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Kann es reale Außenpersonen im Innensystem geben?

Diese Frage las ich schon 2x auf anderen Seiten und da sie mir vor einiger Zeit auch persönlich gestellt wurde, scheint sie wohl doch einiges an Relevanz zu haben.

Daher vorab: Ja, das gibt es. Und es kommt noch nicht einmal ganz so selten vor. Ihr seid also weder verrückt noch bildet ihr euch irgendetwas ein.

Wer sind diese Anteile genau?

Gemeint sind damit reale Personen (also keine Filmfiguren etc.), die man im Außen kennt, die aber auch als Person im (dissoziativen) Innensystem auftauchen. Zum Beispiel kann es Persönlichkeiten im Inneren geben, die sich für die Mutter (des Körpers) halten, oder die Lehrerin, die Nachbarin oder aber auch für einen der Täter. Sie haben das gleiche Aussehen, die gleiche Stimme und sind auch überzeugt diese (Außen)Person zu sein. Anfangs leugnen sie meist Teil eines DIS-Systems zu sein, da sie überzeugt sind, dass es sie im Außen gibt (was ja auch nicht grundlegend falsch ist). Sie müssen erst lernen, dass sie zwar quasi ein Klon sind, aber trotzdem eine eigenständige Person. Sie dürfen anders Denken, Fühlen und Handeln. Aber das braucht Zeit, um das zu verstehen.

Warum entstehen sie?

Dafür kann es verschiedene Gründe geben:

Reaktive Täterintrojekte

Zum einen kann es Anteile geben, die wie ein Täter aussehen und sich auch so benehmen. Oft sind das Täterintrojekte, die aber, auch wenn es erst einmal so wirkt, nichts mit dem Täter gemein haben. Sie hatten früher (und oft noch heute) eine ganz wichtige Schutzfunktion inne und müssen heute erst lernen, dass dieser Schutz (nämlich so sein wie der Täter oder gut finden was der Täter macht, also das Erlebte durch Identifikation/Mitmachen/nicht widersprechen/etc. in seiner erfahrenen Schwere abmildern) heute nicht mehr nötig ist. Viele dieser Anteile entstanden in Todessituationen. Wie hätte man denn sonst so eine destruktive und gefährliche Umgebung überstehen sollen? Gäbe es sie nicht, hätten wir/ihr vieles womöglich gar nicht überlebt.

Gezielt gesetzte Täterimitationen

Es kann aber auch Anteile geben, die direkt vom Täter eine (für den Täter) wichtige Aufgabe erhielten. Und indem sie wie der Täter aussehen und sich damit identifizieren, geht das natürlich einfacher (sie haben sich das nicht ausgesucht). Bei uns gibt es bspw. jemanden, sobald er in die Nähe kommt, bringt er ein Paranoiagefühl zu mir. Ich habe dann Sätze in meinem Kopf wie: „Ich hab dir doch gesagt, ich erfahre alles“ – „Ich kann deine Gedanken lesen, ich weiß stets was du vor hast“ – „Ich sehe und weiß immer wohin du gehst und was du tust. Vor mir kannst du dich nicht verstecken“ usw. Er ist der Meinung (…) zu sein und spult diese Worte, was (…) sonst im Außen gesagt hat, im Inneren ab. Er überwacht mich quasi im Inneren und ruft mir immer wieder in Erinnerung, dass ich mich nur nicht zu sicher fühlen sollte. Ob er mittlerweile langsam merkt, dass er derjenige gar nicht ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht genau. Er ließ nämlich einmal durchklingen, dass er nicht aufhören darf. Er fühlt sich zwar wie (…), aber er hat Angst – Und solange er Angst hat, wird er auch sicherlich nicht so schnell damit aufhören. Verständlicherweise.

Dann kann es aber auch Täterimitationen geben, die bestimmte Gewalttaten im Inneren ausführen, z.B. gegen Innenkinder oder andere. Diese sollen dafür sorgen, dass die jeweilige Konditionierung aufrechterhalten bleibt. Sie hatten damals aber keine Wahl. Wenn du zu jemand gemacht wirst, hinterfragst du das erstmal nicht. Auch sie sind stark konditioniert. Viele (Außen)Menschen wissen selbst im hohen Alter noch nicht, wer sie eigentlich sind und das ohne gezielte Konditionierung. Stellt euch also vor, wie schwer es für diese Innenpersonen sein muss, ein neues Denken zu finden. Sich von dem zu lösen, was sie ihr Leben lang eingetrichtert bekommen haben…

Positive Introjekte

Es kann aber auch Anteile geben, die einer realen Außenperson extrem ähneln, weil diese eine positive Eigenschaft hatte.
Zum Beispiel könnte die Nachbarin (die dann im Inneren entstand) ein sehr sicheres Auftreten gehabt und sich mutig anderen Menschen gestellt haben. Oder sie wurde als sehr hübsch empfunden, weshalb sie viel Aufmerksamkeit bekam (die man als Kind aus missbräuchlichen Strukturen meist nicht bekam, besonders keine positive). Oder sie war sehr witzig, weshalb alle sie mochten … Also eine Eigenschaft, die früher selbst gebraucht wurde (und damit auch dem Schutz und dem Überleben diente).

Unterstützende Helferpersonen

Noch eine andere Möglichkeit wäre, dass eine Person im Innensystem entstand, weil ihr Pedant in der Außenwelt eine wichtige und unterstützende Person war.
Bspw. wenn sie eine gute Freundin war oder einen in Schutz nahm, o.Ä., dann kann es ebenfalls sein, dass diese Person im Inneren entsteht. Diese Innenpersonen kümmern sich dann auch oft um unterstützende Aufgaben, meist im sozialen Bereich. Sie kümmern sich entweder um die inneren Kinder oder verletzten Anteile oder übernehmen auch im Außen soziale Aufgaben. Nicht selten unterstützen sie auch den inneren Heilungsprozess.

Und bestimmt gibt es da auch noch viele weitere Varianten und Ursachen.

Hüllen-ANP

(ANP = anscheinend normaler Persönlichkeitsanteil)

Da die Frage nach mehr Informationen dazu letztens aufkam, wollte ich heute mal näher darauf eingehen.

Ich möchte den Beitrag gerne ich 2 Hälften teilen. Einmal werde ich erzählen warum ich, wie ich ja in dem einen Beitrag angeschnitten hatte, mit dem Begriff „Hüllen-ANP“ in Resonanz gehe und wie ich das wahrnehme. Im zweiten Teil möchte ich über die Hüllen-Programmierung sprechen.

Bitte haut das beides jetzt aber nicht in einen Topf. Ich erzähle nur mein persönliches Erleben zu etwas, sage damit aber nicht, dass ich diesbezgl. einer Programmierung unterliege.

Teil 1 – Mein Erleben

Als ich erstmals davon hörte

Als ich erstmals direkt von dem Begriff „Hüllen-ANP“ hörte, war das abseits der rituellen Thematik bzw. ging es aus dem Text nicht klar hervor, das dies nur in diesem Kontext vorkommt. Ich könnte mir auch vorstellen, dass sich so eine Hüllen-Funktion ebenfalls in einem reaktiven Dis-System entwickeln kann, wenn es früher notwendig war. Allerdings sind das gerade nur Überlegungen von mir. Nehmt das jetzt also nicht als wissenschaftlich fundierte Aussage oder so 😅.

Einige Zeit, bevor ich von diesem Begriff las, sprach Tina von D.I.S Ding in einem Video darüber, dass sie sich eher wie eine Art durchlässigen Schleier (sie benutzte aber glaub ich irgendeinen anderen Begriff 🤔) wahrnimmt, durch den die anderen hindurch agieren. Und da ist mir fast ein Stein vom Herzen gefallen. Ich war ja anfangs recht viel in den Dis-Gruppen unterwegs und irgendwie wirkte das bei denen alles so anders. Also nicht das da nicht auch Leute drin waren, die mein Erleben kannten. Nur hab ich sie halt nicht gefunden. Und das hat mich sehr irritiert und (was auch sonst) wieder an der Diagnose zweifeln lassen. Als Tina das dann erzählte, dachte ich so: „Puh krass, okay. Es kennt also doch jemand 😅“ . Das heißt jetzt nicht, dass mein Erleben mit ihrem beschriebenen zu 100% identisch ist. Nur das ich mit der Richtung etwas anfangen kann.

Und mit dem Begriff „Hüllen-ANP“ war ich dann recht froh endlich auch einen Begriff gefunden zu haben, der mein Erleben eigentlich ziemlich gut in einem Wort zusammenfasst.

