den Willen zur Veränderung und damit den Willen zum Leben …

Lösungen für Unangenehmes und Unerträgliches zu finden, bedeutet für mich also auch Veränderung und Veränderung ist für mich gleichbedeutend mit Leben. Das gesamte Leben ist Veränderung und Wandel unterworfen. Immerzu und ständig.
Ich ertrage keine Stagnation, Verhaftung und Leidspiralen, denn das bedeutet für mich Tod. Tod, Ohnmacht, gefangen sein.
Das heißt, dass ich an diesen Punkten also nichts verändern will. Ich möchte mich gar nicht mehr auf Gegenteiliges einlassen und trotzdem tue ich es noch.
Thema: Grenzen setzen.
Heißt, ich muss hierbei also noch mehr auf mein Umfeld achten. Mir ein Umfeld suchen, das ähnlich denkt oder teilweise auch leicht in seinen Themen ist. Ganz ohne Tiefe kann ich nicht, aber es muss nicht immer in die Tiefe gehen, das muss auch ich noch lernen. Wenn ich etwas Positives will, muss ich vielleicht sogar, hin und wieder, auf leichtere Themen setzen. Der berühmte goldene Mittelweg.

Und es ist vollkommen okay, wenn jemand anders denkt oder an einer anderen Stelle steht (ging mir ja selbst so – jeder steht immer wieder an verschiedenen Stellen und der Clou ist es wohl jemand zu finden, der an ähnlicher Stelle steht, sodass man sich nicht gegenseitig runter-, sondern weiterzieht), nur muss ich nicht (und will ich ja eigentlich auch gar nicht) solche Menschen in mein Leben lassen. Es gilt also nicht nur Menschen auszusortieren, die hochgradig toxisch sind (denn darin bin ich mittlerweile ziemlich gut), sondern auch jene (trotz dass ich sie mag und die auch keine falschen oder schlechten Menschen sind), die sich gerade einfach an einem ganz anderen Punkt als ich befinden. Man redet aneinander vorbei und am Ende fühlen sich alle schlecht.
Ich kann ebenso wenig versuchen diese Menschen an meinen Punkt zu ziehen, wie ich mich an ihren ziehen lassen möchte. Deshalb ist auch keiner falsch, sondern nur unterschiedlich und was nicht passt, passt eben nicht.

Was mich daran nur wurmt, ist, wenn ich genau das anspreche: „Wir stehen an unterschiedlichen Punkten und sollten erstmal getrennte Wege gehen, daran ist aber keiner Schuld„, das so nicht stehen gelassen wird. Für mich ist das eine Lösung, die jeden etwas bringt. Man versucht nicht sich gegenseitig zu verändern, jeder kann bei sich bleiben, triggert sich nicht weiter gegenseitig, keiner ist der „Schuldige“ für irgendwas und irgendwann kann man wieder zueinander finden. Ich verstehe nicht, warum das dann weiter ausdiskutiert wird, sodass man doch komplett auseinander geht.

Aber ich verstehe vieles nicht. Unter anderem z.B. warum man ein „das wird mir zu viel/das belastet mich“ erst vortanzen muss, bevor es verstanden wird. Warum ein „bitte schicke mir sowas nicht mehr“ ignoriert wird, weil man sein eigenes Bedürfnis durchsetzen will. Damit triggert man mich wissentlich (und zwar echt dolle), wenn auch nicht absichtlich. Warum nicht anerkannt wird, wenn ich von einem wahrgenommen Ungleichgewicht spreche: „Nein, das ist nicht so“ – „Du kannst deine Themen ruhig nochmal wiederholen, dann weiß ich das es wichtig ist“ … Das ist lieb gemeint, vllt. möchte ich aber gar nicht meine Themen 3x wiederholen, bevor man sie wahrnimmt und vllt. möchte ich auch generell nicht ausschließlich über Probleme sprechen? Wenn immerzu alles nur schlecht ist, kann auch ich irgendwann nicht mehr. Ebenso, wenn es immer das Gleiche und kein Fortschritt zu sehen ist.
Oder warum Versuche den anderen zu unterstützen, trotz eigener Themen, am Ende gedreht werden, als hätte man nur meinetwillen so viel darüber geredet. Das fühlt sich an wie: „Selbst Schuld, du wolltest es doch so“ .
Ich gebe mir auch wirklich Mühe, so gut es mir zumindest möglich ist, mich in andere hineinzuversetzen, verschiedene Perspektiven einzunehmen. Zu schauen, wo derjenige gerade steht, unterschiedliche Optionen zu finden, verschiedenste Hintergründe zu beleuchten, betone immer wieder, dass nichts ultimativ gemeint ist, nenne meine Bedürfnisse und Grenzen … Und am Ende versteht man trotzdem das Gegenteil von dem, was ich eigentlich wollte und sagte. Ich fühle mich, als würde ich eine Sprache von einem fernen Planeten sprechen.
Im Endeffekt kann ich es also lassen, mir in solchen Kontexten Mühe zu geben.

Daher: Ich muss lernen vieles, viel dosierter einzusetzen.

Und es gab eine weitere wichtige Erkenntnis für mich in den letzten Tagen: Ich habe vor einiger Zeit festgestellt, dass ich zu all meinem eigenen Trauma, dem Blog (den ich liebe) und dessen Themen, einen positiven Ausgleich brauche. Ich kann und darf mich nicht nur mit diesen schweren Themen beschäftigen. Nur wusste ich nicht, welchen und wie.
Einige Zeit darauf stellte ich fest, was die Ursache meiner Depressionen ist (ich schreibe dazu noch einen eigenen Beitrag, wie und warum und womit das genau zusammenhängt) und bei mir hat es etwas mit sozialer Verbindung zu tun.
Ich brauche sehr dringend etwas Positives in meinem Leben. Und wenn ich mir weiter Menschen ins Leben hole, die an ganz anderen Punkten stehen, wie soll ich dann für mich im Moment richtige Verbindungen aufbauen?
Das funktioniert einfach nicht so, wie ich das bisher gemacht habe. Und daran hat auch keiner Schuld. Ich muss für mich lernen, dass nicht jeder Mensch die Welt sieht wie ich. Und das ist auch gut so, denn Unterschiede braucht es.
Und eigentlich weiß ich das auch, aber trotzdem fällt es mir oft schwer, mich in verschiedenste Denkmuster, die FÜR MICH stark destruktiv sind, hineinzuversetzen. Ich verstehe die Logik dahinter nicht. Und da muss ich ansetzen, dass ich das auch gar nicht verstehen muss.

Nicht mein Zirkus – Nicht meine Affen
Diesen Spruch muss ich endlich lernen, tiefer zu verinnerlichen. Aufhören, die Probleme anderer, zu meinen zu machen. Mich zu sorgen und emotional davon berühren zu lassen. Es geht nicht darum, dass es mir komplett egal wird, ich brauche für mich nur einen gesünderen Umgang damit. Und ich muss auch aufhören, allen möglichen Leuten ein offenes Ohr anzubieten.
Es ging letzten Endes bisher überwiegend in negative Richtungen (für mich), also sollte ich lernen auch das besser zu dosieren.
Es fühlt sich an, als würde ich den kleinen Finger reichen und den ganzen Arm genommen bekommen. Und nach meinem Veto wird einfach weiter gemacht, als hätte ich nichts gesagt.
Ich möchte etwas Gutes für andere tun, bleibe am Ende aber selbst auf der Strecke und so kann das jetzt wirklich nicht mehr weitergehen.

Womöglich muss ich Dinge auch noch direkter und deutlicher sagen, obwohl ich eigentlich das Gefühl habe, dass ich nicht gerade zu den Menschen gehöre, die sich sehr lange hinterm Berg mit ihrer Meinung halten. Aber irgendwie kommt es trotzdem nicht an, was ich sage … Ich versuche da scheinbar noch zu nett zu sein, den anderen nicht zu verletzen. Es trotzdem noch freundlich zu vermitteln. Das geht aber meist nur nach hinten los. Besonders wenn es am Ende heißt, in etwa, ich hätte ja eher etwas sagen können/müssen … Da beginne dann ich wieder an meiner Wahrnehmung zu zweifeln …
Also muss ich lernen, da direkt einen Cut zu setzen. Ohne stundenlanges zuhören und reden.
Weiter scheint es andere sowieso nicht zu bringen und mir raubt es auch Kraft, denn irgendwie vergesse ich (und andere) scheinbar ständig, dass ich selbst schwer traumatisiert bin und nur begrenzte Kapazitäten habe.
… Oder ich lasse mich demnächst dafür bezahlen. Sehe es nur noch rein auf beruflicher und nicht mehr auf freundschaftlicher Ebene.

