Sinnfragen

Als ich klein war, gab es einen Moment, wo ich ausgelassen und fröhlich die Treppe hochhüpfte. Ich dachte mir nichts dabei und war einfach gut gelaunt.
Meine Mutter stauchte mich daraufhin zusammen, weil sie mein Verhalten sehr störte.
An sich ist diese Szene nicht wirklich nennenswert, war sie schließlich keine Ausnahme. Aber ich erinnere mich noch so genau an das Gefühl, was in diesem Moment damals in mir aufkam. Diese Überraschung, die Angst und der Schmerz, hatte ich doch keine bösen Absichten gehabt. Es war nur ein kurzer Moment der Freude, der jedoch nicht sein durfte.

Ich erinnere mich daran, weil diese Szene so sinnbildlich für mein ganzes Leben ist. Nicht weil mir jemand kein Glück vergönnt, sondern dieses Gefühl ist es, was mich stets begleitet. Der Wunsch einfach nur glücklich und ausgelassen zu sein und die furchtbare Angst vor den Folgen, wenn ich mir dies zugestehe. Die Angst vor diesem inneren Schmerz.

Es ist auch so ein Gefühl, als würde das Gute direkt hinter der nächsten Tür warten. Als wäre es gerade mal einen Wimpernschlag entfernt. So nah, dass ich es fast greifen kann. Und ich wünsche es mir so sehr, also versuche ich mich dafür zu öffnen. Mich meinen Ängsten zu stellen und meine Mauern abzubauen. Ich gestehe mir sogar den Hauch einer Vorfreude zu, weil ich es wirklich zulassen will.
Aber kurz bevor ich das Glück berühren kann, tritt an seine Stelle das Gegenteil. Und wieder ist er dann da: der Schmerz. Und der Ärger darüber, die Deckung fallen gelassen und sich der Illusion auf Änderung hingegeben zu haben.

Ich integriere Traumata, baue dissoziative Barrieren ab, lerne den Kontakt zu meinem Körper zurückzufinden, mich selbst zu lieben und für mich zu sorgen. Grenzen zu setzen, konfrontiere mich mit meinen Ängsten, reflektiere ohne Ende, hinterfrage alles, decke Glaubenssätze auf und wandele sie um, löse Gefühlsblockaden auf. Sorge für meinen Körper und meine Seele, öffne mich gegenüber Menschen, versuche bewusst und achtsam mit meinen Gedanken umzugehen, versuche meinen Blick auch auf die schönen Dingen zu legen, verstehe die Mechanismen der psychologischen Vorgänge und weiß mittlerweile in sehr vielen Fällen, wie ich mich beruhigen und mit Situationen umgehen kann. Ich versuche es, ich gebe mir wirklich Mühe und trotzdem … Trotzdem sitze ich noch in „Täglich grüßt das Murmeltier“ fest.

Langsam fehlt mir die Motivation.

Mir ist auch durchaus bewusst, dass es mich wieder volle Kanne in die Depression gekickt hat und diese Sinnfragen und meine Gefühle daher kommen. Aber da sind wir schon beim nächsten Punkt: In den letzten Monaten konnte man dabei zu sehen, wie ich mich immer weiter aus der Depression herauskämpfte.
Mein Ziel für dieses Jahr war: endlich Schuss mit der Depression. Ich will endlich leben!

Mir ist auch bewusst, dass es immer wieder Rückschläge gibt. Das gehört dazu. Mir ist sogar bewusst, was ich tun könnte, um aus den jetzigen Gefühlen wieder herauszukommen. Schließlich habe ich das immer und immer wieder getan. Und ich weiß auch, dass ich das kann. Daran habe ich keinerlei Zweifel.
Vor einigen Tagen gab es eine Situation, die für sich gesprochen nicht wirklich schlimm war. Nicht auf der objektiven Ebene, aber sie hat meinen (DEN) großen Haupttrigger getroffen. Logisch also, dass es mich jetzt so weggekickt hat. Die Sache ist beseitigbar und das wahrscheinlich sogar ohne enorme Anstrengung. Mir ist sogar bewusst, in welche gute Richtung das weiter gehen könnte.

Alles ist da in meinem Kopf.
Die Lösung, die notwendige Handlung und auch das wahrscheinliche Ergebnis.
Alles vorhanden.
Ich brauche nichts lesen oder mich mit jemand darüber austauschen. Ich bin auch nicht verzweifelt, wütend, traurig oder blockiert.

Ich bin einfach nur müde.

Ich weiß gerade nicht mehr, was ich überhaupt noch bereit bin, zu tun. Es ist nicht so, dass mir die Hindernisse in meinem Leben unüberwindbar erscheinen. Ganz im Gegenteil. Ich weiß nur nicht, wie viel Sinn es überhaupt macht, meine Energie dafür noch aufzuwenden, wenn das Ergebnis am Ende eben doch stets das Gleiche bleibt. Wenn auch in unterschiedlichen Abstufungen. Aber das ist auch der Knackpunkt: Nur weil der eine Dreck weniger stinkt, als der andere, will ich mich damit zufriedengeben?

Ich denke auch nicht (mehr), dass das Leben mich bestrafen will, ab und an vllt. noch. Aber das ist es alles nicht.
Ich frage mich stattdessen, warum ich immer wieder aufstehe und weiter kämpfe, wenn das letztendlich ein Nullsummenspiel bleibt?
Ich bin nicht hoffnungslos in dem Sinne. Mir ist bewusst, dass ich auch aus dem Trigger wieder herauskomme. Dass das Gefühl nachlässt, dass ich sogar wunderbar mit diesem Trigger demnächst arbeiten könnte. Aber ist das der Sinn vom Leben? Aufstehen und kämpfen, nur um wegen jeder Kleinigkeit wieder an den Anfang des Weges zurückgeworfen zu werden? Um dann wieder aufzustehen und zu kämpfen, nur das dann alles wieder von vorn los geht?
Warum sich aus der Depression kämpfen, wenn das kleinste Ding bereits ausreicht, sie wieder vollends hervorzuholen?
Will ich wirklich ständig darum kämpfen, aus den psychischen Leiden herauszukommen? Einfach nur glücklich sein zu dürfen? Oder ein normales Leben zu leben? Oder gesehen und gehört zu werden? Oder mich frei zu fühlen? Oder Liebe zu erfahren? Oder akzeptiert zu werden? Oder ich sein zu dürfen? Oder oder oder
Ist das das Leben? Ein einziger Kampf? Jeden Tag aufs Neue?
Wofür kämpfe ich denn aber? Um weiter kämpfen zu dürfen?
Ich weiß nicht, ich denke, das entspricht nicht meiner Vorstellung vom Leben.

Mir ist alles bewusst, was ich tun muss, um meine jetzige Situation zu verändern. Ich weiß auch, dass ich das hinbekomme. Locker. Aber ich will nicht mehr ständig nur handeln. Ich bin allmählich zu müde zum Kämpfen. Mir fehlt einfach der Sinn dahinter. Wofür denn? Dass es mit den Menschen stets gleich ausgeht? Für das Gefühl eh nie dazuzugehören? Oder für die Isolation und Einsamkeit, die sich wie ein roter Faden durch mein Leben zieht? Oder doch eher für die ständigen Trigger oder dem Realisieren, was einem eigentlich alles angetan wurde? Wofür?
Guck dir Welt doch mal an. Wo soll denn hier irgendwas Positives um die Ecke kommen?

Mir ist auch bewusst, dass ich gerade völlig im pessimistischen Denken drin bin. Natürlich sind Dinge nicht „Immer“ und „stets“ so. Auch das ist mir alles bewusst und das weiß ich sogar vom Gefühl her. Aber ich WILL daran gerade gar nichts ändern. Ich möchte so fühlen. Hört sich merkwürdig an, aber ich will gar nicht zurück in diese Scheinillusion von „Alles wird gut“ . Denn: wozu?

Für mein Kind stehe ich auf. Natürlich. Aber auch dieses zu sehen ist seit Jahren ein einziger Kampf. Sich auf die gemeinsame Zeit zu freuen, ist schwer, sitzt mir doch ausnahmslos dabei etwas anderes mit im Nacken. Und mittlerweile plant er seine Zukunft auch bereits um seine Familie dort vor Ort, 800 km entfernt von mir. Ich denke, die Hoffnung, dass er irgendwann zu mir zurückkommt, geht Jahr um Jahr weiter gen Null.

