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Strukturelle Dissoziation grafisch erklärt (vereinfacht)

Ganz oft höre ich, dass sich Menschen nicht vorstellen können, wie das mit der (p)Dis funktionieren soll.
Da die Dis jedoch kein Hexenwerk ist, dachte ich, ich probiere es einmal euch die Aufteilung im Kopf, grafisch darzustellen. Ich lerne visuell sehr gut und vllt. kann sich so auch der ein oder andere all das etwas besser vorstellen.

Beiträge, welche die genauen Störungsbilder ausführlicher behandeln, verlinke ich euch in den entsprechenden Kapiteln.

Wichtig ist (!):
All das ist stark vereinfacht dargestellt. Unser menschliches Gehirn funktioniert sehr komplex und auch die Aufteilung der inneren Anteile ist viel variabler.

Neurotypisches Gehirn

Stellen wir uns unser Gehirn und die darin existierenden Persönlichkeiten einmal wie ein Großraumbüro vor, in den jeder seinen Schreibtisch hat. Es gibt einen strengen Dresscode. Alle tragen daher die gleiche Uniform und haben die gleichen Haare .

Jeder Mensch hat unterschiedliche Rollen, in die er hin und wieder schlüpft. Bei den Kindern benimmt man sich ganz anders, als gegenüber dem Partner oder auf Arbeit. All diese „Persönlichkeiten“ (einzelne Gehirnareale) sitzen jedoch gemeinsam in dem Großraumbüro und arbeiten, Hand in Hand, zusammen. Sie alle zusammen ergeben, als ein Bewusstsein, die Gesamtpersönlichkeit des Menschen.

PTBS

Erleiden wir ein Trauma und entwickeln daraus eine PTBS, bekommt ein Großraumbüro-Mitarbeiter (=emotionaler Persönlichkeitsanteil/EP) nun die Aufgabe, sich darum zu kümmern. Alles wichtige, was mit dem erlittenen Trauma zusammenhängt, bekommt er nun in Aktenform auf den Tisch gelegt. Er bekommt zwei Trennwände neben seinen Tisch aufgestellt, entweder eine durchsichtige, sodass er noch sieht, was um ihn herum geschieht). Oder eine dunkle (wenn eine Amnesie zum Trauma, z.B den Unfallhergang oder zum Überfall, besteht). Jedoch bekommt er kein eigenes, abgetrennte Büro. Er arbeitet immer noch mit dem Rest der Mitarbeiter zusammen.
Wenn nun irgendetwas, was mit diesem Trauma zu tun hat/relevant wird (z.B wenn ein Trigger auftritt), wird alles an diesen zuständigen Mitarbeiter weitergeleitet.

KPTBS und Borderline

Mehrere Traumata, also mehr Akten die noch bearbeitet werden müssen, brauchen auch mehr Mitarbeiter, die sich darum kümmern (= mehr EP’s).
Noch immer tragen aber alle die gleiche Uniform, haben den selben Haarschnitt und sind mehr oder weniger Teil des Großraumbüros (= traumatische Gefühle wurden abgespalten und agieren bei Triggern autonom, z.B mit starker Wut oder Angst, aber haben kein eigenes Bewusstsein).

Ego-State-Disorder

Hier haben sich einige der Mitarbeiter bereits entschlossen aus dem „Schwarmwissen“ auszubrechen. Sie haben weiterhin hier ihren abgetrennten Schreibtisch, tragen aber auch schon andere Kleidung und haben sich die Haare gefärbt (= die emotionalen Anteile/Traumaträger haben bereits ein teilweise eigenes Bewusstsein, mit eigenen Bedürfnissen, Gefühlen und Erfahrungen).
Das Großraumbüro arbeitet aber immer noch zusammen (= und repräsentiert damit die Persönlichkeit des Gesamtmenschen).

Partielle dissoziative Identitätsstörung

Bei der pDis gibt es das Großraumbüro so nicht mehr. Jeder Mitarbeiter hat bereits sein eigenes, vollständig abgeteiltes Büro bekommen. Auch sitzt in diesem keiner mehr mit Uniform, sondern jeder trägt seine ganz individuelle Kleidung (= eigenes Bewusstsein, Erinnerungen und Meinungen). Allerdings sind die Wände der Büros aus Glas, sodass trotz allem jeder sehen kann, was der andere tut (= Co-Bewusstsein).
Der Mitarbeiter XY am anderen Ende des Büros kann so zwar möglicherweise noch, wenn er sich Mühe gibt, schauen was der Kollege ZX macht. Das heißt aber nicht, dass er auch automatisch mit ihm kommunizieren kann oder weiß welches Thema (=Erinnerung) er auf seinem Schreibtisch bearbeitet , schließlich befinden sich trotz allem Wände zwischen ihnen. Dazu müssten beide entweder die Türen öffnen oder ein Telefon nutzen.

Dissoziative Identitätsstörung

Hier gibt es nun auch keine verglasten Wände mehr. Jeder hat sein ganz eigenes Büro, mit festen, undurchschaubaren Betonwänden. Selbst wenn sich Mitarbeiter XY nun also ganz weit zurücklehnt und sich den Hals halb verrenkt, kann er nicht sehen was im Nebenzimmer geschieht. Um zu erfahren was die anderen Mitarbeiter machen und was deren Aufgabengebiet in der Firma ist, muss er sich also mit ihnen vor dem Büro treffen oder ihre Nummer herausfinden, um sie anrufen zu können. Wenn er sich irgendwann mit einem Kollegen richtig gut versteht, reißen beide möglicherweise die Wand ein und arbeiten zusammen in einem großen Büro.
Aufgrund der Einzelbüros kann es hier auch dazu kommen, dass unterschiedliche Mitarbeiter mit den Kunden (= der Außenwelt) reden, ohne zu wissen was ein anderer Mitarbeiter dem Kunden vorher erzählt hat.
Es kann aber auch Mitarbeiter geben, die eine Glaswand zum Büro des anderen haben (= Co-Bewusstsein).

