Der neuste Trend

Ne, tatsächlich werde euch jetzt nichts von der neusten Lederhandtasche in Lachsrosa (das ist die einzige Farbe, die ich im Bereich rosa noch kenne😂🙈) erzählen.

Nö, immer wenn ich mich ziemlich einsam fühle und kacke drauf bin, packe ich Tiktok aus (jaja, ich weiß wie effektiv Soziale Medien sind, wenn man sich schlecht fühlt 😅). Und wisst ihr welcher neue Trend mir da stark ins Auge sticht?

Fehler machen.
Unperfektion.

Ja, es gibt tatsächlich Menschen, die ihre Fehler zugeben. Die nicht immer in der perfekt sitzenden Hose vor der Kamera sitzen. Kennt ihr diese Hosen und diese Pose?
Bauch rein. Arsch und Brüste raus und das alles schön on von der Seite filmen.
Sorry für den Ausdruck, aber selbst Mobby Dick sähe in dieser Pose aus wie ein unterernährtes Laufstegmodel 🤷‍♀️.
Und was hat das zur Folge?
Also diese Sucht nach Perfektion in unserer Generation?

Das wunderschöne, junge Mädels ihren Körper hassen. Das wir in einer immer zunehmend surrealer und imaginativeren Welt leben, wo keiner auch nur eine öffne Pore, eine Hautfalte oder gar sonst einen Fehler zeigen darf.
Perfektion.
Pseudoperfektion.

Versteht mich nicht falsch.
Ich bin ein Fan davon, dass wir alle das bestmögliche aus uns heraus holen sollten. Aber ich meine das, was wirklich in uns steckt. Das wir unseren wahren Wert nicht auf halber Strecke liegen lassen sollten.
Nicht, dass wir uns bis zur Unkenntlichkeit verunstalten. Das wir uns gegenseitig das blaue von Himmel herunterlügen und uns dafür eigentlich alle nicht mehr als selbst hassen.

Denn die Wahrheit ist, dass auch der perfekt trainierteste Körper Hautfalten am Bauch hat. Spätenstens beim sitzen. Das es Bullshit ist, dass man nur hübsch wäre, wenn man die perfekten Maße hat. Was bitte sind denn die perfekten Maße? Was ist normal? Das was die Mehrheit irgendwann mal als normal festgelegt hat. Wann haben wir angefangen Pickel oder verstopfte Poren als fehlerhaft anzusehen? Einen natürlichen Körper?

Kommt, jetzt bin ich gerade im Schwafelfieber, also erzähl ich euch auch diese Geschichte 😅:

Vor Jahren nahm ich einmal LSD (und das wird um Himmels Willen keine Hyme an Drogen – Ich habe da echt crazy und kaputte Leute kennengelernt. Probiert euch gerne aus, aber Drogen braucht man definitiv für keinerlei Erkenntnisse) und saß draußen. Ich hasste Insekten. Tue ich eigentlich immer noch. Diese vielen, kleinen krabbelten Wesen machen mich ganz wahnsinnig. Und mal ehrlich: Sie sind echt hässlich. Ach kommt schon. Schönheit liegt da wahrlich im Auge des Betrachters, will man meinen.

Joar und da sind wir auch schon da, worauf ich hinaus wollte. Ich hasse diese Viecher. Aber dann saß ich so da draußen in der Wiese und überall krabbelt etwas über die Decke. Über mich und saßen neben mir. Auf mir.
Ich betrachtete sie.

Und ich habe noch nie so etwas schönes gesehen.
Ich meine das jetzt nicht auf die: „Uh year Hässlichkeit ist so schön“-Tour. Sie waren, sie sind nicht hässlich. Nicht mal im entferntesten. Ich meine das ernsthaft. Und hier spricht ein richtiger Phobiker.
Was für unglaublich schöne, filigrane Wesen.
Wisst ihr was den Unterschied gemacht hat?
Tatsächlich meine Betrachtungsweise.

Habt ihr euch diese Tiere mal angesehen? So richtig? Das war der Moment als ich die Unperfektion so lieben gelernt habe. Und nein, nicht die Unperfektion von Wesen und Menschen die halt hässlich sind. Was für ein absurder Begriff. Ich rede von der echten Unperfektion die das Leben ausmacht. Wären wir alle gleich, alle dem mal wieder aktuell vorherrschenden Ideal gerecht werdend (was, wir wir ja wissen, sich eh permanent ändert – versucht man dem hinterherzukommen, braucht man eine echt gute Ausdauer), wären wir nichts als Roboter. Bioroboter.
Wollt ihr das?
Ich nicht.
Definitiv nicht.

Ich sehe das z.B so, dass Äußerlichkeit definitiv eine Rolle beim ersten Eindruck spielt. Beim darüber Nachdenken ob ein jener bzw eine jene überhaupt für mich sexuell in Frage kommt. Alles andere halte ich für gelogen. Aber das, was ich für schön empfinde, sagt dem anderen überhaupt nicht zu. Es scheint also gar kein allgemein gültiges Ideal zu geben, dem wir alle entsprechen müssten (männlich, wie weiblich oder was auch immer dazwischen). Alles liegt an UNSERER Betrachtungsweise. An dem was wir schätzen und gut finden.

Und was wollen wir bitte demnach mit jemand der uns nicht so gut findet, wie wir sind? Der uns nur gut findet, weil wir 10cm dicke Schminke auftragen oder eine Rolle spielen? Der uns nicht mag mit all unseren Makeln (und aber ebenso auch all unseren Vorteilen)?
Ich liebe diesen Trend, wo Menschen endlich einmal zu dem stehen, wer sie sind.
Sich mit all ihren Haut- und „Fett“falten (fies ausgedrückt, ich weiß – aber wisst ihr, dass mein Gesamtfettanteil bei 22% liegt und ich meinen Körper trotzdem teilweise so ekelhaft finde? Ihn am liebsten mit seinem ganzen „Fett“ im nächsten Ozean versenken würde? Auch da spielt also die Betrachtungsweise eine enorm große Rolle und nicht irgendein als „normal“ angesehenes Ideal) zeigen.
Ich liebe es, weil es mir die Kraft und die Zuversicht gibt, mich auch zu zeigen. Wir können uns so gegenseitig die Kraft geben, sein zu können, wer wir wirklich sind. Durch Ehrlichkeit. Scheiß auf die, die lieber der Illusion hinterherhängen wollen.

Sind wir doch mal ehrlich: Was passiert schon wirklich, wenn wir uns mit unseren Fehlern zeigen? Hassen uns Menschen? Klar. Sowieso und immer 😅. Wer von allen geliebt wird, macht definitiv was falsch und passt sich zu sehr an. Aber ab- und ausgestoßen wird man doch nur, wenn wir wirklich ehrlich sind, von Leuten, zu denen weiterer Kontakt eh keinen Bestand hätte. Höchstens auf der Basis: „Ich bin für dich da, aber stecke all mein persönliches zurück. “ Kein Mensch, den wir wirklich in unserem Leben wollen, also so wirklich im Sinne von (okay, ich rede jetzt vllt auch nur von mir): Dieser Mensch gibt uns genauso viel, wie er nimmt. Was wollen wir mit dem Rest? Hand aufs Herz. Was wollt ihr mit Menschen vor denen ihr ein Schlankheitsideal, eine perfekt reine Haut (so toll diese auch ist) oder sonst welche Perfektion vorspielen müsst? Was wollt ihr, was wollen wir mit diesen Menschen in unserem Leben?

Ich liebe also all die Menschen, die sich mit all ihrer psychischen Nicht-Perfektion zeigen. Die erzählen, wie scheiße es ihnen oft geht. Wie unperfekt sie im Alltag laufen. Wie sie sich im zwischenmenschlichen daneben benehmen und wie fucking normal ihr Körper ist, trotz angeblicher Makel.
Ich liebe diesen Trend!
Und hoffe so sehr, dass es ein Trend ist, der Bestand hat! Das brauchen wir! Keine Wir-sind-alle-so-perfekt-Illusion!

Wir wachsen nicht, indem wir uns alle gegenseitig vorlügen wie perfekt wir sind.
Sind wir nicht. Punkt.
Keiner von uns.
Gott sei Dank!
Stellt euch vor, wie langweilig das Leben dann wäre!
Wir wachsen nur. Wir können uns gegenseitig nur helfen (und damit gesellschaftlich wachsen), wenn wir unsere Unperfektion offen zeigen.
Nein. Fehler machen ist nicht schlimm. Fehler vertuschen (und das tun ich, du, wir alle – einfach weil wir so aufgewachsen sind, wo Fehler etwas ganz schlimmes sind), das schadet uns allen wirklich.
Ich liebe jedes einzelne Video, wo Frauen ihre Pickel zeigen. Ich liebe jedes einzelne Video, wo Männer über ihre Verletzlichkeit sprechen und verdammt nochmal merke ich, wie es mir besser geht, wenn ich über meine „Fehler“ spreche.

Mehr als Ich sein kann ich nämlich nicht. Entweder werde ich dafür geliebt oder gar nicht. Alles andere ist nur Show, die irgendwann zusammenbricht und keinen Bestand hat. Und das will ich nicht.
Wollt ihr das? Ein Leben basierend auf einer Show?
Nein? Dann rufe ich hiermit auf: Zeigt euch mit all euren Fehlern. Das ist sowas von geil! Ich liebe diesen Trend!

Was ich mir von anderen wünschen würde

Bitte versteht das hier jetzt nicht wie eine Auflistung von Vorwürfen an die Welt da draußen.

Bei allem, was ich hier anspreche, muss auch ich lernen, darauf zu achten. Bspw. manches nicht zu relativieren, so nobel die Gründe auch sein mögen (z.B weil man die Situation für den anderen entschärfen möchte), usw. Dementsprechend bin ich der Meinung, dass vieles auch von anderen einfach unbeabsichtigt und auf keinen Fall bzw sehr, sehr selten aus böswilligen Gründen geschieht. Ich denke es hilft aber, wenn man seine eigenen Bedürfnisse und Gedanken dazu einfach einmal laut äußert und ausspricht (naja, eher ausschreibt 😄).

Versteht diesen Beitrag also mehr als eine Wunschliste, so wie zu Weihnachten. Aber ebenso als eine Art Anleitung, für persönliches Wachstum, an die auch ich mich versuchen will zu halten. Schließlich möchte ich nicht von anderen ganz viel Rücksicht und Liebe erwarten und selbst benehme ich mich wie die Axt im Walde.

1. Kein Relativieren

Das steht für mich ganz oben auf der Liste. Bitte nehmt mich ernst!

Dieses: ,,Ich bin auch manchmal schlecht drauf“ oder ,,Das war doch gar nicht so wild“ oder ,,Es hätte ja auch schlimmer kommen können“ oder ,,Du musst das nur positiv sehen“ usw. lösen in mir das Gefühl aus, dass das was ich fühle und gerade erlebe oder erlebt habe nicht ernst genommen wird. Ich fühle mich dann falsch und lächerlich. Ich denke dann, dass ich übertreibe und mich nicht zu sehr anstellen darf. Aber dadurch das ich mich dann selbst nicht ernst nehme, kann ich auch nicht heilen. Und ja, natürlich ist das richtig, dass wir uns zu aller erst selbst lieben und glauben usw. müssen. Aber wir sind nicht getrennt von der Außenwelt. Wir können das nicht im Alleingang schaffen. Und wenn du da immer wieder die gleichen Botschaften von deiner Außenwelt bekommst, wird es eben einfach schwer mit dem neue Glaubenssätze aufstellen.

2. Keine Phrasen

Bitte hör mit richtig zu und verwende keine Phrasen wie: ,,Du steigerst dich in was hinein“ oder ,,Du bist doch nur getriggert“ oder ,,Du übertreibst total“ usw. Auch das fällt alles wieder unter: Bitte nimm mich ernst!

Wenn ich etwas sage oder emotional reagiere, dann tue ich das, weil es mich gerade ehrlich belastet. Egal ob es die jetzige Situation ist oder ich tatsächlich durch das Jetzige „nur“ getriggert wurde (wo trotzdem die aktuelle Situation eine Rolle spielt) und es etwas Altes mit hochholt. Wenn du solche Phrasen verwendest, dann hört und fühlt sich das so an, als wären meine jetzigen Gefühle absolut unrelevant und nervig. Irgendwas, was durch eine dumme Laune der Natur ausgelöst wurde und gleich wieder vorbei ist. Wie eine Fehlfunktion bei einem Computer.