Es fühlt sich an, als wäre mein Leben im Dauerausnahmezustand und das hört nicht wirklich auf. Vllt. tut es das doch und es fühlt sich nur für mich so an, käme aber so oder so auf das Gleiche heraus. Ob es nun wirklich so ist oder nur mein Gefühl nicht aufhört … Gehupt wie gesprungen.

Ich könnte weiter Faktenchecks machen und meinen Blickwinkel ändern, jop. Kostet aber auch wieder Kraft und lohnt es sich wirklich, diese in scheinbar sinnlose Unternehmungen zu investieren? Oder für ein Leben aufzuwenden, das ich so eigentlich gar nicht will? Ein Leben im Dauerkampf?
Keine Ahnung, wer weiß das schon.

Ich möchte bitte auch keine aufmunternden oder andere Worte hierzu. Ich brauch’ gerade und will momentan auch mit niemand reden, aber ich möchte mir Dinge von der Seele schreiben.
In den nächsten Wochen geht’s erstmal noch mit den Beiträgen weiter, die ich vor der Sommerpause geschrieben habe und dann gucke ich mal, wie ich mit dem Blog und dem ganzen Zeug weiter verfahre. Ich schätze mal, ich finde „meine“ Motivation wieder und dann geht das Ganze wieder von vorn los. Klug geschissenes Blabla, Selbstarbeit und kämpfen, bis dann irgendwann hoffentlich auch endlich mal die letzte Kraftreserve aufgebraucht ist. Ist mir sowieso ein Rätsel, woher immer wieder diese Drecks-Kraftfunken kommen. Es ist, als würde dich jedes Mal, wenn du gerade einschlafen willst, jemand erneut mit etwas wach halten.

Unterschied: Schuld und Verantwortung

(In den nächsten Wochen mache ich ein Update zum Sommer, derzeit mache ich hier aber mit den Beiträgen erstmal ganz normal weiter)

Heute möchte ich den Unterschied zwischen Schuld und Verantwortung näher beleuchten …

Dabei versuche ich zwar auf allgemeine Definitionen einzugehen, letztendlich wird dies aber ein Beitrag über meine eigene Definition dieses Themas. Ich glaube, so unterschiedlich wie die Menschen und ihre Wahrnehmung (geprägt durch eigene Erlebnisse, Denkmuster und Kulturverstrickungen) sind, so unterschiedlich dürfte also auch die jeweilige Definition dessen ausfallen. Ihr seid daher herzlich eingeladen eure eigene Form der Wahrnehmung dessen mitzuteilen. Ich persönlich glaube, ein richtig oder falsch gibt es dahingehend nicht wirklich.

Was ist Schuld?

,,Heute herrschend ist der von Reinhard Frank begründete normative Schuldbegriff, wonach Schuld die persönliche Vorwerfbarkeit vorsätzlichen oder fahrlässigen Verhaltens bedeutet. Der Verhaltensvorwurf beruht auf dem Gedanken der Willensfreiheit. Vorwerfbarkeit des Verhaltens setzt voraus, dass der Täter sich anders hätte entscheiden können. Nach der Theorie des Determinismus, welche bei rückschauender Betrachtung das Handeln des Menschen in anlage- und umweltbedingten Bestimmungskräften begründet sieht, ist in Ermangelung der Fähigkeit des Menschen, sich frei zwischen Recht und Unrecht zu entscheiden, dem Schuldprinzip der Boden entzogen. Die Verantwortlichkeit des einsichtsfähigen und gesunden Menschen wird dadurch aber nicht berührt. (…) Der psychologische Schuldbegriff betrachtet Schuld als die Beziehung des Täters zu seiner Handlung anhand der Gesichtspunkte Kenntnis/Unkenntnis (kognitive Elemente) und Wollen/Nichtwollen (voluntative Elemente).“

Wikipedia – Schuld (Strafrecht)

Handelt ein Mensch also bewusst oder unbewusst (bzw. vorsätzlich oder nicht) destruktiv gegen seine Umwelt, ist ihm eine bestimmte Schuld zulasten zu legen. Im Strafrecht ist es oft so, lässt sich z.B eine Geisteskrankheit beim Täter feststellen, wird dieser (je nach Umstand) für Schuldunfähig erklärt. Ihm konnte (aufgrund der Krankheit) sein Handeln und mögliche Konsequenzen nicht bewusst sein. Heißt umgekehrt, dass jeder der in Vollbesitz seines Verstandes ist, für schuldfähig erklärt wird, auch wenn ihm die Folgen bei Handlungsausführung nicht vollkommen bewusst bzw. beabsichtigt waren (z.B ein Autorennen in der Innenstadt fahren).

Schuld(gefühle) im allgemein sozialen Leben

Im sozialen Gefüge (abseits des Strafrechts) hat Schuld einen ganz ähnlichen Charakter. Geschieht etwas, mit dem mindestens eine beteiligte Partei unzufrieden ist (/in irgendeiner Form geschädigt wurde) wird versucht zu schauen, wer oder was diese Situation verursacht hat.

In einem gut funktionierenden Rechtssystem gibt es einen Missstand. Ein Vorwurf entsteht, der mittels Beweisen zu bekräftigen versucht wird. Sprechen die Beweise für oder gegen den Angeklagten, entsteht daraus ein Schuld- oder Freispruch. Im sozialen Gefüge gestaltet sich das etwas anders. Zwar wird ebenfalls ein Grund gefunden, woraus sich ein Vorwurf gestaltet. Die Beweislegung erfolgt allerdings meist sehr subjektiv.

Ich möchte hier das Bsp. nehmen, welches viele Opfer se*ualisierter o.Ä. Gewalt kennen: Der Täter entschuldigt seine destruktiven Taten oftmals damit, das er „nicht anders konnte“ . Das Opfer trug zu knappe Kleidung und reizte ihn (den Täter) damit. Oder der Täter schlug nur zu, weil das Opfer der Gewalttat ihn verbal zu sehr provozierte, usw. Völlig egal wie sich das Opfer verhielt, die Handlung hat jedoch der Täter begangen. Die Schuld wird aber dem Opfer zugeschoben. Täter-Opfer-Umkehr = Der Täter ist quasi nur das Opfer des eigentlichen Opfers, welches hier als Täter dargestellt wird. Dem Opfer werden so Schuldgefühle gemacht bzw. entwickeln sich bei diesem.

Meine persönliche Definition von Schuld

Wie im oberen Beispiel nimmt sich der Täter aus der Verantwortung und macht sich selbst zum Opfer (egal ob er selbst daran glaubt oder es nur für andere so darstellt).

Ein weniger dramatisches Beispiel ist ein Streit mit z.B dem Partner. Wenn 2 Menschen aneinander geraten, sind auch immer 2 Menschen involviert. Wenn Person A sagt: „Ich habe dich nur beleidigt, weil du mich hintergangen hast“ und Person B sagt: „Ich habe dich nur hintergangen, weil du mir keine Beachtung mehr schenkst“ haben zwar beide aus ihrer Perspektive recht, nehmen sich aber trotzdem beide aus der Verantwortung: „Ich habe nur gemacht was ich gemacht habe, weil DU…

Für das eigene Handeln, Denken, etc. wird also der andere verantwortlich gemacht. Ich nehme meinen Teil (die Handlung, also das was im Außen ankommt) und schiebe ihn von mir. Entweder entlade ich alles auf die gesamte Umwelt oder nur den anderen bzw. ein Individuum. Wenn ich aber den Teil der Verantwortung des Anderen zugeschoben bekomme, kann ich daran nichts verändern. Ich kann mir meiner eigenen Verantwortung bewusst werden und daran etwas verändern. Nicht jedoch an dem, was jemand anderen betrifft.

Die Schuldfrage bzw. -zuschiebung ist also etwas, was in die Handlungsunfähigkeit und damit Stagnation führt. Auf beiden Seiten. Sie kann etwas sehr erdrückendes, ohnmächtiges mit sich bringen.

Praktisches Bsp.

Um zu verdeutlichen was ich meine, nehme ich mal ein aktuelles Beispiel:

Die Missstände auf der Welt sind mittlerweile ja kaum noch zu übersehen. Es ist egal ob wir von Kriegen sprechen, Kapitalismus, Umweltzerstörung, Hungersnöten, usw. Bleiben wir einmal bei Deutschland, dann spüren wir, wie die Bevölkerung in immer kleinere Teile gespalten wird. Und jede Partei hat sich einen anderen Schuldigen auserkoren: Allen voran der Staat. Oder eine Elite, Konzerne, etc. Nicht das das grundlegend falsch wäre. Es gibt unheimlich viel Korruption, Propaganda und Lügen. Egoismus sorgt für die Zunahme von Rohstoffen, und demnach Machtmitteln, in der Hand weniger (Großkonzerne, etc.). Der springende Punkt dabei ist aber, dass all das nicht aus dem Nichts entstand. Wir selbst, jeder Einzelne von uns, trägt das System und den Zustand der heutigen Welt.

