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Jahresrückschau: 2022

Ich hoffe alle konnten die Feiertage relativ gut überstehen und hatten auch ein schönes, spaßiges oder ruhiges Silvester. Ich wünsche euch allen ein frohes und hoffentlich bereicherndes neues Jahr 🥂.

Im Jahr 2022 gab es wahnsinnig viele Veränderungen, positive wie negative und ich freue mich aus der Pause zurück zu sein, um sie heute mit euch zu teilen. Lasst euch nicht von den negativen Punkten abschrecken, denn letztendlich empfand ich das letzte Jahr zwar als sehr anstrengend, aber dennoch auch als persönlich unglaublich erfolgreich.

Körperbild

Meine Körperwahrnehmung wurde dieses Jahr sehr schlecht. Früher fühlte ich mich eigentlich immer recht wohl in und mit meinem Körper. Ich fühlte mich selten zu dick und fand diesen Körper sogar auch immer recht attraktiv.
Das hat sich dieses Jahr leider etwas verändert. Ich bin mir noch nicht sicher warum, vllt weil ich mehr spüre, als früher.
Meine Therapeutin meinte mal, das könnte ein Ausdruck davon sein, dass es mir eben generell nicht so gut geht. Ein Symptom, das sich nun eben so äußert.

Objektiv gesehen hat sich an meinem Körper nicht viel verändert. Ich habe 2 kg zugenommen, mehr aber auch nicht und rational weiß ich, dass ich immer noch einen schönen Körper habe. Vom Gefühl her, fühle ich mich aber unglaublich dick und unwohl. Als wäre alles reines Fett. Wenn ich liege und die Haut, z.B der Beine, aufeinander liegen spüre, ekelt es mich zutiefst an. Als würden sich 300kg aneinanderpressen. Dann springe ich auf und muss mich duschen. So als müsste oder könnte ich all das „Fett“ einfach abwaschen. Ich stehe mehrmals am Tag vor dem Spiegel und drehe mich hin und her.
Das ist unglaublich unangenehm.

Noch unangenehmer finde ich, dass ich eigentlich nicht wirklich darüber sprechen kann. Könnte ich schon, aber wie sollte mir jemand das Gefühl nehmen, das ich im Inneren mit mir herumtrage? Und außerdem würde ich anderen damit automatisch implizieren, dass ich nur sehr schlanke Körper gut finde und ihnen damit womöglich ein schlechtes Gefühl geben. Ich wüßte allerdings nicht, wann ich einen anderen Menschen nur aufgrund von ein paar Kilos mehr oder auch weniger nicht schön gefunden hätte. Es wäre toll, wenn ich dieses Denken im neuen Jahr auch für mich selbst wiederfinden könnte.

Ich weiß, glaube ich, aber auch woher dieser innere Wahnsinn kommt. Der Gedanke, der dahinter steckt ist der, dass irgendwas in mir glaubt, nur mit einem dem Topmaß entsprechenden Körper, einen tollen Partner zu finden, jemanden der mich gut behandelt. – „Ich muss perfekt sein, um geliebt zu werden.“ steckt da, glaube ich, als Glaubensatz dahinter. Rational betrachtet absoluter Irrsinn, aber das Gefühl überträgt es aktuell wohl darauf. Früher aß ich nichts, wenn es mir schlecht ging. Derzeit esse ich, lustigerweise, viel wenn ich mich einsam fühle.
Man merkt, all das ist ein merkwürdiger Kreislauf, letztendlich nur im Kampf gegen die innere Einsamkeit.

Mehr spüren

Eigentlich ist das ein sehr positiver Punkt.
In der Kunsttherapie sind wir genau an diesem Punkt seit Frühjahr dran: Endlich wieder ins Spüren kommen.
Leider ist das so ein zweischneidiges Schwert.
Es gab, vor allem im Winter, unglaublich viele Momente, wo ich die Dissoziation schätzen und lieben gelernt habe. Man merkt erstmal wie wertvoll sie ist und wie sehr sie einem all die Jahre geholfen hat, wenn sie fällt.
Seitdem lasse ich mir auch nicht mehr erzählen, dass Dissoziation bzw. eine dissoziative „Störung“ eine Krankheit ist. Sie schützt uns solange, bis wir stark und bereit genug sind, zu ertragen, was sie uns bisher abgenommen hat.

Ich spüre Panikattacken nun viel mehr. Bisher, man konnte es fast schon als „Talent“ bezeichnen, konnte ich Panik immer in 2.Reihe ablaufen lassen. Natürlich nicht bewusst. Ich spürte sie auch, aber nicht vorn bei mir. Jetzt ist das anders und ey, das macht überhaupt keinen Spaß. Gleiches ist es mit der Klaustrophobie. Es fühlt sich an, als würde sie schlimmer werden, aber ich glaube, ich spüre einfach die Panik nur viel mehr. Gerade im Zug, wenn sich viele Menschen darin befinden, ist das ziemlich uncool.

