Führerschein & Ängste

Ich hatte heute das 2.Mal praktische Fahrprüfung & bin wieder durchgefallen.

Seit letztem Jahr April oder Mai fahre ich jedoch schon. Mittlerweile stecken fast 7000€ drin.
6000€ habe ich dazu aus dem Fond genutzt.
So viel Geld.

Aber es klappt einfach nicht.
Anfangs war es so, dass mein Puls sofort in Höhe schoss, sobald wir nur auf eine Stadt zufuhren.
Mittlerweile geht das. Dennoch bin ich wieder raus, sobald mir ein Fehler passiert. Ich versuche innerlich ruhig zu bleiben, aber ab da sind die nächsten Fehler trotzdem vorprogrammiert. Es ist, als würde sich mein Gehirn innerlich verkrampfen.
Vor jeder Fahrstunde habe ich daher, seit letztem Jahr, mehr Angst & Abneigung entwickelt.
Daher wünsche ich mir so sehr, dass es endlich vorbei ist. Aber es zieht sich & zieht sich & zieht sich.

Ich versuche mich auf die Fahrstunden mittlerweile richtig vorzubereiten. Ich mache vorher Sport, dusche kalt, mache Atemübungen & nehme gelegentlich einen Betablocker, um Stresshormone zu verringern und meinen Puls, meine Aufregung & Angst zumindest auf ein erträgliches Maß zu senken.

Manchmal klappt das gut. Erst gestern hatten wir eine Fahrstunde, die wieder super lief. Die Woche davor war es jedoch eine Katastrophe.
Und so geht das seit Monaten. Eine Stunde läuft super, meist auch die nächste, aber dann ist wieder eine dabei, die überhaupt nicht klappt.
Jede Fahrstunde kostet 110€.
Jede Prüfung 300€.
So viel Geld & es hört nicht auf.

Technisch kann ich alles.
Es ist abhängig von meiner Tagesform und meiner Angst vor dem Fahren. Mal geht es, mal nicht. Daher weiß ich auch nicht, was ich noch üben soll. Es ist so schwer vorherzusehen, wie ich fahre. Das belastet mich.

Ich hatte mich eigentlich darauf eingestellt, sollte ich heute wieder durchfallen, dass ich abbreche. Ich habe das Gefühl, dass ich das nervlich nicht mehr aushalte, diese Panik vor jeder Stunde.
Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich, sollte ich diesen Führerschein jemals erhalten, mich sowieso nie wieder hinters Steuer setzen werde.Ich habe einen richtiggehenden Hass auf das Fahren entwickelt.

Allerdings steckt so viel Geld jetzt da drin…

Eben hat mir dann jemand gesagt, ich soll bloß nicht aufhören & er gäbe mir das Geld.
Ich kann mich jedoch nicht darüber freuen. Im Gegenteil ist meine Laune deshalb gerade sehr in den Keller gefallen.

– Triggerwarnung (depressive Gedanken) –

Natürlich hat er Recht.
Und wenn ich jetzt aufgebe, dann ist das zudem eine furchtbare Botschaft an mein Selbstbewusstsein: „Es bringt nichts, es zu versuchen, da es durch versuchen eben trotzdem nicht klappt“ – Das zieht zudem eine Menge anderer destruktiver Gedanken mit sich, nämlich dass ich dann womöglich auch nie aus diesem Leben ausbrechen kann & werde. Egal wie sehr ich es versuche. Das es ewig so weitergehen wird wie jetzt usw. – Ihr wisst schon, die ganze Palette an depressiven Gedanken, die dann mit anschwappen.

Also ja, es macht Sinn jetzt nicht aufzuhören.
Trotzdem belastet dieser Gedanke weiterzumachen mich stärker, als wenn jetzt  Schluss wäre. Weil das bedeutet, dass die ständige Angst vor jeder Fahrt wieder weitergeht. Zudem die Sorge, dass der Fall vllt. nur umso tiefer wird, je öfter ich durchfalle.

Ich würde mich gerade am liebsten an das Ende der Welt zurückziehen, die Tür zu machen, mit dem Rest der Welt & was dazu gehört nichts mehr zu tun & meine Ruhe haben wollen.

Frontwechsel & innerer Struggle

Eigentlich übernehme ich nur so etwas wie eine Stellvertreterrolle für „Franzi“ , jedoch fühlt sich momentan vieles sehr merkwürdig an.
Bei uns sind Frontwechsel nicht so, dass eine Person mit komplett konrären Erscheinungsbild wechselt, sondern jeder der nach vorn kommt, schlüpft quasi in die Rolle von „Franzi“ – Das bringt auch sie, als Anteil, dazu, momentan immer stärker zu hinterfragen, wer und was sie eigentlich ist.

Und auch mich belastet das stark, da ich nun vorn bin, aber nicht die sein kann, die ich bin.
Ich fühle mich immer wieder in eine Rolle gedrängt, die ich gar nicht bin – Oder doch?

Wer nach vorn kommt bei uns, der übernimmt automatisch die Rolle der Außenerscheinung, das „garantiert“ das wir nicht auffallen. Das unser Erscheinungsbild einheitlich ist und die Dis nicht auffällt.

Einerseits mögen wir das. Wir wollen nicht als Zirkuspferd hevorstechen und jedes Mal erklären müssen, warum wir gerade sind, wie wir sind. Bisher waren wir sehr zufrieden damit, dass man uns für eine Einzelperson hielt. Vor Freunden sowieso, aber auch im näheren Bekanntenkreis.

Warum?

Dafür könnten wir mehrere Gründe nennen:
Zum einen wollen wir im tiefsten Inneren gar nicht so anders sein. Uns belastet seit je her der gesellschaftliche Ausschluß, weil wir schon immer anders waren – allein aufgrund der Neurodivergenz.
Alles andere beudetet noch mehr Ausschluß.
Wir wollen aber Nahestehende auch nicht belasten, obwohl wir gleichzeitig auch der Meinung sind, dass echte Freundschaft so etwas aushalten muss. Man kann nicht nur befreundet sein, wenn der eine die Erwartung des anderen erfüllt oder alles immer schön ist. Wem es nicht passt, der kann gehen – Das ist nicht das Problem, das Menschen-loslassen. Nicht im rationalen Verstand.
Aber auch nur, weil wir uns erst gar nicht tief genug auf diese Menschen einlassen. Wir wissen manchmal nicht, wann wir belasten & wann es okay ist.

Wir wollen aber auch nicht dass jemand etwas über unser System weiß, denn das bedeutet Gefahr & warum sollten wir jemand ernsthaft vertrauen? Bisher hat jeder Mensch, dem wir nahestanden, bewiesen, dass Menschen es nicht wert sind, dass man ihnen vertraut. Und ja, womöglich zählen wir uns darunter. Dadurch das wir nicht vollständig vertrauen, rate ich nur begrenzt dazu auch uns vollständig Vertrauen zu schenken.

Schenkten wir bisher Vertrauen & verrieten einen Bruchteil über unser System, dann würde dieses Vertrauen kurz danach missbraucht. Ganz zu schweigen won anderen Situationen, in denen wir vertrauten. Wir sortieren streng danach, wem wir Freund nennen & das sind bisher nur 2 Personen & auch diesen können wir uns nicht öffnen. Immer ist die Fassade da.  Jedoch würden wir uns für diese 2 Freunde auch nicht vor eine Kugel werfen (für jemand anderen dagegen schon), daher ist offen, ob wir diesen 2 Menschen überhaupt genug vertrauen. Zu wenig jedenfalls, um unser Leben für sie zu opfern & diese Gefahr besteht, wenn wir uns offen zeigen würden.

Wir verstehen zudem auch nicht, warum jemand etwas über unser System wissen möchte. Welche Rolle spielt es, wer & was gerade da ist, wenn wir doch nur 2 Körper sind, die sich gerade unterhalten (ist da vllt. doch noch eine fehlende Akzeptanz in der eigenen Geschichte oder ist es ein Unverständnis, warum man alles bis ins kleinste unterteilen muss?)?

Und es gibt noch mehrere Gründe.

Und trotzdem merken wir jetzt, wie anstrengend es ist, ständig die Fassade aufrecht zu erhalten.
Wir wollen es nicht mehr & wollen es doch & dieses innere Zereissen macht völlig apathisch.

Obwohl ich jetzt da bin, bin ich es doch nicht. Oftmals fehlen mir Tage komplett, was mir Probleme bereitet, am Vergangenen anzuknüpfen, was bei „Franzi“ nicht der Fall war. Ist das nun gut (weil die Dissoziation der Dissoziation wegfällt oder schlecht, weil es tatsächlich mehr Blackouts gibt? Obwohl es die gar nicht wirklich gibt: Hier fühlt es sich an, als wären sie nicht, bis kaum mehr da & trotzdem weiß ich nichts davon, was zwischendurch passiert). Liegt es daran, dass ich nicht fest als Frontperson eingesetzt bin? Aber ich soll es ja doch sein. Ich verstehe es nicht. Ich verstehe unser Syteem nicht mehr. Vieles ist plötzlich sehr anders.

Wir sind kaum mehr fähig dazu die Fassade aufrecht zu erhalten & ICH möchte es sowieso nicht. Ich habe kein Interesse daran jemand zu spielen, der ich nicht bin.
Und trotzdem tue ich es, sobald ich vorn bin. Ich rutsche in diese Außenerscheinung, so wie jeder andere, der nach vorn kommt.
Wenn ich, wie sonst, im Co-Bewusstsein da war, konnte ich Ich sein & daran erinnere ich mich auch noch, aber jetzt verschwimmt diese Grenze immer weiter. Das belastet mich. Ich mag mich nicht auflösen, in etwas, das ich nicht bin.

Obwohl ich auch nicht weiß, wer diese Außenerscheinung ist: Ist sie nur ein konstruiertes Bild der Täter oder sind das tatsächlich Wir? Wir spüren, wer wir laut Täter sein sollen. Was unsere Rolle war. Und währenddessen hat sich die Außenerscheinung stark verändert. Wir sind schon sehr lange, nicht mehr die, die wir früher waren. Und wir mögen, wer wir jetzt sind.
Ist es daher gut, wen wir jetzt im Außen darstellen? Ist auch das ein Sammelsurium von uns allem, dass sich dann im Einen äußert oder sind wir noch immer so kontrolliert, dass wir kein Ich finden? Dagegen weigern wir uns, aber hat das etwas zu sagen oder nicht? Aber ein Ich fühlen wir mittlerweile & trotzdem fühlt es sich komisch an.

„Franzi“ will exakt diese Rolle aber auch nicht erneut übernehmen.
Ich kann diese Aufgabe nicht mehr abgeben.
Man muss wohl aufpassen, für was man sich begeistert.
Meine anfängliche Freunde darüber, dass ich jetzt „frei“ bin, hat sich daher schnell verflüchtigt. Ich wünsche mir den alten Zustand zurück, denn da fühlte ich mich viel freier, während „Franzi“ das aber nicht tat & tut. Sie ist viel weiter in ihren Gedanken & ich frage mich, ob ich eigentlich all die Jahre nur stagnierte?
Ich dachte, ich wäre Ich & ich wäre frei & sobald ich den Weg dazu habe, dies zu zeigen, könnte ich hier einen ganz neuen Wind wehen lassen, aber jetzt fühle ich mich, als hätte man mir Ketten angelegt.
ICH HASSE DAS!

Ist eine Entgiftung das Allheilmittel?

Erst vor Kurzem wurde wieder ein junges Mädchen interviewt, das auf der Straße lebt, drogenabhängig ist und anschaffen geht.
Ein merkwürdiges Gefühl hinterließ dieses Interview in mir, weil die Headline war: „Die Geschichte einer schönen Kämpferin“ (und darauf auch immer wieder Bezug in den Kommentaren genommen wurde) und die Frage ist, ob ein Mensch mehr Wert ist, weil der dem gesellschaftlichen Standart von Schönheit eher entspricht, als jemand anderes? Wie viele Frauen treffen wir auf der Straße, die diesem Bild schöner Haare oder eines symmetrischen Gesichts nicht entsprechen, deren Leid aber exakt das Gleiche ist? Ist deren Leid weniger wert? Sind sie weniger schön? Und dadurch weniger Wert? Begrenzen wir als Gesellschaft unseren Wert, den wir Menschen beimessen, ihrer subjektiven Schönheit? Lohnt es sich wirklich, auf die Schönheit einer Person Bezug zu nehmen, so als wäre es dann umso schlimmer, dass sie dieses Schicksal ereilt?