Der Gedanke, der Staat (bzw. Staaten) sei Schuld. Oder eine weltumspannende Elite, etc. und wenn die endlich etwas ändern oder gestürzt werden, können wir alle wieder glücklich sein, ist zwar naheliegend, würde in der Praxis aber nicht funktionieren. Wir sind keine handlungsunfähigen Kinder mehr, daher hat auch kein Staat o.Ä. die alleinige Verantwortung für das Heute, in dem wir leben. All das was wir verantwortlich machen, ist nur ein Symptom. Erst wenn wir unseren eigenen Anteil erkennen, das was wir im einzelnen tun und verändern können, wird sich langfristig kollektiv etwas ändern.

Was ist Verantwortung?

,,Verantwortung ist vorrangig die Fähigkeit, das eigene Können und die möglichen Folgen von Entscheidungen einzuschätzen und so zu handeln, dass die erwarteten Ziele mit größter Wahrscheinlichkeit erreicht werden.

Häufig ist damit das Bewusstsein verbunden, im Falle des Scheiterns Schuld und Scham zu tragen.

In diesem Zusammenhang kann aus der Verantwortung die freiwillige (verantwortungsbewusste) oder (bei Unwissenheit oder Fremdbestimmung) unfreiwillige Übernahme einer Verpflichtung hervorgehen, für die möglichen Folgen einer Handlung oder einer getroffenen Entscheidung einzustehen und gegebenenfalls dafür Rechenschaft abzulegen oder Strafen zu akzeptieren. Verantwortungsgefühl setzt ein Gewissen, die Kenntnis der Wertvorstellungen sowie der rechtlichen Vorschriften und sozialen Normen voraus.“

Wikipedia – Verantwortung

Persönliche Definition von Verantwortung

Wenn wir in die Verantwortung gehen, kommen wir aus der Schuldfrage heraus. Wenn wir, wie in der Schuldfrage, jemand oder etwas anderes für unser Denken, Handeln und Fühlen verantwortlich machen (oder gegenteilig, selbst alle Schuld übernehmen und den Gegenüber damit aus seiner Verantwortung nehmen), begeben wir uns selbst in die Rolle des handlungsunfähigen Statisten. Ich versuche das anhand dieses Beispiels zu erklären:

Bsp.: Wie im oberen Beispiel eines Streits mit bspw. dem Partner, ist und bleibt jeder für seine eigenen Handlungen verantwortlich. Eins bedingt nicht selten das andere, aber was ich tue, ist und bleibt in meiner Verantwortung. Nehmen wir eine Streitsituation wie sie oftmals in missbrauchenden Beziehungskonstellationen anzutreffen ist. Durch Gaslighting, Schuldumkehr und weitere emotionale Gewalt kommt es nicht selten vor, dass der missbrauchte Partner emotionaler (gar „hysterisch“) reagiert, als er es jemals sonst getan hätte oder tun würde (außerhalb dieser Situation). Der missbrauchende Part treibt den Partner soweit, sich wie ein in die Ecke gedrängtes Tier zu verhalten. Weil er wortwörtlich auch dahin gedrängt wird.

Die Verantwortung für das missbrauchende Verhalten liegt hier zu 100% beim Ausübenden. Und wenn wir uns so unreflektiert destruktiv verhalten, liegt zudem durchaus auch eine Verantwortung für das bei uns, wie sich uns gegenüber verhalten wird. Das lässt sich also nicht ganz so schwarz-weiß sehen, als jeder ist nur für sich selbst verantwortlich.

Im Falle des (in diesem Fall) missbrauchten Partners, liegt seine Verantwortung darin, die Situation und sich selbst bewusst wahrzunehmen. Rechtfertige ich die Situation („sich schön reden“)? Lege ich die Veränderung in die Hände des Partners oder in meine eigenen? Wie gehe ich in Zukunft mit den Verletzungen um? Gebe ich dem Täter die Kontrolle über meine Heilung oder übernehme ich hierfür selbst die Verantwortung?

Unterschied Schuld – Verantwortung

In der Definition ist es manchmal ein schmaler Grad. Wenn es z.B heißt, Opfer missbräuchlicher Beziehungsmuster haben ihren Anteil daran, geht das oftmals schnell in die Richtung: ,,Na du hättest ja einfach gehen können“ – ,,Ich hätte das nicht solange mitgemacht“ , usw. Außeracht werden dabei aber völlig verschiedene psychologische Vorgänge gelassen. Eins davon ist z.B das Traumabonding, welches zum Täter aufgebaut wird. Das „Zuckerbrot und Peitsche“ (Zuneigung und Ablehnung/Strafe) Spiel löst z.B nachweislich im Gehirn ähnlich suchterzeugende Vorgänge wie Drogenkonsum aus. Hier geht es also nicht um eine bewusste Freiwilligkeit. Mit oben genannten Sätzen wird diese aber suggeriert, was wiederum Schuldgefühle auslöst.

Wenn wir in die Selbstverantwortung gehen, ist daher viel mehr gemeint zu verstehen, warum man selbst überhaupt erst (anhand dieses Beispiels) in so eine Beziehungskonstellation geraten ist. Was einen darin verharren lässt (ohne Wertung). Was man selbst will, was nicht und wie man dies erreichen kann.

Wir sind soziale Wesen und werden ständig von unserer Umwelt beeinflusst. Das ist höchstwahrscheinlich unumgänglich. Die Frage ist aber, wo bin ich in alle dem? Was macht mich aus? Was fühle ich und was möchte ich? Wo sind meine Grenzen? Und was kann ICH verändern? Was liegt in meiner Macht?

Ein sehr gutes Beispiel ist das sexuell, emotional oder körperlich tätliche Verhalten von Selbsttraumatisierten. Opfer, welche selbst Traumatisierungen erlitten und im späteren Leben zu Tätern werden, kommen durchaus nicht selten vor. Auch Formen der Antisozialen-Persönlichkeitsstörung (und in ihrer ausgeprägtesten Form die „Psychopathie“) lassen sich oftmals (aber nicht immer!) auf frühe, schwere Traumatisierungen zurückführen. Ebenso sieht man auch die narzisstische Persönlichkeitsstörung in nicht wenigen Fällen als Folge eines Schock- oder komplex Traumas an.

Für die Traumata und demnach die Ursache der Erkrankung ist der Betroffene nicht verantwortlich. Jedoch dafür, wie er damit umgeht. Wenn ich mich (aktiv) dazu entscheide, jemand äußerlich oder emotional zu verletzen, dann tue ich das aus meiner Entscheidung heraus. Die Traumatisierung mag mein Denken dahingehend beeinflusst haben, aber welche Handlung ich letztendlich ausführe, liegt in MEINER Macht.

Verantwortlich handeln heißt entweder vorausschauend (und andere Komponenten mit einbeziehend) zu denken und/oder zu handeln, dann aber mit den Konsequenzen meines Handelns zurechtzukommen. Im Falle der Straftat wäre das die entsprechende Strafe und auch die Konsequenzen meines eigenen Gewissens (dessen man sich nicht durch Verleugnung oder Schuldumkehr versucht zu erleichtern). Im weniger extremen Fall bedeutet das z.B mit einem Kontaktabbruch, einer Kündigung oder ähnlichen zurecht zu kommen. Aber auch dazu zu stehen, wenn wir jemand verletzt haben. Nicht die Verantwortung abzugeben, sie auf den anderen oder einen anderen Umstand abzuwälzen. Zu dem zu stehen, was den anderen verletzt hat. Und dann kann man auch seine Sichtweise mit einbringen, solange sie nicht als Rechtfertigung genutzt wird.