Frag doch einfach nach. Such einen Dialog mit mir. Vll auch nicht sofort in der Situation. Warte ruhig bis du dich und ich mich beruhigt haben. Aber wisch mich nicht mit sowas weg.

3. Kein Vergleichen

Das mache ich selbst schon ständig. Bitte tu mir das nicht auch noch an!

Vor fast 2 Jahren erzählte ich einem damaligen Freund von meiner Diagnose und das ich in eine Fachklinik möchte. Eine die sich wirklich mit Trauma auskennt und nicht wieder eine, die alles nur noch schlimmer macht. Er erzählte mir dann von einer, in der er war und das ich da unbedingt hin soll. Dort wären sogar Frauen gewesen die Reinigungsmittel getrunken hätten und denen es deshalb viel schlim… Da biss er sich auf die Zunge. Ich weiß aber was er sagen wollte: ,,Denen es viel schlimmer ging, als dir.“ Sowas tut einfach nur weh.

Ich habe eine fantastisch fest sitzende Maske. Die kann ich auch in Extremsituationen kaum ablegen. Nicht vor außenstehenden Menschen. Und nur weil ich viel lächle und mit anderen kaum über das rede, was gerade WIRKLICH in mir und privat (wenn ich alleine bin) los ist, heißt das nicht, mir fehlt nichts oder „weniger“ als anderen. Nur weil ich nicht jeden, bei jeder Begegnung all meine Traumata in allen Einzelheiten um die Ohren klatsche und ständig betone WIE schlecht es mir doch geht, bin ich nicht „weniger schlecht dran“.

Und seht ihrs? Schon fange wieder damit an: Ich rechtfertige mich. Ich fange an zu erklären und machen. Das will ich aber gar nicht. Ich will einfach nur ernst genommen werden. Ich fühle mich durch solches Vergleichen minderwertig und unsichtbar. Unrelevant. ,,Die anderen sind wichtig, aber nicht du.“ – Das ist die Botschaft, die dadurch immer wieder bei mir ankommt.

4. Erklären, statt übergehen

Manchmal ist es so, dass man einfach nicht weiß wie man auf etwas reagieren soll. Das ist total normal. Aber wenn ich mich schon einmal traue, mich ein wenig zu öffnen und über meine Gefühlswelt zu reden, dann ignoriere das bitte nicht.

Mit ignorieren meine ich, dass einfach gar nicht mehr reagiert wird, aus Angst vllt. das Falsche zu sagen oder aus Überforderung o.ä. Wenn ich dir etwas sehr privates erzähle und du mich daraufhin anguckst wie ein Esel, der ne andere Sprache spricht und dann einfach schnell das Thema wechselst, verletzt mich das. Für mich ist es okay, wenn du über bestimmte Themen nicht reden willst. Solche Themen haben wir alle. Oder wenn du mit der Situation gerade total überfordert bist oder what ever. Aber dann sag mir das einfach. Mit sowas kann ich umgehen. Wenn ich jedoch einfach ignoriert werde, dann signalisiert mir das wieder: ,,Du bist unwichtig“ und noch viel schlimmer, holt das Dinge hoch und ich fühle mich wieder wie ein Gegenstand. Einer der höchstens zum benutzt werden gut ist.

Manchmal hilft ein einfaches: ,,Wie fühlst du dich?“ oder ,,Was brauchst du gerade?“ oder ein ehrliches: ,,Ich habe dich gehört und stehe hinter dir“ schon vollkommen aus. Es müssen keine Lösungswege vorgeschlagen (das Problem lösen kann eh niemand außer man selbst) oder sonst was getan werden. Das Gefühl nicht allein zu sein und Rückhalt zu bekommen, reicht mehr als aus. Es ist nicht schön immer allein zu sein und sich durch ignoriert werden, weiter allein zu fühlen.

5. Keine leeren Versprechungen

Oder auch: Meine das, was du sagst.

Für mich ist Sicherheit unglaublich wichtig. Mir ist bewusst, dass es sowas wie Sicherheit eigentlich nie gab oder geben wird. Man kann nichts voraus planen und sich immer sicher sein. Trotzdem habe ich nicht das normale Resilienz-Paket von vllt. manch anderem. Um überhaupt irgendwie durch den Tag zu kommen, brauche ich ein gewisses Maß an gefühlter Sicherheit. Alles andere bedeutet für mich Hochstress.

Wenn du mir jetzt immer wieder Zusagen machst, aber nichts davon einhältst, dann steigt auch mein Stresslevel. Für dich mag das nicht von Bedeutung sein, aber für mich ist es sehr wichtig das ich wieder lerne Vertrauen aufzubauen. Wenn ich aber ständig mit dieser Unsicherheit konfrontiert bin und nie richtig einschätzen kann, wann sich wer wie verhält, bleibe ich in diesem Dauer-Hochstresszustand, weil das: ,,Du kannst NIEMAND vertrauen und glauben“ permanent bestätigt wird. Es sind manchmal tatsächlich die kleinen Sachen, die entscheidend sind.

6. Keine Ratschläge

,,Ratschläge sind auch nur Schläge“ – Das lese ich oft. Ich will Ratschläge aber gar nicht so allgemein verteufeln. Ich denke die Art der Kommunikation und ob man mit dem Vorgeschlagenen in Resonanz gehen kann, spielt da immer eine sehr große Rolle. Und da sind wir eigentlich auch schon beim Kernpunkt: Die Kommunikation.

Ratschläge werden oft auf dieser: ,,Du musst das so und so machen“ und ,,Na ich hab alles schon genauso durch und weiß es deshalb besser„-Tour rüber gebracht. Nein, du hast so etwas noch niemals GENAUSO durchgehabt. Niemand ist gleich. Auch wenn du denkst, du wüsstest wie ich ticke, ist das nicht so. Du siehst die Welt aus deiner Perspektive und ich aus meiner. Also respektiere bitte meine Meinung, über mein Leben. Du hast etwas ähnliches durch und kannst mir deshalb davon erzählen wie du gehandelt hast. Das bietet mir die Chance, einen Weg aus einer anderen Perspektive zu sehen. Es ist eine neue Sichtweise und eine neue Möglichkeit, die mir dadurch eröffnet wird. Tun muss ich davon aber überhaupt nichts, weil niemand weiß, ob dieser Weg FÜR MICH der Richtige sein wird oder nicht.

Zeig mir neue Wege. Zeig mir neue Sichtweisen. Aber bitte nötige mich nicht dazu, diese auch zu übernehmen. Lass mich selbst entscheiden. Das heißt auch kein: ,,Na wenn du meinst“ o.ä. Nichts was ein schlechtes Gewissen/Gefühl auslösen soll, weil ich eine eigene Entscheidung treffe und nicht deine exakt übernehme.

7. Loyalität

Eigentlich ist das unter (echten) Freunden oder Partnern eine Selbstverständlichkeit. Eigentlich.

Sagen wir, ich habe Streit mit Person XY, wegen irgendwas zwischenmenschlichen. Irgendwas, wegen was man sich halt mal streitet. Dann ist das ein Ding zwischen mir und dieser Person. Ich kann mit jemand anderes darüber sprechen, mich auskotzen oder mir Rat holen. Zu erwarten das derjenige, mit dem ich darüber spreche, wegen sowas jedoch Partei ergreift, halte ich für nicht richtig. So die normalen Streitthemen, die es eben mal gibt, sollte man untereinander klären und nicht zu einem Parteienkrieg erklären. Das halte ich für kontraproduktiv und meine ich damit also auch nicht.

Mir geht es darum, dass im Fall eines definitiv missbräuchlich stattfindenden Verhaltens (emotional, physisch und/oder sexuell) nicht auf: „Ne, ich bin da total neutral“ gemacht wird. Früher habe ich solches Verhalten immer und immer wieder durchgehen lassen. Heute gibt’s dafür, von mir, keine 2. Chance mehr. Es kann einfach nicht angehen, dass man sich selbst als Freund o.ä betrachtet, aber dann mit Menschen zusammen sitzt und chillt, die mir offensichtliche Gewalt zugefügt haben. Heute, rückblickend und reflektierend, muss ich wirklich sagen: „Wie Charakterlos muss man sein, wenn man bei traumatisch, missbrauchenden Verhaltensweisen auf Neutralität bestehen möchte?„. In diesem Fall ist für mich Schweigen Zustimmung.

Schaut, da ist eine Person die dich jeglicher Macht beraubt. Demütigt, verletzt und hilflos fühlen lässt und dann sitzt du, als eigentlicher Freund da und regst dich nur nicht nicht auf, sondern verbringst weiter freiwillig deine Zeit mit diesem Menschen. Man muss manches gar nicht sagen, die Handlung spricht oft mehr als tausend Worte. Die glasklare Botschaft ist, egal ob dir das bewusst ist oder nicht, dass du 1. Meinen Schmerz überhaupt nicht siehst und ernst nimmst und 2. Das dir die Person, die sich akut missbrauchend verhielt (wir reden hier nicht von einem Fubar), wichtiger ist, als ich. Das Signal ist: „Lieber übersehe/relativiere/rechtfertige ich akuten Missbrauch, als das ich für dich Position beziehe und einstehe„.

Von fremden Menschen ist dieses Verhalten verletzend, aber von einer Person, der man Vertrauen schenkt (einem Freund eben) ist es für mich persönlich nicht minder traumatisierend, als der Missbrauch (welcher Art auch immer) selbst. Von so einer nahestehenden Person ist es die Bestätigung wertloser zu sein, als ein Mensch der sich derart abartig verhielt.

Ich persönlich habe mittlerweile solche Menschen aus meinem Leben entfernt. Vllt. regt es aber den ein oder anderen, der einen auf Schweiz versucht zu machen, mal zum darüber Nachdenken an. 100pro ist das meist nicht die beabsichtigte Botschaft, aber ob Absicht oder nicht ändert ja nichts an den Auswirkungen 🤷‍♀️.

8. Kein Druck

Ja, es gibt Menschen die unter Druck zu Höchstleitungen auflaufen. Ich gehöre definitiv nicht dazu. Ganz im Gegenteil funktioniert unter Druck bei mir überhaupt nichts mehr.

Indem du mich also ständig darauf hinweist, was dir an mir oder meinem Handlungen falsch erscheint (ausgenommen KONSTRUKTIVE Kritik) und wie ich das denn endlich mal besser machen könnte, hilfst du mir nicht im geringsten. Wenn man Resilienz aufbauen möchte/muss, dann ist es wichtig und wertvoll auch einmal wieder positive Seiten an sich oder generell dem Leben zu erfahren. Ich mein jetzt nicht permanente und völlig unangebrachte Lobhudeleien damit. Sondern eher, dass man mal versucht nicht nur die negativen Dinge anzusprechen, sondern genauso die positiven. Wir neigen als Menschen heutzutage so sehr dazu unseren Mund nur aufzumachen, wenn uns etwas nicht passt. Und konstruktive Kritik ist, wie gesagt, definitiv wichtig und richtig. Nicht nur für die gegenseitige Kommunikation, sondern auch für das persönliche Wachstum.

Das ganze andere, ständige Gemecker führt aber in den meisten Fällen nur zu Selbstwert und -bewusstseins Problemen. Zu Druck und dem Gefühl erst dies und jenes erfüllen zu müssen, um vollwertig zu sein. Nehmen wir die Beispiele A.: Obwohl ich immer recht schlank war, kamen früher (als noch Kontakt bestand) ständig Kommentare meiner Oma wie dick meine Oberschenkel mal wieder geworden wären. Wenn dein Gegenüber 300kg wiegt und du dir ernsthaft gesundheitliche Sorgen um denjenigen machst, dann geht ein ähnlicher Hinweis mögl. klar. Aber welchen produktiven Nutzen hat solches Gemecker? Mit solchen oder ähnlichen Aussagen erreichst du doch nicht mehr, als das der andere unter Druck gerät etwas schlimm zu finden oder plötzlich verändern zu „wollen“, was ihn überhaupt nicht gestört hätte. Es ist dein Problem. Mach es nicht zu dem des anderen.

Oder B.: Las ich z.B mal auf einen Profil einer KPTBS-Betroffenen einen Kommentar, dessen Aussage grob war: „Du machst jetzt schon so lange Therapie, warum bist du immer noch nicht weiter gekommen? Eigentlich müsstest du schon mal bisschen besser klar kommen“ – Was soll so etwas deinem Gegenüber bringen? Das mag ja deine Meinung sein und das ist durchaus okay, aber was denkst und erwartest du, bringt dieser Kommentar? Ich sag’s dir. Nichts anderes als Druck und Selbstvorwürfe (was den Selbstwert wieder negativ beeinflusst). Mag vllt gar nicht so gemeint sein, aber ich finde mittlerweile, dass man von einem erwachsenen Menschen durchaus erwarten und verlangen darf, dass er vorher auch mal darüber nachdenkt, ob die beabsichtigte Aussage gerade für irgendwem einen echten und produktiven Nutzen hat oder zumindest zu einem produktiven Diskurs beitragen kann.