DIS: Blackout & Greyout

Heute sprechen wir mal über die kleinen Unterschiede bei Blackouts….

Blackouts

Zum Blackout kommt es, wenn eine Persönlichkeit vor wechselt, zu der die amnestischen Barrieren noch sehr hoch sind.
Letztendlich fühlt es sich so an, wie man sich einen Blackout vorstellt. Von einer auf die nächste Sekunde ist bspw. die Sonne bereits untergegangen oder es ist früher Morgen, obwohl eben noch Abend war. Oder du stehst gerade noch draußen und suchst deinen Schlüssel und im nächsten Moment bist du in deiner Wohnung und kochst dir etwas zu essen. Dabei hast du keinerlei Ahnung, was in der Zwischenzeit passiert ist. Es ist, als würde jemand mit dem Finger schnippen und plötzlich ist Zeit vergangen. Dabei können bis zu mehrere Stunden, Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre fehlen.

>>Kennt ihr das?
Wenn ihr aufwacht
Und ihr dreht euch noch mal um
Und schlaft dann ein
Und auf einmal seid ihr fünf Jahre älter
Schäbig ist das<<

Prezident


Dazu muss man aber sagen, dass einem das nicht immer auffällt. Bei mir bestand lange Zeit, und besteht noch heute oft, die Amnesie zur Amnesie. Oftmals fällt mir dann nur auf, dass ich nicht da war, wenn etwas ohne mein Wissen in der Wohnung verändert wurde. Eigentlich machst du normalerweise einfach weiter, als wäre nichts gewesen, weil es dir gar nicht gravierend auffällt. Dissoziation „sei Dank“.

Es gibt aber auch Persönlichkeiten, die bspw. vorn sind und dann rausgekickt werden und plötzlich wieder in der Innenwelt sind. Und es gibt auch welche, die, soweit ich das von hier weiß, gar keine Blackouts erleben, da sie eine Beobachterposition innehaben.

Seit dem neuen ICD-11 gibt es auch eine neue Unterteilung der DIS-Typen.
Dabei wird in Typ 1 unterschieden, wo es zu Wechseln bzw. volldissoziierten Handeln nur in Stresssituationen kommt und in Typ 2, wo volldissoziiertes Handeln auch im normalen Alltag ständig auftaucht.
Die Aussage: „Nur wenn man den ganzen Tag über viele Blackouts hat, hat man auch eine DIS“ stimmt so also nicht ganz.

Hier ist es z.B. auch so, dass es keine extremen Wechsel gibt. Also ich denke, das hat mehrere Faktoren: Zum einen, dass wir eine viel ruhigere und sicherere Umgebung als früher haben. Das macht sehr viel aus. In Hochstresssituationen bin ich z.B. kaum noch anwesend. Zum anderen denke ich aber, dass wir generell nicht wild durch die Gegend wechseln (mit vollständigen Blackouts). Und offen schon gar nicht, also so, dass es anderen besonders auffallen würde. Ich habe mich z.B. auch noch nie plötzlich in einer anderen Stadt wiedergefunden … Glaub ich 🤔

Greyouts

Greyouts sind eine Art Miniblackout. Das ist eher die Form, die überwiegend auftritt, also besonders oft über den Tag verteilt.
Man merkt das bspw. daran, wenn man sich in einem Gespräch befindet und plötzlich feststellt, dass man einen Teil davon nicht mitbekommen hat. Das kann natürlich „nur“ mit dissoziieren zusammenhängen (z.B. wenn es ein schwieriges Thema ist) oder aber es kann zwischendurch auch eine andere Person vor wechseln (das fällt meist daran auf, wenn man das Gespräch problemlos weitergeführt hat und sich z.B. wundert, was man angeblich gesagt haben soll).

Hier ist es dann so, dass oft Information zu geschoben werden (was ich auch schon von einigen anderen so gehört habe). Also dass entweder derjenige, der vorn war, öfter aber macht es jemand, der sich im Hintergrund auffällt und eher beobachtet, dir wie auf einem Notizzettel zuschiebt, was eben passierte. Wenn guter Kontakt zu demjenigen besteht, dann ist es mehr wie ein richtiges Gespräch. Größtenteils kommt das bei mir aber so an wie ein spontaner Einfall oder Gedanke, der sich aufdrängt. So als würde ich einen Filmausschnitt sehen (nur halt ohne sehen 🤔 – Vllt. trifft es ‚fühlen‘ besser, hier läuft so vieles über Fühlen ab, eher wie ein 6. Sinn) und dann wissen „Ah, da war das und das los“ .