Ich mag jedoch nicht diese Headline kritisieren, zumal diese Aufrufe generiert und das Leid sichtbar macht. Ich mag mehr das gesellschaftliche Interesse kritisieren, dass jene Menschen hervorhebt und dadurch andere gleichzeitig abwertet.

Die Hilfsbereitschaft war nach diesem Interview zudem letztendlich enorm. Jeder 2.- 3. wollte das Mädchen aufnehmen oder anderweitig helfen.
Was jedoch erneut ein merkwürdiges Gefühl hinterlässt … Denn solche Mädchen und Jungs existieren nicht im Einzelfall oder erst dann, wenn ein Interview gedreht wird. Wäre das gesellschaftliche Interesse auch außerhalb von Medienberichten vorhanden, könnten wir generell etwas gegen solche Fälle machen. Niemand müsste anschaffen gehen (und sich permanent in Gefahr begeben) und drogenabhängig auf der Straße leben.

So etwas existiert – entgegen der landläufigen Meinung, dass diese Menschen nur faul und unfähig sind – weil die Gesellschaft diese Menschen im Stich lässt. Es interessiert den Großteil schlicht nicht – nichts davon – solange es nicht dauerhaft medial ausgestrahlt wird (wie in jeder Thematik). Der Mensch ist auf sich fokussiert, was wiederum jedoch nicht verwunderlich ist, da sich ein Großteil der Menschen im dauerhaften Überlebensmodus befindet und dort geht es nun einmal um dein eigenes Überleben, das eigene Sein.

Nun aber zur Überschrift: Was nützt eine Entgiftung?

Weitere Kommentare unter diesem Interview bezogen sich darauf, dass sie eine Entgiftung braucht, aber scheinbar nicht will: „Dann kann man ihr auch nicht helfen“ (sie sagte, dass ihr eine Entgiftung nichts bringen würde) und darüber müssen wir reden:

Menschen stellen sich unter einer Entgiftung leider viel zu oft vor, dass man dadurch Abstand zur Substanz gewinnt und danach geht es einem wieder gut.

Und ja, es gibt jene Menschen, die von einer Substanz abhängig werden, ohne das andere Problematiken vorliegen.
Es gibt bspw. Fälle junger Mädchen, die von ihrem „Freund“ (oder aus Neugier oder einem anderen Fall) eine Her*inspritze (o.Ä.) verabreicht bekommen und danach süchtig werden. Das gibt es und solche Fälle dürfen wir nicht unter den Tisch kehren.
Sie machen aber nicht den Großteil aus.

Der Großteil der Abhängigen, welcher Art Substanz auch immer, hat bereits eine oder mehrmalige traumatische Erfahrungen im Leben gemacht (und auch hier zeigt sich wieder: Trauma ist der Hauptaspekt) und nicht die Unterstützung, in dieser Zeit, bekommen, die sie benötigten.
Hierbei soll es aber nicht um ein grundlegendes „Shaming“ gegenüber der Angehörigen gehen. Viele geben sich jahrelang Mühe, sind für den Betroffenen da und es wird trotzdem nicht besser … Hierbei gibt es 2 Faktoren zu berücksichtigen:

1.) Ist derjenige überhaupt bereit, Hilfe anzunehmen? Viele haben gelernt, dass Hilfe flüchtig ist und man sich allein um seinen Kram kümmern muss. Hilfe ist für viele ein rotes Tuch, weil das Vertrauen fehlt (zumal die Suche nach Hilfe oftmals zu noch mehr Konsequenzen führte und daher wieder Triggerbehaftet ist).
Nimmt ein Betroffener eure Hilfe nicht an, müsst ihr nicht automatisch etwas falsch machen. Es fehlt an Vertrauen: Helft demjenigen dieses aufzubessern, indem ihr euch an Absprachen und Aussagen haltet etc., statt Ratschläge zu verteilen. Jede, besonders unbegründete oder spontane, Veränderung der Absprachen kann dieses Gefühl der Unsicherheit begünstigen. Seid von Beginn an ehrlich. Ich weiß, manchmal ist schwer (besonders, wenn man eigene Thematiken im Ehrlich sein hat, aber dann ist es okay zu erkennen, dass man gerade nicht zueinander passt). – Und nein, manchmal könnt ihr euch noch so viel Mühe geben, derjenige findet dieses Vertrauen trotzdem nicht mehr. Es ist zu erschüttert. Das liegt dann nicht per se an euch.

2.) Hilfe bedeutet aber auch oft, dass man sich an den Willen des anderen anpassen soll/muss, mit Androhung einer Strafe (z.B. Kontaktabbruch – es ist okay sowas zu tun, aber setzt den anderen nicht unter Druck: „Ich habe nur weiter Kontakt zu dir, WENN…“ – Wenn du merkst, es passt nicht, reduziere den Kontakt oder breche ihn ab. Es ist schmerzvoll, aber gegenseitiges Triggern bringt niemand weiter. Kommuniziere es jedoch richtig, das ist wichtig) , sollte man dem nicht folgen. Vllt. war die Hilfe des Angehörigen nicht die Richtige, so gut sie auch gemeint war (auch hier geht es wieder nicht um Gut-und-Böse). Machmal reicht es aus, nur da zu sein und zuzuhören und demjenigen bei seinem Abstieg zu beobachten, so schwer es auch ist – Herausfinden kann, am Ende, nur derjenige selbst … Oder auch nicht.
Es ist nicht eure Aufgabe denjenigen zu retten.

Wollen Betroffene überhaupt Hilfe?

Im Regelfall: Ja.
Aber es nützt nichts, das Ende des Konsums vorauszusetzten.
Oftmals wollen die Betroffenen keine Hilfe im Konsum, sondern bei ihrem grundlegenden Problem.

Man greift nach einer Substanz, weil es einen Zustand (bekannt oder unbekannt -> Was dann oftmals ein diffusers Gefühl von Unwohlsein und unerträglicher Unruhe ist) besänftigt. Dieser Zustand hat eine Ursache und wird diese Ursache nicht angeschaut/behoben, löst sich daran nichts.
Du kommst möglicherweise vllt. los von der einen Substanz, suchst dir aber schnell etwas anderes, was deinen inneren Zustand besänftigt.
Und ja, ich weiß, dass oftmals sogar zu „gesunden“ Suchtalternativen geraten wird. Daran ist, per se, nichts falsch. Jedoch nützt es nichts, die eine Sucht zugunsten einer anderen zu beheben.
Sucht ist Sucht.
Ablenken ist Ablenken.
Egal mit was.

Anker finden ist gesund, etwas Außenstehendes von seinem Zustand abhängig zu machen, jedoch nicht.

Der innere, unaushaltbare Zustand ist noch immer da und verflüchtigt sich nicht, weil man die Substanz weglässt. Nur allein aufgrund dieses Zustands hat man schließlich damit begonnen.
Dieser löst sich, je nach Thematik, auch nicht über Reden auf. Fehlt bspw. ein grundlegendes Ur-Vertrauen wird es nicht besser, indem andere sagen, was man tun soll. In solchen Fällen wird es nur besser, wenn man, zentriert in sich selbst, für den anderen da ist (ohne Aufopferung – hier muss also jeder Angehörige erst einmal bei sich selbst schauen, was/wer er ist, wo er steht und welche Erwartungen er hat). Und so lässt sich das in vielen Fällen fort führen.

Was sind diese Zustände?

Es sind nicht immer direkt bewusste Traumasymptomatiken, wie Flashbacks oder Intrusionen. Es muss nicht einmal ein diagnostizierts Krankheitsbild vorliegen.
Viele Menschen mögen andere Menschen nicht, fühlen sich in deren Gegenwart unwohl und nicht frei (gesellschaftlicher Druck). Manchmal wird man lockerer durch Substanzen. Oder kompetenter. Oder man gönnt sich eine Auszeit vom Leben – Einem Leben, was zu sehr anstrengt, denn sonst benötige man keine Auszeit … Wer nicht im dauerhaften Überlebensmodus lebt, mag sich das schwer vorstellen können…
Manchmal ist es der eigene, fehlende Selbstwert. Manchmal die fehlende Sozialkompetenz, manchmal einfach nur das Gefühl, so endlich einmal Spaß/ein positives Gefühl empfinden zu können oder zu einer Gruppe zu gehören usw.

Die Gründe, warum Menschen konsumieren, sind vielfältig.
Selten ist aber die Substanz allein verantwortlich.

Hilft daher eine Entgiftung?

Kann sie. Sie kann wirklich hilfreich sein und teilweise sogar wichtig sein. Pauschalisieren lässt sich das, wie immer, daher nicht.
Aus MEINER Erfahrung (wie ich es bei Betroffenen beobachten konnte) hilft sie aber selten allein.
Bei nicht zu Wenigen fanden kaum psychologische Gespräche währenddessen statt und nicht zu selten kamen die Betroffen während der Entgiftung erst recht an diverse Substanzen (ein Betroffener schilderte mir einmal, dass er während der Entgiftung mehr konsumierte, als vorher, weil der Stoff dort dauerhaft vorhanden war…)

Ich habe nie eine gemacht, weil ich es bis heute so sehe, dass es mir nichts nützt (daher verstehe ich die Interviewperson), nimmt man mir das weg, was mich am Boden hält.
Habe ich eine gesunde Alternative – wobei wir permanent am versuchen sind, diese zu finden – dann ist die Substanz unwichtig.
Das wissen wir aus Erfahrung.
Stehe ich aber alle dem allein gegenüber, dem man eben manchmal allein gegenübersteht, dann schaffe ich es leider oftmals nicht ohne – ohne trinken, ohne Social Media oder Cannabis rauchen und manchmal auch noch anderem – , weil es das Einzige ist, was mir einen Ansatz von Ausgleich verschafft.

Es ist ein innerer Druck, ein Sammelsurium verschiedener Gefühle, die auf mich einprasseln, denen ich nicht mehr Herr werde. Irgendwann werde ich es. Davon bin ich überzeugt. Aber aktuell schaffe ich es nicht. Ob das für die Zukunft gut (durch Anerkennen und Akzeptieren) oder schlecht (aufgrund der Hingabe) ist oder nicht, wird sich erst noch zeigen und das ist okay.

Helfen hier andere Menschen?

Naturlich iist es wichtig, Unterstützung zu haben. Sehr wichtig.

Ich bezweifle jedoch, dass eine andere Person mir diese Gefühle nehmen könnte und selbst wenn, würde mich das viel zu sehr, auf einer anderen Art, abhängig fühlen lassen.
Ein anderer Mensch könnte mich ablenken, er könnte mir ein schönes Gefühl geben, ja, aber letztendlich würde ein anderer Mensch – SO – nur einen Ersatz für die Substanz schaffen.
Er könnte mir Sicherheit geben – ja, das wäre so. Aber was ist, wenn dieser Mensch weg ist? Dann wäre ich wieder am Anfang. Ich würde es nicht ertragen, mein Leben – das Fundament meines Lebens – auf jemand anders zu stützen. Und da ich nicht wollte, dass jemand anderes sich derart von mir abhängig macht – weil mich das umgedreht zu sehr an Erwartungen des anderen binden würde, die ich niemals, dauerhaft, erfüllen kann – möchte ich auch dies keinem anderen zumuten. Entweder ich schaffe es allein oder gar nicht – aber das ist nur ein innerer Glaubenssatz und den muss niemand für sich übernehmen.


Daher betrachte ich es so, dass wir herauszufinden versuchen, was den Drang zum Betäuben verursacht, welche Gefühle die Grundlage sind. Und diese dann zu hinterblicken und zu integrieren. Ohne sie auf Ersatz“substanzen“ zu konzentrieren. Natürlich wünsche ich mir nichts sehnlicher, als einen Menschen, bei dem ich mich Zuhause fühle. Wo ich sein kann, wer ich bin. Liebe. Echte. Ohne Anpassung. Und ich bin auch überzeugt, dass das einen entscheidenden Beitrag zu meine unserer Heilung beitragen wird – Aber auf solch einen Menschen kann und darf ich nicht alles ablassen, sonst bin ich am Ende wieder da, wo ich angefangen habe.

