Archiv der Kategorie: Dissoziative Störungen

System-Fragen beantwortet

Heute gehe ich auf einige Fragen ein, die in den letzten Monaten/im letzten Jahr so hereinschneiten…

Warum sprichst du so wenig über euer System?

Weil wir das nicht wollen. Äh, Punkt? 😅

Nein, ich führe das natürlich etwas aus. Mir ist bewusst, dass es Dis-Systeme gibt, die mehr über sich erzählen. Wo z.B auch die unterschiedlichen Anteile vorgestellt werden und auf das zielte diese Frage wohl auch ab. Ich persönlich finde es auch absolut interessant, wenn Anteile sich vorstellen, von sich und ihren Anschauungen, etc. berichten. Nur bei uns geht das nicht. Einer der Hauptgründe liegt darin, dass systeminterne Informationen etwas sehr gefährliches sind, womit schnell Schindluder betrieben werden kann.

Aber auch darin, dass wir ein unglaubliches Problem mit Namen haben. Ich kann euch nicht sagen, warum das so ist. Tatsächlich reden wir uns auch untereinander nicht oder nur in Ausnahmefällen mit Namen an. Wer angesprochen ist oder wem man versucht anzusprechen, funktioniert mehr auf einer „energetischen“ Ebene. Es läuft viel über spüren/fühlen, wer gerade gemeint ist, ab. Dumme Beschreibung, ich weiß. Ich denke, dass ist aber auch ein Grund, warum Innenkommunikation recht schwierig bei uns ist. Funktioniert halt nicht immer richtig mit: „Hey du da!“ . Mir ist aber aufgefallen, dass ich auch in der Außenwelt selten Menschen mit ihren Namen anspreche. Nur wenn´s halt gerade nicht anders geht. Oder wenn ich etwas deutlich machen will. Vor einiger Zeit sagte auch mal jemand ständig meinen Namen, wenn er mit mir sprach. Und mich hat das so irritiert, dass ich erstmal googeln musste, warum jemand das tut. Ich wusste halt nicht ob dahinter eine manipulative Absicht steckt oder eine freundliche oder wie ich das einschätzen soll 😅.

Um zum Thema zurück zu kommen: Wir haben ein Problem mit Namen. Und wenn man keine Namen verrät, ist es logischerweise auch schwierig Anteile, die Auftauchen, für Außenstehende auseinanderzuhalten. Was sollten wir da sagen? „Heute ist die Person da, die vorletzte Woche schon mal da war, aber nicht der ist, der gestern da war“ ? Also weißte, das macht halt wenig Sinn.

Außerdem…

…Haben systeminterne Informationen für uns auch etwas sehr privates. Das ist unsere Welt und wenn wir uns dazu bereit fühlen, teilen wir davon etwas mit. Und wenn nicht, dann eben nicht. Ähnlich verhält es sich übrigens mit Informationen über andere Systeme. Wir können tatsächlich gar nicht so gut damit umgehen, wenn man uns zu schnell, sehr private Systeminformationen nennt. Das Problem liegt da aber nicht beim Anderen bzw. Gegenüber, sondern einfach darin, dass das FÜR UNS eine große Nähe und Intimität bedeutet, die wir erstmal einordnen lernen müssen.

Diese Nähe ist rational zwar sehr cool, signalisiert innerpsychisch aber Gefahr. Wir brauchen unsere Zeit damit umzugehen. Umgedreht bedeutet es im näheren Kontakt zu anderen Menschen aber nicht, wenn wir nichts über uns mitteilen, dass grundsätzlich kein Vertrauen da ist oder der andere etwas falsch macht.

Weiß euer Umfeld von der Dis?

Das nähere Umfeld schon, ja. Und anderen Menschen gegenüber: Wir posaunen es nicht ständig in die Welt hinaus, gehen mittlerweile aber immer entspannter damit um. Wer’s weiß, weiß es eben. Zum Beispiel wenn jemand auf dem Blog stößt o.Ä.

Mit unserem nahen Umfeld sprechen wir aber trotzdem nicht darüber. Kaum systeminterne Informationen und unterschiedliche Anteile kennt auch keiner mit Namen. Bei einer Freundin zeigten sich in letzter Zeit einige und sprachen mit ihr (allerdings ohne ihren Namen zu nennen). Und mit unserer besten Freundin konnten wir früher relativ gut drüber reden. Da zeigten sich auch das erste Mal welche richtig vor jemand Außenstehenden. Wie die ganze Freundschaft zwischen uns auseinander ging, war aber eher ein herber Vertrauensbruch für viele im Inneren.

Mit dem Rest besteht da kein wirklicher Bedarf drüber zu reden. Wir haben es ein paar Mal vorsichtig versucht, aber es kamen viele Relativierungen: „Ach das hat doch jeder.“ – „Na das ist doch normal.“ usw. Und irgendwie ist mir das zu blöd, da jedes Mal gegenzureden und zu erklären, dass es eben doch ein bisschen anders ist, als bei anderen Menschen. Das kostet Energie und letztendlich führen diese Relativierungen dazu, auch wenn sie 100% nicht böse gemeint sind, dass wir das Gefühl bekommen, uns wird nicht geglaubt. Oder das man sich beweisen müsste und darauf haben wir wirklich keine Lust. Manchmal, wenn wir etwas erzählt haben, wurde sich darüber auch ausgeschwiegen und schnell das Thema gewechselt. Das ist auch nur so ein mittelprächtiges Gefühl.

Wir belassen es daher dann auch dabei. Letztendlich begegnet dem Gegenüber doch sowieso nur eine Außenerscheinung. Und das diese Wechselhaft im Verhalten ist, ist ja nichts Neues für irgendjemand. Und den Rest machen wir eh mit uns selbst aus.

Warum müssen alle „Franzi“ genannt werden?

Müssen sie nicht. Am liebsten ist uns, wenn ihr einfach gar keinen Namen verwendet. Und wenn es z.B um sowas geht wie: „Hey guck doch mal“ und wir sind gemeint, aber mehrere (Außen)Personen mit anwesend, dann passt „Franzi“ . Das ist der Frontname und in seiner Abkürzung relativ positiv besetzt. Tatsächlich geht es bei „Franzi“ nicht darum, dass [ich] die anderen nicht anerkenne und deshalb alle „meinen“ Namen tragen sollen, wie oft vermutet.

Wir haben uns einfach darauf geeinigt, da es die leichteste Lösung ist. Manches hat auch eindach nur pragmatische Gründe😅.

Es gibt noch Zwei, die uuuunlgaublich viel wert darauf legen, jeden, sobald sie da sind, vor den Latz zu knallen, dass sie jetzt gerade wirklich nicht „Franzi“ sind. So mitten im Gespräch: „Ja ich bin jetzt aber auch nicht Franzi“ . Blöd ist es dann halt, wenn sie gefragt werden, wer dann da sei. Denn darauf antworten sie auch nicht. Da kommt dann so ein: „….Jaaa….nee….Franzi passt schon“ . Ich weiß aber nicht, ob es daran liegt, dass sie ihren Namen nicht nennen wollen, also so sagen sie es. Oder ob sie da vllt doch hauptsächlich versuchen, mehr auf den Rest Rücksicht zu nehmen.

Dann könnten wir jetzt zwar noch die Anfangsbuchstaben der Einzelnen mit hinschreiben oder sagen „B.“ ist gerade vorn oder hat den Text verfasst. 1. gibt es aber ja jeweils nicht nur einen Anteil mit diesem Anfangsbuchstaben, also käme man (als Außenstehender) auch durcheinander. Und 2. existiert da auch immer noch die innere Angst, über den Anfangsbuchstaben und Verhaltensweisen könnte herausgefunden werden, wer derjenige gerade ist.

Wer schreibt auf dem Blog?

Mehrere, wenn auch nicht sehr viele. Allerdings war [ich] bisher immer mit im Co-Bewusstsein. Spätestens wenn es an die Veröffentlichung geht.

Manche schreiben Beiträge komplett. Oftmals ist es tatsächlich aber auch ein Mix pro Beitrag, zumal wir auch nicht alle Artikel an einem Stück zu Ende schreiben.

Generell schreiben wir viele Beiträge vor und veröffentlichen sie erst einige Zeit später. Manchmal packt uns die Muse und wir schreiben mehrere Beiträge in einer Woche, aber dann sind auch Phasen dabei, wo wir wochen- bis monatelang überhaupt nichts schreiben können. Dafür sind die vorgeschriebenen Beiträge dann sehr gut. Und diese Beiträge werden immer auch gegengelesen. Von mir, da ich den Blog nach Außen hin repräsentiere und schon Wert auf einige Dinge lege. Und im Inneren checkt auch immer jemand, ob das so okay ist, was geschrieben wurde oder ob jemand zu viel preis gab, was dann abgeändert werden muss.

Daher auch nochmal ganz wichtig: Social Media ist nicht die Realität. Nur weil wir z.B. (fast) jede Woche etwas veröffentlichen, heißt das nicht, dass wir mehr Energie haben, als andere oder Dinge leichter laufen. Das Vergleichen kann man nicht abstellen, aber vllt. hilft es euch, das immer mal wieder mit im Kopf zu behalten. Ihr seid nicht schlechter, fauler oder what ever, nur weil bei euch manches oftmals nicht geht. Schreiben hilft uns beim Verarbeiten und auch einen sinnvollen Zweck im Leben zu finden sowie eine Verbindung zur Umwelt aufzubauen. Euch helfen dagegen aber vllt. ganz andere Dinge und diese sind genauso wichtig und wertvoll!

Wer ist der „Host“ ?

Offiziell könnte man sagen, das ist Franzi. Allerdings kann ich, wenn ich mich als „Franzi“ vorn fühle, nicht mal sagen was genau diesen Anteil ausmacht. Ich selbst habe ein Aussehen im Inneren, fühle dieses Individuum aber nie allein vorn. Ich persönlich weiß nicht was „Franzi“ genau definiert und was nicht. Ob es überhaupt einen einzelnen Anteil mit diesem Namen gibt oder nicht. Vllt gibt es jemand, der überwiegend vorn ist und den man als Host bezeichnen könnte. Aktuell könnte ich darüber allerdings überhaupt keine zuverlässige Aussage treffen.

In Momenten, wo Zweifel am Trauma etc. aufkommen, kann es uns helfen unsere Individualität zu verstehen und begreifen. Im normalen Alltag ist es uns mittlerweile allerdings egal wer und wie viele wann vorn sind. Das kostet einfach so viel Energie und führt im Gegenteil eher oft zu noch mehr Zweifeln, als wenn wir alles einfach sein lassen, wie es ist.

Wie groß ist euer System?

Auch so eine beliebte Frage. Auch keine grundlegend verkehrte. Neugierde darf mehr als sein. Wir haben allerdings schon vor einer ganzen Weile aufgehört zu zählen und mittlerweile ist es uns auch egal. Aktuell gibt es noch immer eine große Blockade bzgl. innerer Landkarte. Vllt ändert sich unsere Einstellung also irgendwann wieder, wenn auch sowas wieder möglich ist. Momentan wüsste ich aber sowieso nicht, was eine exakte Zahl ändern sollte.

Wenn ein bestimmtes Trauma vorliegt, ist es egal ob 20 oder 200 Anteile existieren. Das Trauma bleibt ja das Gleiche. Wichtig finde ich, dass keiner unter den Teppich fällt. Aber ob er nun Anteil 8 oder 568 ist, ist doch nun wirklich Wurst.

Vllt hat sich bei mir auch eine bestimmte Resignation eingestellt, ich weiß es nicht. Aber für mich ist das Was, Wer, Wie, Wo gar nicht mehr so wichtig, sondern das, was aktuell ist. Wer was im aktuellen Moment erlebt, fühlt und denkt ist real und nicht woher er kommt. Das aufmerksame Beobachten der eigenen Vorgänge (als Anteil) führt ja automatisch zu den eigenen Hintergründen. Manchmal schneller, manchmal langsamer. Letztendlich hängen wir aber alle zusammen und wer das eine erkennt, hilft damit auch dem anderen. Kollektive Reflexionsarbeit quasi, jedem so, wie es ihm möglich ist. Und wer nicht weiterkommt, dem hilft manchmal die Erkenntnis des Anderen.

Habt ihr Anteile, die gegen euch arbeiten?

Im alltäglichen Erleben ist es ein ständiges Auf-und Ab. Was heute funktioniert, wird morgen völlig blockiert, ohne Begründung. Die Hintergründe herauszufinden, ist oftmals eine kräftezerrende Aufgabe und nicht immer fruchtbar. Hier ist also durchaus nicht alles Heididei. Und auch nicht jeder kann jeden leiden. Das stelle ich mir auch recht unrealistisch vor. Zu inneren Zwistigkeiten und Meinungsverschiedenheiten kommt es also definitiv. Dennoch stelle ich bei uns eine gewisse Form der Zusammenarbeit fest. Das heißt nicht, dass jeder Hand in Hand zusammenarbeitet, sondern nur das es ein übergeordnetes Ziel gibt. Wann das festgelegt wurde, weiß ich nicht. Oder ob es überhaupt wie in einer Art Konferenz festgelegt wurde, oder viel mehr vllt ein Wunsch ist, den alle teilen. Kann ich euch nicht sagen. Es scheint aber schon so, als würde sich daran langehangelt.

Das heißt aber NICHT(!), dass das ganze System zusammenarbeitet oder es nicht noch immer Anteile gibt/geben kann, die versteckt (ohne das es mir bewusst ist) einem anderen Ziel folgen.

Wie geht ihr mit täterloyalen Anteilen und Täterintrojekten um?

Grundsätzlich gilt: Ernst nehmen. Aber ohne Angst. Zu erkennen wie wenig Macht ich im System habe, war Anfangs mehr als beängstigend. Hat mir am Ende aber geholfen, den anderen mit weniger Angst zu begegnen. Ich kann es ja schließlich sowieso nicht ändern.