Auch das macht es schwierig, solche (Mini)Blackouts als das zu erkennen, was sie sind. Du denkst ja dann, du wärst eben nur mal wieder unaufmerksam gewesen. So wird nach Außen aber auch ein besseres Bild von „normal“ aufrechterhalten (und auch für die Frontpersonen, besonders, solange auch sie nichts von der DIS wissen sollen).
Bei solchen Gesprächssituationen kann es für Außenstehende dann z.B. so wirken, dass man plötzlich während des Gesprächs eine ganz andere Meinung bekommt oder die Stimmung stark schwankt oder man sich eben nicht daran erinnert, worüber man gerade gesprochen hat. Mein Lieblingssatz, den ich eigentlich in fast jedem Gespräch mindestens 1x sage ist: „Um was ging’s gerade?“

Weiter zeigen sich solche  „Miniblackouts“ darin, dass generell Sekunden oder Minuten fehlen. Sowas bekommst du normalerweise gar nicht mit, es sei denn du guckst den ganzen Tag akribisch auf die Uhr. Oder an anderen Kleinigkeiten, wie z.B., wenn ich den Aufwasch mache und zum Glas greifen will, um es abzuwaschen und dann steht es bereits fertig aufgewachsen neben der Spüle, obwohl es eben noch dreckig war. Auch wenn die Tasse plötzlich ausgetrunken oder der Teller aufgegessen ist und du dich nicht oder nur kaum daran erinnern kannst. Also so, als hättest du es nur von irgendwo ganz wage mitbekommen.
Oder du hast eben noch deinen Schlüssel in der Hand und willst ihn in die Tasche stecken, machst sie auf und plötzlich liegt er schon drin. Und dann guckst du die andere Hand ganz verwundert an und denkst dir nur so „Hä?“ . Fragst dich dann aber auch nicht weiter.

Also hier ist es auf jeden Fall so, dass es dazu den ganzen Tag über kommt. Eigentlich fühlt es sich für mich an, als wäre ich den ganzen Tag anwesend. Wenn ich mich dann aber an den Tag erinnern will, eher so, als hätte ich im Zug gesessen und alles nur an mir vorbeirauschen sehen. Manches habe ich mitbekommen. 50 – 60% aber eher, als wäre ich gar nicht richtig mit dabei gewesen oder hätte nicht hingeschaut (wie in der Zuganalogie).

Schlusswort

Ihr seht, es ist also gar nicht ganz so leicht, eine DIS nur an Ihren vielen Blackouts festzumachen. Vieles bekommt man manchmal gar nicht mit und auch hier gilt wieder: Nicht jedes System ist gleich.
Die einen wechseln besonders viel am Tag (und bekommen es mit) und andere wechseln weniger oft. Auch das hat nichts mit der Schwere des Traumas oder der Echtheit des jeweiligen zu tun, sondern damit, was das System als sinnvoll erachtet und braucht.

Ein Unterschied zur pDIS und ESD ist eher darin zu ziehen, dass es bei der DIS mehrere ANP’s gibt. Generell muss ich manchmal aber sagen, dass es (finde ich) eigentlich ziemlich Wurst ist, ob DIS oder pDIS. Die Behandlung ist gleich, die Traumata oft auch. Macht euch da bitte keinen Stress, das immer so exakt unterteilen zu müssen.
Guckt, gerade wenn sich Anteile nicht vor trauen bspw. in der Therapie und nur indirekt (von Innen beeinflussen/Co-Bewusst) auftauchen, lässt sich ganz schwer zwischen DIS und pDIS unterscheiden. Bei uns ist es z.B. auch ein Problem gewesen, dass wir schon seit Jahren allein wohnen und Switches mit niemand abgleichen können. Wenn du die Blackouts dissoziierst, kannst du auch nicht angeben, dass du welche hast.
Bei uns stand deshalb ganz lange die pDIS Diagnose. Dass die Diagnose am Ende in eine DIS umgeändert wurde, hat jedoch an der Echtheit der anderen bzw. des gesamten Systems, unserer Traumata und auch an unserem Heilungsweg absolut nichts geändert. Macht euch da also keinen Stress.

*Der Vollständigkeit halber noch der Unterschied zur ESD:
Bei der ESD hast du wie bei der pDIS auch nur einen ANP und mehrere EP’s. Jedoch sind diese nicht so weit abgespalten wie bei der pDIS/DIS. Bei der ESD gibt es noch das Kern-Ich und von diesem haben sich mehrere EP’s abgespalten, sind jedoch noch immer ein Teil deines Selbst. Sie haben zwar eigenständige Bedürfnisse und Gefühle, jedoch noch kein vollständig eigenes Bewusstsein. Es bestehen auch keine Amnesien zu ihrem Handeln. Ich schaue mal, dass ich die Unterschiede demnächst nochmal versuche grafisch darzustellen.


(Und auch noch interessant zu wissen vllt.: Innerhalb eines pDIS/DIS-Systems kann es auch Anteile mit ESD geben, genauso wie einige ihre eigene DIS haben können. Und auch Frontpersonen können eine pDIS haben, das macht die Diagnosestellung dann umso schwerer, da man wie eine ESD oder pDIS wirkt, obwohl dahinter eigentlich eine DIS liegt)

(p)Dis – Formen und Unterschiede

Dis ist nicht gleich Dis, genauso wenig wie eine DDNOS gleich eine DDNOS ist. Es ist eben wie bei allen psychischen „Störungen“, wo nicht jeder in genau das gleiche Muster passt. Gerade auch bei der DDNOS fällt mir immer wieder auf, dass in verschiedene Typen unterteilt wird, was manchmal ganz schön verwirrend sein kann.

Gucken wir uns einfach mal an, was es da überall für Unterschiede gibt. [Ich spreche jetzt hier noch vom ICD-10. Was sich nächstes Jahr, mit dem ICD-11 ändert, kennzeichne ich euch extra.]