Täterkontakt

[Das schrieb ich im November, nur der letzte Absatz ist aktuell]

,,Sie wissen, Täterkontakt behindert die Therapie und den Heilungsprozess“ . Darauf wies mich meine Therapeutin letztens nochmal ganz vorsichtig hin …

Joar, würde ich so bestätigen. Also jeder der mir erzählen würde, dass er noch mit den Tätern Kontakt hat, den würde ich genau das Gleiche sagen. Is ja auch irgendwo naheliegend und logisch.

,,Du kannst nicht in der selben Umgebung heilen, wie du krank wurdest“ ist doch da so ein berühmter Spruch.

,,Und warum machst du’s dann?“ .

Ja, keine Ahnung. Warum nicht? Man gönnt sich doch sonst nichts im Leben 🤷‍♀️.

Sorry, mein zweifelhafter Humor ist heute mal wieder mit anwesend.

Kontaktabbruch

Naja, also zum Großteil hab ich ja schon den Kontakt abgebrochen, z.B zu meinen Eltern. Ich bin ja nicht ganz behämmert. Und auch zu einem anderen Teil habe ich vor Jahren strikt den Kontakt unterbunden.

Jaaha und ich mach dann so lustige Sachen wie denen meine Andresse nicht verraten. Was richtig mega schlau und produktiv ist, da ich ja vor wenigen Jahren erst zurück in meine alte Heimat gezogen bin 👍. Es ist absolut uuunvorstellbar, dass irgendjemand, den ich es nicht wissen lassen möchte, meine Adresse herausfinden könnte, wenn ich im Nachbarort wohne. Unvorstellbar. Echt. Total.

Och und auch so ne super Sache: Ich versuche in den sozialen Netzwerken irgendwie „unter dem Radar“ zu laufen. Ich habe mich bei vielen (wo ich damals mal angemeldet war) abgemeldet, überall meine Bilder rausgenommen und agiere dort nirgens mehr unter meinem richtigen Namen. Ich blockiere alle verdächtigen Personen und habe sogar die Funktion ausgestellt, dass man mich bei Facebook suchen kann (obwohl ich mir nicht sicher bin, ob das wirklich klappt🤔). Also damit hab ich erst angefangen, nachdem ich gecheckt habe, dass mich meine Eltern dort suchen und stalken, aber immerhin. Und mein Gott, es ist kaum zu glauben wie gut das funktioniert!

Vor allem, wenn man andere Familienmitglieder noch in der „Freundesliste“ hat und die trotzdem jeden Scheiß von dir lesen können. Jap. War mir bewusst, hab ich aber trotzdem konsequent ausgeblendet, dass das genauso kacke ist, als würden meine Eltern mitlesen. Dass das im Prinzip Jacke wie Hose ist.

Und direkte Kontakte

Gibt’s auch noch. Ich schlaf ab und an sogar da 😂👍. Also wir blenden jetzt mal völlig aus in welcher Form Täter (ausblenden kann ich nämlich super). Es reicht vollkommen aus, dass es sich um höchst dysfunktionale und toxische Familienstrukturen handelt.

,,Warum gehen Sie da noch hin?“ fragte mich meine Therapeutin letztens. Doofe Fragen, oder? Deshalb ist meine Familie wahrscheinlich auch so unbegeistert von einer Therapie. Immer diese komischen Fragen. Naja, warum gehe ich da denn nun eigentlich noch hin? … Puh, kann man die Frage schieben? Ich weiß die Antwort nämlich nicht. Naja, okay. Es ist ja immerhin auch meine Familie. Und nicht alles ist kacke. Also manchmal. Manchmal sind die auch ganz nett. In guten Momenten. Und sie sind hilfsbereit. Cholerisch, aggressiv, nie für etwas verantwortlich, rechthaberisch, hetzerisch, emotionale Krüppel, aber hilfsbereit. Nicht unbedingt, weil sie einen so sehr mögen. Mehr weil sie nicht Nein sagen können. Aber wer ist schon perfekt?

Und meine (…) hat wiederum Kontakt zu meinen Eltern. Aber die erzählt nichts über mich. Ganz bestimmt nicht. Ich hab sie ja schließlich drum gebeten und meine Wünsche wurden bisher immer respektiert🤞. … Ich weiß auch nicht, vll hat man mir auch einfach irgendwann mal ins Hirn gekackt. Wäre jedenfalls ne Erklärung🤷‍♀️.

,,Was hält sie denn hier?

Noch so eine Frage, die mir meine Therapeutin mal gestellt hat. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Also warum ich jetzt hier bleibe schon. Denke ich. Ich fühle mich endlich mal wohl. Klar, hätte meine Kindheit hier schöner sein können, aber es fühlt sich trotzdem endlich nach einem Zuhause an. Ich mag meine Wohnung. Meinen Ort. Die Gegend. Ich bin 10 Jahre lang durch Deutschland gereist. Von einer Wohnung in die Nächste. Von einem Ort in den Nächsten. Und ich hab so die Nase voll davon. Außerdem wohnt meine alte Schulfreundin auch hier. Siehste, ein Haufen Gründe.

Aber warum ich überhaupt hier her zurück gezogen bin: 🤷‍♀️. Vor mehreren Jahren wollte eins der Familienmitglieder (zu denen jetzt kein Kontakt mehr besteht), dass ich her komme. Sie hat mir die Wohnung bei ihr schmackhaft gemacht und mir erzählt, dass es doch auch für den Kleinen besser wäre, wenn Familie in der Nähe ist, usw. Hatte se ja auch recht. Also so grundsätzlich. Gleichzeitig starte sie „Verkupplungsversuche“, weil ich wieder mit meinem Ex zusammenkommen sollte.

Ging nur irgendwie alles mächtig schief. Ich bin immerhin aus einem guten Grund von dem weg. Und bei ihr? Dort hatte ich ständig Blackouts, sodass ich dachte die Wohnung wäre voll mit Geistern oder Dämonen und ich wäre ständig besessen 😂. Fand ich irgendwie gruselig. Damals konnte ich das ja nicht mal im Ansatz zuordnen. Aber der Hauptgrund war eigentlich, dass es für mich unmöglich war neben der zu wohnen. Was für ein furchtbar verlogener und herrschsüchtiger Mensch…

Naja, und dann bin ich halt abgehauen. Wiedermal. Ich mach ständig so nen Rotz. Hat ihr schon nicht gepasst, dass ich meinen Ex verlassen habe und „durchgebrannt“ bin und nun das schon wieder. Und als Strafe, denn böse Kinder müssen bestraft werden, haben sie dem Jugendamt und später Gericht eine Lüge nach der anderen aufgetischt. Ich wurde als Mutter einfach komplett entmündigt. Geht leichter als man denkt. Das Jugendamt hat mir gar nicht mehr zugehört. Eigentlich hätten nur noch so Pompoms in deren Händen und ein Anfeuerungstanz für meinen Ex gefehlt. Gesetze am Arsch… Ich las meiner Thera. mal eine E-Mail vor, die die für das Gericht geschrieben hatten und sie war entsetzt (puh, doch nicht nur alles überbewertet). Tja, wie gesagt, böse Kinder müssen bestraft werden und ihre Spielsachen weggenommen bekommen… Zumindest haben die mein Kind scheinbar als eine Art Spielzeug angesehen.

Ich bin vom Thema abgekommen

Ja, ups. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja:

Ich hatte danach jedenfalls meinen Drogenabsturz und die Umgebung wo ich saß war keinen Deut besser. Und dann kam ich, vor wenigen Jahren, eigentlich nur zu Besuch zu meinen (…). Und da blieb ich irgendwie. Das war gar nicht geplant. Ich weiß auch nicht so recht. Es war schön dort, irgendwie. Und irgendwann später suchte ich mir dann eine eigene Wohnung in der Nähe. Naja, spontan sein kann ich jedenfalls😅.

Ja und seitdem besteht auch wieder regelmäßiger Kontakt. Also nur zu dem einen Teil. Wie gesagt: Ich bin ja nicht ganz behämmert.

Ich hatte mich vor 2 Jahren schon mal in einer Klinik angemeldet (was ja dann wegen Maskentzeugs nix wurde) und da habe ich auf die Frage ob noch Täterkontakt herrscht, mit Nein geantwortet. … Ich lache immer noch 😂.

Na und wie ist das jetzt? Lest ihr nur auf Facebook mit oder auch auf dem Blog hier? Nur mal so für mich zur Info.

Dank Corona …

… hatte sich der Kontakt stark minimiert und im Sommer hatte ich den Kontakt sogar ganz abgebrochen. Und dann hab ich den Antrag für den Fonds ausgefüllt. Das war auch ein komisches Gefühl. Dieses Gefühl die Familie zu verraten. Das Ding auszufüllen war echt anstrengender, also auch so emotional, als gedacht. Naja und dann tauchte einen Tag später mein (…) bei mir zuhause auf. Etwas was er nie macht … Ich bin schon wieder paranoid. Ich weiß. Veeerrüüücckkt 🙄. Komisch war’s trotzdem, also der Zufall 🤷‍♀️.

Aber er war total nett. Das er wieder Kontakt will und so ein Bla und seitdem herrscht eben auch wieder Kontakt. Ich versuche Telefonate und Besuche schon zu beschränken, aber letztendlich schlafe ich dann doch wieder da. Und wundere mich über meine Panikzustände 😂. Ich musste das meiner Thera. letztens erzählen, weil ich den Zusammenhang nicht verstehe: Das ist keine Panikattacke im herkömmlichen Sinne. Das ist irgendwie anders und tritt spätenstens dann auf, wenn ich gehen will. Es ist als würde dir jemand deine ganze Lebensenergie mit einem großen Staubsauger nach unten hin aussaugen. Ich kann mich dann kaum auf den Beinen halten und will mich eigentlich nur noch irgendwo im Bett zusammenrollen. Und dann kommt diese Panik auf, dass gleich irgendwas schlimmes passiert, wenn ich es nicht tue. Das passierte die ganzen letzten Male, ausnahmslos, kurz bevor ich gehen wollte.

Und heute?

Ich hab das, wie gesagt, im November geschrieben. Hat sich seitdem was verändert?

Naja, ich ändere auf der einen Seite, total paranoid, ständig meinen Namen auf Facebook und mach dann gleichzeitig so Sachen wie ein Bild von mir reinzustellen. Hatte ich bestimmt über ne Woche drin 😅. Ja nö, die Logik dahinter versteh ich auch nicht 🤷‍♀️. Oder erzähl (…) Sachen die ich gar nicht erzählen sollte. Aber so aktuell geht auch in meinem Kopf rum: Warum sollten sie es nicht lesen? Egal wer von denen. Warum sollten dich die Menschen, denen du ursprünglich aus dem Weg gehen wolltest, nicht finden und lesen? Ist es nicht eh Wurst? Von der familiären Seite hab ich mitbekommen, dass es nicht so positiv ankommt, dass ich private Dinge öffentlich teile. Und das ist sooo lächerlich, sorry Leute. Ich rede über, ja Kram, nix weiter und das ohne Identität. Kackt euch nicht ein.

Und das Nächste ist: Es ist und war wirklich nicht alles schlecht und irgendwie geht mir meine Paranoia dermassen selbst auf den Keks. Irgendwo existiert da schließlich auch noch dieser kleine, heile Teil der Vergangenheit und vll ist es der, von dem ich mich nicht trennen will. Who knows 🤷‍♀️. Aktuell, bzw mehr seit der Pause, bin ich jedenfalls irgendwie auf dem Stand, dass ich auf dieses Versteckspiel und diese dramaturgische Sche*** keine Lust mehr habe. Kennt ihr diese Stelle aus nem Lied: 🎶“Is mir egal, is mir egal“ 🎶… Passt voll zu meinen derzeitigen Gedanken. Naiv? Vll. Kontraproduktiv? Höchstwahrscheinlich. Aber ich hab keine Lust mich für Sachen zu verstecken, die einfach nicht mein Fehler waren. Punkt. Lest doch mit. Macht was ihr wollt. Is mir egal.

