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DIS: Blackout & Greyout

Heute sprechen wir mal über die kleinen Unterschiede bei Blackouts….

Blackouts

Zum Blackout kommt es, wenn eine Persönlichkeit vor wechselt, zu der die amnestischen Barrieren noch sehr hoch sind.
Letztendlich fühlt es sich so an, wie man sich einen Blackout vorstellt. Von einer auf die nächste Sekunde ist bspw. die Sonne bereits untergegangen oder es ist früher Morgen, obwohl eben noch Abend war. Oder du stehst gerade noch draußen und suchst deinen Schlüssel und im nächsten Moment bist du in deiner Wohnung und kochst dir etwas zu essen. Dabei hast du keinerlei Ahnung, was in der Zwischenzeit passiert ist. Es ist, als würde jemand mit dem Finger schnippen und plötzlich ist Zeit vergangen. Dabei können bis zu mehrere Stunden, Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre fehlen.

>>Kennt ihr das?
Wenn ihr aufwacht
Und ihr dreht euch noch mal um
Und schlaft dann ein
Und auf einmal seid ihr fünf Jahre älter
Schäbig ist das<<

Prezident


Dazu muss man aber sagen, dass einem das nicht immer auffällt. Bei mir bestand lange Zeit, und besteht noch heute oft, die Amnesie zur Amnesie. Oftmals fällt mir dann nur auf, dass ich nicht da war, wenn etwas ohne mein Wissen in der Wohnung verändert wurde. Eigentlich machst du normalerweise einfach weiter, als wäre nichts gewesen, weil es dir gar nicht gravierend auffällt. Dissoziation „sei Dank“.

Es gibt aber auch Persönlichkeiten, die bspw. vorn sind und dann rausgekickt werden und plötzlich wieder in der Innenwelt sind. Und es gibt auch welche, die, soweit ich das von hier weiß, gar keine Blackouts erleben, da sie eine Beobachterposition innehaben.

Seit dem neuen ICD-11 gibt es auch eine neue Unterteilung der DIS-Typen.
Dabei wird in Typ 1 unterschieden, wo es zu Wechseln bzw. volldissoziierten Handeln nur in Stresssituationen kommt und in Typ 2, wo volldissoziiertes Handeln auch im normalen Alltag ständig auftaucht.
Die Aussage: „Nur wenn man den ganzen Tag über viele Blackouts hat, hat man auch eine DIS“ stimmt so also nicht ganz.

Hier ist es z.B. auch so, dass es keine extremen Wechsel gibt. Also ich denke, das hat mehrere Faktoren: Zum einen, dass wir eine viel ruhigere und sicherere Umgebung als früher haben. Das macht sehr viel aus. In Hochstresssituationen bin ich z.B. kaum noch anwesend. Zum anderen denke ich aber, dass wir generell nicht wild durch die Gegend wechseln (mit vollständigen Blackouts). Und offen schon gar nicht, also so, dass es anderen besonders auffallen würde. Ich habe mich z.B. auch noch nie plötzlich in einer anderen Stadt wiedergefunden … Glaub ich 🤔

Greyouts

Greyouts sind eine Art Miniblackout. Das ist eher die Form, die überwiegend auftritt, also besonders oft über den Tag verteilt.
Man merkt das bspw. daran, wenn man sich in einem Gespräch befindet und plötzlich feststellt, dass man einen Teil davon nicht mitbekommen hat. Das kann natürlich „nur“ mit dissoziieren zusammenhängen (z.B. wenn es ein schwieriges Thema ist) oder aber es kann zwischendurch auch eine andere Person vor wechseln (das fällt meist daran auf, wenn man das Gespräch problemlos weitergeführt hat und sich z.B. wundert, was man angeblich gesagt haben soll).

Hier ist es dann so, dass oft Information zu geschoben werden (was ich auch schon von einigen anderen so gehört habe). Also dass entweder derjenige, der vorn war, öfter aber macht es jemand, der sich im Hintergrund auffällt und eher beobachtet, dir wie auf einem Notizzettel zuschiebt, was eben passierte. Wenn guter Kontakt zu demjenigen besteht, dann ist es mehr wie ein richtiges Gespräch. Größtenteils kommt das bei mir aber so an wie ein spontaner Einfall oder Gedanke, der sich aufdrängt. So als würde ich einen Filmausschnitt sehen (nur halt ohne sehen 🤔 – Vllt. trifft es ‚fühlen‘ besser, hier läuft so vieles über Fühlen ab, eher wie ein 6. Sinn) und dann wissen „Ah, da war das und das los“ .

Auch das macht es schwierig, solche (Mini)Blackouts als das zu erkennen, was sie sind. Du denkst ja dann, du wärst eben nur mal wieder unaufmerksam gewesen. So wird nach Außen aber auch ein besseres Bild von „normal“ aufrechterhalten (und auch für die Frontpersonen, besonders, solange auch sie nichts von der DIS wissen sollen).
Bei solchen Gesprächssituationen kann es für Außenstehende dann z.B. so wirken, dass man plötzlich während des Gesprächs eine ganz andere Meinung bekommt oder die Stimmung stark schwankt oder man sich eben nicht daran erinnert, worüber man gerade gesprochen hat. Mein Lieblingssatz, den ich eigentlich in fast jedem Gespräch mindestens 1x sage ist: „Um was ging’s gerade?“

Weiter zeigen sich solche  „Miniblackouts“ darin, dass generell Sekunden oder Minuten fehlen. Sowas bekommst du normalerweise gar nicht mit, es sei denn du guckst den ganzen Tag akribisch auf die Uhr. Oder an anderen Kleinigkeiten, wie z.B., wenn ich den Aufwasch mache und zum Glas greifen will, um es abzuwaschen und dann steht es bereits fertig aufgewachsen neben der Spüle, obwohl es eben noch dreckig war. Auch wenn die Tasse plötzlich ausgetrunken oder der Teller aufgegessen ist und du dich nicht oder nur kaum daran erinnern kannst. Also so, als hättest du es nur von irgendwo ganz wage mitbekommen.
Oder du hast eben noch deinen Schlüssel in der Hand und willst ihn in die Tasche stecken, machst sie auf und plötzlich liegt er schon drin. Und dann guckst du die andere Hand ganz verwundert an und denkst dir nur so „Hä?“ . Fragst dich dann aber auch nicht weiter.

Also hier ist es auf jeden Fall so, dass es dazu den ganzen Tag über kommt. Eigentlich fühlt es sich für mich an, als wäre ich den ganzen Tag anwesend. Wenn ich mich dann aber an den Tag erinnern will, eher so, als hätte ich im Zug gesessen und alles nur an mir vorbeirauschen sehen. Manches habe ich mitbekommen. 50 – 60% aber eher, als wäre ich gar nicht richtig mit dabei gewesen oder hätte nicht hingeschaut (wie in der Zuganalogie).

Schlusswort

Ihr seht, es ist also gar nicht ganz so leicht, eine DIS nur an Ihren vielen Blackouts festzumachen. Vieles bekommt man manchmal gar nicht mit und auch hier gilt wieder: Nicht jedes System ist gleich.
Die einen wechseln besonders viel am Tag (und bekommen es mit) und andere wechseln weniger oft. Auch das hat nichts mit der Schwere des Traumas oder der Echtheit des jeweiligen zu tun, sondern damit, was das System als sinnvoll erachtet und braucht.

Ein Unterschied zur pDIS und ESD ist eher darin zu ziehen, dass es bei der DIS mehrere ANP’s gibt. Generell muss ich manchmal aber sagen, dass es (finde ich) eigentlich ziemlich Wurst ist, ob DIS oder pDIS. Die Behandlung ist gleich, die Traumata oft auch. Macht euch da bitte keinen Stress, das immer so exakt unterteilen zu müssen.
Guckt, gerade wenn sich Anteile nicht vor trauen bspw. in der Therapie und nur indirekt (von Innen beeinflussen/Co-Bewusst) auftauchen, lässt sich ganz schwer zwischen DIS und pDIS unterscheiden. Bei uns ist es z.B. auch ein Problem gewesen, dass wir schon seit Jahren allein wohnen und Switches mit niemand abgleichen können. Wenn du die Blackouts dissoziierst, kannst du auch nicht angeben, dass du welche hast.
Bei uns stand deshalb ganz lange die pDIS Diagnose. Dass die Diagnose am Ende in eine DIS umgeändert wurde, hat jedoch an der Echtheit der anderen bzw. des gesamten Systems, unserer Traumata und auch an unserem Heilungsweg absolut nichts geändert. Macht euch da also keinen Stress.

*Der Vollständigkeit halber noch der Unterschied zur ESD:
Bei der ESD hast du wie bei der pDIS auch nur einen ANP und mehrere EP’s. Jedoch sind diese nicht so weit abgespalten wie bei der pDIS/DIS. Bei der ESD gibt es noch das Kern-Ich und von diesem haben sich mehrere EP’s abgespalten, sind jedoch noch immer ein Teil deines Selbst. Sie haben zwar eigenständige Bedürfnisse und Gefühle, jedoch noch kein vollständig eigenes Bewusstsein. Es bestehen auch keine Amnesien zu ihrem Handeln. Ich schaue mal, dass ich die Unterschiede demnächst nochmal versuche grafisch darzustellen.


(Und auch noch interessant zu wissen vllt.: Innerhalb eines pDIS/DIS-Systems kann es auch Anteile mit ESD geben, genauso wie einige ihre eigene DIS haben können. Und auch Frontpersonen können eine pDIS haben, das macht die Diagnosestellung dann umso schwerer, da man wie eine ESD oder pDIS wirkt, obwohl dahinter eigentlich eine DIS liegt)

Hüllen-ANP

(ANP = anscheinend normaler Persönlichkeitsanteil)

Da die Frage nach mehr Informationen dazu letztens aufkam, wollte ich heute mal näher darauf eingehen.

Ich möchte den Beitrag gerne ich 2 Hälften teilen. Einmal werde ich erzählen warum ich, wie ich ja in dem einen Beitrag angeschnitten hatte, mit dem Begriff „Hüllen-ANP“ in Resonanz gehe und wie ich das wahrnehme. Im zweiten Teil möchte ich über die Hüllen-Programmierung sprechen.

Bitte haut das beides jetzt aber nicht in einen Topf. Ich erzähle nur mein persönliches Erleben zu etwas, sage damit aber nicht, dass ich diesbezgl. einer Programmierung unterliege.