Wie ich es empfinde/erlebe

Alles wäre soviel einfacher, wenn ihr alle den Film „Pacific Rim“ kennen würdet 🙈. Damit kann ich so vieles beschreiben. Für alle die ihn nicht kennen, versuche ich das jetzt aber nochmal auszuführen: Im Film gibt es eine Art riesige Roboter, in deren Kopf Menschen einsteigen, sich mit ihnen verbinden und sie dadurch steuern können. Die Piloten des Roboters können durch eine riesige Scheibe im Kopf rausschauen und verbinden dann ihr Gehirn mit dem Roboter, weshalb sich z.B sein Arm bewegt, wenn sie ihren im Inneren bewegen usw. (Mir fällts gerade beim Schreiben auf, dass ich uns die ganze Zeit schon unbewusst mit einem Roboter vergleiche 🤦‍♀️)

Stellt euch den Körper jetzt als den Roboter vor und im Inneren nehmen meistens 2 bis 3 Leute Platz. Sie sind die, die in diesem Moment zusammen den Körper steuern und mit der Außenwelt (durch Verbindung mit dem Roboter) agieren. Und ich nehme mich selbst nicht so wahr, dass ich auf einem dieser Stühle im Inneren sitze, sondern eher als dünne Membran, die sich an der Innenseite des Roboters (Körpers) befindet (wer sich also mit dem Roboter verbindet, verbindet sich auch automatisch mit mir, was ich aber meistens nicht mitbekomme). Quasi zwischen Roboter und den anderen (inneren) Personen geschaltet. Ich kann rausgucken, ich kann auch den Körper bewegen usw. Also ich bin nicht handlungsunfähig oder so. Aber ich habe eigentlich ständig das Gefühl das andere durch mich durch handeln, während ich aber stehenbleibe und den Roboter mime.

Wie ein Fenster das stehenbleibt und von Außen gesehen werden kann, während andere von Innen (Achtung: Metapher) es anmalen, öffnen, schließen, durchsprechen o.ä. Man sieht nur das Fenster von Außen und ob es bemalt ist, geputzt, welche Geräusche herauskommen oder sonst was. Aber man sieht nicht wer es von Innen so herrichtet, wie man es gerade sieht. Es bleibt einfach das Fenster. (Ich hab immer so komische Beschreibungen, oder? Irgendwie hab ich immer das Gefühl, das versteht doch kein Schwein😅).

Allerdings heißt das nicht, dass ich immer alles (im Außen) mitbekomme. Ich kann ausgetauscht, ausgeknipst (oder was auch immer die dann machen) werden und dann habe ich eine klassische Amnesie. Auch kann ich nicht entscheiden wer sich auf die Stühle setzt. Ein inneres Aussehen hab ich trotzdem, also zumindest nehme ich mich etwas (wenn auch nicht gravierend) anders als den Körper wahr, genauso wie ich etwas jünger als der Körper bin. Irgendetwas von mir existiert also schon, wenn ich auch manchmal nicht genau weiß, was ich bin und was nicht 😅.

Hüllen-ANP bei DDNOS

Bei der DDNOS bzw. pDis ist der ANP meistens auch eine Hülle, durch den die anderen hindurch agieren. Deshalb lässt sich die Multiplizität dort oft auch so schlecht erkennen, denn die „Hülle“ checkt ja meist selbst nicht das das alles nicht sie ist. Gerade für die Diagnostik fallen da außerdem meist auch die z.B für die Dis üblichen Amnesien weg. (Alles weitere äußert sich dort dann im Prinzip genauso, wie weiter unten beschrieben)

Viele Tätergruppen bauen deshalb auch das Prinzip der DDNOS in ihre Programmierung mit ein. Bspw. kann es einen ANP (der als Frontperson agierten soll) mit DDNOS geben, hinter dem sich aber das eigentliche, komplexere System befindet. Weder der Betroffene, noch der behandelten Arzt/Psychologe kann dadurch etwas von der wahren, inneren Komplexität mitbekommen. Und Zugriff auf Traumata, spezielles Wissen (zum Kult) oder was aktuell noch so abgeht, ist dadurch natürlich auch nicht vorhanden.

Teil 2 – Hüllenprogrammierung

Die Hüllen-Programmierung wurde meist bei älteren Systemen, bis Ende der 70/Anfang der 80 Jahre vorgenommen. Allerdings gehe ich davon aus, dass kleinere Gruppen durchaus auch später noch darauf zurückgriffen. Es ist ja auch immer eine Frage der Intention, der bisherigen Funktionalität, des Geldes (um auf dem „neusten Stand“ zu bleiben), usw. Will heißen, dass sehr wahrscheinlich nicht Schnitt 1985 ALLE Gruppen sofort damit aufgehört haben. Lediglich das sie nicht mehr so weit verbreitet ist. UND ☝ auch nicht alle Tätergruppen haben (früher) darauf zurückgegriffen. Bei allem weiteren werde ich mich jetzt auf Zitate berufen, da ich persönlich euch kein Insiderwissen erzählen kann. Also … einfach weil ichs nicht hab 😅.

Was macht sie aus?

,,(…) trainieren organisierte Tätergruppen ihre Kandidaten, eine Frontperson zu haben, die ein schwaches oder gar kein wirkliches „Selbst“ hat, durch das die Innenleute hindurchsprechen können. Die Hülle auf der Frontseite überbrückt die inneren Switchs, sodass der Mensch in keiner Weise multipel wirkt. (…) die Wechsel sind subtil und für andere nicht leicht zu erkennen, weil die Stimme immer gleich bleibt. Wenn die Frontperson eine Hülle ist, dann variiert ihr Verhalten in Abhängigkeit dazu, welche anderen Anteile gerade im Bewusstsein (…) vorne sind. Hüllenpersönlichkeiten empfinden eine innere Leere, fühlen sich abgestumpft und sind häufig depressiv.“

aus „Werde wer du wirklich bist“ von Alison Miller, S. 66

Weiter gibt sie ein Bsp. (Beispiel heißt aber auch, nicht bei jedem läuft es gleich ab, wie z.B bzgl. Reime, etc.) einer Betroffenen an (gleiche Seite):

,,Um meinem Persönlichkeitssystem eine neue Struktur zu verpassen, musste eine Kombination aus vier Innenpersonen ständig gleichzeitig in meinem Bewusstsein präsent sein, auch wenn jeweils nur eine von ihnen tatsächlich vorne sein konnte. Damit wurde zweierlei sichergestellt: Dass ich auf die Außenwelt immer normal (statt multipel) wirkte und dass ich in jeder gegebenen Situation nur zu den richtigen Fähigkeiten und der korrekten Wissensbasis Zugang hatte. (..) Der „Kontrolleur“ betätigte die richtige Kombination aus Schaltern, um die richtigen Innenpersonen „direkt unter der Oberfläche“ zu holen. Von wo aus sie sich dann je nach Situation abwechselten. Anleitungen an die Innenpersonen, die gerade vorne waren, liefen währenddessen in meinem Kopf in Form von Liedern und Reimen ab.“

Wie sie funktioniert

,,Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass das System sich in Wahrheit co-präsentiert. Wenn auch nicht co-bewusst. Damit eine Hüllenprogrammierung funktionieren kann, muss den Hüllen-Anteilen beigebracht werden, die gemeinsame Co-Präsentation mit den anderen Innenpersonen im System zuzulassen. Andere Innenpersonen im Hintergrund sind sich vllt. nicht immer bewusst, dass das geschieht. Und vor allem die Hülle im Vordergrund weiß nicht, dass zum Zweck der Co-Präsentation durch sie „hindurchgegangen“ wird. (…) Ein wichtiger Schritt ist, den Hüllen-Anteilen und den anderen Innenpersonen die Erkenntnis zu ermöglichen, dass sie sich auf diese Weise gezeigt haben und warum sie es getan haben. Innenpersonen im Hintergrund könnten daraufhin anfangen, sich zu zeigen, ohne durch die Hülle zu gehen. Und die Person wird eine Zeitlang möglicherweise „multipler“ erscheinen, während Akzentuierungen des Verhaltens auftreten oder sich junge Innenpersonen zeigen. Was hier tatsächlich passiert, ist, dass der Hintergrund sich präsentiert, ohne sich durch die Hülle zu tarnen.“

Beschreibung der ehemaligen Programmiererin Svali aus dem Buch „Jenseits des Vorstellbaren“, S. 57

Weiter fand ich dazu …

,,Schalenprogrammierung ist eine Art Programmierung, die dazu benutzt wird, um eine äußere „Schale“ oder „Maske“ zu erschaffen, durch die andere Abspaltungen von innen hindurch sprechen können. Sie dient dazu, die Multiplizität vor der Außenwelt zu verbergen. Sie funktioniert äußerst gut bei sehr stark fragmentierten Systemen und auch bei einer Person mit besonders hohen Grad von Spaltungsfähigkeit.