Aber hey, wahrscheinlich erzähl ich euch in 2 Wochen wieder was ganz anderes. That’s life 🤷‍♀️

Ich bin wieder da 🥳

Frohes Neues erstmal

…wünsche ich allen! Ich hoffe ihr hab die Feiertage relativ gut überstehen können.

Hier verlief das alles recht gut. Heiligabend und an den Feiertagen waren wir zu viert. Meine Freundin kam mit Tochter vorbei, mein Sohn war da und es war eigentlich ein recht entspanntes und schönes Weihnachtsfest. Nach den Feiertagen war ich einige Tage innerlich sehr angespannt und gereizt und jedes kleinste Ding hat mich auf die Palme gebracht. Ich glaube das waren bisher allerdings die einzigen Auswirkungen. Auch die schlechten Träume hielten sich ganz gut in Grenzen.

Wie verlief die Pause und wie geht’s mir aktuell?

Die Pause war wirklich hilfreich und wahrscheinlich werde ich auch häufiger mal so einen freien Monat einschieben. Nach vorheriger Ankündigung natürlich, nicht das ihr noch denkt ein Bär hat mich gefressen, wenn ich einfach weg bin 😅.

Nein, es tat wirklich gut. Ich hatte die Social Media Apps vom Handy gelöscht und hab auch die aktuellen Nachrichten komplett ignoriert. Ich schaltete das Radio aus, sobald die Nachrichten dran kamen und hab auch meinen Google NewsFeed dementsprechend verändert. Und wie ich sehe, hab ich auch absolut nichts verpasst. Es scheint alles beim Alten zu sein. Und auch die Fachliteratur, die ich eigentlich eher und auch sehr gerne lese, hab ich jetzt schon recht lange nicht mehr angefasst. So übel bin ich gar nicht darin meine Gefühle zu erkennen, aber wenn’s darum geht zu merken, dass ich mich gerade selbst total überlaste, diese Grenze zu spüren, dann merke ich das leider oft erst 5 vor 12. Aber ☝, ich denke ich werde besser darin .

Vor allem habe ich aber auch nicht nur Dinge weggelassen, sondern ich habe endlich mal wieder etwas für mich gemacht. Ich hab das vorher irgendwie gar nicht so gecheckt, aber ich war so fokussiert auf Therapie und „Was hast du?“ und „Was kann ich tun?“ und das dadurch aufgewühlte irgendwie zu händeln, dass das echt flöten ging. Mir fällt das immer schwer, wenn ich in einem Thema drin bin und daran und damit arbeiten möchte, es dann zwischendurch auch einfach mal „auszustellen“. Aber diese Pausen sind halt doch echt wichtig.

Naja, ich hatte auf jeden Fall eine überwiegend entspannte und schöne Pause, die unglaublich geholfen hat Ressourcen wieder aufzufüllen. Ich hab jetzt keine Spontanheilung erfahren😅, aber es geht mir auf jeden Fall wieder recht gut.

Apropos Therapie…

Joar, kann ja nicht alles supi sein😅🙈.

Ne, eigentlich ist auch mit der Therapie alles wie vorher. Naja, keine Ahnung. Ich hab ja für Dezember die Termine abgesagt und wir sehen uns auch erst Ende Januar wieder, auf meinen Wunsch hin. Allerdings … Naja, ich, keine Ahnung. Ich würd am liebsten gar nicht mehr gehen, aber das ist auch irgendwie doof. Es wurden ja jetzt extra nochmal Stunden vom Fonds bewilligt und von der Krankenkasse wurden auch nochmal 20 bewilligt. Ach aber irgendwie will ich in diesen ganzen Strudel nicht wieder eintauchen. Ich muss da irgendwie noch nen Mittelweg finden. Mal gucken.

Uuund, vllt fällts auf, aber ich spreche mal wieder ganz begeistert im Singular. Ich bekomme derzeit Pestbeulen bei dem Wort „Wir„, allein nur bei dem Gedanken daran. Es ist noch Kontakt da, zwar mau, aber er liegt immerhin nicht wieder komplett brach. Es ist echt immer 1 Schritt vor und gefühlt 4 zurück. Das ist derzeit mal wieder soooo unreal alles, dass es einfach nicht wahr sein kann. Das einzige was sich in der Pause leider eher zum Negativen hin verändert hat. Vllt ist das auch einer der Gründe warum ich mich derzeit so vor der Therapie scheue. Aber naja, ich versuch das so zu akzeptieren wie es derzeit ist. Wird schon seine Gründe haben 🤷‍♀️.

Was gibt’s noch?

Ich denk mal, dass es jetzt wieder recht normal mit Sonntagsbeiträgen weiter feht. So richtig von der Muse geküsst bin ich allerdings noch nicht, weshalb ich nicht versprechen kann was kommt. Ich hab nämlich im letzten Monat den Blog auch nicht angerührt😅. Ein paar Artikel hab ich allerdings noch vom November, wahrscheinlich werde ich die erstmal veröffentlichen und dann mal schauen. Ideen hab ich auf jeden Fall en masse. Die müssen jetzt nur noch verschriftlicht werden.

Was ich allerdings definitiv demnächst gerne machen möchte, ist eine bestimmte Traumreihe niederschreiben. Ich finde diese Träume total interessant, weil man sie auf so vielen verschiedenen Ebenen deuten kann, aber ich denke da werde ich immer mal so zwischendurch einen veröffentlichen. Ob ich die auf Instagram allerdings auch veröffentliche, weiß ich noch nicht 🤔.

Apropos Instagram. Die alten Beiträge von der Website, die ich auf Instagram noch nicht oder nur teilweise habe, werde ich weiter unter dem „repost“ Stempel veröffentlichen. Das geht dann in ein paar Tagen auch direkt wieder damit los. Allerdings werde ich mich weiterhin eingrenzen, was das lesen anderer Beiträge betrifft. Bevor ich mich wieder selbst ins nächste Loch triggere, lass ich es vorerst besser einfach. Diesbezüglich bleibt’s also weiter ruhig.

Und für die, die mir auf Facebook folgen: Dort geht’s auch wieder weiter. Mal schauen ob täglich, aber es passiert auf jeden Fall wieder was. Falls ihr Lust habt auf der jeweiligen Plattform vorbeizuschauen, hab ich euch den Link zu meinem Profil verlinkt. Ihr braucht nur auf das grüne Instagram oder Facebook oben klicken.

Achso und vielen Dank an die neuen Abonnenten! Ich hab mich sehr gefreut, als ich wieder reingeschaut habe😘

Beitragspause, Depressionen, Hetze, usw

Wir werden in eine 1-monatige Postpause gehen. Die nächsten Beiträge werden also voraussichtlich erst wieder Anfang Januar 2022 erscheinen.

Eigentlich habe ich ganz viele Themen schon ausgearbeitet und vorbereitet und hatte ganz viele Ideen, was ich angehen will, aber es muss dringend eine Pause her. Nicht nur andere Sachen nicht lesen usw, sondern so komplett muss eine Pause her.

Ich habe auch bei der Therapeutin um eine Therapiepause gebeten. Leider geht auch hier das ganze Thema Corona, Impfung usw nicht mehr so gut an einem vorbei, wie es vorher irgendwie noch möglich war. Gerade der aktuell aufkommende Zwang und die regelrechte Hetze (,,Grenzt Impfgegner aus!“ ) belastet uns stark und macht uns extrem zu schaffen. Sowas z.B zu sehen, lässt sich emotional nicht mehr wirklich abschütteln:

Wie wir zu dem ganzen Thema stehen und warum uns das so belastet, hatten wir letztens in einem Instagram-Post angeschnitten (siehe Slider rechts auf dem Blog – Dort findet ihr das Bild und wenn ihr es anklickt auch unseren Text darunter, müsste auch ohne Instagram-Profil gehen🤔). Letzte Woche führte das zu einem regelrechten Systemkollaps (vermehrt Blackouts und Aktionen, die mir überhaupt nicht passen) und nem richtigen Hammer extra Depressionen obendrein. Dazu kommt sowieso die aktuelle Zeit November-Januar, wo die Nerven eh generell etwas freier liegen. Nett ausgedrückt😅.

Wir haben beschlossen jetzt einfach mal einen Monat lang so zu tun, als wäre alles gut. Ob das hinhaut, weiß ich auch noch nicht, aber der Plan sieht so Sachen vor wie: Videospiele spielen, Romane lesen, wieder mehr rausgehen (heute hat es geschneit, Yieppe 🥳) und an Räucherkerzchen schnuppern. Vll gebrannte Mandeln selbst machen und Kekse backen natürlich😊. Einfach mal Dinge tun, die nichts mit Psyche, Problemen oder dem politischen Wahnsinn da draußen zu tun haben. Das versuchen wir natürlich sonst auch irgendwie, sind kürzer getreten usw., aber letztendlich wird das alles eben doch wieder von Therapiethemen oder anderen ähnlichen Sachen unterbrochen. Deshalb wird’s auch erstmal kein Social-Media geben, YouTube, Nachrichten u.ä. Die Welt geht schließlich auch ohne uns glücklich und erfreut weiter unter 🤷‍♀️😅.

Kurz gesagt: Wir wollen versuchen, einfach mal einen Monat lang den Affen zu spielen, der sich Augen, Ohren und Mund zuhält. Einfach mal wieder den Alltag mit ein paar angenehmen Dingen füllen. Inwieweit das hinhaut, wird sich dann natürlich noch zeigen.

Mails könnt ihr natürlich trotzdem weiterhin schicken, nur das ihr euch nicht wundert, wenn erstmal keine Reaktion kommt. Im neuen Jahr geht’s dafür dann aber mit Sachen weiter, wie: Innere Kommunikation; Was man bei Verdacht auf (p)Dis tun kann; Wie es bei uns zur Diagnose kam; neue Imaginationsübungen; Essstörungen, usw.

Wir wünschen allen jetzt schon mal hoffentlich ruhige und schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr 🥳.

Finanzielle Hilfen: Fonds für sexuelle Gewalt

Vor einiger Zeit wies mich meine Therapeutin noch einmal darauf hin, nun vll doch endlich einmal einen Antrag beim Fonds für sexuelle Gewalt zu stellen. Da ich deshalb also damit konfrontiert war, mich doch endlich mal damit auseinanderzusetzen, möchte ich euch heute erzählen was es da für Hilfsmöglichkeiten gibt und wie ihr das alles am besten anfangt.

Fonds für sexuelle Gewalt

Der Fonds ist eine richtig tolle Sache. Wer sexuelle Gewalt im familiären Bereich oder durch nahestehende Aufsichtspersonen (aus dem familiären Umfeld) erlitten hat, kann daraus bis zu 10.000 € schöpfen. Dazu stehen dem Fonds bundesweit bis zu 62 Mio. Euro zur Verfügung.

Die aktuelle Bearbeitungszeit dauert, nach Angaben des Fonds für sexuelle Gewalt und nach neusten Reglungen nur 3 – 4 Monate. Mein Antrag wurde nach ca. 2 Monaten genehmigt.

Wer kann Gelder aus dem Fonds beantragen?

Alle die zur Tatzeit minderjährig und auf deutschem Boden gemeldet waren. Zudem muss die Tat zwischen dem 23. Mai 1949 (Gründung der BRD) bzw. dem 7. Oktober 1949 (Gründung der DDR) und vor dem 30. Juni 2013 (Inkrafttreten des Gesetzes zur Stärkung der Rechte von Opfern sexuellen Missbrauchs – StORMG) begangen wurden sein.

Das Opfer muss zudem in irgendeinem nahen Verhältnis zum Täter gestanden haben. Darunter fallen die (Stief-)Eltern, Großeltern, Onkel, Tante, (Stief-)Geschwister, enge Freunde der Familie, Babysitter, Aufsichtspersonen, usw.

Ergänzendes Hilfesystem für Opfer sexueller Gewalt im institutionellen Bereich

Hierrunter fallen alle öffentlichen und privaten Einrichtungen, Träger und Vereinigungen denen Minderjährige, dauerhaft oder vorübergehend, zum Zeitpunkt des Missbrauchs, anvertraut waren (z.B Vereine, Sozialverbände, Kirchen, usw.).

Zu beachten gilt dabei eigentlich nur, dass bei diesem Antrag lediglich eine Empfehlung vom Fonds an die entsprechende Institution geht und die Gelder dann auch von dieser Institution bezahlt werden. Diese kann daher selbstständig, unabhängig der Empfehlung, entscheiden ob sie dem Antrag zustimmt oder nicht.

Welche Leistungen kann man beantragen?