Auch die psychosomatischen Symptome wurden mehr, das ist mega anstrengend. Selbst der Dezember, bei dem es bei mir normalerweise auflockert, da ich die Weihnachtszeit sehr mag, war dieses Jahr extrem anstrengend und geprägt von Depressionen und Schmerzen.
Generell spüre ich auf einmal viel mehr Gefühle. Vor allem Wut und Panik kamen dieses Jahr besonders bei mir an. Noch nicht vollends, aber das reicht bisher auch schon.
Ich realisiere aber auch viel mehr und werde wahrscheinlich deshalb so wütend.
Besonders realisierte ich, wie mich mein Leben lang Menschen behandelten und ich mich behandeln ließ.

Grenzen setzen

Im Zuge dessen setzte ich auch meine Grenzen noch einmal viel deutlicher. Das ist ein Prozess der bereits über Jahre stattfindet, aber dieses Jahr spürte ich, wie auch eine riesen Portion Selbstwert dahinter steckte. Ich bin mir einfach für mittlerweile viel zu viele Dinge zu schade. Und vieles langweilt mich auch einfach. Es ödet mich an, immer die gleichen Dramen zu hören oder zu erleben.

Das Jahr 2022 war stark von sozialen Verlusten geprägt. Am stärksten hat mich der Verlust meiner besten Freundin mitgenommen. Das hat auch wirklich unangenehme psychosomatische Beschwerden ausgelöst. Mir sind allein im Sommer, nach dem Kontaktabbruch, fast die Hälfte meiner Haare ausgefallen.
Aber all das waren auch Verluste, die stark mit meinen Grenzen zusammenhingen. Ich habe wirklich keine Lust mehr mich zum Fußabtreter machen oder die Bedürfnisse anderer ständig über meine eigenen stellen zu lassen. Ich habe keine Lust mehr missverstanden zu werden, sage ich doch schon breit und ausführlich was ich möchte und was nicht. Oder mir für meine Trigger, Gefühle und Grenzen Vorwürfe machen zu lassen.
Ich fühle mich ehrlich langsam zu alt für diesen Mist. So allmählich bin ich wirklich erschöpft.

Ich glaube nicht das einem extra Aufgaben gestellt werden, sodass man daran wachsen kann oder soll. Ich glaube das manchmal negative Dinge einfach passieren. Bei allem anderen wären wir ja nichts außer Marionetten.
Aber ich denke, dass man aus jeder Situation eine wertvolle Lernerfahrung ziehen kann. Wenn schon Scheiße, dann kann man sie ja wenigstens nützlich verwerten, oder?

Soziale Kontakte

Auf der anderen Seite, hatte ich so viele soziale Kontakte wie schon lange nicht mehr. Lange Zeit sperrte ich mich dagegen und das tat auch sehr gut. Ich brauchte die Zeit für mich alleine. Brauche ich immer noch sehr stark. Aber so langsam machte mir die (äußere) Einsamkeit schon zu schaffen.
Ich hatte 2022 Kontakt mit vielen wundervollen Systemen. Zu einigen brach ich im Laufe des Jahres den Kontakt wieder ab. Aber auch das hing mehr mit mir selbst zusammen, als mit denen. Man darf halt auch nicht vergessen, dass wir alle Traumabetroffen sind und demnach jeder seine speziellen Trigger hat. Mit manchen kam ich einfach nicht klar, aber das war meine Sache.

Mit anderen habe ich bis zum Ende des Jahres Kontakt halten können, was dazu führte das ich sogar mit einigen zusammen Weihnachten feierte und das war wirklich ein wunderschönes, entspanntes und lustiges Weihnachten 😊.
Aber nicht nur digital, sondern auch im privaten, nahen Umfeld hatte ich viel mehr soziale Kontakte. Ich war auf einem (meinem ersten) Konzert und war endlich wieder im Kino. Ging Essen und traf mich einfach auf einen Netflix-Film. So normale Dinge halt.
Selbst zu Silvester hatte ich meine kleine Wohnung auf einmal ganz voll, wo ich die letzten Jahre Silvester bisher immer mit meinem Sohn allein verbrachte.
Also sozial gesehen war das ein sehr erfolgreiches Jahr, wenn auf der anderen Seite sozial auch gleichsam sehr anstrengend.

Ich glaube übrigens, hätte ich bei all den Kontakten, die zu Ende gingen, interveniert und insistiert, wären sie vllt auch erhalten geblieben. Aber ich möchte das gar nicht mehr. Ich wünsche mir aufmerksames Handeln und Reflexion von meinen Mitmenschen. Es kann nicht sein, dass das stets nur von einer Seite aus geschieht. Wo wir wieder bei den Grenzen sind….

Gesicht zeigen und Rückzug

Das ist wirklich auch eins der markantesten Punkte im Jahr 2022.
Speziell spiele ich da auf die Youtube-Videos mit Dis.Ding und SeelenNetzwerk an. Aber auch die Instagram-Lives mit Driver-System (und anderen) waren super und eine wundervolle neue Erfahrung.


Gerade bei dem (ersten Youtube) Q&A Video war es eine recht spontane Entscheidung sich nun doch mit Gesicht zu zeigen. Ursprünglich war der Plan, nur die Stimme abspielen zu lassen.
Und dann ging die Kamera nicht und wir mussten erst auf ein anderes Medium umsteigen. Ich glaube, wir verbrachten, alle 3, locker eine Stunde damit alles überhaupt zum laufen zu bringen. Genug Zeit also, seine eigene Meinung mit dem Gesicht zeigen zu ändern. Ich klopfe uns daher einfach mal selbst auf die Schulter, dass wir das trotzdem durchgezogen haben.
Allerdings gab es auch Ärger im Inneren danach. Das muss man schon dazu sagen.