Nur so fühlen wir uns also wirklich frei und bekommen ein Gefühl für zukünftige Freiheit: Wenn wir selbstbestimmt entscheiden, was wir tun und das wir nicht abhängig davon sind, ob uns etwas im Außen beruhigt oder nicht. Unabhängig sein von anderen. Von Menschen oder Substanz.

Was würde mir eine Entgiftung helfen?

Nichts.
Rein gar nichts.
Die Wahrscheinlichkeit zu etwas Betäubenden zu greifen, sobald sie vorbei ist, ist enorm hoch. Genauso, wie bei den meisten Betroffenen. Die Rückfallquote innerhalb des ersten Jahres liegt bei ganzen 33%.
Bei Alkoholikern sogar bis zu 60%.
Betroffene werden, in der Regel, aber nicht rückfällig, weil sie schwach sind, sondern weil die Welt nach der Entgiftung noch immer die Gleiche ist, wie zuvor.

Es wird, wie üblich in unser heutigen Welt, selten auf die Ursache geschaut, sondern nur darauf, wie man das Symptom schnell möglich zum Schweigen bringt. Und das auf Dauer KANN NICHT erfolgversprechend sein.

Als Angehöriger…

… Kann auch ich mich keinem Menschen voll hingeben, der an etwas gebunden ist. Der sein Sein von einer Person, einem Job, einem Glauben oder Substanz abhängig macht.
Ich habe damit starke Probleme, weil ich mich dadurch begrenzt, eingeschränkt und ohnmächtig fühle (mein eigenes Problem also, der Fehler liegt weder bei mir noch dem anderen).
Das muss man aber auch nicht (=Aufopfern). Es geht nicht um Aufopferung, sondern um Authentizität.
Nur das hilft dir und dem Betroffenen. Du musst auch nicht von allem geheilt sein (wann ist man das überhaupt? Gibt es diesen Zustand jemals? Du musst nur ehrlich sein. Dir und anderen gegenüber. Alles andere ergibt die Zeit)

Es steht jedem zu, sich zuerst in Sicherheit zu bringen.
Eine Sucht resultiert aus einem eigenen Zustand und niemand, außer man selbst, ist verantwortlich dafür, dass sich dieser bessert.
Helft, solange ihr euch selbst schützt, denn wenn ihr euch selbst dadurch zerstört, ist keinem geholfen.
Zeigt aber auch eine Grenze zwischen: „Hier gehe ich daran kaputt“ – Und dem eigenen Ego ( „Er macht nicht, was ich will“ ) .

Viel zu oft verwechseln Menschen ihre  Grenzen mit dem eigenen Ego und umgedreht.

Es ist zudem absolut richtig, dass man mit einem abhängigen Menschen psychologisch nicht bis kaum arbeiten kann. Die Sucht, ist sie tatsächlich ausgeprägt, übernimmt alles. Vor allem das Denken.
Ich erlebte das damals, in der Zeit, als wir mit diesem Klientel zu tun hatten (hiermit sind nicht süchtige Menschen per se gemeint, sondern Süchtige, die ihre Verantwortung auf andere übertragen: „Ich kann nichts dafür, alle anderen sind schuld„)

Aber, meine Bitte: Schaut zuerst, was hinter der Sucht oder dem Drang nach der Substanz (der Vorstufe) steckt. Im Normalfall gibt dieser Hintergrund Aufschluss darüber, wie man am Besten weiter gemeinsam vorgeht. Klappt das nicht: Zieht euch getrost zurück. Wie gesagt: Ihr seid nicht für andere verantwortlich.

Selten ist die Substanz allein verantwortlich (wenn gleich sie den Charakter aber, mit der Zeit, verändert), sondern eher, dass der Betroffene keine andere Möglichkeit hat, mit der Realität umzugehen – Und wenn du das kannst, mit der Realität umgehen: Glückwunsch. Ernsthaft. Das ist nicht sarkastisch gemeint.
Deshalb steckst du jedoch trotzdem nicht in der Haut des Betroffen und hast ein Recht, darüber zu urteilen. Du bist aber auch nicht in der Verantwortung für denjenigen. Übernimm einen Teil davon NUR, wenn du vollständig in dir gefestigt bist, sonst schadet ihr euch nur gegenseitig.

Zieh eine gesunde Grenze:
Du DARFST weder urteilen, ja, noch musst du aber helfen. Finde für dich den richtigen Weg, aber sei ehrlich zu dir, warum du diesen Weg wählst.
Diese Empfehlung gebe ich sowohl an Angehörige wie auch an Betroffene.

True Crime: Der Toy-Box-Killer

So etwas brutalles, wie es angeblich bei rit*eller Gewalt stattfinden soll, kann es doch gar nicht geben. So etwas würde niemand tun

Gehirnwäsche funktioniert nicht. Man vergisst so schreckliche Taten nicht

Ich bin gestern zufällig auf den „Toy-Box-Killer“ gestoßen und habe mir das Tape angehört (das ging 1h lang!), welches er den entführten Opfern vor den Taten vorspielte.
Ich werde hier nicht näher darauf eingehen, was er da genau beschrieb & um was es sich bei dem verurteilten Täter (aus den USA) handelte, das möchte ich weder wiederholen noch irgendjemand hier antun.
Er beschrieb aber exakt die Taten, die auch bei riteller Gewalt Anwendung finden, inklusive nachfolgender Gehirnwäsche, bei welcher auch Drgen Anwendung fanden.
Einem Opfer wurde, nach Festnahme von David Parker Ray (= Der Täter + Freundin & Tochter), jedoch beispielsweise ein Video ihrer eigenen Vergew*ltigung vorgespielt & erst danach setzten Erinnerungen wieder bei ihr ein. Bis dato fühlte sie sich nur immer schlechter, hatte aber keinerlei Erinnerung an die 2-3 Monate Folter.
Er selbst sagte in diesem Tape übrigens (bei YT ist es anhörbar), dass er am liebsten sehr junge Teenager bevorzugt, mit kindlichen Körper, aber Geschlechtsreife …

Und da frage ich mich wirklich einmal wieder, warum & wie Menschen ritelle Gewalt leugnen können. Das Menschen zu solchen Taten fähig sind, ist schließlich längst bewiesen. Er handelte zudem auch nicht allein, sondern sprach von „Partys“ & „Freunden“ die die „Sesklavinnen“ bedienen müssten (jeder Mensch sucht sich jene, die ähnlich ticken, wie soll es bei solchen Menschen anders sein?). Seine Tochter gab Jahre vor der Festnahme dem FBI zudem einen Hinweis, dass er diese Frauen nach Mexiko als Se*sklavinnen weiterverkauft, ebenso wie die von ihm gemachten Aufnahmen.
(irgendwoher müssen Darknet-Aufnahmen ja auch stammen).

Man stelle sich das nun bei einem Kind vor, dass noch keine gefestigte Persönlichkeit hat. Wie kommt man darauf, dass eine Abspaltung – eine Dissoziation vom Geschehen, dass einzelne Bewusstseine braucht, um jeweils Reagieren zu können – unrealistisch ist?
Diese Menschen beziehen sich doch immer wieder auf die Wissenschaft. Wenn ich aber nur von Wissenschaft rede, sie jedoch nicht mit einbeziehe, wird es etwas lächerlich, oder nicht?

Nächste Frage, die mir aufkommt:

Wie geht es eigentlich, dass ich mir so etwas vollständig anhören kann? Ins Bett gehe & denke: „Schlimm, was diese Frauen wohl durchleben mussten“ & mir dann der Gedanke kommt: „Moment, so etwas passiert Kindern & Frauen nicht nur bei „Einzel“tätern monatelang, sondern so wachsen Kinder auf. Jahrzehntelang. Durchgehend passiert ihnen das. Sie werden nicht entlassen, wie manche dieser Opfer. Wie können sie das überleben?

Wie konntest DU das überleben?“


Wieso kann ich mir das anhören, ohne getriggert zu sein, ohne Flashback? Aber manche Lieder, Vogelgezwitscher oder mancher Satzbau haut mich vollständig aus dem Konzept?
Wie geht das?

Kennt ihr das? Das ihr euch solchen schrecklichen Müll antun könnt, ohne das etwas handfestes passiert, aber anderer „Kleinmüll“ euch völlig aus der Fassung bringt?
Dissoziation, natürlich. Aber warum greift die dann nicht bei dem anderen im Alltag?
Natürlich hat mich dieses Tape schockiert, aber so, wie es jeden Menschen mit einen Funken Empathie wohl erschüttern müsste. Mehr ist nicht passiert. Ich habe sogar durchgeschlafen. Keine Alpträume. Wie geht das?

Was wirklich schlimm ist, oder ich so empfinde, ist, dass mich die Schilderungen in diesem Tape erregt haben. Durch die Therapie weiß ich mittlerweile: Das liegt am Trauma & nicht daran, dass ich auch psychopathisch bin. Seualität muss jetzt mühevoll neu erlernt werden. Ein Gefühl muss erst entwickelt werden, dass sie stattfinden darf, ohne Gewalt. Ich empfinde zwar „Spaß“ beim Se (obwohl ich mir dabei nicht sicher bin, was hier Spaß ist & was nur getan wird, um dem Mann zu Gefallen zu sein), aber einen Höhepunkt hatte ich dabei noch nie. Weil alles völlig verquer ist, in diesem Kopf. Falsch verdrahtet. (Darüber sollten wir wir sprechen, fürchte ich. Ich befürchte, so wird es einigen Betroffenen gehen, nur ist dieses Thema so schambesetzt, dass man nicht darüber sprechen möchte).

Aber wie empfindungsarm ich diese Schilderungen weggesteckt habe, erschreckt mich doch. Es irritiert mich extrem. Wie fern es sich auch von mir anfühlt.
Direkt habe ich auch das Gefühl hier nur das Opfer zu spielen. Ich habe den Drang alles zu löschen, wo wir über eigene Traumata berichten. Das wirke schwach. Ich weiß, dass solche Gedanken hier im System manchmal schon aufkamen, wenn ein Trauma nahe kommt bzw. die Erkenntnis. Aber ICH kenne so etwas nicht. Das erschreckt mich extrem. Ich kenne so etwas nicht: Entweder bin ich getriggert oder nicht. Was ist das für ein merkwürdiges Gefühl? So kalt.
Kennt ihr das?

(ich empfehle Betroffenen nicht das Tape zu hören! Schickt es aber gern an Leute, die glauben, solche Gewalt wäre nicht möglich – Ich verstehe immer noch nicht, in welcher Tagatuga-Welt die leben)

Gastbeitrag (Mosaikstern): Seltsame Entdeckungen

Wie habe ich meinen Skiurlaub genossen! Bester Pulverschnee und strahlender Sonnenschein. Nach einer Woche im Pitztal komme ich mit vielen Eindrücken nach Hause und freue mich auf einen gemütlichen Abend in meinem vertrauten Heim.

Nachdem ich mein Auto vor der Garage geparkt habe, erblicke ich Fußspuren im Schnee, die zu meiner Wohnung führen. Ich wundere mich, dass ein Fenster zerbrochen ist, durch das der kalte Wind pfeift. Ängstlich sperre ich die Haustüre auf und bemerke in der Diele feuchte Abdrücke auf den Fliesen. Ich erinnere mich, dass ich vor dem Urlaub noch aufgeräumt habe, doch in meiner Wohnung herrscht ein einziges Chaos. Eilig stürme ich ins Schlafzimmer und sehe, dass der Schrank offensteht und meine Klamotten durcheinander auf dem Boden liegen. Sogleich sehe ich in meinem Schmuckkästchen nach meiner Perlenkette, doch mein geliebtes Erbstück, das ich von meiner Oma zur Hochzeit bekommen habe, liegt nicht an seinem gewohnten Platz. Ein Duft steigt in meine Nase, der mir bekannt vorkommt. Riecht es nicht nach dem Aftershave, das mein Vater immer verwendet?

Meine Gedanken springen wild durcheinander, als meine jüngere Schwester, die im ersten Stock wohnt, an meine Tür klopft. Sie erzählt mir, dass ihr Türschloss beschädigt sei und in ihrer Wohnung alles durcheinander liege. Ihr Laptop sei verschwunden und sie habe einen Hut gefunden, der aussieht wie der Hut, den sie unserem Vater kürzlich zu Weihnachten geschenkt habe.