Teil 1 – Mein Erleben

Als ich erstmals davon hörte

Als ich erstmals direkt von dem Begriff „Hüllen-ANP“ hörte, war das abseits der rituellen Thematik bzw. ging es aus dem Text nicht klar hervor, das dies nur in diesem Kontext vorkommt. Ich könnte mir auch vorstellen, dass sich so eine Hüllen-Funktion ebenfalls in einem reaktiven Dis-System entwickeln kann, wenn es früher notwendig war. Allerdings sind das gerade nur Überlegungen von mir. Nehmt das jetzt also nicht als wissenschaftlich fundierte Aussage oder so 😅.

Einige Zeit, bevor ich von diesem Begriff las, sprach Tina von D.I.S Ding in einem Video darüber, dass sie sich eher wie eine Art durchlässigen Schleier (sie benutzte aber glaub ich irgendeinen anderen Begriff 🤔) wahrnimmt, durch den die anderen hindurch agieren. Und da ist mir fast ein Stein vom Herzen gefallen. Ich war ja anfangs recht viel in den Dis-Gruppen unterwegs und irgendwie wirkte das bei denen alles so anders. Also nicht das da nicht auch Leute drin waren, die mein Erleben kannten. Nur hab ich sie halt nicht gefunden. Und das hat mich sehr irritiert und (was auch sonst) wieder an der Diagnose zweifeln lassen. Als Tina das dann erzählte, dachte ich so: „Puh krass, okay. Es kennt also doch jemand 😅“ . Das heißt jetzt nicht, dass mein Erleben mit ihrem beschriebenen zu 100% identisch ist. Nur das ich mit der Richtung etwas anfangen kann.

Und mit dem Begriff „Hüllen-ANP“ war ich dann recht froh endlich auch einen Begriff gefunden zu haben, der mein Erleben eigentlich ziemlich gut in einem Wort zusammenfasst.

Wie ich es empfinde/erlebe

Alles wäre soviel einfacher, wenn ihr alle den Film „Pacific Rim“ kennen würdet 🙈. Damit kann ich so vieles beschreiben. Für alle die ihn nicht kennen, versuche ich das jetzt aber nochmal auszuführen: Im Film gibt es eine Art riesige Roboter, in deren Kopf Menschen einsteigen, sich mit ihnen verbinden und sie dadurch steuern können. Die Piloten des Roboters können durch eine riesige Scheibe im Kopf rausschauen und verbinden dann ihr Gehirn mit dem Roboter, weshalb sich z.B sein Arm bewegt, wenn sie ihren im Inneren bewegen usw. (Mir fällts gerade beim Schreiben auf, dass ich uns die ganze Zeit schon unbewusst mit einem Roboter vergleiche 🤦‍♀️)

Stellt euch den Körper jetzt als den Roboter vor und im Inneren nehmen meistens 2 bis 3 Leute Platz. Sie sind die, die in diesem Moment zusammen den Körper steuern und mit der Außenwelt (durch Verbindung mit dem Roboter) agieren. Und ich nehme mich selbst nicht so wahr, dass ich auf einem dieser Stühle im Inneren sitze, sondern eher als dünne Membran, die sich an der Innenseite des Roboters (Körpers) befindet (wer sich also mit dem Roboter verbindet, verbindet sich auch automatisch mit mir, was ich aber meistens nicht mitbekomme). Quasi zwischen Roboter und den anderen (inneren) Personen geschaltet. Ich kann rausgucken, ich kann auch den Körper bewegen usw. Also ich bin nicht handlungsunfähig oder so. Aber ich habe eigentlich ständig das Gefühl das andere durch mich durch handeln, während ich aber stehenbleibe und den Roboter mime.

Wie ein Fenster das stehenbleibt und von Außen gesehen werden kann, während andere von Innen (Achtung: Metapher) es anmalen, öffnen, schließen, durchsprechen o.ä. Man sieht nur das Fenster von Außen und ob es bemalt ist, geputzt, welche Geräusche herauskommen oder sonst was. Aber man sieht nicht wer es von Innen so herrichtet, wie man es gerade sieht. Es bleibt einfach das Fenster. (Ich hab immer so komische Beschreibungen, oder? Irgendwie hab ich immer das Gefühl, das versteht doch kein Schwein😅).

Allerdings heißt das nicht, dass ich immer alles (im Außen) mitbekomme. Ich kann ausgetauscht, ausgeknipst (oder was auch immer die dann machen) werden und dann habe ich eine klassische Amnesie. Auch kann ich nicht entscheiden wer sich auf die Stühle setzt. Ein inneres Aussehen hab ich trotzdem, also zumindest nehme ich mich etwas (wenn auch nicht gravierend) anders als den Körper wahr, genauso wie ich etwas jünger als der Körper bin. Irgendetwas von mir existiert also schon, wenn ich auch manchmal nicht genau weiß, was ich bin und was nicht 😅.

Hüllen-ANP bei DDNOS

Bei der DDNOS bzw. pDis ist der ANP meistens auch eine Hülle, durch den die anderen hindurch agieren. Deshalb lässt sich die Multiplizität dort oft auch so schlecht erkennen, denn die „Hülle“ checkt ja meist selbst nicht das das alles nicht sie ist. Gerade für die Diagnostik fallen da außerdem meist auch die z.B für die Dis üblichen Amnesien weg. (Alles weitere äußert sich dort dann im Prinzip genauso, wie weiter unten beschrieben)

Viele Tätergruppen bauen deshalb auch das Prinzip der DDNOS in ihre Programmierung mit ein. Bspw. kann es einen ANP (der als Frontperson agierten soll) mit DDNOS geben, hinter dem sich aber das eigentliche, komplexere System befindet. Weder der Betroffene, noch der behandelten Arzt/Psychologe kann dadurch etwas von der wahren, inneren Komplexität mitbekommen. Und Zugriff auf Traumata, spezielles Wissen (zum Kult) oder was aktuell noch so abgeht, ist dadurch natürlich auch nicht vorhanden.

Teil 2 – Hüllenprogrammierung

Die Hüllen-Programmierung wurde meist bei älteren Systemen, bis Ende der 70/Anfang der 80 Jahre vorgenommen. Allerdings gehe ich davon aus, dass kleinere Gruppen durchaus auch später noch darauf zurückgriffen. Es ist ja auch immer eine Frage der Intention, der bisherigen Funktionalität, des Geldes (um auf dem „neusten Stand“ zu bleiben), usw. Will heißen, dass sehr wahrscheinlich nicht Schnitt 1985 ALLE Gruppen sofort damit aufgehört haben. Lediglich das sie nicht mehr so weit verbreitet ist. UND ☝ auch nicht alle Tätergruppen haben (früher) darauf zurückgegriffen. Bei allem weiteren werde ich mich jetzt auf Zitate berufen, da ich persönlich euch kein Insiderwissen erzählen kann. Also … einfach weil ichs nicht hab 😅.

Was macht sie aus?

,,(…) trainieren organisierte Tätergruppen ihre Kandidaten, eine Frontperson zu haben, die ein schwaches oder gar kein wirkliches „Selbst“ hat, durch das die Innenleute hindurchsprechen können. Die Hülle auf der Frontseite überbrückt die inneren Switchs, sodass der Mensch in keiner Weise multipel wirkt. (…) die Wechsel sind subtil und für andere nicht leicht zu erkennen, weil die Stimme immer gleich bleibt. Wenn die Frontperson eine Hülle ist, dann variiert ihr Verhalten in Abhängigkeit dazu, welche anderen Anteile gerade im Bewusstsein (…) vorne sind. Hüllenpersönlichkeiten empfinden eine innere Leere, fühlen sich abgestumpft und sind häufig depressiv.“

aus „Werde wer du wirklich bist“ von Alison Miller, S. 66

Weiter gibt sie ein Bsp. (Beispiel heißt aber auch, nicht bei jedem läuft es gleich ab, wie z.B bzgl. Reime, etc.) einer Betroffenen an (gleiche Seite):

,,Um meinem Persönlichkeitssystem eine neue Struktur zu verpassen, musste eine Kombination aus vier Innenpersonen ständig gleichzeitig in meinem Bewusstsein präsent sein, auch wenn jeweils nur eine von ihnen tatsächlich vorne sein konnte. Damit wurde zweierlei sichergestellt: Dass ich auf die Außenwelt immer normal (statt multipel) wirkte und dass ich in jeder gegebenen Situation nur zu den richtigen Fähigkeiten und der korrekten Wissensbasis Zugang hatte. (..) Der „Kontrolleur“ betätigte die richtige Kombination aus Schaltern, um die richtigen Innenpersonen „direkt unter der Oberfläche“ zu holen. Von wo aus sie sich dann je nach Situation abwechselten. Anleitungen an die Innenpersonen, die gerade vorne waren, liefen währenddessen in meinem Kopf in Form von Liedern und Reimen ab.“

Wie sie funktioniert

,,Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass das System sich in Wahrheit co-präsentiert. Wenn auch nicht co-bewusst. Damit eine Hüllenprogrammierung funktionieren kann, muss den Hüllen-Anteilen beigebracht werden, die gemeinsame Co-Präsentation mit den anderen Innenpersonen im System zuzulassen. Andere Innenpersonen im Hintergrund sind sich vllt. nicht immer bewusst, dass das geschieht. Und vor allem die Hülle im Vordergrund weiß nicht, dass zum Zweck der Co-Präsentation durch sie „hindurchgegangen“ wird. (…) Ein wichtiger Schritt ist, den Hüllen-Anteilen und den anderen Innenpersonen die Erkenntnis zu ermöglichen, dass sie sich auf diese Weise gezeigt haben und warum sie es getan haben. Innenpersonen im Hintergrund könnten daraufhin anfangen, sich zu zeigen, ohne durch die Hülle zu gehen. Und die Person wird eine Zeitlang möglicherweise „multipler“ erscheinen, während Akzentuierungen des Verhaltens auftreten oder sich junge Innenpersonen zeigen. Was hier tatsächlich passiert, ist, dass der Hintergrund sich präsentiert, ohne sich durch die Hülle zu tarnen.“

Beschreibung der ehemaligen Programmiererin Svali aus dem Buch „Jenseits des Vorstellbaren“, S. 57

Weiter fand ich dazu …

,,Schalenprogrammierung ist eine Art Programmierung, die dazu benutzt wird, um eine äußere „Schale“ oder „Maske“ zu erschaffen, durch die andere Abspaltungen von innen hindurch sprechen können. Sie dient dazu, die Multiplizität vor der Außenwelt zu verbergen. Sie funktioniert äußerst gut bei sehr stark fragmentierten Systemen und auch bei einer Person mit besonders hohen Grad von Spaltungsfähigkeit.