Häusliche Gewalt in der Nachbarschaft

Triggerwarnung: Häusliche Gewalt

Ja, so richtig funktioniert das mit meiner „entspannten“ Sommerpause nicht…
(Rechtschreibung ist heute leider wieder so mittelmäßig, ich funktioniere noch nicht so richtig im Hirn)

Ich habe euch der Einfachheit halber meinen WhatsApp-Verlauf mit einer Freundin abgescreeshotet, den Rest erkläre ich hier ⬇️

Heute trat ein Fall ein, der mich selbst stark triggerte. Schon seit ca. 3 Jahren höre ich immer mal wieder, in unregelmäßigen Abständen, sehr laute Auseinandersetzungen über mir. Und es gab bisher ca. 2x den Fall, dass ich kurz davor war, die Polizei zu rufen. Einmal als ich selbst sehr krank war und über mir einen schlimmen Streit hörte und dachte: „Da ist doch was nicht okay“ , aber diesen Gedanken dann wieder verwarf, weil es sich danach wieder beruhigte und ich auch froh war, nicht handeln zu müssen. Ein anderes Mal, als es mitten am Tag sehr laut wurde. Und immer wieder dachte ich: „Vllt hörst du das falsch. Das ist vllt. nur ein normaler Streit“ – Auch normale Auseinandersetzungen zwischen Partnern können einmal laut werden, ohne das Handlungsbedarf besteht. Im Gegenteil dachte ich, wenn es nur ein normaler Streit ist, dann ist es das Letzte was man braucht, dass die Polizei vor der Tür steht. Laute und aggressive Streits kenne auch ich, aber das Letzte was ich gewollte hätte, war, dass ich noch einer Polizei Rechenschaft schuldig bin …

Ich weiß bis jetzt nicht, was Sache war. Und ich fühle mich auf der einen Seite so schlecht, weil ich nicht viel eher die Polizei rief und auf der anderen, weil ich sie jetzt rief und scheinbar nichts war.

Es war oft so, dass die Stimme über mir in der Wohnung (denke ich zumindest, dass es über mir war), so aggressiv war, dass ich in einen Zustand verfiel, der mich gelähmt hat. Aber ich habe es mir immer noch schön geredet, von wegen, dass Menschen eben manchmal lauter werden und auch aggressiver in der Stimme klingen: „Das muss ja noch nichts heißen“ . Krass, oder? Zumal ich hier ja ständig darüber aufkläre, dass man Täter, das Täter-sein nicht ansieht. Und auch über die Problematiken des Wegsehens aufkläre. Ihr seht also: Rational weiß man oft viel, aber in der Situation reagierst du oft ganz anders, als es dein rationaler Verstand (und auch dein Wissen und Wollen) außerhalb der Situation sagt.

Heute war es so, dass es so laut anfing zu poltern, dass ich mich erst genervt fragte: „Was machen die denn da oben?!“ und dann wurde es immer lauter. Definitiv wurde nicht nur ein Tisch verschoben, wie später behauptet wurde. Ja, hier ist es sehr hellhörig, aber es hörte sich an, als würde die ganze Wohnung über mir auseinander genommen. Es hörte sich an, als würde gleich die Decke einbrechen, so sagte ich es später auch der Polizei. Dann hörte ich diese aggressiven Worte über mir und eine Frau fing an zu weinen. Voller Angst. Wenn du es selbst kennst, erkennst du denn Unterschied zwischen „nur so“ weinen und angsterfüllten weinen.

Ich rief also die Polizei und wusste nicht was ich tun sollte. Denn es hörte sich so schlimm an, dass ich dachte, wenn ich jetzt nicht hoch gehe, dann schlägt er sie tot. Diese Aggression und das extrem laute Poltern. So viel lauter als sonst. Und das erbärmliche weinen. Sonst hörte man zwar auch die Frau, aber nie so angsterfüllt weinen.
Aber ich war wie gelähmt. Mein Kind war da, ja. Und ich hatte natürlich im Blick was mit ihm ist, wenn ich gehe. Aber vorrangig war die Angst um mich selbst, wenn ich hoch gehe und dafür schäme ich mich so sehr.
Die Polizei brauchte so lange, gut 20 Minuten oder mehr. Und ja, nachdem ich sie rief, wurde es leiser (die Balkontür war auf – Vllt. hörte man meinen Anruf?), aber ich hatte die ganze Zeit nur im Kopf, dass es vllt schon zu spät für diese Frau sein könnte. Und ich konnte nicht hoch gehen. Ich stand wie ein verängstigtes Kind im Raum und wartete auf die Polizei. Ich war unfähig zu handeln.
.
Die Polizei kam mit Blaulicht an und rannte  wie verrückt in die Wohnung, ich hörte es oben klingeln und laut „Polizei“ rufen. Für mich ist der Ruf zur Polizei eine riesen Überwindung, weil ich keine guten Erfahrungen mit der Polizei habe, aber dafür, wie sie hier ankamen, war ich unglaublich dankbar. Auch die Polizisten, die später zu mir kamen, waren sehr nett und freundlich. Dafür bin ich so unendlich dankbar. Aber ich fühlte mich so machtlos, so schwach. Wenn jemand aggressiv vor mir steht, tritt ein anderer Zustand ein, dass weiß ich. Wurde es mir genau das schon zurück gemeldet: „Du bist ja auch immer wieder aufgestanden und standest wieder vor mir“ – Aber warum bin ich so gelähmt, wenn es um andere geht?? Gerade dann tritt doch eigentlich mein Gerechtigkeitssinn in Kraft. Gerade bei anderen oder durch andere, spüre ich doch nur was richtig und falsch ist.

Die Polizei meldete mir dann zurück, dass niemand verletzt war, ich aber wieder anrufen soll, wenn wieder so ein Fall eintritt. Ja wir kennen es alle. Alle die schon Betroffene kennenlernten oder selbst von häuslicher Gewalt betroffen waren: Die Frauen (oder in  anderen Fällen auch die Männer, denn auch auch Männer sind davon ja nicht zum minder betroffen, es wird aus Scham nur seltener gemeldet) schweigen sich aus und rechtfertigen alles. Dann lief man eben nur gegen die Türklinke oder fiel die Treppe herunter oder es war eben nur ein harmloser Streit. Auch man selbst, war man betroffen (egal in welcher Schwere), denkt oder dachte sich in dieser Situation: „Was soll das denn jetzt?! Es war doch gar nichts. Es war doch nur ein leichter Zoff?“ – Man checkt die Schwere oft selbst gar nicht – Und ja, wenn er dich heute nur über die Möbel schubste, dann ist es für dich im Vergleich (zu den anderen Situationen) wahrscheinlich auch nur ein „harmloser“ Streit. Hat doch jeder mal so.

Aber jetzt mal an alle, die eine halbwegs normale Beziehung führen oder bisher mal geführt haben, auch für meine eigene Wahrnehmung: Ist es normal, dass es sich anhört, als würde die Wohnung zerlegt, so aggressive Beleidigungen fallen und das Opfer  anfängt so bitterlich zu weinen?
Rational weiß ich, dass das doch nicht normal sein kann. Aber mein Kopf sagt mir gerade: „Ist doch normal! Warum machst du so ein Drama?!“

Und ich weiß nicht, was aktuell los ist. In den letzten Monaten wurde es so viel besser. Ich weiß mittlerweile, rational, dass ich meiner Wahrnehmung trauen kann. Echt. Aber ich stelle aktuell alles so sehr in Frage. Vllt. weil wieder so viel angetriggerrt wird. Vllt. sind es zu viele Trigger auf einmal, womit mein System nicht klar kommt. Sodass der Schutzmechanismus al a „Es ist alles gut, du bildest dir das alles  nur ein“ wieder greifen muss. Vllt ist gerade einfach zu viel.
Ich schätze alles, was z.Z. hoch kommt auch, weil mir das die Möglichkeit zur Reflexion und Heilung bietet, aber es ist gerade doch einfach zu viel.

Ich habe einen Freund gebeten heute hier zu übernachten, weil mich wirklich jedes kleine Geräusch zurück in die Lähmung führt und mir das, dass er hier ist, etwas Sicherheit bietet. Und das ist das Nächste, wofür ich mich schlecht fühle: Müsste ich nicht, nach allem was ich selbst weiß und wie ich mich selbst entwickelt habe, für die anderen da sein können/müssen? Oben klingeln können/müssen und die Frau zu mir holen? Wir wissen doch alle, dass sie die Situation sehr wahrscheinlich nur schön geredet hat.
Die haben sich so viel gestritten bereits, aber heute war es so schlimm, dass ich so extrem getriggert war. Das doch nicht ohne Grund…
So falsch kann meine Wahrnehmung doch nicht liegen. Ich weiß das, auch wenn in meinem Inneren gerade alles das Gegenteil behauptet.