DDNOS

(Ab 2022 fallen beide Typen unter pDis…)

  • Typ 1a: Wird als Dis (Dissoziative Identitätsstörung) gesehen, welche aber noch nicht klar diagnostiziert ist, weil z.B kein Switch beobachtet werden konnte. Oder weil zwar relevante Amnesien für die Vergangenheit bestehen, nicht jedoch aber für den normalen Alltag (keine bis wenig Alltagsamnesien).
  • Typ 1b: Wie eine Dis (erfüllt nicht alle Kriterien dafür) => Die unterschiedlichen Anteile sind nicht ganz soweit von einander getrennt/abgespalten oder wirken nicht getrennt genug von der Frontperson. Weiter gibt es keine Amnesien zwischen den verschiedenen Anteilen (emotionale Amnesien sind aber möglich, also das nicht-Erinnern an entsprechende Gefühle ect.), d.h es besteht ein ständiges Co-Bewusstsein. Es kann dabei auch „nur“ zu verschiedenen Ich-Altersstufen oder Emotionszuständen kommen (=Ego-State-Disorder).

➡ Im neuen ICD-11 werden beide Typen zusammengefasst, als Partielle Dissoziative Identitätsstörung. Dort heißt es:

,,In der Regel treten keine Amnesien, aber regelmässig teildissoziiertes Handeln auf. Ein Persönlichkeitszustand ist dominant und andere Persönlichkeitszustände versuchen intrusiv zu beeinflussen, sind jedoch nicht dominant. Intrusive Beeinflussungsversuche beinhalten oft Selbst- und Fremdverletzungen, Essstörungen, Einnahme von Suchtmitteln und sexuelle Handlungen. (…) Diese Intrusionen sind verbunden mit Veränderungen von Empfindungen, Wahrnehmung, Affekten, Kognitionen, Erinnerung, motorischer Kontrolle und Verhalten und werden als Beeinträchtigung des Funktionierens des dominanten Persönlichkeitszustands und typischerweise als störend erlebt.“

Im amerikanischen DSM-5 (seit 2013) heißt diese Diagnose OSDD.

Weitere DDNOS-Typen…

  • Typ 2: Derealisation, ohne Depersonalisation. Normalerweise wird hierfür aber trotzdem die Diagnose: Depersonalisations- /Derealisationsstörung vergeben, da nach dem ICD-10 dafür entweder Derealisation oder Depersonalisation (oder eben beides) gegeben sein muss. Wann genau und warum dafür dann manchmal die Diagnose DDNOS ausgestellt wird/werden kann, konnte ich leider noch nicht herausfinden (ich gebe bescheid, wenn ich mehr weiß).
  • Typ 3: Dissoziationszustände die bei Personen auftreten, die längere Zeitphasen einer Gehirnwäsche und/oder Indoktrination ausgesetzt waren, z.B in einem Gefangenlager ect.
  • Typ 4: Dissoziative Trance(störung). Das Bewusstsein für die Umgebung, das eigene Erleben, die eigene Identität, wie auch für das kognitive Denkvermögen sind dort stark eingeschränkt. Es kann zudem immer wieder zu den gleichen, monotonen Aussagen kommen.

Bei der Besitztrance (Besessenheitszuständen) erlebt der Betroffene sich bzw. sein Handeln wie von einer fremden Macht oder Wesenheit gesteuert. Diesbezüglich kann es auch zu einer Amnesie kommen. Vor allem in den östlichen Ländern, wie Asien, ist diese Störung sehr weit verbreitet (und wurde bei den Betroffenen, früher und heute, wahrscheinlich oft auch eher bewusst durch Dritte herbeigeführt).

  • Typ 5: Dissoziativer Stupor, wobei der Betroffene am ganzen Körper erstarrt und sich nicht mehr bewegen kann. Oder Bewusstlosigkeit und Koma, die nicht auf eine körperliche Ursache zurückzuführen sind.
  • Typ 6: Ganser-Syndrom. Betroffene antworten knapp an Fragen vorbei (z.B 2+2=5). Ein anderer Zustand kann nicht damit assoziiert werden (z.B eine dissoziativen Fuge, ect.).

Dissoziative Identitätsstörung

Reaktive Dis

Reaktiv = ,,als Reaktion auf einen Reiz auftretend“

Gemeint ist hier, dass die Dis „natürlich“ entstanden ist. Durch anhaltenden Missbrauch (psychisch, physisch und/oder se*uell), entwickelten sich alternative Persönlichkeiten, die die Traumata aushielten. Diese entstanden jedoch ohne Beabsichtigung durch die Außenwelt/Täter. Was jedoch durchaus möglich ist, ist das die Dis den Tätern irgendwann auffiel und sie für ihre Zwecke genutzt wurde, wie im organisierten Verbrechen z.B.

Programmierte Dis

Auch hier ist die Dissoziation natürlich eine Reaktion auf die äußeren Reize. Die Dissoziation der Kinder wird dort aber gezielt durch die Täter gefördert. Meist wurden die Kinder schon im Mutterleib „vorbereitet“, z.B durch Elektroschocks bei der Mutter, während der Schwangerschaft, wodurch die Schmerztoleranz der Kinder erhöht werden soll und diese beabsichtigt eingesetzten Traumata ziehen sich so durch die gesamte Kindheit, bis in das Erwachsenenalter hinein. Die Täter setzen den Missbrauch hier ein, um gezielt Persönlichkeiten abzuspalten, welche dann auf bestimmte Verhaltensweisen und/oder Handlungen konditioniert und programmiert werden (sie führen durch Mind-Control die Befehle der Täter aus). Bei anhaltenden Traumata auch zuhause, in der Schule ect., spalten sich oft weitere Persönlichkeiten ab (reaktiv; nicht beabsichtigt durch die Täter).

