Archiv der Kategorie: Erkenntnis des Tages

Falsch verstanden werden….

Kennt ihr diese Situationen, wo Menschen etwas völlig falsches in einen hineininterpretieren und dann davon ausgehen, dass ihre selektive Wahrnehmung von dir, die Realität ist?

Also z.B wenn jemand einfach davon ausgeht du seist arrogant, obwohl du einfach nur introvertiert bist. Oder faul, obwoh du nur eine andere Aufgabenverteilung hast (z.B aufgrund von Krankheit, etc.). Oft geschieht sowas aus der Projektion heraus. Zum Beispiel werfen mir gerne Menschen Kritikunfähigkeit vor, während sie selbst laut, unkonstruktiv und persönlich angreifend werden.
Mich persönlich setzen solche Situationen immer extrem unter Streß.
Besonders wenn Menschen, die mir eigentlich Nahe stehen, das tun.
Bsp. rechtfertigte meine beste Freundin letzten Sommer ihr grenzüberschreitendes und verletzendes Verhalten damit, dass sie aufgrund dieser und jener Charaktereigenschaft von mir nicht anders handeln konnte.
Nur bin und war ich nie so, wie sie mich darstellte.
Was daraufhin folgte war, dass ich von ihr blockiert wurde und sie danach die Freundschaft beendete.
Alles meine Schuld natürlich.

Da wird dann nicht auf der Gefühlsebene gesprochen, also: „Ich habe das Gefühl ich könnte dir auf die Füße treten und habe vor deiner Reaktion Angst, weil ich nicht weiß wie ich damit und meinen eigenen Gefühlen, die dabei aufkommen, umgehen kann“ , sondern so, als wäre ihre Wahrnehmung Realität: „Weil du so bist, konnte ich nicht anders handeln. Du bist selbst schuld, dass du verletzt wurdest“

Ein anders Beispiel war, als mir die mangelnde Fähigkeit zu differenzieren vorgeworfen wurde. Wer mich kennt, oder zumindest meine Beiträge, müsste eigentlich wissen, dass das zu einer der letzten Fähigkeiten gehört, die ich nicht besitze. Ich frage mich in solchen Situationen dann ernsthaft, ob man mir überhaupt jemals zugehört hat?

Ich persönlich stelle dann meist meine ganze Wahrnehmung in Frage und versuche herauszufinden, wo der Fehler bei mir lag.
Wie kann es sein, dass mich jemand so komplett anders wahrnimmt, als ich bin? Und vor allem bin ich ein Mensch, meiner Meinung nach, der eigentlich sehr klar formulieren kann, was er braucht und was nicht. Was er denkt und was nicht. Ich kann meist meine Gefühle recht gut erkennen und benennen und kann ebenso selbstverantwortlich handeln, ohne anderen für meine Situation die Schuld zu geben oder mich aus der Affäre zu ziehen, wenn ich für etwas Verantwortung übernehmen muss. Ich rede deutlich und auch nicht zu wenig. Also frage ich mich, wie es möglich sein kann, dass ich so falsch verstanden werde?
Wie kann es sein, dass ich ausführlich sage und erkläre was ich meine und dann trotzdem etwas völlig anderes verstanden wird? 

Ich neige dann dazu, es richtig stellen zu wollen. Zu erfahren wie der andere auf seine Sicht über mich kommt. Ich versuche dann Fakten aufzuzählen, Gegenbeweise vorzulegen, usw.
Es nimmt mich gefühlsmäßig extrem und auch lange mit.
Ich fühle mich stark verletzt und empfinde auch mein Vertrauen missbraucht.
Wozu reden, wenn am Ende doch jeder nur das versteht, was er verstehen will?

Wie schon gesagt passiert solches Verhalten oft aus der Projektion heraus. In vielen Fällen hat das mit einem vermeidenden Verhalten zu tun.
Wenn ich mich meiner eigenen Verantwortung bzw. meinen Teil an dem Konflikt oder meinen eigenen Gefühlen nicht stellen will (bzw. kann, weil es vllt zu schmerzhaft ist), ist es ein sehr einfacher Weg all das einfach von mir zu weisen. Indem ich mir die Realität so gestalte (meist passiert das unbewusst, was es aber nicht besser macht), dass ich die Verantwortung einfach abschieben kann, muss ich mich meinem eigenen Inneren nicht stellen.

Ich persönlich weiß jetzt auch endlich, warum ich mich deshalb immer so schlecht fühle und da diesen Drang zu Richtigstellung verspüre:

Ich fühle mich ohnmächtig.

Der andere konstruiert eine Version von mir, über die ich kein Mitspracherecht habe. Und aufgrund dieser Version entscheidet derjenige über unseren Beziehungsstaus. Entscheidet ob ich eine Bestrafung bekomme (Kontaktabbruch, Schweigebehandlung, Vorwürfe, Beleidigungen, sozialer Ausschluss, usw.) oder nicht.

Wenn ich selbst einen Fehler mache oder etwas an meinem Verhalten nicht okay ist, kann ich es selbst ausbügeln oder ich kann mich dazu entscheiden nichts zu verändern. Selbst wenn der andere aufgrund meines Verhaltens nichts mehr mit mir zu tun haben möchte, kann ich dafür zumindest in die Verantwortung treten.
So oder so habe ich die Chance zu handeln. Selbst wenn ich mich gegen das aktive Handeln entscheide.

Wenn jemand aber eine Version von mir erfindet und aufgrunddessen Entscheidungen mich betreffend trifft, nimmt er mir diese Möglichkeit. Ich kann nicht für Fehler gerade stehen, die ich nicht begangen habe. Ich kann nichts besser machen oder verändern, was nicht der Realität entspricht. Derjenige nimmt mir damit die Macht gleichberechtigt über die Beziehung zu entscheiden.
Und auch wenn jemand Gefühle in mich hineininterpretiert, die ich so nicht habe und aufgrunddessen Entscheidungen trifft, nimmt derjenige mir die aktive Mitgestaltung der Situation.

