DIS: Blackout & Greyout

Heute sprechen wir mal über die kleinen Unterschiede bei Blackouts….

Blackouts

Zum Blackout kommt es, wenn eine Persönlichkeit vor wechselt, zu der die amnestischen Barrieren noch sehr hoch sind.
Letztendlich fühlt es sich so an, wie man sich einen Blackout vorstellt. Von einer auf die nächste Sekunde ist bspw. die Sonne bereits untergegangen oder es ist früher Morgen, obwohl eben noch Abend war. Oder du stehst gerade noch draußen und suchst deinen Schlüssel und im nächsten Moment bist du in deiner Wohnung und kochst dir etwas zu essen. Dabei hast du keinerlei Ahnung, was in der Zwischenzeit passiert ist. Es ist, als würde jemand mit dem Finger schnippen und plötzlich ist Zeit vergangen. Dabei können bis zu mehrere Stunden, Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre fehlen.

>>Kennt ihr das?
Wenn ihr aufwacht
Und ihr dreht euch noch mal um
Und schlaft dann ein
Und auf einmal seid ihr fünf Jahre älter
Schäbig ist das<<

Prezident


Dazu muss man aber sagen, dass einem das nicht immer auffällt. Bei mir bestand lange Zeit, und besteht noch heute oft, die Amnesie zur Amnesie. Oftmals fällt mir dann nur auf, dass ich nicht da war, wenn etwas ohne mein Wissen in der Wohnung verändert wurde. Eigentlich machst du normalerweise einfach weiter, als wäre nichts gewesen, weil es dir gar nicht gravierend auffällt. Dissoziation „sei Dank“.

Es gibt aber auch Persönlichkeiten, die bspw. vorn sind und dann rausgekickt werden und plötzlich wieder in der Innenwelt sind. Und es gibt auch welche, die, soweit ich das von hier weiß, gar keine Blackouts erleben, da sie eine Beobachterposition innehaben.

Seit dem neuen ICD-11 gibt es auch eine neue Unterteilung der DIS-Typen.
Dabei wird in Typ 1 unterschieden, wo es zu Wechseln bzw. volldissoziierten Handeln nur in Stresssituationen kommt und in Typ 2, wo volldissoziiertes Handeln auch im normalen Alltag ständig auftaucht.
Die Aussage: „Nur wenn man den ganzen Tag über viele Blackouts hat, hat man auch eine DIS“ stimmt so also nicht ganz.

Hier ist es z.B. auch so, dass es keine extremen Wechsel gibt. Also ich denke, das hat mehrere Faktoren: Zum einen, dass wir eine viel ruhigere und sicherere Umgebung als früher haben. Das macht sehr viel aus. In Hochstresssituationen bin ich z.B. kaum noch anwesend. Zum anderen denke ich aber, dass wir generell nicht wild durch die Gegend wechseln (mit vollständigen Blackouts). Und offen schon gar nicht, also so, dass es anderen besonders auffallen würde. Ich habe mich z.B. auch noch nie plötzlich in einer anderen Stadt wiedergefunden … Glaub ich 🤔

Greyouts

Greyouts sind eine Art Miniblackout. Das ist eher die Form, die überwiegend auftritt, also besonders oft über den Tag verteilt.
Man merkt das bspw. daran, wenn man sich in einem Gespräch befindet und plötzlich feststellt, dass man einen Teil davon nicht mitbekommen hat. Das kann natürlich „nur“ mit dissoziieren zusammenhängen (z.B. wenn es ein schwieriges Thema ist) oder aber es kann zwischendurch auch eine andere Person vor wechseln (das fällt meist daran auf, wenn man das Gespräch problemlos weitergeführt hat und sich z.B. wundert, was man angeblich gesagt haben soll).

Hier ist es dann so, dass oft Information zu geschoben werden (was ich auch schon von einigen anderen so gehört habe). Also dass entweder derjenige, der vorn war, öfter aber macht es jemand, der sich im Hintergrund auffällt und eher beobachtet, dir wie auf einem Notizzettel zuschiebt, was eben passierte. Wenn guter Kontakt zu demjenigen besteht, dann ist es mehr wie ein richtiges Gespräch. Größtenteils kommt das bei mir aber so an wie ein spontaner Einfall oder Gedanke, der sich aufdrängt. So als würde ich einen Filmausschnitt sehen (nur halt ohne sehen 🤔 – Vllt. trifft es ‚fühlen‘ besser, hier läuft so vieles über Fühlen ab, eher wie ein 6. Sinn) und dann wissen „Ah, da war das und das los“ .