Die haben ihre Gründe für ihr Handeln und Fühlen. Ich kann das nur ernst nehmen. Es bringt nichts, wenn ich sie ständig runter mache, mich gegen sie stemme und ihnen sage wie behindert ich sie finde. Die Anfangszeit hat das nur zu noch unangenehmeren Abwehrreaktionen geführt, was jeden belastet hat. Ich persönlich habe so wenig Macht im System, dass ich sowieso niemand etwas vorschreiben kann … Also bin ich irgendwann dazu übergegangen, einfach meine Sichtweise der Dinge zu schildern und warum ich etwas denke und will. Meine Logik bzw. Kosten-Nutzen-Rechnung erklärt. Und gesagt, dass ich aber jederzeit für ein besseres Argument zu haben bin. So gehe ich ja auch mit Außenstehenden um.

Die Grundidee dahinter ist einfach nur das ernst nehmen. Wir haben ein Grundziel und verschiedene Wege/Betrachtungen/Versuche dahin zu kommen. Der sinnvollste und effektivste Weg (egal welcher Form) gewinnt. Der springende Punkt dabei ist aber, dass es nicht manipulativ gemeint ist.

Irgendwann war mir manches einfach wirklich Wurst. Zumal doch eh getan wird, was „gewollt“ wird. Ich kann daher auch nix dazu sagen, ob täterloyale Anteile und wir tatsächlich an einem Strang ziehen, nur einige oder gar keine (und ich nur an der Nase herum geführt werde). Logisch ist für mich aber, dass ich sie nicht über Bevormunden, Bestrafen, Ablehnung, Kritisieren oder Manipulation ins Boot holen kann 🤷‍♀️.

Strukturelle Dissoziation grafisch erklärt (vereinfacht)

Ganz oft höre ich, dass sich Menschen nicht vorstellen können, wie das mit der (p)Dis funktionieren soll.
Da die Dis jedoch kein Hexenwerk ist, dachte ich, ich probiere es einmal euch die Aufteilung im Kopf, grafisch darzustellen. Ich lerne visuell sehr gut und vllt. kann sich so auch der ein oder andere all das etwas besser vorstellen.

Beiträge, welche die genauen Störungsbilder ausführlicher behandeln, verlinke ich euch in den entsprechenden Kapiteln.

Wichtig ist (!):
All das ist stark vereinfacht dargestellt. Unser menschliches Gehirn funktioniert sehr komplex und auch die Aufteilung der inneren Anteile ist viel variabler.

Neurotypisches Gehirn

Stellen wir uns unser Gehirn und die darin existierenden Persönlichkeiten einmal wie ein Großraumbüro vor, in den jeder seinen Schreibtisch hat. Es gibt einen strengen Dresscode. Alle tragen daher die gleiche Uniform und haben die gleichen Haare .

Jeder Mensch hat unterschiedliche Rollen, in die er hin und wieder schlüpft. Bei den Kindern benimmt man sich ganz anders, als gegenüber dem Partner oder auf Arbeit. All diese „Persönlichkeiten“ (einzelne Gehirnareale) sitzen jedoch gemeinsam in dem Großraumbüro und arbeiten, Hand in Hand, zusammen. Sie alle zusammen ergeben, als ein Bewusstsein, die Gesamtpersönlichkeit des Menschen.

PTBS

Erleiden wir ein Trauma und entwickeln daraus eine PTBS, bekommt ein Großraumbüro-Mitarbeiter (=emotionaler Persönlichkeitsanteil/EP) nun die Aufgabe, sich darum zu kümmern. Alles wichtige, was mit dem erlittenen Trauma zusammenhängt, bekommt er nun in Aktenform auf den Tisch gelegt. Er bekommt zwei Trennwände neben seinen Tisch aufgestellt, entweder eine durchsichtige, sodass er noch sieht, was um ihn herum geschieht). Oder eine dunkle (wenn eine Amnesie zum Trauma, z.B den Unfallhergang oder zum Überfall, besteht). Jedoch bekommt er kein eigenes, abgetrennte Büro. Er arbeitet immer noch mit dem Rest der Mitarbeiter zusammen.
Wenn nun irgendetwas, was mit diesem Trauma zu tun hat/relevant wird (z.B wenn ein Trigger auftritt), wird alles an diesen zuständigen Mitarbeiter weitergeleitet.

KPTBS und Borderline

Mehrere Traumata, also mehr Akten die noch bearbeitet werden müssen, brauchen auch mehr Mitarbeiter, die sich darum kümmern (= mehr EP’s).
Noch immer tragen aber alle die gleiche Uniform, haben den selben Haarschnitt und sind mehr oder weniger Teil des Großraumbüros (= traumatische Gefühle wurden abgespalten und agieren bei Triggern autonom, z.B mit starker Wut oder Angst, aber haben kein eigenes Bewusstsein).

Ego-State-Disorder

Hier haben sich einige der Mitarbeiter bereits entschlossen aus dem „Schwarmwissen“ auszubrechen. Sie haben weiterhin hier ihren abgetrennten Schreibtisch, tragen aber auch schon andere Kleidung und haben sich die Haare gefärbt (= die emotionalen Anteile/Traumaträger haben bereits ein teilweise eigenes Bewusstsein, mit eigenen Bedürfnissen, Gefühlen und Erfahrungen).
Das Großraumbüro arbeitet aber immer noch zusammen (= und repräsentiert damit die Persönlichkeit des Gesamtmenschen).

Partielle dissoziative Identitätsstörung

Bei der pDis gibt es das Großraumbüro so nicht mehr. Jeder Mitarbeiter hat bereits sein eigenes, vollständig abgeteiltes Büro bekommen. Auch sitzt in diesem keiner mehr mit Uniform, sondern jeder trägt seine ganz individuelle Kleidung (= eigenes Bewusstsein, Erinnerungen und Meinungen). Allerdings sind die Wände der Büros aus Glas, sodass trotz allem jeder sehen kann, was der andere tut (= Co-Bewusstsein).
Der Mitarbeiter XY am anderen Ende des Büros kann so zwar möglicherweise noch, wenn er sich Mühe gibt, schauen was der Kollege ZX macht. Das heißt aber nicht, dass er auch automatisch mit ihm kommunizieren kann oder weiß welches Thema (=Erinnerung) er auf seinem Schreibtisch bearbeitet , schließlich befinden sich trotz allem Wände zwischen ihnen. Dazu müssten beide entweder die Türen öffnen oder ein Telefon nutzen.

Dissoziative Identitätsstörung

Hier gibt es nun auch keine verglasten Wände mehr. Jeder hat sein ganz eigenes Büro, mit festen, undurchschaubaren Betonwänden. Selbst wenn sich Mitarbeiter XY nun also ganz weit zurücklehnt und sich den Hals halb verrenkt, kann er nicht sehen was im Nebenzimmer geschieht. Um zu erfahren was die anderen Mitarbeiter machen und was deren Aufgabengebiet in der Firma ist, muss er sich also mit ihnen vor dem Büro treffen oder ihre Nummer herausfinden, um sie anrufen zu können. Wenn er sich irgendwann mit einem Kollegen richtig gut versteht, reißen beide möglicherweise die Wand ein und arbeiten zusammen in einem großen Büro.
Aufgrund der Einzelbüros kann es hier auch dazu kommen, dass unterschiedliche Mitarbeiter mit den Kunden (= der Außenwelt) reden, ohne zu wissen was ein anderer Mitarbeiter dem Kunden vorher erzählt hat.
Es kann aber auch Mitarbeiter geben, die eine Glaswand zum Büro des anderen haben (= Co-Bewusstsein).

DIS: Blackout & Greyout

Heute sprechen wir mal über die kleinen Unterschiede bei Blackouts….

Blackouts

Zum Blackout kommt es, wenn eine Persönlichkeit vor wechselt, zu der die amnestischen Barrieren noch sehr hoch sind.
Letztendlich fühlt es sich so an, wie man sich einen Blackout vorstellt. Von einer auf die nächste Sekunde ist bspw. die Sonne bereits untergegangen oder es ist früher Morgen, obwohl eben noch Abend war. Oder du stehst gerade noch draußen und suchst deinen Schlüssel und im nächsten Moment bist du in deiner Wohnung und kochst dir etwas zu essen. Dabei hast du keinerlei Ahnung, was in der Zwischenzeit passiert ist. Es ist, als würde jemand mit dem Finger schnippen und plötzlich ist Zeit vergangen. Dabei können bis zu mehrere Stunden, Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre fehlen.

>>Kennt ihr das?
Wenn ihr aufwacht
Und ihr dreht euch noch mal um
Und schlaft dann ein
Und auf einmal seid ihr fünf Jahre älter
Schäbig ist das<<

Prezident


Dazu muss man aber sagen, dass einem das nicht immer auffällt. Bei mir bestand lange Zeit, und besteht noch heute oft, die Amnesie zur Amnesie. Oftmals fällt mir dann nur auf, dass ich nicht da war, wenn etwas ohne mein Wissen in der Wohnung verändert wurde. Eigentlich machst du normalerweise einfach weiter, als wäre nichts gewesen, weil es dir gar nicht gravierend auffällt. Dissoziation „sei Dank“.

Es gibt aber auch Persönlichkeiten, die bspw. vorn sind und dann rausgekickt werden und plötzlich wieder in der Innenwelt sind. Und es gibt auch welche, die, soweit ich das von hier weiß, gar keine Blackouts erleben, da sie eine Beobachterposition innehaben.

Seit dem neuen ICD-11 gibt es auch eine neue Unterteilung der DIS-Typen.
Dabei wird in Typ 1 unterschieden, wo es zu Wechseln bzw. volldissoziierten Handeln nur in Stresssituationen kommt und in Typ 2, wo volldissoziiertes Handeln auch im normalen Alltag ständig auftaucht.
Die Aussage: „Nur wenn man den ganzen Tag über viele Blackouts hat, hat man auch eine DIS“ stimmt so also nicht ganz.

Hier ist es z.B. auch so, dass es keine extremen Wechsel gibt. Also ich denke, das hat mehrere Faktoren: Zum einen, dass wir eine viel ruhigere und sicherere Umgebung als früher haben. Das macht sehr viel aus. In Hochstresssituationen bin ich z.B. kaum noch anwesend. Zum anderen denke ich aber, dass wir generell nicht wild durch die Gegend wechseln (mit vollständigen Blackouts). Und offen schon gar nicht, also so, dass es anderen besonders auffallen würde. Ich habe mich z.B. auch noch nie plötzlich in einer anderen Stadt wiedergefunden … Glaub ich 🤔

Greyouts

Greyouts sind eine Art Miniblackout. Das ist eher die Form, die überwiegend auftritt, also besonders oft über den Tag verteilt.
Man merkt das bspw. daran, wenn man sich in einem Gespräch befindet und plötzlich feststellt, dass man einen Teil davon nicht mitbekommen hat. Das kann natürlich „nur“ mit dissoziieren zusammenhängen (z.B. wenn es ein schwieriges Thema ist) oder aber es kann zwischendurch auch eine andere Person vor wechseln (das fällt meist daran auf, wenn man das Gespräch problemlos weitergeführt hat und sich z.B. wundert, was man angeblich gesagt haben soll).

Hier ist es dann so, dass oft Information zu geschoben werden (was ich auch schon von einigen anderen so gehört habe). Also dass entweder derjenige, der vorn war, öfter aber macht es jemand, der sich im Hintergrund auffällt und eher beobachtet, dir wie auf einem Notizzettel zuschiebt, was eben passierte. Wenn guter Kontakt zu demjenigen besteht, dann ist es mehr wie ein richtiges Gespräch. Größtenteils kommt das bei mir aber so an wie ein spontaner Einfall oder Gedanke, der sich aufdrängt. So als würde ich einen Filmausschnitt sehen (nur halt ohne sehen 🤔 – Vllt. trifft es ‚fühlen‘ besser, hier läuft so vieles über Fühlen ab, eher wie ein 6. Sinn) und dann wissen „Ah, da war das und das los“ .

Auch das macht es schwierig, solche (Mini)Blackouts als das zu erkennen, was sie sind. Du denkst ja dann, du wärst eben nur mal wieder unaufmerksam gewesen. So wird nach Außen aber auch ein besseres Bild von „normal“ aufrechterhalten (und auch für die Frontpersonen, besonders, solange auch sie nichts von der DIS wissen sollen).
Bei solchen Gesprächssituationen kann es für Außenstehende dann z.B. so wirken, dass man plötzlich während des Gesprächs eine ganz andere Meinung bekommt oder die Stimmung stark schwankt oder man sich eben nicht daran erinnert, worüber man gerade gesprochen hat. Mein Lieblingssatz, den ich eigentlich in fast jedem Gespräch mindestens 1x sage ist: „Um was ging’s gerade?“

Weiter zeigen sich solche  „Miniblackouts“ darin, dass generell Sekunden oder Minuten fehlen. Sowas bekommst du normalerweise gar nicht mit, es sei denn du guckst den ganzen Tag akribisch auf die Uhr. Oder an anderen Kleinigkeiten, wie z.B., wenn ich den Aufwasch mache und zum Glas greifen will, um es abzuwaschen und dann steht es bereits fertig aufgewachsen neben der Spüle, obwohl es eben noch dreckig war. Auch wenn die Tasse plötzlich ausgetrunken oder der Teller aufgegessen ist und du dich nicht oder nur kaum daran erinnern kannst. Also so, als hättest du es nur von irgendwo ganz wage mitbekommen.
Oder du hast eben noch deinen Schlüssel in der Hand und willst ihn in die Tasche stecken, machst sie auf und plötzlich liegt er schon drin. Und dann guckst du die andere Hand ganz verwundert an und denkst dir nur so „Hä?“ . Fragst dich dann aber auch nicht weiter.