Allerdings kommt jetzt gerade diese innere Wahrnehmung eben wieder ins Spiel: Vor ein oder 2 Jahren klingelte ich mal über mir, weil Wasser bei mir ins Badezimmer, über die Decke, tropfte. Da machte ein junger, arabischer Mann die Tür auf. Heute steht ein asiatischer Name an der Tür, Menschen die ich bisher noch nie sah. Ich habe auch keinen Umzug mitbekommen. Ein Kind gibt es da oben. Es schreit noch immer ein Kind, was sich ca. dem Alter von einem Jahr (+-) zuordnen lässt. Das ist aber das Kind der arabischen Familie. Was ja längst nicht mehr da sein sollte, wäre diese Familie ausgezogen. Aber schreien in dieser aggressiven Stimme tut generell eine eindeutig deutsche Stimme. Schon seit Anfang an. Da ist auch kein Akzent bei. Das sind nicht die, die an der Klingel stehen. Glaube ich. Das passt einfach nicht. Aber woher kommt es dann? Die Geräusche kamen aber deutlich von über mir. Ich check das alles nicht und ich weiß nicht wie ich handeln kann. Die Polizei braucht ewig bis sie hier ist und ich fühle mich gelähmt bei dieser Stimme und weiß noch nicht mal, aus welcher Wohnung das genau kommt. Und dazu kommt, dass es wohl keine Verletzten gab, über mir. Also doch alles nicht so schlimm? (Gott sei Dank, dass beruhigt mich tatsächlich sehr, aber was ist dann da oben los?). Was ist, wenn ich die falsche Wohnung habe und das nächste Mal, die Frau tot ist, in einer anderen Wohnung? Oder ich einfach nur alles falsch einschätze und Menschen die Polizei auf den Hals hetzte, obwohl diese nur einen normalen Beziehungsstreit haben?
Und dann überlege dir mal, Alter, dass die Frau über mir, oder von wo auch immer, zusammengeschlagen wird und ich darüber jammere, dass ich getriggert bin und mich gelähmt fühle. Das fühlt sich für mich noch erbärmlichen an: Ich bin unfähig zu helfen, aber jammere über meinen Zustand.
Den Selbstverteidigungskurs habe ich wieder sausen lasen, aus meiner sozialen Angst, aber genau das hätte mir jetzt helfen können. Mir und vllt der Frau. Heute oder ein anderes Mal. Vllt wäre ich dann nicht so unfähig zu handeln. Also betrifft es nicht nur mich, meine Angst und diese zu besiegen, sondern auch andere, oder?

Das Gefühl unwichtig zu sein

Leider ist das ein Gefühl, was sich sehr tief in mir abgespeichert hat.
Geprägt wurde es bereits früh in der Kindheit. Sofort fällt mir eine Situation ein, als ich mit meinen Eltern im Urlaub und am Pool war. Meine Eltern lagen vor dem Pool. Meine Mutter las und mein Vater zog sich um und machte irgendwas. Ich spielte im Pool, auf den ersten Stufen, wo ich noch stehen konnte. Ich war vllt. 6 oder 7 und konnte noch nicht schwimmen. Dann rutschte ich ab, in den tiefen Bereich und drohte zu ertrinken. Ich sank immer wieder unter, versuchte mich über Wasser zu halten, bis ich irgendwann die Stange am Rand des Pools sah und versuchte diese zu greifen, was eine gefühlte Ewigkeit dauerte. Ich dachte ich ertrinke. Naja, ich dachte es nicht nur, ich war gerade dabei.
Als ich endlich die Stange gegriffen bekam und mich rausziehen konnte, sagte ich meinen Eltern was passierte. Ich wollte Trost und Schutz, denn ich hatte gerade um mein Leben gekämpft. Aber sie lachten mich beide nur aus und sagten mir, dass ich gar nicht fast ertrunken wäre. Das hätte ich mir nur eingebildet. Ich würde mal wieder übertreiben. Nur Aufmerksamkeit wollen … Ich meine, sie saßen vllt. 3m daneben. Es ist unmöglich, dass sie das nicht mitbekommen haben.

Eine andere Situation fällt mir ein, als ich mit vllt. 4-6 Jahren (+-) einen schweren Holzstuhl die Dachbodentreppe heruntertragen wollte und stürzte. Ich fiel die gesamte Treppe rein und der Stuhl über mich drüber. Ich hätte mir das Genick brechen können. … Aber nichts. Keine Reaktion. Keine Besorgnis. Spott stattdessen, wie ich sowas Dummes auch machen kann. Ich hätte das ja besser wissen müssen. Selbst Schuld.

Manchmal ist der Gedanke heute erträglicher, dass sie das als „Abhärtung“ betrachtet haben und ich wenigstens den materiellen Nutzen hatte – irgendeine Bedeutung für sie – als so unwichtig für sie zu sein, dass sie nicht einmal mein Tod interessiert.

Wegwerfware.

Aber auch meine Oma kommt mir da in den Sinn. Warum hat sie die Augen so verschlossen, vor dem was passierte und mir nicht geholfen? Wenn ich heute mit ihr spreche, dann geht es nur um sie. Wie schlecht es ihr geht, was mit ihr ist und besonders keinerlei Verständnis für meine Handlungen:
Ich hätte doch bei meinem Ex bleiben können. Wie er mich behandelt hat? Egal. Ich hatte es doch finanziell gut dort.
Ich könnte doch mal meine andere Oma besuchen. Was sie mir angetan hat? Egal. Ist doch Familie.
Und warum nehme ich nicht endlich Kontakt zu meinen Geschwistern auf? Weil sie bei meinen Eltern leben und ich das nicht riskieren darf? Nach allem was meine Eltern taten? Egal. Ich übertreibe und bin eine schlechte Schwester.
Gut das meine Oma mir auch regelmäßig sagt, wie sehr mein Vater meine Schwester lobt. Was für ein gutes Mädchen sie ist.
Der bitterste Gedanke, den ich jemals wahrgenommen habe, war: „Wahrscheinlich fic*t sie auch noch besser als ich“ – Ich liebe meine Schwester und ich ertrage das Gefühl sie zurückgelassen und keinen Kontakt zu ihr zu haben nur mit unendlich viel Verdrängung und Dissoziation. Das ich so etwas dachte, fühlte sich wie mein persönlicher Tiefpunkt an.

Meine Oma war der einzige gute Punkt in meiner Kindheit. An sie habe ich die einzigen schönen Erinnerungen, die nicht mit etwas Schlimmen gekoppelt sind. Und trotzdem lebt sie in einer Scheinwelt. In einer Fake-Harmonie Welt, wo nicht der Täter zur Rechenschaft gezogen wird, sondern sich das Opfer nur mehr zusammenreißen muss. Ich fühle mich verraten von ihr. Ich fühle mich so unwichtig, dass ich es nicht mal wert bin, dass man mir zuhört oder zumindest meine Entscheidungen nachvollziehen kann. Das man nicht mal sauer darüber wird, was mir angetan wurde.

Und so geht es weiter.
Richtig in mein Gehirn eingesickert WIE egal ich Menschen bin, war nach der Gruppenvergewltigung. Meine „Freunde“ ignorierten es oder taten es ab, als hätte ich von einer Lappalie erzählt. Während sie mich gleichzeitig über Monate mit ihren Beziehungsdramen und anderen Mist volllaberten. „Es reicht jetzt auch mal mit diesem Thema“ , bekam ich gesagt, nachdem ich zum 2.Mal(!) darüber sprechen wollte und auch nur darüber, dass ich Zeugen für die Polizei suche und die Namen der Täter. Ich forderte noch nicht einmal Mitgefühl, obwohl ich es so dringend gebraucht hätte. Über Monate, Tag ein Tag aus, musste ich mir anhören, warum die Freundin Schluss gemacht hat und wie schlimm das doch war und unfair. …. Hmmm… Vllt. reagiere ich auch deshalb heute so allergisch auf Beziehungsdramen. Oder ich wurde ganz ignoriert oder das Thema schnell wieder umgelenkt auf etwas anderes, sobald ich etwas sagen wollte. Und der Vater meines Kindes verbot mir den Kontakt zu diesen deshalb. Weil ich so widerlich wäre und sicher kein guter Kontakt für es. „Sorry das ich mit hab vergew“ltigen lassen. Hast recht, ich bin ein schlechter Mensch“
Der Typ will heute auf Personenschützer machen, es ist so absurd … Ich meine, er ist furchtbar. Ich weiß das. Ein schrecklicher Mensch und selbst einer meiner Täter und trotzdem tut es weh. Denn andere Frauen beschützt er, wenn sie von ihrem Mann geschlagen werden. Es tut so weh, dass ich niemand genug bedeute, wengestens einmal sauer zu werden. Das es bei allen scheinbar schlimm ist, nur bei mir nicht.