Auch das macht es schwierig, solche (Mini)Blackouts als das zu erkennen, was sie sind. Du denkst ja dann, du wärst eben nur mal wieder unaufmerksam gewesen. So wird nach Außen aber auch ein besseres Bild von „normal“ aufrechterhalten (und auch für die Frontpersonen, besonders, solange auch sie nichts von der DIS wissen sollen).
Bei solchen Gesprächssituationen kann es für Außenstehende dann z.B. so wirken, dass man plötzlich während des Gesprächs eine ganz andere Meinung bekommt oder die Stimmung stark schwankt oder man sich eben nicht daran erinnert, worüber man gerade gesprochen hat. Mein Lieblingssatz, den ich eigentlich in fast jedem Gespräch mindestens 1x sage ist: „Um was ging’s gerade?“

Weiter zeigen sich solche  „Miniblackouts“ darin, dass generell Sekunden oder Minuten fehlen. Sowas bekommst du normalerweise gar nicht mit, es sei denn du guckst den ganzen Tag akribisch auf die Uhr. Oder an anderen Kleinigkeiten, wie z.B., wenn ich den Aufwasch mache und zum Glas greifen will, um es abzuwaschen und dann steht es bereits fertig aufgewachsen neben der Spüle, obwohl es eben noch dreckig war. Auch wenn die Tasse plötzlich ausgetrunken oder der Teller aufgegessen ist und du dich nicht oder nur kaum daran erinnern kannst. Also so, als hättest du es nur von irgendwo ganz wage mitbekommen.
Oder du hast eben noch deinen Schlüssel in der Hand und willst ihn in die Tasche stecken, machst sie auf und plötzlich liegt er schon drin. Und dann guckst du die andere Hand ganz verwundert an und denkst dir nur so „Hä?“ . Fragst dich dann aber auch nicht weiter.

Also hier ist es auf jeden Fall so, dass es dazu den ganzen Tag über kommt. Eigentlich fühlt es sich für mich an, als wäre ich den ganzen Tag anwesend. Wenn ich mich dann aber an den Tag erinnern will, eher so, als hätte ich im Zug gesessen und alles nur an mir vorbeirauschen sehen. Manches habe ich mitbekommen. 50 – 60% aber eher, als wäre ich gar nicht richtig mit dabei gewesen oder hätte nicht hingeschaut (wie in der Zuganalogie).

Schlusswort

Ihr seht, es ist also gar nicht ganz so leicht, eine DIS nur an Ihren vielen Blackouts festzumachen. Vieles bekommt man manchmal gar nicht mit und auch hier gilt wieder: Nicht jedes System ist gleich.
Die einen wechseln besonders viel am Tag (und bekommen es mit) und andere wechseln weniger oft. Auch das hat nichts mit der Schwere des Traumas oder der Echtheit des jeweiligen zu tun, sondern damit, was das System als sinnvoll erachtet und braucht.

Ein Unterschied zur pDIS und ESD ist eher darin zu ziehen, dass es bei der DIS mehrere ANP’s gibt. Generell muss ich manchmal aber sagen, dass es (finde ich) eigentlich ziemlich Wurst ist, ob DIS oder pDIS. Die Behandlung ist gleich, die Traumata oft auch. Macht euch da bitte keinen Stress, das immer so exakt unterteilen zu müssen.
Guckt, gerade wenn sich Anteile nicht vor trauen bspw. in der Therapie und nur indirekt (von Innen beeinflussen/Co-Bewusst) auftauchen, lässt sich ganz schwer zwischen DIS und pDIS unterscheiden. Bei uns ist es z.B. auch ein Problem gewesen, dass wir schon seit Jahren allein wohnen und Switches mit niemand abgleichen können. Wenn du die Blackouts dissoziierst, kannst du auch nicht angeben, dass du welche hast.
Bei uns stand deshalb ganz lange die pDIS Diagnose. Dass die Diagnose am Ende in eine DIS umgeändert wurde, hat jedoch an der Echtheit der anderen bzw. des gesamten Systems, unserer Traumata und auch an unserem Heilungsweg absolut nichts geändert. Macht euch da also keinen Stress.

*Der Vollständigkeit halber noch der Unterschied zur ESD:
Bei der ESD hast du wie bei der pDIS auch nur einen ANP und mehrere EP’s. Jedoch sind diese nicht so weit abgespalten wie bei der pDIS/DIS. Bei der ESD gibt es noch das Kern-Ich und von diesem haben sich mehrere EP’s abgespalten, sind jedoch noch immer ein Teil deines Selbst. Sie haben zwar eigenständige Bedürfnisse und Gefühle, jedoch noch kein vollständig eigenes Bewusstsein. Es bestehen auch keine Amnesien zu ihrem Handeln. Ich schaue mal, dass ich die Unterschiede demnächst nochmal versuche grafisch darzustellen.


(Und auch noch interessant zu wissen vllt.: Innerhalb eines pDIS/DIS-Systems kann es auch Anteile mit ESD geben, genauso wie einige ihre eigene DIS haben können. Und auch Frontpersonen können eine pDIS haben, das macht die Diagnosestellung dann umso schwerer, da man wie eine ESD oder pDIS wirkt, obwohl dahinter eigentlich eine DIS liegt)

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