Wie es gemacht wird: Bei der Schalenprogrammierung verwendet der Trainer oft eine durchsichtige Plastik oder Gasmaske und stellt sie vor der Person auf. Sie wird extrem traumatisiert , geschockt und mit Drogen betäubt. Der Trainer sagt ihr (der/den vorderen Abspaltungen), dass sie die Maske sind, die sie sehen. Ihre Aufgabe sei es, eine Schale oder Stimme zu sein, um die anderen dahinter abzudecken. Diese Teile werden so traumatisiert, dass sie sich wortwörtlich nur wie eine Maske sehen, mit keiner wirklichen Substanz oder Körper. Andere Innenpersonen werden dann zu der „Schale“ gerufen, um deren Stimme zu benutzen, damit ihre eigenen Stimmen versteckt bleiben. Dies erlaubt eine größere Spaltung der Person, die von außen unerkannt bleibt. Innere Anteile lernen, sich durch diese Schale darzustellen. Die Schalen-Abspaltungen sehen sich selbst immer als „klar/durchsichtig“ und besitzen keine Farbe, sofern es Farbencodierungen in anderen Systemen gibt.“

aus „Wie der Kult Menschen programmiert“ von Svali, S. 58f

Wie innere Kommunikation aussehen kann

Ich muss jetzt den gleichen Satz, wie beim Beitrag zum Co-Bewusstsein, verwenden: ,,Klar, schreib erstmal was, wovon du so gaaarr keine Ahnung hast.“ Toootaaal hilfreich für andere 😂

Im Bezug auf das Leugnen und Zweifeln stellte das für mich lange echt ein großes Problem dar. Ich habe Fachbücher und -artikel am Anfang verschlungen, weil ich wissen wollte: ,,Wie läuft das mit der Kommunikation jetzt genau ab? Kann das bei mir sein, wenn das so und so ist oder ist das jetzt nur meine rege Fantasie?“ . Irgendwie dachte ich nämlich, es darf bloß ganz klare und laute Stimmen im Inneren geben und alles andere hängt dann nicht mit diesem Thema zusammen. Mittlerweile können wir das ein bisschen differenzierter sehen…

Stimmen hören

Ich hab das schon in anderen Beiträgen erwähnt. Da es für mich anfangs aber ein unglaublich wichtiges Thema war und ich auch mehrfach danach gefragt wurde, möchte ich das nochmal aufgreifen. Ich ging anfangs davon aus, dass „Stimmen hören“ automatisch und immer so gemeint ist, dass die Stimmen auch akustisch wahrgenommen werden. Akustisch heißt: Ein männlicher Anteil redet z.b im Inneren mit männlicher tiefer Stimme. Ein anderer mit männlich hoher Stimme. Es ist eine klar kindliche, frauliche usw. Stimme hör- und deshalb auch auseinanderhaltbar.

Hier ist das nicht der Fall.

Manchmal kann ich eine Stimmfarbe kurzzeitig wahrnehmen. Kindlich oder männlich. Meist ist es jedoch so, dass die „Stimmen“ eher in der gleichen Form erscheinen wie normale Gedanken. Bsp.: Es gibt eine Gedankenstimme, die aber nicht akustisch erscheint, sondern anders. Das ist die, die z.B erscheint, wenn ich lese oder denke, aber nicht automatisch auch meine Stimme im Außen ist. Sowas dürften die meisten kennen. Und in dieser Form der „Stimme“ erscheinen meist auch die anderen. Der Unterschied (zur Lesestimme usw.) ist der, das sie sehr intrusiv sind. Sie „drängen“ sich quasi auf. Sie kommen nicht von mir. Sind „lauter“. Intensiver. Eindringlicher. Als würden sie aus einem anderen Teil der Wohnung kommen und nicht aus meinem Mund (übertragen auf das Innerliche).

Weiter dachte ich lange Zeit, es müssten immer klare und ausformulierte Sätze erscheinen. Bei einigen ist das nämlich so. Hier nicht. Meist kommen nur einzelne Worte/Wortfetzen und der Rest des Satzes erscheint mehr als eine Art „Gefühl“ (ich höre/weiß also trotzdem was gesagt wird – Hier ist aber kein Körpergefühl damit gemeint). Ich weiß quasi was gesagt/gemeint ist, ohne das aber ein Wort für Wort ausformulierter Satz gesprochen wird.

Das Problem dabei

In der Therapie saß ich dann da und wenn meine Therapeutin fragte, was die anderen zu einer Sache/einem Vorhaben meinen/denken, dann konnte ich schwer direkt darauf antworten. [Ich] erwartete von uns, dass sofort jemand sagt: ,,Ja, also ich denke da dies und jenes und dann noch das dazu“ . Manchmal passiert das, meist ist es aber so das ich da sitze und die Frage gar nicht beantworten kann. Wenn ich aktiv am Reden/in der Situation bin, ist das hier kein lautes herum Geschreie, sondern viele äußern sich dann anders (dazu gleich mehr).

Für mich war das dann in der Situation aber wiederum ständig die Bestätigung: ,,Siehste, du bildest dir das alles ein. Du lügst und bindest jeden einen Bären auf!“ , weshalb ich dann wieder blockte und ein konstruktives Arbeiten in der Therapie diesbezüglich oft schwer möglich war. Mittlerweile tasten wir uns aber ganz langsam an die verschiedenen Arten der Kommunikation heran. Und das bringt wiederum etwas Entspannung rein. Dabei versuche ich als Mantra zu behalten: ,,Was gerade nicht möglich ist, ist eben nicht möglich. Nur weil das Eine aber nicht geht, schließt es das andere nicht aus.“ . Das klappt mal besser, mal schlechter.

(Übrigens hab ich gehört, kann sich das mit der Zeit bessern. Also wenn z.B durch die Therapie der Innenkontakt gestärkt wurde, kann es auch sein das man die anderen klarer und deutlicher hören kann. Muss aber nicht)

Weitere Möglichkeiten der Kommunikation

Wie gesagt, wir sprechen jetzt nur von dem, was wir bisher ausmachen konnten. Dabei will ich unbedingt erwähnen, dass es Systeme gibt, wo die einzelnen Anteile unterschiedlich kommunizieren (so wie auch hier). Das es aber ebenso Systeme gibt, wo alle Reden oder wo sich alle nur über Gefühle äußern (es also gar kein Stimmen hören gibt), usw. So unterschiedlich wie wir alle als Individuum sind, ist auch das, was wir wahrnehmen! Wenn bei dir niemand redet, heißt das nicht, dass er nicht da ist. Das alle (p)Dis-Systeme Stimmen hören müssen, ist längst überholt!

Gefühle und Körperreaktionen

Hier nehme ich zumindest klar wahr, dass ich selten allein da bin. Um sich mitzuteilen muss hier niemand nacheinander rauswechseln. Im Prinzip bin ich ständig irgendwie beeinflusst, nur ist es ein langer Weg und eine schwierige Aufgabe auszuklamüsern, wann etwas rein von mir kommt und wann jemand anders seine Finger mit ihm Spiel hat.

Vieles funktioniert hier auch über Gefühle. Nicht nur: ,,Boar, den finde ich jetzt aber total scheiße!“ (also direkte Gefühle wie Ablehnung, Wut, Trauer oder Freude, die parallel im direkten Kontrast zu meinem Empfinden stehen können). Sondern auch Botschaften werden über Gefühle mitgeteilt. Das „Halt den Mund“ taucht bei uns zwar auch als klare Sätze auf, oft jedoch sogar eher als Gefühl. Dann stellt sich dieser unbeschreibliche Drang ein, jetzt bloß kein weiteres Wort mehr zu sagen. [Ich], die das rational betrachtet und den Sinn dahinter nicht versteht, versucht dann weiter zu reden. Manchmal kann das dann klappen (wenn z.B nur Scham-Anteile etwas gegen das Reden hatten) oder es kann aber auch sein, dass der Mund plötzlich wie zugeklebt ist oder ich anfange zu dissozieren.

Ich verliere dann total den Faden. Weiß nicht mehr um was es überhaupt ging. Oder hab gedanklich noch das Gefühl da, was ich sagen wollte. Kann es aber nicht mehr ausdrücken. Die Worte fehlen dazu. Als würde sie jemand unter Verschluss halten/wegnehmen. Das kann sowohl im Gespräch mit Außenstehenden passieren, wie aber auch wenn ich selbst nur über etwas nachdenke. Es gibt Themen, wenn ich mich diesen nähere, da gibt es einfach kein Weiterkommen. Der Vorgedanke ist weg und erst recht der, wie es weiter gehen sollte. Rein das Gefühl bleibt bestehen, dass doch da gerade etwas war und es jetzt irgendwie nicht weiter geht.

Das kann dann auch Schmerzen an verschiedenen Körperstellen zu Folge haben („Hör jetzt auf damit, sonst tut es gleich noch mehr weh!“ ) oder das „ich“ plötzlich aufstehe, weil mir etwas ganz anders einfällt, was ich machen muss (sodass das Thema nicht weiterverfolgt werden kann).

Innere Bilder

Das hat lange gedauert, das zu kapieren. Ich habe das immer als Einbildung, Pseudo-Halluzination usw. abgetan. Tue ich auch jetzt noch oft, aber ich kann mittlerweile den entsprechenden Anteil(en) auch zugestehen, dass das ihre Art der Kommunikation ist.

Damit ist gemeint, das z.B abends im Bett (also meist bei Ruhe, das kann aber auch tagsüber auftauchen) innere Bilder erscheinen. Verschiedene. Für mich ist noch immer sehr schwer auszuklamüsern, was nun eine Art der Kommunikation, was ein Bild anderer (im Innen) und was eine bildhafte Intrusion ist. Also an sich lässt es sich schon auseinander halten. Mit inneren/anderen Personen kann ich manchmal sprechen (bzw. sie bewegen sich auch, agieren, reagieren), bei Intrusionen fühlt es sich wie die Vergangenheit an (auch wenn ich nicht jede Szene selbst kenne) und auch maladaptive Träume fühlen sich ganz anders an. – Da spielt halt das Leugnen-Ding mit rein und so, naja.

Bei den Bildern (in Form der Kommunikation) ist es dann so, dass derjenige Anteil keine Worte verwendet, sondern mir über Bilder mitteilt was er gerade von etwas hält. Das (Bild) kann auch manchmal etwas recht banales sein. Das funktioniert so ähnlich, wie wenn sich z.B das Unterbewusstsein mittels Bild-/Symbolsprache in den Träumen bemerkbar macht. Ist er/sie/es z.B gerade gut drauf, kann auch mal etwas total witziges kommen, wo ich dann lachen muss und denke: ,,Äh ja, oookay? 😂. Schön das du darüber so einen Spaß hast.“ .