Ich glaube gerade im Traumakontext ist man dafür vllt auch besonders sensibel.

Ich persönlich empfinde solches Verhalten, besonders wenn es sehr starrsinnig auftritt, als extrem unreif, feige und unreflektiert. Damit entscheidet man sich aktiv für den einfachen Weg und gegen die eigene Persönlichkeitsentwicklung.

Letztendlich kann ich mich aber selbst nicht davon ausnehmen, früher selbst schon so gehandelt zu haben. In diesem Beitrag möchte ich also nicht verurteilen, jedoch darauf aufmerksam machen, dass wir selbst entscheiden können ob wir solches Verhalten weiter fortführen oder ob wir unser Verhalten hinterfragen und beginnen anders zu handeln.

Und für mich hoffe ich, das mir die Erkenntnis, dass ich mich eigentlich ohnmächtig fühle, dabei hilft aus dem Rechtfertigungsdrang zu kommen. Aufrichtiges Interesse und richtiges Zuhören hat etwas mit gegenseitigen Respekt zu tun. Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht mehr bereit dazu bin meine Zeit mit Menschen zu verschwenden, die lieber ihre eigene Version von mir sehen möchten, als mich selbst. Worte, die bei Menschen nicht ankommen, spare ich mir besser ganz. Wer gerne seine eigene Version von mir möchte, der soll sie behalten.

Anmerkung: Ich spreche hier nur von Situationen, wo Menschen an ihrer eigenen Version von dir festhalten und auch dich davon überzeugen wollen, dass du so seist. Die einem nicht zuhören und aus deinem Gesagten etwas ganz eigenes basteln und daran festhalten. Missverständnisse dagegen gibt es immer einmal, genauso wie man manchmal generell einfach nicht auf einer Wellenlänge ist. Solange aber auf der Gefühlsebene klar und reflektiert formuliert wird (heißt jeder bleibt bei sich), ist alles okay.

Erkenntnis des Tages: Man darf sich nach einer Vergewaltigung schlecht fühlen

Woooar, ja man. Darf man. Krass, oder? Also genau genommen ist das sogar eine normale Reaktion. Eigentlich. Denk ich.

Ich hab letztens was von einer Frau gelesen, die KO-Tropfen erhielt und vergewaltigt wurde. Und hey, ich weiß rational wie schlimm das ist und ich weiß auch rational, wie ich mich fühlen müsste. Aber eben nur rational.

Ich las das da jedenfalls und wisst ihr was mein erster Gedanke war?: ,,Ach die wurde betäubt? Und deswegen macht die so ein Fass auf?

Bitte versteht das jetzt nicht falsch: Das ist schlimm! Es gibt da kein weniger oder mehr schlimm! Mich ekelte dieser Gedanke deshalb selbst an. Und ich empfinde das auch nicht wirklich so. Ganz im Gegenteil hatte ich durch das lesen, wie andere Personen damit umgehen, voll die Erkenntnis: ,,Ja, sowas ist scheinbar doch schlimm. Du darfst dich schlecht fühlen“ . Warum ich dazu aber erst so eine „Erleuchtung“ brauche, das ließ mir selbst keine Ruhe…

Versuchen wir den Einstieg…

,,Deshalb macht die so ein Fass auf?“ – Passt auf, ich kann das nur am besten an dem Beispiel erklären, was ich selbst (wenigstens rational) miterlebt habe und mir in Erinnerung ist. In meine KO-Tropfen Erfahrung schilderte ich den Tatverlauf dazu schon einmal grob. Es ging um einen sehr nahen „Freund“ , der mich damals in diese Wohnung brachte. Es ging um mehrere Männer, um KO-Tropfen. Um das scheinbare Problem der Männer, dass ich damals trotz allem irgendwie in die Nebenwohnung fliehen konnte und um sehr wahrscheinliche Aufnahmen von mir. Trotz gefühlt tausend Indizien konnte ich damals nur glauben was passiert ist, weil es eine Zeugenaussage, die merkwürdigen Reaktionen der Beschuldigten und Aussagen/Informationen meiner „Freundin“ und anderer Betroffener gab (dazu später mehr).

Rational weiß ich von Anfang an, dass es nicht okay ist Frauen (oder generell Lebewesen) gegen ihren Willen zu benutzen. Der einzige Grund, warum ich damals aber zur Polizei ging war der, das ich nicht die Einzige war. Es gab andere Frauen und Mädchen. Einige davon waren noch Kinder. Kaum 11 Jahre alt. Der einzige Grund damals zur Polizei zu gehen war für mich der Gedanke: ,,Diese scheiß Junkies, die über mehrere Städte agieren, machen das doch nicht eigenständig. Jemand muss sie für die Aufnahmen bezahlen (mit guten Drogen, Geld, what ever). Eine Win-Win-Situation: Die haben ihren Spaß, genug Drogen und die „anderen“ ihre Ware.

Der Versuch sich zu wehren

Ich habe ein Mädchen kennengelernt: Sie war damals gerade 14/15 (oder war sie jünger, älter? Was weiß ich) . Missbrauch erlebte sie bereits in der Familie. Nichts unnormales also für sie. Ihre Mutter war Heroinsüchtig. Höchstwahrscheinlich wurde diese selbst schon missbraucht, bevor dann die Tochter dran war. Die Mutter brachte die Tochter dann in die Kreise. Als wir sie kennenlernten, kam sie gerade von einem Mann, der ihr den Unterkiefer zertrümmert hatte. Sie wurde wie ein Hund auf dem Sofa gehalten. Nun war sie „frei“ . So „frei“ wie sie war, kam sie zu ihrer neuen „Familie“ . Sie bezeichnete diese Männer zumindest als ihre Familie.

Männer von denen sie wusste, dass sie sie regelmäßig betäuben und missbrauchen. Aber sie bekam ein Dach über dem Kopf, Drogen und es waren die einzigen Menschen die ihr „zuhörten“. Dafür opfert man eben mal das ein oder andere. Wenn man es nicht anders kennt, ist es auch nicht so schlimm, wie für jemand er das nicht gewohnt ist. Nein, das ist ausnahmsweise mal nicht sarkastisch gemeint.

