Archiv der Kategorie: Ängste und Zwänge

Zwangsgedanken und Zwangsstörungen

Erst einmal: Was sind Zwangsgedanken
überhaupt ?

Zwangsgedanken sind Gedanken die sich immer wieder, quasi wie „von selbst“, aufdrängen. Meist drehen sie sich um ein oder mehrere bestimmte Themen und werden oft als störend und quälend erlebt, da auch das Unterdrücken so gut wie nie klappt.

So Gedanken und Sorgen wie ,,Ist der Herd auch wirklich aus?“ oder ,,Hab ich die Tür auch ganz sicher abgeschlossen?“ kennt allerdings jeder einmal. Das sind soweit ganz normale Gedanken und an sich auch überhaupt nicht weiter besorgniserregend, also keine Sorge wer hin und wieder mal so was auch von sich kennt 🙂.


Ab wann ist es eine Zwangsstörung?


Ganz einfach: Wenn die Zwangsgedanken derart Einfluss auf den Alltag nehmen, dass dieser und vor allem auch man selbst, stark darunter leidet.

Die Zwangsgedanken an sich können schon stark belastend sein, allerdings folgen darauf meist auch noch entsprechende Zwangshandlungen.

Als Beispiel nehmen wir den ständigen Gedanken ob der Herd auch wirklich aus ist. Betroffene können da bis zu 10x (oder öfter) zurück in ihre Wohnung gehen, um eben dieses zu überprüfen, was natürlich im Alltag und für die Betroffenen stark belastend ist.

Meist beginnen solche Zwangshandlungen aber ganz klein, d.h erst 1x schauen, dann 2-3x usw.

Dann gibt es auch noch die Zwangsimpulse, wo der Zwang besteht etwas zu tun, was man überhaupt mich tun will, z.B jemand zu verletzen (aggressive), ungewöhnliche sexuelle Praktiken auszuleben (sexuelle)und sich selbst Schmerzen zuzufügen (autoaggressive).

In den meisten Fällen wissen die Betroffenen aber übrigens das die Zwangsgedanken an sich irrational sind, also d.h wenn der Herd eben aus war, wird er es natürlich gleich immer noch sein. Dennoch liegt es aber in der Natur einer Zwangsstörung (wie der Name ‚Zwang‘ es eben schon sagt 😅) das sich gewisse Gedanken und Handlungen nicht einfach ignorieren und ausblenden lassen. Tun das die Betroffenen dennoch bzw. versuchen es, kann dies zu einer endlosen Qual werden bis hin zur „Explosion“.


Wie entsteht eine Zwangsstörung?


Wie immer kann der genetische Faktor eine wichtige Rolle spielen, sprich Zwangserkrankungen kamen bereits bei den Eltern ect. vor.

Ebenfalls kann es eine neurobiologische Ursache geben, wobei dann einige Bereiche des Gehirns hyperaktiv sind, z.B weiß man mittlerweile auch das Verletzungen im Gehirn, Zwänge auslösen können.

Unter Freud gab (und gibt es noch) auch die Auffassung das bestimmte Erziehungsstile eine wichtige Rolle, bei der Entwicklung von Zwangsstörungen, spielen könnten (z.B eine SEHR reinliche Erziehung).

Dann, wie fast immer, geht man sehr stark davon aus das in vielen Fällen sehr prägende Ereignisse und Zustände bzw. traumatische Erfahrungen einen enormen Einfluss haben.

Im Großen und Ganzen, denke ich, ist es wie immer ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Man darf zudem auch nicht vergessen, dass der individuelle Charakter und die Art und Weise jedes Einzelnen mit Dingen umzugehen, auch eine sehr große Beachtung finden sollten.

Grundsätzlich lässt sich aber sagen das es, für die Entwicklung einer Zwangsstörung, erst einmal irgendeinen äußeren Auslöser geben muss, der zu einer inneren Verarbeitung führt und gewisse Ängste, Sorgen, Schlussfolgerungen und Befürchtungen auslöst (z.B „könnte ein großer Schaden entstehen, woran ich nachher auch noch Schuld bin“).

Diese (oft unbewussten) starken und unangenehmen Ängste werden dann versucht in irgendeiner Weiße zu kontrollieren, um wieder Sicherheit zu schaffen (entweder durch Vermeidungsstrategien oder durch Sicherheits- und Kontrollstrategien die versuchen die befürchtete Katastrophe abzuwenden), woraufhin die Angst für einen kurzen Moment auch erst einmal besser wird.