Das ist nur mein Gefühl, das ist mir bewusst.
Aber warum hört das nicht auf?

Auch meiner besten Freundin damals war es das nicht wert. Auch sie überging die Geschichte. Über alles mögliche regte sie sich auf, aber nicht darüber.
Meine Therapeutin damals fand es erst schlimm, weil ich an organisiertes Verbrechen geraten bin und nicht „Nur bei jemand fremdes im Bett aufwachte“, wie sie es sagte. Wir konnten in der Therapie auch keine wirkliche Traumaarbeit machen, weil ich ja kaum Erinnerungen an die Traumata in der Kindheit habe. Aber ich hatte doch so viele im Erwachsenenalter, an die ich mich erinnere. Keins davon sprach sie an, im Gegenteil überging sie vieles, wenn ich darüber sprechen wollte. Das fühlte sich so an, als wären diese Traumata wohl einfach nicht schlimm genug gewesen. Nichts für die Traumatherapie … Aber wenn ich mich mit anderen Menschen unhalte, dann haben sie nicht all diese Dinge erlebt und werden trotzdem ernst genommen. Machen trotzdem Traumaarbeit. Was war denn an meinen Erfahrungen anders?
Ich würde es einfach nur so gerne verstehen. Ich nehme mich heute ernst und ich find all diese Dinge sehr wohl schlimm. Und die Menschen reagieren doch auch auf andere. Warum wird bei mir stets so verhalten reagiert?

Nicht ernst genommen werden, unwichtig sein…
Ich weiß heute, dass das ein großer Trigger bei mir ist und Trigger lassen einen die Welt nicht unbedingt immer real betrachten. Oft interpretiert man Dinge falsch, weil sie einen so an das Schlimme von früher erinnern. In der heutigen Realität sind diese Sachen aber manchmal ganz anders.
Heute hab ich mich selbst auch lieb, sodass ich wirklich keinen logischen Grund weiß, warum man ausgerechnet mich ignorieren sollte. Ich weiß nicht, was an mir so schlimm sein sollte, dass man alles Mögliche auf der Welt schlimm findet, nur nicht das, was mit mir ist.
Rational weiß ich das.
Und das sage ich mir auch immer wieder.

Aber warum wird es dann immer wieder angetriggert? Liegt das nur an mir? Interpretiere ich das nur falsch? Bei anderen Dingen tue ich das doch auch nicht so stark. Oder erwarte ich einfach zu viel?

Das Gefühl anderen unwichtig zu sein, wie soll ich das aber selbst auflösen, ohne die anderen? Ohne positive, neue Erfahrungen? Ohne Erfahrungen, die mir das Gegenteil zeigen?

Wenn ich heute einer Freundin schreibe, dass meine Depressionen gerade wieder in einer schweren Phase sind und keine Antwort darauf kommt, tut das weh. Ich fragte sie, warum sie darauf gar nicht reagiert hat und sie sagte, dass sie nicht wusste wie. Ich glaube ihr das, sie ist kein schlechter Mensch und auch keine schlechte Freundin. Aber es tut trotzdem weh.
Noch viel mehr weh tut es, weil ich weiß, dass sie auf sowas reagieren kann. Denn mit einer anderen Freundin von ihr schreibt sie lange Chats. Geht auf sie ein, tröstet sie, ist für sie da. Während auf mich und wenn ich etwas erzähle, was mich gerade belastet, nur ein: „Hmm, ja echt doof…. Du, weißte was bei mir grad los ist?“ kommt. Das tut soooo weh. Warum bin ich es nicht wert, dass man mich tröstet oder für mich genauso da ist? Warum denken Menschen ständig, dass ich das nicht brauche? Warum ist es bei anderen so schlimm, aber bei mir so selbstverständlich?

Es tut auch weh wenn Menschen zu mir nach Hause kommen oder mit mir telefonieren und als erstes von sich und ihren Problemen erzählen. Und wenn ich von mir etwas nur irgendwo zwischendurch schnell einschieben kann. Schnell, weil es sich für mich so anfühlt. Ich muss die Lücke abpassen, die der andere im Reden lässt, um kurz etwas von mir zu erzählen. Und oft sind das auch nur Beispiele, die ich dann anbringe, weil es thematisch zu dem passt, was der andere erzählt. Also nichts, wo es wirklich um mich geht, sondern mit dem Erzählten möchte ich dem anderen dann zeigen: „Du bist nicht allein“ – „Ich verstehe dich“ – „Ich habe damals so und so reagiert, vllt. hilft dir diese Perspektive“ – usw.
Selbst wenn ich sage: „Mir geht es heute nicht so gut“ , dann wurde trotzdem einfach über sich geredet. Auch wenn ich gerade nicht über meine Themen sprechen möchte, würde ich mir so wünschen, dass man trotzdem einfach für mich da ist. Mir zeigt, dass es trotzdem mal um mich gehen darf. Egal wie. Und nicht nur umgedreht.

Ich bin gerne für andere da. Wirklich gerne. Aber ich verstehe nicht, warum bei diesen nicht der Gedanke aufkommt, dass ich das vllt. genauso brauchen könnte? Das ich es genauso brauchen könnte, dass es mal nur um mich geht und man mir einfach nur zuhört. Aufmerksam, ohne auf die Sekunde wartend, wo man endlich wieder über sich reden kann.
Aber auch das bilde ich mir nur ein. Nehme nur ich so wahr, wurde mir schon so oft gesagt … Ich weiß es nicht. Vielleicht. Vllt. fällt denjenigen das aber auch nicht auf und sie schieben deshalb alles von sich und geben meiner Wahrnehmung die Schuld.

Dann denke ich mir und manchmal sagen sie es auch, dass es ihnen eben so schlecht geht, dass sie keinen Raum für mich haben. Das ist okay und eine wichtige Grenze.
Aber wenn das ständig oder fast überwiegend der Fall ist, frage ich mich schon manchmal: „Geht es mir dann einfach doch nicht so schlecht? Sind die anderen doch schlimmer dran, als du? Denn wenn du dich zurückhalten kannst, um für denn anderen da zu sein und der das nicht kann, dann muss es dem ja schlechter gehen“ und weil ich das denke, halte ich mich dann wieder zurück. Bin weiter für den anderen da, höre zu, mache mir Gedanken und trete damit über meine eigenen Grenzen. Aber ich äußere doch schon deutlich wie es mir geht. Warum hören das die anderen nicht?
Und da bin ich wieder an dem Punkt, wo ich mich frage, wie laut ich rufen muss, um gehört zu werden?

Es wird zwar gesagt und angeboten: „Wenn du reden willst…“ , aber ich kann dann doch nicht reden. Sie hören gar nicht richtig zu. Sind mit etwas anderem nebenbei beschäftigt, abgelenkt, geistig nicht richtig anwesend, gelangweilt. Es tut so weh, wenn ich sehe, wie der Blick so langsam abtriftet, weil derjenige sich langweilt. Gelangweilt von meinem Schmerz ist. Von meinem Kampf ums Überleben.
Oder sie reden ständig zwischenrein. Also nicht so normal, weil einem ein Gedanke kommt, sondern ich werde dann so komplett überredet, sodass ich gar nicht richtig weiterreden kann und es doch wieder nur um den anderen geht.
Wieso nehme ich das denn wahr, wenn nichts davon stimmt? Wovon werde ich denn dann getriggert? Ich will es einfach nur verstehen, dann könnte ich vllt. auch besser damit arbeiten.

Oder es geht generell überwiegend nur noch um die Themen des anderen.
Beziehungstress, während ich da sitze und davon erzähle, dass ich Angst habe, dass noch Täterkontakt besteht, weil es Indizien dafür gibt. Während auch bei mir weiter im Trauma zu meinem Kind gerührt wird, von Täterseite. Während Traumaerinnerungen hochkommen usw. Es ist so viel los und wenn es dann im Chat oder Gespräch immer wieder auf dieses eine Thema des anderen zurückswitcht, fühlt es sich wieder an, als wäre ich unwichtig. Nur für andere da. Um benutzt zu werden….

Das ist so stark dieses Thema, seit letztem Jahr.
Manchmal ertrage ich es kaum noch. Dieses Gefühl für niemand wichtig zu sein. Nur für den Gebrauch. Ja, es ist schön, dass die Dissoziation fällt, aber das bringt auch soviel Schmerz ans Tageslicht.