Also hier ist es auf jeden Fall so, dass es dazu den ganzen Tag über kommt. Eigentlich fühlt es sich für mich an, als wäre ich den ganzen Tag anwesend. Wenn ich mich dann aber an den Tag erinnern will, eher so, als hätte ich im Zug gesessen und alles nur an mir vorbeirauschen sehen. Manches habe ich mitbekommen. 50 – 60% aber eher, als wäre ich gar nicht richtig mit dabei gewesen oder hätte nicht hingeschaut (wie in der Zuganalogie).

Schlusswort

Ihr seht, es ist also gar nicht ganz so leicht, eine DIS nur an Ihren vielen Blackouts festzumachen. Vieles bekommt man manchmal gar nicht mit und auch hier gilt wieder: Nicht jedes System ist gleich.
Die einen wechseln besonders viel am Tag (und bekommen es mit) und andere wechseln weniger oft. Auch das hat nichts mit der Schwere des Traumas oder der Echtheit des jeweiligen zu tun, sondern damit, was das System als sinnvoll erachtet und braucht.

Ein Unterschied zur pDIS und ESD ist eher darin zu ziehen, dass es bei der DIS mehrere ANP’s gibt. Generell muss ich manchmal aber sagen, dass es (finde ich) eigentlich ziemlich Wurst ist, ob DIS oder pDIS. Die Behandlung ist gleich, die Traumata oft auch. Macht euch da bitte keinen Stress, das immer so exakt unterteilen zu müssen.
Guckt, gerade wenn sich Anteile nicht vor trauen bspw. in der Therapie und nur indirekt (von Innen beeinflussen/Co-Bewusst) auftauchen, lässt sich ganz schwer zwischen DIS und pDIS unterscheiden. Bei uns ist es z.B. auch ein Problem gewesen, dass wir schon seit Jahren allein wohnen und Switches mit niemand abgleichen können. Wenn du die Blackouts dissoziierst, kannst du auch nicht angeben, dass du welche hast.
Bei uns stand deshalb ganz lange die pDIS Diagnose. Dass die Diagnose am Ende in eine DIS umgeändert wurde, hat jedoch an der Echtheit der anderen bzw. des gesamten Systems, unserer Traumata und auch an unserem Heilungsweg absolut nichts geändert. Macht euch da also keinen Stress.

*Der Vollständigkeit halber noch der Unterschied zur ESD:
Bei der ESD hast du wie bei der pDIS auch nur einen ANP und mehrere EP’s. Jedoch sind diese nicht so weit abgespalten wie bei der pDIS/DIS. Bei der ESD gibt es noch das Kern-Ich und von diesem haben sich mehrere EP’s abgespalten, sind jedoch noch immer ein Teil deines Selbst. Sie haben zwar eigenständige Bedürfnisse und Gefühle, jedoch noch kein vollständig eigenes Bewusstsein. Es bestehen auch keine Amnesien zu ihrem Handeln. Ich schaue mal, dass ich die Unterschiede demnächst nochmal versuche grafisch darzustellen.


(Und auch noch interessant zu wissen vllt.: Innerhalb eines pDIS/DIS-Systems kann es auch Anteile mit ESD geben, genauso wie einige ihre eigene DIS haben können. Und auch Frontpersonen können eine pDIS haben, das macht die Diagnosestellung dann umso schwerer, da man wie eine ESD oder pDIS wirkt, obwohl dahinter eigentlich eine DIS liegt)

Fake-Diskussion: Vorurteile und Vorwürfe

Aussagen die ich und/oder andere Betroffene bereits so oder so ähnlich gehört haben:

– „Wenn du nicht den ganzen Tag traurig bist, dann kannst du keine Depression haben. Denn da lacht man nicht mehr.“


– „Wenn du Zug fahren/ausgehen/unter Menschen gehen und souverän auftreten kannst, hast du keine Sozialphobie/Angststörung.“


– „Wenn du bei einer Panikattacke nicht völlig ausflippst, ist es auch keine Panikattacke.“

– „Bei einer Panikattacke verhält man sich ruhig, weil man innerlich so angespannt ist. Alles andere ist nur Show.“

– „Du benimmst dich nicht wie Sheldon Cooper oder Abed und verstehst Sarkasmus, also kannst du auch nicht autistisch sein.“

– „Autisten sabbern und können gar nichts. Du bist doch völlig normal“ [Puuuuhh…]

– „ADHS ist ja jetzt auch so eine TikTok- Modediagnose. Plötzlich will das jeder haben“ [Ja, oder Menschen mit chronischen Dopaminmangel sind einfach vermehrt auf einer Plattform zu finden, die viel Dopamin-Ausschuss verursacht 😌. Zudem werden natürlich mehr Diagnosen in einem Bereich gestellt, wenn mehr dazu erforscht wird und demnach besseres Wissen darüber vorhanden ist. Noch vor 100 Jahren wurde die Diagnose Depression kaum gestellt, das heißt aber nicht das es sie nicht gab. Oder dissoziative Symptome fielen früher z.B. überwiegend unter den Begriff Hysterie.]


– „Wenn du dich selbst verletzt, dann willst du nur Aufmerksamkeit.“

– „Wenn du dich nicht selbst verletzt, kannst du nicht (komplex) traumatisiert sein. Denn das macht da jeder.“


– „Wenn du nicht ständig weinst und stattdessen lachst und fröhlich bist, kannst du nicht traumatisiert sein.“

– „Wenn du weinen kannst, bist du nicht traumatisiert. Traumatisierte haben diese Gefühle abgespalten.“


– „Wenn du dich nicht an das Trauma erinnern kannst, hast du auch keins erlebt. So etwas Schlimmes kann man nicht vergessen.“ [siehe dazu Kapitel 10 in ‚False Memory – Eine Analyse‚]

– „Wenn du dich an dein Trauma erinnern kannst, war es definitiv nicht schlimm (und demnach kein richtiges Trauma). Denn sonst hätte es dein Gehirn dissoziiert.“ [Ganz schön anmaßend – Aber man merkt: Es ist egal wie rum. Es gibt immer jemand der etwas auszusetzen findet, wenn er etwas aussetzen will bzw. er es sich bereits in seiner Engstirnigkeit bequem gemacht hat.]


– „Wenn du nicht oft getriggert bist und (visuelle) Flashbacks erlebst, dann bist du auch nicht komplex traumatisiert.“

– „Wenn du viele visuelle Flashbacks hast, bist du nicht komplex traumatisiert. Die hat man da nämlich nicht. Du kannst höchstens ne PTBS haben.“ [Besonders interessant finde ich solche Aussagen von Personen die im gleichen Atemzug sagen, dass es den anderen nur darum ginge eine so schlimme Diagnose wie möglich zu haben ergo sie machen einen Wettbewerb daraus. Indem ihr Dinge sagt wie „höchstens ne“ oder „nur eine“ kategorisiert und bewertet ihr Leid und Diagnosen selbst (was sich per Ferndiagnose und ohne Fachkenntnisse generell schwierig gestaltet). Durch solche Aussagen macht ihr so etwas selbst zum Wettbewerb. Daher: Wenn dich das Thema ‚angeblicher Wettbewerb‘ so aufregt, schau erstmal selbst wo du dieses Thema zum Wettbewerb machst 😉]


– „Wenn du ständig umsonst Beiträge schreibst [was dann scheinbar ein lapidares Hobby und keine Arbeit ist, wenn man kein Geld dafür bekommt 🤷‍♀️😅] hast du einfach nur zu viel Zeit und bist zu faul zum arbeiten.“

– „Wer Spenden annimmt (und damit freiwilliges Geld und Unterstützung für seine Arbeit bekommt) will sich eigentlich nur bereichern und faked das deshalb auch alles.“ [Gilt das dann auch für ehrenamtliche Tätigkeiten? 😉]


– „Wenn du Nähe zulassen und intim werden kannst, kannst du gar keinen se*uellen Missbrauch erlebt haben.“

– „Wenn du nach dem 5. Lebensalter traumatisiert wurdest, kannst du gar keine DIS mehr entwickelt haben.“ [Doch, kann man. Es wird von der Kindheit gesprochen, sprich bevor die bei jedem normal vorhandenen Persönlichkeitsanteile zu einer Persönlichkeit zusammengewachsen sind und dafür gibt es kein festgeschriebenes Alter, da das bei dem einen mit 5 und bei dem anderen mit 9 passiert. Mittlerweile werden die Altersangaben auch immer niedriger, teilweise las ich schon davon man müsse Traumatisierungen vor dem 3. Lebensjahr erlitten haben. Ist das wieder so ein neuer, bekloppter Konkurrenzkampf?]


– „Wenn du keine akustischen Stimmen hörst, hast du keine DIS. Da hört man die Stimmen nämlich richtig.“

– „Wenn du akustische Stimmen (oder Stimmen von außerhalb deines Inneren) hörst, hast du keine DIS. Dann bist du schizophren.“ [Nein. Stimmen bei der DIS können sowohl akustisch, wie auch nicht akustisch sowie auch gar nicht oder auch von außerhalb wahrgenommen werden. Die Diagnose Schizophrenie wird durch andere Indikatoren gestellt und kann ebenso gemeinsam mit einer DIS auftreten.]


– „Wenn du dein System immer noch nicht/kaum kennst, hast du keine DIS. Das geht nämlich sehr schnell.“

– „Wenn du angeblich schnell einen guten Kontakt zu deinem System aufbauen konntest, fakst du das. So schnell geht das nicht.“


– „Wenn deine anderen Persönlichkeiten keine unterschiedlichen Stimmen oder markantes Auftreten haben, ist es keine DIS. Jeder ist da deutlich unterschiedlich.“

– „Wenn deine anderen Persönlichkeiten andere Stimmen und ein markantes Auftreten haben, fakst du das alles nur. Bei einer Dis verhält man sich nicht so auffällig.“

– „Wer sich mit einer DIS öffentlich zeigt, kann gar nicht echt sein. Bei mir zeigt sich niemand öffentlich und bei anderen die ich kenne, ist das auch so.“ [Bei mir auch nicht, d.h. aber nicht das es bei ALLEN so ist. Du kennst deren Geschichte und deren Weg nicht. Und Social Media ist auch nicht die Realität. Egal was gezeigt wird, du weißt nichts über diese Person privat. Du und dein Bekanntenkreis sprechen zudem auch nicht für alle anderen. – Erschreckend finde ich dann solche Aussagen wie: „Im Alter wird sich schon zeigen wer noch eine DIS hat“ – Puh ist das gruselig. Als wäre das etwas ganz besonders. Ein ganz geheimer Club und am Ende würde sich schon zeigen, wer wirklich dazu gehöre. Das klingt so typisch missgönnerisch und höhnisch, wie man Deutsche eben kennt 😅🤷‍♀️.]

– „Manche verwechseln wahrscheinlich Ego-States und Anteile von der DIS. Wer sich so offen im Netz zeigt, bei dem kann ich an keine offizielle Diagnose glauben.“ [Das ist auch nicht deine Aufgabe. Das ist die Aufgabe des behandelten Arztes und Therapeuten. Und sorry, auch wenn du dir diese Kompetenz gern selbst verleihst: Du hast sie nicht. Nicht um über die Diagnosen anderer besser Bescheid zu wissen. Ihnen welche zu verleihen oder abzuerkennen. Oder sie über ihre Anteile aufzuklären. Ich würde ein bisschen mehr Bodenhaftung und weniger Abgehobenheit empfehlen 😉.]

– „Bei einer DIS wechselt man ständig, weshalb es zu vielen Blackouts kommt. Wenn du das nicht hast, hast du auch keine DIS.“ [Das stimmt so nicht ganz. Dazu gibt es demnächst einen gesonderten Beitrag]


– „Wenn du nicht ständig Schmerzen hast (Schmerzsyndrom), kannst du keine organisierte/rit*elle Gewalt erlebt haben.“ [Falsch. Schmerzen können dissoziiert sein, weshalb besonders die Frontpersonen diese gar nicht spüren und ebenso kann ein chronisches Schmerzsyndrom auch überhaupt nicht vorliegen.]


– „Wenn du Sport machen kannst, hast du keine organisierte/rit*elle Gewalt erlebt.“


– „Wenn du organisierte/rit*elle Gewalt erlebt hast, müsste dich auch X und Y triggern.“ [Trigger und Feiertage sind komplett unterschiedlich. Nicht jede Tätergruppe ist gleich.]

– „Wenn dich X und Y triggert, spielst du das nur, weil du denkst das müsste einen bei organisierter/rit*eller Gewalt triggern.“

– „Wenn du nicht polyframgmentiert bist (100+ Anteile), kannst du nicht programmiert sein. Das deutest du dann falsch oder bildet dir das ein.“ [Falsch, es gibt auch Systeme mit unter 100 Anteilen, die trotzdem rit*elle Gewalt erlebten und programmiert sind. Herrgott nochmal 🤦‍♀️]


– „Bei einer Programmierung müsstest du auch Programm XY haben, denn das hat jeder. Sonst bist du definitiv nicht programmiert und erzählst hier nur Mist.“ [Ich wiederhole: Tätergruppen und ihre Methoden sowie Techniken können völlig unterschiedlich sein. Es gibt sehr oft sehr viele Überschneidungen, es existieren eben aber auch Unterschiede.]