Wie es gemacht wird: Bei der Schalenprogrammierung verwendet der Trainer oft eine durchsichtige Plastik oder Gasmaske und stellt sie vor der Person auf. Sie wird extrem traumatisiert , geschockt und mit Drogen betäubt. Der Trainer sagt ihr (der/den vorderen Abspaltungen), dass sie die Maske sind, die sie sehen. Ihre Aufgabe sei es, eine Schale oder Stimme zu sein, um die anderen dahinter abzudecken. Diese Teile werden so traumatisiert, dass sie sich wortwörtlich nur wie eine Maske sehen, mit keiner wirklichen Substanz oder Körper. Andere Innenpersonen werden dann zu der „Schale“ gerufen, um deren Stimme zu benutzen, damit ihre eigenen Stimmen versteckt bleiben. Dies erlaubt eine größere Spaltung der Person, die von außen unerkannt bleibt. Innere Anteile lernen, sich durch diese Schale darzustellen. Die Schalen-Abspaltungen sehen sich selbst immer als „klar/durchsichtig“ und besitzen keine Farbe, sofern es Farbencodierungen in anderen Systemen gibt.“

aus „Wie der Kult Menschen programmiert“ von Svali, S. 58f

Wie innere Kommunikation aussehen kann

Ich muss jetzt den gleichen Satz, wie beim Beitrag zum Co-Bewusstsein, verwenden: ,,Klar, schreib erstmal was, wovon du so gaaarr keine Ahnung hast.“ Toootaaal hilfreich für andere 😂

Im Bezug auf das Leugnen und Zweifeln stellte das für mich lange echt ein großes Problem dar. Ich habe Fachbücher und -artikel am Anfang verschlungen, weil ich wissen wollte: ,,Wie läuft das mit der Kommunikation jetzt genau ab? Kann das bei mir sein, wenn das so und so ist oder ist das jetzt nur meine rege Fantasie?“ . Irgendwie dachte ich nämlich, es darf bloß ganz klare und laute Stimmen im Inneren geben und alles andere hängt dann nicht mit diesem Thema zusammen. Mittlerweile können wir das ein bisschen differenzierter sehen…

Stimmen hören

Ich hab das schon in anderen Beiträgen erwähnt. Da es für mich anfangs aber ein unglaublich wichtiges Thema war und ich auch mehrfach danach gefragt wurde, möchte ich das nochmal aufgreifen. Ich ging anfangs davon aus, dass „Stimmen hören“ automatisch und immer so gemeint ist, dass die Stimmen auch akustisch wahrgenommen werden. Akustisch heißt: Ein männlicher Anteil redet z.b im Inneren mit männlicher tiefer Stimme. Ein anderer mit männlich hoher Stimme. Es ist eine klar kindliche, frauliche usw. Stimme hör- und deshalb auch auseinanderhaltbar.

Hier ist das nicht der Fall.

Manchmal kann ich eine Stimmfarbe kurzzeitig wahrnehmen. Kindlich oder männlich. Meist ist es jedoch so, dass die „Stimmen“ eher in der gleichen Form erscheinen wie normale Gedanken. Bsp.: Es gibt eine Gedankenstimme, die aber nicht akustisch erscheint, sondern anders. Das ist die, die z.B erscheint, wenn ich lese oder denke, aber nicht automatisch auch meine Stimme im Außen ist. Sowas dürften die meisten kennen. Und in dieser Form der „Stimme“ erscheinen meist auch die anderen. Der Unterschied (zur Lesestimme usw.) ist der, das sie sehr intrusiv sind. Sie „drängen“ sich quasi auf. Sie kommen nicht von mir. Sind „lauter“. Intensiver. Eindringlicher. Als würden sie aus einem anderen Teil der Wohnung kommen und nicht aus meinem Mund (übertragen auf das Innerliche).

Weiter dachte ich lange Zeit, es müssten immer klare und ausformulierte Sätze erscheinen. Bei einigen ist das nämlich so. Hier nicht. Meist kommen nur einzelne Worte/Wortfetzen und der Rest des Satzes erscheint mehr als eine Art „Gefühl“ (ich höre/weiß also trotzdem was gesagt wird – Hier ist aber kein Körpergefühl damit gemeint). Ich weiß quasi was gesagt/gemeint ist, ohne das aber ein Wort für Wort ausformulierter Satz gesprochen wird.

Das Problem dabei

In der Therapie saß ich dann da und wenn meine Therapeutin fragte, was die anderen zu einer Sache/einem Vorhaben meinen/denken, dann konnte ich schwer direkt darauf antworten. [Ich] erwartete von uns, dass sofort jemand sagt: ,,Ja, also ich denke da dies und jenes und dann noch das dazu“ . Manchmal passiert das, meist ist es aber so das ich da sitze und die Frage gar nicht beantworten kann. Wenn ich aktiv am Reden/in der Situation bin, ist das hier kein lautes herum Geschreie, sondern viele äußern sich dann anders (dazu gleich mehr).

Für mich war das dann in der Situation aber wiederum ständig die Bestätigung: ,,Siehste, du bildest dir das alles ein. Du lügst und bindest jeden einen Bären auf!“ , weshalb ich dann wieder blockte und ein konstruktives Arbeiten in der Therapie diesbezüglich oft schwer möglich war. Mittlerweile tasten wir uns aber ganz langsam an die verschiedenen Arten der Kommunikation heran. Und das bringt wiederum etwas Entspannung rein. Dabei versuche ich als Mantra zu behalten: ,,Was gerade nicht möglich ist, ist eben nicht möglich. Nur weil das Eine aber nicht geht, schließt es das andere nicht aus.“ . Das klappt mal besser, mal schlechter.

(Übrigens hab ich gehört, kann sich das mit der Zeit bessern. Also wenn z.B durch die Therapie der Innenkontakt gestärkt wurde, kann es auch sein das man die anderen klarer und deutlicher hören kann. Muss aber nicht)

Weitere Möglichkeiten der Kommunikation

Wie gesagt, wir sprechen jetzt nur von dem, was wir bisher ausmachen konnten. Dabei will ich unbedingt erwähnen, dass es Systeme gibt, wo die einzelnen Anteile unterschiedlich kommunizieren (so wie auch hier). Das es aber ebenso Systeme gibt, wo alle Reden oder wo sich alle nur über Gefühle äußern (es also gar kein Stimmen hören gibt), usw. So unterschiedlich wie wir alle als Individuum sind, ist auch das, was wir wahrnehmen! Wenn bei dir niemand redet, heißt das nicht, dass er nicht da ist. Das alle (p)Dis-Systeme Stimmen hören müssen, ist längst überholt!

Gefühle und Körperreaktionen

Hier nehme ich zumindest klar wahr, dass ich selten allein da bin. Um sich mitzuteilen muss hier niemand nacheinander rauswechseln. Im Prinzip bin ich ständig irgendwie beeinflusst, nur ist es ein langer Weg und eine schwierige Aufgabe auszuklamüsern, wann etwas rein von mir kommt und wann jemand anders seine Finger mit ihm Spiel hat.

Vieles funktioniert hier auch über Gefühle. Nicht nur: ,,Boar, den finde ich jetzt aber total scheiße!“ (also direkte Gefühle wie Ablehnung, Wut, Trauer oder Freude, die parallel im direkten Kontrast zu meinem Empfinden stehen können). Sondern auch Botschaften werden über Gefühle mitgeteilt. Das „Halt den Mund“ taucht bei uns zwar auch als klare Sätze auf, oft jedoch sogar eher als Gefühl. Dann stellt sich dieser unbeschreibliche Drang ein, jetzt bloß kein weiteres Wort mehr zu sagen. [Ich], die das rational betrachtet und den Sinn dahinter nicht versteht, versucht dann weiter zu reden. Manchmal kann das dann klappen (wenn z.B nur Scham-Anteile etwas gegen das Reden hatten) oder es kann aber auch sein, dass der Mund plötzlich wie zugeklebt ist oder ich anfange zu dissozieren.

Ich verliere dann total den Faden. Weiß nicht mehr um was es überhaupt ging. Oder hab gedanklich noch das Gefühl da, was ich sagen wollte. Kann es aber nicht mehr ausdrücken. Die Worte fehlen dazu. Als würde sie jemand unter Verschluss halten/wegnehmen. Das kann sowohl im Gespräch mit Außenstehenden passieren, wie aber auch wenn ich selbst nur über etwas nachdenke. Es gibt Themen, wenn ich mich diesen nähere, da gibt es einfach kein Weiterkommen. Der Vorgedanke ist weg und erst recht der, wie es weiter gehen sollte. Rein das Gefühl bleibt bestehen, dass doch da gerade etwas war und es jetzt irgendwie nicht weiter geht.

