Schauen wir uns mal das Thema Flashbacks nÀher an.
Was versteht man darunter, welche Formen gibt es, wie erkenne ich sie und was sind Intrusionen?
Inhalt
đïž Was sind Flashbacks?
Flash = schnell , back = zurĂŒck
Wir sprachen ja bereits ĂŒber Trauma und das diese Erlebnisse im Gehirn nicht als vergangen abgespeichert, sondern quasi in die „noch-zu-bearbeiten/noch aktuell“ Ecke des Gehirns gepackt werden. Ein Trauma entsteht wenn eine Situation fĂŒr unsere Psyche nicht aushaltbar ist und die dazugehörigen Emotionen und Erinnerungen abgespalten werden mĂŒssen. Demnach kann es also auch nicht sofort verarbeitet und als vergangenes, kontinuierliches Erlebnis abgespeichert werden.
Gibt es einen bestimmten Trigger, der an die traumatische Situation erinnert, kann ein Flashback ausgelöst werden, d.h du wirst blitzartig zurĂŒck in die traumatische Situation geworfen und erlebst sie erneut, als wĂŒrde sie gerade wieder passieren.
Als Trigger wiederum können sowohl Ă€uĂere Reize, wie aber auch innere dienen. Diese können dann verschiedene Formen von Flashbacks auslösen…
Schauen wir uns die mal an:
â Der Visuelle (sehen)
Der visuelle Flashback ist der, den man aus Filmen kennt. Ich persönlich habe keine visuellen Flashbacks und kann sie euch daher nur aus der Beschreibung anderer erzÀhlen.
Wie es der Name aber schon sagt, wirst du visuell, also bildlich zurĂŒck in die entsprechende Situation geworfen. Du hast bildhaft, wie einen Film, vor Augen was damals passiert ist und erlebst die Situation in deinen Gedanken, mit deinen „Augen“ live noch einmal. Du siehst z.B wie das (Unfall)Auto auf dich zufĂ€hrt und versuchst dich zu schĂŒtzen, indem du die Arme hochreiĂt.
â Der Emotionale (empfinden)
Der emotionale Flashback ist der, der wohl am hĂ€ufigsten bei komplexer PTBS vorkommt (weil meist keine konkrete Erinnerung zu den Traumata besteht und daher „nur“ die Emotionen gespeichert werden) und auch am hĂ€ufigsten unentdeckt bleibt, weil er einen einfach „nicht auffĂ€llt“ .
Die habe ich sehr hÀufig und kann sie daher etwas beschreiben.
Ich checke oft wirklich nicht was da los ist, meist erst hinterher oder zum Ende hin. Du bist emotional auf einmal wo ganz anderes und kommst da auch nicht so einfach raus. Und oft ist das wirklich nicht mal annÀhernd angemessen zur aktuellen Situation.
Ein einfaches Beispiel: Eine Freundin reagierte komisch auf eine Nachricht von mir, also ungewöhnlich fĂŒr sie und ich konnte ihre Antwort auch nicht deuten. Ich las sie mehrmals durch und fragte auch direkt nach, was genau sie bedeuten soll, weil ihre Antwort stark auf mich wirkte als hĂ€tte ich irgendwas falsch gemacht bzw. als ob sie mir irgendetwas vorwirft und sie jetzt quasi im Begriff ist, die Freundschaft zu beenden. Wenige Minuten spĂ€ter stellte sich heraus das dass nicht der Fall und es im Endeffekt nur ein groĂes MissverstĂ€ndnis war. Ich sagte ihr das alles gut ist (und legte das Handy auch erstmal weg), was es objektiv auch war.
Bei mir hatte sich jedoch schon ein Schalter umgelegt, ich war wo ganz anderes. In der Vergangenheit gab es nĂ€mlich immer wieder genau solche Situationen: Menschen die mir Nahe standen und zu denen ich ein VertrauensverhĂ€ltnis aufgebaut hatte, haben quasi aus dem Nichts heraus (also ohne Vorwarnung und ErklĂ€rung) den Kontakt zu mir abgebrochen, mich beschimpft oder mir die wildesten Sachen unterstellt, mit Androhung von Strafe usw. und an allem war natĂŒrlich, so oder so, immer alleinig ich schuld (aus deren Sicht zumindest). Da hat auch alles reden und erklĂ€ren oder bitten usw. nichts geholfen. Ich war eben schuld daran was passiert ist, egal was es war, und fertig und manchmal waren das halt auch Situation wo es (bei der Strafe) wirklich um etwas Wichtiges ging (wie mein Dach ĂŒber den Kopf, meine Gesundheit, Menschen die mir sehr wichtig waren, usw.).
