Wenn Menschen bewusst wahrnehmen können, dass sie sich gerade in einem Traum befinden, spricht man auch vom luziden Träumen.
Was ist luzides Träumen bzw. was sind Klarträume?
Dem Träumer ist während des Träumens also bewusst, dass er träumt. Er kann so seine Gedanken, Gefühle und auch Handlungen bewusst wahrnehmen und sogar steuern.
Dessen kannst du dir zum Teil bewusst sein (also sprich du erlebst einzelne Passagen des Traumes bewusst) oder aber du kannst dir auch des ganzen Traumes vollbewusst sein. Und dann wirds spannend, da du die komplette Handlung und Kulisse kontrollieren und verändern kannst. Du kannst z.B Türen öffnen (die einen Zugang zu deinem Unterbewusstsein darstellen), die du im Traum nie zuvor öffnen konntest. Aber auch kreativen Ideen, im Traum, kann man so aktiver nachgehen usw.
Luzides Träumen im Alptraum
Gerade in Alpträumen sind Klarträume also besonders wertvoll. Da wir den Ausgang des Traums und der vll ausweglosen Situation beeinflussen können, was wiederum auch einen direkten Einfluss auf unsere Psyche hat. Wir sind nicht mehr nur machtlose Opfer, die vor unseren Verfolgern nur davonlaufen können, sondern wir können uns ihnen aktiv stellen.
Beispiel – Zombietraum
Seit meiner Kindheit träumte ich stets immer wieder davon, dass mich Zombies verfolgen und am Ende essen. Wahrscheinlich kommt daher meine Panik von irgendwas oder irgendwem aufgegessen zu werden 😅. Oft, wenn der Traum endete, fing er einfach von vorn wieder an und ich erlebte die gleiche Verfolgung und das gleiche Ende immer und immer wieder. Die ganze Nacht lang.
Irgendwann kamen Momente, wo ich die Verfolgung bewusst wahrnahm, erst schleichend, dann immer öfter. Wenn ich an einer Kreuzung stand, fiel mir nun auf, dass ich das letzte Mal ja nach rechts gegangen bin. Nun ging ich also nach links. Da das Ende meistens doch ziemlich gleich blieb und mich die Zombies trotzdem schnappten, baute mein Unterbewusstsein sowas irgendwann wie einen Reset-Knopf ein. Als Kind spielte ich sehr viel Play Station und wahrscheinlich kam das daher.
Wenn der Traum nun zu schlimm wurde. Mich die Zombies fassten oder kurz bevor sie ihre Zähne in mein Fleisch schlagen konnten, dann drückte ich im Traum diesen Reset- Knopf. So startete der Traum von neuen und ich konnte neue Wege auswählen. Bis heute gibt es diesen Reset-Knopf in meinen Träumen.
Den Traum auflösen
Die Träume verfolgten mich trotzdem noch. Mehrmals in der Woche, zeitweise sogar täglich. Aber sie waren nicht mehr so unerträglich.
Irgendwann träumte ich dann wieder davon. Wir waren im Haus meines Onkels und plötzlich ging das Theater wieder los und alle verwandelten sich in Zombies. Da war ich schon Mitte 20 und hatte, ehrlich gesagt, langsam die Schnauze voll von diesen Träumen. Ich bewarf die Zombies, im Traum, wieder mit allerlei was ich zu fassen bekam (was meist so kleine Sachen waren, dass ich nichts ausrichten konnte), aber natürlich brachte das wieder nicht viel. Resigniert und genervt dachte ich: ,,Sprichst de die Zombies halt einfach mal an und fragst, wie das Leben als Zombie so ist 🤷♀️“ – Und sie antworteten.
,,Gar nicht so übel„, meinten sie. Wir unterhielten uns ein Stückchen und ehrlich gesagt, war es ganz witzig. Sie verloren enorm an angsteinflößenden Charme und wirkten auch selbst ganz happy, dass ich sie endlich mal anspreche. Seitdem träume ich viel, viel seltener davon. Manchmal natürlich noch, aber das ist kein Vergleich zu früher.
Ein anderes Beispiel
Eine andere Möglichkeit ist es z.B auch direkt in seine Verfolger hineinzulaufen. Bei einem anderen Traum verfolgte mich immer und immer wieder ein Mann, dessen Gesicht ich nie sehen konnte. Irgendwann blieb ich stehen, drehte mich um und rannte direkt in ihn hinein. Auch dieser Wiederholungstraum endete damit.
Oder indem ich mir z.B klar machte, immer wieder aufs Neue im Traum, das ich nur träume und mein Körper nicht echt ist darin, konnte ich körperliche Schmerzen bis hin zum Tod (und dessen Schmerzen) abmildern oder sogar ganz umgehen/unterbrechen.
,,Schön und gut, aber …
… was bringt mir das, wenn ich es nicht beherrsche?“
Tatsächlich passierte das bei mir automatisch. Nach und nach konnte ich die Träume, zumindest teilbewusst, klarer wahrnehmen und darin Entscheidungen treffen. Warum und wie weiß ich leider nicht (und jedes Mal klappt das natürlich auch nicht) . Trotzdem gibt es einige Techniken, auch für jene, die es noch lernen wollen.
Techniken
Reality Check im Traum
Hier geht es darum, den Geist darauf zu trainieren, sein Bewusstsein im Wachzustand zu erkennen. Tagsüber machst du dir also immer wieder bewusst, dass du gerade wach bist.
- 1. Du kannst dazu deine Handflächen in einander drücken (wenn sie durchgehen, träumst du).
- 2. Einen Text lesen, indem du hinschaust, dann weg und dann wieder hin (im Traum verändert er sich, sobald du wegschaust).
