Führerschein & Ängste

Ich hatte heute das 2.Mal praktische Fahrprüfung & bin wieder durchgefallen.

Seit letztem Jahr April oder Mai fahre ich jedoch schon. Mittlerweile stecken fast 7000€ drin.
6000€ habe ich dazu aus dem Fond genutzt.
So viel Geld.

Aber es klappt einfach nicht.
Anfangs war es so, dass mein Puls sofort in Höhe schoss, sobald wir nur auf eine Stadt zufuhren.
Mittlerweile geht das. Dennoch bin ich wieder raus, sobald mir ein Fehler passiert. Ich versuche innerlich ruhig zu bleiben, aber ab da sind die nächsten Fehler trotzdem vorprogrammiert. Es ist, als würde sich mein Gehirn innerlich verkrampfen.
Vor jeder Fahrstunde habe ich daher, seit letztem Jahr, mehr Angst & Abneigung entwickelt.
Daher wünsche ich mir so sehr, dass es endlich vorbei ist. Aber es zieht sich & zieht sich & zieht sich.

Ich versuche mich auf die Fahrstunden mittlerweile richtig vorzubereiten. Ich mache vorher Sport, dusche kalt, mache Atemübungen & nehme gelegentlich einen Betablocker, um Stresshormone zu verringern und meinen Puls, meine Aufregung & Angst zumindest auf ein erträgliches Maß zu senken.

Manchmal klappt das gut. Erst gestern hatten wir eine Fahrstunde, die wieder super lief. Die Woche davor war es jedoch eine Katastrophe.
Und so geht das seit Monaten. Eine Stunde läuft super, meist auch die nächste, aber dann ist wieder eine dabei, die überhaupt nicht klappt.
Jede Fahrstunde kostet 110€.
Jede Prüfung 300€.
So viel Geld & es hört nicht auf.

Technisch kann ich alles.
Es ist abhängig von meiner Tagesform und meiner Angst vor dem Fahren. Mal geht es, mal nicht. Daher weiß ich auch nicht, was ich noch üben soll. Es ist so schwer vorherzusehen, wie ich fahre. Das belastet mich.

Ich hatte mich eigentlich darauf eingestellt, sollte ich heute wieder durchfallen, dass ich abbreche. Ich habe das Gefühl, dass ich das nervlich nicht mehr aushalte, diese Panik vor jeder Stunde.
Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich, sollte ich diesen Führerschein jemals erhalten, mich sowieso nie wieder hinters Steuer setzen werde.Ich habe einen richtiggehenden Hass auf das Fahren entwickelt.

Allerdings steckt so viel Geld jetzt da drin…

Eben hat mir dann jemand gesagt, ich soll bloß nicht aufhören & er gäbe mir das Geld.
Ich kann mich jedoch nicht darüber freuen. Im Gegenteil ist meine Laune deshalb gerade sehr in den Keller gefallen.

– Triggerwarnung (depressive Gedanken) –

Natürlich hat er Recht.
Und wenn ich jetzt aufgebe, dann ist das zudem eine furchtbare Botschaft an mein Selbstbewusstsein: „Es bringt nichts, es zu versuchen, da es durch versuchen eben trotzdem nicht klappt“ – Das zieht zudem eine Menge anderer destruktiver Gedanken mit sich, nämlich dass ich dann womöglich auch nie aus diesem Leben ausbrechen kann & werde. Egal wie sehr ich es versuche. Das es ewig so weitergehen wird wie jetzt usw. – Ihr wisst schon, die ganze Palette an depressiven Gedanken, die dann mit anschwappen.

Also ja, es macht Sinn jetzt nicht aufzuhören.
Trotzdem belastet dieser Gedanke weiterzumachen mich stärker, als wenn jetzt  Schluss wäre. Weil das bedeutet, dass die ständige Angst vor jeder Fahrt wieder weitergeht. Zudem die Sorge, dass der Fall vllt. nur umso tiefer wird, je öfter ich durchfalle.

Ich würde mich gerade am liebsten an das Ende der Welt zurückziehen, die Tür zu machen, mit dem Rest der Welt & was dazu gehört nichts mehr zu tun & meine Ruhe haben wollen.

© 2024

4 Gedanken zu „Führerschein & Ängste“

  1. Hast du es mal mit einem Fahrübungsplatz versucht, um Situationen einfach immer wieder dirchzuspielen? Soweit ich weiß (keine Garantie) gibt es da manchmal auch Angebote, dass jemand Professionelles mitfährt, wenn man keine Angehörigen hat und mit Auto kommt.
    Ansonsten gab es damals in meiner Klasse auch „Normalos“, die 3 Anläufe brauchten.

    1. Es hat sich sowieso erledigt. Mein Fahrlehrer hat mir gestern noch geschrieben, dass ich erstmal eine neue Theorieprüfung machen müsste, bevor ich wieder zur praktischen kann, da meine Theorie in wenigen Tagen ausläuft. Und nochmal lernen für die Theorie & Prüfung ablegen, dann erst wieder fahren – Das packe ich nicht, weder finanziell, noch zeitlich noch psychisch, wenn sich das noch länger zieht. Aber trotzdem Danke für deine Ideen

  2. Das ist natürlich Mist. Vielleicht soll es dann zurzeit nicht sein. Bedeutet aber nicht, dass es zu einem späteren Zeitpunkt nicht klappen könnte. Soweit ich das richtig mitbekommen habe, bist du für deine Selbstständigkeit bzw. den Erhalt derselben nicht auf ein Auto angewiesen, es war vor allem ein „sich-etwas-beweisen“-Ding und Trigger bzgl. Versagen gewesen?
    Wenn ja: ihr macht den Eindruck, dass ihr in vergleichsweise kurzer Zeit so viel und im Grunde viel Schwierigeres bewerkstelligt habt, dass der „doofe Führerschein“ eigentlich nichts ist, was ihr emotional braucht, um euch etwas zu beweisen. Keine Ahnung, ob euch diese Sichtweise etwas nutzt?

    1. Doch, diese Betrachtungsweise hilft sehr.
      Ja, vllt sollte es momentan dann nicht sein. Es fühlte sich sowieso jede Fahrstunde wie ein Kampf an & wir wollen generell aus dem Kampfmodus herauskommen.
      Und ja, im Prinzip brauchen wir den Führerschein momentan nicht. Alles was zu erledigen ist, lässt sich problemlos mit den Öffentlichen erreichen. Es ging hauptsächlich darum, dass durchzuziehen, um sich zu beweisen, dass man der Angst nicht wieder nachgibt & auch diesen Schritt endlich schaffen kann.
      Dadurch, dass wir dann eh erst einmal kein Auto gehabt hätten (da die Fahrschule bereits so teuer war), hätten wir uns womöglich sowieso nie wieder hinters Steuer gesetzt, weil wir schon gefühlt alles wieder vergessen hatten, wenn mal wenige Wochen Pause zwischen den Fahrstunden lag. Umso länger wir nach bestehen nicht hätten fahren können, umso weniger hätten wir uns wahrscheinlich wieder hinters Steuer getraut.

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