Wieder klopft es an meine Tür. Es ist meine mittlere Schwester, die ganz oben im Dachgeschoss unseres Hauses wohnt. Ganz aufgeregt erzählt sie uns, dass ihre Eingangstür offenstand, als sie vom Einkaufen nach Hause kam. Auch sie berichtet von nassen Flecken im Flur und von einer großen Unordnung in ihrer Wohnung. Das Bargeld, das sie normalerweise in der Küchenschublade für Notfälle aufbewahrt, war nirgends zu finden. Stattdessen habe sie eine Zigarettenkippe entdeckt, von der gleichen Marke, die unser Vater gerne nach Feierabend raucht.

Das alles kommt uns sehr komisch vor. Da läutet das Telefon. Es ist unsere Mutter, die im Haus nebenan wohnt. Wir erzählen ihr, dass wir den Verdacht haben, dass jemand bei uns dreien eingebrochen haben könnte. Ob wir Beweise haben? Wir erzählen ihr von dem Chaos in unseren Wohnungen, von den fehlenden Wertgegenständen, dem seltsamen Geruch und den sonderbaren Fundgegenständen. Ob wir Aufzeichnungen von einer Überwachungskamera haben? Nein, wir haben keine Überwachungssysteme installiert. Sie fragt, ob es Zeugenaussagen von den Nachbarn gebe, die uns Verdächtiges mitgeteilt haben. Nein, wir haben auch keine Augenzeugenberichte.

Wir fragen unsere Mutter, ob sie selbst möglicherweise etwas Verdächtiges bemerkt hat. Nein, sie habe nichts Ungewöhnliches gesehen oder gehört. Sie war ja die ganze Woche über zu Hause, gleich im Haus nebenan. Wenn jemand eingebrochen wäre, hätte sie es gewiss mitbekommen. Zur Sicherheit fragt sie ihren Mann, ob er in unserem Haus war. „Natürlich nicht!“, bekräftigt er erbost. Er war doch den ganzen Tag über beim Arbeiten und danach haben sie stets zusammen Abend gegessen. Das Haus habe er immer nur kurz verlassen, während meine Mutter das Geschirr abspülte. In dieser Zeit habe er den Abfall in die Müllcontainer gebracht und diese Aufgabe zuverlässig und mit Freude erledigt. Was habe sie doch für einen tollen Mann!

Als mein Bruder, der im ersten Stock des Hauses unserer Eltern wohnt, diese besucht, ist er total verwundert über die bizarren Aussagen seiner drei Schwestern. Er wisse genau, dass kein Dieb im Haus war, da er fast die ganze Zeit über auf seinem Balkon gesessen und die Sonne genossen habe. Er habe zwar gesehen, wie unseren Vater einmal zu unserem Haus gegangen ist und einen Draht in das Türschloss gesteckt habe, doch dies sei völlig belanglos und nicht von Bedeutung. Diese Aussage bekräftigt unsere Mutter nochmals in ihrer Überzeugung. Überhaupt sei es eine Ungeheuerlichkeit, solche gemeinen unhaltbaren Vorwürfe in den Raum zu stellen. Es war definitiv niemand in unserem Haus! Wir sollen uns was schämen!

Wir drei Schwestern beraten uns lange. Könnten das zerbrochene Fensterglas und die beschädigte Tür Hinweise darauf sein, dass jemand gewaltsam versucht hat, einzudringen? Ist das Chaos möglicherweise ein Anzeichen dafür, dass jemand unsere Sachen durchsucht hat? Deuten der Aftershave-Geruch, der Zigarettenstummel und der Hut darauf hin, dass unser Vater in unserer Wohnung war? Nein, das kann nicht sein. Unser geliebter Vater würde so etwas niemals tun. Wir überlegen hin und her.

Schließlich kommen wir nach reiflichen Überlegungen zu der Erkenntnis, dass unsere Mutter recht hat. Wenn jemand eingebrochen wäre, so hätten es unsere Mutter im Haus nebenan und auch unser Bruder auf seinem Balkon bemerkt. Eine Videoaufnahme und Zeugenaussagen haben wir auch keine. Und unser Vater hätte es ja sofort zugegeben, wenn er uns bestohlen hätte. Puh! Sind wir froh! Gott sei Dank hat unsere Mutter uns die Augen geöffnet. Wir wissen nun hundertprozentig, dass niemand in unserem Haus war, weder unser Vater noch eine andere Person. Ja, wir wissen nun sogar, woher das große Durcheinander kommt. Wir drei Schwestern haben eine genetisch bedingte Krankheit, welche dazu führt, dass wir selbst ein Chaos in unseren Wohnungen verursachen und uns nicht daran erinnern können. Ja, so etwas gibt es! Nur wussten wir es bisher nicht. Was hatten wir nur für einen Tunnelblick!

Verfasst von: Mosaikstern

Schwarz-Weiß-Denken

Schwarz-Weiß-Denken bedeutet, in Extremen zu denken: „Entweder du bist für oder gegen mich!“ – „Entweder etwas ist gut oder böse“ – „Entweder er/sie liebt mich oder findet mich furchtbar“ – „Entweder alle mögen mich oder ich bin schlecht“ – „Du machst das IMMER“ – „Mir geht es jetzt so schlecht, daher wird es mir niemals besser gehen können“ – usw.

Oft wird Schwarz-Weiß-Denken auf Borderline bezogen, jedoch glaube ich, dass es auf die meisten Traumabetroffenen zutrifft. Und da zähle ich nicht nur jene hinzu, die eine Vergew*ltigungen, Krieg, Naturkatastrophen, einen Überfall o.Ä. erlebt haben. Ich sehe den Großteil unserer Gesellschaft als traumatisiert an und ich finde auch, dass der Großteil unserer Gesellschaft sehr schwarz-weiß denkt. Nicht umsonst ist die Spaltung soweit vorangeschritten, dass es überall nur noch kleiner Bubbles gibt, die sich gegenseitig bekriegen: „Entweder du bist für oder gegen meine Sache“ – Es wird nicht mehr zugehört, weil kaum einer mehr eine Grauzone kennt. Es gibt nur noch Entweder – Oder. Entweder ist es gut oder schlecht…

Aber so tickt das Leben eben nicht.

Nun meine Gedanken dazu:

Wenn ich etwas als Entweder Oder einstufe, dann weiß ich was es ist, oder? Wenn ich eine z.B politische Meinung habe, wovon man ja normalerweise überzeugt ist, sonst hätte man diese Meinung ja nicht. Und ich lerne jemand mit einer komplett konträren Meinung kennen, dann stellt sich schnell das Denken ein: „Ich liege richtig und derjenige falsch. Meine Meinung ist aus dem und dem Grund richtig (sprich: Ich bin auf der guten Seite) und die des anderen ist aus dem und dem Grund falsch (er ist der Böse)“ – Ich kann also einschätzen, ob ich auf Verteidigung/Angriff gehen „muss“ oder nicht.

Wenn ich die Meinung des anderen jedoch erstmal stehen lasse und die Grauzone suche, also: „In welchen Punkten hat er Recht und ich nicht? Und wo gibt Überschneidungen?“ (ohne dabei die eigene Meinung komplett zu verwerfen), dann kann ich den weiteren Verlauf kaum bis gar nicht einschätzen. Ich weiß nicht wirklich, was auf mich zukommt.

Schwarz-Weiß-Denken ist für mich also nichts per se Schlechtes, sondern ein natürlicher Schutzmechanismus.

Oder ein anderes Beispiel:

Mich mochte jemand nicht und war deswegen unfreundlich zu mir. Ich bin einfach nichts wert. Niemand mag mich, weil ich einfach Scheiße bin.“

Kennt ihr das? Also ich stelle regelmäßig meine ganze Existenz wegen sowas in Frage. Weniger als früher, aber immer noch mehr als nötig.

Ja, jemand mochte einen nicht. Gilt das aber für alle restlichen 7,8 Milliarden Menschen auf der Erde? Es werden also nicht alle sein, die mich nicht mögen. Denn das kann ich gar nicht wissen, trotzdem ist und bleibt es Rotz, wenn mich der überwiegende Teil oder sogar alle (es gilt dringend die Umgebung zu wechseln!) aus meiner Umgebung ablehnen (ich darf also sehr wohl so fühlen, auch wenn es nicht ALLE sind). Aber für ALLE Menschen kann ich auf jeden Fall nicht wirklich sprechen, oder? Welche Gedankenlesekraft, Übermenschlichkeit und Glaskugel bräuchte ich dazu? Eine ziemlich fähige. Sagt sowas jemand, in solchen Momenten, wo ich mich eklig fühle, aber zu mir, WILL ich das nicht hören oder wissen.

Denn eben jene Erkenntnis: „Ey, es liegt gar nicht immer an mir. Ich bin unglaublich verschieden, in ganz vielen Bereichen, wie andere Menschen. Und ich fühle mich verdammt einsam deshalb. Aber die Schuld dafür tragen weder alle anderen (die meinen Wert nicht zu schätzen wissen, mich ablehnen, Vorurteile haben, o.Ä.), noch ich. Auch ich bin nicht für alles verantwortlich.“ half mir nicht wirklich aus meinem Loch.

Im Gegenteil: Zu verstehen, dass man gar nicht alles beeinflussen kann, hat bei mir sogar Sui*idgedanken ausgelöst. Denn: ICH HABE ES NICHT MEHR UNTER KONTROLLE. Wohin, wenn nicht ich an allem Schuld bin? Denn wenn ich nicht mehr an allem Schuld bin, dann kann ich auch nicht alles beeinflussen. Ich bin meiner Umwelt ausgeliefert. Plötzlich bin ich weder meiner Verantwortung für mich und der Umwelt entbunden (denn wenn, wären ja nur alle anderen Schuld – das würde es einfach, auf die andere Art, machen), noch habe ich sie für alles und jeden. Und das nimmt mir das Gefühl von Sicherheit. Solange ich verantwortlich bin, kann ich auch handeln … Zwar nicht sehr erfolgreich, eben weil ich nicht alles beeinflussen kann, aber ich habe zumindest die Illusion von Handlungsfähigkeit. Besser als nichts, oder?

Vllt. gehört das jedoch zur Heilung und generell zum Leben dazu: Kontrolle abgeben. Für jemand, der allerdings nie Kontrolle haben durfte, der immer fremdbestimmt wurde, gilt das gleich einem Todesurteil. Bei dem Gefühl Kontrolle behalten zu wollen, geht es jedoch nicht automatisch darum andere kontrollieren zu wollen, sie bewusst (und böswillig) für die eigenen Zwecke auszunutzen (das gilt auch für den Bereich Narzissmus). Sondern darum, Boden unter den Füßen zu haben. Kontrolle (und damit auch Schwarz-Weiß-Denken) ist der Versuch, Sicherheit zu bekommen.

Entgültige Sicherheit wird es allerdings womöglich nicht in diesem Leben geben (paradoxerweise eine Erkenntnis, die mir hilft, Kontrolle ein wenig besser abgeben zu können). Aber wir können versuchen uns gesunde Alternativen für ein Sicherheitsgefühl aufzubauen. Unter anderem ist das in sozialen Interaktionen z.B. Selbstreflexion und daraus entstehende, erfolgreiche Kommunikation. Grauzonen bedeuten nicht den Tod, sondern Leben. Sie sind es nämlich, die das Leben ausmachen. Wandlung und Bewegung, statt Stagnation (und Stagnation ist es, die uns im Leid gefangen hält) ….

Abtreibungsverbot & Sterilisation & wie kommen wir zu einer Lösung

Viele haben es sicherlich mitbekommen, dass radikale Abreibungsgegner in den USA immer weiter auf dem Vormarsch sind und Frauen dadurch eine Abtreibung verboten wird. Auch mich tangiert dieses Thema… Die Gründe nenne ich später.