Oder es kommen sehr düstere Bilder. Zur Unterscheidung: Da gibt es einmal die Bilder, die wie die Darstellung eines Traumas aus der Sicht eines anderen aussehen und dann gibt es die, die manchmal einem Gruselfilm gleichen (Fratzen, Monster, Clowns, Verletzungen, usw.). Die aber keinen (konkreten) realen Charakter haben, sondern mehr ein deutliches Gefühl/Wahrnehmung widerspiegeln. Statt Worte wie etwas erlebt wird/wurde, also ein entsprechendes Bild dazu. Als würde sich jemand Stummes versuchen über Bilder mitzuteilen.

Schriftlich

Viele Systeme arbeiten mit sogenannten Kontaktbüchern, wo jeder die Möglichkeit hat, sich schriftlich in einem gemeinsam zugänglichen Buch auszudrücken und mitzuteilen. Das klappt hier überhaupt nicht. Also so null komma niente nada gar nicht 😅🙈. Was aber möglich ist, ist das z.B eine eMail an die Therapeutin geschrieben wurde (was aber eher selten passierte) oder auch das an manchen Beiträgen auf dem Blog andere mitarbeiten. Dann wird zwar trotzdem oft mir das tippen überlassen, aber fast keine Aussage in den entsprechenden Texten kommt auch tatsächlich rein von mir. So im Lesen solcher Mails und Texte im Nachhinein, lese ich dann sehr oft andere heraus.

Andere müssen dich, wenn sie schriftlich kommunizieren wollen, also nicht immer komplett rauskicken (mit Amnesie) oder für dich klar auffällig deine Hand/Finger übernehmen (obwohl ich schon von Depersonalisation sprechen würde 🤔 – in dem Moment check ich das meist nur gar nicht so richtig). Vllt interessant dazu noch zu sagen ist, dass ich beim Schreiben dieser Texte zwar meist dabei bin (und oft auch Erinnerung daran habe mit dem Schreiben angefangen zu haben), aber nicht mehr weiß um was es eigentlich ging, was wir da schrieben oder was überhaupt das Thema des Textes war. Das stelle ich dann erst im Nachhinein fest.

Weiter gibt’s bei uns aber z.B auch eine Form der inneren, schriftlichen Kommunikation und zwar über Post-it’s. Der klebt dann halt einfach nur im Inneren und nicht nicht irgendwo im Außen. Ist aber genauso beschriftet. Lustigerweise sind diese Post-it’s scheinbar nur leider irgendwie nie für mich bestimmt 😅. Ich seh den halt kleben und lese auch den Text darauf, aber in der nächsten Sekunde ist der Post-it dann direkt wieder weg und mit dazu das, was drauf stand. Also ich weiß noch wie viel Text und das überhaupt Text darauf war und das ich den auch gelesen habe, aber irgendjemand klaut mir dann einfach das Wissen über den Inhalt 🤷‍♀️. Der Briefverkehr scheint mich wohl nix anzugehen 😅.

Wie gut die Kommunikation momentan bei uns abläuft

Ich würde sie eher als sehr einseitig beschreiben.

Wer im inneren Bock hat kommentiert oder redet. Wenn ich Bock habe zu reden, bekomme ich jedoch nur selten eine Reaktion oder gar die, die ich erwarte/mir erhoffe.

Klar kann ich Fragen stellen und bekomme manchmal auch Antworten. Vor allem mit denen, die eh meist mit da sind, klappt das mittlerweile recht gut. Antwort heißt dabei aber auch, dass ich durchaus mal 3 verschiedene Antworten bekommen und logischerweise damit so gut wie gar nichts anfangen kann.

Das heißt aber nicht, das wir nicht manchmal echt gute Diskussionen führen oder auch miteinander lachen können. Das heißt lediglich, dass es hier halt einfach nur nicht so hinhaut, wie oft beschrieben oder von einem selbst (mir) auch gewünscht wird. Vor allem da ich leider zu vielen einfach gar keinen Kontakt habe/bekomme.

Und auch ein Problem ist hier, dass wenn der Kontakt besser wird (obwohl ich nicht weiß, an was es letztendlich wirklich liegt), das Leugnen wieder unglaublich stark anfängt (auch wenn sich das für manche blöd anhören mag, aber das unterliegt eben nicht immer deiner bewussten Kontrolle, von wegen „Dann hör halt einfach auf damit“ ). Und danach ist es dann ein bisschen so, als würde ein Reset-Knopf gedrückt und alles wieder auf Anfang zurückgesetzt. Bisher war das 2x so. Aktuell hatten wir so einen Fall im Winter.

,,Hausbesetzer“

Das Wort hab ich letztens gelesen. Eine Therapeutin verwendete es auf ihrer Website stellvertretend für ‚Anteile/Innenpersönlichkeiten‘.
Sie hat dann zwar noch versucht zu erklären wie sie das meint, aber trotzdem hats mich bei dem Wort irgendwie geschüttelt…

Also ich lege da ja fast meine Hand dafür ins Feuer, dass die, die am Anfang da war, jetzt nicht mehr da ist. Und ich lege ausserdem fast meine Hand dafür ins Feuer, dass ich auch nicht die Gleiche wie die von vor ein paar Jahren bin.
Das würde ja dann aber bedeuten ich wäre auch ein Hausbesetzer 🤔.
Und wie geht man mit Hausbesetzern um? Na man wirft sie raus oder der Hauseigentümer findet einen Kompromiß mit ihnen, dass sie halt bleiben dürfen, solange sie sich benehmen, oder?
Aber wer soll denn dieser Hauseigentümer sein? Und viel wichtiger: Wohin sollte ich denn gehen, wenn ich raus geworfen werde? Ich mein, ich bin doch hier geboren. Wäre ich jetzt aus einem anderen Körper hier rein geschlüpft, so nach dem Motto: ,,Nö, ich bleib jetzt hier. Hier gefällts mir viel besser, als da drüben. Ätschi Bätsch😝“, dann würde ich das ja verstehen.
Aber wir sind doch alle Teil von einem Gehirn.

Außerdem impliziert das Wort Hausbesetzer irgendwie so etwas Negatives. Jemand der da nicht hingehört, will einfach nicht aus dem Haus rausgehen. So verstehe ich das Wort. Ich bin mir aber ziemlich sicher, ich lege sogar wieder fast meine Hand dafür ins Feuer, dass hier jeder da hingehört, wo er gerade ist. Jeder ist aus einem triftigen Grund entstanden, übernimmt nen Haufen Aufgaben und dann wirst’e einfach ‚Besetzer‘ genannt 😅.
Ne du, da schüttelts mich immer noch

(p)Dis – Formen und Unterschiede

Dis ist nicht gleich Dis, genauso wenig wie eine DDNOS gleich eine DDNOS ist. Es ist eben wie bei allen psychischen „Störungen“, wo nicht jeder in genau das gleiche Muster passt. Gerade auch bei der DDNOS fällt mir immer wieder auf, dass in verschiedene Typen unterteilt wird, was manchmal ganz schön verwirrend sein kann.

Gucken wir uns einfach mal an, was es da überall für Unterschiede gibt. [Ich spreche jetzt hier noch vom ICD-10. Was sich nächstes Jahr, mit dem ICD-11 ändert, kennzeichne ich euch extra.]

DDNOS

(Ab 2022 fallen beide Typen unter pDis…)

  • Typ 1a: Wird als Dis (Dissoziative Identitätsstörung) gesehen, welche aber noch nicht klar diagnostiziert ist, weil z.B kein Switch beobachtet werden konnte. Oder weil zwar relevante Amnesien für die Vergangenheit bestehen, nicht jedoch aber für den normalen Alltag (keine bis wenig Alltagsamnesien).
  • Typ 1b: Wie eine Dis (erfüllt nicht alle Kriterien dafür) => Die unterschiedlichen Anteile sind nicht ganz soweit von einander getrennt/abgespalten oder wirken nicht getrennt genug von der Frontperson. Weiter gibt es keine Amnesien zwischen den verschiedenen Anteilen (emotionale Amnesien sind aber möglich, also das nicht-Erinnern an entsprechende Gefühle ect.), d.h es besteht ein ständiges Co-Bewusstsein. Es kann dabei auch „nur“ zu verschiedenen Ich-Altersstufen oder Emotionszuständen kommen (=Ego-State-Disorder).

➡ Im neuen ICD-11 werden beide Typen zusammengefasst, als Partielle Dissoziative Identitätsstörung. Dort heißt es:

,,In der Regel treten keine Amnesien, aber regelmässig teildissoziiertes Handeln auf. Ein Persönlichkeitszustand ist dominant und andere Persönlichkeitszustände versuchen intrusiv zu beeinflussen, sind jedoch nicht dominant. Intrusive Beeinflussungsversuche beinhalten oft Selbst- und Fremdverletzungen, Essstörungen, Einnahme von Suchtmitteln und sexuelle Handlungen. (…) Diese Intrusionen sind verbunden mit Veränderungen von Empfindungen, Wahrnehmung, Affekten, Kognitionen, Erinnerung, motorischer Kontrolle und Verhalten und werden als Beeinträchtigung des Funktionierens des dominanten Persönlichkeitszustands und typischerweise als störend erlebt.“

Im amerikanischen DSM-5 (seit 2013) heißt diese Diagnose OSDD.

Weitere DDNOS-Typen…

  • Typ 2: Derealisation, ohne Depersonalisation. Normalerweise wird hierfür aber trotzdem die Diagnose: Depersonalisations- /Derealisationsstörung vergeben, da nach dem ICD-10 dafür entweder Derealisation oder Depersonalisation (oder eben beides) gegeben sein muss. Wann genau und warum dafür dann manchmal die Diagnose DDNOS ausgestellt wird/werden kann, konnte ich leider noch nicht herausfinden (ich gebe bescheid, wenn ich mehr weiß).
  • Typ 3: Dissoziationszustände die bei Personen auftreten, die längere Zeitphasen einer Gehirnwäsche und/oder Indoktrination ausgesetzt waren, z.B in einem Gefangenlager ect.
  • Typ 4: Dissoziative Trance(störung). Das Bewusstsein für die Umgebung, das eigene Erleben, die eigene Identität, wie auch für das kognitive Denkvermögen sind dort stark eingeschränkt. Es kann zudem immer wieder zu den gleichen, monotonen Aussagen kommen.

Bei der Besitztrance (Besessenheitszuständen) erlebt der Betroffene sich bzw. sein Handeln wie von einer fremden Macht oder Wesenheit gesteuert. Diesbezüglich kann es auch zu einer Amnesie kommen. Vor allem in den östlichen Ländern, wie Asien, ist diese Störung sehr weit verbreitet (und wurde bei den Betroffenen, früher und heute, wahrscheinlich oft auch eher bewusst durch Dritte herbeigeführt).