Generell war das Frühjahr von extremen Depressionen und SM-Gedanken und Plänen geprägt, was auch zu den ersten Selbstverletzungen seit 4 od. 5 Jahren führte. Viele Programme kamen ins Laufen und es kam teilweise dazu, dass ich mit niemand mehr reden konnte. Die Stimme war noch da, aber ich konnte nicht mehr kommunizieren.
Das waren sehr anstrengende Tage und Wochen.
Das gerade zu der Zeit, als die SM-Gedanken so stark waren, die Therapeuten entschloss, dass ich eigentlich gar keine Therapie brauche, machte es auch nicht gerade besser. Ein Freund von mir sagte mir letztens aber, dass auch ihm es nicht im geringsten aufgefallen wäre, wie schlimm es im Frühjahr eigentlich stand. Ich sagte ihm erst vor wenigen Wochen, wie es mir wirklich ging.

Das ist auch für mich interessant, da es mir zeigt wie gut die Maske hier scheinbar noch funktioniert. Und das ist ein Punkt, wenn einem das bewusst wird, wo man ansetzen kann.
Sich mehr öffnen und weniger, aus Angst vor Ablehnung, herunterschlucken, ist also das Ziel für 2023.

Pause auf dem Blog und Projekte

Ab Mitte des Jahres kam es zu einer langen Pause, die bis heute anhielt. Und schon vorher kam es immer wieder zu Pausen von 2-3 Wochen, weil einfach keine Muse zum Schreiben da war.
Das empfand ich auch als schwierig, da mir das Schreiben sehr hilft.
Und Ende des Jahres kam es dann sogar 2x dazu, dass der Blog (auf Insta) ganz deaktiviert wurde. Ich dachte erst, das läge beim letzten Mal daran, dass ich wieder zu viel über Privates geschwafelt habe, da ein entsprechender Beitrag direkt nach 2 Stunden online gelöscht und danach alles deaktiviert wurde.
Aber eigentlich war es eine Selbstschutzreaktion aus dem Innen. Es war zu viel. Irgendwas war zu viel, ich weiß noch nicht 100% was. Aber es hatte nichts mit dem zu tun, was ich erst dachte.

Etwas anderes, war ein sehr wichtiges Projekt, nämlich das mit der Maskenbefreiung. Wer mir folgt, kennt die Problematik mit der Verweigerung einer Behandlung seitens der Kliniken, von Betroffenen mit Maskenbefreiung.
Mit einem ebenfalls betroffenen System tat ich mich daher zusammen und erstellte eine neue Website (behandlung-statt-ausschluss.de). Weiter schrieben wir viele Politiker, Influencer, sowie die Presse an… Tja, aber was soll ich sagen? Ohne Erfolg. Mehr als Floskeln, von den Gesetzgebenden, kamen dabei nicht rum. Es war zutiefst frustrierend und letztendlich musste auch ich mich aus dem Projekt, zumindest vorläufig, zurückziehen. Dieses Thema belastete mich so stark, das merkte ich anfangs gar nicht. Aber jede Ablehnung und jedes Ignoriert werden traf mich sehr, obwohl ich natürlich von Anfang an damit rechnete.
Aber zumindest schafften wir es, dass Betroffene mit ihrer Geschichte Gehör fanden und, hoffentlich, die Schuld weniger bei sich selbst suchten.

Weiter mit Beiträgen wird es 2023 auf dem Blog in 2 Wochen Abständen, jeweils Sonntags, gehen. Jede Woche schaffe ich keinen neuen Beitrag mehr. Ich bin guter Dinge, dass es so ohne längere Pausen weitergehen kann, aber das wird erst die Zeit zeigen.
Was Insta betrifft, da wird es jeweils eine Woche Sonntags einen ganz neuen Beitrag und die Woche darauf einen Repost älterer Beiträge geben.

Neuer Job

Eine sehr positive Entwicklung war auch, dass ich seit September wieder mit Arbeiten angefangen habe. Nicht viel. Es sind nur ein paar Stunden im Monat, aber irgendwo muss man ja wieder seinen Einstieg finden. Und ehrlich gesagt, würde ich mehr auch gar nicht schaffen.
Da ich beim Jobcenter offen war, was meinen psychischen Zustand betrifft, kam ich an eine sehr freundliche Fallvermittlern. Bei dieser kam dadurch kein Druck auf, was mir sehr half langsam wieder ins Arbeitsleben zurückzufinden.
Ich sagte ewig nichts über meine Beschwerden und glaubt mir, obwohl das natürlich abhängig vom Menschen den ihr vor euch habt, ist: Es war das Beste, was ich tun konnte, offen und ehrlich zu sein.

Und auch bei meiner Chefin war ich von Anfang an ehrlich. Natürlich nicht mit all meinen Diagnosen und Traumata. Aber das ich aus psychischen Gründen lange nicht arbeiten konnte und auch weiterhin nicht Vollzeit einsatzfähig sein werde. Mir nahm das den Druck funktionieren und gute Miene spielen zu müssen.
Ich kann nicht leisten, was (annähernd) gesunde Menschen leisten können und ich habe mir das auch nicht ausgesucht. Als würde sich irgendein Mensch aussuchen, mehrfach traumatisiert zu werden. Das mache ich mir immer wieder bewusst.
Ich bin ständig damit beschäftigt die Wunden, die mir zugefügt wurden, zu heilen und es kommt noch soweit, dass ich mich dafür schäme bzw. länger dafür schäme.