Sie war nicht die Einzige. Es gab Mädchen die nie wieder hin gingen. Es gab Mädchen die dort blieben, weil sie sonst Obdachlos gewesen wären und es gab Mädchen, die aktiv mitwirkten. Allen blieb eins gleich: Keine sprach darüber. Keine wollte (oder konnte) etwas sagen oder dagegen unternehmen. Stattdessen wandten sie sich gegen mich. Ich war die Lügnerin. Die Schlampe, die es mit jedem treibt (ja da passierte was, aber doch nur weil ich es so unbedingt wollte!). Ich wurde ausgeschlossen, ausgegrenzt und diffamiert. Verzeihen werde ich ihnen das nicht, aber heute kann ich es verstehen.

Eine andere Perspektive

Man sieht die Welt immer erstmal aus seiner eigenen Perspektive. Und aus meiner Perspektive habe ich allein davon wovon [ich] weiß, genug Leid erfahren. Ja, rational weiß ich das. Trotzdem, trotz aller Angst, ertrage ich das Schweigen nicht (und tue es doch trotzdem!). Ich ertrage das Unrecht nicht. Es geht einfach nicht. Ich weiß, dass man in einem schlimmen Moment lieber nachgibt, als der Panik zu verfallen. Aber niemals würde ich wieder kriechen. Ein Grund wahrscheinlich, warum so wenig Traumainformationen mit mir geteilt werden, denn diese unüberlegte Art brachte bisher nicht nur einmal Probleme. Ich habe die Mädchen deshalb dafür verurteilt. Und ich verurteile sie noch immer für ihr Verhalten mir gegenüber.

Aber heute versuche ich sie zumindest zu verstehen.

Passt auf, dass Verhalten war damals nicht nur von den Mädchen schlimm, sondern aus dem gesamten „Freundeskreis“ . Das schlimmste war nicht das ignoriert oder sogar beschuldigt („Selbst Schuld“ – „Du wolltest es doch und zeigst die Armen jetzt auch noch an?!“ ) werden, sondern das einige der „Freunde“ mit diesen Menschen danach sogar engen Kontakt hatten. Diese „Freunde“ hatten die Wahl. Die Mädchen hatten niemand. Sie kannten noch nicht mal mich wirklich. Was hätte es ihnen gebracht, diese Leute anzuzeigen? Moralisch voll viel. Klar. Total. Moral gibt dir ja auch essen und ein Dach über den Kopf. Moral gibt dir die Drogen, um zu vergessen. Nö, das ist keine Rechtfertigung. Das die Typen vllt ne Bewährungsstrafe bekommen und dich dafür nie wieder sehen wollen, du auf der Straße verrottest und dich dafür halt für wildfremde prostituierst, bringt dir aber auch nicht sehr viel.

Mein Feedback damals

Eine einzige Frau, eine „Freundin“ , nahm ich damals in den Arm. Die Einzige bis heute. Sie weinte sogar, während ich völlig überrumpelt war („Warum weint man denn da?!“ ). Sie selbst erlebte damals eine Vergewaltigung durch einen Bekannten und war tagelang festgebunden und nachdem sie frei war, glaubte ihre Mutter ihr nicht und hatte mit dem Mann weiterhin Kontakt. Eine unglaubliche Geschichte … Sie war die Einzige, die mich also in den Arm nahm. Und dann, kurz darauf, hing sie ständig in dem Haus und bei diesen Leuten ab. Ihr Freund war Dealer und nahm sie deshalb immer mit dahin. So schön, so gut, dachte ich. Kannst’e verscherzen. Außerdem versorgte sie mich mit so vielen Informationen, das ich wenigstens glauben konnte, dass das damals wirklich passierte. Na ist ja auch unrelevant….

Und dann, eines Tages jedenfalls, las ich auf Facebook wie sie dem Mann, dem die Wohnung gehörte, dem „Gastgeber“ quasi, und dessen zwei Kinder währenddessen im Nebenzimmer saßen, öffentlich schrieb er wäre ein ganz toller Mann und Vater und solle sich bloß von niemand etwas anderes erzählen lassen … Es ist unmöglich dieses Gefühl von Verrat in Schrift- oder Wortform rüber zu bringen, daher lasse ich den Versuch. Dann hatte ich einen „besten Freund“ . Dieser Mann zog damals durch die Stadt und erklärte sich zum selbsternannten goldenen Ritter. Ja, im Erzählen war er groß dabei, aber im tatsächlichen Handeln war ich komplett auf mich allein gestellt. Ich erinnere mich an eine Szene, wo er handgreiflich wurde, weil ich mich bei ihm beschwerte, dass der Mann, den wir bei uns in der WG schlafen ließen, mit diesen Menschen Kontakt hatte, aber keine Namen oder näheren Informationen rausrücken wollte.

Ob er das jetzt ließt? Ich weiß, war ja gar nicht so schlimm, wie ich wieder tue. Ich hab’s so oft gehört. Wie ich die Realität verdrehe….

Dieser „beste Freund“ erzählte mir dann eines Tages (als ich nicht mehr dort wohnte), dass er den Mann, den die Wohnung (wo es passierte) gehörte, in seine ließ. Es wäre im ja keine andere Wahl geblieben. Wisst ihr warum? Weil sein Dealer damals diesen Mann mitbrachte. Hätte er diesen Mann nicht in seine Wohnung gelassen und ne Stunde neben ihm gechillt, hätte ihm der Dealer nichts verkauft und wäre wieder gefahren. „Es blieb mir ja keine Wahl“ – Ja mein Schatz. Mein Ritter in glänzender Rüstung, du hast mich für Drogen verraten. Genauso wie mich mein „einziger, echter Freund“ (diese Bezeichnung wuchs auf meinen Mist – mein Fehler) damals für Drogen verkauft hat. Ich hoffe die Drogen waren die vielen Schw*nze wenigstens wert? Waren sie wenigstens gut? Aber ja, ich übertreibe schon wieder. Ich habe es so oft gesagt bekommen … Aber sagt mal, was ist eigentlich mein Marktpreis? Von allen die mal ran durften, wird es doch irgendjemand wissen?