Es sind bis zu 10.000 € in Form von Sachleistungen möglich. Menschen mit Behinderung können zudem einen Mehraufwand von bis zu 5000 € zusätzlich beantragen, sofern dieser notwendig ist (z.B durch Assistenz, erhöhte Mobilitätskosten, usw.). Bargeld wird allerdings nicht ausgezahlt, ebenso lassen sich keine Schulden davon tilgen.

Beantragen kann man dafür aber:

  • Weitere Psychotherapiestunden (die nicht mehr von der Krankenkasse übernommen werden)
  • Komplementär- und Fachtherapien (zum Beispiel Kunsttherapie, Maltherapie, Reittherapie, Tanztherapie, Musiktherapie, Körpertherapie, usw.)
  • Fahrkosten zu den Therapien, zum Ort des Missbrauchs (zur individuellen Aufarbeitung), Beratungsstellen, …
  • Aufarbeitung im Rahmen von Selbsthilfeorganisationen
  • Hilfe bei Heil- und Hilfsmitteln (z.B Physiotherapie, Ergotherapie, Bäder, Massagen, Zahnbehandlung, Rollstuhl, etc.)
  • Individuelle Unterstützung, z.B im Haushalt, Begleitung zu Gerichtsterminen, Betreuung, usw.
  • Unterstützung beim Nachholen eines Schulabschlusses, einer Fachausbildung, der Aufnahme eines Studiums oder was sonst in den Bildungstechnischen Rahmen fällt – Mir wurde z.B die Übernahme der Kosten für den Führerschein genehmigt
  • Individuelle Unterstützungen (im Härtefall), wie z.B einen Assistenzhund, Wohnung und Möbel (bspw. bei Obdachlosigkeit o.ä), Sachen die den Mobilitätsbereich betreffen, usw.

Wichtig ist dabei eigentlich nur, dass die beantragte Leistung in einem Zusammenhang mit den Folgen des Missbrauchs steht. Ich hab z.B Massagen mit angegeben, wegen der dauerhaften Anspannung in meinem Körper. Auch sämtliche anfallende Kosten für einen Sport können da übernommen werden. Bei mir z.B Wing Tsun (ein Selbstverteidigungssport).

Aber auch wenn Hilfeleistungen aus dem bestehenden Sozialrechtssystem unangemessen verzögert werden, kann der Fonds in Vorleistung treten. Voraussetzung ist, dass eine Übernahme der Kosten durch den betroffenen Kostenträger erwartet wird.

Die Antragsstellung

Antrag familiärer / institutioneller Bereich: Link

Die Anträge haben jeweils um die 20 Seiten. Ihr braucht keine Täternamen angeben, müsst keine Anzeige stellen und ihr benötigt auch keine vollständigen Erinnerungen. Das fand ich persönlich unglaublich erleichternd. Ihr müsst dort, soweit es eure Erinnerungen zulassen, nur auf ungefähr 4 Seiten kurz angeben oder ankreuzen was passiert ist. Da bei mir z.B so gut wie gar keine Erinnerungen existieren, habe ich halt auch nur die Bruchstücke aus Flashbacks genommen, die da sind. Zudem Dinge die mich sehr stark triggern, Kameras in einem bestimmten Kontext z.B. Ihr seht das dann auf dem Antrag, wie ich das meine.

Der Großteil des Antrags besteht dann aber eigentlich aus den gewünschten Leistungen. Ihr tragt dort ein, was ihr euch wünscht, legt die entsprechenden Nachweise mit bei und fertig.

Senden könnt ihr den Antrag dann als Scan per Email an kontakt-fsm@bafza.bund.de oder per Post an:

Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben
Referat 505 – Geschäftsstelle FSM
Auguste-Viktoria-Str. 118
14193 Berlin

Falls ihr Fragen habt gibt es auch eine Hotline: 0800 400 10 50

Viele Fragen werden aber auch direkt schon auf der offiziellen Website geklärt unter Fragen & Antworten.

Was braucht ihr für die gewünschten Leistungen?

  • eine Kostenaufstellung (bspw.: Wieviel kostet eine Stunde bei euer/m Therapeutin/en? Beim Führerschein habe ich einen Kostenvoranschlag benötigt oder bei dem Sport z.B die monatlichen Kosten, usw.)
  • evtl. Qualifikationsnachweise der entsprechenden Ärzte oder Therapeutin (z.B für die Kunsttherapie – Ich hab da einfach angerufen und dann haben die mir eigentlich alles notwendige zugeschickt)
  • evtl. einen Nachweis, das die beantragten Leistungen nicht oder nicht mehr von der Krankenkasse, Jobcenter o.ä Trägern übernommen werden (z.B weil euer Therapiestundenkontingent aufgebraucht ist oder die Stunden anderweitig nicht übernommen werden, oder bei einer Wohnungseinrichtung übernimmt ja z.B auch oft das Jobcenter sowas in Form einer Erstausstattung – Am besten fragt ihr bei den Trägern nach und lass euch das kurz schriftlich per Mail o.ä geben)
  • eine kurze Erklärung, inwieweit die beantragte Leistung mit dem Missbrauch in Verbindung steht bzw inwieweit sie den Schaden mindern kann (z.B bei Massagen wegen der Anspannung, Selbstverteidigung für mehr Selbstvertrauen und Selbstsicherheit, usw.)
  • ein aktueller Bericht eueres Therapeuten oder ein aktueller (bzw. der letzte) Klinikbericht – Ist glaube ich, aber kein Muss

Das hört sich erstmal nach total viel an, war aber letztendlich gar nicht so wild. Ich habe mir im Voraus überlegt, was ich machen möchte. Dann die passende Stelle im Antrag dazu gesucht (da ist alles schön und übersichtlich beschrieben) und dann rausgeschrieben, was ich dazu brauche. Und mit dieser Liste dann die einzelnen Stationen abtelefoniert.

Emotionale Belastung

Da ich ja normalerweise gar nicht so leicht triggerbar bin, habe ich die Auswirkungen etwas unterschätzt, wenn ich ehrlich sein soll. Als ich den Antrag angeklickt und die ersten paar Seiten überflogen habe, musste ich erstmal heulen wie ein Schlosshund🙈, weshalb ich das Ding dann auch beiseite legen musste. Beim nächsten Anlauf ging es dann schon ein bisschen besser, zumindest was das Geheule anging 😅. Körperlich machte mir das Ganze allerdings schon dezent zu schaffen. Die Haut juckte wieder überall, der Kopf tat weh, der Bauch schmerzte. Der Rücken fühlte sich total steif an und machte Ärger, Schwindel usw..

Dazu kam das Emotionale. Zuerst die starke Abneigung überhaupt weiter zu machen. Der Gedanke damit die Familie zu verraten. Etwas falsches zu tun.

Und dann gab es ein paar Probleme mit einer Freundin. Also da waren vorher schon ein paar Punkte die mich sehr störten, ich aber nichts sagte. Es gab dann einen ähnlichen Fall und das war, in diesem ganzen Kontext, einfach zu viel. Mir war aber schon bewusst, dass ich gerade total getriggert bin und ich deshalb so stark reagierte. Ich fühlte mich einfach total benutzt. Also nicht per se von ihr, sondern allgemein. Komplett. Wie ein dreckiger Gegenstand, der nur aus dem Schrank geholt wird, wenn er seinen Zweck für andere erfüllen soll. Die Konstellation von diesem Antrag, bzw. dessen Thema, und dann noch das, war einfach zu viel für mich und das hat einige Tage ganz schön reingehauen. Ich habe mich total eingekapselt und auf nichts und niemanden mehr reagiert.

Hilfe suchen

Unterschätzt das also nicht unbedingt. Holt euch ruhig Hilfe zur Seite, wenn ihr den Antrag ausfüllt. Muss ja nicht jeder so dickköpfig sein, wie ich 😅. Dazu könnt ihr in eine Beratungsstelle vor Ort gehen. Wo überall welche sind, findet ihr in diesem Link.

Meist kennen sich aber solche Stellen wie der Opferhilfe, Opferberatung, Wildwasser, Karo e.V, Beratungsstellen für Frauen (die Gewalt erlitten) oder LARA e.V gut damit aus und können euch weiterhelfen.

Dann könnt ihr euch bei generellen Fragen auch wieder an die oben genannte Nummer wenden oder bei konkreten Fragen erreicht ihr dienstags bis donnerstags von 09:00 bis 15:00 Uhr telefonisch jemand unter:

030 18555-1988

Was gibt’s noch dazu zu sagen?

Wenn euch der Antrag einmal genehmigt wurde, könnt ihr auch später nochmal Leistungen daraus beziehen (bis zu den max. 10.000€ eben). Also wenn ihr jetzt 20 Therapiestunden beantragt und später feststellt: ,,Huch, da könnte ich aber nochmal 10 brauchen.“ ist das kein Problem. Ihr erhaltet ein Zeichen (z.B „HFT64J“) und das gebt ihr bei weiterem Schriftwechsel einfach mit an. Ich hab jetzt auch nirgendwo rauslesen können, dass der Anspruch nach einer bestimmten Zeit verfliegt oder so. Also keine Panik, wer nicht alles innerhalb von einem Jahr verbraucht.

Weiter könnt ihr dann entscheiden, ob der Fonds die jeweils angefallene Rechnung direkt an der Empfänger zahlt (dazu müsst ihr eine Einverständniserklärung abgeben) oder ob ihr in Vorleistung geht und danach das Geld vom Fonds zurückerhaltet. Ich finde es jedoch ganz angenehm, dass z.B meine Therapeutin das direkt mit dem Fonds abrechnen kann und das nicht erst über mich laufen muss.

Letztendlich: 

Hatte ich riesen Bammel davor und fühlte mich im ersten Moment, so vor dem Antrag sitzend, auch mega überfordert. Dazu kam die Angst, dass wieder was abgelehnt oder unnötig in die Länge gezogen oder kompliziert gemacht wird. Aber es gab keine unangenehmen Fragen, kein Hick-Meck oder sonst was nerviges. Ich war wirklich positiv überrascht. Auch wurde mir alles genehmigt, ohne lange Diskussionen o.ä Ich kann von meiner Seite aus, es also nur jedem empfehlen.

Neu im ICD-11: Wird Narzissmus abgeschafft?

Die Diskussion erlebe ich im Internet gerade namlich ganz oft. Es ist manchmal sogar die Sorge bzgl Täterschutz da. Und wer mich etwas kennt, der weiß das ich finde, dass gerade in Deutschland Täterschutz ganz groß geschrieben wird.

Hier kann ich euch aber definitiv beruhigen, denn in diesem Fall sehe ich keinen extra Schutz für Täter. Ganz im Gegenteil bringt die Änderung der Persönlichkeitsstörungen ganz viel Potenzial mit, die betroffenen Menschen endlich richtig diagnostizieren und therapieren zu können. Gucken wir uns das Ganze einfach einmal näher an 😁 …

Was ändert sich im ICD-11 bzgl. Persönlichkeitsstörungen?

Einige kennen ja sicherlich meine älteren Beiträge, wo ich zu den verschiedenen Persönlichkeitsstörungen (kurz: PS) die ganzen Diagnosekriterien, laut ICD-10, mit auflistete. Im Durchschnittsfall mussten jeweils 3-4 dieser Symptome zutreffen (also ungefähr die Hälfte der angegebenen Kriterien) um die entsprechende PS diagnostiziert zu bekommen.

Im ICD-11 ändert sich das nun. Es gibt nicht mehr die starren PS (also „Du bist Narzisst und du Histrioniker„) die nach wenigen Kriterien diagnostiziert werden (z. B „Punkte 1, 2 und 6 treffen zu, deshalb bist du jetzt dependent„), sondern die Diagnostik wird umfangreicher und ist dadurch auch viel individueller möglich.

Dazu wird erst einmal geschaut, anhand von allgemeinen Kriterien, ob überhaupt eine PS vorliegt. Im nächsten Schritt kann nun der Schweregrad der PS ermittelt werden und im letzten wird dann das Persönlichkeitsprofil bestimmt.

Warum wurde das geändert?

Das Problem an der „alten“ Diagnostik ist/war, dass der Mensch sich nicht so stumpf in eine beliebige Kategorie pressen lässt. Die wenigstens Betroffenen leiden tatsächlich nur unter einer/haargenau dieser „Störung“, sondern es treten regelmäßig Komorbiditäten auf (also Begleit-/Kreuzerkrankungen). Bei der narzisstischen PS ist es z.B so, dass sehr oft borderline oder dissoziale Symptome mit rein spielen. Gerade aus solchen Gründen gab es deshalb sogar auch sehr oft die Diagnose: „PS, nicht näher bezeichnet„, weil die Ärzte nicht so recht wussten, wohin sie den Patienten überhaupt packen sollen. Was die Therapie aber nicht gerade einfacher machte.