  • Typ 5: Dissoziativer Stupor, wobei der Betroffene am ganzen Körper erstarrt und sich nicht mehr bewegen kann. Oder Bewusstlosigkeit und Koma, die nicht auf eine körperliche Ursache zurückzuführen sind.
  • Typ 6: Ganser-Syndrom. Betroffene antworten knapp an Fragen vorbei (z.B 2+2=5). Ein anderer Zustand kann nicht damit assoziiert werden (z.B eine dissoziativen Fuge, ect.).

Dissoziative Identitätsstörung

Reaktive Dis

Reaktiv = ,,als Reaktion auf einen Reiz auftretend“

Gemeint ist hier, dass die Dis „natürlich“ entstanden ist. Durch anhaltenden Missbrauch (psychisch, physisch und/oder se*uell), entwickelten sich alternative Persönlichkeiten, die die Traumata aushielten. Diese entstanden jedoch ohne Beabsichtigung durch die Außenwelt/Täter. Was jedoch durchaus möglich ist, ist das die Dis den Tätern irgendwann auffiel und sie für ihre Zwecke genutzt wurde, wie im organisierten Verbrechen z.B.

Programmierte Dis

Auch hier ist die Dissoziation natürlich eine Reaktion auf die äußeren Reize. Die Dissoziation der Kinder wird dort aber gezielt durch die Täter gefördert. Meist wurden die Kinder schon im Mutterleib „vorbereitet“, z.B durch Elektroschocks bei der Mutter, während der Schwangerschaft, wodurch die Schmerztoleranz der Kinder erhöht werden soll und diese beabsichtigt eingesetzten Traumata ziehen sich so durch die gesamte Kindheit, bis in das Erwachsenenalter hinein. Die Täter setzen den Missbrauch hier ein, um gezielt Persönlichkeiten abzuspalten, welche dann auf bestimmte Verhaltensweisen und/oder Handlungen konditioniert und programmiert werden (sie führen durch Mind-Control die Befehle der Täter aus). Bei anhaltenden Traumata auch zuhause, in der Schule ect., spalten sich oft weitere Persönlichkeiten ab (reaktiv; nicht beabsichtigt durch die Täter).

Weitere Unterschiede

pDis Typ 1 (neu)

Im Alltag gibt es ganz normal Ich-Syntone Handlungen, was heißt das sich der Betroffene auch wie er selbst fühlt. Nur bei Stresssituationen fühlt sich sein Handeln, Denken und Fühlen Ich-Dyston an, also nicht zu sich gehörig. Wenn im Streit z.B ein emotionaler Anteil (EP) heraus getriggert wird (wie bei der Ego-State Disorder) oder im Flashback usw., also eben in einer Stresssituation, dann übernimmt ein EP die Exekutive (er beeinflusst von Innen heraus, wodurch die Frontperson wie der EP handelt und reagiert, aber immer noch die Frontperson bleibt -> kein Switch, wie bei der Dis), wobei auch Depersonalisation auftreten kann. Amnesien gibt es jedoch nicht.

pDis Typ 2 (neu)

Hier gibt es auch im Alltag Ich-Dystones Empfinden. Handlungen, Gedanken, Gefühle usw. werden als zu sich gehörig (Ich-Synton), wie auch als nicht zu sich gehörig (Ich-Dyston) empfunden/wahrgenommen. Innere Anteile stehen also im Co-Bewusstsein und beeinflussen die Frontperson von Innen, sowohl im normalen Alltag, wie auch in Stresssituationen. Dabei kann es zu Depersonalisationserlebnissen kommen, allerdings ebenfalls ohne Amnesie (die Frontperson bekommt alles mit, auch wenn ein innerer Anteil durch sie hindurch agiert). Das ist das, was wir bisher als DDNOS bzw. Vorstufe zur Dis angesehen haben.

Dis Typ 1 (neu)

Volldissoziiertes Handeln bei Stress, d.h im normalen Alltag gibt es keine Amnesien oder Wechsel. Die Handlungen und Gedanken werden als Ich-Synton, oder aber auch als Ich-Dyston (aber ohne Amnesie) erlebt. Erst bei Stress oder traumanahen Situationen kommt es dann zu einem Switch, mit Amnesie.

➡ ,,Ich-Syntonie bedeutet allgemein, dass eine Person ihre Gedanken, Impulse oder Gemütserregungen als zu ihrem Ich gehörend erlebt. Diese werden also nicht als fremd und störend wahrgenommen, sondern als fester Bestandteil der eigenen Persönlichkeit. “ (Wikipedia)

Dis Typ 2 (neu)

Volldissoziiertes Handeln im Alltag. In stressnahen Situationen, sowie im Alltag kommt es zu Ich-Syntonen, wie Ich-Dystonen Handlungen, mit und ohne Amnesie (d.h auch im normalen Alltag kommt es regelmäßig zu Wechseln).

,,Offene“ Wechsel

Hier sind die Wechsel zwischen den unterschiedlichen Persönlichkeiten relativ offensichtlich zu erkennen. Die Persönlichkeiten unterscheiden sich oft auch stärker in ihrem Auftreten, sodass durchaus eine klare Stimmveränderung, Körperhaltung, ect. wahrgenommen werden kann.

[ Bemerkbar können sich Wechsel übrigens über Augenrollen (das Weiße kommt z.B zum Vorschein) oder andere Augenbewegungen; starkes Zittern; Schütteln; Kopf-, Gesicht- oder Körperspastiken; ,,den Faden verlieren“ bzw. das nicht Erinnern des vorher Gesagten; plötzliche Stimmungswandel oder Sichtweisen; usw. bemerkbar machen. ]

,,Verdeckte“ Wechsel

Die Wechsel erkennt man hier weniger gut, sodass selbst Fachpersonal oft Probleme hat, einen Switch eindeutig zu identifizieren. Die Persönlichkeiten wechseln sich eher im Hintergrund, also hinter der Frontperson ab, sodass nach Außen weiterhin eine einheitliche Fassade aufrecht erhalten bleibt. Obwohl auch da die Persönlichkeiten, für sich genommen, durchaus eine viel tiefere oder höhere Stimme oder eine ganz andere Mimik, Körperhaltung ect. (als die Frontperson) haben können, erkennt man dies selten direkt bei so einem versteckten Wechsel. Es kann auch dazu kommen, dass Vorhergeschehenes an die neu herausgewechselte Persönlichkeit „übergeben“ wird, sodass auch nicht zwangsmäßig eine Amnesie zum z.B vorherigen Gespräch vorhanden sein muss (was dann ja nach Außen hin auffallen würde).

Oft findet man diese Form der Dis bei programmierten Systemen an (da dort von den Tätern ja beabsichtigt wird, dass die Dis niemanden auffällt). Wie immer kann, muss aber gar nichts. Auch reaktive Systeme können so „versteckt“ wechseln. Zudem wechseln sich auch bei der DDNOS die Persönlichkeiten hinter der Frontperson ab, weshalb gerade da so schwer erkannt werden kann, dass eine multiple „Störung“ vorliegt.

Was kann sich noch unterscheiden?

Stimmen

  • Viele Betroffene hören die Innenpersonen klar und deutlich. Sie hören eine klare Stimmfarbe und können die unterschiedlichen Stimmen oft auch gut zuordnen. Die Personen diskutieren laut miteinander, kommentieren das Handeln der Frontperson, usw.
  • Ich wiederum höre nur sehr selten eine klare Stimmfarbe. Wenn, dann nehme ich auch den vollständigen Satz wahr. Die meiste Zeit über höre ich die Stimmen aber mehr wie Gedanken. Ich kann nicht heraushören ob da eine männliche oder weibliche oder kindliche Stimme redet und eigentlich höre ich da auch keine ganzen Sätze. Was gesprochen wird weiß ich, aber das ist mehr als würden die Wörter und Sätze als eine Art Gefühl aus dem Hintergrund angeschwappt kommen, welche ich im Inneren dann „übersetze“. Ich beschreibs immer als ,,Hör-Fühlen“ 😅. Da wird auch regelmäßig kommentiert und geschwafelt, aber das ist für mich mehr wie ein Klumpen vieler unterschiedlicher Meinungen/Gedanken, der durch den Kopf rauscht. So deutliches Reden, als würde man sich z.B in einer Bahnhofhalle mit vielen Menschen befinden (wie es viele oft beschreiben), ist das für mich nicht. Oft fühlt es sich eher an, als würden die entsprechenden Personen ganz, ganz weit weg stehen und der Wind trägt mehr so ein Wispern zu mir rüber oder als würde ich sie durch ein ewig langes Rohr, weit entfernt wahrnehmen. Mittlerweile weiß ich, dass das aber auch völlig normal ist und ich gar nicht so alleine damit bin (am Anfang dachte ich das nämlich, was mir wieder einen Grund zum Zweifeln gab).
  • Manche hören überhaupt keine Stimmen. Sie können die anderen nicht reden hören. Kommunikation ist dort mehr über Intrusionen, Gefühle, Impulse, Körperreaktionen, andere vermittelte (Außen)Personen (wäre aber nicht mein Favorit) , Kontaktbücher usw. möglich. Auch das ist gar nicht so selten, wie angenommen.

Wichtig ist noch zu sagen…

… das es Anteile geben kann, die überhaupt nicht sprechen können. Du kannst also durchaus die anderen ganz klar hören, während du aber diesen einen Anteil (oder auch mehrere) nicht hörbar wahrnehmen kannst. Dann ist es z.B auch möglich, dass du deine Anteile nicht deutlich hörst, weil die Barrieren zu ihnen noch zu hoch sind (sie weiter abgespalten sind). Durch die Therapie oder nähere Beschäftigung mit ihnen, kann sich das mit der Zeit verändern. Ebenso kann es aber auch möglich sein, dass du schon Jahre Therapie auf dem Buckel hast und du die Stimmen der anderen trotzdem nicht hören kannst. Dann habt ihr einfach eine andere Art zu kommunizieren.

Es gibt sogar, darüber las ich letztens, Betroffene die die inneren Personen doch im Außen hören (bisher habe ich das in die Kategorie Schizophrenie gepackt, weil es mehr wie eine Halluzination klingt). Alison Miller schreibt über eine Patientin, die die eigentlich inneren Stimmen, aus dem TV kommend wahrnahm. Auf Nachfrage antwortete eine Innenperson, dass die Betroffene die inneren Stimmen als Dämonen und böse Wesen ansah und ihnen deshalb nicht glaubte, wiederum aber alles glaubte, was im TV erzählt wird.