Und ich muss raus aus dem Denken des „Unterstützen-Wollens“. Fragt mich schließlich keiner danach. Dieses „zu-viel“ bzw. das, was mir zu viel Energie absaugt, ist ja das, was ich freiwillig gebe, also muss ich schauen, dass ich da mehr bei mir bleibe und weniger gebe. Also weniger dahin gebe, wo der andere es gar nicht haben will.
Nur ist für mich da noch die Diskrepanz dazwischen, wie ich dann damit umgehe, wenn man mir trotzdem Dinge immer und immer wieder erzählt, auf dessen man gar keine richtige Antwort möchte.
Denn den anderen sich allein überlassen, fühlt sich für mich falsch an. Allerdings fällt mir nur das gerade ein. Vielleicht stellt sich hier aber auch ein Arschloch-Denken bei mir ein, weil ich denke, dass ich in den schlimmsten Zeiten meines Lebens auch allein war und gerade das mir am meisten geholfen hat selbstständig zu werden.

Vllt. auch nur noch dazu etwas sagen, wo der andere tatsächlich an einem Weiterkommen arbeiten möchte, nur denke ich ständig anderen wäre generell daran gelegen. Ich merke den Unterschied zwischen Jammertal und konstruktiv darüber sprechen scheinbar zu spät. Akzeptieren wäre noch wichtig, denn oft sind die Trigger beim anderen, dass das Gefühl aufkommt die Realität abgesprochen zu bekommen. Und das versuche ich auch, also das akzeptieren, aber nach dem dritten Mal das Gleiche werde ich ungeduldig, weil ich Veränderung anstrebe. Ich verstehe die Gedanken des anderen schon, mir geht es nicht darum dessen Realität abzusprechen, aber wenn die jetzige schlecht ist, muss man doch sehen wie man sie verändern kann. Aus meiner Sicht. Und das funktioniert nur über eine Veränderung im Denken.
Womöglich fehlt mir hier der Mittelweg. Da muss ich noch schauen, welche Lösung ich da für mich finde.

Hört sich auf den ersten Blick alles erstmal negativer an, als es sich für mich anfühlt.
Für mich sind viele wichtige Erkenntnisse in den letzten Tagen dabei gewesen, bis zu einem Tag, wo ich mich dann auch wirklich nicht mehr dagegen wehren konnte.
Aktuell fühlt es sich für mich an, als würde sich da viel in mir neu ordnen. Es brodelt und wirbelt und ist sich gerade sehr am Verändern. Ich habe auch das Gefühl, dass es für mich jetzt in eine neue Lebensphase geht und darauf freue ich mich wirklich sehr. Denn die Alte hat jetzt ausgedient.
Ich will raus aus diesem alten Leben. Aus der Destruktivität. Aus der Hoffnungslosigkeit und der Angst.
Vor einigen Tagen ist für mich ein Knoten geplatzt und jetzt kann und will ich nicht mehr zurück. Was nicht heißt, dass es mir nicht auch wieder schlechter gehen wird. Die Traumata, Depressionen, Ängste, usw. lösen sich dadurch ja nicht plötzlich in Luft auf. Und ein Leben nur mit Hochs sehe ich sowieso nicht als realistisch an, dennoch spüre ich, wie sich in mir etwas verändert hat. Und noch weiter verändern wird.
Jetzt gilt es aber erst einmal all das neu Aufgekommene sich ordnen zu lassen.
Ich habe in den nächsten Wochen also einiges zu tun und gönne mir daher eine Auszeit vom Blog.

Euch wünsche ich einen schönen Sommer ☀️✌️

,,Bevor Sie sich selbst eine Depression diagnostizieren… „

„…stellen Sie sicher, dass Sie nicht nur von Arschlöchern umgeben sind“

Auch wenn es ihm gerne zugeschoben wird, stammt dieses Zitat nicht von Sigmund Freud. Verliert deshalb aber kein Stück seine Richtigkeit.

Ich persönlich unterteile die Welt ja sowieso gerne in Arschlöcher und Nicht-Arschlöcher.
Vorweg möchte ich daher also erst einmal meine ganz persönliche Definition davon  nennen: Ein Arschloch ist für mich ein Mensch, der sich Scheiße verhält. Das hängt dementsprechend auch nicht mit der Person als Mensch zusammen, sondern mit seinem Verhalten. An deinem Menschsein kannst du nichts ändern, an deinem destruktiven Verhalten schon.

Letztes Jahr Sommer war krass, wenn ich da heute drüber nachdenke, was menschliche Kontakte anging.

  • Zuerst bat ich jemand darum, etwas zu lassen, was diejenige ständig wiederholen musste. Es verletzte und triggerte mich. Daraufhin bekam ich eine lange Nachricht was ich alles falsch machen würde und eigentlich eh selbst schuld sei. Daraufhin folgte das ich blockiert und danach, ihrerseits (ohne Aussprache), die Freundschaft beendet wurde.
  • Ca 2-3 Wochen später, sagte ich jemand anderen (wohlgemerkt standen die mir alle sehr Nahe), dass es mir nicht gut geht und ich ein paar Tage Ruhe brauche und ihn danach anrufe. Da ich nicht gleich mit ihm telefonierte, weil es ihm wegen einer Ex-Flamme schlecht ging (was scheinbar für ihn mehr Gewicht hatte, als wenn es mir nicht gut geht), bekam ich wütende WhatsApp Nachrichten wie egoistisch ich sei. Nachdem er sich immer weiter reinsteigerte wie schlecht („Du kannst niemand lieben, nur dich selbst“ – „Dann lasse ich dich fallen, Freundin ohne Herz“ 😅🤷‍♀️) ich doch sei, musste ich ihn nicht nur auf WhatsApp, sondern auch bei den SMS blockieren, da er dort weitermachte mit Vorwürfen und Beleidigungen. Danach war die „Freundschaft“ für mich gegessen.
  • Kurz danach bekam mein Beitrag „Borderline oder doch eine KPTBS?“ (auf Insta) einen uuuuuuuunglaublich konstruktiven Kommentar (*ironieoff*) , welcher scheinbar mehrere Leute dazu anstiftete doch irgendwo einen Fehler in diesem Beitrag finden zu wollen. Mich persönlich hat das sehr verletzt, da ich teilweise wenig von diesem „Community-Zusammenhalt“ mitbekomme,  so wie andere. Eher im Gegenteil wurde dieser Frau, die wirklich unter die Gürtellinie ging, zugestimmt, obwohl sie faktisch unrecht hatte. Und irgendwie fühlt es sich auch nicht schön an, wenn jemand zugestimmt wird, der sagt ich wäre nicht mal zum recherchieren in der Lage und man müsse mir alles wie einem Kleinkind erklären und es dann noch so gedreht wird, als wäre ich nicht Kritikfähig (sowas ist keine Kritik, sondern persönliche Angriffe) …

In einem anderen Kommentar wurde ich belächelt, owohl auch dieser vermeintliche Fehler, auf Fachebene, keiner war. In einem anderen wurde mit mir eine Diskussion begonnen, obwohl man auch einfach hätte Google selbst anschmeißen können, wenn man mir nicht glauben möchte. Problem war dabei nicht, dass ich vllt einen Fehler gemacht haben könnte. Den werde ich sogar ganz sicher irgendwo irgendwann mal machen und das ist auch gar nicht das Problem. Konstruktive Kritik nehme ich sogar sehr gerne an, denn nur daran kann ich wachsen. Das Problem war die respektlose Art und Weise mit mir zu sprechen und das sich daraufhin, statt mich an irgendeiner Stelle zu unterstützen, die Leute aus meiner Community sich auf deren Seite gestellt haben und ebenfalls nach Fehlern suchten (was sie ja sonst auch nicht tun). Auf fachlicher Ebene bzw das was mir unterstellt wurde, gab es aber keinen Fehler, sondern es basierte auf fehlerhaften lesen.