Die Botschaft

,,Du bist nichts wert“ – Die einzige, jemals die Zeiten überdauerte Botschaft: ,,Du bist nichts wert. Alles ist wichtig, aber nicht du. Du bereitest im Moment Spaß. Gib dir wenigstens Mühe! Aber wenn etwas besseres daherkommt, dann hast du ausgedient!

Letztens unterhielt ich mich mit meinem Sohn über meine Schwester, ein Thema was ich normalerweise versuche zu vermeiden. Ich kann nicht gut über sie reden, ohne von Schuldgefühlen geplagt zu werden. Wisst ihr, was ich da aber für einen Satz plötzlich im Kopf hatte?: ,,Bestimmt fic*te sie auch noch besser als ich“ – Ist das nicht krank?! Ich finde es krank. Aber zurück zum Thema. Die Botschaft die ich damals erhielt war: ,,Du bist für den Moment okay, aber austauschbar“ … Die Reaktionen der Menschen denen ich bis heute (!) davon erzählte war: ,,Hätte ja auch schlimmer kommen können“ oder „Na bei dir ist ja was los“ etc.

Da für mich offensichtliches Leid geschah, dass nicht nur mich betraf, ging ich relativ offen damit um und bis heute war die Kernbotschaft der Reaktionen: ,,Ist nicht so wild.“ ; ,,Es gibt schlimmeres.“ ; oder mein Favorit: Es wird gar ganz übergangen/ignoriert.

Meine Schlussfolgerung daraus und die Diskrepanz

Meine Schlussfolgerung daraus war, dass nicht schlimm ist was passierte. Ich hatte und habe nichts außer meinem moralischen Kompass. Ja, aber woher soll ich denn wissen das der richtig ist? Mein ganzes Leben war doch mein Denken falsch und jetzt soll es auf einmal richtig sein? Bitte. Nicht nur von den Menschen die zu denen gehörten, die diese Männer kannten (und denen ich wenigstens eine Befangenheit andichten konnte/könnte) reagierten so. Sondern auch außenstehende Menschen. Mein Onkel meinte z.B: ,,Da wolltest du wohl Mitleid, weil du das erzählt hast?“ . Der Vater meines Kindes verbot mir den Kontakt zum Kind, weil ich „ekelhaft und widerlich“ wäre. Meine Cousine sagte: ,,Darüber spricht man nicht“ . Meine Freundin tat es ab, als hätte ich ihr gerade von der falschen Tagescreme erzählt.

Warum habe ich es überhaupt jemand erzählt? Weil es verdammt nochmal falsch war, was da passierte und immer noch passiert! ,,Nein, warum hast es wirklich erzählt?“ Weil ich dachte, jemand fände es schlimm. Weil ich dachte, jemand wäre wütend, was man mir antat. Niemand war es. Nein, niemand. Erbärmlich, diese Aufmerksamkeitssuche, oder?

Ich weiß rational das es nicht richtig war. Aber ich habe kein Gefühl dazu. Hatte ich von Anfang an nicht. Alles was mir blieb und bleibt ist der Abgleich mit Außen und der sagt es wäre nicht schlimm. So und jetzt bin ich im Internet unterwegs. Ich sehe und lese Artikel anderer Menschen. Ich komme auf andere Accounts und Profile. Und dort erzählen Menschen nun von ihren Erlebnissen. Und sie bekommen Feedback wie: ,,Oh, du bist so stark!“ oder ,,Was du schlimmes erleben musstest! Blablabla“ und ich lese das….

Egal was mir bisher passierte: Es war nie schlimm! Niemals! Ich kann mir einen 3h Vortrag meiner Oma anhören, wie schwindelig ihr doch ist, aber zur Hölle nochmal Franziska! Hör auf zu reden, die Welt dreht sich nicht nur um dich! – Okay. Aber heute sehe ich andere Menschen und sie reden über sich. Sie werden ernst genommen. Überall will ich mich mit einhaken und sagen: ,,Oh das kenne ich auch!“ , aber ich traue mich nicht. Franziska, hör auf nur an dich zu denken! Denk doch mal an andere. An die, denen es wirklich schlecht geht!

Wisst ihr was das auslöst?

Neid und Eifersucht. Und ich hasse mich dafür. Ich kann einige Blogs, Kanäle oder Accounts gar nicht mehr öffnen, weil mich der Hass auf andere Menschen so stark überkommt. Dieser bestärkende Fanclub, der jedes mal direkt um die Ecke kommt, wenn jemand nur komisch hustet. Und ich sitze da. Ich sitze da mit der Überzeugung, MEINER Überzeugung: ,,Wenn du betäubt wurdest, war es doch nicht so schlimm.“ . Es geht auch um früher, vorallem um früher? : ,,Wenn du betäubt warst und man sich an dir vergangen hat, wo ist da das Problem? Das ist doch nicht dein Körper. Du benutzt ihn nur. Warum sollten ihn andere nicht auch benutzen dürfen? Wenn du nichts gemerkt hast, war es doch für niemanden etwas schlimmes?! Derjenige hatte seinen Spaß/Nutzen und du hast friedlich geschlummert oder warst glücklich weggetreten. Es gibt kein Problem. Das Problem machst DU!

Ich verstehe rational die Tragweite. Objektiv verstehe ich sie. Auf irgendeiner Ebene. Aber als ich las, WIE andere mit so einer Erfahrung (also der des betäubtseins) umgehen, brach irgendwas zusammen. Ich konnte mich solange im Spiegel angucken, wie ich dachte es wäre doch sowieso nicht schlimm. Bei niemand wäre es wirklich schlimm. Man merkt „nix“ , also ist es okay. Und wenn es eh nicht schlimm ist, tut es auch nicht weh, dass es keinen kümmert.