Es geht nicht um eine Sonderbehandlung, aber darum, nicht Dinge von mir zu fordern, die ich nicht leisten kann. Auch das ich diese Dinge nicht selbst von mir fordere. Von einem Rollstuhlfahrer würde schließlich auch keiner fordern, eine Kiste Wasser die Kellertreppe hochzutragen.
So in etwa.
Und bisher klappt das gut. Allein das ich diesen Druck nun nicht habe, gibt mir die Freiheit selbst entscheiden zu können, ob ich irgendwann zu mehr in der Lage bin oder nicht. Ohne schlechtes Gewissen. Ich habe gar keine Lust mehr Verstecken zu spielen.

Fazit

Das Jahr 2022 war intensiv. Und zwar in beide Richtungen. Es war unglaublich positiv und unglaublich anstrengend.
Die Traumatherapie endete und die Kunsttherapie fing an. Und die Kunsttherapie ist aktuell sehr wertvoll für mich. Wir sehen uns nur 1x alle 4-6 Wochen und das ist genau richtig.
Sozial war es sooo anstrengend und gleichzeitig sooo bereichernd.
Traumata brachen auf und Traumata werden verarbeitet. Der Innenkontakt brach, erneut, vollständig ab und wurde zu Ende des Jahres, fast wie von selbst, so gut wie gefühlt noch nie zuvor.
Zweifel ließen nach und die Diagnose, Traumata und generell das innere Selbst konnte viel besser akzeptiert werden.

Das Selbstbewusstsein und der Selbstwert wuchs und litt gleichermaßen an all den sozialen Schwierigkeiten. Er litt durch die  Realisierung der Traumata und wuchs durch das Bewusstwerden welche Stärke, welcher Mut, welche Kompetenz und Intelligenz hier vorliegt. Dinge an denen vorher immer wieder gezweifelt wurde oder welche gar überhaupt nicht bewusst waren.
Ich zog weitere Grenzen im familiären Bereich, was zu weiteren Kontaktabbrüchen führte, aber auch zum bewusst werden, dass ich mir wirklich nicht mehr alles gefallen lassen muss.

Das Jahr 2022 war von Gegensätzen geprägt, welche sich trotzdem zu einem Ganzen zusammenfügten. Ich persönlich glaube, dass 2023 nicht entspannter wird, aber da ich trotz allen auch die positive Entwicklung spüre (wenn es sich sehr oft auch völligst gegenteilig anfühlt), versuche ich offen für das nächste Jahr zu sein. Ich denke es wird sich oft schwerer anfühlen als früher, aber objektiv ist es das nicht, im Gegenteil und das ist doch schon mal was…

Funktionsmodus…

Manchmal habe ich das Gefühl, ich müsste vllt nur lauter schreien, flehen, betteln, Jammern, irgend etwas um ernst genommen zu werden.

„Tust du doch schon. Was denkst du, was du hier machst?! Hör auf dich so erbärmlich schwach zu benehmen!“

Ich kann es nicht mehr hören – Schwach. Ständig ist alles immerzu schwach. Immer muss die Fassung gewahrt werden. Jedes noch so kleine Detail persönlicher Gefühlsäußerungen so verpackt werden, dass man es als“ Nutzen für andere“ verkaufen kann. Super reflektiert. So als läge all das schon hinter einem. Oder ist zumindest nicht weiter schlimm. Erträglich. Gar kein wirkliches Problem.

Depressionen? Ja, die sind da. Aber nicht so wild. Anderen geht’s auf jeden Fall schlimmer. Und wenn sie doch richtig schlimm werden, dann redet man einfach mit keinem.
Als ich Ende Januar bei der Therapeutin saß und ihr von den Depressionen erzählte und das es mir aktuell nicht gut geht meinte sie, dass sie mir das schon ansähe. Aber ich wisse ja, dass es bald auch wieder besser werden wird.
Ernst genommen habe ich mich nicht gefühlt. Wie eigentlich meistens. Also generell, nicht auf sie bezogen.
Allerdings erzählte ich ihr auch nichts davon, dass SM-Pläne sehr konkret wurden. Weit abseits der üblichen Gedanken, wo man es vllt mal machen könnte. Es vllt einfach die bessere Alternative zu all dem hier wäre, die ja dann aber doch nur Gedanken bleiben.
Diesmal waren es seit langer Zeit weitaus konkretere Pläne. Wie. Wann. Mit was. Was vorher erledigt werden muss.
Erzählt habe ich nichts davon.

Und wie soll mich nun jemand ernst nehmen, wenn ich immer nur die Hälfte erzähle? Wenn mich jedes noch so kleine Zeigen nach Außen, dass es mir eben nicht gut geht, eine riesen Überwindung kostet? Wenn ich alles relevante irgendwo zwischen die Zeilen packe? Wie soll das gehen? Erwarte ich Gedankenlesen?