Innenwelt

  • Es ist völlig normal wenn gar keine Innenwelt existiert. Diese wird dann meist im Zuge der Therapie (oder kann natürlich auch ohne) ausgestaltet und aufgebaut. Jede Innenperson kann so ein Zimmer bekommen. Ein Konferenzsaal kann gebaut werden. Ein Spielzimmer für die Kleinen, usw.
  • Es kann auch eine Innenwelt geben, wozu du einfach nur (noch) keinen Zutritt hast oder z.B durch ein erneutes Trauma oder sehr viel Stress, dir der Zutritt nicht mehr möglich ist.
  • Weiter ist aber auch eine sehr große, bunte und umfangreiche Innenwelt möglich. Für programmierte Systeme ist oft eine Innenwelt mit sehr geometrischen Formen und Strukturen (Pyramiden, Hexagon, …) oft ein MÖGLICHER Indikator.

Letztendlich….

… ist das aber wieder nur eine grobe Übersicht, die das Verständnis der Unterschiedlichkeiten leichter machen soll. Wir sind alle so individuell und niemand lässt sich stur in eine bestimmte Kategorie einteilen. Es kann sein, dass du dich irgendwo haargenau wiederfindest. Es kann aber auch sein, dass du dich irgendwo zwischen mehreren Bereichen findest. Und das ist vollkommen okay und nichts daran ist falsch.

Hier geht es ja nicht um eine Tabellenkalkulation, sondern um unsere Psyche und da lassen sich eben nicht immer so ganz haargenaue Grenzen ziehen.

,,Die faken doch nur“

Ich bin masochistisch veranlagt, mittlerweile bin ich mir da ganz sicher 🤦‍♀️

Liebe Franziska, es hatte einen Grund warum du dich aus diesen Online-„Selbsthilfe“gruppen abgemeldet hast. Nur mal so.

Keine Ahnung was das ist. Die Einsamkeit? Die Suche nach Menschen, die einen verstehen? Oder der krampfhafte Versuch, sich seine Wahrnehmung von der Außenwelt bestätigen zu lassen, alá ,,du bist nicht verrückt und bildest dir was ein“?

Kannst du nicht einfach deinem eigenen sch*iß Gefühl vertrauen, ohne das dir ständig jemand sagen muss, dass es nicht falsch ist? – Ne irgendwie bekomme ich das nicht gebacken. Krank oder?

Aber okay, erstmal zurück auf Anfang. Wovon rede ich hier schon wieder?

Dissoziative Störungen und der Vorwurf des ,,fakens“

Die multiple Persönlichkeitsstörung wurde erstmals ☝ 1980 in das offizielle Diagnosehandbuch aufgenommen, obwohl bereits vor weit über 100 Jahren die ersten Theorien dazu aufgestellt wurden. Wie im Beitrag über Freud´s Verführungstheorie schon angeschnitten, wurden fast alle dieser Theorien aber wieder verworfen oder einfach gar nicht weiter verfolgt. Zur Folge hatte das, dass das Prinzip der autonomen Anteile bis noch vor relativ kurzer Zeit als Einbildung, Wahnvorstellung bis hin (in religiös geprägten Gegenden) zur Besessenheit deklariert wurde.

Noch heute gibt es viele Ärzte und Therapeuten die diese Diagnose (u.ä) vollends abstreiten und die Betroffenen daher auf alle möglichen anderen Diagnosen behandelt werden, was letztendlich aber zu keiner Besserung führt. Von Seiten der Mediziner kann ich das nur schwer nachvollziehen.

Was ich jedoch nachvollziehen kann ist, dass Nicht-Mediziner und Außenstehende dem Thema gegenüber erstmal mit Skepsis begegnen. Ich denke, das liegt einfach daran, weil viele den Mechanismus hinter den dissoziativen Störungen noch nicht verstehen. Wie auch, wenn man nie damit zu tun hatte? Dennoch finde ich natürlich informieren wichtig, bevor man urteilt☝.

Fühlt man sich wenigstens unter Selbstbetroffenen verstanden?

Also, wie man sieht ist es nicht gerade leicht von der Außenwelt ernst genommen zu werden (bis auf meiner Therapeutin und meinen beiden Freundinnen würde ich deshalb wohl auch kaum jemand in der realen Außenwelt vor den Latz knallen, dass ich Stimmen höre o.ä).

Und nun frage ich mich einfach, warum sich Betroffene von dissoziativen Störungen (und umso weiter es das Spektrum „hoch“ geht, umso schlimmer wird das) ständig gegenseitig vorwerfen zu lügen und zu faken?

Hat irgendjemand dazu mal eine vernünftige Erklärung?!

Ich hab mich aktuell wieder in einer Gruppe angemeldet, in der ich schon mal war und wo zwar unheimlich viel gezickt wurde, ich bisher dieses ,Unterstellen´ jedoch nicht so erlebt habe. Angemeldet, rein und direkt wieder in einen fetten Trigger gelaufen. Masochistisch veranlagt, ich sag´s doch.

Was war da los?

  • Der 1.Punkt wo bei mir schon die Wut hochkochte war, weil einer Threaderstellerin von einer anderen Person erstmal erklärt wurde, dass sie gar keine Anteile und Täterintrojekte hat (wohlgemerkt das Spektrum bzgl. Anteile ist sehr groß).

Ich persönlich finde das eine riesengroße Frechheit, einfach weil ich der Meinung bin das einer völlig fremden Person nicht zusteht, anhand von wenigen Informationen im Internet, so eine Aussage zu treffen. Wohlgemerkt: Viele Ärzte brauchen für so eine Diagnose Monate bis Jahre und die wollen das direkt über so einen/ein paar Threads ganz genau wissen. Wenn ich das Gefühl habe jemand steigert sich in etwas rein, dann darf ich das ansprechen. Natürlich.

Aber meiner Meinung nach kann man eher sowas schreiben wie: ,,Du ich habe das und das wahrgenommen, anhand dessen was ich jetzt lesen konnte und mir kamen dazu diese und jene Gedanken. Kannst du mit diesen etwas anfangen oder so gar nicht?“ – Wenn man es denn schon unbedingt ansprechen muss.

Sowas ist noch einmal eine ganz andere Aussage, als: ,,Du hast gar keine Anteile“ Punkt. Aus. Ende. ?????

  • Der 2.Punkt der die Wut in Wallung hielt, war das diese Person das rausgehauen hat … und dann wars das. Die Threaderstellerin fühlte sich dadurch (verständlicherweise) sichtlich genötigt, sich zu rechtfertigen und man las einfach das sie dadurch aufgewühlt war. Aber nichts. Keine Reaktion darauf.

Vll regt mich das so auf, weil ich eine ähnlich Situation selbst schon einmal hatte (in einer anderen Gruppe), wo einfach etwas rausgekotzt wird und dann gibts keine Reaktion mehr darauf. Für mich ist das sowas wie: Derjenige sagt was und fühlt sich damit so völlig im Recht, dass es eigentlich Wurst ist wie du drauf reagierst. Das es eigentlich egal ist ob es stimmt oder nicht, weil der Gegenüber schon beschlossen hat, dass seine Aussage richtig ist. Genau solche Art von Unterstellungen hat meine Mutter eigentlich permanent betrieben und genau deswegen stört mich das vll auch so stark.

Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte

  • Der 3.Punkt und da wars dann auch wirklich vorbei mit meiner inneren Ruhe (oder wie auch immer man diesen Zustand nennen will😅) war, als unter einem anderen Beitrag darüber diskutiert wurde, dass immer mehr Leute die Anteile in der Therapie eingeredet bekommen. Das es ganz viele in der Gruppe gibt, die gerne Anteile hätten und sich deshalb so darstellen, aber nur wenige, die wirklich welche haben (FREMDEN Leuten wurde also erstmal pauschal das Lügen und gezielte Manipulieren unterstellt).

Dann wurde da aufgezählt wie viele sich Anteile einfach einreden. Das viele einfach nur jemand wollen, den sie die Schuld in die Schuhe schieben können und deshalb Anteile erfinden. Wie diese Leute über Symptome lesen und jene dann plötzlich an sich entdecken und sich deshalb bestätigt fühlen. Wie die Ärzte dann deshalb darauf reinfallen und falsche Diagnosen vergeben. Das die Leute aber eigentlich auch nur sehr viele Probleme haben (was für ein widerliches, gekünsteltes Mitleid), sonst würden sie ja nicht so lügen. Und bla bla bla ….

Was macht das mit mir?

Mir ist bewusst das ich mir nicht jeden Schuh anziehen und mich angesprochen fühlen muss. Hab ich mich diesmal, in dem Sinne, auch nicht. Also ich ging jetzt gar nicht davon aus, dass ich damit gemeint sein könnte o.ä.

Das ändert aber nichts daran, was diese Aussagen in mir auslösen. Sofort fühlen sich sämtliche Zweifel in mir nämlich wieder bestätigt. Ich denke ja selbst ständig das ich nur lüge, nur Aufmerksamkeit will und gar kein Recht habe, mich schlecht zu fühlen, weil mir ja nichts fehlt. Genau sowas bestätigt das dann sofort wieder.

Ich hab richtig Probleme in meinem Kopf jetzt diese Gedanken wie: ,,Bestimmt hast du dir die Symptome auch nur angelesen. Eigentlich fehlt dir gar nichts. Was für ein kranker Simulant du bist!“ zu unterdrücken. Oder Gedanken wie: ,,Vll will deine Therapeutin auch nur gerne mit Anteilen arbeiten. Du kannst der vll gar nicht glauben oder sie ernst nehmen, wenn sie dir was sagt! Die will dich auch nur manipulieren!“ usw. usf.

Das ist richtig übel und ich habe zu kämpfen, mir immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass ich diese Symptome schon vorher hatte. Also bevor ich darüber las. Das ich eine Diagnose in diesem Bereich schon hatte, bevor ich mit Dissoziation und Anteilen überhaupt etwas anfangen konnte. Das meine Therapeutin mir gar nichts einredet bzgl. Anteilen. Das wir ganz im Gegenteil sogar, sehr wenig davon sprechen und immer nur dann, wenn ich mich dazu bereit fühle.

Wenn dann aber aufgezählt wird warum und wie man den Ärzten auch nicht glauben darf. Das man auch den Symptomen nicht richtig glauben kann, weil die könnten ja eingebildet sein usw. Dann sind das einfach all die Ankerpunkte, an denen ich mich versuche festzuhalten, um mich selbst und mein Erleben ansatzweise ernst nehmen zu können. Und die werden einem dadurch einfach entzogen. All diese Ankerpunkte werden einfach hingestellt als ,,auch nicht vertrauenswürdig“. Und nun muss ich mich zusammenreißen, mein bisschen Vertrauen in mich und auch in meine Therapeutin nicht wieder zu verlieren.