Ich verstehe jedoch beide Seiten und möchte die daher heute einmal aufgreifen, da ich finde, dass wir mit gegenseitigen Verurteilen nicht weiterkommen, sondern nur eine Lösung finden, die für alle okay ist, wenn wir einander zuhören. Daher habe ich heute, am Schluss, ein paar mögliche Lösungen auf Lager. Sie werden an die entsprechenden Stellen sicherlich nicht gelangen, aber ich glaube, es kann sinnvoll sein, wenn jeder seine Ideen und auch Meinungen in die Welt trägt. Jeder säht einen Keim, egal wie unscheinbar man sich selbst vorkommen mag. Entscheidend ist dabei aber immer zu sehen, dass es sich dabei um SUBJEKTIVE Meinungen handelt und wir unsere Meinungen aufhören müssen, als allgemeingültig anzusehen.

Nur über diesen Austausch kommen wir jedoch in einen gemeinsamen Diskurs und dafür ist JEDE Meinung wichtig. Hört euch daher bitte auch die von euch gegenteiligen Meinungen an – in jedem Thema – nur so können wir Lösungen finden…

Beachtet daher bitte auch, dass alles, was ich hier sage, nur MEINE Meinung ist. Diese resultiert aus meinen Traumata, meinen Erfahrungen, meinem Glauben und meiner persönlichen Einschätzung. Keiner nimmt etwas von meiner Meinung  daher bitte und geht damit hausieren, à la: „Im Internet habe ich aber gelesen …

Nein, bitte einfach nein. Nehmt meine Informationen, so wie immer, und bildet euch daraus eine EIGENE Meinung! Übernehmt bitte KEINE Meinung aus dem Internet oder aus eurem Freundeskreis unhinterfragt und ohne, dass ihr eure eigene Erfahrung und Gedanken mit einfließen lasst. Wenn ihr das so macht, besteht auch kein Bedürfnis mehr, eure Meinung als allgemeingültig stehenzulassen oder andere Meinungen so zu sehen, als müssten sie allgemeingültig sein und entweder exakt so übernommen oder bekämpft werden.

Die Abtreibungsgegner

Der Gedanke dahinter ist, dass ungeborenes Leben durch eine Abtreibung ausgelöscht wird bzw. ein Kind dadurch get*tet wird.
Überwiegend wird dies durch religiöse Menschen so gesehen, aber nicht nur diese…

Da der allgemeine Diskurs jedoch ist, dass sich in den ersten Monaten jediglich ein Zellhaufen in der Gebärmutter befindet, wird diese Sichtweise der Abtreibungsgegner nicht verstanden. Zudem ist ein großes Thema, dass es sich um den Körper der Frau handelt, über den nur sie frei bestimmen darf.

MEINE Sichtweise dazu

Ich verstehe Menschen, die eine Abtreibung als M*rd betrachten. Auch für mich ist Leben in einem Ungeborenen, sobald die Eizelle befruchtet ist.
Ich verfahre da nach dem Motto: „Ich weiß, daß ich nichts weiß.“ – Niemand kann sich real in diesen „Zellhaufen“ hineinversetzen und weiß daher, ab wann wir ein Leben tatsächlich Leben nennen können.
Gleiche Problematik haben wir schließlich bei Tieren oder Pflanzen, wo der Mensch es ständig besser wissen möchte, wann ein Leben ein Leben ist und wann ein Leben ein Bewußtsein hat. Und vor allem, ob ein Bewusstsein dessen überhaupt notwendig ist, um sich das Recht heraus zu nehmen, reinen Gewissens über dessen Existenz bestimmen zu können.
Für mich stellen sich da auch rein moralische Fragen, ob ein T*d gerechtfertigt ist, nur weil das Wesen vllt kein Bewusstsein hat (obwohl wir uns dessen nie 100% sicher sein können) oder keinen Schmerz verspürt (können wir uns auch dessen 100% sicher sein? – Nein können wir nicht).

In diesem Fall sehe ich bspw. auch nicht mehr, dass die Frau nur rein allein über ihren Körper bestimmt, sondern über ein anderes Leben.

Das ist die eine Seite. Nun ist die Sache aber trotzdem nicht ganz so einfach….

Gründe für eine Abtreibung

1. Der Mann hat das Kondom abgezogen

Das kommt leider nicht zu selten vor, weil Mann der Meinung ist, ohne fühlt es sich besser an.
Und weißte was? Sehe ICH auch so. Aber das geht eben nicht, wenn man sich A. Kaum kennt oder/und B. Keine andere Verhütungsmethode aktiv ist. Und generell nicht ohne das Einverständnis der Frau. Wenn es nach beiderseitigen Einverständnis zu GV kam, ohne Verhütung, dann muss man m. E
auch die möglichen Konsequenzen tragen.

Ein Mann, der das aber für sich allein bestimmt, weil es für IHN dann mehr Freude bereitet… Müssen wir nicht drüber reden, oder?
Zumal das Austragen, der Geburtsvorgang und, im schlimmsten Fall (wenn sich der Mann bei einer Schwangerschaft verdünnisiert), alles allein an der Frau hängen bleibt inklusive die späteren finanziellen Kosten.

2. Vergew*ltigung

Eigentlich würde ich auch hier hoffen, wir müssten nicht darüber reden, aber leider müssen wir es.

Alleine die Tat an sich beeinträchtigt das Opfer so sehr, dass danach oft kaum etwas vom vorherigen Ich wiederzuerkennen ist. Ein Kind auszutragen und aufzuziehen, dass dem Täter dann auch noch ähnelt… Ich glaube, nur ein Mensch ohne Empathie, also jegliches Einfühlungsvermögen und ohne der Gabe, sich in andere Lagen eines Wesens hineinzuversetzen, kann so tun, als wäre all das kein Problem. – Und nur um das zu erwähnen, da es notwendig erscheint: So ein Mensch hat tiefgreifende, psyschische Probleme und sollte und darf niemals über jemand anders etwas zu sagen haben!

Du kannst und darfst nicht von einer Frau verlangen, so etwas durchstehen zu müssen. Und du darfst es auch nicht vom Kind verlangen.
Ich kannte mal jemand, bei der das so war. Das Resultat aus einer Vergew*ltigung zu sein und nein, so ein Kind lebt nicht wie jedes andere. Mal abgesehen davon, wie sich das Wissen darüber anfühlen muss, so leben auch diese Kinder nicht frei von Traumata. Sie kommen bereits mit einem Trauma auf die Welt, mit dem sie dann leben müssen.

3. Die persönliche Lage gibt es nicht her

Man sagt immer, Liebe würde für ein Kind vollkommen ausreichen. Und ja, zu einem Teil stimme ich da auch zu. Du kannst selbst unter einer Brücke glücklich sein, wenn ehrliche Liebe vorhanden ist, egal ob zwischen Kind und Eltern oder Partnern.

Aber ganz so romantisch ist das Leben oftmals nicht aufgestellt. Stellen wir uns eine alleinerziehende Mutter vor, die selbst, allein, kaum weiß, wie sie die Miete und Essen bezahlen soll. Ein Kind ist nicht günstig. Ein ständiges Leben am Existenzminimum ist daher alles, aber keine leichte Aufgabe. Wie kann man es daher einer Mutter verübeln, die sich dieser Aufgabe nicht gewachsen fühlt und so ein Leben auch ihrem Kind nicht aussetzen will?

Es kommen weitere mögliche Gründe dazu, wie eine Familie, die einen (vllt. aus Glaubensgründen oder weil eine Schwangerschaft dem „Ruf“ stört usw.). Stell dir eine junge Mutter mit 17 oder 20 vor (oder auch älter), die von ihrer Familie verstoßen wird. Auf die Straße gesetzt, alles verliert und allein ist. Was soll dieses Mädchen denn machen? Wir können Menschen nicht allein auf sich gestellt lassen und dann von ihnen auch noch verlangen, dass sie unsere Erwartungen erfüllen.

4. Eigene (unverarbeitete) Traumata

Hier zähle ich mich eindeutig dazu. Vllt wäre es möglich, dass ich noch einmal Mutter werde und alles gut geht, solange ich uns beide in Sicherheit wüsste. Stand jetzt ist jedoch: Ich würde keine erneute Schwangerschaft überleben. Ich würde es einfach nicht schaffen. Ich komme gerade so durch meinen Alltag. Mit einem erneuten Kind, einer erneuten Schwangerschaft, all dem, was so stark triggert und Flashbacks hervorruft: Unmöglich. Ich kann es mir nicht vorstellen. Dazu bin ich bzgl. Kinder bekommen und „großziehen“ (was mir leider verwehrt wurde) noch zu stark traumatisiert.

Mit einem Mann, der mich mit all dem allein lässt, erst recht undenkbar. Eine Abtreibung würde mich wahrscheinlich kaputt machen. Erneut ein Kind zu bekommen aber ebenso. Ich verhüte mit einer Spirale, soweit die sicherste Methode. Allerdings verhüte ich auch weiter, indem ich keinen Se* mehr habe. Und wenn ich ihn in den letzten Jahren doch einmal hatte (aber auch immer nur mit Menschen, zu denen ich mich emotional hingezogen fühlte – Heute wiederum möchte ich gar keinen Se* mehr mit jemand, den ich nicht liebe UND der mich nicht liebt), hat es mich danach psychisch extrem fertig gemacht, bis ich mir 200% sicher sein konnte, dass ich nicht doch schwanger bin (auch deshalb habe ich alleine an diesen Akt schon keine Lust mehr).

Aber hier sind wir nicht am Ende.
Es gibt leider sehr viele Menschen, die ihre Traumata nie aufgearbeitet haben und auch nicht das Bestreben dazu haben.
Lieber st*rbt ein Kind, bevor es heranwachsen kann, als in einem extrem toxischen Umfeld aufzuwachen. Eine harte Meinung möglicherweise, aber ich habe oftmals den Gedanken, dass es besser gewesen wäre, wäre ich bereits früh gest*rben. Manche Menschen können sich möglicherweise nicht vorstellen, WIE toxisch ein Elternhaus sein kann. Dazu brauchen wir aber noch nicht mal organisierte Gewalt.
Schau dir die vielen Kinder an, die emotionalen Missbr*uch erleben, ohne das es irgendeinem Teil der Familie klar ist, dass es sich um emotionalen Missbr*uch oder (emotionale) Vernachlässigung  handelt und was das für Folgen hat.

Ginge es nach mir und tun wir mal so, als könnten wir uns frei wünschen, wie etwas laufen kann:  Dann wäre jedes Fortpflanzungsorgan eines Menschen blockiert und erst nach einem erfolgreichen Elternführerschein dürfen Kinder gezeugt werden. Wie schön könnte unsere Welt sein, wenn nur reife und (geistig) erwachsene Menschen Kinder in die Welt setzen dürften?

Ich daher bin absolut für Bevölkerungskontrolle.

Aber das geht leider nicht, daher ist es eine der reifsten Entscheidungen die man, m.E. nach, treffen kann, sich gegen ein Kind zu entscheiden, wenn einem bewusst ist, dass man ihm nicht das bieten kann, was es zu einem gesunden Heranwachsen braucht.

Mögliche Lösungen

So einfach ist das alles daher nicht, wie man sieht. Es gibt durchaus berechtigte Gründe für eine Abtreibung. Wie könnten wie jetzt also, aus meiner Sicht, beides unter einem Hut bekommen? Aus meiner Perspektive gibt es diese Möglichkeit. Weniger Abtreibungen und trotzdem die Würde der Frau wahren…

  • Männer mehr in die Verantwortung ziehen: Ich verstehe Männer, denen ein Kind angehängt wird. Ja, das gibt es leider. Aber Gleiches passiert leider auch umgedreht, wenn vllt auch aus anderen Gründen („ohne Schutz ist es viel besser“ ) und das geht nicht. Es gibt immer 2 Elternteile und die müssen auch gleichermaßen zur Verantwortung gezogen werden

  • Härtere Strafen für Vergew*tiger: 3 Monate auf Bewährung? Wem bitte schreckt das ab? Mich zumindest würde es nicht abschrecken. Nicht einmal 3 Jahre in einem Dt. Gefängnis. Und zudem braucht es volle staatlich finanzielle Unterstützung für missbr*suchte Frauen. Ist nicht möglich? Nun, solange Milliarden für Kriegswaffen möglich sind, halte ich das für durchaus realisierbar.