In diesem Beitrag habe ich nichts anderes erzählt, als sonst auch, unter keinem anderen Beitrag kam aber so eine, ausschließlich negative, Kommentarwelle. Angeheizt von jemand anderen entstand also, wie früher auch schon, eine Gruppedynamik gegen mich, der ich, wie ebenfalls auch damals schon, allein gegenüberstand. Das verletzte mich daran. Und erst als ich dann sagte, dass jetzt gut ist, hörten die Kommentare auf.

Wir sind im Internet, Meckerziegenkommentare und Trolle betreffen jeden, der hier tätig ist und damit muss man umgehen können. Mein Fehler war, dass ich darauf überhaupt reagiert habe. Das mache ich mittlerweile nicht mehr, jeder hat seine Wahrnehmung und Meinung und die soll er behalten. Ich habe keine Lust mehr mich rumzustreiten, dafür ist mir meine Energie zu wertvoll. In dieser Zeit, bzw nach all dem vorher, war das aber wie das I-Tüpfelchen auf dem Beweisstück anderer wie Schlecht ich doch bin, was mich daher doppelt belastet hat.

(und wer denkt hier war Ende: Nope)

  • Ca. 1-2 Wochen darauf sagte ich zu einer Bekannten, dass ich mich die nächsten 2 Wochen zurückziehe. Von allen Kontakten, weil ich eine Pause brauche. Das mache ich übrigens in regelmäßigen Abständen, weil ich das für mich benötige. Aber auch das wurde nicht stehen gelassen. Wenn ich das jetzt so mache, dann möchte man mit mir keinen Kontakt mehr bzw nur noch ganz losen. In zig Textnachrichten ging dann emotionale Erpressung von feinsten los. Und erpressen lasse ich mich nicht. Da ist das Thema direkt für mich durch. War dann also der 3. Kontakt innerhalb weniger Wochen der wegfiel.

Wohlgemerkt hätte ich in dieser Zeit eher Unterstützung gebraucht, statt solcher Aktionen.

  • Ca. 1-2 Wochen darauf (schon ein bisschen zum lachen oder 😅) sagte mir dann jemand, mit dem ich mal geschlafen habe (was es daher umso schlimmer gemacht hat) und der von meinem Trauma wusste(!), dass Pornostar doch der richtige Beruf für mich sei. Das wäre das was mir liegen würde und worin ich bestimmt richtig gut wäre… Sag jemand der vergewaltigt und benutzt wurde, dass das Beste was er kann ist, sich sexuell benutzen zu lassen 👍
    Zu diesem Kontakt kamen noch weitere Sachen dazu, die ich als sehr egoistisch empfand und das ganze daher nicht besser gemacht haben. Und dann letzten Endes auch dazu führten, dass ich beschloss auch so jemand nicht weiter in meinem Leben haben zu wollen.

Ey und danach musste dann auch ich irgendwann lachen 😂. Diese ganzen Monate waren dermaßen absurd. Lebensbereinigung im Expressdurchgang.

Anfgefangen hatte es bei meiner Therapeutin, die mitten in einer schweren depressiven Episode von mir beschloss, dass es mir gut ginge und ich doch gar keine Therapie aktuell brauche. Sie entließ mich letztes Jahr mit schweren Depressionen, Selbstverletzung (das erste Mal seit Jahren), einer inneren Blockade, Suizidgedanken mit Handlungsplänen (das sagte ich ihr so nicht, man hätte als Traumatherapeut aber auf die Idee kommen können, dass etwas nicht koscher ist, wenn der Patient erzählt er hat seine Patientenverfügung gemacht, zusätzlich zu den restlichen Berichten 🤷‍♀️) und einer Essstörung (was ich übrigens ein Jahr vorher angesprochen hatte mit dem schlechter werdenden Körperbild, sie aber nicht ernst nahm. Nach einem Satz wurde dieses Thema nicht mehr angesprochen).
Vllt brauchen Sie z.Z ja auch einfach keine Therapie“ 😂👍 – Was mich daran übrigens am meisten verletzt hat war, dass ich ihr nicht mal mehr ein „Tschüss, machen Sie es gut“ wert war. MIR kam es vor, als konnte Sie mich gar nicht schnell genug loswerden.

Am Ende all dieser Wochen stand ich dann da und wedelte nur noch mit dem weißen Fähnchen. Ich konnte nicht mehr. Ich war dermaßen erschöpft, dass ich es wirklich wie einen menschlichen Burnout empfand .

Und im ersten Moment, nach all diesen Vorkommnissen, suchte ich (natürlich mal wieder) den Fehler bei mir: „Was genau ist eigentlich das Problem mit mir? Was mache ich falsch?“ Schließlich war ich, mal wieder, die einzige Konstante.
Und versteht mich nicht falsch. Ich bin ein großer Verfechter davon, dass jeder seinen Teil zu etwas beiträgt. In diesem Fall lag mein wichtigster Teil dabei, ob ich diese Menschen länger in meinem Leben lasse, mir weiter solche Dinge gefallen lasse oder nicht.
Für deren Verhalten kann ich aber nichts und diesen Schuh lasse ich mir auch nicht mehr anziehen.
Bei sowas diskutiere ich auch nicht mehr:
Entweder man verhält sich respektvoll oder nicht und dann darf man mein Leben verlassen. Solchen Schmarn tue ich mir nicht mehr an, dazu bin ich mir mittlerweile zu viel wert.

Vor was mich dieser letzte Sommer aber wirklich gestellt hat, war die Frage was eigentlich mit den Leuten los ist?
Jetzt mal ehrlich, was ist das Problem auf dieser Welt?

Ich bin der riesengroßen Meinung, dass die meisten zwischenmenschlichen Probleme aus fehlerhafter Kommunikation und Missverständnissen bestehen.
Wenn ich sage „Ich möchte das nicht“ oder „Ich brauche Ruhe“ , dann muss ich das aber nicht erst in 5 verschiedene Sprachen übersetzen und vortanzen. Das kann man so verstehen, stehen lassen und respektieren.
Mittlerweile macht es mich wirklich fassungslos, dass man über so einfache Dinge wie „Ich will das nicht“ oder respektvolles Verhalten überhaupt diskutieren und sich streiten muss.

Es ist nicht so, dass ich die Gründe dahinter nicht verstehe. In der Therapie hat unser System ihr gegenüber z.B sehr geblockt. Ich denke das sie nicht wusste, wie sie mit uns arbeiten kann/soll. Schön wäre es aber, wenn man sowas dann so kommuniziert und dem Patienten nicht durch die Blume mitteilt, dass Therapie ihm auch nicht helfen kann (denn wo anders klappt es ja jetzt).
Bei den anderen sehe ich ebenfalls nicht, dass das absichtlich böse gemeint war. Die eine fühlte sich angegriffen, als ich sie bat etwas zu unterlassen. Die anderen beiden fühlten sich zurückgestoßen, usw. Es gibt viele Gründe warum jemand handelt, wie er es tut. Dabei muss nichts böswillig oder absichtlich geschehen. Deshalb sind diese Leute auch keine schlechten Menschen. An den Auswirkungen ihres Verhaltens verändert das aber nichts.

Als ich quasi über mehrere Wochen hinweg, von unterschiedlichen Stellen (die übrigens alle wussten, was vorher mit den anderen abging), erklärt bekam wie egoistisch ich sei und das ich eigentlich eh an allem selbst Schuld bin, haben sie dabei nämlich nicht einen Moment an mich gedacht.
Sie dachten an ihre Verletzung, Gedanken u.ä, aber nicht an mich. Und auch nicht daran, was das bei mir auslöst.
Eine Nachricht war dafür beispielhaft, wo mir eben mit Kontaktabbruch gedroht wurde und als ich dann antworten wollte, eine Nachricht kam mit: „Oh ne, bitte antworte nicht“ – Also man darf das eigene ungefiltert raushauen, weil fühlt man sich ja dann besser damit. Und ich soll es so akzeptieren und auf gar keinen Fall reagieren, denn das könnte ja beim Gegenüber etwas auslösen, mit dem er dann zurechtkommen muss. Aber was das bei mir auslöst ist egal? Wie ich damit zurechtkomme, ist dann mein Ding?
So kann man es sich auch einfach machen.