Ja ist das denn der Sinn einer Selbsthilfegruppe??

Warum ich mich so aufrege

Ich habe darauf auch ziemlich klar meine Meinung deutlich gemacht und das ich dieses Verhalten, in solchen Gruppen, nicht okay finde. Und ich finde natürlich durchaus, dass man darüber mal sprechen darf und ich glaube auch das es Menschen gibt, die sowas wirklich simulieren. Es ist ähnlich wie bei einer Vergew*ltigung, wo es auch Frauen gibt die sowas erfinden. Und genau das nimmt echten Betroffenen dann die Glaubwürdigkeit. So kann man das auch auf anderes übertragen. Daher verstehe ich das schon.

Trotzdem kann ich das doch nicht einfach pauschal anderen unterstellen. Und gerade in solchen Gruppen, wo die meisten Probleme haben sich selbst zu vertrauen und sich zu glauben, finde ich es nicht okay solche Diskussionen, noch mit dieser Wortwahl, zu führen. Vor allem mit dem Hinweis, dass sich auch viele solcher ,,Simulanten“ in dieser Gruppe aufhalten würden. Sodass sich schön erstmal jeder fragen kann, ob er nicht auch dazu gehört.

Soviel Verständnis, was das in anderen auslöst oder auslösen könnte, sollte man doch erwarten können, oder nicht?

Erwarte ich da etwa zu viel?

Auf meine Reaktion wurde dann zum Teil mit Unverständnis (,,Du bist ja drauf„), gar nicht oder sogar lachend reagiert. Ich schildere meine Emotionen dazu und werde ausgelacht. Was soll ich´n davon halten?

Auch da wieder: Auslachen war bei meinen Eltern Gang und Gäbe. Kann niemand wissen, ist aber auch einfach keine empathische und angemessene Reaktion. Null.

Ich will denen ja gar keine böswillige Absicht unterstellen, aber ich finde schon das man ein bisschen mehr darauf achten kann WO man sich befindet und WAS man da WIE sagt. Da gehts auch nicht darum den anderen „den Bauch zu Pinseln“ (wie permanent unterstellt), sondern einfach um Rücksichtnahme. Vll kann man sich auch einfach mal daran zurückerinnern, wie es einem selbst am Anfang bzgl Leugnen etc. ging oder in Betracht ziehen, dass nicht jeder gleich mit der Situation umgeht, wie man selbst.

Täterverhalten

Gefühle und Empfindungen ausreden und weg geredet bekommen. Nicht ernst genommen werden. Sich übergangen fühlen, weil andere über dich besser bescheid wissen wollen, als du. Vermittelt bekommen, dass man lügt. Das man sich alles nur einbildet. Das man sich nicht so anstellen sollen usw.

All das kenne ich von Tätern und dann sagt man den Leuten das, dass sie sich gerade genauso verhalten und dann wird das auch einfach nicht ernst genommen. Dann wird argumentiert, dass man ja „nix sagen dürfe“ , weil andere dann direkt damit anfangen, dass dies Täterverhalten wäre usw. Ja wenn es das doch aber ist?! Wenn ich das so empfinde? Oder jemand anders das so empfindet?

Da bekommst´e gleich als Nächstes vermittelt, dass das Gefühl man wäre gerade in die Tätersituation zurückversetzt (und fühlt sich deshalb wieder ähnlich hilflos, übergangen, schlecht usw.) auch nur eine Einbildung ist. Und eine Nervige noch dazu, weil die anderen ja jetzt nicht einfach ihre Meinung sagen dürfen. Die sollen plötzlich auf dein Mimimi Rücksicht nehmen… So fühlt sich das für mich an.

Und das löst auch direkt wieder Scham aus. Scham weil ich mich schlecht fühle und das vll sogar noch äußere.

Aber wenn se sich damit besser fühlen…

Ich jedenfalls finde es nicht okay, dass sich manche benehmen, als müsste man erstmal eine 100seitige Beweisschrift vorlegen und ein Aufnahmeritual bestehen, bevor man ernst genommen werden darf. Oder bevor einem das Recht zuteil wird, nicht ständig das eigene Erleben ausgeredet zu bekommen, nur weil die das anders kennen oder erleben.

Aber ☝, selbst schuld. Was hängste dich auch überall rein🤦‍♀️. Ein Punkt an dem ich ansetzen muss –> Ar*chiges Verhalten lernen zu ignorieren

Strukturelle Dissoziation

Okay, zäumen wir das Pferd nochmal von hinten auf 😅

Wikipedia sagt dazu:

,,(…) Sie geht davon aus, dass durch anhaltende Traumatisierung in der frühen Kindheit eine strukturelle Aufteilung der Persönlichkeit entstehen kann, mit dem Ziel, das Überleben zu sichern und die Funktionsfähigkeit der Psyche zu erhalten, wenn aufgrund komplexer Traumata eine Integration der damit verbundenen Bewältigungsstrategien nicht mehr gelingt. Die Ausprägung der Abspaltung von Persönlichkeitsanteilen bewegt sich auf einem Kontinuum der Dissoziation[1] und reicht von der primären zu einer sekundären bis hin zur tertiären Dissoziation. Die Spaltung der Persönlichkeit kann je nach Schweregrad zu ganz unterschiedlichen Symptomen führen, die jedoch alle demselben Prinzip zugeschrieben werden.“

Schauen wir uns das Ganze mal näher an:

Was ist eine primäre Dissoziation?

Erleben wir ein Trauma, bleibt quasi ein Teil von uns darin stecken…bis wir das Trauma eben geheilt haben. 
Wir können uns das jetzt so vorstellen das wir als Mensch das Erleben, die Gefühle, Emotionen usw. während des Traumas als einen emotionalen Anteil (EP) von uns abspalten.
Abspalten heißt hier, das wir die entsprechenden Gefühle zum Trauma nicht in uns integriert haben, weshalb sie auch jederzeit hervorgetriggert werden können.
Ein Parfüm kann uns dann z.B in das traumatische Ereignis zurück versetzen, wir bleiben aber immer noch wir als Person.
Der EP ist ein Teil von uns selbst und kann wieder in uns zurück Integriert werden.

Und was ist eine sekundäre Dissoziation?

Von einer sekundären Dissoziation wird nach mehrfachen Traumatas bzw. nach langanhaltenden, dauerhaften Stress gesprochen. Also wie bei der komplexen PTBS, Borderline, der Ego-State-Disorder oder der pDis (bzw. DDNOS) .
Im Prinzip spricht man nun (immer noch) von einem ANP (anscheinend normaler Persönlichkeitsanteil) und dafür aber von mehreren EP’s. Bei jedem erlebten Trauma wurde ein oder mehrere Traumaträger abgespalten.

So und jetzt wird’s interessant, denn wir haben von der KPTBS bis zur pDis ein breites Spektrum und keiner will ja behaupten, alles wäre das Gleiche.

Also nochmal von vorn:
PTBS, KPTBS, Borderline und Ego-State – Was sich hier überschneidet ist, dass die EP’s immer noch ein Teil der eigentlichen Person sind. Sie werden zwar abgespalten, sind aber  keine völlig autonom agierenden Personen.
Was wir da finden sind Gefühle (starke Wut, starke Trauer, …) oder auch verschiedene Persönlichkeitszustände (sich klein machen, sexuell sehr offenherzig sein, ….). Bei den Betroffenen kann dieser Zustand oder dieses Gefühl übernehmen, aber sie SIND dann dieser Zustand oder dieses Gefühl. Es gibt nur diesen einen ANP.

Jetzt haben wir aber noch die pDis:

Auch hier gibt es nur einen ANP. Abgespalten sind ebenfalls mehrere EP’s (es gibt bei den EP’s übrigens nicht wirklich eine Grenze nach oben).
Der Unterschied zu den anderen „Störungen“ ist der, dass die EP’s weiter vom ANP abgespalten sind, d.h die Traumabarrieren sind größer. Sie sind auch schon richtige (Innen)Personen, mit eigenem Erleben, Meinungen, Erinnerungen, Fühlen usw. Während des Traumas kann es z.B notwendig gewesen sein, dass ein eigenständig handelnder Persönlichkeitsanteil übernimmt. Gerade wenn z.B auch immer wieder die gleichen Traumatas aufgetreten sind, in welchem der entsprechende EP „gefordert“ war.
Diese EP’s können im Notfall (oder wann sie es halt für richtig erachten) auch rauswechseln und dadurch eine Amnesie verursachen. Allerdings passieren solche Wechsel (inkl.Amnesie) weniger als bei der Dis.

Nun zu der tertiären Dissoziation:

Diese entsteht ebenfalls nach langanhaltenden, dauerhaften, frühkindlichen Stress, d.h es gibt wieder viele EP’s. Waren die traumatischen Erfahrung für das
Kind jedoch so schwer zu bewältigen (*), dann reichte es nicht mehr aus das sich nur ein ANP um den Alltag kümmert und die Traumata abspaltet, sondern mindestens ein zweiter ANP musste her.
Die Ursprungsperson, so wie sie mal auf die Welt kam, gibt es also auch nicht mehr. Auch die ANP’s sind jeweils nur Teilpersönlichkeiten, welche für den Alltag zuständig sind und je nachdem welche Alltagspersönlichkeit welches Trauma erlebt hat, haben auch diese wieder EP’s abgespalten. Jeder ANP hat also seine eigenen EP’s und die Traumabarrieren untereinander sind ebenfalls sehr hoch.
Bezogen wird die tertiäre Dissoziation auf die Dissoziative Identitätsstörung.

* Ganz wichtig:
Damit meine ich nicht dass das Trauma oder die „Störung“ des einen mehr oder weniger schlimm ist! Es gibt Menschen mit „nur“ einer Borderline-PS, die aber jahrelangen sexuellen und psychischen Missbrauch erlebt haben und dann gibt es Menschen mit einer Dis, die „nur“ emotionalen Missbrauch erlebt haben. Es kann z.B ebenso Betroffene von einer pDis geben, die von rituellen Missbrauch betroffen waren. Also auch da ist nicht nur die Dis aussagekräftig.
Die Anzahl der Anteile oder die Art der „Störung“ lassen also NICHT auf die Schwere des Traumas schließen, nach dem Motto: ,,Mir gehts aber viel schlimmer als dir 🙄“. Was und wie sich etwas entwickelt und wie jemand etwas erlebt, hängt mit sooo unglaublich vielen Faktoren zusammen und lässt sich zu 1000% nicht anhand einer Diagnose festmachen.