– „Programm XY wird schon ewig nicht mehr verwendet, dass kannst du in deinem Alter gar nicht haben.“ [Kratzt das eigentlich am Stolz der Täter, wenn sie gesagt bekommen ihre Techniken seien veraltet? 😅]


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Und Blablabla…
Diese Liste lässt sich so noch gefühlt, mit allen möglichen Erkrankungen und Symptomen, endlos weiterführen. Und teilweise möchte ich bei solchen dämlichen Aussagen wirklich am liebsten den ganzen Tag mit der Hand gegen die Stirn hauen🤦‍♀️.
Das Interessante dabei ist, dass solchen Stuss nicht nur Außenstehende mit viel Meinung aber wenig Wissen abgeben, sondern auch Betroffene selbst.

Das finde ich noch viel irritierender. Was damit erreicht werden möchte, darüber kann ich aber nur spekulieren.
Vllt. hat man das Gefühl, wenn es wirklich so viele Betroffene gibt, käme das eigene Trauma/Leid nicht mehr zur Geltung und geht unter?
Oder triggert es die Angst an, dass einem  nicht mehr geglaubt wird, wenn jemand anderes nicht dem Lehrbuch entspricht? Deshalb versucht man ihn selbst als Fake zu entlarven, bevor es ein anderer macht und einem dann deshalb selbst auch nicht mehr glauben könnte?
Oder liegt es an einer unreflektierten Sichtweise auf die Dinge?
Ich weiß es wirklich nicht.

[Bei Dis-Systemen dürften in einigen Fällen auch täterloyale Anteile ihre Finger mit im Spiel haben, sodass die Frontpersonen nur glauben es wäre ihre eigene Meinung. Ist zwar sehr traurig, in den Auswirkungen allerdings trotzdem gleich Sche*ße. Wenn man aber weiß das durchaus oft Täter bzw. deren Intentionen selbst dahinterstecken, hilft es euch vllt. solche Leute erst gar nicht mehr ernst zu nehmen. Am besten ignorieren was die von sich geben, sie brabbeln lassen und weitermachen als wäre nichts gewesen. Auch wenns manchmal schwer fällt. Das meiste erreicht man nicht im Einzelkampf gegen solche Leute, sondern in menschlicher und fundierter Aufklärung und indem man zu sich selbst steht.]

Würde man aber einfach mal versuchen über den eigenen Tellerand hinauszuschauen, würde einem auch auffallen, dass jeder Mensch ganz individuell ist.
Demnach ist auch jeder Mensch mit seinen psychischen Leiden (und ihren Ausprägungen) ganz unterschiedlich.

Wenn man selbst zu denen gehört, die solches Zeug rausposaunen, in der Hoffnung nun endlich einen Faker aufzudecken, mal eine Frage:
Kannst du von dir selbst behaupten zu 100% (nicht 99, zu 100%) einer vorgegebenen Linie in einem Fachbuch zu entsprechen?
Zu 100% dem zu entsprechen wie ein „normaler“ Mensch (ohne psychische Erkrankung) dargestellt wird (auf die Definition davon wäre ich auch gespannt)? Oder wie jemand mit Angststörung, Depression, Persönlichkeitsstörung, Trauma, DIS, usw. wiedergegeben wird?
Es weicht absolut nicht eine einzige Kleinigkeit bei dir ab?

Wenn ja:
Kannst du dir vorstellen das diese Beispiele aus den Lehrbüchern nur Beispiele waren, um die „Störung“ zum besseren Verständnis auf markante Symptome eingrenzen zu können? Und das es Menschen gibt, die nicht genauso sind wie du oder beschriebene Beispiele in Fachbüchern? Oder die anderes erlebt haben? Sonst wären wir ja alle Roboter aus der gleichen Herstellung, oder?

Wenn nein:
Wenn bei dir etwas abweicht, warum sollte und darf das bei anderen nicht auch sein? Wieso sollten sie deshalb lügen oder bewusst faken? Dann könnte ich dir genau das Gleiche unterstellen.

Ich muss dich leider enttäuschen, aber du bist nicht das Zentrum der Welt. Nicht jeder der anders ist als du, faked deshalb auch gleich.

Das Gleiche betrifft alles andere. Wenn jemand Spenden bekommt, ist das KEIN Beweis für einen Fake. Was stimmt mit euch nicht? Warum seid ihr so arrogant? Bis ein Beitrag/Video fertig ist, nimmt das viel Zeit, Mühe und Energie in Anspruch. Warum darf jemand dafür kein (FREIWILLIGES) Geld in Anspruch nehmen? Warum erwartet ihr, dass jemand das für euch (oder andere) umsonst macht? Und umgedreht: Wie kommt man auf die Idee Faulheit und zu viel Zeit zu unterstellen, wenn sich jemand die Zeit und Mühe macht und versucht anderen eine Unterstützung zu bieten? Ob man freiberuflich schreibt (etc.) und sich zum Beispiel über Werbung finanziert oder Artikel im Auftrag für Agenturen anfertigt und dafür offiziell entlohnt wird oder ob man das freiwillig (und unentgeltlich) macht bzw. Spenden dafür annimmt: Es ist und bleibt Arbeit. Und btw.: Auch wenn jemand nichts dergleichen macht, habt ihr kein Recht denjenigen zu beschimpfen. Arbeit definiert nicht den Wert eines Menschen.

Kommt mal von eurem hohen Ross runter. Wenn es euch nicht passt, geht weiter oder/und macht selbst etwas. Rumsitzen, nichts Gleich- oder Besserwertiges im Angebot haben, aber die Klappe aufreißen. Nee du, da geht auch mein Verständnis verloren 🤷‍♀️.

Auch würde mich interessieren warum es ein Eklat ist, wenn sich eine Innenperson in einem Video zeigt, so wie sie es möchte und sich wohlfühlt? „Dunkel angezogene/geschminkte Personen, bedienen doch nur das schreckliche Klischee aus Filmen“ . Ja aber wenn sie sich doch so wohlfühlt? Das ist doch ihre Sache, nicht deine. Kommt da wieder die Angst durch, dass einem nicht geglaubt wird? Nur kann man doch aus Angst das einem deshalb nicht mehr geglaubt werden könnte, pauschal einfach selbst anderen nicht glauben und der Lüge bezichtigen.

Wenn ich selbst tue was ich von anderen nicht will, nennt man das Doppelmoral. Menschen die einem nicht glauben, WOLLEN einem NICHT glauben! Egal ob es Klischees gibt oder nicht. Egal was man sagt oder nicht sagt. Sie finden immer einen Grund einem nicht zu glauben. Füttert diese Leute doch nicht noch, indem ihr durch gegenseitige Unterstellungen dazu beitragt die Diagnosen (oder Erinnerungen/Erleben) unglaubwürdig zu machen („Guck mal, der und der hat ja auch nur gefaked und wurde dem überführt, also ist das bei dem bestimmt auch so!“ ). Ihr schneidet euch damit ins eigene Fleisch. Seht ihr das gar nicht?

Woran liegt das, das jeder über den anderen besser Bescheid wissen will, als dieser selbst? Das jeder die Wahrheit für sich beanspruchen will?

Warum können wir uns gegenseitig nicht einfach ernst nehmen?
Lügt ihr selbst soviel (oder denkt das), dass ihr das ständig anderen unterstellen müsst?

Persönliche Meinung/Anhang:
Ich persönlich glaube übrigens, dass es durchaus Menschen gibt die verschiedene Diagnosen, bewusst oder unbewusst, faken. Es gibt so 1-2 Sachen wo ich auch manchmal denke: „Hmmm…“, ich werde aber bewusst nicht erwähnen was diese Dinge sind. Es liegt nicht an mir jemand des fakens zu „enttarnen“. Dieses Recht gestehe ich mir nicht zu und ehrlich gesagt habe ich auch Besseres zu tun.

Dagegen gibt so ein paar Kandidaten, wenn ich deren Namen irgendwo unter einem Beitrag lese, weiß ich bereits um was es geht: „Der ist fake und der erzählt auch nur Müll und die sind eben selbst schwer gestört und merken es nicht“ und so weiter. Es ist ermüdend 🙄 – Nach 3,5 Jahren, seit ich aus diesen Gruppen raus bin, immer noch das selbe Thema von den selben Leuten. Das ist so eine eigene Bubble für sich und sie scheinen mir eine schier endlose Mission zu verfolgen, doch endlich die Faker zu entlarven. Schon Erfolg gehabt?
Ich frage mich nur wie weit sie bei sich selbst gekommen sind in der ganzen Zeit, wenn der Fokus immer noch so bei den anderen liegt. 
Naja, jedem das Seine. Viel Glück jedenfalls weiterhin auf dieser Mission✌️.

Q&A Teil 1 (+ DisDing +SeelenNetzwerk)

Sooo, es ist soweit 🥳.

Den 1. Teil des Q&A findet ihr auf YouTube bei dem Kanal von DisDing. (Link)
Dort beantworten wir eure Fragen aus der Perspektive von 3 Systemen, was ich ehrlich gesagt echt ganz cool fande.
Ich entschuldige mich allerdings gleich vorab: Unsere Kamera ist echt furchtbar, wir haben für die Aufnahme das Tablet genutzt und… naja😅. Uuund wir haben teilweise echt schon wieder Spasmen im Gesicht. Das passiert meist bei viel Stress und so mega angenehm die Gespräche für die Videos auch waren, war das vorher echt Hochstress für uns. Also gerade der Entschluss sich mit Gesicht im Video zu zeigen und so über diese Themen zu sprechen. Außerdem zappeln wir echt viel rum.
Naja, aber ihr werdet das schon überleben 😅.
Die Fragen im Video liste ich euch gleich auf.

Weiter geht’s dann mit einem 2. Video auf dem Kanal von SeelenNetzwerk. (Link)
Dort kommentieren wir Dis-Memes und quatschen über unsere Erfahrungen diesbezgl. Schaut dort auch unbedingt einmal vorbei!

Wir hatten auf jeden Fall mega viel Spaß bei den Videos und fanden die Gespräche echt klasse!

Die Fragen zum Q&A Teil 1

#1 – Wie macht sich ein Wechsel bemerkbar?

#2 – Wie wirken sich Depressionen bei euch aus?

#3 – Wie geht ihr mit Zweifeln um?

#4 – Habt ihr Probleme mit Angststörungen?

#5 – Kann eine Dis/pDis auch „nur“ durch emotionalen Missbrauch entstehen?

#6 – Strebt ihr eine Fusion an?

#7 – Was macht ihr in eurer Freizeit?

#8 – Wie kann ich klären ob ich eine Dis habe? Wurdet ihr schon mal fehldiagnoztiziert?

#9 – Wie groß ist euer System?

#10 – Wer geht in die Therapie? Bringt sie euch etwas?

#11 – Habt ihr/Familie/Freunde vor der Diagnose etwas bemerkt?

#12 – Woran metkst du das du dissoziierst?

#13 – Werden innere Stimmen manchmal zu bestimmten Zeiten konkreter? Kannst du sie von deinen Gedanken unterscheiden?

Q&A – Teil 2

Nein keine Sorge, ihr habt den 1. Teil nicht verpasst.

Für Teil 1 haben wir uns nämlich mit Dis Ding und SeelenNetzwerk zu einem kleinen YouTube-Plausch getroffen (🥳👏) . Ende der Woche müsste daher der 1. Teil des Q&A als Video online kommen. Wenn es soweit ist, gebe ich euch dann aber auf jeden Fall nochmal bescheid, inkl. Link!

Heute starten wir aber erst schon einmal mit den Fragen, die wir nicht mehr ins Video mit geschafft haben aufzunehmen… Vor ein paar Tagen kamen nochmal ein paar (zusammenhängende) Fragen herein, für die ich aber gerne einen eigenen Beitrag machen möchte. Also nicht wundern das die hier fehlen. Ich beabsichtige diesen für nächsten Sonntag fertig zu bekommen, sodass auch die ganze Q&A Sache nächste Woche abgeschlossen ist und ihr nicht ewig warten müsst. Allerdings kann es auch sein, dass wir erstmal wieder eine kurze Pause einlegen. Ich weiß es ehrlich gesagt gerade noch nicht.

#1 Bemerkst du wenn du „weg“ bist und wie ist das für dich?

Nein ich merke nicht, wenn eine andere Person herauswechselt und ich für diese Zeit nicht anwesend bin. Ich habe dann einfach eine Amnesie (Blackout). Oft ist es sogar auch so, dass mir Stunden fehlen können, aber ich (beim wiederkommen) noch (bzw. wieder) an der gleichen Tätigkeit sitze. Mir fällt der Wechsel dann maximal anhand der fehlenden Stunden auf.

➡️ So etwas kann z.B zum Sinn haben (also von den anderen so beabsichtigt), dass der Frontperson eben der Wechsel nicht auffällt. Was die dann in dieser Zeit tun – keine Ahnung 🤷‍♀️.

#2 Wie erlebst du Co-Bewusstsein?

Bei der Frage würde ich euch einfach direkt auf einen Beitrag von mir zum Co-Bewusstsein weiterleiten. Der ist zwar schon ein bisschen älter, aber im Prinzip kann ich nicht so extrem viel Neues dazu sagen.

#3 Hast du viele Amnesien?

Alltagsamnesien? Ne, ich glaube nicht. Aber dazu muss man halt auch sagen, dass es äußerlich gerade recht ruhig ist und das nicht wirklich notwendig sein dürfte bzw. ich es, wenn, eh nur sehr selten checke. Also man muss ja zu den Amnesien sagen, dass das auch nicht immer welche von Stunden oder Tagen sind. Minuten Amnesien gibt es hier auf jeden Fall viele. Das definitiv. Oder was sehr, sehr häufig vorkommt ist, dass ich mich generell kaum an den Tag erinnern kann. Dazu habe ich dann keinen kompletten Blackout, aber was wirklich vorgefallen ist, weiß ich auch nicht mehr.
Aber so Situationen, dass ich mich plötzlich in einer ganz anderen Stadt wiederfinde, die gibt es eigentlich nicht.

#4 Kannst du dich an deine Kindheit erinnern?