Weitere Unterschiede

pDis Typ 1 (neu)

Im Alltag gibt es ganz normal Ich-Syntone Handlungen, was heißt das sich der Betroffene auch wie er selbst fühlt. Nur bei Stresssituationen fühlt sich sein Handeln, Denken und Fühlen Ich-Dyston an, also nicht zu sich gehörig. Wenn im Streit z.B ein emotionaler Anteil (EP) heraus getriggert wird (wie bei der Ego-State Disorder) oder im Flashback usw., also eben in einer Stresssituation, dann übernimmt ein EP die Exekutive (er beeinflusst von Innen heraus, wodurch die Frontperson wie der EP handelt und reagiert, aber immer noch die Frontperson bleibt -> kein Switch, wie bei der Dis), wobei auch Depersonalisation auftreten kann. Amnesien gibt es jedoch nicht.

pDis Typ 2 (neu)

Hier gibt es auch im Alltag Ich-Dystones Empfinden. Handlungen, Gedanken, Gefühle usw. werden als zu sich gehörig (Ich-Synton), wie auch als nicht zu sich gehörig (Ich-Dyston) empfunden/wahrgenommen. Innere Anteile stehen also im Co-Bewusstsein und beeinflussen die Frontperson von Innen, sowohl im normalen Alltag, wie auch in Stresssituationen. Dabei kann es zu Depersonalisationserlebnissen kommen, allerdings ebenfalls ohne Amnesie (die Frontperson bekommt alles mit, auch wenn ein innerer Anteil durch sie hindurch agiert). Das ist das, was wir bisher als DDNOS bzw. Vorstufe zur Dis angesehen haben.

Dis Typ 1 (neu)

Volldissoziiertes Handeln bei Stress, d.h im normalen Alltag gibt es keine Amnesien oder Wechsel. Die Handlungen und Gedanken werden als Ich-Synton, oder aber auch als Ich-Dyston (aber ohne Amnesie) erlebt. Erst bei Stress oder traumanahen Situationen kommt es dann zu einem Switch, mit Amnesie.

➡ ,,Ich-Syntonie bedeutet allgemein, dass eine Person ihre Gedanken, Impulse oder Gemütserregungen als zu ihrem Ich gehörend erlebt. Diese werden also nicht als fremd und störend wahrgenommen, sondern als fester Bestandteil der eigenen Persönlichkeit. “ (Wikipedia)

Dis Typ 2 (neu)

Volldissoziiertes Handeln im Alltag. In stressnahen Situationen, sowie im Alltag kommt es zu Ich-Syntonen, wie Ich-Dystonen Handlungen, mit und ohne Amnesie (d.h auch im normalen Alltag kommt es regelmäßig zu Wechseln).

,,Offene“ Wechsel

Hier sind die Wechsel zwischen den unterschiedlichen Persönlichkeiten relativ offensichtlich zu erkennen. Die Persönlichkeiten unterscheiden sich oft auch stärker in ihrem Auftreten, sodass durchaus eine klare Stimmveränderung, Körperhaltung, ect. wahrgenommen werden kann.

[ Bemerkbar können sich Wechsel übrigens über Augenrollen (das Weiße kommt z.B zum Vorschein) oder andere Augenbewegungen; starkes Zittern; Schütteln; Kopf-, Gesicht- oder Körperspastiken; ,,den Faden verlieren“ bzw. das nicht Erinnern des vorher Gesagten; plötzliche Stimmungswandel oder Sichtweisen; usw. bemerkbar machen. ]

,,Verdeckte“ Wechsel

Die Wechsel erkennt man hier weniger gut, sodass selbst Fachpersonal oft Probleme hat, einen Switch eindeutig zu identifizieren. Die Persönlichkeiten wechseln sich eher im Hintergrund, also hinter der Frontperson ab, sodass nach Außen weiterhin eine einheitliche Fassade aufrecht erhalten bleibt. Obwohl auch da die Persönlichkeiten, für sich genommen, durchaus eine viel tiefere oder höhere Stimme oder eine ganz andere Mimik, Körperhaltung ect. (als die Frontperson) haben können, erkennt man dies selten direkt bei so einem versteckten Wechsel. Es kann auch dazu kommen, dass Vorhergeschehenes an die neu herausgewechselte Persönlichkeit „übergeben“ wird, sodass auch nicht zwangsmäßig eine Amnesie zum z.B vorherigen Gespräch vorhanden sein muss (was dann ja nach Außen hin auffallen würde).

Oft findet man diese Form der Dis bei programmierten Systemen an (da dort von den Tätern ja beabsichtigt wird, dass die Dis niemanden auffällt). Wie immer kann, muss aber gar nichts. Auch reaktive Systeme können so „versteckt“ wechseln. Zudem wechseln sich auch bei der DDNOS die Persönlichkeiten hinter der Frontperson ab, weshalb gerade da so schwer erkannt werden kann, dass eine multiple „Störung“ vorliegt.

Was kann sich noch unterscheiden?