Aber dann las ich deren Gefühle und Gedanken und ich selbst dachte: ,,Das ist also doch schlimm?! Echt jetzt??“ Und als nächstes kam: ,,Aber wenn das wirklich schlimm ist und es in Ordnung und normal wäre, dass du das schlimm findest, warum hat dir das nie jemand gesagt?“ Traurig oder? Also, dass ich jemand brauche, der mir das erst sagt. Und nun kommt der spektakulärste Gedanke: ,,Aber wenn das wirklich schlimm ist. Wenn andere das schlimm finden. Und andere bei anderen. Warum ist es bei dir nicht schlimm? Was machst du falsch, was ist an DIR falsch, das es bei dir nicht schlimm ist?

Und jetzt?

Jetzt stehe ich da und suche überall nach einem Gefühl: ,,Okay, du bist nicht verrückt. Das war also tatsächlich schlimm. Du darfst dich so fühlen, wie du rational denkst, dass du dich fühlen müsstest. Aber wo ist es denn jetzt, das Gefühl?“ . Stellt euch mich als kleines Männchen vor, das mit einer großen Taschenlampe jede Ecke des Körpers ausleuchtet: ,,Irgendwo muss es sein!“ . Ich träume ja sogar alle Jubeljahre davon und fühle mich dann morgens schlecht. Irgendwo muss das Gefühl dazu also sein. … Aber nichts. Man könnte mir sonst was angetan haben und rational würde ich dir eine „emotionale“ Rede halten, wie schlimm die Tat doch war. Naja, solange jemand anderes mit betroffen war. Aber bei mir ist es nicht schlimm: „Hätte ja schließlich schlimmer kommen können“ .

Ich gucke und fasse immer wieder meinen Körper an: ,,Vergewaltigt? Mehrfach?“ – Und dabei denke ich an das, wovon ich weiß. „Gibt es etwa noch mehr? Mein Körper wurde noch öfter berührt?? “ . Ich frage im Inneren nach: ,,Hat er?“ – „Ja„. ,,Und er auch?“ – „Ja“ ,,Noch andere?“ – „Ja„. Ich versuche es mir bildlich vorzustellen. Masochistisch, oder? Ich versuche mir vorzustellen, wie sich mein Körper dazu bewegt hat. Krank, nicht? Ich versuche mir ein Bild aufzurufen, wie dieser Körper vergewaltigt wurde. Ja, vergewaltigt. Nicht missbraucht. Das hört sich so süß an, oder? Nein, vergewaltigt. Immer und immer wieder.

Aber das schnallt mein Kopf einfach nicht. „Ja, vergewaltigt. Aber das ist nicht schlimm!“ . Ich lese von vergewaltigten Frauen und ich fühle mit ihnen. Ich sehe wie man sich fühlen müsste, aber da ist verdammt nochmal nichts. NICHTS! Warum ist da nichts? Warum fühle ich nichts??Aber das wäre nicht schlimm. Wenn ich einfach darüber schweigen und es ignorieren könnte, wäre es nicht schlimm. Denke ich. Glaube ich. Da ist jedoch dieser unstillbare Drang alles zu erforschen und dann darüber zu sprechen. Denn: ,,Wie sollte sich jemals etwas ändern, wenn wir nicht darüber reden?“ – Ich will das sich etwas ändert! Ich will diese Welt nicht mehr! … Aber hör doch endlich auf so ein Drama zu machen!!

Wisst ihr wie das ist? Als würdest du versuchen für einen Fremden zu denken. Wie soll ich denn über etwas reden, anderen erklären wie schlimm es ist, wenn ich es nicht selbst fühle? Solche Taten finden andere schlimm? Toll. Andere finden es mega, wie vergewaltigte Frauen so stark und mutig weiter machen können? Klasse. Was verdammt sollen sie denn aber auch sonst tun? Wisst ihr, ich will auch in den Arm genommen werden und gesagt bekommen, wie stark ich bin. Ja verdammt, das will ich! Aber selbst würde es jemand tun wäre es, als würde man mich für eine Lüge belobigen: „Okay Herr Flashback, vllt ist es passiert. Aber es war niemals nicht schlimm!“ und wisst ihr warum es nicht schlimm war? Weil ich nicht gut genug war! Nicht einmal die einzige Aufgabe für die ich da bin, konnte ich zufriedenstellend erfüllen. Nein, nicht mal vergewaltigen lasse ich mich gut. Deshalb war es nicht schlimm. ,,Du bist nur der billige und einfache Notfic*“ … Ja, das sind Gedanken aus einem kranken Hirn. Welcome.

Verlassensängste (und Isolation)

,,Hab ich nicht“ – Da gabs bisher ne ganz klare Antwort drauf.

,,Du hast keinen Bock auf mich? Dann geh doch 🤷‍♀️“ So war zumindest bisher oder so ist meine Einstellung (ich versuch dran zu arbeiten). Bevor ich jemand eine Szene mache, mich anbiedere oder sogar bettle, würde ich mir lieber einen Arm ausreisen. Klar finde ich es doof, wenn man jemand verliert, den man mag, aber shit happens, oder nicht?

Dazu hatte ich letztens ein paar mehr Gedanken. Eine Erkenntnis quasi und die möchte ich euch nicht vorenthalten.

Was sind Verlassesängste?

Die Angst verlassen zu werden – Nein echt, dass bedeuten Verlassensängste?😅 Ja aber das ganze Zeug hat auch noch mehr Merkmale:

  • Eifersucht (inkl. Vorwürfe, starke Wut, etc.)
  • ständiges Kontrollieren/Misstrauen
  • Klammern
  • (emotionale) Abhängigkeit
  • Bestätigungssucht / Selbstwertprobleme (,,Bin ich wirklich gut genug?“)
  • Bindungsangst

Hab ich das?

Nö, natürlich nicht. Jegliche Szene (Eifersucht, Kontrollieren, Bestätigungssucht, Klammern, sogar Bindungsängste, etc.) würde so stark an meinem Stolz kratzen, dass ich nicht damit leben könnte.