Ohne Mist, wenn ich mittlerweile nicht so weit gefestigt wäre, nicht mehr alles auf mich zu beziehen, hätte das letztes Jahr richtig Scheiße ausgehen können.
Ich meine, irgendwann ist auch einfach mal gut mit noch mehr äußeren Druck. Vor allem von „Freunden“. Die zudem wussten wie es mir geht, was für ein Traumathema anstand und denen ich auch erzählte, was z.B mit Therapie, der besten Freundin, etc war. Und anstatt einmal für mich da zu sein, wurde noch ein Päckchen oben rauf gepackt und noch eins und noch eins. Und hauptsächlich nur, weil ich nicht für sie über meine eigenen Grenzen gegangen bin. Krass oder?
Da kam natürlich in mir die Frage auf, ob es diesen Leuten überhaupt mal um mich ging oder nur um das, was ich ihnen geben konnte?

Und aus Angst niemand mehr zu haben, allein zu sein, habe ich solche Verhaltensweisen mein ganzes Leben lang ertragen.
Und exkat damit habe ich mir meinen eigenen Glaubenssatz „Ich darf keine Grenzen haben, denn dann werde ich bestraft. Ich bin nur für andere zum funktionieren da (=ich bin zum benutzt werden da) “ immer und immer wieder bestätigt/bestätigen lassen.
Und hier sind wir wieder zurück beim berühmten Eigenanteil…
Für solches Verhalten kann ich nichts und ich habe es auch satt, den Fehler da bei mir zu suchen. Irgendwann ist auch mal gut. Nicht alles liegt in meiner Verantwortung. Ich bin nicht alleine auf der Welt und ein paar Dinge dürfen auch die anderen machen, z.B an ihrem eigenen Verhalten ansetzen.

Allerdings sehe ich mich auch nicht als Opfer meines Lebens, dass mir kontinuierlich schlechte Erfahrungen vorsetzt. Dieser Glaubenssatz (benutzt werden) speißt sich aus meinen negativen Erlebnissen, Dingen die mir andere antaten. Ja. An mir liegt es aber dieses Muster zu durchschauen und zu ändern.
Ich muss mir nicht alles gefallen lassen. Ich bin auch nicht allein, denn ich habe mich. Und umso mehr ich solche Menschen aus meinem Leben streiche, umso mehr finden andere Platz. Ich habe es verdient, dass man mir mit Respekt und Anstand begegnet. Für was anderes habe ich keinen Platz und auch keine Lust mehr.
Und nur so können neue, positive Erfahrungen entstehen.

Wo sollen die denn sonst herkommen, wenn ich in meinen alten Mustern gefangen bleibe? Und wie soll ich, ohne positive Erfahrungen, etwas anderes glauben? Glauben das ich wertvoll und wichtig bin? Das geht doch gar nicht, wenn ich von meiner Umgebung immer wieder das Gegenteil bestätigt bekomme.
Wir sind also nicht für das Verhalten anderer verantwortlich. Diese Verantwortung darf jeder bei sich lassen. Aber wir tragen unseren Eigenanteil dazu bei, wen und was wir in unserem Leben lassen. Und was in unserem Leben ist, bestimmt auch unsere Sichtweise auf uns und unsere Umgebung.

Jahresrückschau: 2022

Ich hoffe alle konnten die Feiertage relativ gut überstehen und hatten auch ein schönes, spaßiges oder ruhiges Silvester. Ich wünsche euch allen ein frohes und hoffentlich bereicherndes neues Jahr 🥂.

Im Jahr 2022 gab es wahnsinnig viele Veränderungen, positive wie negative und ich freue mich aus der Pause zurück zu sein, um sie heute mit euch zu teilen. Lasst euch nicht von den negativen Punkten abschrecken, denn letztendlich empfand ich das letzte Jahr zwar als sehr anstrengend, aber dennoch auch als persönlich unglaublich erfolgreich.

Körperbild

Meine Körperwahrnehmung wurde dieses Jahr sehr schlecht. Früher fühlte ich mich eigentlich immer recht wohl in und mit meinem Körper. Ich fühlte mich selten zu dick und fand diesen Körper sogar auch immer recht attraktiv.
Das hat sich dieses Jahr leider etwas verändert. Ich bin mir noch nicht sicher warum, vllt weil ich mehr spüre, als früher.
Meine Therapeutin meinte mal, das könnte ein Ausdruck davon sein, dass es mir eben generell nicht so gut geht. Ein Symptom, das sich nun eben so äußert.

Objektiv gesehen hat sich an meinem Körper nicht viel verändert. Ich habe 2 kg zugenommen, mehr aber auch nicht und rational weiß ich, dass ich immer noch einen schönen Körper habe. Vom Gefühl her, fühle ich mich aber unglaublich dick und unwohl. Als wäre alles reines Fett. Wenn ich liege und die Haut, z.B der Beine, aufeinander liegen spüre, ekelt es mich zutiefst an. Als würden sich 300kg aneinanderpressen. Dann springe ich auf und muss mich duschen. So als müsste oder könnte ich all das „Fett“ einfach abwaschen. Ich stehe mehrmals am Tag vor dem Spiegel und drehe mich hin und her.
Das ist unglaublich unangenehm.

Noch unangenehmer finde ich, dass ich eigentlich nicht wirklich darüber sprechen kann. Könnte ich schon, aber wie sollte mir jemand das Gefühl nehmen, das ich im Inneren mit mir herumtrage? Und außerdem würde ich anderen damit automatisch implizieren, dass ich nur sehr schlanke Körper gut finde und ihnen damit womöglich ein schlechtes Gefühl geben. Ich wüßte allerdings nicht, wann ich einen anderen Menschen nur aufgrund von ein paar Kilos mehr oder auch weniger nicht schön gefunden hätte. Es wäre toll, wenn ich dieses Denken im neuen Jahr auch für mich selbst wiederfinden könnte.

Ich weiß, glaube ich, aber auch woher dieser innere Wahnsinn kommt. Der Gedanke, der dahinter steckt ist der, dass irgendwas in mir glaubt, nur mit einem dem Topmaß entsprechenden Körper, einen tollen Partner zu finden, jemanden der mich gut behandelt. – „Ich muss perfekt sein, um geliebt zu werden.“ steckt da, glaube ich, als Glaubensatz dahinter. Rational betrachtet absoluter Irrsinn, aber das Gefühl überträgt es aktuell wohl darauf. Früher aß ich nichts, wenn es mir schlecht ging. Derzeit esse ich, lustigerweise, viel wenn ich mich einsam fühle.
Man merkt, all das ist ein merkwürdiger Kreislauf, letztendlich nur im Kampf gegen die innere Einsamkeit.

Mehr spüren

Eigentlich ist das ein sehr positiver Punkt.
In der Kunsttherapie sind wir genau an diesem Punkt seit Frühjahr dran: Endlich wieder ins Spüren kommen.
Leider ist das so ein zweischneidiges Schwert.
Es gab, vor allem im Winter, unglaublich viele Momente, wo ich die Dissoziation schätzen und lieben gelernt habe. Man merkt erstmal wie wertvoll sie ist und wie sehr sie einem all die Jahre geholfen hat, wenn sie fällt.
Seitdem lasse ich mir auch nicht mehr erzählen, dass Dissoziation bzw. eine dissoziative „Störung“ eine Krankheit ist. Sie schützt uns solange, bis wir stark und bereit genug sind, zu ertragen, was sie uns bisher abgenommen hat.

Ich spüre Panikattacken nun viel mehr. Bisher, man konnte es fast schon als „Talent“ bezeichnen, konnte ich Panik immer in 2.Reihe ablaufen lassen. Natürlich nicht bewusst. Ich spürte sie auch, aber nicht vorn bei mir. Jetzt ist das anders und ey, das macht überhaupt keinen Spaß. Gleiches ist es mit der Klaustrophobie. Es fühlt sich an, als würde sie schlimmer werden, aber ich glaube, ich spüre einfach die Panik nur viel mehr. Gerade im Zug, wenn sich viele Menschen darin befinden, ist das ziemlich uncool.