Ebenso sind die unterschiedlichen Ausprägungen ja auch ganz andere. Es gibt z.B 5-6 (ich glaube es waren sogar noch mehr 🤔) unterschiedliche Typen von Narzissmus. Du kannst nicht jeden gleich behandeln. Ähnlich ist es z.B bei der antisozialen PS, wo lediglich 3 von 7 Diagnosekriterien zutreffen mussten. Da bei vielen völlig unterschiedliche Punkte zutrafen, war es logischerweise auch schräg sie in ein und die gleiche Diagnose packen und darauf behandeln zu wollen.

Weiter konnte bisher kein Schweregrad adäquat diagnostiziert werden. Und ☝ was sich auch noch ändert ist die Symptomdauer. Man ging bisher davon aus, dass die Symptome für eine PS ein Leben lang (seit der Kindheit) kontinuierlich auftreten. Dieses Kriterium ändert sich auf „seit 2 Jahren“, was ich tatsächlich auch viel realistischer finde. Das bringt zudem den Vorteil, dass mehr Menschen richtig diagnostiziert und demnach auch richtig behandelt werden können.

Ich finde diese Entwicklung positiv

Ja es ist schon so, dass die verschiedenen Namen für die PS wegfallen (ich geh darauf gleich nochmal ein). Nach ICD-11 hat man dann quasi nur noch eine Persönlichkeitsstörung. Für die Therapie ist aber trotzdem weiterhin ersichtlich, in welchem Bereich man sich befindet (sogar besser als zuvor) und zudem eben auch noch, wie schwer die PS ist. Darauf basierend kann der diagnostizierende Arzt sogar eine relativ gute bzw bessere Therapieprognose abgeben. Ich glaube und hoffe das sich die Therapien dadurch viel persönlicher und erfolgreicher gestalten lassen, als zuvor und das war ja auch der Sinn hinter dieser Neuerung.

Zudem ging es auch ein stückweit darum Stigmata nicht noch länger zu begünstigen. Bei mir wurde damals z.B, wohlgemerkt nach ca. 30min Gespräch und einem Fragebogen, eine Borderline-Diagnose gestellt. Mal abgesehen davon, dass die überhaupt nicht gepasst hat (und ich heute auch nicht mehr habe), hat sie unglaublich viel Schaden angerichtet. Diese Diagnose war für meine Familie und meinen Ex das gefundene Fressen vor Gericht und dem Jugendamt, mir mein Kind wegzunehmen. Das war, als hätte man ihnen ein Geschenk mit riesengroßer, roter Schleife überreicht. Im absolut passenden Moment noch dazu. Die mussten sich nicht mal mehr groß Mühe geben. Gerade Borderline ist beim Jugendamt nämlich DIE Red-Flag Diagnose.

Da konnten sie dann rund um diese Diagnose herum lügen, was das Zeug hält. Von angeblicher Aggressivität (mein Ex: 2m groß, breit und muskelpepackt, meinte z.B ICH hätte IHN geschlagen), Manipulation, das ich nur das Opfer spiele, Lüge, unberechenbar bin, usw. Alles was halt in den Kriterien so zu finden ist. Und das ist schon ein krasses Stigma. Auch Folgeärzte und Therapeuten machten sich gar nicht mehr die Mühe der Diagnostik, sondern übernahmen diese Diagnose einfach, trotz meiner Einwände. Auch die stempeln dich damit nämlich ganz schnell ab. Pauschal. Aus den gleichen Gründen ⬆️.

Und ich denke ähnlich dürfte es auch vielen anderen Betroffenen gehen. Narzissmus ist ja nun mal auch nicht immer gleich Missbraucher. Dissozial ist nicht immer gleich mordende Psychopathie usw. Aber man denkt und assoziiert es eben immer direkt, wenn man hört derjenige hat diese und jene PS.

Was sind die allgemeinen Kriterien für eine PS nach dem ICD-11?

  • überdauernde, starre und unflexible Persönlichkeits- und Verhaltensmuster; abweichend vom gesellschaftlichen Erwarten
  • Auffälligkeiten bestehen mindestens seit 2 Jahren
  • Abweichungen der Persönlichkeit zeigen sich unter anderem in den Gedanken, den Gefühlen, den zwischenmenschlichen Beziehungen und der Impulskontrolle
  • Symptome führen zu Leidensdruck und/oder Beeinträchtigungen des sozialen und beruflichen Lebens
  • Ausschluss anderer Erkrankungen/Einfluss von Medikamenten oder Substanzen

Nun zu den neuen Persönlickeitsdomänen

Es wird ab nun also geschaut in welche Domäne passt der Patient und dabei sind auch mehrere möglich. Das heißt man erhält ein viel genaueres Persönlichkeitsprofil als vorher.

Bindungsschwäche/Distanziertheit

Vermeidung und Unnahbarkeit im sozialen und emotionalen Bereich:

  • Schwierigkeiten beim Ausdruck von Gefühlen
  • emotionale Distanz
  • Distanziertheit
  • fehlen von sozialen Kontakten

Bisherige Bezeichnung:

schizoide PS; vermeidend-unsichere PS

Negative Affektivität

Neigung zu unangemessenen und häufigem Erleben negativer Emotionen:

  • Pessimismus
  • negative Grundhaltung
  • kaum Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
  • starke Ängste
  • mangelnde Emotionsregulation

Bisherige Bezeichnung:

schizoide PS; dependente PS; paranoide PS

Dissozialität

Soziale Interaktionen sind von Selbstbezogenheit und Mangel an Empathie geprägt:

  • Empathiemangel
  • Aggressivität
  • Missachtung der Rechte und Gefühle von Mitmenschen (einschließlich extremer Selbstüberzeugtheit)

Bisherige Bezeichnung:

dissoziale (=antisoziale) PS; narzisstische PS

Zwanghaftigkeit

Verhaltensstil ist perfektionistisch und rigide, Entscheidungsverhalten mit hohen Bedürfnis nach Kontrolle und Absicherung verbunden:

  • Einengung auf starre, perfektionistische Standards
  • Detailversessenheit
  • Kontrolle des eigenen Verhaltens
  • Kontrolle der Mitmenschen

Bisherige Bezeichnung:

zwanghafte PS; dependente PS

Hemmungsschwäche/Disinhibition (Verlust der Selbstbeherrschung) 

Impulsives, ablenkbares und risikofreudiges Verhalten:

  • Verantwortungslosigkeit
  • Unzuverlässigkeit
  • mangelndes Planungsvermögen
  • voreilige Reaktion auf innerliche und äußerliche Vorgänge
  • Impulsivität
  • Ablenkbarkeit

Bisherige Bezeichnung:

schizotype PS; histrionische PS

Optional: Boderline Muster

(Ja, Borderline bleibt eine extra Abteilung für sich 🤷‍♀️)

  • problematische interpersonelles Beziehungsverhalten (z.B problematische Nähe-Distanz Beziehungen)
  • gestörtes Selbstkonzept (wie Selbstverachtung, Gefühl der inneren Leere)
  • dysfunktionale Emotionsregulation (affektlabile, „hyperaroused“ Gefühlswelt; selbstschädigendes Verhalten; Suizidversuche und reaktive Aggressivität als dysfunktionale Mechanismen zur Bewältigung innerer Anspannung)

Bisherige Bezeichnung:

Borderline-PS

Was ich noch mit anhängen will

Ich werde die Beiträge, zu den einzelnen PS auf dem Blog, trotzdem vorerst erstmal stehen lassen. Außerdem sind da auch noch einige übrig, die ich eigentlich auch gerne irgendwann noch angehen wollte. Ich persönlich finde es ganz interessant, diese einzelnen Persönlichkeitstypen näher zu beschreiben und kennenzulernen. Aber mal schauen, ob ich das dann noch mache oder nicht.

Erstmal ist es ja aber auch so, dass sich nicht von heute auf morgen alle Ärzte und Therapeuten, über Nacht, darauf einstellen werden. Müssen sie auch nicht. Ich will jetzt nichts falsches behaupten, aber soweit mir bekannt ist, kann erstmal noch einige Jahre weiter auch nach dem ICD-10 diagnostiziert werden. Logischerweise verschwinden auch all die Begriffe daher nicht von heute auf morgen. Mal abgesehen davon, dass ja auch trotzdem noch unzählige Menschen herumlaufen, die die alten Diagnosen haben.

Trotzdem, sollte ich zu den PS etwas neues veröffentlichen, werde ich natürlich auf die Änderungen im ICD-11 bzw. diesen Beitrag hier hinweisen.

Mein Antrag wurde bewilligt

Ich bin gerade richtig happy 😁

Kam heute mit der Post an.
Es wurde alles bewilligt. Mehr Therapiestunden, Massagen, Kunsttherapie und vor allem der Führerschein! 😁👏
Man muss dazu wissen, dass ich und Anträge normalerweise nicht so gut miteinander auskommen😅. Ständig wird da irgendwas abgelehnt oder ist unnötig kompliziert (hustRehahust), aber das ging echt mega schnell. Ich hab den Antrag Ende September erst eingereicht. Voll toll. Ich freu mich gerade richtig😊.

Ich werde euch in den nächsten Wochen auch einen Beitrag dazu machen, wie man die Gelder beantragt, was man alles dazu braucht, was man beachten muss und wie die Zahlungen dann von statten gehen. Also ich hatte dazu eigentlich schon was vorgeschrieben, nachdem ich ihn ausgefüllt hatte, aber irgendwie fand ich es dämlich „kluge Ratschläge“ zu vergeben, wenn ja nicht mal sicher war ob mein Antrag überhaupt so durchgeht😅. Und das muss ich auch noch überarbeiten und so. Mach ich euch aber auf jeden Fall fertig!

Ich kann jede/n Betroffene/n auch echt nur dazu ermuntern ebenfalls einen Antrag zu stellen (gerade z.B für mehr Therapiestunden oder andere Therapieformen die von der KK nicht unterstützt werden, wie Kunst-, Musik-, Tanz-, Reit- usw Therapie ). Ich hab das nämlich auch ewig nicht machen wollen. Meine Thera. hat mich mich dann letztendlich nochmal dazu angestupst. Und mittlerweile haben sie die Bearbeitungszeit auch geändert. Früher hat das, glaube, manchmal bis zu 2 Jahre dauern können. Das wurde dahingehend geändert, dass der Antrag jetzt innerhalb von 3 oder 4 Monaten bearbeitet werden muss.

Wir, [Ich], Ich, „Ich“, Anteile, innere Personen – Was ist gemeint?

Manchmal verwenden wir hier ein paar komische Zeichen/Bezeichnungen, die vll auf den ein oder anderen erstmal befremdlich wirken können. Daher wollten wir mal eine kurze Legende dazu machen, wann was wie gemeint ist:

[Ich]

Damit bin ich (Franzi) gemeint, die auch sonst den Blog überwiegend verwaltet. Damit drücke ich meine ganz persönliche und eigene Meinung aus.

Ich

Damit ist der Körper als Gesamtperson gemeint bzw derjenige der einfach gerade schreibt. Das ist hier nicht wirklich leicht auseinander zu halten, ob man gerade alleine ist (wo ich nicht mal weiß, ob das überhaupt vorkommt🤔) oder wer man gerade überhaupt ist. So leicht erkennbar wie in manchen Dokus oder in Filmen dargestellt (wo immer nur eine Person da ist und es daher klar ersichtlich ist), empfinde ich das auf jeden Fall nicht. Oft sind wir auch wieder im Leugnen drin, dann fällt logischerweise auch nur der Begriff ICH, egal wer gerade da ist oder vorwiegend agiert. Manchmal regt sich auch nur einer auf oder schreibt etwas aus seiner Perspektive (obwohl vll trotzdem mehr da sind, was man jetzt aber nicht unbedingt checkt), dann fällt ebenfalls der Begriff.