Anderes Beispiel:

Die letzten Wochen hatte ich wieder stark mit Alpträumen zu kämpfen. Die was mich am meisten belastet haben, waren die die sich permanent um abgetrennte Körperteile und Kannibalismus drehten. Ich schaute keine Filme oder beschäftigte mich mit irgendwas in dieser Richtung. Umso überraschender haben sie also eingeschlagen.
Erzählt habe ich davon einen Teil.

Triggerwarnung (Blut – abgetrennte Körperteile) !
In einem Traum stand ich an einem Pool und der Blick auf das Wasser löste im Traum eine andere Sequenz, in die ich mit Gewalt hineingezogen wurde, aus. Plötzlich befand ich mich in einem See, der sich später in einen Fluss wandelte. Das Wasser bestand aus Blut und um mir im Wasser waren überall Körperteile. Abgetrennte Beine, Füße, Hände, Arme, Köpfe. Es war alles voll davon. Sie widerten mich an und ich hatte panische Angst. Ich hatte Angst das sie mich unter Wasser drücken. Das ich in dem Blut ertrinke. Das ich nie wieder heraus komme. Der Himmel war schwarz und als der See sich in einen Fluß wandelte, bekam ich es zusätzlich noch mit der Strömung zu tun. Über mir waren nun ab und an Brücken, die ich versuchte zu greifen, sie jedoch nicht erreichte. Ich suchte nach einem Weg herauszukommen, aber ich fand keinen. Dann endete der Traum.

Sie fragte, ob ich eine Ahnung hätte was der Traum bedeuten könnte. Klar haben wir uns darüber Gedanken gemacht.
Aber ich verriet es nicht. Der Mund war wie zugeklebt.

„Ist ja auch totaler Schwachsinn. Mach dich nicht noch lächerlicher als du es eh schon getan hast!“

Ihr Deutungsversuch ging in die Richtung, das die Körperteile vllt für das Puzzle an Erinnerungsfetzen stehen, dass ich ja nun mal versuche zusammenzusetzen.
Ich musste lachen.
Ja ne, also nach Puzzeln bzw. dem Bedürfnis da irgendwas zusammenzusetzen oder wieder ganz zu machen, war mir wirklich nicht zumute. Diese Träume waren begleitet von Todespanik und blanken Entsetzen.

Und schwupp – Wieder das Gefühl nicht ernst genommen zu werden.

„Ja wie denn auch, in Gottes Namen, wenn du dein scheiß Maul nicht aufmachst?!“

Aber wie geht das?
Wie kann ich über meine Gedanken und Gefühle reden, wenn ich permanent im Kopf habe wie absurd ich mich benehme? Diese Scham. Diese furchtbare Scham.
Und wenn doch vor allem alles gut ist? Mir nichts fehlt?

Das treibt mich in den Wahnsinn. Das Gefühl das es mir gut ginge. Und parallel dazu aber zu spüren, dass das Gegenteil der Fall ist.
Zu versagen, zu weinen und krampfen während du da sitzt und GLEICHZEITIG denkst wie gut es dir doch geht. Therapie ist Schwachsinn. Klinik erst recht. Ich müsste mich nur mal zusammenreißen, dann ginge das auch alles.

Gestern saß ich im Zug. 11 Stunden lagen vor uns. Am Morgen bekam ich kaum noch Luft. Es war als würde mir jemand die Luft abdrücken. Und Angst stieg auf. Das Gefühl nur noch zurück unter die schützende Decke zu wollen. Mir wurde heiß und jeder Handgriff zu viel … Eine Panikattacke. Erst viel zu spät habe ich mal wieder gemerkt was es ist.
Aber sie verschwindet dann nicht einfach. Also die Attacke irgendwann schon wieder, aber nicht die Panik. Die bleibt. Gestern blieb sie wieder den ganzen Tag. Dicht im Hintergrund.
Ich funktioniere einwandfrei. Ich bin fokussiert. Ein Schritt nach dem anderen, dann kommst du auch am Bahnhof an. Station für Station.
Bis auf das Zittern, wenn ich alleine sitze und mich unbeobachtet fühle: Nichts. Nichts dringt nach Außen. Höchstens noch der miesgelaunte Blick, der die Leute fern halten soll. Aber spricht mich einer an: Freundlich. Höflich. Aufmerksam. Das Lächeln nie vergessen. Stabil ist sie. Maximal etwas unausgeschlafen.
Panik in 2. Reihe. Furchtbare Panik. Aber die Fassade funktioniert weiter.
Und wenn mich jemand fragen würde, wie es mir geht, wie wäre meine Antwort?: Super. Etwas nervös. Ein bisschen zittern. Nichts dramatisches.
Ich wäre nicht ehrlich.

Aber um jetzt einmal ehrlich zu sein, wusste ich nicht wie ich den Tag überstehen soll.

Wie so oft. Und trotzdem tue ich es wieder. Ihn überstehen.
Also kanns ja doch nicht so schlimm sein, oder? Wenn ich ohne Begleitung meine Dinge regeln kann. Wenn ich trotzdem das Haus verlassen kann und nirgends auf dem Weg zusammenbreche, kanns doch gar nicht so schlimm sein, oder nicht? Ich funktioniere doch.

Aber hat das was mit Leben gemein?