Das kann dann auch Schmerzen an verschiedenen Körperstellen zu Folge haben („Hör jetzt auf damit, sonst tut es gleich noch mehr weh!“ ) oder das „ich“ plötzlich aufstehe, weil mir etwas ganz anders einfällt, was ich machen muss (sodass das Thema nicht weiterverfolgt werden kann).

Innere Bilder

Das hat lange gedauert, das zu kapieren. Ich habe das immer als Einbildung, Pseudo-Halluzination usw. abgetan. Tue ich auch jetzt noch oft, aber ich kann mittlerweile den entsprechenden Anteil(en) auch zugestehen, dass das ihre Art der Kommunikation ist.

Damit ist gemeint, das z.B abends im Bett (also meist bei Ruhe, das kann aber auch tagsüber auftauchen) innere Bilder erscheinen. Verschiedene. Für mich ist noch immer sehr schwer auszuklamüsern, was nun eine Art der Kommunikation, was ein Bild anderer (im Innen) und was eine bildhafte Intrusion ist. Also an sich lässt es sich schon auseinander halten. Mit inneren/anderen Personen kann ich manchmal sprechen (bzw. sie bewegen sich auch, agieren, reagieren), bei Intrusionen fühlt es sich wie die Vergangenheit an (auch wenn ich nicht jede Szene selbst kenne) und auch maladaptive Träume fühlen sich ganz anders an. – Da spielt halt das Leugnen-Ding mit rein und so, naja.

Bei den Bildern (in Form der Kommunikation) ist es dann so, dass derjenige Anteil keine Worte verwendet, sondern mir über Bilder mitteilt was er gerade von etwas hält. Das (Bild) kann auch manchmal etwas recht banales sein. Das funktioniert so ähnlich, wie wenn sich z.B das Unterbewusstsein mittels Bild-/Symbolsprache in den Träumen bemerkbar macht. Ist er/sie/es z.B gerade gut drauf, kann auch mal etwas total witziges kommen, wo ich dann lachen muss und denke: ,,Äh ja, oookay? 😂. Schön das du darüber so einen Spaß hast.“ .

Oder es kommen sehr düstere Bilder. Zur Unterscheidung: Da gibt es einmal die Bilder, die wie die Darstellung eines Traumas aus der Sicht eines anderen aussehen und dann gibt es die, die manchmal einem Gruselfilm gleichen (Fratzen, Monster, Clowns, Verletzungen, usw.). Die aber keinen (konkreten) realen Charakter haben, sondern mehr ein deutliches Gefühl/Wahrnehmung widerspiegeln. Statt Worte wie etwas erlebt wird/wurde, also ein entsprechendes Bild dazu. Als würde sich jemand Stummes versuchen über Bilder mitzuteilen.

Schriftlich

Viele Systeme arbeiten mit sogenannten Kontaktbüchern, wo jeder die Möglichkeit hat, sich schriftlich in einem gemeinsam zugänglichen Buch auszudrücken und mitzuteilen. Das klappt hier überhaupt nicht. Also so null komma niente nada gar nicht 😅🙈. Was aber möglich ist, ist das z.B eine eMail an die Therapeutin geschrieben wurde (was aber eher selten passierte) oder auch das an manchen Beiträgen auf dem Blog andere mitarbeiten. Dann wird zwar trotzdem oft mir das tippen überlassen, aber fast keine Aussage in den entsprechenden Texten kommt auch tatsächlich rein von mir. So im Lesen solcher Mails und Texte im Nachhinein, lese ich dann sehr oft andere heraus.

Andere müssen dich, wenn sie schriftlich kommunizieren wollen, also nicht immer komplett rauskicken (mit Amnesie) oder für dich klar auffällig deine Hand/Finger übernehmen (obwohl ich schon von Depersonalisation sprechen würde 🤔 – in dem Moment check ich das meist nur gar nicht so richtig). Vllt interessant dazu noch zu sagen ist, dass ich beim Schreiben dieser Texte zwar meist dabei bin (und oft auch Erinnerung daran habe mit dem Schreiben angefangen zu haben), aber nicht mehr weiß um was es eigentlich ging, was wir da schrieben oder was überhaupt das Thema des Textes war. Das stelle ich dann erst im Nachhinein fest.

Weiter gibt’s bei uns aber z.B auch eine Form der inneren, schriftlichen Kommunikation und zwar über Post-it’s. Der klebt dann halt einfach nur im Inneren und nicht nicht irgendwo im Außen. Ist aber genauso beschriftet. Lustigerweise sind diese Post-it’s scheinbar nur leider irgendwie nie für mich bestimmt 😅. Ich seh den halt kleben und lese auch den Text darauf, aber in der nächsten Sekunde ist der Post-it dann direkt wieder weg und mit dazu das, was drauf stand. Also ich weiß noch wie viel Text und das überhaupt Text darauf war und das ich den auch gelesen habe, aber irgendjemand klaut mir dann einfach das Wissen über den Inhalt 🤷‍♀️. Der Briefverkehr scheint mich wohl nix anzugehen 😅.

Wie gut die Kommunikation momentan bei uns abläuft

Ich würde sie eher als sehr einseitig beschreiben.

Wer im inneren Bock hat kommentiert oder redet. Wenn ich Bock habe zu reden, bekomme ich jedoch nur selten eine Reaktion oder gar die, die ich erwarte/mir erhoffe.

Klar kann ich Fragen stellen und bekomme manchmal auch Antworten. Vor allem mit denen, die eh meist mit da sind, klappt das mittlerweile recht gut. Antwort heißt dabei aber auch, dass ich durchaus mal 3 verschiedene Antworten bekommen und logischerweise damit so gut wie gar nichts anfangen kann.

Das heißt aber nicht, das wir nicht manchmal echt gute Diskussionen führen oder auch miteinander lachen können. Das heißt lediglich, dass es hier halt einfach nur nicht so hinhaut, wie oft beschrieben oder von einem selbst (mir) auch gewünscht wird. Vor allem da ich leider zu vielen einfach gar keinen Kontakt habe/bekomme.

Und auch ein Problem ist hier, dass wenn der Kontakt besser wird (obwohl ich nicht weiß, an was es letztendlich wirklich liegt), das Leugnen wieder unglaublich stark anfängt (auch wenn sich das für manche blöd anhören mag, aber das unterliegt eben nicht immer deiner bewussten Kontrolle, von wegen „Dann hör halt einfach auf damit“ ). Und danach ist es dann ein bisschen so, als würde ein Reset-Knopf gedrückt und alles wieder auf Anfang zurückgesetzt. Bisher war das 2x so. Aktuell hatten wir so einen Fall im Winter.

Innere Landkarte erstellen

Als meine Therapeutin damit ankam hat mich das, ehrlich gesagt, total überfordert. Sie zeigte mir Bilder aus einem Buch, wie andere sowas gestalteten und wie man das machen kann und da waren so geile Dinge dabei, dass ich fast verzweifelt bin. Denn: Ich kann wirklich nicht malen! Ich hab oft so tolle Bilder in meinem Kopf, aber wenn ich dann versuche jene zu Papier zu bringen, könnte ich beim Ergebnis oft weinen.

Heute möchte ich also einmal vorstellen, was das natürlich erst einmal überhaupt ist und zum anderen eine Möglichkeit, wie man sowas auch als zeichnerisch absolut untalentierter Mensch zu Papier bringen kann…

Was ist eine innere Landkarte?

Es geht darum, die inneren Zustände zu verbildlichen. Bei „normal“ strukturierten Menschen (was für ein dämlicher Begriff 🤔, kennt jemand einen besseren?) geht es darum Gefühle, Gedanken und innere Muster aufzuzeichnen. Wenn wir so etwas bildlich vor uns sehen, können wir viel besser damit arbeiten. Da ich leider keine „innere Landkarte“ bei Pixabay o.ä gefunden habe und nur ungern einfach welche aus Google kopieren möchte, rate ich euch dazu, einfach einmal selbst die Worte „Innere Landkarte“ bei Google einzugeben. Dort findet ihr jede Menge toller Beispiele.

Eine ähnliche Art des Ausdrucks wäre da aber z.B diese Zeichnung von uns:

Dabei können einzelne Gefühle oder Gedankengänge ein ganz eigenes Bild bekommen. Angst kann z.B als großer Drache dargestellt werden, der Hintergrund bei bestimmten Themen ganz dunkel usw. Dabei ist alles erlaubt.

Eine innere Landkarte für (p)Dis-Systeme

Hier schaut das Ganze ein bisschen anders aus. Im Prinzip geht es aber um ähnliches: Die inneren Zustände greifbar auf ein Blatt Papier bringen.