Offiziell jedenfalls.

Wie schauts wirklich aus?

Ich habe ein Video geschaut, von einer Frau, die eine sehr alte Katze aus dem Tierheim adoptiert hat und dachte mir: ,,Wie schön!“ Sie wollte nicht, dass das Tier in einem Käfig stirbt und hat sie daher, für ihre letzten Tage, bei sich aufgenommen. Und ich finde das wunderschön. Schlagartig wurde mir aber klar, dass ich das nicht könnte, auch wenn ich diesen Gedankengang voll unterstütze.

Ich hätte eine Beziehung zu dem Tier aufgebaut, aber nach kurzer Zeit würde es von mir gehen. Das packe ich nicht. Dieser Gedankengang brachte mich dazu, all das mal zu hinterfragen.

An sich empfinde ich diesen Gedankengang nämlich als sehr egoistisch. Ich könnte nur ein noch sehr junges Tier bei mir aufnehmen, bei welchem ich zumindest die Hoffnung hätte, es würde länger bei mir bleiben, weil ich die Trennung nicht ertrage würde …

Verschachtelte Trennungsängste

Kommen wir mal kurz zu dem, wie ich mich wirklich empfinde. Nicht das, was die Oberfläche sagt, denn die mag mich. Die findest mich selbst als recht okay. Die kann manchmal sogar recht arrogant von und über mich sprechen.

In Wirklichkeit ist da ein tiefer Kern vergraben, der mich selbst abgrundtief hasst. Der das Gefühl empfindet, niemals könnte mich jemand so mögen, wie ich bin. Das dies unmöglich wäre. Das mich jeder, der mich ansatzweise mag, dies nur tut, weil er gerade nichts besseres zur Verfügung hat. Das ich für niemand etwas besonderes und jederzeit leicht austauschbar bin. Das jeder, der mein wahres Wesen erkennt, die Beine in die Hand nimmt und schaut, so schnell wegzukommen, wie es nur geht.

Wenn du im tiefen Inneren so etwas empfindest, dann fällt es dir schwer zu glauben, dass jemals jemand bei dir bleiben würde. Es sei denn, natürlich, du spielst eine Rolle. Du gibst vor jemand zu sein, der du nicht wirklich bist.

,,Versteck dein Inneres! Versteck dein wahres Wesen! Niemand darf das sehen!„, ist so ein tief sitzender, innerer Gedanke. ,,Niemand darf sehen, wer du wirklich bist, denn dann verlässt er dich!

Das bedeutet, dass irgendwo, tief drinnen, dieser Drang besteht, nicht diejenige zu sein, die ich eben bin. Wenn du Menschen näher kommst, dann führt dies aber unweigerlich dazu, dass du deine Maske fallen lassen musst. Du kannst sowas nicht ewig aufrecht erhalten. Menschen an sich ran lassen, ist also mit viel Angst verbunden, denn dann sehen sie ja, wer du bist. Aber eigentlich mag ich es, Menschen nahe an mich ran zu lassen (ja eigentlich suche ich Nähe). Gleichzeitig auch nicht. Gleichzeitig macht es mir unheimliche Angst, jemand in meine (emotionale, echte) Nähe zu lassen.

Die Maske

Auf die habe ich gar keine Lust mehr. Ehrlich.

Mich kotzt all das nur noch an. Warum sollte ich vor Menschen jemand spielen, der ich gar nicht bin?! Ich glaube, besonders gut konnte ich das noch nie. Da ist so viel innerer Stolz, soviel Ich-sein-wollen, dass ich trotz aller Bemühungen, es nie schaffe, so eine Maske lange zu tragen, was oft zu vielen Komplikationen geführt hat. Viele Menschen erwarten, dass du deine Rolle weiterhin spielst, habe ich das Gefühl. Ohne Schwäche. Ohne Individualität. Das du ein wichtiges Rädchen der Gesellschaft bleibst.

Da gibt es viele Masken. Die Maske des Angepasst sein und des braven, artigen Bürgers. Des Menschen, der keine Fragen stellt. Die Maske, die alles über sich ergehen lässt, die glaubt es verdient zu haben. Es erdulden zu müssen. Oder Dinge zu verschweigen. Die Maske, die vorgibt wortgewandt und selbstbewusst zu sein – ,,Nix kann mir was anhaben“. Oder die Maske, die die Gefühle und Bedürfnisse der anderen über ihre eigenen stellt: ,,Nicht auffallen, alles über sich ergehen lassen. Denn ich will das ja auch. Ich brauch das!“

Ernsthaft??

Brauche ich das? Will ich das? Nein will ich nicht!

Ich hab die Schnauze voll! So gestrichen voll! Nicht ich zu sein und immer das Gefühl zu haben, sobald ich ich bin, verlässt man mich. Hasst man mich. Erträgt man mich nicht mehr. Vll kommt daher der Gedankengang: ,,Wenn du keinen Bock auf mich hast, dann geh doch!“. Der Gedanke macht es einen einfach, klar. Aber ich würde das gerne mit mehr Distanz und weniger Schmerz sehen wollen.

Was steckt wirklich dahinter?

Tatsächlich bin ich ein eifersüchtiger Charakter. Wer keinen Selbstwert hat, der ist oft eifersüchtig. Wenn ich so furchtbar bin, dass mich keiner will, natürlich habe ich in Wahrheit dann Angst ersetzt zu werden. Die Erfahrung hat es ja auch immer wieder gezeigt. Aber würde ich das offen zeigen, hätte das noch mehr Ablehnung zur Folge und Ablehnung ist ein Ding, mit dem ich schwer klar komme. Ich tue immer so. Aber Ablehnung (jeglicher Art) hat für mich das Gefühl zur Folge, dass ich kein Recht habe zu existieren. Rational ist mir bewusst, dass das Quatsch ist. Aber emotional?