Ich weiß nicht, wie viele Tage ich noch aufstehen und das so machen kann. Mit jedem Mal mehr, habe ich das Gefühl es nicht noch einmal zu packen. Ich weiß nicht was mich aufstehen oder Telefonate führen lässt. Wie ich einkaufen oder Anträge ausfüllen kann. Ich weiß nicht woher die Kraft dafür kommt.

Vllt müsste ich endlich mal zusammenbrechen vor aller Welt. Mitten auf dem Gehweg. Laut aufschreien und dann all das Zeigen, was mich im Inneren begleitet.
Vllt fühle ich mich dann ernstgenommen? Vor allem von mir selbst.
Denn das Problem sind nicht die anderen, das Problem bin ich, die immer funktioniert. Die nie das zeigen kann, was wirklich los ist. Die denkt, man müsse sich zusammenreißen.
Eine so perfekte Maske für die Außenwelt, das ich angefangen habe, sie selbst zu glauben.

Ein unbewusster Mechanismus, den ich einfach nicht durchbrechen kann. Als wäre ich in mir selbst gefangen. Ich versuche es. Wirklich. Und ein bisschen besser wurde es auch. Ein bisschen. Aber ich will endlich nicht mehr alles nur in mir aufbewahren. Mich nicht mehr so einsam fühlen.

Angststörungen

Was Angst ist wissen wir alle. Es gibt die Angst vor einer Prüfung, die Angst vor vielen Menschen zu reden und natürlich es gibt auch die Todesangst und jede Form der Angst fühlt sich anders an.

Die Angst an sich ist aber eine völlig normale und gesunde Reaktion auf eine bedrohliche Situation. Die Störung fängt erst wieder dort an, wo sich die Angst verselbständigt und massiv in das normale (Alltags)Leben eingreift bzw. wo die Ängste scheinbar irrational wirken und starken Leidensdruck mit sich bringen.

Wir schauen uns jetzt mal an, was es da für unterschiedliche Ausprägungen gibt:

Generalisierte Angststörung

Bei der Generalisierten AS drehen sich die Ängste und Sorgen nicht um ein konkretes Thema (wie z.B bei der Spinnenphobie auf Spinnen), sondern um viele gleichzeitig. Die Ängste sind hauptsächlich auf die Zukunft bezogen, also: ,,Kann ich meine Rechnung zahlen? Werde ich meine Arbeit ordentlich erledigen? Könnte ich mich bei jemand anstecken und krank werden und wie schlimm wird die Krankheit dann sein? Komme ich zu spät?“ usw.

Solche Gedanken hat natürlich jeder mal und die sind an sich überhaupt nicht weiter besorgniserregend. Zur Störung wird es erst, wenn sich die Gedanken ausschließlich nur noch um die verschiedenen Sorgen und Ängste drehen und die Themen gedanklich immer und immer wieder durchgekaut werden.

Auf Dauer können sich dadurch auch körperliche Symptome bilden, die oft sogar erst der ausschlaggebende Grund sind, warum sich die Betroffenen Hilfe suchen.

Man geht von 4-7% der Bevölkerung aus, die davon betroffen sind.


Panikstörung und Panikattacken

Bei einer Panikattacke überfällt dich plötzlich eine sehr, sehr starke Angst. Nicht selten fängt man dabei an zu :

  • zittern
  • dein Mund wird trocken
  • das Herz pocht wie verrückt
  • dein Hals fühlt sich an wie zugeschnürrt und du bekommst kaum Luft
  • dir wird heiß und kalt
  • du schwitzt (und frierst manchmal gleichzeitig)
  • der Brustkorb drückt
  • oft hat man auch das Gefühl gleich umzufallen
  • deine Beine werden weich und manchmal finde ich, ist es als würde man auf einem Brett mit Rollen stehen, dass jemand jeden Moment droht wegzuziehen
  • auch Derealisation und Depersonalisationserlebnisse können vorkommen (mehr dazu Hier)

Viele Betroffene, die das nicht einordnen können, glauben deshalb z.B sie würden unter Herzattacken oder anderen körperlichen Symptomen leiden. Meine Oma ist so ein Fall 😌. Kannste der noch 1000x erzählen, dass das Panikattacken sind, was sie hat. Ändert nichts. Sie glaubt es ist ihr Herz und nur ein Kardiologe kann da was machen (Überraschung🥳: Kann er nicht).

Meist hält so eine Panikattacke nicht sehr lange an und ist nach wenigen Minuten vorbei. Interessant finde ich da, dass einige Forscher und Ärzte Panikattacken mit emotionalen Flashback’s (mehr dazu Hier) in Verbindung setzen. Das könnte durchaus möglich sein, da ja auch die ganze plötzliche Panik irgendwo her kommen muss. Mit emotionalen Flashback’s bin ich allerdings oft weit länger beschäftigt, sprich oft locker ein paar Stunden 🤔. Naja, lassen wir das erstmal so im Raum stehen…

Ach bevor ich das vergesse: Panikattacken können aus heiterem Himmel kommen (es kann aber auch sein, dass man da den entsprechenden Trigger vll einfach nur noch nicht kennt), sie können aber auch ausgelöst werden wenn man z.B in eine traumanahe Situation kommt, eine bestimmte Person sieht, wie bei einer Phobie der entsprechenden Situation ausgesetzt ist (bei der Spinnenphobie Spinnen z.B), usw.