Ja, die Menschen sagen, es ist nicht so. Das sie mich nicht benutzen.
Und das will ich ihnen auch glauben. Mein Umfeld ist lange nicht mehr das Gleiche, wie es das früher war. Auch meine Antennen für ausnutzendes Verhalten sind viel besser, ebenso ziehe ich heute sehr starke Grenzen.
Wie gesagt, rational weiß ich auch, dass es Quatsch ist. Es gibt keinen Grund, warum ich weniger als andere Wert sein sollte. Auch ich bin nicht der Nabel der Welt, bei dem alles anders ist.
Aber das Gefühl geht nicht weg.
Und ich habe ja Reaktionen kennengelernt, wenige, aber sie waren da, die mir zeigten: „Ah, so sieht es also aus, wenn jemand schlimm findet, was man dir antat“ – Wenigstens weil die Sache an sich schlimm ist. Ob ich demjenigen wichtig war, dass kann ich deshalb trotzdem nicht fühlen.

Und ich weiß nicht, was ich tun soll.
Soll ich noch mehr Menschen aussortieren? Da bleiben nur noch 2 übrig. Oder muss ich es einfach akzeptieren, weil die Welt und die Menschen nun einmal so sind? Aber bei anderen können sie das doch auch.
Oder jammere ich gerade nur herum? Gebe ich anderen die Schuld, muss ich mich noch mehr selbst kümmern?
Oder liegt es daran, dass ich noch immer die falschen Menschen anziehe? Muss ich erst noch mehr heilen?
Muss ich mich noch mehr anstrengen und meine Trigger bearbeiten? Liegt es daran? Bewerte ich alles nur falsch?
Aber irgendwie ist es mir auch zuwider, dieses „noch mehr machen müssen“ – Sind das nicht auch Traumagedanken? Das man erst dies und jenes tun muss, um sich geliebt zu fühlen? Weil es nicht reicht, das man einfach ist?
Aber wenn es an den Anderen liegt, dann kann ich auch nichts tun. Nicht handeln. Das ist also genauso Mist und nicht akzeptabel für mich.

Ich will das alleine schaffen. Niemand anderes dazu brauchen, auf niemand angewiesen sein. Obwohl auch das wieder nur Traumagedanken sind, oder?
Aber da ist sowieso der Punkt, wo ich scheitere. Ich weiß nicht wie ich das alleine hinbekomme. Ich habe Selbstliebe aufgebaut und trotzdem wünsche ich mir das Gefühl, auch einmal für jemand anderes wichtig und bedeutend zu sein.
Ja, manche Leute sagen es wäre so, aber ihre Handlungen lassen mich das nicht fühlen.

Ich stehe hier an einem Punkt, wo ich nicht weiß, wie ich das ohne die Hilfe anderer schaffe. Zumal es dabei ja um andere geht. Aber genau davor habe ich Angst. Denn dazu muss ich anderen erst einmal zeigen, dass ich sie brauche und wenn ich noch nicht mal das Gefühl habe, das ICH gesehen werde, wenn ich mit „Bröckchen“ (obwohl Depressionen und Vergew*ltigung jetzt auch keine Bröckchen sind) ankomme, dann wird es nur umso schlimmer, umso offener und verletzlicher ich mich noch zeige und wieder keiner Reaktion kommt. Ich will auch einfach nicht mehr darum kämpfen müssen, gesehen und geliebt zu werden. Jemand wichtig zu sein.
Ich fühle mich hier in einer Pattsituation, weil ich nicht weiß, wie ich dieses Thema ohne andere schaffe. Aber auch nicht, wie ich es mit schaffen soll. Ich gebe mir wirklich Mühe, aber es haut nicht hin. Keine Ahnung

Alkohol (und Trauma)

Heute möchte ich über ein für mich wichtiges Thema reden. Ich erzähle am Anfang über die Wirkung von Alkohol im Körper und danach darüber, wie Alkohol von Traumabetroffenen eingesetzt wird. Wie es „hilft“ und wie es schädigt.

Dieser Beitrag wird für einige möglicherweise kontrovers und ich bitte diesen nur zu lesen, wenn ihr Differenzieren könnt. Ansonsten könnte er Unverständnis auslösen und vllt sogar triggern.

Wie wirkt Alkohol auf den Körper?

Alkohol wirkt sich auf den Botenstoffwechsel aus. Botenstoffe sind chemische Substanzen im Körper, welche gebraucht werden, um Informationen auszutauschen. Droht uns z.B Gefahr, dann sendet unser Körper Stresshormone aus. Diese mobilisieren, lassen uns aber auch innerlich unruhig, angespannt, ängstlich oder traurig fühlen. Trinken wir nun Alkohol, dämpft dieser diese Auswirkungen, da er die Signalwirkung hemmt.

Stellt euch Alkohol, bildlich, wie eine kleine Bombe, geworfen auf unsere Zellen, vor. Was nicht mehr da ist, kann auch keine Signale mehr senden.

Alkohol macht uns entspannt, glücklich und unbesorgt. Gerade wenn wir Sorgen haben, spüren wir das besonders. Oder wenn wir sozial ängstlich, bekümmert oder zurückhaltend sind.

Wie oft sind wir im Alltag einfach nur angepasst, weil die gesellschaftliche Erwartung uns dahin drängt? Wären wir es nicht, wären wir so, wie wir im Inneren wirklich sind: Wütend, traurig, bedürftig oder anschmiegsam. Wie oft würden wir dann, wenn wir das ausleben würden (was sich oft nur aus Schmerz und Ablehnung entwickelt hat) wiederum Ablehnung erfahren? Wir sind nicht so angepasst, weil WIR das möchten. Wir sind angepasst, weil uns sonst eine Strafe drohen würde. Ablehnung. Egal ob in körperlicher Form/Strafe oder emotionaler.

Und eben diese Botenstoffe, vor allem die Stresshormone, werden ausgeschüttet, damit wir uns anpassen können. Stress, ausgelöst durch Angst. Und wenn sie nicht mehr wirken können, weil Alkohol eben diese Übertragung verhindert, dann fühlen wir uns locker. Die Schranke fällt und unser Innerstes bzw. das, was wir bisher verdrängt haben, kommt zum Vorschein.

Was ist negativ daran?

Auf seelischer Ebene: Per se erst einmal nichts. Wir haben die Gelegenheit, so zu sein, wie wir eigentlich sind. Facetten, die sonst verdrängt werden, kommen endlich zum Vorschein. Problematisch ist an der seelischen Ebene erstmal nur das, dass viele im Großen und Ganzen diese Facetten nur ausleben, ohne sie zu reflektieren und spüren. Dadurch können sie nicht integriert werden und letztendlich läuft es so dann doch wieder auf ein vor sich selbst weglaufen (und damit verdrängen) hinaus.

Auf körperlicher Ebene: Gehen wir wieder in die metaphorische Sicht, dann ist, wenn wir eine Bombe werfen, jeder tot, denn es erwischt. Oder? Zellen, die einmal abgetötet wurden, wachsen nicht einfach so wieder nach. Sie bleiben tot. Zerstört. Das ist einer der Gründe, warum langjährige Alkoholiker (genauso wie langjährige Drogenabhängige) irgendwann immer weniger kognitive Fähigkeiten haben. Auch Empathie lässt nach – Was aber nicht für jeden gilt. Hauptsächlich ist das Problem, dass sich die Hirnmasse verringert. Kritisches Denken nimmt dadurch ab (jetzt könnte man beginnen zu spekulieren, warum Alkohol so eine für jeden frei zugängliche Droge ist… 😉). Die Hemmschwelle nimmt ab, aber auch zu zunehmenden Blackouts kommt es. Generelle Gedächtnisprobleme treten auf und der Wegfall gezielter Koordinationshandlungen. Starkes Zittern oder unwillkürliche Bewegungen (z.B auch nicht mehr laufen können) sind da oft eine Folge von.

(Chronischer) Alkoholkonsum tötet Zellen in unserem Inneren ab, welche für viele wichtige Funktionen in unserem Leben zuständig sind. Alles in allem ist Alkohol also eine ziemlich bösartige Substanz für den Körper.

Warum trinkt man trotzdem Alkohol (allgemein)?