Lieber bringe ich von vorn herein eine emotionale Trennung zwischen mich und der Person, die ich mag, bevor es diese Person tut. ,,Ich brauche niemand! Mir egal ob derjenige mich mag, komisch findet oder nicht, ich brauche denjenigen nicht!“ – Das ist der Leitsatz. Funktioniert nur selten. Dazu bin ich viel zu emotional. Belasten tut es mich doch oft mehr, als mir recht ist. Natürlich brauche ich andere Menschen. Natürlich möchte ich Emotionen für diese hegen. Natürlich möchte ich nicht mehr allein sein. Alles andere sind nur Lügen. Lügen, von und vor mir selbst.

Die Folgen

Die Folgen dieses verqueren Denkens, dass ich nicht sein dürfte wer ich bin. Das ich für niemand Emotionen hegen dürfte, dass mich niemand mag. Die Folgen davon sind restlose Isolation. Isolation und tiefer, verschachtelter Selbsthass (denn ich bekomme ja nicht mal die Rolle aufrecht erhalten). Seit Jahren. Herrgott, ich merke das jetzt erst. 30 bin ich jetzt geworden. Und ich merke das jetzt erst. Dass das der falsche Weg ist. Jetzt wo es manchmal gefühlt fast zu spät ist. Wo sich jede Begegnung so schwer anfühlt. Wo sich Panik, Bauchkrämpfe usw. in der Gegenwart von Menschen anbahnen. Manche sprechen von Sozialphobie. Vll kann man es so nennen, mir egal. Am Ende hat doch alles seinen Ursprung und den muss man angehen.

Isolieren. Keinen Menschen begegnen, um der Gefahr aus dem Weg zu gehen, verlassen zu werden. Um der Gefahr aus dem Weg zu gehen, für das verlassen zu werden (was durch viele Arten stattfinden kann), was du im tiefen Inneren bist.

Ich kann nicht an mir halten. So gut wie nie. Wenn es um meine Meinung geht. Ich kann mich nicht anpassen. Anbiedern. Unterordnen, um gemocht zu werden. Also kommt am Ende immer mein Inneres durch. Meine Meinung kommt am Ende immer wieder durch. Immer wieder zeige ich mein Inneres, obwohl ich weiß, dass sollte ich nicht. Immer wieder schäme ich mich also. Also isoliere ich mich mehr. Also bekomme ich immer mehr Angst vor menschlichen Kontakten. Immer mehr Hass auf mich, weil ich nicht funktioniere, wie ich es sollte. Wie ein Haifischbecken fühlt sich das an. Man könnte sagen, ich lebe diese Ängste nicht an anderen aus (durch Bestrafung wegen Eifersucht etc.), sondern bestrafen mich selbst dafür. Lebe sie an mir aus.

Trotzdem will ich nicht mehr

Nicht sein zu können, wie andere mich wollen (oder wie ich denke sie wollen mich) führt noch mehr zu dem Gefühl Unfähig zu sein. Aber am Ende spielt sich all das, dass ich denke das ich für mein wahres Wesen nicht akzeptiert würde, dass man mich deshalb ablehnt, doch nur in meinen Gedanken ab, oder? All das ist am Ende nur eine Konditionierung von Außen. Zu dem Schluss bin ich letztendlich jedenfalls gekommen.

Warum sollte eine offene Person, die nicht selbst auf bestimmte Merkmale konditioniert wurde, sowas glauben? Das ich schlecht oder böse wäre? Und am Ende suche ich doch den Kontakt zu offenen Personen, Menschen. Menschen die tiefer schauen. Vor denen ich keine Rolle spielen muss. Vor denen ich sein darf, wie ich bin. Ohne Schauspiel.

Ob diese Erkenntnis letzten Endes zu weniger Isolation führen wird, mag dahin gestellt sein. Auf Anhieb bestimmt nicht. Aber am Ende ist es doch wichtig zu erkennen, dass man sich die eigenen Grenzen selbst setzt, oder? Ich versuche dagegen anzugehen. Das zu tun, was mir Angst macht. Das zu tun, was oft trotzdem zu einer Zurückweisung führen kann und das fühlt sich elendig an. Aber aufgeben ist ja auch nicht wirklich eine Option, oder? Zumindest nicht solange du am Leben bist.

Ja, genug klug geschissen. Ende für heute, würde ich sagen 😅

Misanthropie

Kennt ihr ,,Timon von Athen“ ? Das ist eine meiner Lieblingsgeschichten, welche ich in diesem Zusammenhang, immer wieder jeden vor den Latz knalle 😅.

Timon von Athen

Timon war ein reicher Mann im alten Griechenland und feierte viele wilde Partys, mit jeder Menge Leuten. Diesen machte er auch häufig sehr viele und große Geschenke und alle liebten ihn dafür. Timon hatte so viele Freunde, dass er sie kaum zählen konnte. Doch dann, eines Tages, war Timon´s Geld aufgebraucht (wie das eben irgendwann mal so ist), weshalb er gezwungen war, alte Schulden einzufordern und seine Freunde um Hilfe zu bitten. Tja, irgendwie wart das jedoch gar nicht so gern gesehen und die vielen Freunde Timon´s wollten nicht mehr so recht etwas mit ihm zu tun haben. Was soll man auch mit jemand, der einen nicht mehr aushalten kann?

Timon wurde daraufhin so sauer, dass er die Stadt verließ, in den Wald ging und sich ab nun als Misanthropen bezeichnete. Er grub nach einiger Zeit in der Erde nach Wurzeln und stieß dabei zufällig auf Gold. Als Alkibiades dann im Schlepptau mit 2 Prostituierten vorbeikam, erzählte dieser ihm, dass er ebenfalls große Wut auf Athen hatte und die Stadt belagern will. Timon gab ihn für diese Umsetzung jede Menge Gold. Ebenso wie den Prostituierten, da diese so viele Krankheiten wie möglich verbreiten sollten Und auch einem Dieb gab er etwas von dem Gold, mit dem Auftrag, die „Freunde“ Timons zu bestehlen und so das noch ausstehende Geld einzusammeln.