Und, ganz wichtig: wird das ICH generell eigentlich für alles was mit Außenstehenden (vor allem außerhalb des Blogs) zu tun hat verwendet. Du kannst ja nicht in irgendeiner Mutti-Facebookgruppe oder so anfangen ständig in der WIR-Form zu reden 😅. Also kannst’e schon, birgt aber unnötiges Stresspotenzial. Im realen zwischenmenschlichen Gespräch ist da zudem auch eine Blockade drin. Nicht mal vor unserer Therapeutin klappt das mit dem WIR. Beim Schreiben geht das besser.
Außerdem muss und wollen wir auch gar nicht, dass ständig alles ausklamüsert wird (von uns und anderen in der Öffentlichkeit) wer und wie viele nun ganz genau da sind. Wenn’s für [MICH] offensichtlich und gerade relevant ist, dann erwähne ich das schon mal am Rande mit. Aber sonst ist der Körper im Alltag und im Außen (also gegenüber Fremden oder Bekannten) eine Gesamtperson und so agiert bzw redet man auch.

„Ich“

Ich erkläre es am besten an einem Bsp: Ich bin mit anwesend, XY reagiert jedoch sehr forsch auf irgendwas. Im Nachhinein checke ich, dass diese Reaktion gar nicht von [MIR] kam, weiß aber auch nicht wer es war. Wenn ich jetzt über diese Situation z.B schreiben will, kann ich logischerweise weder sagen XY war es (entweder weil ich den Namen nicht sagen will oder eben weil ich es selbst nicht weiß), noch das [ICH] es war, daher dann das „ICH“.

Wir/Uns

Logischerweise ist damit die Mehrzahl von Personen/Ansichten gemeint. Das hat aber nichts damit zu tun, das dann immer auch mehrere gleichzeitig schreiben und sich quasi hin und her schubsen dabei 😅. Zum Beispiel wenn [ICH] schreibe über.. . k.A… Wie toll Blumen sind. Als Bsp. Und 2 andere finden das in dem Moment (oder in einem vorhergehenden, wo wir drüber sprachen) auch, dann spreche ich in der Mehrzahl. Einfach weil es nicht nur meine Ansicht ist. Oder es geht z.B um eine Entscheidung, die nicht alleine getroffen wurde.

Wenn wir in der WIR-Form sprechen heißt das aber nicht ALLE sind der gleichen Meinung. Das wird wohl sehr wahrscheinlich niemals vorkommen 😂🙈. Damit ist wirklich eher gemeint, dass da gerade mehrere die gleiche Ansicht haben. Die stehen dann da übrigens auch nicht in Reih und Glied und sagen ihr Zeugs, oder so. Ich weiß auch selten genau, was von wem kommt (so gut ist die Kommunikation nämlich noch nicht wirklich). Manche werfen einfach ihren Senf dazu ein und andere teilen sich z.B über ein Gefühl mit. Und dann geht ICH sagen halt manchmal schwer, weil du einfach in dem ganzen Thema gerade nicht allein denkst oder entscheidest.

WIR kann aber auch heißen, es sind gerade bewusst wirklich mehrere da/gleichzeitig aktiv. Oder wenn es z.B um so Themen geht wie „unsere Wohnung, unser Körper, unsere Mutter, usw.“ – Es ist nach wie vor nur ein Körper, logischerweise bewohnen wir also auch alle die gleiche Wohnung, etc.

Warum sagen wir Anteile?

Letztens wurde kommentiert, dass dieser Begriff im Rahmen der Dis eher nicht so passend ist. Und der Sinn dahinter ist für mich klar nachvollziehbar: Anteile hat jeder Mensch, nur sind sie bei der (p)Dis soweit abgespalten, dass sie ein eigenes Bewusstsein entwickelt haben. Und ja, mich nervt es auch, wenn jemand sagt: ,,Ach, das haben wir doch alle“ – Ja ne, habt ihr eben nicht. Das ist etwas komplett unterschiedliches.

Zur Unterscheidung: [ICH] kann auch verschiedene Rollen haben. [ICH] kann witzig oder traurig sein. [ICH] benehme mich privat anders, wie bei öffentlichen Terminen, usw. Das sind unterschiedliche Rollen, die man einnimmt – Ja, hier kommt auch nicht für jeden Schrips ein anderer raus. Wenn jemand anderes aber kommt, dann ist der kein Zuhause-Ich oder Arbeits-Ich, sondern eine eigenständige Persönlichkeit mit eigenem Denken, Fühlen und Handeln. Er ist keine Rolle von [MIR] selbst, sondern jemand eigenständiges mit Bewusstsein.
Dahingehend ist uns auch oft schon der Begriff „Mensch/en“ über den Weg gelaufen, also das einige diesen in dem Zusammenhang lieber mögen. Da würden wir zustimmen, da das jedem Anteil seine eigene Lebendigkeit zuspricht und nicht zu etwas kaltem, klinischen herabstuft.

Warum sagen wir nun also trotzdem vornehmlich „Anteil/e“?

Aus 2 Gründen:

  • 1. Sind wir trotzdem alle nur ein Teil von einem Gehirn. Jeder von uns ist ein (An)Teil eines Gehirns und eines Körpers. [MICH] eingeschlossen. Daher finden wir den Begriff „Anteile“ gar nicht so unpassend. Jemand natürlich stumpf nur als Anteil zu bezeichnen nimmt ihn durchaus die Lebendigkeit. Definitiv. Da stimmen wir zu. Etwas ähnliches meinte ich ja schon mal, als ich über die verschiedenen „Rollen“ wie Beschützer, usw. geredet habe. Keiner von uns ist ja nur ein Begriff, eine Aufgabe, Anhängsel o.ä, sondern wir haben ein Bewusstsein. Und nur weil wir alle Teil eines Gehirns (also etwas Materiellen) sind, nimmt uns das ja nicht in irgendeiner Form die Lebendigkeit. Einer Einzelperson, mit Bewusstsein, die auch nur auf das eine Gehirn zugreift, würde man diese ja schließlich auch nicht absprechen. Letztendlich und da kommen wir zu Punkt …
  • 2. Ist dieser Begriff aber auch der für andere am leichtesten zu verstehende. Ich rede auf dem Blog ja nicht nur über (p)Dis. Das findet ja erst in letzter Zeit viel mehr Beachtung, weil ich mich endlich damit ansatzweise arrangieren kann. Heißt: Es sind hier auch nicht nur Menschen unterwegs, die automatisch wissen, was ich gerade meine. Und ich finde, ich kann anderen Leuten (die also nicht betroffen sind oder dieses Thema regelmäßig verfolgen) nur schwer verständlich machen, was ich meine, wenn ich von anderen „Menschen„, etc. rede. Nicht weil das falsch wäre, sondern weil ich dann das Gefühl habe, in jedem Text zu viel extra erklären zu müssen. Also wann sind reale außenstehende Personen gemeint, wann innere usw., zumal wir ja auch keine Namen von den anderen nennen.

Also kurz: Wir finden den Begriff „Anteil“ für andere am leichtesten zu verstehen und auch nicht gänzlich unpassend.

Innere Personen

Wenn ich ganz ehrlich sein soll, mag ich diese Bezeichnung gar nicht. Mir fällt nur immer nix anderes dafür ein. „Innere Personen“ suggeriert irgendwie, dass sich alle nur „drin“ aufhalten, während [ICH] hier draußen alles manage und das ist Schwachsinn. So gesehen ist jeder eine innere Person, sobald er nicht „draußen“ unterwegs ist. Auch ich. Der Einfachheit halber und um für andere verständlich zu machen, was gerade gemeint ist, benutzen wir diesen Begriff aber trotzdem. Vll fällt uns ja irgendwann noch was besseres ein…

(Erzwungene) Soziale Isolation

Ja, der Titel ist irgendwie kacke, aber mir fiel kein passenderer ein 🤷‍♀️. Im Beitrag von vor ein paar Wochen „Wie Selbstbestrafung auch aussehen kann“ (die beiden Beiträge hängen also zusammen) meinte ich ja, dass ich nochmal auf das Ding mit der sozialen Isolation, in Bezug auf Selbstbestrafung, näher eingehen möchte.

Edit: Ich les das gerade Korrektur und dabei fällt mir auf, dass ich schon wieder dermaßen um den heißen Brei herumrede. Es geht kurz und einfach um andere (innere) Personen, die ein Problem mit manchen Themen haben.

Naja, wollen ist die eine Sache

Können die andere. Nein, nicht weil mal wieder ,,Das daaarfst duu nicht maachen“ (stellt euch das bitte total theatralisch gesagt vor, wie in so einem schlechten Hollywoodstreifen – Ja ich werd schon wieder fies 🙈) kommt. Nö, eher hätte ich das wohl gleich abtippen sollen. Wenn dann einige Zeit ins Land gegangen ist, habe ich so gut wie keinen Zugang mehr zu dem was da ablief (brauch also auch gar keiner sagen ,,Sei mal still“ ). Also schon. Ich notiere ja auch immer so ein paar Sachen, während solcher Phasen. Aber irgendwie auch nicht.

Stellt euch meinen Kopf wie eine große Schublade vor, in der sich ganz viele Aktenorder befinden, die mit Karteikarten von einander getrennt sind. Während so einer „Phase“ befinde ich mich im Aktenordner XY und dann springe ich einfach wieder 3 Aktenordner zurück in den „Alles ist doch total normal. Gibt’s etwa ein Problem?“ . Und hier in dem Ordner ist alles so chillig (okay, jetzt übertreibst du), dass ich gar kein Verständnis mehr dafür hab, was in Aktenordner XY so schlimm gewesen sein soll. Versteht diesen Vergleich einer?🤔

Naja, ist ja auch Wurst. Wir tun alle einfach so als ob. Ich hab mich auf jeden Fall entschlossen eine E-Mail von uns (an unsere Thera.) hier zu veröffentlichen. Dann kann ich danach nämlich näher drauf eingehen. Das macht es ein bisschen leichter, einen Faden zu finden. Selbstverständlich (oder leider, je nachdem ob aus unserer oder eurer Sicht gesehen) habe ich die Mail zensiert. Erstmal habe ich sie gekürzt und dann die wichtigen Stellen mit „(…)“ ersetzt. Ihr könnt sie dann mit lesen oder auch nur den anderen Teil. Ich denke eine Triggerwarnung braucht es aber nicht.

Die Mail (1. Teil)

,,Hallo Frau (…),
ich versuche das was die letzten Tage los war irgendwie einmal zusammenzufassen. (…)
Am Mittwochmorgen zeigte es mir auf Facebook eine Erinnerung an, von einem Beitrag den ich letztes Jahr postete. Es ging um einen Text von Frau Huber, der sich um (…) drehte. Ich mag gerade nicht näher darauf eingehen. Und ich weiß nicht genau, was dann der ausschlaggebende Grund war, warum oder was da genau passierte. Ich war auf jeden Fall sehr getriggert. Meine Körper fühlte sich an, als würde er brennen, meine Haut fing an zu jucken und es fühlte sich an, (…) Aber das rollte alles langsam an und kam nicht schlagartig.

Ich tippte dann einfach ins Handy ein, was im Kopf los ging. Welche Worte und Gedanken sich immer wiederholten und veröffentlichte das, ohne drüber nachzudenken, auf dem Blog. Normalerweise bereite ich alle Beiträge vor und lese sie mehrmals Korrektur, bevor ich sie öffentlich stelle. Aber da tippte ich einfach auf veröffentlichen, weil mir das in dem Moment so richtig vorkam. Weil es einmal so echt war und nicht mit so vielen Filtern überzogen und verpackt.

(…) Das ich das veröffentlicht habe, war, glaube ich, nicht so gut. Ich bekomme die genaue zeitliche Abfolge bzw. was was ausgelöst hat aber nicht mehr so gut auf die Reihe, daher versuche ich das einfach niederzuschreiben wie ich es im Kopf habe. (…) Wir sind dann jedenfalls raus. Und ich lief so schnell es nur ging. Sodass es bereits weh tat. Ich wollte das es weh tut. Und dann hab ich irgendwie einen Hänger im Kopf.“

Kommentar dazu

Es ging um einen Post den ich veröffentlichte (ist mittlerweile wieder rausgenommen). Das war ne unüberlegte Handlung, ich weiß auch gar nicht warum ich das gemacht hab. Ich hab das später noch versucht zu retten, indem ich noch etwas dazu schrieb. Mit eher mittelmäßigen Erfolg. Allerdings weiß ich bis heute nicht, was so dramatisch daran war, aber gut. Der war aber nicht der Auslöser. Das hat irgendwie alles komisch zusammengespielt und lag wahrscheinlich eher daran, dass ich mich mit einem bestimmten Thema gedanklich „zu viel“ auseinandergesetzt habe bzw. es kurzzeitig tatsächlich ernsthaft in Betracht zog. Naja egal, weiter im Text…

Die Mail (2. Teil)

,,Als (…) da war, kamen mir manchmal Sachen komisch vor. Schon im Sommer habe ich das beobachtet. Also, also ich komm mir so dämlich vor darüber überhaupt nachzudenken. Ich weiß nicht, er wusste so oft Dinge gar nicht mehr und er war so oft einfach ein anderer (…) und dann wieder ganz normal und ja keine Ahnung. Ich fand einfach Dinge komisch. Und an irgendeinem Abend ging mir auch (…) so durch den Kopf und so Sachen eben. Und ich weiß nicht mehr ob ich am Mittwoch, also am gleichen Tag wie oben, auf diesen Gedanken kam oder vorher. Es fühlt sich an, als hätte ein Sturm in meinem Kopf gewütet und jetzt liegt nichts mehr da, wo es mal lag oder liegen sollte.