Auch die psychosomatischen Symptome wurden mehr, das ist mega anstrengend. Selbst der Dezember, bei dem es bei mir normalerweise auflockert, da ich die Weihnachtszeit sehr mag, war dieses Jahr extrem anstrengend und geprägt von Depressionen und Schmerzen.
Generell spüre ich auf einmal viel mehr Gefühle. Vor allem Wut und Panik kamen dieses Jahr besonders bei mir an. Noch nicht vollends, aber das reicht bisher auch schon.
Ich realisiere aber auch viel mehr und werde wahrscheinlich deshalb so wütend.
Besonders realisierte ich, wie mich mein Leben lang Menschen behandelten und ich mich behandeln ließ.

Grenzen setzen

Im Zuge dessen setzte ich auch meine Grenzen noch einmal viel deutlicher. Das ist ein Prozess der bereits über Jahre stattfindet, aber dieses Jahr spürte ich, wie auch eine riesen Portion Selbstwert dahinter steckte. Ich bin mir einfach für mittlerweile viel zu viele Dinge zu schade. Und vieles langweilt mich auch einfach. Es ödet mich an, immer die gleichen Dramen zu hören oder zu erleben.

Das Jahr 2022 war stark von sozialen Verlusten geprägt. Am stärksten hat mich der Verlust meiner besten Freundin mitgenommen. Das hat auch wirklich unangenehme psychosomatische Beschwerden ausgelöst. Mir sind allein im Sommer, nach dem Kontaktabbruch, fast die Hälfte meiner Haare ausgefallen.
Aber all das waren auch Verluste, die stark mit meinen Grenzen zusammenhingen. Ich habe wirklich keine Lust mehr mich zum Fußabtreter machen oder die Bedürfnisse anderer ständig über meine eigenen stellen zu lassen. Ich habe keine Lust mehr missverstanden zu werden, sage ich doch schon breit und ausführlich was ich möchte und was nicht. Oder mir für meine Trigger, Gefühle und Grenzen Vorwürfe machen zu lassen.
Ich fühle mich ehrlich langsam zu alt für diesen Mist. So allmählich bin ich wirklich erschöpft.

Ich glaube nicht das einem extra Aufgaben gestellt werden, sodass man daran wachsen kann oder soll. Ich glaube das manchmal negative Dinge einfach passieren. Bei allem anderen wären wir ja nichts außer Marionetten.
Aber ich denke, dass man aus jeder Situation eine wertvolle Lernerfahrung ziehen kann. Wenn schon Scheiße, dann kann man sie ja wenigstens nützlich verwerten, oder?

Soziale Kontakte

Auf der anderen Seite, hatte ich so viele soziale Kontakte wie schon lange nicht mehr. Lange Zeit sperrte ich mich dagegen und das tat auch sehr gut. Ich brauchte die Zeit für mich alleine. Brauche ich immer noch sehr stark. Aber so langsam machte mir die (äußere) Einsamkeit schon zu schaffen.
Ich hatte 2022 Kontakt mit vielen wundervollen Systemen. Zu einigen brach ich im Laufe des Jahres den Kontakt wieder ab. Aber auch das hing mehr mit mir selbst zusammen, als mit denen. Man darf halt auch nicht vergessen, dass wir alle Traumabetroffen sind und demnach jeder seine speziellen Trigger hat. Mit manchen kam ich einfach nicht klar, aber das war meine Sache.

Mit anderen habe ich bis zum Ende des Jahres Kontakt halten können, was dazu führte das ich sogar mit einigen zusammen Weihnachten feierte und das war wirklich ein wunderschönes, entspanntes und lustiges Weihnachten 😊.
Aber nicht nur digital, sondern auch im privaten, nahen Umfeld hatte ich viel mehr soziale Kontakte. Ich war auf einem (meinem ersten) Konzert und war endlich wieder im Kino. Ging Essen und traf mich einfach auf einen Netflix-Film. So normale Dinge halt.
Selbst zu Silvester hatte ich meine kleine Wohnung auf einmal ganz voll, wo ich die letzten Jahre Silvester bisher immer mit meinem Sohn allein verbrachte.
Also sozial gesehen war das ein sehr erfolgreiches Jahr, wenn auf der anderen Seite sozial auch gleichsam sehr anstrengend.

Ich glaube übrigens, hätte ich bei all den Kontakten, die zu Ende gingen, interveniert und insistiert, wären sie vllt auch erhalten geblieben. Aber ich möchte das gar nicht mehr. Ich wünsche mir aufmerksames Handeln und Reflexion von meinen Mitmenschen. Es kann nicht sein, dass das stets nur von einer Seite aus geschieht. Wo wir wieder bei den Grenzen sind….

Gesicht zeigen und Rückzug

Das ist wirklich auch eins der markantesten Punkte im Jahr 2022.
Speziell spiele ich da auf die Youtube-Videos mit Dis.Ding und SeelenNetzwerk an. Aber auch die Instagram-Lives mit Driver-System (und anderen) waren super und eine wundervolle neue Erfahrung.


Gerade bei dem (ersten Youtube) Q&A Video war es eine recht spontane Entscheidung sich nun doch mit Gesicht zu zeigen. Ursprünglich war der Plan, nur die Stimme abspielen zu lassen.
Und dann ging die Kamera nicht und wir mussten erst auf ein anderes Medium umsteigen. Ich glaube, wir verbrachten, alle 3, locker eine Stunde damit alles überhaupt zum laufen zu bringen. Genug Zeit also, seine eigene Meinung mit dem Gesicht zeigen zu ändern. Ich klopfe uns daher einfach mal selbst auf die Schulter, dass wir das trotzdem durchgezogen haben.
Allerdings gab es auch Ärger im Inneren danach. Das muss man schon dazu sagen.

Generell war das Frühjahr von extremen Depressionen und SM-Gedanken und Plänen geprägt, was auch zu den ersten Selbstverletzungen seit 4 od. 5 Jahren führte. Viele Programme kamen ins Laufen und es kam teilweise dazu, dass ich mit niemand mehr reden konnte. Die Stimme war noch da, aber ich konnte nicht mehr kommunizieren.
Das waren sehr anstrengende Tage und Wochen.
Das gerade zu der Zeit, als die SM-Gedanken so stark waren, die Therapeuten entschloss, dass ich eigentlich gar keine Therapie brauche, machte es auch nicht gerade besser. Ein Freund von mir sagte mir letztens aber, dass auch ihm es nicht im geringsten aufgefallen wäre, wie schlimm es im Frühjahr eigentlich stand. Ich sagte ihm erst vor wenigen Wochen, wie es mir wirklich ging.

Das ist auch für mich interessant, da es mir zeigt wie gut die Maske hier scheinbar noch funktioniert. Und das ist ein Punkt, wenn einem das bewusst wird, wo man ansetzen kann.
Sich mehr öffnen und weniger, aus Angst vor Ablehnung, herunterschlucken, ist also das Ziel für 2023.

Pause auf dem Blog und Projekte

Ab Mitte des Jahres kam es zu einer langen Pause, die bis heute anhielt. Und schon vorher kam es immer wieder zu Pausen von 2-3 Wochen, weil einfach keine Muse zum Schreiben da war.
Das empfand ich auch als schwierig, da mir das Schreiben sehr hilft.
Und Ende des Jahres kam es dann sogar 2x dazu, dass der Blog (auf Insta) ganz deaktiviert wurde. Ich dachte erst, das läge beim letzten Mal daran, dass ich wieder zu viel über Privates geschwafelt habe, da ein entsprechender Beitrag direkt nach 2 Stunden online gelöscht und danach alles deaktiviert wurde.
Aber eigentlich war es eine Selbstschutzreaktion aus dem Innen. Es war zu viel. Irgendwas war zu viel, ich weiß noch nicht 100% was. Aber es hatte nichts mit dem zu tun, was ich erst dachte.