Umso mehr der Angst aber nachgegeben wird, umso realer und ernster sie also genommen wird, umso mehr verfestigt sich der Zwang (wir programmieren uns damit also im Prinzip selbst, wenn auch nicht komplett freiwillig bzw. bewusst). Dein eigenes Verhalten unterstützt quasi immer wieder die (eigentlich ja „irrationalen“, zumindest im aktuellen Moment) Befürchtungen und signalisiert dem Gehirn damit: ,,Aha, die Ängste sind gerechtfertigt, also die Angst bloß nicht abstellen!“

Insgesamt sind übrigens 2 – 4 % der Bevölkerung mindestens einmal in ihrem Leben von einem Zwang betroffen.
Gar nicht so wenige, oder?


Arten, Beispiele und Heilung


Zwangsgedanken und -handlungen sind wieder nur ein Ausdruck unser Psyche. Ein Symptom für etwas, niemals aber das ursächliche Problem.

Wichtig wäre es also erst einmal heraus zu finden ‚Was steckt hinter dem Zwang? Welche Angst, welche Befürchtung?‘ um daran dann ansetzen zu können. Gerade in der Verhaltenstherapie werden dann neue Strategien und Verhaltensmuster erlernt (wie handle ich so, als würde ich die Situation gar nicht als gefährlich empfinden).

Einfach das Symptom zu „beseitigen“ würde aber nicht klappen. Ich schrieb da letztens mit jemand die das wunderbar wiedergab: ,,…Wenn man mir meinen Zwang nehmen würde, würde ich neue entwickeln, z.B Händewaschen…“.

Schaut, es ist wie mit einem Dampfkessel mit mehreren Rohren. Du kannst das eine schließen, aus welchem der Dampf austritt, aber dann schießt der Dampf eben aus einem anderen wieder raus. Das sinnvollste wäre also erstmal zu merken das der Dampf nicht im Rohr, sondern im Kessel sitzt und dann den Dampf aus dem Kessel zu entfernen.

Kommen wir mal zu einigen Arten von Zwängen und entsprechenden Beispielen:

[Das sind wirklich nur Beispiele und treffen nicht auf jedermann gleich zu, ich will nur das Prinzip aufzeigen]

Kontrollzwänge

wie z.B ob der Herd aus ist, die Tür abgeschlossen ist. Die Tasche wird immer wieder kontrolliert, ob auch wirklich alles da ist, es wird teils mehrmals zurück gefahren um zu schauen das man niemanden überfahren hat, usw.

–> Bsp: ,,Ich habe gerade nachgesehen und der Herd ist aus, aber kann ich meiner Wahrnehmung wirklich trauen? Was wenn ich falsch liege und es doch nicht richtig gesehen habe? Wenn er doch noch an ist? Was könnte dann alles passieren?! Und ich wäre schuld!“

—-> Mein Tipp, wenn die Zwänge noch im Anfangsstadium sind: Ich leide nicht driekt unter einer ausgeprägten Zwangsstörung, habe aber oft den „Tick“ auf die 500m zum Supermarkt 10x in meine Tasche zu schauen, ob mein Portmonee auch wirklich noch da ist. Ich nehme mir jetzt meistens mein Portmonee raus, bevor ich die Wohnung verlasse, halte es in der Hand und schaue es an. Dann lege ich es in die Tasche und beobachte diesen Vorgang ganz bewusst. Dazu sage ich mir das ich es jetzt dort reinlege. Wenn jetzt unterwegs der Gedanke kommt nachschauen zu müssen, rufe ich mir dieses Bild wieder auf und sage mir das ich sah wie ich es reingelegt habe und das es sich seitdem nicht in Luft auflösen konnte. Je nach Tagesverfassung klappt das manchmal ganz gut.

Was mir da bei mir z.B in letzter Zeit auch noch stark auffällt, ist das ich zwanghaft versuche eine Situation im Voraus zu planen und sie dann auch irgendwie zu kontrollieren. Alles was dann aus diesem geplanten Rahmen fällt, löst in mir drin, fast immer, ein regelrechtes Chaos aus. Das kann mit unter schon echt anstrengend sein.