Ich hoffe das Sie irgendwie verstehen worauf ich vllt. hinauswill / was ich meine. Ich kann das nicht sagen oder ausschreiben. Bei dem Gedanken daran, kommt da gerade unheimlich viel Scham auf, aber das löst auch noch mehr aus. Ich muss das irgendwie versuchen nur anzureißen.

Auf Instagram folgt mir und folge ich einer Betroffenen, die auch eine Dis hat (…). Ich weiß nicht warum ich das gemacht habe, aber mir fiel niemand anderes ein, den ich hätte fragen können. Also jemand der so direkt betroffen ist. Ich hab gar nicht viel geschrieben, nur kurz angerissen um was es mir geht und wie und ob überhaupt man sowas überhaupt bei (…) merken kann. (…) Ihre Antwort war sehr freundlich und sie hielt sich auch sehr an der Oberfläche auf. Da war also nichts schlimmes (…) Nach ihren Antworten wimmelte ich sie jedoch, so gut es ging, gleich wieder ab und sagte das ich nicht näher darauf eingehen will und da auch nichts ist. Ich weiß nicht, ich hätte nicht schreiben dürfen und ich weiß auch nicht warum ich das gemacht habe. Und ich weiß auch nicht warum ich das ausgerechnet an diesem Tag machen musste.

Auch hier fehlt mir die zeitliche Abfolge. Im Kopf jedoch ging ein totales Chaos los. Und ich verstehe das nicht. (…) Aber nachdem ich dieser Frau geschrieben habe, ich weiß nicht, vllt. war es zu konkret was ich angesprochen habe, wirklich ich weiß es nicht, aber da ging ganz viel los.
(…) ,,Nie mehr darfst du dich mit anderen so austauschen. Nie mehr. Gar nicht mehr mit ihnen schreiben. Du kannst nicht mit anderen in Kontakt treten. Schäm dich. Du lügst. Du lügst jeden an und alle merken es.“ (…)
Ich kann mich nur mit Mühe und Not zusammenreißen und nicht den ganzen Blog löschen. Ich will das nämlich nicht. (…) Aber diese Gedanken mit niemand mehr zu sprechen sind überwältigend. Es ist kein Verbot. (…) Das ist anders. (…) fühlen sich an, als kämen sie von mir selbst. „

Kommentar dazu

Ja da ging es um eine Sache, die ich auch hier nicht näher erläutern werde. Nachdem ich geschrieben hatte, ging es zwar richtig los, aber ich glaube das war nur das Tröpfchen, was das Fass zum Überlaufen brachte. Es ging wahrscheinlich um das Thema, das da im Kopf präsent war. Mittlerweile hat sich einiges wieder gelegt und mir ist auch wieder klar, dass mir Gedanken daran auch schon einige Zeit vorher kamen. Immer mal wieder. Und ich weiß nicht, ob der Trigger vorher diese Gedanken dann so konkret im Kopf gemacht hat oder was es nun war. Auf jeden Fall ging hier ganz schön was los und ich hatte immer weniger Kontrolle. Jetzt ist alles wieder ganz weit weg geschoben und auch emotional total abgekapselt. Also alles wieder chillig. Oder, naja, so in der Art jedenfalls.

Was ich da auch anspreche ist das, was im Kopf abgespult wurde. Mit „es ist kein Verbot“ meinte ich, dass niemand sagt „Du du du☝ , dass darfst du aber nicht“ . Mir war bewusst das diese Gedanken nicht von mir kommen, sie wurden aber so rüber gebracht, als kämen sie von mir selbst. Das ist echt scheiße zu beschreiben. Und die waren nicht primär darauf ausgelegt mir zu erzählen wie kacke ich bin. So wie ich das oft von den üblichen Beleidigungen und Beschimpfungen kenne. Die haben durch ihre Worte/Gedanken eher zu einer Trennung zur Außenwelt hin geführt. Ich versuch’s gleich nochmal besser zu erklären. Das ist echt doof zu beschreiben irgendwie.

Die Mail (3. Teil)

,,In Folge kam auch das Leugnen wieder so stark. ,,Nichts ist echt. Nichts von alle dem.“ (…) Als wir uns gestern gesehen haben war das so laut im Kopf. ,,Das ist alles eine Lüge. Ich lüge. Und ich brauche keine Therapie. Das ist Schwachsinn.“ Ich weiß nicht warum ich trotzdem hinkomme. Ich glaube, weil ich nicht aufhören will in die Therapie zu kommen. Aber ist das nicht wieder ein Beweis für meine Lügen? Wenn es so schlimm wäre, käme ich nicht mehr. Und dann muss ich an meine Familie denken. (…) Gerade die Paranoia macht mir momentan sowieso starke Probleme, da mir manche Dinge wieder hochkamen, wie z.B die Emails meiner (…) damals oder auch das mein (…) genau dem Tag, nachdem ich den Antrag für den Fonds ausgefüllt habe, aufkreuzte usw. (…)

Und ich möchte gerne mit Ihnen darüber reden (…)
Als ich dann gestern bei Ihnen saß wollte ich so viel ansprechen und sagen, aber es ging nicht. Also es ging wirklich nicht. Ich will es sagen und ich habe die Worte im Kopf, aber sie gehen nicht über meine Lippen. Da zu sein fühlte sich schon so falsch an. Und als wir dann draußen waren und ich neben Ihnen lief, ging es die ganze Zeit in meinem Kopf: ,,Feind. Feind. Feind.“.
Ich weiß, dass Sie nicht mein Feind sind, aber ich weiß nicht was ich gegen diese Gedanken, und das was sie in meinem Körper auslösen, tun soll und wenn ich leugne, dann richtet das aber auch soviel in mir an. So viel Selbsthass. Der ist kaum erträglich.

Ich komme nur aus allem raus, wenn ich zurück in meine Filterblase rutsche, wo alles nur ein Spiel ist und alles nicht echt. Nicht real. Und wenn ich mit Ihnen rede, also das was wirklich los ist, dann kann ich nicht in dieser Blase bleiben und dann geht das im Kopf wieder los. Und ich weiß nicht, wie ich das stoppen kann. Wenn ich mit anderen rede, so über das Echte was gerade los ist, nicht über das Freigegebene, dann löst das etwas aus, über das ich nicht weiß, wie Herr darüber werde. Wie ich dann weiterleben soll. Es übernimmt einfach meine Gedanken und Gefühle.

Es ist wie eine Parallelwelt. Eine Welt, in der ich und meine Gedanken jetzt existieren, aber diese fühlt sich so oberflächlich an. Dort fühle ich mich so einsam, weil ich mit niemand reden kann und wo mich niemand wirklich kennt. Und eine, wo meine echten Gedanken sitzen, aber die darf ich nicht betreten. Vllt. will ich es auch nicht. Aber vllt. will ich es nur nicht, weil dann sofort dieses Chaos im Kopf los geht. Aber vllt. bin ich auch ein zwanghafter Lügner. So oder so möchte ich, dass das weg geht, aber ich weiß nicht wie. Wirklich nicht. Immer wenn Sie mit etwas anfangen, was mein Innerstes betrifft, baut sich diese große Mauer auf und da kommt soviel Scham. Ich weiß nicht, wie ich das ändern kann und das löst wieder soviel Ohnmacht und Verzweiflung in mir aus. (…)“

Was war da denn nun los?

[Nur kurz zu oben noch: Weil in der Therapiestunde halt gar nichts ging, sind wir zusammen raus spazieren und im obersten Absatz geht es um Familienmitglieder. Zu dem Familienmitglied bzgl des Fonds bestand bis dato, seit einiger Zeit, kein Kontakt mehr. Nun allerdings wieder.]

Das war wie ein Domino-Effekt. Erst wurde ein Stein umgeworfen und dann fiel einer nach dem anderen. Wie eine Lawine im Kopf, die los geht und mich komplett überrollt und mitzieht. Es geht dann mit „harmlosen“ Dingen los, wie Gedanken z.B das ich mit niemanden reden darf. Aber das sind nicht die typischen „Halt deinen Mund“ -Dinger, so wie wenn es eine Person „neben dir“ sagt, sondern das ist überwältigend. Das kapert meinen ganzen Kopf und Körper. Und umso mehr ich dann versuche mit jemand in Kontakt zu treten (wie z.B meiner Therapeutin), umso intensiver wird das. Und ich bringe dann auch kein Wort raus, selbst wenn ich es noch so sehr will. Auch das Leugnen spielte plötzlich wieder eine große Rolle (obwohl das längst besser war).

Da gibt’s dann keine anderen (inneren) Personen mehr, denn dazu bräuchte man ja ein Trauma. Und man glaubt am besten, dass man gerade auf dem totalen Holzweg ist, sich Sachen einbildet und total irre ist, wenn man noch nie ein Trauma erlebt hat, oder nich? Wie gesagt: Mir war das parallel dazu aber alles bewusst und das da gerade irgendwas komisches abgeht, aber ich hatte keine handhabe mehr darüber. Das geht dann weiter (also wenn ich von einen Thema/Vorhaben z.B nicht ablasse), dass ich mich selbst verletzen will oder auch tue, bis hin zu starken Selbstmordgedanken. Ähm … und wo ich halt auch nicht weiß, ob es da letztendlich eine Grenze gibt. Vll nachvollziehbarerweise versucht hier aber auch keiner wirklich auszutesten, ob es eine Grenze geben könnte.

Und was hat das jetzt mit der Isolation zu tun?

Das begrenzt sich eben nicht darauf, dass ich dann nur über ein bestimmtes Thema nicht reden kann. Ich spüre richtig, wie sich eine Mauer zwischen mir und der Außenwelt reinschiebt. Trauma-Betroffene fühlen sich generell von anderen getrennt und nicht mit ihnen verbunden. Das ist auch hier ein üblicher Zustand. Aber die meiste Zeit bekommen wir zumindest so ein gewisses Level hin. Dann geht aber gar nichts mehr. Es kommt diese unglaubliche Überzeugung, dass es furchtbar schädlich ist, mit jemand Kontakt zu haben. Das wird mir nur schaden.

Man darf das aber nicht verwechseln: Meine Alltagsmaske (für andere) funktioniert trotzdem weiterhin (fast) fehlerfrei. Ich kann Smalltalk halten (wenn unbedingt nötig), Witze reißen usw. Ich kann bei allem bleiben, was oberflächlich und kurzweilig ist. Aber wehe es geht an irgendwas anderes. Das braucht auch überhaupt nichts mit dem Thema zu tun haben. Ich wollte meiner Freundin z.B etwas anderes sagen, was mir auf dem Herzen lag. Aber sofort bröckelte die all-days-smiley-Maske und ich bekam kein Wort mehr heraus. ,,Nicht reden. Das ist schwach. Du musst JETZT nach Hause.“ (➡ Ich war bei ihr zu Besuch – Ein Abend den ich dann auch wirklich bereute. Wir hatten wieder D&D-Abend und da der nur so selten stattfindet und sich alle drauf freuen, wollte ich nicht absagen. Das ging dann am laufendem Band, sodass die Gesellschaft der anderen Leute teilweise fast unerträglich wurde und ich am liebsten heulend rausgerannt wäre.)

Es kommt einfach diese überwältigende Überzeugung auf, dass es das Beste und Gesündeste für mich ist, jegliche Kontakte auf ein absolutes Minimum zu begrenzen. Kontakte sind nicht gut. Kontakte sind böse. Und bloß nicht den Mund aufmachen, dann zeigen dir die Kontakte nämlich wie böse und schädlich sie wirklich sind … Ja, das trifft es so in etwa. Heute, jetzt und hier, bin ich übrigens der Meinung das ich da total übertreibe. So schlimm wars gar nicht. Ne kurze Down-Phase: ,,Pff, mach mal nicht so ein Drama draus“ – Tja 🤷‍♀️😏