Etwas anderes, war ein sehr wichtiges Projekt, nämlich das mit der Maskenbefreiung. Wer mir folgt, kennt die Problematik mit der Verweigerung einer Behandlung seitens der Kliniken, von Betroffenen mit Maskenbefreiung.
Mit einem ebenfalls betroffenen System tat ich mich daher zusammen und erstellte eine neue Website (behandlung-statt-ausschluss.de). Weiter schrieben wir viele Politiker, Influencer, sowie die Presse an… Tja, aber was soll ich sagen? Ohne Erfolg. Mehr als Floskeln, von den Gesetzgebenden, kamen dabei nicht rum. Es war zutiefst frustrierend und letztendlich musste auch ich mich aus dem Projekt, zumindest vorläufig, zurückziehen. Dieses Thema belastete mich so stark, das merkte ich anfangs gar nicht. Aber jede Ablehnung und jedes Ignoriert werden traf mich sehr, obwohl ich natürlich von Anfang an damit rechnete.
Aber zumindest schafften wir es, dass Betroffene mit ihrer Geschichte Gehör fanden und, hoffentlich, die Schuld weniger bei sich selbst suchten.

Weiter mit Beiträgen wird es 2023 auf dem Blog in 2 Wochen Abständen, jeweils Sonntags, gehen. Jede Woche schaffe ich keinen neuen Beitrag mehr. Ich bin guter Dinge, dass es so ohne längere Pausen weitergehen kann, aber das wird erst die Zeit zeigen.
Was Insta betrifft, da wird es jeweils eine Woche Sonntags einen ganz neuen Beitrag und die Woche darauf einen Repost älterer Beiträge geben.

Neuer Job

Eine sehr positive Entwicklung war auch, dass ich seit September wieder mit Arbeiten angefangen habe. Nicht viel. Es sind nur ein paar Stunden im Monat, aber irgendwo muss man ja wieder seinen Einstieg finden. Und ehrlich gesagt, würde ich mehr auch gar nicht schaffen.
Da ich beim Jobcenter offen war, was meinen psychischen Zustand betrifft, kam ich an eine sehr freundliche Fallvermittlern. Bei dieser kam dadurch kein Druck auf, was mir sehr half langsam wieder ins Arbeitsleben zurückzufinden.
Ich sagte ewig nichts über meine Beschwerden und glaubt mir, obwohl das natürlich abhängig vom Menschen den ihr vor euch habt, ist: Es war das Beste, was ich tun konnte, offen und ehrlich zu sein.

Und auch bei meiner Chefin war ich von Anfang an ehrlich. Natürlich nicht mit all meinen Diagnosen und Traumata. Aber das ich aus psychischen Gründen lange nicht arbeiten konnte und auch weiterhin nicht Vollzeit einsatzfähig sein werde. Mir nahm das den Druck funktionieren und gute Miene spielen zu müssen.
Ich kann nicht leisten, was (annähernd) gesunde Menschen leisten können und ich habe mir das auch nicht ausgesucht. Als würde sich irgendein Mensch aussuchen, mehrfach traumatisiert zu werden. Das mache ich mir immer wieder bewusst.
Ich bin ständig damit beschäftigt die Wunden, die mir zugefügt wurden, zu heilen und es kommt noch soweit, dass ich mich dafür schäme bzw. länger dafür schäme.

Es geht nicht um eine Sonderbehandlung, aber darum, nicht Dinge von mir zu fordern, die ich nicht leisten kann. Auch das ich diese Dinge nicht selbst von mir fordere. Von einem Rollstuhlfahrer würde schließlich auch keiner fordern, eine Kiste Wasser die Kellertreppe hochzutragen.
So in etwa.
Und bisher klappt das gut. Allein das ich diesen Druck nun nicht habe, gibt mir die Freiheit selbst entscheiden zu können, ob ich irgendwann zu mehr in der Lage bin oder nicht. Ohne schlechtes Gewissen. Ich habe gar keine Lust mehr Verstecken zu spielen.

Fazit

Das Jahr 2022 war intensiv. Und zwar in beide Richtungen. Es war unglaublich positiv und unglaublich anstrengend.
Die Traumatherapie endete und die Kunsttherapie fing an. Und die Kunsttherapie ist aktuell sehr wertvoll für mich. Wir sehen uns nur 1x alle 4-6 Wochen und das ist genau richtig.
Sozial war es sooo anstrengend und gleichzeitig sooo bereichernd.
Traumata brachen auf und Traumata werden verarbeitet. Der Innenkontakt brach, erneut, vollständig ab und wurde zu Ende des Jahres, fast wie von selbst, so gut wie gefühlt noch nie zuvor.
Zweifel ließen nach und die Diagnose, Traumata und generell das innere Selbst konnte viel besser akzeptiert werden.

Das Selbstbewusstsein und der Selbstwert wuchs und litt gleichermaßen an all den sozialen Schwierigkeiten. Er litt durch die  Realisierung der Traumata und wuchs durch das Bewusstwerden welche Stärke, welcher Mut, welche Kompetenz und Intelligenz hier vorliegt. Dinge an denen vorher immer wieder gezweifelt wurde oder welche gar überhaupt nicht bewusst waren.
Ich zog weitere Grenzen im familiären Bereich, was zu weiteren Kontaktabbrüchen führte, aber auch zum bewusst werden, dass ich mir wirklich nicht mehr alles gefallen lassen muss.

Das Jahr 2022 war von Gegensätzen geprägt, welche sich trotzdem zu einem Ganzen zusammenfügten. Ich persönlich glaube, dass 2023 nicht entspannter wird, aber da ich trotz allen auch die positive Entwicklung spüre (wenn es sich sehr oft auch völligst gegenteilig anfühlt), versuche ich offen für das nächste Jahr zu sein. Ich denke es wird sich oft schwerer anfühlen als früher, aber objektiv ist es das nicht, im Gegenteil und das ist doch schon mal was…

Kleine Zwischenmeldung aus der Pause

Ich wollte mal ein kleines Lebenszeichen geben. Einige haben es in der Story auf Insta letztens mitbekommen, dass es hier teilweise ganz schön chaotisch zuging 😅.

Die letzten Wochen und vor allem der Vollmond der letzten Tage waren sehr anstrengend.
Die letzten Tage machten einiges im Inneren und zur Zeit kommt auch vieles an Erinnerungen und Gefühlen hoch.

Ich schlafe momentan sehr schlecht. Vor 2/3 Uhr gibt es kaum ein Einschlafen und die Nächte sind sehr durchwachsen und kurz. Seit gestern erst wird das wieder etwas besser. Die Tage waren teilweise sehr zäh und kleine Aktivitäten fühlten sich bereits wie eine Bergbesteigung an. Der Rücken tut weh und mein Unterleib macht mir zu schaffen. Keine direkten Schmerzen. Mehr so als würde sich die ganze Zeit die Peri*de erneut ankündigen und das ist oft sehr unangenehm, dabei hat sie erst vor wenigen Tagen geendet und ging 9 Tage 🤦‍♀️. Es ist zum kotzen.
Und auch das Körperbild ist zur Zeit völlig für den Eimer. Mir ist rotional absolut bewusst, dass ich schlank bin, aber momentan fühlt sich der Körper wie eine einzige Fettschwarte an. Die Beine, der Bauch, die Arme. Bäh.
Es ist sehr schwierig mit dem Körper gerade in Kontakt zu kommen und ein positives Bild aufrechtzuhalten. Aber ich versuche mich derzeit zumindest nicht mit Diät- und Abnehmthemen zu beschäftigen (leichter gesagt, als getan). Also nichts, was den Körper verändert. Sich so annehmen, wie man ist bzw. es so stehen zu lassen. Quasi nicht noch extra Öl ins Feuer zu gießen, indem man ständig im Kopf wiederholt, wie ekelhaft der Körper ist.

Wir versuchen solchen Phasen aber immer auch etwas positives mit abzugewinnen (auch das ist manchmal schwerer getan, als gesagt). Es ist gut wenn Dinge hochkommen, egal ob kognitiv, emotional oder somatisch. Letztendlich sind all das Gefühle und Erinnerungen im Körper, die endlich gesehen und gefühlt werden wollen. Wir können das zwar aufschieben, indem wir all das wegskillen und weiter verdrängen, aber früher oder später kommt es sowieso wieder durch. Und umso mehr wir verdrängen, umso mehr staut sich an.
Sammelt sich.
Potenziert sich.
Es ist nur manchmal schwierig, den Mittelweg zu finden. Also den, zwischen nicht überrollt zu werden von Erinnerungen und Emotionen (und in ein Loch zu fallen) und dem, nicht wieder zu verdrängen (und nur zu funktionieren). Alles so Stückchenweise zuzulassen.
Es gibt Zeiten, da geht das besser und es gibt Zeiten, da geht es schlechter.
Aktuell ist es ganz okay. Phasen mit starken Tiefs konnten momentan ganz gut abgefedert werden.