Waschzwänge

z.B werden die Hände oder der ganze Körper immer und immer wieder gewaschen oder auch Gegenstände die „kontaminiert“ sein könnten mit irgendetwas, werden immer wieder gewaschen, teils mit aggressiven Putzmitteln. Der Gedanke dahinter ist oft das sich Keime oder etwas anderes auf der Haut (oder dem Gegenstand) befinden könnten und nicht weggehen.

Dahinter kann oft die Angst stecken seine Mitmenschen und Liebsten mit etwas gefährlichen anzustecken (,,Ich wäre für euer Leid verantwortlich“) oder aber die Angst selbst zu erkranken, was vll schon einmal der Fall war und unbedingt vermieden werden muss (eine traumatische Erkrankung -> vll auch von Angehörigen) oder nach einer (vll auch noch nicht bewusst erinnerbaren) Vergew*ltigung, dass Gefühl den Täter nicht von der Haut zu bekommen usw. Oft spielen Angst und Ekel in Kombination dort eine sehr große Rolle.

Wiederholungs- und Zählzwänge

wo bestimmte Dinge eine bestimmte Anzahl von Wiederholungen getan werden müssen, z.B 3x auf die Schwelle tippen, bevor sie übertreten werden darf (sonst, glaubt man, passiert vll ein Unglück) oder man kann etwas zu Essen erst runterschlucken, wenn man es vorher genau 20x gekaut hat

Sammelzwänge

wo alles aufgehoben wird was man findet und was da ist, weil man es vll noch einmal gebrauchen könnte. Sachen horten bzw. sich schwer davon trennen können, hat manchmal auch etwas mit dem Gefühl von mangelnder Sicherheit zu tun. Eine gewisse Sicherheit kann oft über den Besitz von Dingen versucht gewährleistet zu werden. Oder auch eine innere Leere könnte dadurch, unbewusst, versucht werden auszufüllen.

Ordnungszwänge

wo Betroffene sich sehr stark darauf konzentrieren eine bestimmte Ordnung und Struktur aufrecht zu erhalten. Gegenstände liegen dann z.B immer am gleichen Platz, in der gleichen Reihenfolge oder auf dem Sofa muss jedes Kissen akkurat angeordnet sein, die Handtücher Millimeter genau übereinander liegen usw. Zu den „Spinnern“ gehöre ich übrigens auch 😅 – Es ist nicht so schlimm wie manch anderen (also es kommt bei mir noch nicht auf den exakten Millimeter an) und vorübergehend kann mich auch auf etwas Unordnung einstellen, wenn Besuch mit Kindern oder Tieren z.B kommt. Aber grundsätzlich bin ich schon sehr pedantisch wenn es um meine Ordnung geht.

Gerade wenn in deinem Leben Ordnung und Struktur gefehlt hat, d.h wenn also nicht dauerhaft ein stabiles und sicheres Umfeld gegeben war, kann ein extrem inneres Bedürfnis nach eben dieser entstehen. Wenn dir früher vll die Sicherheit von deinem Umfeld genommen wurde, dann versuche man sie heute über das zu aufrecht zu erhalten was man beeinflussen kann – Sich selbst.

–> ,,Ich selbst kontrolliere da was geschieht und zwar so genau das nichts Unvorhergesehenes von Außen passieren kann“ (–> führt zu Perfektionismus). Natürlich kann jederzeit etwas Ungeplantes von Außen geschehen, dass weiß der Perfektionist auch (rational), dennoch versucht sich, wie gesagt, die Psyche irgendwie zu helfen und irgendwelche Lösungswege zu finden.

Andere Zwänge

  • Es gibt auch Zwangsgedanken darüber das die Betroffenen Angst haben andere zu verletzen oder das bestimmte Rituale wiederholt werden müssen, um Unglück oder Schaden abzuwenden

–> die Angst jemand zu schaden (in welcher Weise auch immer) könnte ausgelöst von der Befürchtung sein, dass man dann vll nicht mehr akzeptiert und geliebt wird, ein schlechter Mensch wäre und am Ende keiner mehr etwas mit einem zu tun haben möchte, man dann auch vereinsamt

  • oder die zwanghafte bildliche Vorstellung unangenehmer sexueller Handlungen
  • Und dann gibt es auch noch den Grübelzwang, wo sich häufig die Gedanken um Situationen drehen, die (noch) nicht geklärt sind. Diese Gedanken drängen sich ebenfalls immer wieder auf und sind sehr quälend. Oft tritt dieser auf wenn Betroffe sich nicht trauen Entscheidungen zu treffen und vll denken immer wieder falsch zu liegen ect. (starke Selbstunsicherheit)

Wenn ihr das Gefühl habt das euch eure Zwänge stark im Griff haben und euch auch belasten, wendet euch bitte an einen Psychotherapeuten, bevorzugt Verhaltenstherapie.