Stimmen

  • Viele Betroffene hören die Innenpersonen klar und deutlich. Sie hören eine klare Stimmfarbe und können die unterschiedlichen Stimmen oft auch gut zuordnen. Die Personen diskutieren laut miteinander, kommentieren das Handeln der Frontperson, usw.
  • Ich wiederum höre nur sehr selten eine klare Stimmfarbe. Wenn, dann nehme ich auch den vollständigen Satz wahr. Die meiste Zeit über höre ich die Stimmen aber mehr wie Gedanken. Ich kann nicht heraushören ob da eine männliche oder weibliche oder kindliche Stimme redet und eigentlich höre ich da auch keine ganzen Sätze. Was gesprochen wird weiß ich, aber das ist mehr als würden die Wörter und Sätze als eine Art Gefühl aus dem Hintergrund angeschwappt kommen, welche ich im Inneren dann „übersetze“. Ich beschreibs immer als ,,Hör-Fühlen“ 😅. Da wird auch regelmäßig kommentiert und geschwafelt, aber das ist für mich mehr wie ein Klumpen vieler unterschiedlicher Meinungen/Gedanken, der durch den Kopf rauscht. So deutliches Reden, als würde man sich z.B in einer Bahnhofhalle mit vielen Menschen befinden (wie es viele oft beschreiben), ist das für mich nicht. Oft fühlt es sich eher an, als würden die entsprechenden Personen ganz, ganz weit weg stehen und der Wind trägt mehr so ein Wispern zu mir rüber oder als würde ich sie durch ein ewig langes Rohr, weit entfernt wahrnehmen. Mittlerweile weiß ich, dass das aber auch völlig normal ist und ich gar nicht so alleine damit bin (am Anfang dachte ich das nämlich, was mir wieder einen Grund zum Zweifeln gab).
  • Manche hören überhaupt keine Stimmen. Sie können die anderen nicht reden hören. Kommunikation ist dort mehr über Intrusionen, Gefühle, Impulse, Körperreaktionen, andere vermittelte (Außen)Personen (wäre aber nicht mein Favorit) , Kontaktbücher usw. möglich. Auch das ist gar nicht so selten, wie angenommen.

Wichtig ist noch zu sagen…

… das es Anteile geben kann, die überhaupt nicht sprechen können. Du kannst also durchaus die anderen ganz klar hören, während du aber diesen einen Anteil (oder auch mehrere) nicht hörbar wahrnehmen kannst. Dann ist es z.B auch möglich, dass du deine Anteile nicht deutlich hörst, weil die Barrieren zu ihnen noch zu hoch sind (sie weiter abgespalten sind). Durch die Therapie oder nähere Beschäftigung mit ihnen, kann sich das mit der Zeit verändern. Ebenso kann es aber auch möglich sein, dass du schon Jahre Therapie auf dem Buckel hast und du die Stimmen der anderen trotzdem nicht hören kannst. Dann habt ihr einfach eine andere Art zu kommunizieren.

Es gibt sogar, darüber las ich letztens, Betroffene die die inneren Personen doch im Außen hören (bisher habe ich das in die Kategorie Schizophrenie gepackt, weil es mehr wie eine Halluzination klingt). Alison Miller schreibt über eine Patientin, die die eigentlich inneren Stimmen, aus dem TV kommend wahrnahm. Auf Nachfrage antwortete eine Innenperson, dass die Betroffene die inneren Stimmen als Dämonen und böse Wesen ansah und ihnen deshalb nicht glaubte, wiederum aber alles glaubte, was im TV erzählt wird.

Innenwelt

  • Es ist völlig normal wenn gar keine Innenwelt existiert. Diese wird dann meist im Zuge der Therapie (oder kann natürlich auch ohne) ausgestaltet und aufgebaut. Jede Innenperson kann so ein Zimmer bekommen. Ein Konferenzsaal kann gebaut werden. Ein Spielzimmer für die Kleinen, usw.
  • Es kann auch eine Innenwelt geben, wozu du einfach nur (noch) keinen Zutritt hast oder z.B durch ein erneutes Trauma oder sehr viel Stress, dir der Zutritt nicht mehr möglich ist.
  • Weiter ist aber auch eine sehr große, bunte und umfangreiche Innenwelt möglich. Für programmierte Systeme ist oft eine Innenwelt mit sehr geometrischen Formen und Strukturen (Pyramiden, Hexagon, …) oft ein MÖGLICHER Indikator.

Letztendlich….

… ist das aber wieder nur eine grobe Übersicht, die das Verständnis der Unterschiedlichkeiten leichter machen soll. Wir sind alle so individuell und niemand lässt sich stur in eine bestimmte Kategorie einteilen. Es kann sein, dass du dich irgendwo haargenau wiederfindest. Es kann aber auch sein, dass du dich irgendwo zwischen mehreren Bereichen findest. Und das ist vollkommen okay und nichts daran ist falsch.

Hier geht es ja nicht um eine Tabellenkalkulation, sondern um unsere Psyche und da lassen sich eben nicht immer so ganz haargenaue Grenzen ziehen.

Strukturelle Dissoziation

Okay, zäumen wir das Pferd nochmal von hinten auf 😅

Wikipedia sagt dazu:

,,(…) Sie geht davon aus, dass durch anhaltende Traumatisierung in der frühen Kindheit eine strukturelle Aufteilung der Persönlichkeit entstehen kann, mit dem Ziel, das Überleben zu sichern und die Funktionsfähigkeit der Psyche zu erhalten, wenn aufgrund komplexer Traumata eine Integration der damit verbundenen Bewältigungsstrategien nicht mehr gelingt. Die Ausprägung der Abspaltung von Persönlichkeitsanteilen bewegt sich auf einem Kontinuum der Dissoziation[1] und reicht von der primären zu einer sekundären bis hin zur tertiären Dissoziation. Die Spaltung der Persönlichkeit kann je nach Schweregrad zu ganz unterschiedlichen Symptomen führen, die jedoch alle demselben Prinzip zugeschrieben werden.“

Schauen wir uns das Ganze mal näher an:

Was ist eine primäre Dissoziation?