Tipps, wie ihr als Außenstehender bei Panikattacken helfen könnt, findet ihr Hier.

2-4% sollen übrigens betroffen sein (was mir ehrlich gesagt aber nach sehr wenig erscheint🤔)


Weiter gehören zu den Angststörungen:

  • Zwänge
  • Phobien
  • die Hypochondrie (also die übertriebene Angst zu erkranken oder krank zu sein)
  • Herzneurose (die Betroffenen klagen immer wieder über Herzbeschwerden und haben Angst einen Herzinfarkt zu bekommen, es lässt sich aber keine körperliche Ursache feststellen)


Bei einer Angststörung hilft Verhaltenstherapie. Gerade bei Ängsten wird viel mit Konfrontation gearbeitet, da man die Angst meist überwindet oder zumindest abbauen kann, sobald man sich der Situation stellt und dem Gehirn signalisiert, dass die befürchtete Gefahr nicht so schlimm/nicht real ist. Aber natürlich werden auch Verhaltensmuster hinterfragt und beleuchtet, sowie Neue eingeübt.

Medikamentös sind Ängste auch in den Griff zu bekommen. Ich persönlich rate aber auf Dauer (ohne Therapie) stark davon ab.
Übersteigerte Ängste sind auch nur ein Symptom für etwas tieferliegendes. Medikamente können zeitweise zwar eine Linderung bringen, verändern auf Dauer am eigentlichen Problem aber überhaupt nichts. Eher im Gegenteil. Aber ich denke, das muss letztendlich jeder für sich herausfinden, was ihm gerade am besten hilft und was nicht.

Ansonsten werden gerade auch bei Panikattacken bestimmte Silks (Fertigkeiten) eingeübt und verwendet. Das kann dann spazieren gehen sein, Sport, Düfte funktionieren bei mir z.B gut, Musik, ein Gummiband das man am Arm schnippst, usw.
Alles was dich aus der Panik eben langsam wieder rausholt.

Trauma

Unter einem (emotionalen) Trauma (–>griech. für Wunde) verstehen wir ein Erlebnis welches für den Betroffenen als extrem lebensbedrohlich empfunden wird. Ein Trauma ist eine seelische Verletzung, welche in Situationen von extremer psychischer und/oder körperlicher Belastung entsteht: Man hat das Gefühl, vor der Tat oder dem Erlebnis, nicht flüchten oder sich wehren zu können, man fühlt sich hilflos und ohnmächtig, weil man die Situation nicht verändern kann und vorallem fühlt man sich allein und verspürt extreme Angst.

Wodurch ein Trauma entstehen kann ist recht vielfältig, z.B durch:

  • Unfälle
  • Naturkatastrophen
  • Kriege
  • sexuelle, körperliche oder psychische Gewalt
  • körperliche Erkrankungen
  • Zeuge schlimmer Taten zu sein
  • psychischen Gewalt
  • usw.

[ Hervorheben möchte ich hier vor allem das ein Trauma sehr individuell entstehen kann. Es kommt dabei immer ganz auf die jeweilige Person, ihr eigenes Erleben und besonders auf ihre Resillienz (psychische Widerstandskraft) an, d.h. 2 Menschen kann haargenau das Gleiche widerfahren – Der Eine entwickelt ein Trauma, während der Andere relativ „unbeschadet“ aus der Sache herauskommt. Das hat NICHTS damit zu tun das der Eine sich „mehr hat“, „zu empfindlich ist“, ect., sondern jeder Mensch reagiert anders auf eine Situation.

Beispiel: 3 Personen sitzen in einem Unfallauto. Person A erleidet einen schweren Schock, erholt sich ohne Therapie, aber nach einigen Tagen bis Wochen wieder komplett. Person B möchte mit dem Erlebnis zwar gerne abschließen, kann es in ihrer Psyche aber nicht verarbeiten (vll. weil zuviel Nebenstreß herrscht, weil nie gelernt wurde wie man mit problematischen Situationen umgeht, usw) und entwickelt dadurch ein PTBS. Person C jedoch verfügt über genügend Resillenz (oder fühlt sich durch so ein Erlebnis einfach weniger bedroht, dafür hätte aber vll ein anderes Erlebnis eine starke Reaktion ausgelöst) und kommt dadurch psychisch ziemlich unbeschadet durch diese Situation. ]

Auch wenn das Wort ‚Trauma‘ mittlerweile ziemlich inflationär verwendet wird („Boar, dass hat mich ja voll traumatisiert“), hat dessen wahre Bedeutung also immer einen Hintergrund, bei welchem der Betroffene sich wirklich! extrem in seinem körperlichen und/oder psychischen Leben bedroht fühlt.

Was kann sich aus einem Trauma entwickeln?

Im Prinzip so gut wie alles…

Aber wir fangen von „vorn“ an. Klinisch wird zumeist eine Akute Belastungreaktion festgestellt (im neuen ICD-11 entfällt diese Diagnose jedoch wieder), welche einige Tage bis Wochen nach dem Erlebten anhalten kann. Wird das Trauma nicht verarbeitet entwickelt sich eine PTBS, also eine Posttraumatische Belastungrstörung.