Phobien

Im letzten Beitrag, bei der generalisierten Angststörung, hatten wir die Angst vor vielen verschiedenen Themen.
Bei Phobien ist es jetzt genau das Gegenteil, nämlich geht es um die starke Angst vor EINEM KONKRETEN Thema bzw. einer konkreten Sache/Situation.

Im Prinzip kann man diese starke Angst vor allem haben – Man kann alles „lieben“ (Menschen die auf Sex mit Gegenständen stehen z.B) und man kann auch vor allem eine Angst entwickeln. Wir schauen uns jetzt erstmal die häufigsten an:


Sozial-Phobie

Bei der Sozialphobie steht die Angst vor anderen Menschen (bzw. von diesen bewertet zu werden) im Mittelpunkt. Also:

  • die Angst sich zu blamieren
  • die Angst vor Kritik
  • die Angst vor Nähe
  • die Angst sich zu öffnen
  • die Angst vor dem anderen Geschlecht
  • die Angst vorm Erröten
  • Prüfungsangst
  • aber auch generell in irgendeiner anderen Weise im Mittelpunkt zu stehen
  • usw.

Meistens resultiert die Sozialphobie aus einem niedrigen Selbstwertgefühl und kann entweder allein kommen oder mit anderen Störungen zusammen, wie Depressionen, PTBS, dissoziativer Symptomatik, …
Die Folgen sind oft ein totaler sozialer Rückzug, was wiederum selbst Depressionen zur Folge hat oder eine vorhandene verschlimmert.

Klaustrophobie

Das ist die Angst vor engen oder geschlossenen Räumen. Ich z.B habe kein Problem mit geschlossenen Türen, erst wenn ein anderer die Tür absperrt und ich nicht weiß wo der Schlüssel ist (mir demnach das Gefühl der Kontrolle verloren geht) oder ich bin z.B auch gar keinso ein großer Fan von Autos. Umso größer und breiter, umso besser.

Limousinen, Smart o.ä mag ich gar nicht gerne. Ich setz mich zwar rein, bin aber dauerhaft angespannt, weil ich alleine die Vorstellung eingequetscht in so einem engen Auto schon absolut abstoßend finde. Im Zug hat mal jemand vor mir seinen Sitz etwas zurückgestellt, da hatte ich auch riiiichtige Probleme die Panik nicht durchkommen zu lassen😅.

Dann kann man da aber weiter auch Angst vor Fahrstühlen haben, vor Umkleidekabinen, vor vollen Zügen, usw. Alles was eben eng ist. Da kann es übrigens sogar schon ausreichen einen engen Tunnel o.ä im Fernsehen zu sehen.

Enge Tunnel gehen bei mir auch überhaupt nicht, sowas wie Fahrstühle mag ich wiederum zwar nicht gerne, solange ich jedoch weiß das ich wieder rauskomme, geht es. Bei mir hört es wirklich auf, sobald ich das Gefühl habe mich nicht mehr eigenständig befreien zu können.

Agoraphobia

Hier ist genau das Gegenteil der Fall. Die Angst vor grossen und öffentlichen Plätzen. Dort haben die Betroffenen Angst sich zu blamieren oder anderweitig unangenehm aufzufallen und (das ist auch hier wieder der springende Punkt) keine Fluchtmöglichkeit zu haben.

Arachnophobie

Die extreme Angst vor Spinnen, wo Betroffene Zimmer ect. nicht mehr betreten, wenn sich darin eine Spinne befindet oder sie erstarren, wenn sie die Spinne nur von weiten sehen usw.
Sie ist übrigens eine Unterart der Zoophobie, also der Angst vor Tieren (und da kann es dann wieder alle möglichen Unterformen geben: die Angst vor Schlangen, die Angst vor Hunden, usw.)