Erleben wir ein Trauma, bleibt quasi ein Teil von uns darin stecken…bis wir das Trauma eben geheilt haben. 
Wir können uns das jetzt so vorstellen das wir als Mensch das Erleben, die Gefühle, Emotionen usw. während des Traumas als einen emotionalen Anteil (EP) von uns abspalten.
Abspalten heißt hier, das wir die entsprechenden Gefühle zum Trauma nicht in uns integriert haben, weshalb sie auch jederzeit hervorgetriggert werden können.
Ein Parfüm kann uns dann z.B in das traumatische Ereignis zurück versetzen, wir bleiben aber immer noch wir als Person.
Der EP ist ein Teil von uns selbst und kann wieder in uns zurück Integriert werden.

Und was ist eine sekundäre Dissoziation?

Von einer sekundären Dissoziation wird nach mehrfachen Traumatas bzw. nach langanhaltenden, dauerhaften Stress gesprochen. Also wie bei der komplexen PTBS, Borderline, der Ego-State-Disorder oder der pDis (bzw. DDNOS) .
Im Prinzip spricht man nun (immer noch) von einem ANP (anscheinend normaler Persönlichkeitsanteil) und dafür aber von mehreren EP’s. Bei jedem erlebten Trauma wurde ein oder mehrere Traumaträger abgespalten.

So und jetzt wird’s interessant, denn wir haben von der KPTBS bis zur pDis ein breites Spektrum und keiner will ja behaupten, alles wäre das Gleiche.

Also nochmal von vorn:
PTBS, KPTBS, Borderline und Ego-State – Was sich hier überschneidet ist, dass die EP’s immer noch ein Teil der eigentlichen Person sind. Sie werden zwar abgespalten, sind aber  keine völlig autonom agierenden Personen.
Was wir da finden sind Gefühle (starke Wut, starke Trauer, …) oder auch verschiedene Persönlichkeitszustände (sich klein machen, sexuell sehr offenherzig sein, ….). Bei den Betroffenen kann dieser Zustand oder dieses Gefühl übernehmen, aber sie SIND dann dieser Zustand oder dieses Gefühl. Es gibt nur diesen einen ANP.

Jetzt haben wir aber noch die pDis:

Auch hier gibt es nur einen ANP. Abgespalten sind ebenfalls mehrere EP’s (es gibt bei den EP’s übrigens nicht wirklich eine Grenze nach oben).
Der Unterschied zu den anderen „Störungen“ ist der, dass die EP’s weiter vom ANP abgespalten sind, d.h die Traumabarrieren sind größer. Sie sind auch schon richtige (Innen)Personen, mit eigenem Erleben, Meinungen, Erinnerungen, Fühlen usw. Während des Traumas kann es z.B notwendig gewesen sein, dass ein eigenständig handelnder Persönlichkeitsanteil übernimmt. Gerade wenn z.B auch immer wieder die gleichen Traumatas aufgetreten sind, in welchem der entsprechende EP „gefordert“ war.
Diese EP’s können im Notfall (oder wann sie es halt für richtig erachten) auch rauswechseln und dadurch eine Amnesie verursachen. Allerdings passieren solche Wechsel (inkl.Amnesie) weniger als bei der Dis.

Nun zu der tertiären Dissoziation:

Diese entsteht ebenfalls nach langanhaltenden, dauerhaften, frühkindlichen Stress, d.h es gibt wieder viele EP’s. Waren die traumatischen Erfahrung für das
Kind jedoch so schwer zu bewältigen (*), dann reichte es nicht mehr aus das sich nur ein ANP um den Alltag kümmert und die Traumata abspaltet, sondern mindestens ein zweiter ANP musste her.
Die Ursprungsperson, so wie sie mal auf die Welt kam, gibt es also auch nicht mehr. Auch die ANP’s sind jeweils nur Teilpersönlichkeiten, welche für den Alltag zuständig sind und je nachdem welche Alltagspersönlichkeit welches Trauma erlebt hat, haben auch diese wieder EP’s abgespalten. Jeder ANP hat also seine eigenen EP’s und die Traumabarrieren untereinander sind ebenfalls sehr hoch.
Bezogen wird die tertiäre Dissoziation auf die Dissoziative Identitätsstörung.

* Ganz wichtig:
Damit meine ich nicht dass das Trauma oder die „Störung“ des einen mehr oder weniger schlimm ist! Es gibt Menschen mit „nur“ einer Borderline-PS, die aber jahrelangen sexuellen und psychischen Missbrauch erlebt haben und dann gibt es Menschen mit einer Dis, die „nur“ emotionalen Missbrauch erlebt haben. Es kann z.B ebenso Betroffene von einer pDis geben, die von rituellen Missbrauch betroffen waren. Also auch da ist nicht nur die Dis aussagekräftig.
Die Anzahl der Anteile oder die Art der „Störung“ lassen also NICHT auf die Schwere des Traumas schließen, nach dem Motto: ,,Mir gehts aber viel schlimmer als dir 🙄“. Was und wie sich etwas entwickelt und wie jemand etwas erlebt, hängt mit sooo unglaublich vielen Faktoren zusammen und lässt sich zu 1000% nicht anhand einer Diagnose festmachen.