Innere Anteile sollen hier wiedergegeben werden, sodass man einen groben Überblick bekommen kann. Das heißt sie sollen mit Aussehen, Charakter und Aufgabe zu Bild (oder Schrift) gebracht werden. Zum Thema Aufgabe muss ich allerdings sagen, dass ich damit nicht sehr gut arbeiten kann. Sicherlich lässt sich teilweise relativ leicht an einigen erkennen, wer eine eher deutlich schützende Aufgabe hat (gerade die sozialen Charaktere). Aber ganz ehrlich? Haben sie die nicht irgendwo alle?

Also wenn ich mir jetzt auch so die eher als Täterintrojekt erkennbaren Anteile anschaue, dann erkenne ich dahinter auch nur eine schützende Aufgabe 🤷‍♀️. Dieses unendliche ’schlecht-reden‘, dieses ,,Halt deinen Mund, sonst passiert was!“ oder auch das sexuelle, eher sehr destruktive: [Ich] finde dieses Verhalten zwar scheiße und absolut kontraproduktiv, letztendlich machen die das ja aber nicht aus Jux und Tollerei. Und auch die verletzten Anteile, die „Flucht-Anteile“ (die sich in SSV oder Selbstm*rd retten wollen) haben diese Schutzfunktion auf irgendeine Art und Weise. Ich persönlich kann daher mit diesem ganzen Aufgaben-Ding wenig anfangen. Derzeit zumindest noch. Vll ändert sich das noch…

Wie fängt man das Ganze an?

Ich persönlich fand das ein Mammut-Projekt. Kaum setze ich mich mit der Intention vor ein Stück Papier, ist GAR NICHTS mehr da. Nichts. Nada. Wenn man mit sowas beginnt, finde ich, sollte man also auch in der entsprechenden „Stimmung“ sein. Es nützt nicht viel, bei mir zumindest nicht, wenn man sich versucht unter Druck zu setzen. Irgendwann ist der Zugang nach Innen etwas gelockert und man merkt, dass es jetzt auch geht. Dann und wahrscheinlich nur dann, sollte man sich auch dran setzen.

Die erste innere Landkarte erstellte ich letztes Jahr, ohne eigentlich genau zu wissen, dass es überhaupt eine ist. Ich schrieb einfach nur meine inneren, unterschiedlichen Gedankengänge nieder. Die verschiedenen Parteien, so wie ich sie im Kopf wahrnehme. Dabei ging es absolut nicht um ‚handfeste‘ Anteile o.ä., sondern nur um das was einfach im Kopf so los ist. Da ich sowieso unglaublich im Leugnen gefangen bin und meist sofort dicht mache, sofern es um dieses Thema geht, half mir das auch sehr.

Keine Ahnung ob man meine furchtbare Schrift überhaupt lesen kann 🙈, aber so in etwa sah das dann aus. Mich in der Mitte, so wie ich mich wahrnehme und alles was drum herum an Einflüssen innerlich kommt. Dabei habe ich versucht, farblich zu kennzeichnen, was ich (welche Gedanken und Impulse) als zu mir gehörig empfinde und welche ich eher als intrusiv und „fremd“ empfinde. Welche also Ich, ein eigenständiger Anteil und welche „nur“ ein Zustand/Ego-State sein könnten.

Mein Problem

Der 2. Versuch sollte dann, nach Aufgabe meiner Therapeutin, die inneren Anteile eeeetwas konkreter darstellen😅 . Ich persönlich empfinde das in mir teilweise aber meist mehr als riesengroßen, zusammengeklebten Klumpen, weshalb ich diese Aufgabe wohl so schwierig fand/finde.

Manchmal bin ich fast etwas neidisch auf andere, wenn ich das anschaue, wie sie „so schnell“ (man beachte aber, dass das auch nur das Bild ist, was wir nach Außen hin zu sehen bekommen), so viele in sich deutlicher ausmachen können/konnten. Ich merke zwar, wenn jemand anderes das Steuer über mein Verhalten, Handlungen oder Aussagen übernimmt (manchmal zumindest) aber ich kann dabei selten ausmachen, wer (und wie viele) das nun ist. Stimmen in mir nehme ich zudem nicht akustisch wahr oder zumindest nur extrem selten, sodass ich auch niemand anhand der Stimme auseinanderhalten kann. Das geht eigentlich nur am Gefühl, aber wenn ich denjenigen noch nicht kenne (was auf die meisten zutrifft) klappt das logischerweise auch nicht wirklich.

Wie bin ich es trotzdem angegangen?

Mein größtes Problem: Nichts falsch machen! Nachher wird vll noch jemand mit falschen Namen dargestellt, falschen Aussehen usw. – KATASTROPHE! … Ja, für mich jedenfalls. Alles was falsch dargestellt wird, wird von mir (?) sofort als: ,,Siehste, also lügst du doch!“ abgestempelt. Meine Thera. meinte, dass sich die entsprechende Person schon zu Wort melden wird, wenn ich da was falsch in der Beschreibung mache. Und so habe ich das dann auch versucht anzugehen.

Beim erstellen dieser Landkarte sagte ich mir immer wieder auf: ,,Du machst das jetzt einfach, wie du es wahrnimmst. Wenn du jemand falsch darstellst, hat derjenige die Möglichkeit sich zu melden. Und wenn er das nicht tut: Sein Pech. Und wenn in Wirklichkeit niemand von allen existiert, weil du dir das alles einbildest, dann sind das eben deine imaginären Freunde. Diese Sachen existieren ja trotzdem in deinem Kopf. Bescheuert bist du so oder so. Entweder eben also auf die eine oder halt auf die andere Art.“ – Der innere Drang nach Perfektion, die Angst zu lügen und die Angst sich alles einzubilden bleibt natürlich trotzdem bestehen. Aber so ein Mantra ist ja immerhin besser als nichts, oder?

So sah es dann aus

Ich kann nicht alles zeigen, sorry 🙈.

Ich nahm ein A4 Blatt (obwohl das echt eng wurde, nächstes mal probiere ich es mit A3 😅) und packte wieder „mich“ in die Mitte. Mein „Ich“ gibt es nicht nur einmal. Was ich deutlich wahrnehme, ist das „Ich“ von vor ein paar Jahren (das noch existiert) und mich heute, auch mit Alter und Aussehen. Zumindest grob in der Gesichtsform u.ä.

Von da ab positionierte ich die einzelnen Anteile. Einzelne nehme ich deutlich wahr, auch wo sie sitzen. Ich „höre“ ihre Stimmen auch aus dieser Richtung (im Kopf) kommend und empfinde sie, mehr oder weniger, auch als dort zugehörig (kennt dieses Phänomen eigentlich irgendjemand sonst noch?) . Aber wie gesagt, dass ist nur mein erster Eindruck. Ändern kann sich da noch viel.

Ich habe dann entweder Bilder selbst erstellt oder per Google ausgedruckt, ausgeschnitten und wieder Kreisförmig um die Mitte herum geklebt. In der Mitte befinden sich auch 2 leere Stühle, die eigentlich darstellen sollen, dass meistens mehrere gleichzeitig da sind.

Anteile beschreiben: Bei klarer Wahrnehmung

Anteile, die ich relativ klar „vor Augen“ habe, habe ich über „Sims 3“ erstellt (es gibt aber auch andere Avatar-Erstellungsprogramme, auch kostenlose). Das ist eine super Sache, da man dort Persönchen erstellen und ihnen eine spezielle Kleidung, Gesichtsformen oder auch Haare verpassen kann. Einige hatten z.B auch bestimmte Wünsche, wie die Kleidung auszusehen hatte (gibt mal „B.“ nicht ihre Lederjacke, MIT Nieten 🤦‍♀️) und was sonst wichtig war.

2 darf ich da vorstellen:

  • Die junge brünette Dame da, ist etwas älter als ich und nur sehr wenig älter als der Körper (derzeit). Sie spielt im sozialen eine große Rolle. Ist viel entspannter, redseliger. Sie kann sich viel leichter um nervige Angelegenheiten oder Termine kümmern, ist aber auch die, die manchmal echt bekloppte Ideen hat. Ich würde sie also leider nicht in allen Dingen unbedingt als extrem verantwortungsbewusst einstufen, auch wenn sie sich Mühe gibt (🙈) und sonst echt eine wahre Bereicherung ist.
  • Die andere ist die ältere Dame. Für sie habe ich keinen Namen und nenne sie daher momentan einfach nur „Mutti“, da sie das verkörpert, wie man sich eine Mutter eigentlich vorstellt. Sie ist es, die mich (innerlich) in den Arm nahm (lange bevor ich wusste, dass da mehr sind), wenn es mir sehr schlecht ging. Für mich war das immer eine Art imaginative Freundin, die halt nur auch dann handelte, wenn ich es eben, naja, nicht bewusst imaginierte. Ob sie nach Außen hin auch handelt, weiß ich nicht. Ich spüre sie bisher nur im Inneren stark. Sie achtet auf vieles und lässt nicht alles, von anderen (das innerlich so kommt) durchgehen. Hat also auch einen sehr überwachenden Charakter und kann durchaus auch einmal streng durchgreifen.