- 3. Auf die Uhr schauen (auch hier verändert sich die Uhrzeit jedesmal)
- 4. In den Spiegel schauen (normalerweise siehst du dein Spiegelbild im Traum nicht)
- 5. In die Nase kneifen, z.B mit einer Klammer (im Traum kannst du trotzdem weiter atmen)
Meditation und Hypnose
Bei Google und YouTube finden sich jede Menge Meditationen, die dabei helfen können (nicht alle sind natürlich gut). In der Meditation so tief zu versinken, dass sich der Geist (bewusst) vom Körper löst und so wahrgenommen werden kann, kann auch im Traum helfen.
MILT (mnemonische Induktion von luziden Träumen)
Das ist eine Methode, die sehr beliebt ist.
Vor dem schlafen gehen:
- Stell dir den Wecker morgens 2 Stunden früher.
- Nimm dir vor einen luziden Traum zu erleben und das du dich darin befindest.
- Stelle dir vor, dass du diese Nacht einen Klartraum erleben wirst und schlafe mit dieser Vorstellung ein.
Beim Wecker klingeln:
- Bleib liegen und versuche dich an den Traum zu erinnern. So detailliert wie es geht.
- Wenn du dich erinnern kannst, stehst du kurz auf, um deinen Kreislauf anzuregen und wirklich wach zu werden.
- Nun schreibst du dir den Traum auf.
- Nach einer halben Stunde legst du dich wieder hin. Stell deinen Wecker dazu auf 90 min. Konzentriere dich immer wieder darauf, deine Gedanken zu fokussieren, den Traum zu erkennen und alles zu wiederholen.
- Bleib die ganzen 90 min liegen, selbst wenn du nicht mehr einschlafen kannst.
- Wenn der Wecker klingelt, bleibst du wieder erstmal liegen und versuchst dich an alles zu erinnern. Schreib dann alles wieder auf.
WBTB (wake back to bed)
Diese Methode wird als noch zuverlässiger, als die MILT-Technik, angesehen und von Probanden so bewertet.
- Lege dich schlafen und stelle deinen Wecker auf 6 h später.
- Bleibe 15 – 20 min wach liegen.
- Stehe dann auf und beschäftige dich, sodass dein Geist richtig wach wird.
- Gehe wieder ins Bett, entspanne dich und versuche wieder einzuschlafen.
- Du kannst dazu meditieren (falls es nicht klappt) oder aber auch deinen Traum wieder visualisieren.
Traumtagebauch und intensive Beschäftigung
Man möchte es nicht glauben, aber auch so etwas „simples“ hilft. Wenn wir uns darauf konzentrieren und fokussieren, wenn dieses Thema immer wieder Raum in unseren Bewusstsein bekommt, taucht es auch eher auf bzw. lässt sich leichter umsetzen.
Es gibt z.B auch eine Technik, wo man seine Träume einfach nach der Bedeutung des letzten Traumes fragen kann (erkläre ich ein anderes Mal näher). Auch hier spielt die Konzentration darauf eine wichtige Rolle und es funktioniert am Ende wirklich manchmal, dass ein „erklärender“ Folgetraum daraufhin kommt (ob man den dann halt besser versteht, ist ne andere Sache 😅). Ebenfalls hilft es lso auch seine Träume regelmäßig, nach dem Aufwachen, zu beobachten und danach zu notieren.
Warum und wann kommt es zu luziden Träumen?
Bei Klarträumern ist, laut Forschungen des Max-Planck-Instituts, das vordere Stirnhirn größer. Dieser Bereich des Gehirns ist dafür zuständig, dass Denkprozesse bewusst reflektiert werden können.
Die Wissenschaftlerin Elisa Filevich vermutet daher: ,,Dass Menschen, die ihre Träume kontrollieren können, auch im Alltag besonders gut über ihre eigenen Denkprozesse nachdenken können.“
Weiter kommt luzides Träumen am wahrscheinlichsten in der REM-Phase vor (also wie die meisten anderen Träume), welche überwiegend auch am frühen Morgen vorzufinden ist.
55% haben bisher zumindest einen oder mehrere Klarträume erlebt, also mehr als jeder 2te.
23% erleben so etwas mindestens 1x im Monat. Jeder 5te ca. träumt also regelmäßig luzid (obwohl mir nicht jeder 5te gerade reflektiert vorkommt🤔🤷♀️). Kinder wiederum träumen noch viel häufiger klar.
Sind Klarträume gefährlich?
Nein. Dieses Gerücht höre ich aber immer wieder.
Ich empfand es sogar als sehr befreiend, zumindest im Traum manchmal Macht über den Ausgang einer Situation zu bekommen.
Trotzdem kann es natürlich (durch verschiedene Techniken des Erlernens) zu Schlafstörungen kommen bzw. diese verstärken. Wer also schon so wenig Schlaf abbekommt, der sollte auf Techniken wie der MILT vll besser verzichten.
Auch kann die Grenze, zwischen dem was echt ist und dem was nur Traum war, verschwimmen, da a auch der Traum bewusst erlebt wird. Da ich persönlich eh immer sehr realistische Träume hatte, konnte ich da jetzt keinen Unterschied ausmachen.
Einige berichten auch von Depersonalisations- und Derealisationserlebnissen im Wachbewusstsein. Wie gesagt, für mich (also jemand mit psychischer Vorbelastung) gabs da allerdings keinen Unterschied und ich habe auch noch von keinem gehört, dass solche Erlebnisse sehr schlimm wurden (wie sie z.B bei der richtigen Depersonalisations-/Derealisationsstörung auftreten). Aber das ist wohl wieder eine ganz individuelle Sache und darauf sollte man auch hören.
Pauschal Angst davor, halte ich jedoch nicht für notwendig…