Diese kennzeichnet sich meist in:

  • Alpträume
  • Ein-und Durchschlafstörungen
  • Panik(attacken) = meist gibt es für Panikattacken keine aktuell sichtbaren Gründe, was es für Angehörige so schwierig macht zu reagieren oder überhaupt zu verstehen was da gerade los ist. Der Puls schießt in die Höhe, was heißt das man sich innerlich plötzlich total unruhig fühlt. Es nimmt einen die Luft, man kann kaum noch atmen, als würde jemand auf deiner Brust sitzen. Die Brust zieht sich zusammen und verkrampft sich. Du hast das Gefühl als würde es dich jeden Moment umhauen, als würdest du es diesmal nicht überleben. Es ist eben Panik und nicht das ebenfalls inflationär benutzte Wort Panik, sondern echte Panik. Wenn ihr einem Menschen in solch einer Situation helfen wollt, dann bietet ihm Sicherheit, d.h beruhigt ihn, schafft eine ruhige Umgebung. Reagiert auf gar keinen Fall mit Wut, Unverständnis („Es ist doch gar nichts los, was ist dein Problem?!“ – in den meisten Fällen weiß der Betroffene selbst, das äußerlich nichts los ist😌), Ablehnung oder Vorwürfen! Wenn ihr überfordert seid oder euch emotional nicht in der Lage fühlt damit umzugehen ist das okay, aber dann teilt dem Betroffenen das so mit und zieht euch zurück (besser so, als mies zu reagieren), aber gebt ihm nicht das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben! Vor allem nicht in dieser Situation! Grundlegend könnt ihr aber nicht mehr tun als einen ruhigen, sicheren Rahmen zu schaffen. Da sich die Panik bereits materialisiert hat, kann man sie in diesem Moment nicht einfach wegschnipsen und daher muss sie erst einmal durchgestanden werden.
  • diffuse Ängste (woraus sich auch Phobien entwickeln können)
  • Vermeidungsreaktionen: wie emotionale Stumpfheit, Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit an der Umgebung und an anderen Menschen, aktive Vermeidung von Aktivitäten und Situationen die wiederum Erinnerungen an das Trauma aufrufen könnten
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Reizbarkeit
  • extreme Schreckhaftigkeit
  • ständige, innere Unruhe
  • Sinnlosigkeit
  • Hoffnungslosigkeit
  • sozialer Rückzug
  • Flashbacks => man hat das Gefühl wieder in der Situation zu sein, erlebt alles erneut. Ausgelöst wird dies durch bestimmte Trigger (Auslöser). Trigger können im Prinzip wiederum ALLES sein, alles was eben an das Trauma erinnert. Gerüche, Geräusche, Personen, Bilder…..
    Auch hier wieder an Angehörige: Der Betroffene erlebt die traumatische Situation in seinem Kopf erneut, er befindet sich in der gleichen Zeit, am gleichen Ort, in haargenau der gleichen Situation. Es ist also wichtig das ihr ihm erklärt das er sich im Hier und Jetzt befindet. Zeigt ihm den Boden unter seinen Füßen, zeigt ihm die Umgebung, zeigt ihm das alles in Ordnung ist und er sich nicht mehr in Gefahr, sondern in Sicherheit befindet. Sollte nicht gerade sexuelle (oder physische) Gewalt der Grund des Traumas sein, könnt ihr denjenigen auch in den Arm nehmen (bzw fragt ihn im „Normal“zustand ob das überhaupt für ihn okay ist)

Wir unterscheiden nun aber zwischen einem sogenannten Monotrauma, also ein Erlebnis welches nur einmal geschehen ist (wie eben EIN Unfall, EINE Vergewaltigung, EIN Überfall,….) und einem komplexen Trauma, welches durch eine dauerhafte, wiederholte und schwere Traumatisierung entsteht (wie jahrelanger Missbrauch oder jahrelange physische oder psychische Gewalt), also sprich durch langanhaltende, wiederholte psychische und/oderphysische Hochstreßsituationen.

–> D.h es gibt als nächste Folge auch noch die K-PTBS, die Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung, welche gleiche Symptome wie die PTBS auslöst, zusätzlich aber noch:

  • die normale Affektregulation beeinträchtigt – Folgen können dadurch u.a starke Emotionsausbrüche sein
  • risikoreiches Verhalten
  • selbstschädigendes Verhalten (Ritzen, verstärkter Alkohol- und Drogenkonsum, Kauf- und Spielsucht,…)
  • wenig bis gar keine Erinnerung an die Traumata
  • Dissoziationen
  • das Gefühl von emotionaler Taubheit, teilweise gar nichts mehr zu spüren können, auch keine positiven Emotionen
  • Das dauerhafte Gefühl nichts wert oder minderwertig zu sein (wen wundert das auch, wenn man sein ganzes Leben so etwas eingeredet bekommt)
  • starke Schuld- und Schamgefühle
  • Probleme soziale Beziehungen aufrecht zu erhalten / Nähe zuzulassen und Vertrauen aufzubauen – man fühlt sich auch oft als eine Art „Außerirdischer“, als könnte man gar keine Verbindung mehr zu anderen aufbauen
  • Somatoforme Beschwerden (körperliche Schmerzen ohne physische Ursache)