  • Die richtige Hilfen für traumatisierte Eltern: Wie kann man ein gutes Elternteil sein, wenn einem jegliche Unterstützung so schwer wie möglich gemacht wird? Und kaum nimmt man Unterstützung in Anspruch, droht einem die Wegnahme des Sorgerechts? Wir brauchen mehr Psychotherapieplätze, mit Spezialisierung auf Trauma vor allem, und weniger Angst machen (das Sorgerecht zu verlieren). Wir brauchen mehr (empathische) Ausbildung im Bereich des Jugendamts und der Psychotherapie und vor allem mehr Kassensitze, ohne das sich angehende Psychotherapeuten hoch verschulden müssen.

  • Freie Sterilisation für Frauen: Wer keine Kinder bekommen möchte, der soll bitte nicht mehr vor eine finanzielle Herausforderung (von über 800€) UND ignoranten Ärzten gestellt werden, die der Meinung sind, dass sich Frau noch umentscheiden könnte – Ja, kann sie. Ist dann aber halt ihr Problem. Wenn ich mich für eine Sterilisation entscheide, dann tue ich das bei vollen Bewusstsein. Ich hasse es, dass mir Männer oder generell andere Menschen sagen wollen, was ich eigentlich will. Wenn es am Ende eine Fehlentscheidung war: Pech gehabt. Darüber muss ich mir vorher im Klaren sein. Und es gibt meht als genug Kinder, die keine Familie haben und sich über eine Adoption freuen würden, oder nicht?

  • Psychologie als Schulfach: Das Wichtigste von allem. Stellt euch vor, wie schön die Welt sein könnte, wenn Kinder bereits von früh auf lernen würden, wie sie sich selbst regulieren könnten? Was Emotionen sind und was emotionaler Missbr*uch ist. Oder generell Missbr*uch. Ich wusste es nicht und dachte daher lange Zeit, daß wäre normal, was man mit mir tat. Wieso ist Mathematik wichtiger, als zu wissen, wer man ist und wie man sich reguliert bekommt?

  • Mehr (staatliche) Aufklärung im Bereich der Psychologie: Wir müssen verstehen, warum wir so sind, wie wir sind und dann Lösungen an die Hand bekommen, wie wir etwas ändern können, anstatt uns gegenseitig zu verurteilen, weil wir alles auf Leistung legen.

  • Mehr Respekt vor Frauen: Auch hier sind wir wieder in der Aufklärung. Es kann nicht sein, dass eine Mutterschaft als selbstverständlich angesehen wird. Für eine Frau bedeutet das nichts anderes, als für einen Mann.

  • Mehr Respekt vor der Se*ualität: Wir könnten aufhören, Se*ualität, für Mann UND Frau als etwas zu verkaufen, was so unproblematisch stattfindet, wie ein Sandwich zu essen. Se*ualität sollte etwas Intimes und Heiliges sein, m.E., und nichts, was man sich über Tinder holt, wie einen Döner. Dass das keine guten Folgen hat, sieht man daran, wie verloren sich unsere Gesellschaft fühlt. Weder sollte Se*ualität ein Zwang sein (um dem Mann zu gefallen – so wie früher), noch um NUR „Spaß“ zu haben. Se*ualität ohne (echte) emotionale Bindung führt nur zu Katastrophen, wie ICH zumindest beobachte. Es muss endlich mal Schluss sein mit der Hyperse*ualisierung in TV und Musik. Eine Frau ist kein Se*ualobjekt, genauso wenig wie ein Mann. Wir sind lebendige Wesen, keine Objekte!

Kann und muss man den Tätern vergeben?

Egal ob in „spirituellen“ Kreisen oder von Angehörigen, oftmals sogar in der Therapie, hört man oft, man müsse vergeben.

Ach, aber ich weiß nicht, das Wort „Vergeben“ ist für mich schwierig.
Vergeben wird so oft gleichgesetzt, damit, dass man es jetzt ruhen lassen soll: „Ist ja irgendwann auch mal wieder gut. Schließ ab damit“ – Puh ja, für andere mag es so erscheinen, dass man „die Vergangenheit einfach mal ruhen lassen“ soll und wenn es nach mir ginge, dann würde ich nichts lieber als das. Einfach abschließen damit.
Schluss – Aus – Ende.
Nichts mehr mit der Vergangenheit zu tun haben. Ich glaube, das ist der Wunsch der allermeisten Betroffenen.
Es ist ja nicht so, daß wir diese schreckliche Vergangenheit gerne immer wieder hochholen – Als wäre das ein Hobby.

Aber abschließen, das klappt eben nicht  indem man sich sagt: „So, jetzt ist gut damit“ – Das Trauma ist in unserem Körper gespeichert und wird bei jeder sich bietenden Gelegenheit hochgeholt.
Das ist keine bewusste Entscheidung a la: „Hey, jetzt habe ich mal wieder so richtig Lust auf einen Flashback!“ (man gönnt sich ja sonst nichts im Leben).

Das Wort Vergeben wird zudem oft damit gleichgesetzt, dass man einfach alles, was war, vergisst, und der Person nichts mehr nachträgt.

Und ja, nachtragend sein ist sicherlich nicht die beste Eigenschaft, wenn man bspw. die unaufgeräumte Tasse noch 5 Jahre später wieder herausholt und dem Anderen vorwirft.

Doch wie kann ich jemand, der mir bewusst schlimmste Gewalt antat, das nicht nachtragen? Ist das Vergessen dieser Tat(en), vor allem wenn gar keine Einsicht und Besserung/Änderung in Sicht ist, nicht Selbstverletzung? Täte ich mir oder potenziell anderen Opfern denn gut damit, das einfach zu vergessen? Gut wäre es doch nur für den Täter, oder nicht? Und vllt. ist „vergeben“ auch gut für die Angehörigen, denn dann scheint das Thema beendet und niemand muss sich mehr mit etwas Unangenehmen auseinandersetzen. Vergeben und Vergessen …

„Vergeben“ finde ich daher sehr schwierig.

Meine Oma/Ein neuer Blickwinkel

Ich habe eine Oma, die mir sehr wichtig ist.
Und dann noch eine Oma, vom anderen Elternteil, die mir auch einmal sehr wichtig war, die mir aber sehr weh tat und auch sehr Schlimmes unterstützte. Um diese Oma soll es heute hier gehen.

Seit ca. 7 Jahren hatte ich keinen Kontakt mehr zu ihr und zudem auch so viel Wut in mir. Manchmal stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn sie t*d ist. Ich fragte mich, ob ich überhaupt etwas empfinden würde.
Im Gegenteil, empfand ich das Gefühl, dass es ungerecht ist, dass sie ein Leben mit Geld und Ansehen führt, obwohl sie so ein schlechter Mensch ist. Ich fragte mich, wenn ich solche Menschen anschaue, wo das viel geprießene Karma denn sein soll.

Eine vieles verändernde Nachricht

Und dann erfuhr ich vor vllt 1,5 Jahren, dass sie an Demenz leidet.
Meine Gefühle waren gemischt. Ich empfand eine gewisse Befriedigung und empfinde sie bis heute. Karma gibt es also doch.
Aber da war auch eine Trauer.
Ein Gefühl der Traurigkeit, dass ihr das widerfahren ist. Nicht, weil sie es nicht verdient hätte, sondern weil es wirklich keine schöne Erkrankung ist.


Sie tat mir leid.


Das verstand ich selbst nicht.
Und ich glaube auch nicht, dass das mit einem Traumabond zusammenhing, denn ich schloss mit ihr bereits vor langer Zeit ab.
Glaube ich … (ich kann immer nur vom momentanen Gefühl sprechen – mit der Zeit oder von Anteil zu Anteil kann sich das auch verändern).

Irgendwann kam dann dieses Gefühl in mir auf, dass ich sie im Pflegeheim besuchen möchte.
Ehrlich gesagt weiß ich selbst nicht warum dieses Gefühl aufkam.

Der Besuch

Also tat ich es. Zu Beginn diesen Jahres stattete ich ihr einen Besuch ab (nicht allein).
Und als ich sie sah, kamen mir die Tränen.
Schräg oder?

Ich weiß nicht, wie lange ich bei ihr war. Vllt 20 Minuten.
Und ich war positiv überrascht, weil sie so „normal“ wirkte. Oftmals bemerkte man die Demenz definitiv, aber dann waren da wieder Momente, wo sie wie sie selbst wirkte.
Ja, selbst ihre bissigen Kommentare verlor sie in der Demenz nicht.

Nach diesem Besuch hätte ich geschworen, sie hat mich erkannt.
Aber wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein. Rückblickend fiel mir nämlich auf, dass sie nie meinen Namen sagte oder etwas anderes Persönliches.

Ihr jetziger Zustand

Die Mutter jemand Bekanntes arbeitet in dem Pflegeheim, in dem sie jetzt ist.
Mir wurde daher letztes erzählt, dass es mit meiner Oma steil bergab geht. Sie niemand mehr erkenne und oftmals bereits nicht mehr wisse, wie man isst.

Ein Zeichen dafür, dass die Demenz bereits weit fortgeschritten ist.
Generell ging es sehr schnell mit ihrer Demenz.
Meine andere Oma sah sie kurz zuvor noch in der Stadt. Sie wirkte bereits ungepflegter als früher. Sie legte früher immer  sehr viel Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild.


Wenig später kam die Diagnose.
Wenige Monate darauf war sie im Heim.
Als ich sie besuchte, fragte ich sie, ob ihre Familie (und demnach auch ein Teil meiner) sie öfter besuchen.
Denn ich hörte über meine andere Oma, dass diese sie nicht besuchen würden. Das meine ***** meinte, sie würde ja eh nichts mehr mitbekommen und Besuche deshalb überflüssig wären – Ja, das passt zu meiner ***** . Empathie ist keine ihrer angeborenen Eigenschaften, nett ausgedrückt…

Sie antwortete mir, dass die Familie oft käme. Wohingegen die Pflegerin später meinte, dass dass nicht unbedingt der Fall ist.

Trotz all dem, was sie mir antat, tat sie mir  leid.
Ist das komisch?
Ich weiß es nicht.

Wie ich jetzt empfinde

Jetzt, wo es wohl auf das Ende zugeht, empfinde ich gemischte Gefühle. Ich empfinde immer noch auf einer Seite Mitgefühl. Auf einer anderen Seite werde ich aber auch nie vergessen (können und wollen), wer und wie sie war.

Doch jetzt ist es okay.
Keins der Gefühle hat mehr Überhand.
Weder (womöglich selbstzerstörerische) Empathie, noch das Gefühl der Genugtuung.

Versteht mich nicht falsch: Ich finde immer noch, dass das, wie es ihr jetzt geht, nämlich schlecht, verdient ist.
Aber ich habe kein Gefühl mehr, dass ich das, wie es ihr geht, brauche, um mich besser zu fühlen – Womöglich könnte man das als Gefühl der Rache noch am besten beschreiben.
Es ist weg.

Ich will weder, dass es ihr besser noch schlechter geht.
Da ist so ein (gutes) Gefühl der Neutralität.

Es ist mir egal.

Aber nicht auf einer dissoziativen Ebene. Alles, an was ich mich erinneren kann und was sie tat, ist trotzdem in meinem Verstand.

Das letzte Bild was ich so von ihr jetzt vor Augen habe, ist, wie sie leicht wankend auf Zehenspitzen im Flur des Heims stand und mir so freundlich, wie ich es nie zuvor an ihr gesehen habe, zuwinkte. Eine ganz normale alte, etwas verwirrte Lady. Und das ist ein schönes Bild. Ich glaube, genau dieses möchte ich als mein letztes von ihr in Erinnerung behalten.

Und ich frage mich….

… ist das Vergebung?
Ist das mit Vergebung gemeint? Mit dem ursprünglichen Begriff, bevor all die Pseudo-Spirituellen anfingen diesen Begriff in sein Gegenteil zu verkehren ( = Absolution für den Täter)?

Ist das mit Loslassen gemeint?

Das Gefühl, dass du nichts vergessen und vergeben musst, sondern es einfach so sein darf, wie es eben ist?
Das du niemand Absolution erteilen musst, sondern diesen Menschen und seine Taten einfach sich selbst überlassen darfst?

Es ist ihre Verantwortung, was sie getan hat und ich möchte und wünsche mir nach wie vor, dass sie spätestens im Augenblick ihres T*des dem gewahr wird.
Das wünsche ich jedem, der mich missbr*ucht hat.
Nichts Schlechtes, sondern das er sich eines Tages wahrhaftig selbst ins Auge blicken muss. Ohne all die Egoschichten, ohne all die Ausreden und Beschwichtigungen, die Menschen für ihre eigenen Taten erfinden.