Dentophobie

Das ist die Angst vorm Zahnarzt bzw. den Zahnbehandlungen (Schmerzen, Spritzen, Bohren,…). Betroffene fühlen sich auf dem Zahnarztstuhl oft ausgeliefert und reagieren mit Panik, Herzrasen oder sogar bis hin zur Ohnmacht.


Aviophobie

Die Flugangst. Da spielt natürlich die Angst vor einem möglichen Flugzeugabsturz eine große Rolle, aber auch die Kontrolle abgeben zu müssen.


Dysmorphophobie

Dort machen sich Betroffene überdurchschnittlich viele Sorgen um ihren Körper/ihr Aussehen bzw. einzelne Körperteile. Sie halten Körperteile für entstellt, fehlerhaft und/oder fühlen sich deshalb extrem unwohl in ihrem Körper, obwohl es objektiv überhaupt nichts auszusetzen gibt. Aus Scham und Angst vor Ablehnung ziehen sich Betroffene meist immer weiter zurück und entwickeln auch Folgestörungen wie Depressionen, Essstörungen usw.

*Achluophobie

Das ist die Angst vor Dunkelheit. Also dunkle Räume, dunkle Straßen, usw. (*hust*hust*das hier wieder die Angst vor Kontrollverlust eine Rolle spielt, muss ich erwähnen? *hust*hust* – Die meisten Phobien und Ängste basieren leider auf Angst vor Kontrollverlust oder der Angst des nicht akzeptiert/nicht geliebt werdens. Der traumatische Hintergrund ist da nicht wirklich schwer zu erraten)


Ablutophobie

Die Angst vorm Waschen. Ja ich weiß, bei manchen Zeitgenossen könnte man das auch vermuten 😅, da gehts aber wirklich um die panische Angst davor und nicht um die Leute, die einfach nur zu faul sind, sich mal unter eine Dusche zu stellen.


Xenophobie

Das ist eine extreme Angst vor fremden Menschen, also alle die der Betroffene nicht kennt. Wenn Eltern ihre Kinder z.B stark von der Außenwelt abschirmen oder immer wieder erzählen das alle böse sind, kann sich sowas entwickeln.


Trypophobie

Erstmal: Dies ist NOCH keine anerkannte Phobie. Ich nehme sie trotzdem mal mit rein, da sie gar nicht so unpopulär ist.

Hier handelt es sich um die Angst oder dem extremen Ekel (inkl. Schweißausbrüche, hohen Blutdruck/Puls, Zittern, usw. ) vor unregelmäßig angeordneten Löchern, Rissen oder Beulen. Im Netz findet man in diesem Zusammenhang ganz viele bildliche Bsp., was gemeint ist (und jedes Bild ist verstörender als das andere für mich 😂🙈) . Woher diese Angst kommt, ist noch relativ ungeklärt. Allerdings geht man davon aus, dass in einigen Menschen vllt noch dir Ur-Angst vor diversen (tödlichen) Krankheiten präsent ist, an welche dadurch die innere (Ur-)Erinnerung wach gerufen wird. Allerdings können auch hier wieder traumatische o.ä Erlebnisse eine Rolle, bei der Entwicklung, gespielt haben. Ich persönlich komme da übrigens auch auf viel solcher löchrigen Unregelmäßigkeiten nicht gut klar 🙈

Emetophobie

Dort geht es um die Angst vorm erbrechen. Sich selbst erbrechen zu müssen oder auch mitzubekommen wie andere sich erbrechen. Diese strake Angst kann schon beim Husten oder sich verschlucken auftreten. Diese Angst kann an die Angst vorm Sterben gekoppelt sein oder sie kann z. B auch den Hintergrund haben, dass es früher schlimme Strafen beim Erbrechen gab. Dir Gründe sind da ganz verschieden und indeviduell.


Akrophobie (oder auch Hypsophobie)

Und natürlich dürfen wir die Höhenangst nicht vergessen. Umso weiter es in die Höhe geht, umso schwummriger wird einem. Bei manchen reicht da schon eine Trittleiter oder nur der Gedanke an Höhe aus. Ich leide auch unter Höhenanst, allerdings beiweiten nicht so schlimm wie manche. Bei mir hängt das auch mit Kontrolle zusammen. Wenn ich mich in hoher Höhe befinde, aber ein stabiles Geländer oder Untergrund da ist, ist es weniger schlimm. Es ist nicht automatisch die Angst vorm Fällen, sondern die Angst nicht unter Kontrolle zu haben, wenn ich falle. Ich glaube, der vermeindlich „sichere Untergrund“, der es aber nicht ist, ist da der Triggerpunkt.