Mit Namen habe ich übrigens keine angegeben, da es das letzte mal (als ich meiner Thera. einen Namen sagte) von Innen ziemlich stunk gab. Wo ich es wusste (oder denke zu wissen) habe ich teils nur den Anfangsbuchstaben hingeschrieben. Auch Alter ließ ich weg, da ich mir beim Erstellen (was ja nun auch wieder ein bisschen her ist) noch nicht wirklich sicher war. Zu jedem gab’s eigentlich nur eine ganz kurze Charakter Beschreibung.

Anteile beschreiben: Bei unklarer Wahrnehmung

Andere, die ich lediglich als Gefühl und/oder Stimmen wahrnehme (also wo Aussehen, Namen, etc. fehlt), habe ich anders dargestellt. Z.B gibt es die SSV-Anteile (wichtig finde ich dabei aber noch zu sagen, dass nicht alles von denen kommt – ich bin zu solchen Gedanken und Handlungen durchaus auch selbst fähig), die ich in eine Ecke gepackt und mit der gleichen Farbe markiert habe. Das Gleiche machte ich dann mit den kindlichen (wo völlig unklar ist wie viele und wer wer ist) usw.

Da ich also keine Ahnung habe/hatte, wie viele (oder wenige) wirklich hinter solch einem Gefühl, einer Handlung oder einer „Stimme“ stecken, gab es deshalb jeweils nur ein Symbolbild, das deren „Thema“ widerspiegelt.

Dafür suchte ich bei Google nach geeigneten Fotos, Skizzen, etc. Für SSV z.B ein Bild einer Person die sich ritzt und einen Koffer (=Flucht-Gedanke). Bei einem eher se*uell gewaltvollen Anteil suchte ich ein Bild raus, wo eine Frau verprügelt wird. Die „Null-Bock“ Abteilung wiederum bekam ein Bild eines genervten Teenagers. Also alles was sie im Sinnbild passend darstellt.

Und was ich demnach ähnlich zusammengehörig empfand, bekam auch eine Farbe. Die kindlichen z.B gelb, usw. Sodass einfach eine grobe Übersicht entsteht. Und wie viele dann wirklich jeweils hinter diesen Symbolbildern stecken, wird sich (hoffentlich) irgendwann mit der Zeit zeigen.

Letztendlich…

Reicht sowas! Ihr müsst nicht sofort alles detailliert beschreiben können oder auch erzählen, selbst wenn ihr es dann wisst! Das war dann zumindest irgendwann meine Erkenntnis und die war mega beruhigend.

Außerdem sind das auf der letzten Landkarte übrigens auch nicht alle gewesen. Die, die ich überhaupt nicht zuordnen konnte (wozu z.B nur ein inneres Bild aber sonst nichts existiert) oder wozu ich zu wenig Informationen/Zugang hatte, habe ich weggelassen. Ich wollte kein wildes Kunstwerk erstellen, wo letztendlich womöglich die Hälfte falsch ist (irgendwas falsches triggert nur die Zweifel wieder extrem an). Mir wars lieber später besser einige nachzutragen, als am Ende 10 wieder streichen zu müssen oder so.

Mittlerweile könnten wir übrigens die Landkarte auch wieder etwas erweitern. Allerdings schlauchte das bisher ganz schön und war immer wieder mit erneuten, automatischen (und echt anstrengenden) Verleugnen danach verbunden, weshalb wir uns jetzt erstmal versuchen mehr auf die Kommunikation zu konzentrieren, als darauf alle konkret wahrnehmen/darstellen zu wollen (also mehr auf das zu reagieren was gerade kommt, statt von wem genau). Das ständige was ist was und wer ist wer bringt hier ziemlich viel Unruhe rein und seit ich es momentan etwas ruhiger angehen lasse, klappt es zumindest in kleinen Teilen mit der Kommunikation und der Akzeptanz besser. (Vorerst zumindest – Wie war das, wenn man sowas sagt? 3x auf Holz klopfen oder so?😅)

,,Hausbesetzer“

Das Wort hab ich letztens gelesen. Eine Therapeutin verwendete es auf ihrer Website stellvertretend für ‚Anteile/Innenpersönlichkeiten‘.
Sie hat dann zwar noch versucht zu erklären wie sie das meint, aber trotzdem hats mich bei dem Wort irgendwie geschüttelt…

Also ich lege da ja fast meine Hand dafür ins Feuer, dass die, die am Anfang da war, jetzt nicht mehr da ist. Und ich lege ausserdem fast meine Hand dafür ins Feuer, dass ich auch nicht die Gleiche wie die von vor ein paar Jahren bin.
Das würde ja dann aber bedeuten ich wäre auch ein Hausbesetzer 🤔.
Und wie geht man mit Hausbesetzern um? Na man wirft sie raus oder der Hauseigentümer findet einen Kompromiß mit ihnen, dass sie halt bleiben dürfen, solange sie sich benehmen, oder?
Aber wer soll denn dieser Hauseigentümer sein? Und viel wichtiger: Wohin sollte ich denn gehen, wenn ich raus geworfen werde? Ich mein, ich bin doch hier geboren. Wäre ich jetzt aus einem anderen Körper hier rein geschlüpft, so nach dem Motto: ,,Nö, ich bleib jetzt hier. Hier gefällts mir viel besser, als da drüben. Ätschi Bätsch😝“, dann würde ich das ja verstehen.
Aber wir sind doch alle Teil von einem Gehirn.

Außerdem impliziert das Wort Hausbesetzer irgendwie so etwas Negatives. Jemand der da nicht hingehört, will einfach nicht aus dem Haus rausgehen. So verstehe ich das Wort. Ich bin mir aber ziemlich sicher, ich lege sogar wieder fast meine Hand dafür ins Feuer, dass hier jeder da hingehört, wo er gerade ist. Jeder ist aus einem triftigen Grund entstanden, übernimmt nen Haufen Aufgaben und dann wirst’e einfach ‚Besetzer‘ genannt 😅.
Ne du, da schüttelts mich immer noch

Destruktive Stimmen, Leugnen und Innenkontakt(probleme)

,,Verlogene Schl*mpe!“ – ,,Du willst doch nur Aufmerksamkeit!“ – ,,Hör endlich auf zu lügen, du F*tze!“

Schön wenn man so gesittet miteinander reden kann, oder? Ganz ehrlich? Jeden normalen Menschen, der so mit mir spricht, würde ich mit dem Ar*ch nicht mehr angucken 😒

Aber rudern wir nochmal zurück und schauen uns erstmal an:

Was hat es mit diesen destruktiven Stimmen überhaupt auf sich?

[Woher diese Stimmen generell kommen und wer oder was sie sind, habe ich Hier und Hier schon mal näher erklärt]

Als destruktive Stimmen bezeichne ich jene Anteile, die eben mit solchem Zeug, wie da oben, um sich werfen. Bei mir geht das z.B sofort los, sobald ich das gesamte Thema Anteile, dissoziative Störung ect. auch nur eine Spur ernster nehmen möchte.

Ich fange mal kurz von weiter vorn an:

An sich „höre“ ich schon Stimmen seit ich denken kann bzw. ist mir schon sehr, sehr lange bewusst das ich nicht allein in meinem Kopf bin (hört sich das nur für mich so völlig gaga an?). Ich höre jedoch keine Stimmen wie man das oft aus Filmen kennt, wo dir dann eine lautstarke Stimme ins Ohr flüstert ,,Du musst jetzt das und das tun“ – Nein, meine Stimmen sind ähnlich wie Gedanken, nur manchmal höre ich tatsächlich auch eine klare Stimmfarbe und Befehle erteilen sie mir eigentlich auch keine.

Bis vor, na sagen wir ungefähr 1,5 Jahren, habe ich da alle möglichen Sachen hinter vermutet: Aliens die mit mir Kontakt aufnehmen, eine 2. Seele die in mir wohnt, von einem Geist oder Dämon besessen zu sein usw. und ja, heute muss ich über diese Einfälle auch etwas schmunzeln 😅.

Für mich war das aber okay, weil es einfach normal war – Obwohl, einmal gab es schon eine witzige Situation, als ich mich selbst fragte ob ich wohl verrückt bin, wegen den Stimmen und mir eine Stimme antwortete das ich es nicht bin – Ja was biste jetzt? Wenn dir eine Stimme sagt, das du nicht verrückt bist, weil du Stimmen hörst…🤔🤔

Bis dahin existierte also auch eine Form von Innenkontakt – Wir haben ständig irgendwie miteinander kommuniziert, mir war eben nur nicht so wirklich bewusst was das ist.