Währenddessen Alkibiades mit der Belagerung Athens begann, suchten Timon´s ehemalige „Freunde“ Timon immer wieder auf. Der Eine hattte Wind von dem Goldfund bekommen und mwollte Timon an die „schönen, alten Zeiten“ erinnern. Der Nächste wollte ihn überzeugen, zurück in die Stadt zu kommen, um sie vor Alkibiades zu retten. Dieser verspricht der Stadt mittlerweile wiederum nichts zu tun, außer seinen und Timons Feinden. Timon lehnt unterdessen natürlich jedes Gesuch der Leute ab und wie das dann halt so bei Shakepeare ist, stirbt Timon am Ende auch.

Ist diese Geschichte nicht klasse? 😁 Ich steh da total drauf!

Aber was ist denn nun Misanthropie?

Schauen wir mal, was Wikipedia dazu zu sagen hat:

,,Misanthropie oder Menschenfeindlichkeit ist die Sichtweise einer Person, die Menschen hasst oder deren Nähe ablehnt. Eine solche Person wird Misanthrop („Menschenhasser, Menschenfeind“) genannt.

Misanthropie charakterisiert eine Geisteshaltung, keine Handlungsweise. Ein Misanthrop muss weder gewalttätig, aggressiv noch arrogant sein, altruistisches Handeln ist bei ihm nicht ausgeschlossen. Die Misanthropie steht, trotz des etymologischen Anscheins, begrifflich nicht im Gegensatz zum verwandten Begriff der Philanthropie, mit dem im Allgemeinen eher die Handlungsweise als die Einstellung eines Menschen bezeichnet wird. Bei extremen Fällen von Abscheu dem Menschen gegenüber sondert sich der Misanthrop ab und führt ein Einsiedlerdasein. Diese selbst gewählte Isolation ist von pathologischer Menschenscheu zu unterscheiden, bei der trotz des Wunsches danach keine Nähe zur umgebenden menschlichen Gemeinschaft erreicht werden kann.“

Und wo bleibt jetzt die Erkenntnis?

Denn immerhin heißt diese neue Rubrik ja ,,Erkenntnis des Tages“.

Wisst ihr, wenn ich unter Menschen gehe (und umso mehr Menschen das werden, wie am Bahnhof oder im Laden z.B, umso schlimmer wird das) schaltet sich in meinem Kopf ein Mantra an: ,,Ich hasse Menschen! Jeden einzelnen von euch. Boar wie ich Menschen hasse! Lasst mich einfach nur in Ruhe, guckt mich nicht an und sprecht mich erst recht nicht an!“

Witzig ne? Denn eigentlich würde ich behaupten, dass ich eine recht umgängliche Person bin, die Menschen irgendwie auch gar nicht wirklich hasst.

Ne, hassen tue ich sie nicht. Es ist Angst. Ja, ich glaube es ist einfach nur Angst. Die Angst vor den anderen Menschen. Vor ihren Reaktionen. Die Angst in irgendeiner Form verletzt zu werden. Die Angst, sie zu nahe an mich heran zu lassen und die Angst vor der Ungewissheit. Wenn ich innerlich auf Abstand gehe und mir immer wieder aufsage, wie sehr ich sie allesamt ablehne, brauche ich mich dieser Angst nicht zu stellen.

Ich glaube deshalb gefällt mir, unbewusst, wohl auch die Geschichte um Timon von Athen so gut. Statt sich dem zu stellen, was er vorher nicht sehen wollte, nämlich das diese Leute nie seine Freunde waren und er sich ihre Freundschaft stets nur erkauft hat, weil er ebenso auf der äußerlichen Ebene funktionierte, wie sie, vergrub er sich lieber in tiefen Hass und Rachegelüsten. Er war nicht ehrlich zu sich und hat sich sein ganzes Leben lang völlig unter seinem Wert verkauft. Niemand mochte ihn seiner Selbstwillen, sondern nur deswegen, was er für die anderen zu bieten hatte und er ließ es zu. Er war erwachsen und konnte frei entscheiden, doch er ließ es zu. Aber das anzuerkennen, würde auch bedeuten der eigenen Selbstablehnung in die Augen zu blicken. was unglaublich viel Schmerz bedeutet.

Hass, Wut, Zorn, …

Ich persönlich bin ja der Meinung das all diese Emotionen ihren Ursprung in der Angst haben. Also ich kann durchaus Wut empfinden und ich glaube mittlerweile, dass ich durchaus auch echten Hass empfinden kann (nicht nur den mir selbst vorgegaukelten, wie bzgl. der allgemeinen Menschheit). Ich habe sie allerdings nie wirklich wahrnehmen können. Die Emotion Hass. Ohne Mist, Hass war immer eine Emotion, von welcher ich mich stets völlig befreit fühlte. Die war einfach nicht in meinem Repertoire vorhanden. Selbst wenn ich sie empfinden wollte. Dachte ich zumindest. So richtig wahrnehmen konnte ich sie jedenfalls nie.

Aber wenn nun sowas hochkommt und ich versuche das zu reflektieren, dann hat das (bei mir) seine Grundlage meist auf dem Gefühl der Ungerechtigkeit. Mir gegenüber oder aber auch anderen gegenüber. Wenn ich das Gefühl habe, dass Ungerechtigkeit geschieht, werde ich wie ein bissiger Hund. Da rotiert es in meinem Kopf ohne Ende.

Aber warum ist da die Frage?

Weil Angst da ist. Angst was aus dieser Ungerechtigkeit resultieren könnte...

Und da kommen wir wieder am gleichen Punkt, wie immer, heraus:

Egal wie schlimm sich ein Mensch vll wirklich gerade benimmt oder benommen hat, mein Hass und meine Wut auf ihn, haben letztendlich eben doch immer nur etwas mit mir zu tun. Dessen Tat oder Verhalten war trotzdem kacke, aber für meine Emotionen bin ich verantwortlich. Nicht schuldig. Aber verantwortlich. Genauso wie mein Gegenüber für seine Tat oder sein Verhalten verantwortlich ist.