Temporär ja. Also ich habe auf jeden Fall so ein Bild im Kopf, was konstant erscheint. Erst bei näheren hinschauen habe ich bemerkt, dass ich eigentlich kaum Erinnerungen habe. Also Weihnachten, Geburtstage, Ostern oder andere Feiertage: Da gibt es jeweils vllt 3-4 einzelne Szenen, das war es. Und auch sonst fangen die Erinnerungen, die man vllt als annähernd konstant/flüssig/zusammenhängend bezeichnen könnte, wohl eher so ab 12/13 Jahren an. Frühstens. Vorher ist viel schwarz, aber mein Hirn hat die wenigen Erinnerungen halt auf die dementsprechende Länge gestreckt (siehe auch „Falsche Erinnerungen„), sodass es mir immer vorkam, als wüsste ich eigentlich sehr viel.
Es gibt, was ich im Abgleich mit einer alten Schulfreundin so festgestellt habe, allerdings schon eeeecht viele schwarze Stellen. Also mega viele Situationen die in meinem Hirn einfach so gar nicht existieren 😅🤷‍♀️ .

Auch erzählte sie z.B mal, dass ich früher in der Schule zu Wochenbeginn oft meinte, dass ich das gesamte Wochenende durchgeschlafen hätte und daher nichts davon wüsste oder mich auch deshalb nicht mit ihr treffen konnte. Davon weiß ich überhaupt nichts mehr und ohne den Abgleich mit ihr, wüsste ich davon bis heute nichts. Auch in einem früheren Tagebuch gibt es teilweise Monate bis zu einem Jahr Abstand zwischen den Einträgen. Inwieweit das mit einer Amnesie zusammenhängt oder ich da einfach nur keine Lust hatte reinzuschreiben, weiß ich nicht.

Und so im Alter von vllt 6-11 existieren fast überhaupt keine Erinnerungen. 2-3 vllt, aber das auch nur ohne konkrete zeitliche Zuordnung. Meine Grundschulzeit fehlt fast komplett.

Um die Frage also zu beantworten: Ich denke, dass ich mich sehr gut erinnere. Erinnere mich in Wirklichkeit aber an so gut wie überhaupt nichts.

#5 Kennst du dissoziative Situationen manchmal auch als „Ich bin mir voll bewusst, aber mein Hirn ist komplett lahmgelegt“ ?

Also ich weiß nicht, ob ich das so richtig verstehe, aber ich antworte jetzt einfach mal so, wie ich es mit diesem Kontext verbinde.

Also hier gibt es sehr oft die Situation, dass ich z.B total abtrifte oder auch im Supermarkt vor einem Regal stehe und ewig vor mich hinstarre. Ich bin dann noch da, aber es funktioniert halt nichts mehr. Es fühlt sich ein bisschen so an, als wäre im Kopf einfach etwas falsch verdrahtet worden. Du stehst da und checkst schon was abgeht (ich höre und sehe auch andere Menschen), aber kannst halt nicht wirklich etwas tun. Manchmal funktioniert es dann, dass ich wenigstens von Innen rufen und drauf aufmerksam machen kann, dass gerade nichts geht. So ein: „Nun mach schon. Spring wieder an!“ . War das damit gemeint? Wenn ja, dann kenne ich das definitiv auch so.

#6 Ich habe keine visuellen Flashbacks. Ist das normal?

Ja! Definitiv ja! Ich dachte am Anfang auch, dass man nur ein Trauma haben kann, wenn man visuelle Flashbacks hat, wie man das halt so aus Filmen oder auch der Literatur kennt. Tatsache ist aber, dass ich mittlerweile, glaube 🤔erst einen richtigen, „typisch“ visuellen Flashback im Alltagsbewusstsein hatte. Überwiegend sind es tatsächlich emotionale oder somatoforme (körperliche), gustatorische (schmecken – z.B kam ich im Sommer mal gar nicht klar, weil erst das Wasser bei meiner Freundin wie Blut schmeckte und ich noch dachte: „Naja, die haben halt einen hohen Eisenanteil im Wasser“, aber später einmal schmeckte auch mein Wasser so. Du trinkst dann und willst dich am liebsten direkt ins Glas übergeben, weil es einfach so widerlich ist), usw.

Was ich allerdings öfter habe sind visuelle Flashbacks in Träumen. Das ist halt schwierig zu erklären, wo da der Unterschied zu normalen Alpträumen liegt. Ich persönlich finde aber, wenn man so einen Flashback erstmal im Traum hatte, weiß man das es einer war. Also klar gibt es da die Zweifel (Zweifler), die all das trotzdem abstreiten. Aber man merkt den Unterschied einfach. Ich verlinke euch dazu nochmal den Beitrag, den ich dazu mal schrieb. Vllt hilft der da etwas.
Aber so generell habe ich auch kaum visuelle Flashbacks und ich denke das ist auch relativ normal bei einer kPTBS bzw. gerade wenn eine dissoziative Störung noch dazu kommt. Hätte man, via Flashback, das Trauma jedesmal vor Augen gerufen, wäre doch auch alles viel zu leicht 😅. Also der Sinn einer dissoziativen Störung ist es ja, traumatisches so gut wie möglich aufzuspalten. Logischerweise werden daher auch Details des Traumas weiterhin von einem ferngehalten. Interessant wäre dazu auch noch zu sagen, dass du auch einen visuellen Flashback haben kannst, aber dir von einer anderen Innenperson die Erinnerung daran wieder geklaut wird, sodass eine Amnesie für den Flashback entsteht.

#7 Mir wurde eine Dis diagnostiziert, ich höre aber keine Stimmen. Hörst du Stimmen? Habt ihr eine gute Kommunikation und wie habt ihr das geschafft?

Also das mit den Stimmen habe ich ja schon mal in ‚pDis/Dis – Formen und Unterschiede‚ näher erklärt. Ja, du kannst auch eine Dis haben, wenn du keine Stimmen hörst. Stimmen kommen (akustisch oder auch nicht akustisch) oft vor, sie sind aber keine Voraussetzung.

Zur Kommunikation: Nein 😂. Unsere Kommunikation ist absolut unterirdisch. Also so zu vllt einer handvoll existiert ein recht „guter“ Kontakt (aktuell sogar zu noch weniger), aber das war es auch schon. Und die sind genauso unwissend wie ich. Das wir uns jetzt also über etwas wirklich relevantes austauschen könnten, davon lässt sich höchstens träumen 😅.
Ich weiß jedoch aber eigentlich, dass z.B sowas wie Meditation zu einer besseren Kommunikation bei uns führt. Bevor ich von der Diagnose wusste und noch recht viel meditiert habe, klappte das super (aber Vorsicht! Viele kommen auf Meditation gar nicht klar!). Also ich dachte da zwar noch, es wären Außerirdische oder irgendwelche esoterischen Tierchen 😅, aber wir haben sehr viel gesprochen.

Seit der Diagnose bzw. seit Realisierung klappt das mit dem Meditieren nicht mehr wirklich. Ich blocke da total und auch alles was an inneren Kommunikationsversuchen ankommt, schmettere ich sehr oft ab.
Auch in der Therapie werden Versuche die Innenkommunikation zu verbessern sehr abgeschmettert (von anderen, aber auch von mir). Also von daher, so nach insgesamt 2,5 Jahren jetzt, kann ich auch nur sagen das die Kommunikation echt noch seeehr schlecht ist und wir auch der Meinung sind, dass das wohl noch ein echt langer Weg sein wird. Man weiß nie was kommt, aber wir rechnen nicht damit, dass wir in den nächsten Jahren einen besonders guten Kontakt herstellen können.

#8 Kannst du die anderen sehen? Seid ihr sehr unterschiedlich?

Nach Außen hin definitiv nicht. Es wechseln aber halt meist auch nur die entsprechenden Anteile heraus, die sich in der Situation ohne Probleme wie die sonst nach außenhin zu erscheinende Person ausgeben können. Nach Außen hin wird man das kaum merken.
Obwohl ich da jetzt noch dazu sagen muss, dass auch ICH (also die, die den Blog größtenteils führt) im Inneren anders als der Körper aussieht, ein anderes Alter hat (ob ich auch einen anderen Namen hab, weiß ich nicht – Franzi fühlt sich richtig und gut an – obwohl wir da auch zu zweit drauf reagieren 🙈, auf Franziska wiederum reagiere ich echt allergisch und fühle mich auch nicht wirklich angesprochen 🤷‍♀️) und ich meistens eigentlich auch nur eine Rolle spiele. Also so fühle ich mich zumindest. Ich könnte euch jetzt nicht sagen, WAS genau die für Außenstehende zu sehende Frontperson ausmacht und was ich dafür spiele, aber das bin auch nicht 100%ig ich. Vllt ergeben wir auch im Mix zusammen, dass was andere sehen und als „Franziska“ kennen 🤔. Keine Ahnung, kann ich euch gerade nicht sagen 🤷‍♀️.

Innerlich sind wir aber definitiv sehr verschieden.
Also so generell ist unser System sehr Fabelwesenlastig. Logischerweise sind einige Anteile KOMPLETT unterschiedlich zu anderen. Es gibt z.B Dämonen in unseren System, die eher ein geringschätziges Empfinden gegenüber der menschlichen Welt/den menschlichen Empfindungen haben. Und die darfst du auch nicht in Gespräche setzen, wo es nur im Ansatz um Okkultismus geht😅. Da gibt es SEHR deutliche Meinungen, die nicht unbedingt den meinen entsprechen und die ich manchmal auch eher unter Verschluss halten würde (und oft auch gehalten werden).

Aber es gibt z.B auch mindestens einen Vampir. Es gibt Narben auf dem Körper, die allein nur aus dem Grund zugefügt wurden, dass man an das Blut heran kommt. Vampire und so halt😅. Also gerade bei Blut gehen einige richtig ab. Das ist schon seeeeeehr unterschiedlich zu mir bzw. dem normalen Alltagsteam. Oder es gibt z.B jemand der eher wie ein Geist ist. Wie eine formlose Wolke. Also ja, wir sind INNERLICH definitiv SEHR unterschiedlich.

Auch Meinungen, Alter und Aussehen unterscheiden sich stark. Also richtig stark. Aber alles was so nach Außen wechselt (was jetzt aber auch nur mein aktuelles Empfinden/Wahrnehmen ist – vllt ändert sich diese Meinung irgendwann), tut so, als wäre es genau das Gleiche, wie das/der Vorhergehende.

Achso und zu dem sehen können: Ja, das kann ich. Teilweise. Als innere Bilder, die auftauchen. Manchmal ist es aber auch so, dass sich eine Person zeigt, ohne das ich ein Bild sehe. Ich bekomme dann ganz viele Gefühle dazu und habe dadurch ein Bild vorm inneren Auge. Das ist aber richtig blöd zu beschreiben.

#9 Habt ihr eine innere Welt?

Äh, keine Ahnung? 😅
Also, ja. Es gibt definitiv eine Welt in der ich die anderen z.B sehe. Die ist sehr grün. Also, ich glaube, ich habe bisher fast jeden irgendwo in einer grünen Natur-Umgebung gesehen.
Und dann gibt es noch einen anderen, eher „mechanischen“ Teil.
Aber das meiste davon kann ich eigentlich nicht betreten, weshalb eine Aussage dazu recht schwierig ist.
Aber es gibt definitiv auch Orte, die wohl mehr imaginativ sind, glaube ich. Also so, wie wenn man in der Therapie einen sicheren Ort erschafft. Ich weiß nicht recht. Irgendwann waren diese Landschaften einfach da, aber gleichzeitig waren sie auch eine Art imaginatives Ding🤔. Wieder schwer zu beschreiben.

#10 Träumst du manchmal von den anderen bzw. kann jemand anderes den Traum
träumen, aber du bist ebenfalls mit im
Traum?

Also erstmal: Ja ich träume von den anderen. Wir begegnen uns schon lange im Traum und einige habe ich ich erst über die Träume (äußerlich) kennengelernt. Das passierte aber schon lange vor der Diagnose (bzw. dem Wissen darum, da eine Diagnose ja schon 4 Jahre, bevor ich davon wusste, existierte). Im Traum bin ich sehr oft eine andere Person. Ich sehe mich als andere Person in einem Spiegel, erlebe deren Leben oder oft gibt es z.B auch eine Kommentatorstimme.
In manchen Alpträumen z.B führt mich diese Kommentatorstimme durch den Traum. In einem Haus voller Dämonen und Monster z.B sagte sie mir mal wo ich hingehen muss, um sicher zu sein. Oder steht mir zur Seite, wenn Träume bzw Traumtode (also eigene) zu schlimm zu werden scheinen, etc.

Manchmal haben wir auch so eine Art „Filmträume“. Dort ist es dann so, als sähe man einen Film über andere, ohne das man selbst involviert ist. Inwieweit das aber mit der Diagnose zusammenhängt, weiß ich nicht.

Ob jemand anderes den Traum aber träumt und ich bin nur dabei, kann ich nicht wirklich beantworten.
Es ist schon so, dass ich in Träumen manchmal nur eine Art „Statistenrolle“ habe, aber inwieweit das dann ein Traum eines anderen ist oder nicht, weiß ich nicht.

Was ich aber manchmal habe/bekomme sind eine Art von „Intrusion“. So würde ich sie jedenfalls beschreiben. Das sind dann aber keine Träume, höchstens vllt maladaptive Träume (sehr lebhafte Tagträume) 🤔. Dort sehe ich dann Erlebnisse aus der Beobachterperspektive. Als Beispiel sah ich ein kleines Mädchen gefes*elt in einem Keller. Das bin dann aber nicht ich, sondern ich sehe da andere Personen. Normale Intrusionen erlebt man ja sonst auch eher aus der Ego-Perspektive.