Und diese immer wiederkehrenden Situationen haben in mir ein GefĂŒhl von tiefer Verzweiflung und dauerhafter Unsicherheit ausgelöst. Ein GefĂŒhl das du dich niemals sicher bei einem Menschen fĂŒhlen darfst, weil jederzeit etwas Schlimmes passieren kann und wehe du lĂ€sst deine Deckung fallen.
Und das hat mich scheinbar so stark geprĂ€gt, dass mich so eine winzige Kleinigkeit manchmal direkt zurĂŒckwirft. Ich lag ehrlich heulend und zitternd unterm Couchtisch und das ging mindestens eine Stunde lang so.
Das ging gar nicht darum, dass ich jetzt Angst hatte verlassen zu werden o.Ă€., sondern in meinem Kopf ging es direkt wieder los mit: ,,Du bist schuld, das dich keiner will! Du bist schuld daran, was jetzt passiert! Du bist so widerlich! Wieso existierst du ĂŒberhaupt?!“ usw.
Ihr seht also: Der Situation nicht gerade angemessenđ – du hast aber auch keine bewusste Kontrolle darĂŒber. Mir ist ja z.B die Ursache fĂŒr verschiedene Flashbacks manchmal sogar sehr bewusst und ich kann auch kognitiv auf die Situation einwirken, mir also sagen das alles gut ist und nichts schlimmes passiert ist und passieren wird usw, nur so schnell kommt man da halt trotzdem nicht raus.
Es gibt ĂŒbrigens auch Flashbacks die sich ĂŒber mehrere Stunden hinweg ziehen können. Danach fĂŒhlt man sich eeecht extrem ausgelaugt.
Statt also visuell mit deinen Gedanken und deinem Erleben zurĂŒckgezogen zu werden, erlebst du hier „nur“ deine Emotionen.
â Der Körperliche/Somatische (fĂŒhlen)
Beim körperlichen Flashback reagiert der Körper z.B mit Erstarrung, Zittern, Krampfen, dem GefĂŒhl von LĂ€hmung usw.
Oder ich hab z.B manchmal das GefĂŒhl als wĂŒrde jemand hinter mir stehen, mich an sich drĂŒcken und mir meine Arme auf der Brust festhalten. Das löst in mir dann sofort das GefĂŒhl von Panik und sich befreien mĂŒssen aus (das ist aber meist nach wenigen Sekunden wieder verschwunden).
Oft brennen auch meine Oberarme und Handgelenke, so als hĂ€tte man die Haut fest gedrĂŒckt, was das bei mir ist weiĂ ich noch nicht genau (weil ich das einfach keiner bestimmten Situation von frĂŒher zuordnen kann). All solche Sachen können aber körperliche Flashbacks sein. Alles was halt mit der damaligen Situation zusammenhĂ€ngt.
Möglich ist auch das man das GefĂŒhl hat an bestimmten Körperstellen gerade nochmal angefasst zu werden oder bestimmte Körperstellen schmerzen plötzlich oder jucken stark (vaginales Jucken, ohne physische Ursache, kann z.B auch dazu gehören) oder es kann bestimmte (sich wiederholende) Zeiten im Jahr geben, wo der Köper mit verschiedenen Symptomen reagiert (bei mir sind es z.B gewisse Zeiten im Jahr, wo das GefĂŒhl von Panik stark ausgeprĂ€gt ist, so als mĂŒsste gleich etwas schlimmes passieren + verschiedener psychosomatischer Symptome – letztes Jahr konnte ich sogar die Uhr danach stellen, immer von âŠUhr bis âŠ.Uhr) und und und.
Ausgelöst werden kann ein Flashback aber auch durch eine BerĂŒhrung von auĂen. Mit sowas hab ich z.B gar keine Probleme, andere können aber wiederum gar kein normales Sexleben haben oder reagieren, wenn man sie am Arm berĂŒhrt, usw.
â Der Akustische (hören)
Das können Worte, Töne, GerĂ€usche, Melodien usw. sein. Alles was eben mit dem akustischen zusammenhĂ€ngt. Diese können im Inneren selbst als Flashback auftreten (du hörst also plötzlich eine Melodie) oder aber sie können auch von auĂerhalb ausgelöst werden. Ein Kriegsveteran kann z.B bei einem lauten Knall plötzlich hinter irgendeine Ecke springen, weil er mit seinem Verstand und Köper wieder zurĂŒck im Krieg ist und nun Deckung sucht.
â Der Gustatorische (schmecken)
Das kann ein plötzlich auftretender widerlicher Geschmack im Mund sein. Oder das intensive GefĂŒhl Wasser im Mund zu spĂŒren (wenn man z.B einmal fast ertrunken wĂ€re) usw.