Vor ca. 1,5 Jahren las ich dann, durch einen dummen Zufall, ein Buch über eine Frau und deren Geschichte und plötzlich kam mir an ihren Schilderungen so vieles bekannt vor. Ich beschäftigte mich deshalb das erste Mal richtig mit dem Thema Dissoziation und stieß kurz danach plötzlich auf einen alten Klinikbericht (wie ich darauf stieß ist eine längere Geschichte) von mir aus dem Jahre 2015 und las die Diagnose des damals behandelten Arztes…Ich wusste bisher von dieser Diagnose jedoch nichts.

Warum nicht? Weil dieser Klinikbericht bis dahin spurlos verschwunden war. Auch meiner damaligen Psychiaterin gab ich ihn scheinbar nie. Natürlich hatte ich den Bericht früher mal grob gelesen und ich habe auch noch ein paar Szenen, aus der Klinik, im Kopf. Ich weiß z.B noch das der Arzt damals darauf bestand einen Test bzgl. Dissoziationen zu machen, jedoch habe ich mich entlassen bevor ich nochmal mit dem Arzt reden konnte. Ich fragte mich die ganzen Jahre, was bei diesem Test wohl herauskam…Tja… Entweder habe ich das Ergebnis von dort tatsächlich nie gesehen oder direkt wieder dissoziiert.

Gut: Diagnose jedenfalls gesehen (ich kürze die Geschichte mal ab😅), kurz „realisiert“, mit meinem Erleben abgeglichen und erstmal, mehr oder weniger, nach Innen ein freudiges: ,,Hello and Welcome – Zeigt euch ruhig, ich komm absolut damit klar“ gerichtet …

Und es passierte zum Anfang auch viel, bis ca. letzten Sommer – Ich rutschte in immer tiefere Depressionen und die Zweifel wurden immer lauter: ,,Bei dir ist das nicht so. Die anderen nehmen ganz andere Sachen wahr. Die hören richtige Stimmen (mittlerweile habe ich aber von einigen gehört, das sie auch keine direkten auditiven Stimme hören). Die haben viel Schlimmeres erlebt. Du bildest dir hier was ein. Stell dich nicht so an.“ usw.

Nun bin ich mittlerweile seit letztem Jahr April in Therapie und irgendwas veränderte sich plötzlich. Aus, für mich bis dahin eigentlich immer noch aberwitzige Spekulationen, wurde auf einmal ein Stück weit mehr Realität. Ich versuchte die Anteile am Anfang auch ernst zu nehmen und ihnen Raum zu bieten, aber dann gings los….

Beleidigungen, Vorwürfe und verhärtete Fronten

Sobald ich mittlerweile auch nur geringfügig versuche dieses Thema ernst zu nehmen (also das vll ein Anteil da ist, das ein inneres System vorhanden sein könnte –> Jaja, immer schön im Konjunktiv bleiben😑), bricht es in mir drin los: Ich werde überschwemmt mit einem Selbsthass, wie ich ihn noch nie zuvor an mir erlebt habe. Von anfangs noch relativ humanen inneren Sätzen bzgl. des Zweifelns, kommen mittlerweile richtig bösartige und verletzende Beleidigungen.

Das geht tatsächlich soweit das ich, fast wie auf Knopfdruck, sofort schlimme Suizidabsichten bekomme (die komischerweise aber direkt wieder nachlassen, sobald ich dieses Thema abstreite oder aus meinem Kopf verbanne und auch anders sind, als die Suizidgedanken, die durch die Depressionen manchmal aufkommen). Mit Bildern im Kopf überschwemmt werde, von teilweise wirklich gewaltvollen Handlungen gegenüber mir selbst usw. – Und nein, dass ist nicht üblich für mich.

Es fühlt sich fast so ein bisschen an, wie so 2 muskelbepackte Security-Männer, die sich in den Türrahmen stellen und sagen: ,,Nix da, verzieh dich. Hier kommst du nicht rein!“ – Wie ein riesiger Schirm, der sich über alles drüber legt und dann wird auch sofort alles angezweifelt, jemals in irgendeiner Form traumabetroffen gewesen zu sein.

Dann komme ich mir vor wie der letzte Dreck, der sich den aller größten Mist zusammenspinnt und ja, ich habe gehört das dieses Leugnen scheinbar viele betrifft. Irgendwo ist das ja auch logisch – Wer will sich schon eingestehen das man bisher vll in einer völligen Parallelwelt gelebt hat, in der immer alles Heididei ist, während sich in der Realität das genaue Gegenteil abzeichnet.

Das andere auch ihr Trauma oder mögliche (ich sag doch – im Konjunktiv gehts) Anteile leugnen, macht es aber für mich trotzdem nicht besser oder erträglicher oder glaubhafter. Nur weil andere auch zweifeln, ändert das für mich so rein gar nix😅 . Ich denke dann: ,,Klar zweifeln andere, aber die wissen trotzdem das es so ist. Ich bin dagegen ein riesengroßer Lügner!“ und dann denke ich: ,,Dann hör halt endlich mal auf zu lügen“, aber das funktioniert auch nicht, weil ich ja nur erzähle was ich erlebe und würde ich es anders beschreiben, würde ich ja erst recht lügen – Verzwickte Situation, oder?

Also versuche ich überhaupt nicht mehr darüber zu reden. Meiner Therapeutin lasse ich hin und wieder etwas Schriftliches (wie das hier in der Art) zukommen, mehr geht nicht.

Denn solange ich schreibe, bleibe ich auf der kognitiven, analytischen Ebene – Ich kann über mich reden, wie über ein fremdes Studienobjekt (ja so kommts mir manchmal vor😅), wodurch ich weiterhin so tun kann, als wäre alles ganz weit von mir entfernt.

Derzeit bin ich deshalb z.B auch nur noch krampfhaft damit beschäftigt mich in irgendeiner Form abzulenken – Bloß keinen klaren Gedanken mehr fassen können, bloß keine Stimmen hören, bloß nichts wahrnehmen – Auf der einen Seite aus Angst davor was dann wieder passiert bzw. aus Angst vor den Beschimpfungen, vor den Emotionen die dann kommen und den Drang zur Selbstverletzung….

….Keine Ahnung allerdings wie lange das noch so „gut“ gehen wird und wann mir das alles um die Ohren fliegt.

Und auf der anderen Seite?

Kommt die Blockade auch sehr stark von mir…

Ich hab zwar am Anfang große Töne gespuckt das ich für alles offen bin und sich jeder blicken lassen darf, aber jetzt erst wird mir klar, wie krass ich mich da manchmal selbst belügen kann. Ich komme auf das Thema nicht klar, auch wenn sich meine Alltagsmaske ständig etwas anderes vorlügen will.

Wenn mich meine Therapeutin fragt, welcher Anteil da so denkt oder reagiert o.ä: Ich bekomme es nicht gebacken. Ich spüre meine innere Blockade so stark, das ich sie fast anfassen kann.

Irgendwann lernt man ja mal im Leben das man sich nur selbst helfen kann. Das man niemanden dazu braucht und natürlich wünsche ich mir tief im Inneren immer noch jemand der mich beschützt und der hilft, aber ich bin eigentlich sehr stolz darauf so vieles, so alleine hin zu bekommen und ich habe das Gefühl, wenn ich nun Anteilen zugestehe das sie durchaus auch ihre eigene Meinung haben oder das sie vll etwas ganz anders empfinden als ich, dass ich dann auch noch mein letztes bisschen Kontrolle weggebe.

Natürlich spüre ich, dass nicht alles von mir selbst kommt oder wenn jemand anwesend ist. Ich merke doch selbst das ich nicht immer alles zu 100% mitschneide, wie z.B in der Therapie. Ich spüre das ich manchmal nur als Zuschauer neben dem Anteil stehe, der z.B gerade furchtbare Angst bekommt, weil wir draußen Geräusche hören und die Angst da ist, jemand könnte reinkommen.

Natürlich spüre ich das alles, aber ich habe das Gefühl, wenn ich es gedanklich zulasse das da jemand anderes ist, dann habe ich nicht mehr die alleinige Kontrolle über meine Heilung. Dann brauche ich da plötzlich den anderen Anteil dazu, aber ich weiß ja nicht mal wie ich an die richtig herankomme. Daher blocke auch ich momentan jeglichen Kontakt ab. Mir ist das einfach zu viel – Und das ist schwer sich einzugestehen, denn ich will so eine Person nicht sein. Gegenüber (Außen)Menschen würde ich mich schließlich niemals so verhalten…

Stell dir vor, du kommst zu einer Person und willst der was erzählen und die ruft jedes mal, sobald du den Mund aufmachst: ,,Klappe!“ – Wie verletzend und mies, oder? Genauso verhalte ich mich derzeit aber.