Wer über mehr Phobien lesen will, der kann mal auf Wikipedia vorbeischauen, dort findet ihr eine ganze Liste (ich sag doch: Man kann vor alles eine Angst entwickeln 😅)
–> https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Phobien


🩺 Objektiv betrachtet…

wissen die meisten übrigens, dass es eigentlich keinen Grund zur Angst gibt, tun können sie dagegen aber trotzdem nichts. Das Problem mit der Angst ist nur, umso mehr man ihr nachgibt, sie sich umso mehr verfestigt und demnach auch größer wird (Das Vermeiden der Situation bzw. dem Nachgeben der Angst, signalisiert dem Gehirn das es recht hat mit seiner bedrohlichen Einstufung. Demnach regiert das Gehirn auf eine Gleiche oder sogar nur ähnliche Situation wieder mit Angst. Als Beispiel der wilder Tiger, der vor dir steht: Dein Hirn schüttet haufenweise Stresshormone aus und sagt ,,ACHTUNG , Achtung, GEFAHR!“ – reagierst Du darauf mit Flucht oder Kampf merkt sich dein Gehirn das und versetzt dich beim nächsten Tiger oder nur beim raschelnden Busch in den gleichen Kampf oder Fluchtmodus. Bekommt dein Gehirn jedoch das Signal das der Tiger eigentlich eine süße Schmusekatze ist, die überhaupt nicht böse ist, dann reagiert es beim nächsten mal auch mit etwas weniger Angst).


An sich muss nicht jede Phobie zwingend behandelt werden, eigentlich erst dann wenn sie Probleme im Alltag oder bei bestimmten anderen Situationen (wie zum Beispiel beim fliegen, obwohl man gerne fliegen würde oder vll auch muss) bereitet.

Behandelbar sind Angststörungen übrigens recht gut. In der Verhaltenstherapie geht es darum die Angst erstmal besser verstehen zu lernen (und damit auch sich). Ihr zu begegnen (Konfrontation) und dann den Angstkreislauf zu durchbrechen, d.h die ängstlichen Gedanken zu stoppen, die darauffolgenden körperlichen Reaktionen usw.

Angststörungen

Was Angst ist wissen wir alle. Es gibt die Angst vor einer Prüfung, die Angst vor vielen Menschen zu reden und natürlich es gibt auch die Todesangst und jede Form der Angst fühlt sich anders an.

Die Angst an sich ist aber eine völlig normale und gesunde Reaktion auf eine bedrohliche Situation. Die Störung fängt erst wieder dort an, wo sich die Angst verselbständigt und massiv in das normale (Alltags)Leben eingreift bzw. wo die Ängste scheinbar irrational wirken und starken Leidensdruck mit sich bringen.

Wir schauen uns jetzt mal an, was es da für unterschiedliche Ausprägungen gibt:

Generalisierte Angststörung

Bei der Generalisierten AS drehen sich die Ängste und Sorgen nicht um ein konkretes Thema (wie z.B bei der Spinnenphobie auf Spinnen), sondern um viele gleichzeitig. Die Ängste sind hauptsächlich auf die Zukunft bezogen, also: ,,Kann ich meine Rechnung zahlen? Werde ich meine Arbeit ordentlich erledigen? Könnte ich mich bei jemand anstecken und krank werden und wie schlimm wird die Krankheit dann sein? Komme ich zu spät?“ usw.

Solche Gedanken hat natürlich jeder mal und die sind an sich überhaupt nicht weiter besorgniserregend. Zur Störung wird es erst, wenn sich die Gedanken ausschließlich nur noch um die verschiedenen Sorgen und Ängste drehen und die Themen gedanklich immer und immer wieder durchgekaut werden.

Auf Dauer können sich dadurch auch körperliche Symptome bilden, die oft sogar erst der ausschlaggebende Grund sind, warum sich die Betroffenen Hilfe suchen.