Im Inneren hat sich auch einiges getan. Es entstand ein (bisschen) besserer Innenkontakt zu einigen. Dem einen hab ich damit irgendwie aber auch Tür und Tor geöffnet mich nun den ganzen Tag mit sehr schrägen Kommentaren voll zu quasseln, sodass ich manchmal wirklich genervt aufseufzen muss, aber es wird schon. Wir freunden uns noch an 😅.

Zu einer anderen Persönlichkeit besteht schon lange Kontakt, aber im Zuge des ständigen Innenkontaktabbruchs (als der allgemeine Kontakt sich immer wieder auf fast Null zurücksetzte), schwand auch dieser Kontakt immer mal wieder, aber das hat sich jetzt wieder geändert 👍.
Es ist eine Person im Innen, der uns sehr wohlwollend an die Hand nimmt und durch vieles durch führt. Egal ob es ein Flashback, ein Traum oder eine reale Situation ist. Er übernimmt nichts davon, sodass man es einfach auf ihn „abschieben“ könnte. Sein Credo kann man sich eher vorstellen wie: „Da musst du jetzt durch, aber ich bin da“. Und dafür bin ich so dankbar. So unfassbar dankbar, dass er da ist. Ohne ihn wäre so vieles bisher nicht möglich (gewesen) 💙

Kleines Update und längere Pause

Pause bis vsl. Oktober 22

Das als allererstes: Ich bekomme das z.Z nicht so recht mit dem Blog hin. Mal bin ich 2 Wochen da. Dann wieder 2 weg, weil es doch zu viel wird. Und ich mag so unkonstante Dinge einfach nicht. Daher haben wir beschlossen, dass wir jetzt lieber einmal in eine längere Pause gehen, um mal wieder richtig runterzufahren. Besser als ständig dieses spontane abtauchen. Länger wird heißen 1-2 Monate. Heißt entweder bis Anfang oder bis Ende Oktober. Und dann gehts hoffentlich frisch erholt wieder los.

Vllt schauen wir zwischendurch aber trotzdem mal bei einem Live vorbei oder melden uns so mal, falls irgendetwas ansteht.

Wie gehts uns aktuell?

Soweit ganz gut. Aktuell gibt es keine gravierenden Probleme. Der August ist halt immer so ein bisschen schwierig, ich kann euch aber nicht mal genau sagen warum explizit.

Ich bin im August eigentlich meist nicht unbedingt schwer von Alpträumen geplagt und die Depression ist auch okay. Das ist mehr als würde eine große, schwarze Wolke die ganze Zeit dicht hinter einem schweben. Aber wie gesagt: Die Wolke ist nicht die Depression. Was die Wolke ist, weiß ich derzeit noch nicht, entschlüssle ich aber bestimmt noch. Wir sind auf jeden Fall schneller überlastet und neigen eher zu Nervenzusammenbrüchen, als sonst. Allerdings war dieser August recht entspannt. Es gab keine weiteren Dramen, die irgendwas zusätzlich hätten auslösen können und von daher haben wir die Zeit bisher ganz gut überstanden.

Und mittlerweile groove ich mich auch langsam ein, wann die problematischen Zeiten im Jahr sind. Deswegen kann man das nicht umgehen, aber man kann sich ein bisschen besser darauf einstellen. Man wird nicht mehr ganz so überfahren. Vllt ein blödes Bsp. aber das ist so ein bisschen wie wenn man seine Tage bekommt. Man weiß, zu der und der Zeit geht’s los und da ist man dann vllt emotionaler, bekommt Schmerzen, usw. An diesen Tagen meidet man dann deshalb vllt stressige Situationen, holt sich Schmerzmittel, … So in etwa. Nur halt ein bisschen anders.

Apropos Dramen…

Davon hatten wir diesen Sommer trotzdem genug 😅. Das ging Schlag auf Schlag, dass wir Menschen verloren oder vllt sagen wir eher gehen lassen haben. Allerdings nicht gerade mit Vorsatz und Absicht.

Das hat sich tatsächlich über 4 Menschen in kürzester Zeit gezogen, inkl. meiner besten Freundin. Und das war echt anstrengend. Zumal es auch immer wieder um Grenzüberschreitungen und verletzende Situationen ging. Hinzu kam dieses schräge Auseinandergehen mit unserer Thera., die nicht mal mehr ein Tschüß übrig hatte und dieses nervige Kliniktheater. Und immer wieder Vorwürfe wie egoistisch wir doch wären, in allen möglichen Variationen. Also eins kann ich sagen: Wir wissen jetzt wirklich WIE egoistisch wir sind 😂

Es wäre ja aber langweilig, wenn man nichts daraus lernt…

Was ließ sich daraus lernen?

Selbstvertrauen. Eine ganze Menge. Und auch das es okay ist. Die anderen verhalten sich ja nicht so, weil sie bösartige Menschen sind. Letztendlich läuft das alles nur auf (ungeplantes) gegenseitiges triggern hinaus. Und der „Böse“ ist letztendlich der, der halt am meisten verletzt hat. Aber darum geht es ja bei der fight-reaction. Angriff und Abwehr. Die Rolle des „Bösen“ lässt sich also beliebig austauschen. Es geht denen nicht um uns als Wesen (und das wir wirklich schlecht wären), sondern um deren Selbstschutz, weil sie sich selbst angegriffen oder zurückgewiesen fühlten. Und in diesem Falle von mir. Unabsichtlich. Aber trotzdem ist es ja so. Actio et Reactio. Aktion und Reaktion.

Und im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass wir genauso wenig die Bösen oder Schuldigen sind. Auch wir machen uns nämlich unheimlich von den Reaktionen der anderen abhängig. Die Angst abgelehnt und nicht mehr gemocht zu werden. Das wusste ich vorher schon, aber jetzt wurde es eben noch um einiges deutlicher.

Wir kommen also mehr ins loslassen. Das heißt nicht, dass wir mit allen wieder heididei machen werden. Das ist eher unwahrscheinlich. Leider Gottes bin ich ein sehr nachtragender Mensch. Wenn es um emotionale Verletzungen geht, vergesse ich eher schwer. Nicht meine beste Eigenschaft, aber manchmal auch nicht die schlechteste. Sie schützt davor, immer wieder auf das gleiche Tamtam der gleichen Leute hereinzufallen.

Ein wichtiger Entwicklungsschritt

Sich nicht mehr so von den Meinungen anderer abhängig machen. Auch das haben die letzten Wochen gebracht. Letztendlich ist es sowieso egal wie sehr man den anderen zu gefallen versucht. Versucht perfekt zu sein. Nichts falsch zu machen. Irgendwo findet sich jemand, für den es eben doch nicht perfekt genug war. Der kritisiert. Bemängelt. Angreift. Aber wie derjenige mit dir umgeht, wie er dich behandelt und mit dir spricht oder mit der Situation umgeht, das ist sein Ding und hat absolut nichts mit einem selbst zu tun. Auch nichts Neues. Diesen Spruch gibt es schon lange, dass das Verhalten eines Menschen dir gegenüber mehr über ihn aussagt, als über dich. Projektion. Aber in den letzten Monaten hat sich das für mich als Erkenntnis ergeben.

Und mit Erkenntnissen verhält es sich so, dass das was der Verstand schon länger weiß, also rational bekannt ist, sich mit dem Gefühl verbindet. Man kann das nicht wirklich beschreiben, man kann es nur erleben. Das ist jedoch kein Schalter der sich umlegt und plötzlich ist alles anders. Es ist mehr, als hätte man das Schild an der Weggablung endlich richtig gelesen. Den weiteren Weg muss man trotzdem gehen. Da gibt es keine Abkürzung.

Heißt das die Sozialphobie o.ä. durch diese Erkenntnisschritte nicht verschwunden ist, aber es fühlt sich endlich an, als wären wir wieder auf dem richtigen Weg.