Ich versuche meine Beweggründe schon immer mal wieder, wenn ich nicht gerade alles abstreite, nach Innen zu kommunizieren. Ob das nun aber irgendjemand wirklich hilft, weiß ich auch nicht 🤷‍♀️

Destruktive Stimmen mit Sinn?

Durchaus kam bei mir deshalb schon der Gedanke auf, ob diese „destruktiven“ Stimmen deshalb vll mich schützen wollen, indem sie alles abstreiten. Letztendlich bezweifle ich das aber.

Ich denke es geht generell um Systemschutz, zumindest in irgendeiner Form. Vll ist die Zeit noch nicht reif dafür oder vll soll ich mich generell nicht damit beschäftigen. Vll wittern sie auch Gefahr bei mir. Keinen Plan, ganz ehrlich nicht 🤷‍♀️

Ich bin mir auch 100% sicher das sie ihren Zweck haben und alles genau so richtig machen, wie sie es für angebracht halten und ich versuche dafür auch Verständnis aufzubringen, aber irgendwo bin ich es auch langsam Leid ständig zu versuchen für alles und jeden Verständnis zu haben, obwohl man mir nicht mal sagt Warum Was Wie ist. Es ist ja nicht so das ein Suizid z.B irgendjemand von uns etwas bringen würde, eher im Gegenteil 😒

Naja, mal gucken wie sich das weiter entwickelt, derzeit sehe ich uns da jedenfalls in einer ganz schönen Pattsituation. Ist ja schließlich nicht so das ich aufgeschlossener werde, wenn man mich ständig beleidigt (und ich weiß das sind nicht viele, die sich so benehmen – 2 nehme ich da momentan wahr – trotzdem überschatten die gefühlt alles) oder so als hätte im Innen irgendjemand groß Lust auf ein harmonisches Schwätzchen, wenn er ständig den Mund verboten bekommt.

Schauen wir einfach mal, wann das wieder entspannter wird 😅

Co-Bewusstsein

Ja genau, wag dich erstmal an das ran, wovon du mal so gar keinen Plan hast 😂🙈

Was ist Co-Bewusstsein?

Also per Definition bedeutet Co-Bewusstsein, dass ein Anteil den anderen mitbekommt und auch bemerkt, was dieser gerade macht, d.h die Traumabarrieren zwischen beiden Anteilen sind nur sehr schwach.

Wir haben z.B Frontperson X, die gerade „vorn“ ist. Dazu kommt nun Person A ins Co-Bewusstsein. Person A sieht nun nicht nur von Innen was die Frontperson alles anstellt, sondern umgedreht kann die Frontperson auch Empfindungen, Gefühle, Erinnerungen, Bilder usw. von Person A wahrnehmen.

Was ist dann passiver Einfluss?

Person A kann die Frontperson X, wie der Name es schon sagt, von Innen indirekt oder direkt beeinflussen, ohne den Körper direkt zu übernehmen. Sprich, Person A beobachtet ein Gespräch zwischen der Frontperson X und einer Außenperson und möchte jetzt vll auch gerne mal etwas dazu sagen –> Person X sagt also etwas, was aber eigentlich von Person A stammt.
Oder Person A überschwemmt Person X mit einer bestimmten Emotion oder Einstellung. Statt besonders weltoffen kann Person X dann z.B extrem schüchtern, ruhig oder misstrauisch werden.

Aber ganz ehrlich?
Ich finde das extrem schwer da überall eine klare Trennung zu finden oder das überhaupt richtig zu definieren 🤷‍

Wie ist das bei mir?

Keinen Plan Mann 😂, als ob ich das wirklich wüsste🙈

Ich versuch das mal (man steinige mich aber nicht 😅):

  • Manchmal merke ich, wie ich anders werde und anders spreche, aber das sind nur ganz winzige Kleinigkeiten, also ich hab jetzt nicht plötzlich einen Akzent oder sowas. Vll ist das auch mehr das Gefühl, dass sich in mir verändert und gar nicht so genau die Sprache 🤔…
    Stellt euch das mal so ein bisschen vor wie mehrere Nebelwolken: Ich bin (nur als Beispiel) Wolke lila und ich bleibe auch weiter fest drin sitzen und steuere und dann kommt von einer Seite eine andere Wolke, sagen wir rot. So und diese Wolke bleibt manchmal dicht hinter mir (so das ich höchstens von Weitem ihre Anwesenheit spüre) und manchmal taucht sie aber auch so langsam in mich ein – Ich bleibe noch ich (also ich bleibe Wolke lila und werde nicht zu Wolke rot), merke aber wie sich Merkmale von Wolke rot in mir ausbreiten. Ich kann das schlecht beschreiben, weil das echt nur Kleinigkeiten sind. Ich renne da dann ja nicht plötzlich flippig durch die Gegend, oder so 😅

  • Meist ist es so als würde ich alles aus der 1.Reihe beobachten und machen (wie auf so einer Fussballzuschauertribüne) und manchmal so, als säße ich nur in der 2.Reihe. Ich erlebe es dann aber nicht so, als würde mich jemand wie eine Marionette steuern (so beschreiben das ja viele), sondern ich erlebe das alles so, als würde ich selbst steuern und alles machen. Erst bei genauerer Betrachtung fällt mir dann manchmal (extrem selten!) auf, dass ich gar nix wirklich steuer, sondern mich mehr über rufen, Richtung 1.Reihe, bemerkbar mache (,,Ey, hör auf damit!“). Ich bilde mir währenddessen aber ein, das ich alles ganz normal alleine mache.
    Bei mir ist das sowieso alles so dezent. Wie gesagt, dass ich jetzt dasteh und denke „Oh Gott, wer bewegt da meinem Arm 😱?!“, dass kenne ich so nicht (dann hätte ich vll wenigstens endlich mal weniger Zweifel 😒). Entweder bin ich weg und hab eine Amnesie zu einer Handlung/Erlebnis oder ich bekomm das so mit, wie eben beschrieben.

  • Es gibt Momente, da werde ich förmlich überflutet mit Erinnerungen (keine traumatischen), wo ich mir dann denke: ,,Siehste, du weißt doch noch voll viel von früher. Wo ist denn nur immer dein Problem?!“ und dann, nicht mal ne Stunde später, hab ich null Plan über was ich da überhaupt nachgedacht habe.

  • Manchmal fühle ich mich auch extrem männlich. Ich weiß dann noch das ich eine Frau bin (wie mit den Wolken halt wieder), aber ich fühle mich einfach nicht als Frau (obwohl ich mich sonst durch und durch als Frau wahrnehme). Einmal lag ich z.B im Bett und hatte nichts an. Ich hab an meinem Körper runtergesehen und dachte nur so: ,,Crazy, was macht man damit eigentlich? Was für schräge Dinger!“ (bezogen auf meine Brüste)…

  • Es kann auch schon mal passieren das ich die Treppe freudig und euphorisch hoch hüpfe und mir dann oben angekommen denke: ,,Ääähm okay, du bist kein Kleinkind mehr. Komm mal ein bisschen klar 🤦‍“. Aber kein Plan ob das innerer Einfluss ist oder ob ich das selbst bin. Who knows🤷‍♀️
    Was mir dabei aber aufgefallen ist, dass ich vorher (also auch noch am Anfang der Treppe) weder besonders gut gelaunt, aktiv oder ähnliches bin. Auf der Mitte der Treppe dann scheinbar schon und oben angelangt, bin ich dann wieder ernst
  • Und ja, ich erlebte es auch schon das sich meine Beine bewegten und wobei ich nicht 100% „anwesend“ war. Wenn ich mich z.B zum Zug beeilen musste (ich HASSE es, wenn ich in Stress gerate) oder zu Terminen, wo ich eigentlich gar nicht hin will. Also kurz: Wenn ich irgendwie im Stress bin. Aber so richtig wie eine Marionette ist das trotzdem nicht 🤔. Ich denk da dann jetzt aber auch nicht besonders groß nach währenddessen, also von wegen ,,Oh, wer bewegt denn da meine Beine jetzt?“ (da kommste als „normaler“ Mensch ja auch nicht drauf). Ich bin auch der Meinung das ich trotzdem eingreifen könnte 🤔 (hab’s noch nie ausprobiert). Also ich habe währenddessen schon das Gefühl das ich noch Herr über meinen Körper bin, auch wenn die Beine sich manchmal wie „von selbst“bewegen – Sowas könnte z.B aber auch „nur“ eine Form der Depersonalisation sein (ohne das ein Anteil seine Finger im Spiel hat) …