Meine persönliche Meinung:

Ich hab’s jetzt aufgegeben mich irgendwo in eine Kategorie einordnen zu wollen (okay, dass ist gelogen🙈, immer mal wieder zwischendurch will ich es dann doch), denn all das ist ja auch nur ein Modell und wie wir wissen, lässt sich unsere Psyche nicht so einfach in eine Schublade schieben (ja ich habe eine Diagnose, aber das ändert trotzdem nichts an deinem Empfinden 🤷‍♀️.

Ständig denk ich: ,,Ne, also das ist jetzt nur ein Zustand oder ein Gefühl. Gut, also doch nur ne Ego-State! … Ne Moment mal, wer hat die Nummern gelöscht? Also ich wars nicht! Also doch wer eigenes, oder was?! …Obwohl ne, heute gehts mir doch voll gut und bin ich 100% ich. Ach bestimmt hab ich eigentlich überhaupt kein Trauma…“ und während ich das mache fühle ich so richtig, wie sich im Inneren, permanent mit der flachen Hand, an die Stirn geschlagen wird 😅.

Wahrscheinlich ist einfach von allem etwas da. Abgespaltene Zustände, Gefühle und irgendwo hat auch der ein oder andere sein eigenes Denken, d.h auch bei einer sekundären oder tertiären Dissoziation muss sich nicht permanent irgendein Anteil, irgendwie bemerkbar machen und nicht jeder Anteil muss eine voll ausentwickelte, eigene Persönlichkeit sein…

DSNNB / DDNOS / PDIS

Was ist eine DSNNB?

= Dissoziative Störung, nicht näher
bezeichnet (DDNOS = engl. Name – dissociative disorder not otherwise specified)

Soo, im Prinzip wird diese Diagnose für Menschen genutzt, die nicht vollends in das Bild der ‚Dis‘ reinpassen.

Aber auch wer nicht alle Kriterien für eine andere Diagnose, wie die Derealisations-/Depersonalisationsstörung (weil er z.B Derealisationserlebnisse hat, die aber nicht von Depersonalisation begleitet werden) erfüllt, bekommt diese Diagnose gestellt, ebenso wie Menschen bei denen Dissoziationserlebnisse nach einer Gehirnwäsche auftreten usw.

Also, im Prinzip alles was nicht in das vollständige Bild einer anderen dissoziativen Störung fällt.
Bei der großen Mehrheit ist diese Diagnose aber tatsächlich als Vorstufe/Unterkategorie zur ‚Dis‘ anzusehen.
[Übrigens geht man davon aus das die große Mehrheit der Patienten, die mit einer anderen Dissoziativen Störung (außer Dis) diagnostiziert sind, eigentlich eine DSNNB haben, was einen betrachtlich großen Teil ausmachen würde. Leider wird dieses Diagnosebild selten richtig erkannt.]

Im ICD-11 gibt es jetzt aber Gott sei Dank die Änderung das jenes, was wir jetzt als Unterkategorie zur ‚Dis‘ bezeichnen und noch unter den Begriff DSNNB fällt, nun seinen eigenen Diagnoseschlüssel bekommt.
Das Ganze heißt ab 2022 pDIS = Partielle Dissoziative Identitätsstörung.
Das macht die Aufschlüsselung und das Differenzieren endlich etwas leichter.

Wo liegt der Unterschied zur ‚Dis‘?

Im Prinzip ist der Grad zur ‚Dis‘ wirklich extrem schmal.
Personen mit ‚pDIS‘ sind ebenfalls Multiple und haben andere Persönlichkeiten abgespalten, ebenso liegt eine Abspaltung von ganzen Gedächtnisinhalten, Körperwahrnehmung oder Bewegungen (im Gegensatz zum normalen Bewusstsein) vor.

Die Symptome sind soweit auch fast die Gleichen wie bei der ‚Dis‚ , einzig bei den Amnesien wird unterschieden. Was ich persönlich verwirrend finde, ist das manche sagen bei einer ‚pDIS’/DSNNB darf es gar keine Amnesien geben, weil ständiges Co-Bewusstsein zu den anderen Persönlichkeiten herrscht (jeder weiß zu jeder Zeit was der andere getan hat – keine Amnesiebarrieren), andere sagen wiederum das es sehr wohl Amnesien geben kann, diese aber weniger stark ausgeprägt sind, als bei der ‚Dis‘. Dieses Modell vertrete auch ich, ehrlich gesagt (dazu hab ich Neuigkeiten ☝, siehe nächster Abschnitt).

Allerdings gibt es jetzt bei der ‚Dis‘ auch die neue Unterscheidung von Typ 1, bei welchem Wechsel nur unter traumanahen oder Stresssituationen geschehen und Typ 2, bei welchem es auch zwischendurch zu einem Switch kommt. Vorher habe ich genau diese Unterscheidung eigentlich in den Bereich ‚pDIS‘ und ‚Dis‘ gelegt. Also so wirklich weiß ich das daher auch nicht 😅

Auszug von Alison Miller

… aus „Jenseits des Vorstellbaren“ (S. 62):


»Bei DDNOS ist der ANP immer präsent, selbst wenn eine andere Innenperson die Kontrolle über das Verhalten und die Gefühle übernommen hat. Menschen mir DDNOS (die einen Hüllen-ANP haben) können innerlich genau so komplex sein, wie Klienten mit DIS […]. Vieles fällt multiplen Persönlichkeiten mit DDNOS leichter, als solchen mit DIS, da sie keine Amnesie haben und so z.B. nicht feststellen müssen, dass sie sechs mal hintereinander gefrühstückt haben. Doch es fällt Ihnen leichter als DIS-Klienten, irrtümlicherweise davon auszugehen, dass ihre negativen Gefühle durch Situationen in der Gegenwart verursacht werden statt durch ein altes Trauma, das durch etwas in der Gegenwart getriggert worden ist. Und es ist schwieriger für Therapeuten, ihre Multiplizität zu erkennen.«


Edit: Jetzt nochmal (hoffentlich) richtig

Ich wollte den oberen Teil mal stehen lassen, weil es bzgl. pDis sehr, sehr viel Verwirrung gibt und man auch wirklich kaum etwas dazu im Netz findet. Und so seht ihr, dass ich genauso heillos überfordert war. Mittlerweile hoffe ich etwas mehr hinter die Unterschiede gestiegen zu sein und daher probieren wir es jetzt einfach nochmal.

Bei der Dis gibt es mehrere ANP’s (Persönlichkeitsanteile die sich um den Alltag kümmern), während bei der pDis nur ein ANP existiert. Ich betone aber dazu, dass auch hier der ANP nicht „die ursprüngliche Persönlichkeit“ ist, sondern auch nur eine der Persönlichkeiten (keine Ahnung warum es uns so wichtig ist, dass an jeder Stelle zu erwähnen🤔). Dennoch gibt es EP’s (emotionale Persönlichkeitsanteile/Traumaträger) genau wie bei der Dis. Und diese kann es auch in genauso hoher Anzahl wie bei eben jener geben. Ebenso haben diese teilweise ein ganz eigene Persönlichkeit, Aussehen, Meinung, Vorlieben, Erinnerungen, usw.

Die Amnesien

Und, jetzt kommt der springende Punkt, was ich vorher mit den Amnesien nicht ganz gecheckt habe: Ja, die gibt es auch bei der pDis! Zwar sind alle anderen Anteile zum ANP Co-Bewusst, dennoch muss das nicht auch automatisch umgedreht gelten. Es ist also möglich das z.B ein EP herauswechselt, zudem es dann eine Amnesie geben KANN. Alltagsamnesien kommen aber seltener als bei der Dis vor, da wie gesagt meistens ein Co-Bewusstsein zu allen existiert.

Das heißt aber nicht, dass du als ANP irgendeine Ahnung davon haben musst. Es kommt meistens zu teildissoziierten Handeln. Die EP’s wirken, handeln und sprechen durch dich hindurch. Du kannst das entweder gar nicht bemerken oder aber du fühlst dich „wie im Nebel„, „nach Hinten gedrängt„, „nicht mehr Herr über deinen Körper„, usw. So können z.B auch in der Therapie die anderen mit dem Therapeuten sprechen, während du im Hintergrund aber noch mit dabei bist (und keine Amnesie hast). Oder du bemerkst es an deiner Körperhaltung, die sich ändert, an deiner Aussprache, usw. Im Prinzip ist das also sehr ähnlich wie bei der Dis, nur die größeren Alltagsamnesien fehlen (weil sich wie gesagt nur ein ANP um den Alltag kümmert und die Barrieren unteinander nicht so stark sind).

Hach, ich hoffe ich habe das jetzt so relativ richtig erklärt 😅.

Was mir noch auf dem Herzen liegt

Ich habe so oft das Gefühl, dass das Leid und das erfahrene Trauma anhand des Schweregrades der Diagnose festgemacht wird. Jetzt nicht nur unbedingt das andere das anderen vorwerfen (das öffentlich vllt sogar eher weniger), sondern viel mehr das Betroffene das auch bei sich selbst tun. Ein Satz in einer Dis-Gruppe blieb mir da hängen: ,,Es ist bei mir jetzt doch nur eine schwere DDNOS und keine Dis. Darf in trotzdem in der Gruppe bleiben? “ und das tat mir irgendwie so ein bisschen weh. Also allein der Gedanke.

Selbstverständlich ist es von der Symptomatik etwas anderes, wenn man z.B eine Sucht, Schizophrenie oder Dis hat. Und natürlich geht man dazu in unterschiedliche Gruppen, weil man sich ja über Gleichheiten austauschen möchte. Das ist logisch. Aber eine pDis ist nicht weniger schlimm als eine DIS (und btw: Es gibt übrigens auch Menschen mit DDNOS die aus dem organisierten Verbrechen kommen)!

Und das erfahrene Trauma muss auch nicht die Bohne weniger schlimm sein. Das ist ja das Nächste: Woran machen wir fest welches Trauma, welches Leid jetzt mehr oder weniger schlimm gewesen sein soll? Was nur ein bisschen Missbrauch und was ganz viel Missbrauch war? Das ist doch Käse. Missbrauch ist Missbrauch, genauso wie ein Trauma (also eine seelische Verletzung/Narbe) ein Trauma ist. Es ist so eine individuelle Sache, was in uns wirklich Schaden hinterlässt. Sowas dürfen wir einfach nicht vergleichen.

Welche Art von „Störung“, wie viele und wie lange du Amnesien hast. Wie groß dein System ist. Wie stark du dich dissoziiert fühlst oder what ever hat also NICHTS mit der Schwere deines Traumas oder deines erlebten Leid’s zu tun!

Was eine Rolle spielt ist wie es dir jetzt geht! Schreibt euch das hinter die Ohren. Wer mir nochmal mit was anderem um die Ecke kommt, der bekommt demnächst ein paar auf die Finger ☝👩‍🏫.