Das wünsche ich ihr.
Aber heute nicht mehr um meinet wegen. Nicht mehr, um selbst das Gefühl der Genugtuung zu bekommen, sondern um ihretwillen.
Klingt abgehoben, oder?
Aber das ist genau das, was ich empfinde.

Ich wünsche ihr tatsächlich alles Gute.
Aus tiefsten Herzen.
Ich wünsche ihr, dass sie allem begegnet, was sie anderen antat. Das sie sich wahrhaftig selbst sieht und dadurch ihren Frieden findet.
Warum ich so empfinde – warum ich jetzt plötzlich so empfinde – weiß ich selbst nicht.

Vergebung

Aber wenn das Vergebung bedeutet, dann kann ich mich damit anfreunden.
Ich will niemand Absolution erteilen.
Wenn Vergebung Absolution bedeutet, dann werde ich nie vergeben (wollen).
Wenn Vergebung jedoch genau dieses Gefühl bedeutet, dann bin ich dafür offen, es vllt irgendwann auch den anderen Tätern entgegenzubringen.

Ich will sie nicht mehr in meinem Leben wissen. Ich will sie nicht mehr in meinen Gedanken haben und ich möchte ihnen auch keine (innere) Energie mehr schenken, indem ich ständig über sie nachdenke.

Ja, wenn das Vergebung bedeutet, dann fühlt es sich wirklich frei und gut an.

Aber wie ich das geschafft habe, zu diesem Gefühl zu kommen: Keine Ahnung.
Es kam einfach irgendwann.

Ich weiß also nicht, ob man sich einfach rational dazu entscheiden kann, zu vergeben. Und auch nicht, ob es immer zwingend notwendig ist. Entweder kommt der Moment/das Gefühl oder er/es kommt nicht und beide Varianten haben für sich, in dem Moment, ihre eigene wichtige Bedeutung.

Nachruf: T*d einer Freundin (Triggerwarnung!)

Ich habe gestern erfahren, dass eine damalige Freundin (aus dem vorhergehenden Wohnort, ca. 500km entfernt) gest*rben ist.

Ein Freund teilte uns das gestern mit, er wusste das aber schon eine Woche länger. Ich war jedoch froh, dass er uns das persönlich mitteilte und nicht via WhatsApp.
Aber er trug es schon so lange mit sich herum…

Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte.
Das wirkte so surrreal, als er sagte, dass sie t*d ist. Wir fragten dann nach, an was sie verst*rben ist und er erzählte uns, dass man das nicht weiß. Sie lag bereits 3 Wochen+ in ihrer Wohnung und der Verw*sungsprozess war bereits soweit fortgeschritten, dass man die T*desursache nicht mehr festellen konnte.

Wir hatten schon seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr. Ich zog weg und der Kontakt verlor sich. Vor 2 oder 3 Jahren schrieb ich ihr einmal einen Brief, indem ich ihr meine neue Nummer mitteilte und ihr sagte, dass sie jederzeit vorbeikommen könne und legte ihr 50€ für die Bahnfahrkarte mit rein, weil ich wusste, dass sie kein Geld hatte. Dazu schrieb ich, dass, falls sie nicht kommen möchte, dieses Geld auch anderweitig verwenden könne und das auch nicht erklären müsse. Eine Antwort habe ich nie erhalten. Ich weiß nicht mal, ob sie dieser Brief jemals erreichte. Das tut mir irgendwie weh, weil ich nicht weiß, ob sie jemals erreicht hat, dass sie mir nicht egal war.

Als wir uns damals kennenlernten, waren wir in einer ganz ähnlichen Situation. Auch sie hatte so viel Schlimmes erlebt und auch ihre Tochter wurde ihr weggenommen, obwohl sie so eine tolle Mama war. Sie war so ein toller Mensch.
Und mir geht einfach nicht aus dem Kopf, wie sie gest*rben ist…
Sie muss so einsam gewesen sein, wenn solange nicht einmal jemand auffiel, dass sie sich nicht mehr meldet.

Gefunden hat sie letztendlich ihre Tochter. Und auch dieses Mädchen geht mir nicht aus dem Kopf. Sie hat schon so viel erlebt und hinter sich und ihre Mutter so vorzufinden muss so schrecklich gewesen sein. Ich kann mir nicht vorstellen, was sie gerade durchleben muss.

Ich bin wütend auf das Jugendamt, dass die beiden damals auseinander riss und das Mädchen letztendlich zu einem Vater brachte, der diesen Titel gar nicht verdient hat. Ich bin so wütend auf all das, was die beiden durchstehen mussten. Ich bin wütend auf all die Freunde, die sich nicht mehr bei ihr meldeten und ich bin so wütend auf mich, daß auch ich den Kontakt irgendwann nicht mehr versuchte zu suchen. Ich war so beschäftigt mit mir und meinen Ego-Problemen, meinem Stolz, meinem Gefühl, dass sie mich womöglich gar nicht mehr sehen möchte und sich deshalb nicht mehr meldet. Sobald ich das Gefühl habe, nicht erwünscht zu sein, ziehe ich mich konsequent zurück. Dabei hätte sie es womöglich so dringend gebraucht, dass ich den Kontakt weiter suche.

Vllt war sie krank und niemand hat sich um sie gekümmert, bis sie letztendlich st*rb. Vllt brachte sie sich aber auch selbst um….Was ich ihr irgendwo noch am meisten wünsche. Das sie selbst die Entscheidung treffen konnte und jetzt vllt an einem Ort ist, wo es ihr besser geht.
Aber das werden wir nie erfahren.
Nie erfahren, ob sie es selbst war, eine Krankheit oder jemand anderes.

Ich weiß noch, dass ich einmal einen schlimmen Alptraum hatte. Sie kam ins Zimmer und fragte ganz aufgeregt, ob alles in Ordnung ist. Dabei befand sie sich eine Etage unter mir, beim Nachbarn. Sie konnte gar nichts wissen von meinem Alptraum. Aber sie hat es gespürt und war da.
Sie war immer da, wenn Menschen sie brauchten.
Nur sie war am Ende allein.
Sie war so ein fröhlicher Mensch. So ein empathischer und einfühlsamer.
Und dann ist sie allein gest*rben. Und lag so lange alleine. Niemand war da – Das bekomme ich nur schwer aus meinem Kopf.

Ich empfinde Schuldgegefühle, weil ich sie auch allein gelassen habe. Ich empfinde auch Schuldgefühle, weil ich für meinen guten Freund nicht richtig da sein kann, der sie so viel länger kannte. Ich weiß nicht, wie das geht, alles was mit T*d zusammenhängt verdränge ich normalerweise. Ich bin froh, dass ich aktuell überhaupt so viel empfinde. Ich fürchte, sonst würde ich mich noch viel schuldiger fühlen.

Ihr T*d nimmt mich sehr mit.
Aber es geht eben gerade auch nicht um mich oder irgendwelche Schuldgefühle.
Ich versuche den Spagat zu finden, meine Gefühle ernst zu nehmen, aber aufzupassen, dass ich in Gedanken trotzdem bei ihr bleibe und nicht bei „Was wäre wenn“ Gedanken.
Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern und womöglich ist auch alles genauso gekommen, wie es nicht anders möglich war. Vllt wollte sie mich auch wirklich gar nicht mehr sehen. Aber das weiß ich nicht. Weil ich dachte, sie will nichts mehr von mir wissen, habe ich es nicht weiter versucht. Obwohl ich selbst weiß, wie wichtig es manchmal ist, das Freunde am Ball bleiben. Wie wichtig es ist, dass Gefühl geliebt zu werden auch deutlich gezeigt zu bekommen.

Vor 2 Wochen unterhielten mein guter Freund und ich uns noch über sie. Das erste Mal seit langen. Wir erinnerten uns an die schönen Momente und daran was für ein toller Mensch sie war. Wir sprachen schon lange nicht mehr über sie, weil wir dachten, wir würden sie womöglich eh nie wiedersehen.
Aber an diesem Abend hatte sie einen Raum, gleichzeitig, in unser beider Gedanken.

Doch als wir uns über sie unterhielten, lag sie bereits schon über eine Woche t*d in ihrer Wohnung. Ohne das es jemand auffiel.
Ich bekomme das einfach nicht aus meinem Kopf.
Sie hatte das nicht verdient.

Ich wünsche ihr so sehr, dass der Schmerz jetzt endlich vorbei ist und es ihr besser geht.
Und wenn es ein nächstes Leben gibt, dann wünsche ich ihr, dass sie das bekommt, was sie verdient: Liebe. Sie hatte so viel Liebe verdient.

Wie fühlt sich eine Depression an?

Heute soll es mal gar nicht ganz allgemein um so ein Thema gehen, sondern darum, wie sich die Depression nur für uns anfühlt.

Depressionen sind aber, so wie ihre Hintergründe, von Person zu Person ganz unterschiedlich.
Beachtet bitte, dass ihr daher hierdurch keine Diagnose stellen könnt.
Manche beschriebene Merkmale können auch durch andere Erkrankungen auftauchen oder sich gegenseitig beeinflussen.
Wenn ihr spürt, dass etwas nicht okay ist und nicht so wie früher, sucht bitte professionelle Hilfe auf.
Es ist egal, ob ihr eine Depression, Burnout o.A. habt. Wenn etwas nicht wie zuvor ist, ist etwas nicht okay und verlangt nach eurer Aufmerksamkeit.

Wenn ihr keinen Therapeuten (schnell) findet, bietet der sozialpsychiatrische Dienst fast überall an, kostenlos einen Psychologen aufzusuchen. Dort könnt ihr (im Normalfall) keine Therapie beginnen, aber sie helfen euch die Zeit zu überbrücken, bis ihr einen guten Therapeuten findet.
Ihr könnt euch zudem jederzeit in eine örtliche, psychiatrische Klinik als Notfall einliefern lassen. Meist bekommt ihr dort innerhalb der nächsten Tage einen Termin. Auch dort ist eine Therapie meist nicht möglich, aber sie können euch helfen, euch zu stabilisieren.
Ansonsten schaut bitte gern auf der Seite der deutschen Depressionshilfe (deutschendepressionshilfe.de) vorbei. Dort findet ihr, sowohl als Betroffener als auch Angehöriger, sehr gute Informationen.

Der „normale“ Zustand

Wir haben schon mal erwähnt, dass wir 2 Jahre erlebten, wo wir von jeglicher Depression befreit waren.
Daher können wir ganz gut eine Unterscheidung treffen, wie sich die Unterschiede für uns anfühlen.

Ich würde sagen, der normale Zustand für uns (aktuell) ist eine leichte depressive Episode, die sich mit einer mittelschweren abwechselt. In manchen Phasen unseres Lebens war die mittelschwere Episode normal (ca. 60%) und die leichte eher sehr selten (10%).

Würde ich eine Prozentangabe für das Heute geben müssen, würde ich, grob geschätzt, sagen: 45% leichte – 35% mittelschwere – 20% schwere.

Im Regelfall ist die Depression bei uns systemübergreifend.

Exkurs: Unterschiedliche Episoden

Ohne Depression:

Damals fühlten wir uns so frei und leicht. Trotz das die Traumata und ihre Auswirkungen natürlich noch vorhanden waren, gab es Momente, wo ich auf dem Bett lag und dachte: „Hey, ich fühle mich gerade einfach glücklich und zufrieden“ .
Genau deshalb bezeichnen wir die Depression als unser, psychisch, schlimmstes Problem.

Natürlich bestanden alle anderen Sorgen noch, aber wir hatten soooo viel Energie und ständig diesen inneren Drang, dass wir jetzt bald mehr machen wollen. Wir liefen den ganzen Tag mit 4-5 Büchern herum, in denen wir abwechselnd lasen und dachten damals noch: „Wenn wir das mal nicht mehr können, dann wird es problematisch“ – Unser Alltag bestand aus Weiterbildung und, Gott, ich kann mich nur wiederholen, soooo viel Energie und auch freier, guter Laune. Wir waren so klar in unserem Kopf. Das kannten wir nie zuvor in unserem Leben.