(p)Dis – Formen und Unterschiede

Dis ist nicht gleich Dis, genauso wenig wie eine DDNOS gleich eine DDNOS ist. Es ist eben wie bei allen psychischen „Störungen“, wo nicht jeder in genau das gleiche Muster passt. Gerade auch bei der DDNOS fällt mir immer wieder auf, dass in verschiedene Typen unterteilt wird, was manchmal ganz schön verwirrend sein kann.

Gucken wir uns einfach mal an, was es da überall für Unterschiede gibt. [Ich spreche jetzt hier noch vom ICD-10. Was sich nächstes Jahr, mit dem ICD-11 ändert, kennzeichne ich euch extra.]

DDNOS

(Ab 2022 fallen beide Typen unter pDis…)

  • Typ 1a: Wird als Dis (Dissoziative Identitätsstörung) gesehen, welche aber noch nicht klar diagnostiziert ist, weil z.B kein Switch beobachtet werden konnte. Oder weil zwar relevante Amnesien für die Vergangenheit bestehen, nicht jedoch aber für den normalen Alltag (keine bis wenig Alltagsamnesien).
  • Typ 1b: Wie eine Dis (erfüllt nicht alle Kriterien dafür) => Die unterschiedlichen Anteile sind nicht ganz soweit von einander getrennt/abgespalten oder wirken nicht getrennt genug von der Frontperson. Weiter gibt es keine Amnesien zwischen den verschiedenen Anteilen (emotionale Amnesien sind aber möglich, also das nicht-Erinnern an entsprechende Gefühle ect.), d.h es besteht ein ständiges Co-Bewusstsein. Es kann dabei auch „nur“ zu verschiedenen Ich-Altersstufen oder Emotionszuständen kommen (=Ego-State-Disorder).

➡ Im neuen ICD-11 werden beide Typen zusammengefasst, als Partielle Dissoziative Identitätsstörung. Dort heißt es:

,,In der Regel treten keine Amnesien, aber regelmässig teildissoziiertes Handeln auf. Ein Persönlichkeitszustand ist dominant und andere Persönlichkeitszustände versuchen intrusiv zu beeinflussen, sind jedoch nicht dominant. Intrusive Beeinflussungsversuche beinhalten oft Selbst- und Fremdverletzungen, Essstörungen, Einnahme von Suchtmitteln und sexuelle Handlungen. (…) Diese Intrusionen sind verbunden mit Veränderungen von Empfindungen, Wahrnehmung, Affekten, Kognitionen, Erinnerung, motorischer Kontrolle und Verhalten und werden als Beeinträchtigung des Funktionierens des dominanten Persönlichkeitszustands und typischerweise als störend erlebt.“

Im amerikanischen DSM-5 (seit 2013) heißt diese Diagnose OSDD.

Weitere DDNOS-Typen…

  • Typ 2: Derealisation, ohne Depersonalisation. Normalerweise wird hierfür aber trotzdem die Diagnose: Depersonalisations- /Derealisationsstörung vergeben, da nach dem ICD-10 dafür entweder Derealisation oder Depersonalisation (oder eben beides) gegeben sein muss. Wann genau und warum dafür dann manchmal die Diagnose DDNOS ausgestellt wird/werden kann, konnte ich leider noch nicht herausfinden (ich gebe bescheid, wenn ich mehr weiß).
  • Typ 3: Dissoziationszustände die bei Personen auftreten, die längere Zeitphasen einer Gehirnwäsche und/oder Indoktrination ausgesetzt waren, z.B in einem Gefangenlager ect.
  • Typ 4: Dissoziative Trance(störung). Das Bewusstsein für die Umgebung, das eigene Erleben, die eigene Identität, wie auch für das kognitive Denkvermögen sind dort stark eingeschränkt. Es kann zudem immer wieder zu den gleichen, monotonen Aussagen kommen.

Bei der Besitztrance (Besessenheitszuständen) erlebt der Betroffene sich bzw. sein Handeln wie von einer fremden Macht oder Wesenheit gesteuert. Diesbezüglich kann es auch zu einer Amnesie kommen. Vor allem in den östlichen Ländern, wie Asien, ist diese Störung sehr weit verbreitet (und wurde bei den Betroffenen, früher und heute, wahrscheinlich oft auch eher bewusst durch Dritte herbeigeführt).

  • Typ 5: Dissoziativer Stupor, wobei der Betroffene am ganzen Körper erstarrt und sich nicht mehr bewegen kann. Oder Bewusstlosigkeit und Koma, die nicht auf eine körperliche Ursache zurückzuführen sind.
  • Typ 6: Ganser-Syndrom. Betroffene antworten knapp an Fragen vorbei (z.B 2+2=5). Ein anderer Zustand kann nicht damit assoziiert werden (z.B eine dissoziativen Fuge, ect.).

Dissoziative Identitätsstörung

Reaktive Dis

Reaktiv = ,,als Reaktion auf einen Reiz auftretend“

Gemeint ist hier, dass die Dis „natürlich“ entstanden ist. Durch anhaltenden Missbrauch (psychisch, physisch und/oder se*uell), entwickelten sich alternative Persönlichkeiten, die die Traumata aushielten. Diese entstanden jedoch ohne Beabsichtigung durch die Außenwelt/Täter. Was jedoch durchaus möglich ist, ist das die Dis den Tätern irgendwann auffiel und sie für ihre Zwecke genutzt wurde, wie im organisierten Verbrechen z.B.

Programmierte Dis

Auch hier ist die Dissoziation natürlich eine Reaktion auf die äußeren Reize. Die Dissoziation der Kinder wird dort aber gezielt durch die Täter gefördert. Meist wurden die Kinder schon im Mutterleib „vorbereitet“, z.B durch Elektroschocks bei der Mutter, während der Schwangerschaft, wodurch die Schmerztoleranz der Kinder erhöht werden soll und diese beabsichtigt eingesetzten Traumata ziehen sich so durch die gesamte Kindheit, bis in das Erwachsenenalter hinein. Die Täter setzen den Missbrauch hier ein, um gezielt Persönlichkeiten abzuspalten, welche dann auf bestimmte Verhaltensweisen und/oder Handlungen konditioniert und programmiert werden (sie führen durch Mind-Control die Befehle der Täter aus). Bei anhaltenden Traumata auch zuhause, in der Schule ect., spalten sich oft weitere Persönlichkeiten ab (reaktiv; nicht beabsichtigt durch die Täter).

Weitere Unterschiede

pDis Typ 1 (neu)

Im Alltag gibt es ganz normal Ich-Syntone Handlungen, was heißt das sich der Betroffene auch wie er selbst fühlt. Nur bei Stresssituationen fühlt sich sein Handeln, Denken und Fühlen Ich-Dyston an, also nicht zu sich gehörig. Wenn im Streit z.B ein emotionaler Anteil (EP) heraus getriggert wird (wie bei der Ego-State Disorder) oder im Flashback usw., also eben in einer Stresssituation, dann übernimmt ein EP die Exekutive (er beeinflusst von Innen heraus, wodurch die Frontperson wie der EP handelt und reagiert, aber immer noch die Frontperson bleibt -> kein Switch, wie bei der Dis), wobei auch Depersonalisation auftreten kann. Amnesien gibt es jedoch nicht.

pDis Typ 2 (neu)

Hier gibt es auch im Alltag Ich-Dystones Empfinden. Handlungen, Gedanken, Gefühle usw. werden als zu sich gehörig (Ich-Synton), wie auch als nicht zu sich gehörig (Ich-Dyston) empfunden/wahrgenommen. Innere Anteile stehen also im Co-Bewusstsein und beeinflussen die Frontperson von Innen, sowohl im normalen Alltag, wie auch in Stresssituationen. Dabei kann es zu Depersonalisationserlebnissen kommen, allerdings ebenfalls ohne Amnesie (die Frontperson bekommt alles mit, auch wenn ein innerer Anteil durch sie hindurch agiert). Das ist das, was wir bisher als DDNOS bzw. Vorstufe zur Dis angesehen haben.

Dis Typ 1 (neu)

Volldissoziiertes Handeln bei Stress, d.h im normalen Alltag gibt es keine Amnesien oder Wechsel. Die Handlungen und Gedanken werden als Ich-Synton, oder aber auch als Ich-Dyston (aber ohne Amnesie) erlebt. Erst bei Stress oder traumanahen Situationen kommt es dann zu einem Switch, mit Amnesie.

➡ ,,Ich-Syntonie bedeutet allgemein, dass eine Person ihre Gedanken, Impulse oder Gemütserregungen als zu ihrem Ich gehörend erlebt. Diese werden also nicht als fremd und störend wahrgenommen, sondern als fester Bestandteil der eigenen Persönlichkeit. “ (Wikipedia)

Dis Typ 2 (neu)

Volldissoziiertes Handeln im Alltag. In stressnahen Situationen, sowie im Alltag kommt es zu Ich-Syntonen, wie Ich-Dystonen Handlungen, mit und ohne Amnesie (d.h auch im normalen Alltag kommt es regelmäßig zu Wechseln).

,,Offene“ Wechsel

Hier sind die Wechsel zwischen den unterschiedlichen Persönlichkeiten relativ offensichtlich zu erkennen. Die Persönlichkeiten unterscheiden sich oft auch stärker in ihrem Auftreten, sodass durchaus eine klare Stimmveränderung, Körperhaltung, ect. wahrgenommen werden kann.

[ Bemerkbar können sich Wechsel übrigens über Augenrollen (das Weiße kommt z.B zum Vorschein) oder andere Augenbewegungen; starkes Zittern; Schütteln; Kopf-, Gesicht- oder Körperspastiken; ,,den Faden verlieren“ bzw. das nicht Erinnern des vorher Gesagten; plötzliche Stimmungswandel oder Sichtweisen; usw. bemerkbar machen. ]

,,Verdeckte“ Wechsel

Die Wechsel erkennt man hier weniger gut, sodass selbst Fachpersonal oft Probleme hat, einen Switch eindeutig zu identifizieren. Die Persönlichkeiten wechseln sich eher im Hintergrund, also hinter der Frontperson ab, sodass nach Außen weiterhin eine einheitliche Fassade aufrecht erhalten bleibt. Obwohl auch da die Persönlichkeiten, für sich genommen, durchaus eine viel tiefere oder höhere Stimme oder eine ganz andere Mimik, Körperhaltung ect. (als die Frontperson) haben können, erkennt man dies selten direkt bei so einem versteckten Wechsel. Es kann auch dazu kommen, dass Vorhergeschehenes an die neu herausgewechselte Persönlichkeit „übergeben“ wird, sodass auch nicht zwangsmäßig eine Amnesie zum z.B vorherigen Gespräch vorhanden sein muss (was dann ja nach Außen hin auffallen würde).

Oft findet man diese Form der Dis bei programmierten Systemen an (da dort von den Tätern ja beabsichtigt wird, dass die Dis niemanden auffällt). Wie immer kann, muss aber gar nichts. Auch reaktive Systeme können so „versteckt“ wechseln. Zudem wechseln sich auch bei der DDNOS die Persönlichkeiten hinter der Frontperson ab, weshalb gerade da so schwer erkannt werden kann, dass eine multiple „Störung“ vorliegt.

Was kann sich noch unterscheiden?

Stimmen

  • Viele Betroffene hören die Innenpersonen klar und deutlich. Sie hören eine klare Stimmfarbe und können die unterschiedlichen Stimmen oft auch gut zuordnen. Die Personen diskutieren laut miteinander, kommentieren das Handeln der Frontperson, usw.
  • Ich wiederum höre nur sehr selten eine klare Stimmfarbe. Wenn, dann nehme ich auch den vollständigen Satz wahr. Die meiste Zeit über höre ich die Stimmen aber mehr wie Gedanken. Ich kann nicht heraushören ob da eine männliche oder weibliche oder kindliche Stimme redet und eigentlich höre ich da auch keine ganzen Sätze. Was gesprochen wird weiß ich, aber das ist mehr als würden die Wörter und Sätze als eine Art Gefühl aus dem Hintergrund angeschwappt kommen, welche ich im Inneren dann „übersetze“. Ich beschreibs immer als ,,Hör-Fühlen“ 😅. Da wird auch regelmäßig kommentiert und geschwafelt, aber das ist für mich mehr wie ein Klumpen vieler unterschiedlicher Meinungen/Gedanken, der durch den Kopf rauscht. So deutliches Reden, als würde man sich z.B in einer Bahnhofhalle mit vielen Menschen befinden (wie es viele oft beschreiben), ist das für mich nicht. Oft fühlt es sich eher an, als würden die entsprechenden Personen ganz, ganz weit weg stehen und der Wind trägt mehr so ein Wispern zu mir rüber oder als würde ich sie durch ein ewig langes Rohr, weit entfernt wahrnehmen. Mittlerweile weiß ich, dass das aber auch völlig normal ist und ich gar nicht so alleine damit bin (am Anfang dachte ich das nämlich, was mir wieder einen Grund zum Zweifeln gab).
  • Manche hören überhaupt keine Stimmen. Sie können die anderen nicht reden hören. Kommunikation ist dort mehr über Intrusionen, Gefühle, Impulse, Körperreaktionen, andere vermittelte (Außen)Personen (wäre aber nicht mein Favorit) , Kontaktbücher usw. möglich. Auch das ist gar nicht so selten, wie angenommen.

Wichtig ist noch zu sagen…

… das es Anteile geben kann, die überhaupt nicht sprechen können. Du kannst also durchaus die anderen ganz klar hören, während du aber diesen einen Anteil (oder auch mehrere) nicht hörbar wahrnehmen kannst. Dann ist es z.B auch möglich, dass du deine Anteile nicht deutlich hörst, weil die Barrieren zu ihnen noch zu hoch sind (sie weiter abgespalten sind). Durch die Therapie oder nähere Beschäftigung mit ihnen, kann sich das mit der Zeit verändern. Ebenso kann es aber auch möglich sein, dass du schon Jahre Therapie auf dem Buckel hast und du die Stimmen der anderen trotzdem nicht hören kannst. Dann habt ihr einfach eine andere Art zu kommunizieren.