Meine persönliche Meinung:

Ich hab’s jetzt aufgegeben mich irgendwo in eine Kategorie einordnen zu wollen (okay, dass ist gelogen🙈, immer mal wieder zwischendurch will ich es dann doch), denn all das ist ja auch nur ein Modell und wie wir wissen, lässt sich unsere Psyche nicht so einfach in eine Schublade schieben (ja ich habe eine Diagnose, aber das ändert trotzdem nichts an deinem Empfinden 🤷‍♀️.

Ständig denk ich: ,,Ne, also das ist jetzt nur ein Zustand oder ein Gefühl. Gut, also doch nur ne Ego-State! … Ne Moment mal, wer hat die Nummern gelöscht? Also ich wars nicht! Also doch wer eigenes, oder was?! …Obwohl ne, heute gehts mir doch voll gut und bin ich 100% ich. Ach bestimmt hab ich eigentlich überhaupt kein Trauma…“ und während ich das mache fühle ich so richtig, wie sich im Inneren, permanent mit der flachen Hand, an die Stirn geschlagen wird 😅.

Wahrscheinlich ist einfach von allem etwas da. Abgespaltene Zustände, Gefühle und irgendwo hat auch der ein oder andere sein eigenes Denken, d.h auch bei einer sekundären oder tertiären Dissoziation muss sich nicht permanent irgendein Anteil, irgendwie bemerkbar machen und nicht jeder Anteil muss eine voll ausentwickelte, eigene Persönlichkeit sein…

Ego-State-Disorder

= Ich-Zustand/Wahrnehmungs-Störung

Wir können die ESD nun quasi noch „vor“ der DSNNB und „nach“ der kPTBS (auf einem imaginären Zeitstrahl) einordnen. Viele bezeichnen sie als kleinen Bruder der DSNNB und leider wird auch (bisher) die gleiche Diagnose, nämlich die ‚Dissoziative Störung, nicht näher bezeichnet‘ für beide vergeben.
Ich persönlich finde das etwas verwirrend, da es bei beiden ja schon größere Unterschiede gibt 🤔.
Vll liegt das daran, dass man sowohl bei der DSNNB als auch bei der Ego-State-Disorder nur über einen ANP (anscheinend normalen Persönlichkeitsanteil) verfügt (anders als bei der Dis, wo es mindestens 2 gib), der jeweils unterschiedlich viele EP’s (emotionale Persönlichkeitsanteile/Traumaträger) abgespalten hat. Nur sind sie bei der DSNNB weiter abgespalten und handeln daher auch autonomer.

Aber was ist das denn jetzt genau?

Bei der ESD spaltet der Betroffene einzelne Gefühlszustände ab. Diese Rollen, welche man bei kleinen Kindern auch kennt, die bitterlich weinen und im nächsten Moment herzlich lachen können, so in etwa könnt ihr euch das vorstellen.
Der Betroffene weiß per Definition aber zu jeder Zeit das ER der gerade vorhandene Persönlichkeitsanteil ist, da es nur ihn selbst gibt, daher gibt es auch keine Amnesien zwischen der einzelnen Anteilen (dissoziative Amnesien zur Vergangenheit sind aber trotzdem möglich).

Diese einzelnen Rollen, die Menschen normalerweise haben, sind bei ihm aber besonders stark ausgeprägt.
Wer bei Borderlinern diese starken Emotionsausbrüche (starke Wut, starke Trauer, extreme Fröhlichkeit usw) schon mal gesehen hat – Das sind unterschiedliche States, die auch durch einen entsprechenden Trigger hervorgerufen werden können.

Aber auch bestimmte „Zustände“ sind möglich. Wer z.B früh gelernt hat das es in manchen Situationen notwendig ist, ein bestimmtes Verhalten an den Tag zu legen, der kann auch noch im Erwachsenenalter in ähnlichen Situationen in diesen Zustand zurückrutschen.
Nehmen wir z.B an, in der Kindheit wurde gefordert sich Männern anzubieten, dann kann dieses Verhalten als einzelner Zustand abgespalten werden, d.h im Erwachsenenalter kann man noch immer in Gegenwart von Männern das Gefühl haben, als müsste man sich ihnen anbieten (obwohl man das selbst eigentlich gar nicht möchte). Jedoch ist dieser Zustand/dieses Verhalten kein eigenständiger Persönlichkeitsanteil (wie bei der Dis), sondern noch immer ein Teil der eigentlichen Person.

Auch das innere Kind ist z.B so ein Ego-State, welches bei der ESD dann z.B soweit ausgebildet sein kann, dass der Betroffene in diesen kindlichen Modus reinrutscht. Er IST dann das Kind. Trotzdem weiß er noch das er er ist. Es ist kein autonomer Anteil (wie bei der Dis oder pDis) der herauswechselt.

Ego-State Betroffene können aber übrigens trotzdem die Stimmen der einzelnen Anteile hören, sie können vor ihrem inneren Auge eine Vorstellung davon haben wie sie aussehen und ganz wichtig: Die Anteile haben auch Bedürfnisse und wollen gehört und vll gerne einfach mal in den Arm genommen werden. Sie sind also auch völlig existent und real, so wie sie sind. Der einzige Unterschied zur Dis/PDis ist wirklich nur der, dass sie nicht so weit abgespalten sind das sie kein komplett eigenständiges Erleben und Empfinden haben (im Gegensatz zur nach Außen agierenden Person).

Entstehen kann die ESD im Endeffekt genauso wie jede andere Traumafolgestörung – durch anhaltend traumatischen Stress.