Leichte Episode:

Als sich dann erstmals die Depression wieder meldete, fühlten wir diese merkwürdige Form von Schwere. Es fiel uns nur langsam auf und wir brauchten einige Monate, um zu begreifen, dass wir uns längst wieder zurück in der Depression befanden.
Irgendwas wurde in unseren Gedanken anders.

Jetzt, wieder zurück in der Dauerdepression, würden wir die leichte Episode noch als den besten Zustand beschreiben.
In dieser Phase sind wir meist fähig zu allem, was der Alltag erfordert.
Wir können Sport treiben, lesen, lustige Abende haben und fühlen uns noch immer Herr über unsere Gedanken.

Aber irgend etwas ist da immer in unserem Inneren. Dieser Schleier der Schwere.
Egal wie schön ein Moment ist, er ist nie wirklich schön. Für einen Moment, aber dann taucht da wieder diese Schwere auf.
In diese Phase können wir aber gut intervenieren und uns auch der Traumaaufarbeitung stellen (das ist in anderen Phasen weniger bis nicht möglich).
Wir fühlen noch immer eine gewisse Leichtigkeit.
Sie ist nicht super, aber besser als nichts.
Das wäre, für uns, niemals eine Phase, wo wir uns fachmännische Hilfe gesucht hätten – Aber nur, weil wir 26 Jahre nie ein Leben ohne diesen Schleier kannten. Er  war Normalität.

Wenn ihr so etwas fühlt, diese Veränderung, bitte redet darüber und versucht euch Hilfe zu suchen.
Die leichte Episode ist der perfekte Moment, um dagegen zu intervenieren. Lasst es nicht schlimmer werden, wenn ihr sowas bemerkt.

Und wenn euch Menschen nicht ernst nehmen: Dann hatten sie diese Erfahrung einfach noch nie oder sind in ihrer Vorstellung sehr eingeschränkt (auch Fachpersonen) – Egal was sie sagen.
Sobald sich eine Schwere über euch legt, signalisiert euch euer Körper/Psyche das etwas nicht mehr in Ordnung ist: DER richtige Moment zu reagieren!

Die mittelschwere Episode:

Viele Jahre unseres Lebens war das unser Normalzustand.
Mit dieser Episode ist es sehr ambivalent.
Oftmals können wir auch da noch Sport treiben (oft aber nur, weil wir wissen, dass uns der Sport vor Schlimmeren bewahrt) und dem Notwendigsten nachgehen. Aber wirklich nur dem Notwendigsten.

In dieser Phase fühlt sich der innere Schleier schon viel schwerer an. Wir verlieren zum Teil unsere Lebenslust und können mit kleineren Schwierigkeiten schon kaum mehr umgehen. Ich bekommen es hin, wenn alles glatt läuft, notwendige Aufgaben zu bewältigen.
Kaum geht aber etwas schief, bspw. habe ich im Zoom-Meeting keinen Ton, breche ich komplett zusammen. Sofort kommen Gedanken, dass ich mein Leben hasse, irgendjemand mich bestraft und hasst und sowieso nie etwas besser wird.
Der Situation natürlich unangemessen, aber alles fühlt sich so anstrengend an. Als läge jede Tätigkeit hinter einem Berg.

Wir können dann auch kaum mehr lesen, zocken oder uns auf anderes länger konzentrieren. Für Fachbücher fehlt die Konzentration so stark, dass wir, wenn, max. nur wenige Seiten schaffen. Leichtere Literatur geht, aber nicht lange. Auf Serien können wir uns auch nicht mehr konzentrieren und wir kommen bereits stark in einen Ablenk-Modus (TikTok ist dann unser Freund).

Die Welt sieht viel pessimistischer aus und unser Zustand wechselt von Hoffnung auf Änderung zu: „Es bringt doch sowieso nichts“ . Auch Su*zidgedanken kommen hier bereits auf, nehmen aber noch keinen konkreten Handlungszwang an. Für uns bietet diese Möglichkeit dann „lediglich“ einen Ausweg. Auch unser Selbstbild wird schlechter, sodass wir viel empfindlicher werden und Dinge eher auf die Goldwaage legen. Wir sind schneller getriggert und erholen uns davon viel langsamer.

Schwere Episode:

Ich fühle den Übergang zwischen der mittleren uns schweren Episode und meist bietet sich uns dann ein sehr schmales Zeitfenster, in dem wir noch ansatzweise intervenieren können. Schaffen wir das, z.B über körperliche Bewegung oder gute Gespräche, dann können wir die schwere Episode möglicherweise abfangen.

Sie ist aber um einiges komplizierter, weil, sobald sie sich ankündigt, sich unsere Gedanken  langsam immer stärker verändern.
Es fühlt sich an, als würden sich dünne, schwarze Fäden von hinten über uns legen und unsere Gedanken langsam übernehmen. So, als würde man stuckweise von einem außerirdischen Wesen übernommen.

Ich weiß, dass das dann nicht mehr meine Gedanken sind. Sie wirken wie meine, aber in meinem tiefesten Inneren weiß ich, dass ich eigentlich anders ticke. Die schwere Episode ist schwierig, weil ich spüre, wie ich mich dann auch nicht mehr dagegen wehren WILL. Ich will diese geistige Übernahme und will sie dennoch nicht.
Ja, wir empfinden sie wie ein fremdes Wesen, dass uns verhext und beginnt zu kontrollieren.

(hier kommt ein Text, den wir einmal in einem Forum veröffentlich haben)
*

Wenn ich in eine schwere Episode rutsche, dann erlischt mein Lebenssinn vollkommen. Ich werde apathisch, fühle mich wie gelähmt und die psychischen Schmerzen werden so stark, dass ich schreien möchte (und es manchmal tue) vor inneren Schmerz.
Ich schaffe es nicht mehr mir Essen zuzubereiten (ich verspüre noch nicht einmal mehr Hunger und esse über Wochen dann nur max. eine kleine Mahlzeit am Tag, die ich mir reinzwängen muss), aufzustehen und die leichtesten Dinge zu tun.
Auch zum Duschen bin nicht mehr fähig und an den Haushalt ist nicht mal im Entferntesten zu denken.

Es fühlt sich an, als hätte ich eine unheimlich schwere Bleijacke an, die mich nach unten zieht und mir die Luft zum atmen raubt. Zu Weihnachten wollte ich bspw. eine Lichterkette um den Weihnachtsbaum hängen, benötigte dazu jedoch fast den ganzen Tag, weil ich jedesmal zusammenbrach und weinte, sobald ich auch nur aufstand und die „schützende“ Decke verließ.

Manchmal möchte ich mich in meinen Tränen vergraben und manchmal fühle ich mich so leer, als wäre ich nur ein seelenloser Gegenstand. Nichts in meinem Leben scheint mehr Sinn zu machen.
Im Gegenteil, es erscheint mir sogar plötzlich als einzig logisch, dass ich die Welt von mir befreie. Das ich ein Schandfleck in dieser Welt wäre (obwohl ich in anderen Phasen mittlerweile definitiv Selbstliebe verspüre).
Die Depression übernimmt meine Gedanken, alles was ich mir vorher hart erarbeitete, ist dann wie weggeblasen.
Das sind Momente, wo ich jeden Tag, jede Minute, jede Sekunde dagegen ankämpfe, mich umzubr*ngen. Nicht weil ich vor meinen Alltags-Problemchen fliehen möchte, wie das manche Menschen über Depressive denken, sondern weil die inneren Schmerzen so groß sind und weil die Depression keinen anderen Gedanken mehr zulässt.
*
In dieser Phase entwickeln wir konkrete Su*zidpläne und beginnen Vorkehrungen dafür zu treffen. Mehrmals in unserem Leben endete diese Phase auch in (erfolglosen) Versuchen dahingehend.
Die schlimmsten Momente, wenn du, noch immer in diesem Gefühl, aufwachst und feststellst, du musst weitermachen.
(Außerhalb dieser Episoden sind wir aber übrigens froh, dass die Versuche bisher nicht klappten).

Nichts in unserem Leben ergibt dann mehr Sinn. Es gibt keine Hoffnung mehr und wir WOLLEN (das macht besonders den entscheidenden Unterschied aus) auch keine Hoffnung mehr bekommen. Wir wollen dann keine anderen Menschen mehr sehen oder etwas von ihnen hören. Wir verlassen auch so gut wie überhaupt nicht mehr das Haus. Dazu sind wir gar nicht mehr in der Lage.
Alles ist schmerzvoll. Unser Dasein, unsere Gefühle und der Zustand, indem wir keine mehr empfinden (das kann sich sekündlich abwechseln). Unser Körper schmerzt, genauso wie jeder Gedanke an die Zukunft, die Gegenwart und die Vergangenheit. Nicht nur metaphorisch, sondern wortwörtlich.
Jeder Gedanke löst psychische wie physische Schmerzen aus.

In solch einer Phase können wir keinen Sport mehr treiben oder anderes tun, was uns womöglich daraus befreien könnte.
Diese Phasen versuchen wir nur irgendwie zu überleben. Step by Step. Sekunde für Sekunde. In der schwachen Resthoffnung, aber ohne Überzeugung, das es vllt. irgendwann wieder anders wird.
Ins solchen Phasen triggert uns gefühlt alles.
Da bräuchten wir einzig das Gefühl gewollt und geliebt zu werden, ohne Wenn und Aber. Da sind wir sehr empfindlich und fühlen uns, als wären wir ein einziger, freiliegender Nerv.

Das einzige was uns dann Halt gibt, ist der Gedanke sich umzubr*ngen. Der Gedanke, dass alles bald vorbei ist. Der Schmerz endet. Es bringt rein gar nichts, uns das in so einer Situation ausreden zu wollen. Das würde uns den letzten Halt entziehen. Der Gedanke, mit diesen Gefühlen weiterleben zu müssen, ist gleichzusetzen, für uns, mit einer Verbannung in die Hölle. Man sollte uns in solchen Vorhaben nicht aktiv unterstützen, sie uns aber auch nicht wegreden wollen. Ernst nehmen und akzeptieren reicht vollkommen.

Diese Phasen halten im Normalfall von Tagen – Wochen an, können seltener aber auch Monate andauern.

Funfact

Trotz allem haben wir von verschiedenen Ärzten/Therapeuten seit 2015 lediglich eine leichte depressive Episode diagnostiziert bekommen. Ein weiterer Grund, warum wir uns von Fachpersonen nicht ernst genommen fühlen. Besonders, wenn die Gleichen anderen Patienten eine schwere Depression diagnostizieren. Und wir gleichzeitig mit den Worten: „Ich glaube nicht, dass sie eine richtige Depression haben, sie wirken doch recht stabil“ wieder nach Hause geschickt werden. – Wir fühlen uns generell selten von Menschen in unserer Depression ernstgenommen, weil man uns schon zig mal erklären wollte, wir hätten gar keine Depression und würden nur überdramatisieren. Depression sähe ganz anders aus. Das sagten uns auch schon andere Betroffene, weil wir Sport machen, Dinge geregelt bekommen und keine Tabletten nehmen.

Wir regeln Dinge allerdings nur deshalb, weil wir niemand haben und nie hatten, der sie für uns erledigt. Wir haben keinen Betreuer (und bekommen auch keinen), keine Angehörigen oder sonst wem, der für uns Anträge ausfüllt, unseren Haushalt übernimmt, sich unser tägliches Leid anhören würde oder uns zu Terminen begleitet und darin unterstützt. Sport machen wir, wenn wir es hinbekommen, weil er uns vor noch tieferen Löchern bewahrt. Und wir nehmen keine Tabletten, weil wir uns dadurch damals noch schlechter fühlten.

Uns stört und verletzt es sehr, dass Menschen (und eben auch Fachpersonen) uns gegenüber oft so tun, als wäre bei uns alles ganz easy und nur sie/die anderen  hätten es schwer. Alles was wir tun und erreicht haben, ist harte Arbeit, die wir in jede Minute unseres Lebens investieren. Und darauf sind wir verdammt stolz und haben daher auch wenig Verständnis für Menschen, die sich zwar viel beschweren (und uns da noch mit reinziehen), aber nichts selbst in der Hand nehmen. – Nur weil wir nicht den ganzen Tag jammern, heißt das nicht, dass wir nicht mindestens die gleichen Probleme haben, wie andere.