â Der Olfaktorische (riechen)
Hier treten plötzlich GerĂŒche auf, die nicht tatsĂ€chlich in der Umgebung vorhanden sind. Ich rieche z.B oft ParfĂŒm, mĂ€nnliches wie weibliches. Das tritt einfach auf und ist dann wieder weg. Oder manchmal auch Chlorgeruch.
Von auĂen wiederum ausgelöst hab ich dieses Beispiel: Ich saĂ letztens im Bus und ein Mann setzte sich ein paar Reihen hinter mich. Der Typ muss in einem ParfĂŒmFASS gebadet haben. Und das war ein ParfĂŒm was ich kannte (negativ), aber nicht zuordnen konnte. Ich versuchte dann die restliche Busfahrt (was Gott sei Dank nicht mehr lange war) durch den Mund zu atmen und mich bloĂ nicht in das GefĂŒhl der Panik fallen zu lassen. Da hatte ich richtig zu kĂ€mpfen.
âĄïž Bei allen Flashback-Formen gilt: Sie können jeweils einzeln auftreten, dann hat man z.B nur den Geruch oder den Geschmack, aber kein GefĂŒhl und kein Bild dazu. Daher kann man sowas dann oft auch schlecht als Flashback einordnen/erkennen.
Dann können sie aber auch gemischt auftreten – Der Geschmack kommt mit einem Bild oder eine Emotion zusammen mit Körpererinnerungen usw.
đœïž Was sind Intrusionen?
Ganz wichtig, denn Flashbacks sind eigentlich eine Unterart der Intrusionen.
Intrusionen kann man auch Wiederhallerinnerungen nennen. Es sind Erinnerungen, in Form von Gedanken, Bildern, GerĂ€uschen, usw. die sich dir einfach aufdrĂ€ngen. Du holst diese Erinnerungen also nicht bewusst hervor, sondern die erscheinen einfach. Dennoch zieht es dich nicht so zurĂŒck, wie beim Flashback. Du bleibst in der aktuellen Situation.
Sowas hab ich z.B permanent.
Du hast eine Situation, ein GefĂŒhl ect. zwar klar vor Augen, aber du wirst nicht so in die Situation hineingezogen, wie beim Flashback.
Bei mir fing das langsam an mit positiven Erinnerungen die mir ins GedĂ€chtnis schossen, plötzlich war da wieder das GefĂŒhl von frĂŒher. Seit 1-2 Jahren sind eher negativ besetzte Sachen „hinzugekommen“. Im Endeffekt versuche ich das aber als positiv anzusehen.
Wenn sich das ganze Zeug jetzt langsam Ă€uĂert und ans Tageslicht kommt, heiĂt das das ich soweit stabil genug bin das auch zu verkraften und zu verarbeiten, sonst wĂŒrden all die Sachen bestimmt gar nicht erst auftauchen.
âïž Kann ich als AuĂenstehender helfen âïž
Klar.
Wenn jemand einen Flashback bekommt, seid ruhig und fĂŒr denjenigen da und nehmt ihn vor allem ernst (also bitte kein ,,Hab dich mal nicht so“ o.Ă€) . Versichert ihm das alles gut ist und er in Sicherheit ist. Versucht ihm beim ’sich erden‘ zu helfen, also das er wieder im Hier und Jetzt ankommt. Zeigt ihm den Boden unter seinen FĂŒssen, vll kann man auch in den Garten gehen, die Socken ausziehen und die FĂŒsse auf die kalte Erde drĂŒcken. Zeigt ihm den Himmel ĂŒber euch oder die Einrichtung der eigenen Wohnung. Vll kann auch Musik helfen. Hauptsache irgendwas das ihn wieder im Hier und Jetzt ankommen und ruhiger werden lĂ€sst (bei jedem klappt da was anderes – manchmal hilft auch einfach eine Umarmung).
Wenn er, und demnach auch du, nicht genau checkt das es ein Flashback ist, dann achte einfach darauf ob seine Reaktion und sein Verhalten gerade zur aktuellen Situation passt. Frag denjenigen wie er sich fĂŒhlt und was er denkt (oft kann man so herausfinden in WELCHER Situation er gerade steckt). Das Wichtigste ist aber ruhig bleiben. BloĂ nicht noch mehr Action machen oder gar VorwĂŒrfe bringen (ein NoGo!). Wenn ihr mit der Situation ĂŒberlastet seid, dann kommuniziert das so offen und verlasst den Raum. Niemand kann in so einer Situation jemand gebrauchen der selbst total hippelig oder vll sogar noch aggressiv und vorwurfsvoll wirdâŠ
Ein Gedanke zu „Flashback’s und Intrusionen“