Beispielsituation:

Ich hatte einen guten Freund. Den kenne ich schon seit 9 Jahren. Vor 2 Jahren brach ich den Kontakt schon einmal ab. Grund war ein sehr verletzendes Verhalten von ihm. Vor einem halben Jahr gab ich ihm eine 2. Chance. Er verhielt sich allerdings erneut relativ ähnlich. Er rief mich an und das Telefonat drehte sich um ihn und die immer gleiche Geschichte mit seinem Ex-„Lover“ (es gab nie eine Liebesbeziehung!). Seine Sorgen. Seine Probleme und seine Erfolge. Umgedreht hörte er oftmals Nachrichten von mir gar nicht ab. Ab und an sprachen wir aber auch über mich, allerdings hörte er nicht zu. Er sprach lieber. Ich musste mich unglaublich beeilen in wenigen Worten viel Information rüberzubringen, weil er mir permanent ins Wort fiel und ich kaum ausreden konnte.

Irgendwann verlor ich die Lust mit ihm zu reden. Er stand ehrlich nicht mehr auf Nr.1 meiner Liste von Gesprächspartnern. 2-3x ging ich deshalb auch nicht mehr ans Telefon. Mein Zustand verschlechterte sich, was ich ihm mitteilte und um Ruhe bat. Er ignorierte das. Versuchte wieder anzurufen. Schickte Screenshots von deren Austausch (was meist nur aus gegenseitigen Drohungen bestand, wer wem mehr fertig macht). Und dann bekam ich eine Memo er müsse jetzt Bl*tmagie gegenüber diesen Typen anwenden. Er wolle nicht, aber er müsse und ich solle ihn abhalten. Ich kann gar nicht betonen WIE ekelhaft ich diese Memo, in dem Zustand den wir hatten, zu der Zeit, fand. Wie unreflektiert man sein eigenes Pseudo-Hokuspokus, von dem man keinerlei Ahnung hat, mir da um die Ohren hauen kann. Und das sagte ich ihm auch. Er deute das so, dass ich jetzt Angst vor ihm hätte. Ja was willst’e da sagen?

Wenige Tage später fing er dann aus dem Nichts heraus an mir Vorwürfe (per Whatsapp) zu machen, obwohl ich vorher normal antwortete und auch kurz davor anbot, man könne in ein paar Tagen telefonieren. Ich ginge angeblich NIE ans Telefon. Alles drehe sich alles immer nur um mich. Ich wäre total auf dem Egotrip und interessiere mich einen Scheiß für ihn und wie es ihm geht. Ich könne niemand lieben und alles was für mich wichtig wäre, bin ich. … Was er mir da vorwarf, war exakt sein Verhalten und seine Defizite (z.B Selbstliebe). Projektion. Und so ist das meistens. Achtet mal darauf.

Selbstliebe

Seit ungefähr einem Jahr stagnierte es hier völlig. Ich hasse das! Wisst ihr, im Leben ist es ja meist so (zumindest erlebe ich das), dass immer wieder ein neuer Abschnitt ansteht. Wie in der Schule. Hast du das eine Thema durch, kommt das nächste dran. Du lernst dadurch. Wächst. Entwickelst dich. So ähnlich betrachte ich den Weg der Heilung auch. Und ich dachte die ganze Zeit, dass die Traumaaufarbeitung ansteht. Ehrlich, ich bin fast verzweifelt, weil kaum Erinnerungen kamen. Ich hatte das Gefühl mich im Kreis zu drehen.

Die letzten Monate jedoch und u.a auch die Arbeit in der Kunsttherapie haben mir gezeigt, dass es aktuell aber überhaupt nicht darum geht. Wie soll ich mit den Erinnerungen umgehen, wenn der wichtigste Punkt gar nicht vorhanden ist? Selbstliebe. Es war, als würde ein riesiger Felsbrocken von meinem Herzen fallen, als ich das verstanden habe.

Es ist als würde ich einen Baum ohne Wurzeln in einen Sturm stellen und erwarten, dass er nicht um- oder wegfliegt. Die Psyche lässt immer nur das zu, wozu man auch bereit ist. Ich würde den Sturm, wenn mir das Trauma um die Ohren fliegt, gar nicht aushalten ohne festen Stand. Grenzen setzen, Gefühls- und Körperwahrnehmung, Selbstverständnis, Wohlwollen und Empathie gegenüber sich selbst, sind ganz wichtige Grundpfeiler im Prozess der Heilung. Ohne haut uns die Wucht um. Wieso sollte unsere Psyche heute, ohne diese Wurzeln, das Trauma besser ertragen als damals, wo sie es wegpacken musste? Und seit diese Erkenntnis kam, geht es endlich wieder voran. Sogar der Systemkontakt wird wieder besser und ebenso hilft dieser Weg auch erinnungstechnisch weit mehr. Ich wollte die ganze Zeit den 5. Schritt vor dem 2ten machen…

Das Pferd von hinten aufzäumen

So fühlt es sich nämlich an. Statt über die konkreten Erinnerungen oder Trigger versuchen wir jetzt mal von anderer Seite heran zu gehen. Auch ohne detailliertes Wissen bleiben unsere Gefühle und Empfindungen im Körper schließlich gleich. Und ich frage mich manchmal, wenn wir die abgespaltenen Gefühle integrieren können, ob die detailliierten Erinnerungen dann überhaupt noch für die Heilung notwendig sind? Also auch da werden wir aktuell etwas entspannter.

Und langsam, aber fühlbar, wächst das Selbstvertrauen. Ich denke weil uns vieles auch einfach egaler wird. Nicht im resignierten Sinne, sondern weil wir uns mehr mit uns beschäftigen und auch viele Mechanismen, sowohl bei uns, wie auch bei anderen, besser verstehen. Reflektion ist da der Kernpunkt. Dazu werde ich bestimmt auch mal einen Beitrag schreiben.

Letztendlich gibt es immer viele Wege und für jeden ist ein anderer der Beste. Und ebenso bleibt es ein Weg. Es gibt kein Schnipp und auf einmal bist du am Ziel. Wir werden wieder zweifeln und wieder in Krisen stürzen. Wieder uns die Meinung anderer viel zu sehr zu Herzen nehmen und uns wieder hassen. Diese Phasen wird es wieder geben. Aber das ist okay, denn es geht zumindest in kleinen Schritten vorwärts. Und damit bin ich schon vollkommen zufrieden. ,,Der Weg ist das Ziel“ – Ich lerne diesen Spruch immer mehr zu schätzen.

Und was sonst noch war

Wir haben viel mehr soziale Kontakte, als noch im Winter. Vor Ort haben wir wieder Kontakt mit einem guten Freund, was total toll ist, weil man sich auch mal spontan verabreden kann. Aber auch von weiter weg konnten wir gute Kontakte knüpfen. Sehr positive sogar, die uns halfen mehr Vertrauen in uns, unser Können und auch ganzes Wesen zu entwickeln. Wir haben einige Projekte in Gang gebracht und haben uns öffentlich gezeigt, teilweise ja auch immer mal wieder in den Livestreams auf Instagram. Und es dreht sich hier nicht mehr alles um die Diagnose und das Trauma. Es ist eben so wie es ist, aber das ändert nichts daran wer der Mensch hier (wir) ist. Wir sind die Gleichen wie vor der Diagnose und nicht plötzlich ein Alien. – Es gab also viele sehr stressige Wochen. Eeeecht stressige Wochen. Aber auch wirklich sehr, sehr viel positives.

Weiter wurde uns jetzt durch den Kontakt mit anderen Betroffenen mehrmals gesagt, dass anhand unseres Stimmfarbenwechsels auffällt, wann jemand anderes da ist. Und ich fand das so eine lustige Begebenheit, da ich felsenfest behauptet habe, dass sich unsere Stimmen nicht von einander unterscheiden 😂. Naja, man lernt nie aus.

Ähnlich verhält es sich übrigens mit unserer Triggerbarkeit. Das Ding mit dem: „Woa ich bin soooo triggerfest“ klappt nicht mehr so ganz. Wir sind viel schneller, als früher, getriggert und mich zumindest haut es dann raus. Immer noch nicht extrem schlimm, aber nerven tut es mich trotzdem etwas. Dennoch sehe ich das relativ positiv. Wir lassen Gefühle mehr zu und die Folge ist eben, das sich das entgegen der dissoziativen Barrieren auswirkt. Und das ist ja eigentlich etwas ganz positives. Außerdem können Trigger auch die Möglichkeit bieten, zu schauen wo man genauer hinsehen muss.