Es gibt sogar, darüber las ich letztens, Betroffene die die inneren Personen doch im Außen hören (bisher habe ich das in die Kategorie Schizophrenie gepackt, weil es mehr wie eine Halluzination klingt). Alison Miller schreibt über eine Patientin, die die eigentlich inneren Stimmen, aus dem TV kommend wahrnahm. Auf Nachfrage antwortete eine Innenperson, dass die Betroffene die inneren Stimmen als Dämonen und böse Wesen ansah und ihnen deshalb nicht glaubte, wiederum aber alles glaubte, was im TV erzählt wird.

Innenwelt

  • Es ist völlig normal wenn gar keine Innenwelt existiert. Diese wird dann meist im Zuge der Therapie (oder kann natürlich auch ohne) ausgestaltet und aufgebaut. Jede Innenperson kann so ein Zimmer bekommen. Ein Konferenzsaal kann gebaut werden. Ein Spielzimmer für die Kleinen, usw.
  • Es kann auch eine Innenwelt geben, wozu du einfach nur (noch) keinen Zutritt hast oder z.B durch ein erneutes Trauma oder sehr viel Stress, dir der Zutritt nicht mehr möglich ist.
  • Weiter ist aber auch eine sehr große, bunte und umfangreiche Innenwelt möglich. Für programmierte Systeme ist oft eine Innenwelt mit sehr geometrischen Formen und Strukturen (Pyramiden, Hexagon, …) oft ein MÖGLICHER Indikator.

Letztendlich….

… ist das aber wieder nur eine grobe Übersicht, die das Verständnis der Unterschiedlichkeiten leichter machen soll. Wir sind alle so individuell und niemand lässt sich stur in eine bestimmte Kategorie einteilen. Es kann sein, dass du dich irgendwo haargenau wiederfindest. Es kann aber auch sein, dass du dich irgendwo zwischen mehreren Bereichen findest. Und das ist vollkommen okay und nichts daran ist falsch.

Hier geht es ja nicht um eine Tabellenkalkulation, sondern um unsere Psyche und da lassen sich eben nicht immer so ganz haargenaue Grenzen ziehen.

,,Die faken doch nur“

Ich bin masochistisch veranlagt, mittlerweile bin ich mir da ganz sicher 🤦‍♀️

Liebe Franziska, es hatte einen Grund warum du dich aus diesen Online-„Selbsthilfe“gruppen abgemeldet hast. Nur mal so.

Keine Ahnung was das ist. Die Einsamkeit? Die Suche nach Menschen, die einen verstehen? Oder der krampfhafte Versuch, sich seine Wahrnehmung von der Außenwelt bestätigen zu lassen, alá ,,du bist nicht verrückt und bildest dir was ein“?

Kannst du nicht einfach deinem eigenen sch*iß Gefühl vertrauen, ohne das dir ständig jemand sagen muss, dass es nicht falsch ist? – Ne irgendwie bekomme ich das nicht gebacken. Krank oder?

Aber okay, erstmal zurück auf Anfang. Wovon rede ich hier schon wieder?

Dissoziative Störungen und der Vorwurf des ,,fakens“

Die multiple Persönlichkeitsstörung wurde erstmals ☝ 1980 in das offizielle Diagnosehandbuch aufgenommen, obwohl bereits vor weit über 100 Jahren die ersten Theorien dazu aufgestellt wurden. Wie im Beitrag über Freud´s Verführungstheorie schon angeschnitten, wurden fast alle dieser Theorien aber wieder verworfen oder einfach gar nicht weiter verfolgt. Zur Folge hatte das, dass das Prinzip der autonomen Anteile bis noch vor relativ kurzer Zeit als Einbildung, Wahnvorstellung bis hin (in religiös geprägten Gegenden) zur Besessenheit deklariert wurde.

Noch heute gibt es viele Ärzte und Therapeuten die diese Diagnose (u.ä) vollends abstreiten und die Betroffenen daher auf alle möglichen anderen Diagnosen behandelt werden, was letztendlich aber zu keiner Besserung führt. Von Seiten der Mediziner kann ich das nur schwer nachvollziehen.

Was ich jedoch nachvollziehen kann ist, dass Nicht-Mediziner und Außenstehende dem Thema gegenüber erstmal mit Skepsis begegnen. Ich denke, das liegt einfach daran, weil viele den Mechanismus hinter den dissoziativen Störungen noch nicht verstehen. Wie auch, wenn man nie damit zu tun hatte? Dennoch finde ich natürlich informieren wichtig, bevor man urteilt☝.

Fühlt man sich wenigstens unter Selbstbetroffenen verstanden?

Also, wie man sieht ist es nicht gerade leicht von der Außenwelt ernst genommen zu werden (bis auf meiner Therapeutin und meinen beiden Freundinnen würde ich deshalb wohl auch kaum jemand in der realen Außenwelt vor den Latz knallen, dass ich Stimmen höre o.ä).

Und nun frage ich mich einfach, warum sich Betroffene von dissoziativen Störungen (und umso weiter es das Spektrum „hoch“ geht, umso schlimmer wird das) ständig gegenseitig vorwerfen zu lügen und zu faken?

Hat irgendjemand dazu mal eine vernünftige Erklärung?!

Ich hab mich aktuell wieder in einer Gruppe angemeldet, in der ich schon mal war und wo zwar unheimlich viel gezickt wurde, ich bisher dieses ,Unterstellen´ jedoch nicht so erlebt habe. Angemeldet, rein und direkt wieder in einen fetten Trigger gelaufen. Masochistisch veranlagt, ich sag´s doch.

Was war da los?

  • Der 1.Punkt wo bei mir schon die Wut hochkochte war, weil einer Threaderstellerin von einer anderen Person erstmal erklärt wurde, dass sie gar keine Anteile und Täterintrojekte hat (wohlgemerkt das Spektrum bzgl. Anteile ist sehr groß).

Ich persönlich finde das eine riesengroße Frechheit, einfach weil ich der Meinung bin das einer völlig fremden Person nicht zusteht, anhand von wenigen Informationen im Internet, so eine Aussage zu treffen. Wohlgemerkt: Viele Ärzte brauchen für so eine Diagnose Monate bis Jahre und die wollen das direkt über so einen/ein paar Threads ganz genau wissen. Wenn ich das Gefühl habe jemand steigert sich in etwas rein, dann darf ich das ansprechen. Natürlich.

Aber meiner Meinung nach kann man eher sowas schreiben wie: ,,Du ich habe das und das wahrgenommen, anhand dessen was ich jetzt lesen konnte und mir kamen dazu diese und jene Gedanken. Kannst du mit diesen etwas anfangen oder so gar nicht?“ – Wenn man es denn schon unbedingt ansprechen muss.

Sowas ist noch einmal eine ganz andere Aussage, als: ,,Du hast gar keine Anteile“ Punkt. Aus. Ende. ?????

  • Der 2.Punkt der die Wut in Wallung hielt, war das diese Person das rausgehauen hat … und dann wars das. Die Threaderstellerin fühlte sich dadurch (verständlicherweise) sichtlich genötigt, sich zu rechtfertigen und man las einfach das sie dadurch aufgewühlt war. Aber nichts. Keine Reaktion darauf.

Vll regt mich das so auf, weil ich eine ähnlich Situation selbst schon einmal hatte (in einer anderen Gruppe), wo einfach etwas rausgekotzt wird und dann gibts keine Reaktion mehr darauf. Für mich ist das sowas wie: Derjenige sagt was und fühlt sich damit so völlig im Recht, dass es eigentlich Wurst ist wie du drauf reagierst. Das es eigentlich egal ist ob es stimmt oder nicht, weil der Gegenüber schon beschlossen hat, dass seine Aussage richtig ist. Genau solche Art von Unterstellungen hat meine Mutter eigentlich permanent betrieben und genau deswegen stört mich das vll auch so stark.

Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte

  • Der 3.Punkt und da wars dann auch wirklich vorbei mit meiner inneren Ruhe (oder wie auch immer man diesen Zustand nennen will😅) war, als unter einem anderen Beitrag darüber diskutiert wurde, dass immer mehr Leute die Anteile in der Therapie eingeredet bekommen. Das es ganz viele in der Gruppe gibt, die gerne Anteile hätten und sich deshalb so darstellen, aber nur wenige, die wirklich welche haben (FREMDEN Leuten wurde also erstmal pauschal das Lügen und gezielte Manipulieren unterstellt).

Dann wurde da aufgezählt wie viele sich Anteile einfach einreden. Das viele einfach nur jemand wollen, den sie die Schuld in die Schuhe schieben können und deshalb Anteile erfinden. Wie diese Leute über Symptome lesen und jene dann plötzlich an sich entdecken und sich deshalb bestätigt fühlen. Wie die Ärzte dann deshalb darauf reinfallen und falsche Diagnosen vergeben. Das die Leute aber eigentlich auch nur sehr viele Probleme haben (was für ein widerliches, gekünsteltes Mitleid), sonst würden sie ja nicht so lügen. Und bla bla bla ….

Was macht das mit mir?

Mir ist bewusst das ich mir nicht jeden Schuh anziehen und mich angesprochen fühlen muss. Hab ich mich diesmal, in dem Sinne, auch nicht. Also ich ging jetzt gar nicht davon aus, dass ich damit gemeint sein könnte o.ä.

Das ändert aber nichts daran, was diese Aussagen in mir auslösen. Sofort fühlen sich sämtliche Zweifel in mir nämlich wieder bestätigt. Ich denke ja selbst ständig das ich nur lüge, nur Aufmerksamkeit will und gar kein Recht habe, mich schlecht zu fühlen, weil mir ja nichts fehlt. Genau sowas bestätigt das dann sofort wieder.

Ich hab richtig Probleme in meinem Kopf jetzt diese Gedanken wie: ,,Bestimmt hast du dir die Symptome auch nur angelesen. Eigentlich fehlt dir gar nichts. Was für ein kranker Simulant du bist!“ zu unterdrücken. Oder Gedanken wie: ,,Vll will deine Therapeutin auch nur gerne mit Anteilen arbeiten. Du kannst der vll gar nicht glauben oder sie ernst nehmen, wenn sie dir was sagt! Die will dich auch nur manipulieren!“ usw. usf.

Das ist richtig übel und ich habe zu kämpfen, mir immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass ich diese Symptome schon vorher hatte. Also bevor ich darüber las. Das ich eine Diagnose in diesem Bereich schon hatte, bevor ich mit Dissoziation und Anteilen überhaupt etwas anfangen konnte. Das meine Therapeutin mir gar nichts einredet bzgl. Anteilen. Das wir ganz im Gegenteil sogar, sehr wenig davon sprechen und immer nur dann, wenn ich mich dazu bereit fühle.

Wenn dann aber aufgezählt wird warum und wie man den Ärzten auch nicht glauben darf. Das man auch den Symptomen nicht richtig glauben kann, weil die könnten ja eingebildet sein usw. Dann sind das einfach all die Ankerpunkte, an denen ich mich versuche festzuhalten, um mich selbst und mein Erleben ansatzweise ernst nehmen zu können. Und die werden einem dadurch einfach entzogen. All diese Ankerpunkte werden einfach hingestellt als ,,auch nicht vertrauenswürdig“. Und nun muss ich mich zusammenreißen, mein bisschen Vertrauen in mich und auch in meine Therapeutin nicht wieder zu verlieren.

Ja ist das denn der Sinn einer Selbsthilfegruppe??

Warum ich mich so aufrege

Ich habe darauf auch ziemlich klar meine Meinung deutlich gemacht und das ich dieses Verhalten, in solchen Gruppen, nicht okay finde. Und ich finde natürlich durchaus, dass man darüber mal sprechen darf und ich glaube auch das es Menschen gibt, die sowas wirklich simulieren. Es ist ähnlich wie bei einer Vergew*ltigung, wo es auch Frauen gibt die sowas erfinden. Und genau das nimmt echten Betroffenen dann die Glaubwürdigkeit. So kann man das auch auf anderes übertragen. Daher verstehe ich das schon.

Trotzdem kann ich das doch nicht einfach pauschal anderen unterstellen. Und gerade in solchen Gruppen, wo die meisten Probleme haben sich selbst zu vertrauen und sich zu glauben, finde ich es nicht okay solche Diskussionen, noch mit dieser Wortwahl, zu führen. Vor allem mit dem Hinweis, dass sich auch viele solcher ,,Simulanten“ in dieser Gruppe aufhalten würden. Sodass sich schön erstmal jeder fragen kann, ob er nicht auch dazu gehört.

Soviel Verständnis, was das in anderen auslöst oder auslösen könnte, sollte man doch erwarten können, oder nicht?

Erwarte ich da etwa zu viel?

Auf meine Reaktion wurde dann zum Teil mit Unverständnis (,,Du bist ja drauf„), gar nicht oder sogar lachend reagiert. Ich schildere meine Emotionen dazu und werde ausgelacht. Was soll ich´n davon halten?

Auch da wieder: Auslachen war bei meinen Eltern Gang und Gäbe. Kann niemand wissen, ist aber auch einfach keine empathische und angemessene Reaktion. Null.

Ich will denen ja gar keine böswillige Absicht unterstellen, aber ich finde schon das man ein bisschen mehr darauf achten kann WO man sich befindet und WAS man da WIE sagt. Da gehts auch nicht darum den anderen „den Bauch zu Pinseln“ (wie permanent unterstellt), sondern einfach um Rücksichtnahme. Vll kann man sich auch einfach mal daran zurückerinnern, wie es einem selbst am Anfang bzgl Leugnen etc. ging oder in Betracht ziehen, dass nicht jeder gleich mit der Situation umgeht, wie man selbst.