Man geht von 4-7% der Bevölkerung aus, die davon betroffen sind.


Panikstörung und Panikattacken

Bei einer Panikattacke überfällt dich plötzlich eine sehr, sehr starke Angst. Nicht selten fängt man dabei an zu :

  • zittern
  • dein Mund wird trocken
  • das Herz pocht wie verrückt
  • dein Hals fühlt sich an wie zugeschnürrt und du bekommst kaum Luft
  • dir wird heiß und kalt
  • du schwitzt (und frierst manchmal gleichzeitig)
  • der Brustkorb drückt
  • oft hat man auch das Gefühl gleich umzufallen
  • deine Beine werden weich und manchmal finde ich, ist es als würde man auf einem Brett mit Rollen stehen, dass jemand jeden Moment droht wegzuziehen
  • auch Derealisation und Depersonalisationserlebnisse können vorkommen (mehr dazu Hier)

Viele Betroffene, die das nicht einordnen können, glauben deshalb z.B sie würden unter Herzattacken oder anderen körperlichen Symptomen leiden. Meine Oma ist so ein Fall 😌. Kannste der noch 1000x erzählen, dass das Panikattacken sind, was sie hat. Ändert nichts. Sie glaubt es ist ihr Herz und nur ein Kardiologe kann da was machen (Überraschung🥳: Kann er nicht).

Meist hält so eine Panikattacke nicht sehr lange an und ist nach wenigen Minuten vorbei. Interessant finde ich da, dass einige Forscher und Ärzte Panikattacken mit emotionalen Flashback’s (mehr dazu Hier) in Verbindung setzen. Das könnte durchaus möglich sein, da ja auch die ganze plötzliche Panik irgendwo her kommen muss. Mit emotionalen Flashback’s bin ich allerdings oft weit länger beschäftigt, sprich oft locker ein paar Stunden 🤔. Naja, lassen wir das erstmal so im Raum stehen…

Ach bevor ich das vergesse: Panikattacken können aus heiterem Himmel kommen (es kann aber auch sein, dass man da den entsprechenden Trigger vll einfach nur noch nicht kennt), sie können aber auch ausgelöst werden wenn man z.B in eine traumanahe Situation kommt, eine bestimmte Person sieht, wie bei einer Phobie der entsprechenden Situation ausgesetzt ist (bei der Spinnenphobie Spinnen z.B), usw.

Tipps, wie ihr als Außenstehender bei Panikattacken helfen könnt, findet ihr Hier.

2-4% sollen übrigens betroffen sein (was mir ehrlich gesagt aber nach sehr wenig erscheint🤔)


Weiter gehören zu den Angststörungen:

  • Zwänge
  • Phobien
  • die Hypochondrie (also die übertriebene Angst zu erkranken oder krank zu sein)
  • Herzneurose (die Betroffenen klagen immer wieder über Herzbeschwerden und haben Angst einen Herzinfarkt zu bekommen, es lässt sich aber keine körperliche Ursache feststellen)


Bei einer Angststörung hilft Verhaltenstherapie. Gerade bei Ängsten wird viel mit Konfrontation gearbeitet, da man die Angst meist überwindet oder zumindest abbauen kann, sobald man sich der Situation stellt und dem Gehirn signalisiert, dass die befürchtete Gefahr nicht so schlimm/nicht real ist. Aber natürlich werden auch Verhaltensmuster hinterfragt und beleuchtet, sowie Neue eingeübt.

Medikamentös sind Ängste auch in den Griff zu bekommen. Ich persönlich rate aber auf Dauer (ohne Therapie) stark davon ab.
Übersteigerte Ängste sind auch nur ein Symptom für etwas tieferliegendes. Medikamente können zeitweise zwar eine Linderung bringen, verändern auf Dauer am eigentlichen Problem aber überhaupt nichts. Eher im Gegenteil. Aber ich denke, das muss letztendlich jeder für sich herausfinden, was ihm gerade am besten hilft und was nicht.

Ansonsten werden gerade auch bei Panikattacken bestimmte Silks (Fertigkeiten) eingeübt und verwendet. Das kann dann spazieren gehen sein, Sport, Düfte funktionieren bei mir z.B gut, Musik, ein Gummiband das man am Arm schnippst, usw.
Alles was dich aus der Panik eben langsam wieder rausholt.