Täterverhalten

Gefühle und Empfindungen ausreden und weg geredet bekommen. Nicht ernst genommen werden. Sich übergangen fühlen, weil andere über dich besser bescheid wissen wollen, als du. Vermittelt bekommen, dass man lügt. Das man sich alles nur einbildet. Das man sich nicht so anstellen sollen usw.

All das kenne ich von Tätern und dann sagt man den Leuten das, dass sie sich gerade genauso verhalten und dann wird das auch einfach nicht ernst genommen. Dann wird argumentiert, dass man ja „nix sagen dürfe“ , weil andere dann direkt damit anfangen, dass dies Täterverhalten wäre usw. Ja wenn es das doch aber ist?! Wenn ich das so empfinde? Oder jemand anders das so empfindet?

Da bekommst´e gleich als Nächstes vermittelt, dass das Gefühl man wäre gerade in die Tätersituation zurückversetzt (und fühlt sich deshalb wieder ähnlich hilflos, übergangen, schlecht usw.) auch nur eine Einbildung ist. Und eine Nervige noch dazu, weil die anderen ja jetzt nicht einfach ihre Meinung sagen dürfen. Die sollen plötzlich auf dein Mimimi Rücksicht nehmen… So fühlt sich das für mich an.

Und das löst auch direkt wieder Scham aus. Scham weil ich mich schlecht fühle und das vll sogar noch äußere.

Aber wenn se sich damit besser fühlen…

Ich jedenfalls finde es nicht okay, dass sich manche benehmen, als müsste man erstmal eine 100seitige Beweisschrift vorlegen und ein Aufnahmeritual bestehen, bevor man ernst genommen werden darf. Oder bevor einem das Recht zuteil wird, nicht ständig das eigene Erleben ausgeredet zu bekommen, nur weil die das anders kennen oder erleben.

Aber ☝, selbst schuld. Was hängste dich auch überall rein🤦‍♀️. Ein Punkt an dem ich ansetzen muss –> Ar*chiges Verhalten lernen zu ignorieren

Strukturelle Dissoziation

Okay, zäumen wir das Pferd nochmal von hinten auf 😅

Wikipedia sagt dazu:

,,(…) Sie geht davon aus, dass durch anhaltende Traumatisierung in der frühen Kindheit eine strukturelle Aufteilung der Persönlichkeit entstehen kann, mit dem Ziel, das Überleben zu sichern und die Funktionsfähigkeit der Psyche zu erhalten, wenn aufgrund komplexer Traumata eine Integration der damit verbundenen Bewältigungsstrategien nicht mehr gelingt. Die Ausprägung der Abspaltung von Persönlichkeitsanteilen bewegt sich auf einem Kontinuum der Dissoziation[1] und reicht von der primären zu einer sekundären bis hin zur tertiären Dissoziation. Die Spaltung der Persönlichkeit kann je nach Schweregrad zu ganz unterschiedlichen Symptomen führen, die jedoch alle demselben Prinzip zugeschrieben werden.“

Schauen wir uns das Ganze mal näher an:

Was ist eine primäre Dissoziation?

Erleben wir ein Trauma, bleibt quasi ein Teil von uns darin stecken…bis wir das Trauma eben geheilt haben. 
Wir können uns das jetzt so vorstellen das wir als Mensch das Erleben, die Gefühle, Emotionen usw. während des Traumas als einen emotionalen Anteil (EP) von uns abspalten.
Abspalten heißt hier, das wir die entsprechenden Gefühle zum Trauma nicht in uns integriert haben, weshalb sie auch jederzeit hervorgetriggert werden können.
Ein Parfüm kann uns dann z.B in das traumatische Ereignis zurück versetzen, wir bleiben aber immer noch wir als Person.
Der EP ist ein Teil von uns selbst und kann wieder in uns zurück Integriert werden.

Und was ist eine sekundäre Dissoziation?

Von einer sekundären Dissoziation wird nach mehrfachen Traumatas bzw. nach langanhaltenden, dauerhaften Stress gesprochen. Also wie bei der komplexen PTBS, Borderline, der Ego-State-Disorder oder der pDis (bzw. DDNOS) .
Im Prinzip spricht man nun (immer noch) von einem ANP (anscheinend normaler Persönlichkeitsanteil) und dafür aber von mehreren EP’s. Bei jedem erlebten Trauma wurde ein oder mehrere Traumaträger abgespalten.

So und jetzt wird’s interessant, denn wir haben von der KPTBS bis zur pDis ein breites Spektrum und keiner will ja behaupten, alles wäre das Gleiche.

Also nochmal von vorn:
PTBS, KPTBS, Borderline und Ego-State – Was sich hier überschneidet ist, dass die EP’s immer noch ein Teil der eigentlichen Person sind. Sie werden zwar abgespalten, sind aber  keine völlig autonom agierenden Personen.
Was wir da finden sind Gefühle (starke Wut, starke Trauer, …) oder auch verschiedene Persönlichkeitszustände (sich klein machen, sexuell sehr offenherzig sein, ….). Bei den Betroffenen kann dieser Zustand oder dieses Gefühl übernehmen, aber sie SIND dann dieser Zustand oder dieses Gefühl. Es gibt nur diesen einen ANP.

Jetzt haben wir aber noch die pDis:

Auch hier gibt es nur einen ANP. Abgespalten sind ebenfalls mehrere EP’s (es gibt bei den EP’s übrigens nicht wirklich eine Grenze nach oben).
Der Unterschied zu den anderen „Störungen“ ist der, dass die EP’s weiter vom ANP abgespalten sind, d.h die Traumabarrieren sind größer. Sie sind auch schon richtige (Innen)Personen, mit eigenem Erleben, Meinungen, Erinnerungen, Fühlen usw. Während des Traumas kann es z.B notwendig gewesen sein, dass ein eigenständig handelnder Persönlichkeitsanteil übernimmt. Gerade wenn z.B auch immer wieder die gleichen Traumatas aufgetreten sind, in welchem der entsprechende EP „gefordert“ war.
Diese EP’s können im Notfall (oder wann sie es halt für richtig erachten) auch rauswechseln und dadurch eine Amnesie verursachen. Allerdings passieren solche Wechsel (inkl.Amnesie) weniger als bei der Dis.

Nun zu der tertiären Dissoziation:

Diese entsteht ebenfalls nach langanhaltenden, dauerhaften, frühkindlichen Stress, d.h es gibt wieder viele EP’s. Waren die traumatischen Erfahrung für das
Kind jedoch so schwer zu bewältigen (*), dann reichte es nicht mehr aus das sich nur ein ANP um den Alltag kümmert und die Traumata abspaltet, sondern mindestens ein zweiter ANP musste her.
Die Ursprungsperson, so wie sie mal auf die Welt kam, gibt es also auch nicht mehr. Auch die ANP’s sind jeweils nur Teilpersönlichkeiten, welche für den Alltag zuständig sind und je nachdem welche Alltagspersönlichkeit welches Trauma erlebt hat, haben auch diese wieder EP’s abgespalten. Jeder ANP hat also seine eigenen EP’s und die Traumabarrieren untereinander sind ebenfalls sehr hoch.
Bezogen wird die tertiäre Dissoziation auf die Dissoziative Identitätsstörung.

* Ganz wichtig:
Damit meine ich nicht dass das Trauma oder die „Störung“ des einen mehr oder weniger schlimm ist! Es gibt Menschen mit „nur“ einer Borderline-PS, die aber jahrelangen sexuellen und psychischen Missbrauch erlebt haben und dann gibt es Menschen mit einer Dis, die „nur“ emotionalen Missbrauch erlebt haben. Es kann z.B ebenso Betroffene von einer pDis geben, die von rituellen Missbrauch betroffen waren. Also auch da ist nicht nur die Dis aussagekräftig.
Die Anzahl der Anteile oder die Art der „Störung“ lassen also NICHT auf die Schwere des Traumas schließen, nach dem Motto: ,,Mir gehts aber viel schlimmer als dir 🙄“. Was und wie sich etwas entwickelt und wie jemand etwas erlebt, hängt mit sooo unglaublich vielen Faktoren zusammen und lässt sich zu 1000% nicht anhand einer Diagnose festmachen.

Meine persönliche Meinung:

Ich hab’s jetzt aufgegeben mich irgendwo in eine Kategorie einordnen zu wollen (okay, dass ist gelogen🙈, immer mal wieder zwischendurch will ich es dann doch), denn all das ist ja auch nur ein Modell und wie wir wissen, lässt sich unsere Psyche nicht so einfach in eine Schublade schieben (ja ich habe eine Diagnose, aber das ändert trotzdem nichts an deinem Empfinden 🤷‍♀️.

Ständig denk ich: ,,Ne, also das ist jetzt nur ein Zustand oder ein Gefühl. Gut, also doch nur ne Ego-State! … Ne Moment mal, wer hat die Nummern gelöscht? Also ich wars nicht! Also doch wer eigenes, oder was?! …Obwohl ne, heute gehts mir doch voll gut und bin ich 100% ich. Ach bestimmt hab ich eigentlich überhaupt kein Trauma…“ und während ich das mache fühle ich so richtig, wie sich im Inneren, permanent mit der flachen Hand, an die Stirn geschlagen wird 😅.

Wahrscheinlich ist einfach von allem etwas da. Abgespaltene Zustände, Gefühle und irgendwo hat auch der ein oder andere sein eigenes Denken, d.h auch bei einer sekundären oder tertiären Dissoziation muss sich nicht permanent irgendein Anteil, irgendwie bemerkbar machen und nicht jeder Anteil muss eine voll ausentwickelte, eigene Persönlichkeit sein…

Ego-State-Disorder

= Ich-Zustand/Wahrnehmungs-Störung

Wir können die ESD nun quasi noch „vor“ der DSNNB und „nach“ der kPTBS (auf einem imaginären Zeitstrahl) einordnen. Viele bezeichnen sie als kleinen Bruder der DSNNB und leider wird auch (bisher) die gleiche Diagnose, nämlich die ‚Dissoziative Störung, nicht näher bezeichnet‘ für beide vergeben.
Ich persönlich finde das etwas verwirrend, da es bei beiden ja schon größere Unterschiede gibt 🤔.
Vll liegt das daran, dass man sowohl bei der DSNNB als auch bei der Ego-State-Disorder nur über einen ANP (anscheinend normalen Persönlichkeitsanteil) verfügt (anders als bei der Dis, wo es mindestens 2 gib), der jeweils unterschiedlich viele EP’s (emotionale Persönlichkeitsanteile/Traumaträger) abgespalten hat. Nur sind sie bei der DSNNB weiter abgespalten und handeln daher auch autonomer.

Aber was ist das denn jetzt genau?

Bei der ESD spaltet der Betroffene einzelne Gefühlszustände ab. Diese Rollen, welche man bei kleinen Kindern auch kennt, die bitterlich weinen und im nächsten Moment herzlich lachen können, so in etwa könnt ihr euch das vorstellen.
Der Betroffene weiß per Definition aber zu jeder Zeit das ER der gerade vorhandene Persönlichkeitsanteil ist, da es nur ihn selbst gibt, daher gibt es auch keine Amnesien zwischen der einzelnen Anteilen (dissoziative Amnesien zur Vergangenheit sind aber trotzdem möglich).

Diese einzelnen Rollen, die Menschen normalerweise haben, sind bei ihm aber besonders stark ausgeprägt.
Wer bei Borderlinern diese starken Emotionsausbrüche (starke Wut, starke Trauer, extreme Fröhlichkeit usw) schon mal gesehen hat – Das sind unterschiedliche States, die auch durch einen entsprechenden Trigger hervorgerufen werden können.

Aber auch bestimmte „Zustände“ sind möglich. Wer z.B früh gelernt hat das es in manchen Situationen notwendig ist, ein bestimmtes Verhalten an den Tag zu legen, der kann auch noch im Erwachsenenalter in ähnlichen Situationen in diesen Zustand zurückrutschen.
Nehmen wir z.B an, in der Kindheit wurde gefordert sich Männern anzubieten, dann kann dieses Verhalten als einzelner Zustand abgespalten werden, d.h im Erwachsenenalter kann man noch immer in Gegenwart von Männern das Gefühl haben, als müsste man sich ihnen anbieten (obwohl man das selbst eigentlich gar nicht möchte). Jedoch ist dieser Zustand/dieses Verhalten kein eigenständiger Persönlichkeitsanteil (wie bei der Dis), sondern noch immer ein Teil der eigentlichen Person.

Auch das innere Kind ist z.B so ein Ego-State, welches bei der ESD dann z.B soweit ausgebildet sein kann, dass der Betroffene in diesen kindlichen Modus reinrutscht. Er IST dann das Kind. Trotzdem weiß er noch das er er ist. Es ist kein autonomer Anteil (wie bei der Dis oder pDis) der herauswechselt.

Ego-State Betroffene können aber übrigens trotzdem die Stimmen der einzelnen Anteile hören, sie können vor ihrem inneren Auge eine Vorstellung davon haben wie sie aussehen und ganz wichtig: Die Anteile haben auch Bedürfnisse und wollen gehört und vll gerne einfach mal in den Arm genommen werden. Sie sind also auch völlig existent und real, so wie sie sind. Der einzige Unterschied zur Dis/PDis ist wirklich nur der, dass sie nicht so weit abgespalten sind das sie kein komplett eigenständiges Erleben und Empfinden haben (im Gegensatz zur nach Außen agierenden Person).

Entstehen kann die ESD im Endeffekt genauso wie jede andere Traumafolgestörung – durch anhaltend traumatischen Stress.