Sind wir mal ehrlich, ist uns das (fast) allen bewusst: Alkohol schädigt unseren Körper. Ist ja nun kein Geheimnis. Trotzdem gehört Alkohol zu DER Volksdroge schlechthin. Ich würde sagen, unserer heutigen Zeit. Aber glaubt man der Geschichte, dann war das schon „immer“ (soweit wir wissen bzw. vermuten) so. Ich persönlich glaube, und das ist nur meine persönliche Meinung, dass wir Menschen ständig in der Verdrängung leben. Wir tun soviel Destruktives und wir erleben soviel Destruktives. Wir sind Lebewesen, die eigentlich im (harmonischen) Kollektiv leben sollten. Und wir suchen die Nähe, die Verbindung, die (zwischenwesen-tliche) Liebe.

Gefühle wie Ablehnung, Wut, Angst – die Trennung der Verbindung – sind kaum für uns auszuhalten. Weil wir gar nicht mehr wissen, wie wir damit umgehen sollen. Irgendwann konnten wir es bestimmt. Und irgendwann nahm es seinen Anfang, dass wir das nicht mehr konnten. Wer weiß schon, was die Gründe dafür waren. Wer weiß schon, wie schlimm unser kollektives Anfangstrauma gewesen sein muss, dass das alles seinen Lauf nahm…

Nein, nicht jeder, der trinkt, tut das bewusst aus dem Vergessen und Unterdrücken heraus. Alkohol macht Spaß und es macht uns in sozialen Situationen locker. Vor allem das. Es macht Dinge einfacher. Warum aber sollte ein Mensch, der vollends glücklich mit seiner Tätigkeit/seinem Sein ist, Alkohol trinken? Warum sollte das jemand, der sich glücklich fühlt? Akzeptiert? Angenommen, als das, was er ist?

Meiner Meinung nach, und nur meiner Meinung nach(!), trinken wir kollektiv so viel Alkohol, weil wir so vieles im Inneren mit uns tragen, was wir nicht aushalten zu fühlen.

Warum trinken wir im Traumakontext Alkohol?

Aus genau dem eben beschriebenen Grund. Du erträgst deine Gefühle nicht mehr. Du erträgst die Angst nicht mehr. Die Panik. Die Traurigkeit. Vor allem auch die Traurigkeit über das, das du nicht hast. Dinge, wie z.B eine Verbindung, Liebe. Ich spreche nicht von Liebe zwischen Partnern. Sondern von der Liebe zwischen Mensch und Wesen an sich. Dem Ur- Vertrauen, was so früh gebrochen wurde. Du fühlst dich allein. Nicht umsonst schätzen so viele Menschen die Liebe zwischen Mensch und Tier. Sie ist echt, ohne Bedingung.

Hast du dich nicht auch schon einmal gefragt: „Gibt es überhaupt einen Menschen, der mich so liebt, wie ich bin? Ohne das ich eine Rolle spiele? Ohne das ich eine Erwartung erfülle? Mit all meinen Fehlern? Verständnis dafür hat, wer ich bin und warum ich so bin, wie ich bin?“ Nicht als Entschuldigung (denn das ist keine echte Liebe), sondern in Form von Akzeptanz?

All das löst Stress in uns aus und Alkohol dämpft die Emotionen, die durch diesen Stress auftauchen. Es dämpft die Leere in uns. Die Leere, allein zu sein. Das Gefühl, uns allein zu fühlen. Allein mit dem, wer wir sind. Wir trinken, um zu vergessen. Um nicht zu fühlen oder, im Gegenteil, um endlich einmal all das wieder fühlen zu können, was sonst in uns hinter einer tiefen Schicht von Dissoziation verborgen ist. Leid, Trauer und Glück, weil wir es sonst nicht fühlen können. Weil wir uns bisher, aus Selbstschutz, davon abgeschnitten haben. Wir trinken, um generell Abstand vom Leben nehmen zu können. Abstand von all dem Leid in uns und all der Angst. Angst die Wut, Hass oder Resignation auslöst.

Wie war das bei mir?

Vor fast 8 Jahren, als mein Innensystem zusammenbrach und es zu einer Retraumatisierung kam, verfiel ich sehr stark dem Alkohol. Ich würde sagen, (langfristig) weniger als vllt dem ein oder anderem Leidensgenossen, aber das war  nicht mein Verdienst. Das lag am (dissoziativen) Inneren. Ich trank sehr viel Wein. Zeitweise zwischen 1-2 und 3-4 Flaschen am Tag. Eine enorm, wirklich enorm große Menge. Und rückblickend erkenne ich, das Alkohol schon immer diese Rolle in meinem Leben einnahm, sich betäuben zu können. Bereits in der Partnerschaft mit dem Vater meines Kindes, war ich extrem unglücklich. Ich trank damals nie übermäßig. Aber oft dann, in den Momenten, wenn es mir so schlecht ging, dass ich es nicht mehr aushielt. Zu dieser Zeit waren es oft (noch) nicht mehr als 1-2 Gläser Wein.

Rückblickend weiß ich mittlerweile aber wieder, dass das auch vorher schon so war. Als ich in der 3. Klasse war, da machten wir einen Schulausflug zur Polizeistation. Dort sollten wir Fingerabdrücke abgeben und in ein Röhrchen pusten. Man wollte vieles präsentieren, was so gemacht wird. Ich weigerte mich, in das Röhrchen zu pusten. Und der Polizist, die Lehrerin und die Begleitpersonen wollten mich überreden, dass da nichts Schlimmes passieren kann. Sie dachten, ich hätte Angst davor. Aber ich weigerte mich trotzdem. Der Grund war, weil ich morgens, vor diesem Schulausflug, 2 – 3 Gläser Sherry (Likör von mindestens 20%) trank – nicht weil ich Angst hatte.

Da war ich 8/9 Jahre alt. Ich kam an den Alkohol meiner Eltern leicht heran. Aber es gab auch wenig Regeln. Individuelle Regeln vllt., aber keine, die sicher gestellt hätten, dass es dafür (schlimmen) Ärger gibt. Ich glaube, dass es meinen Eltern nicht auffiel. Sehr wahrscheinlich wurde mir aber eh von meinen Eltern selbst bereits das erste Mal Alkohol gegeben, daher dürfte es ihnen auch egal gewesen sein. Das ist keine Rechtfertigung für späteres Verhalten! Aber ich glaube, dass ich dadurch früh spürte, wie Alkohol das innere, unerträgliche Gefühl auslöscht. Ich habe nie gelernt, wie man mit problematischen Emotionen umgeht und der Mensch neigt dazu, den einfachsten Weg, ohne große Widerstände, zu wählen.

Am Anfang. Alles andere und spätere ist eine Entscheidung, die jeder selbst trifft.

Wie ging ich später damit um?

Missbrauchend. Absolut.

Ich wurde, Gott sei Dank, nie körperlich abhängig. Wenn gleich ich nie behaupten würde, dass ich es nicht emotional war. Ich konnte Alkohol trinken, ohne mich ins Koma zu trinken. Tatsächlich tat ich das, dass letzte Mal 2009. Aber ich verlor oft die Kontrolle darüber. Ich beabsichtigte anfangs 1-2 Gläser und trank dann alles, was da und auffindbar war.

Komasaufen hat nur nicht mehr stattgefunden, weil ich auf der einen Seite eine hohe Toleranz habe. Zu allen Substanzen. Und zum anderen daran, dass ich später nie mehr soviel kaufte, dass es möglich gewesen wäre, davon ins Alkoholkoma zu fallen. Das hatte aber nichts mit Selbstbeherrschung zu tun. Wäre mehr da gewesen, hätte ich wahrscheinlich immer alles getrunken.

2016 kam es zu einer Retraumatisierung. Ich fühlte Sachen, die ich kaum noch aushielt. Nichts mehr davon. Es lässt sich immer so leicht sagen, dass Menschen, die dem Alkohol oder Drogen verfallen, schwache Menschen sind. Das lässt sich aus der Sicht leicht sagen, aus der man nicht das Gleiche fühlt. Das heißt nicht, dass es dir, der das denkt, nicht auch schlecht geht. Oder du vllt nicht sogar das Gleiche (oder Schlimmeres) erlebt hast. Nur, das du nicht das Gleiche empfindest. Keiner ist gleich. Egal ob wir das Gleiche, ähnliches, oder nicht, erleb(t)en. Du steckst nicht in der Lage des Betroffenen. Du kannst deine Handlungen und Entscheidungen aus deiner Perspektive betrachten, aber niemals aus seiner.

Wie kann man also als Angehöriger damit umgehen?

Ganz ehrlich? Gar nicht.

Das Leid, das Menschen mit sich herum tragen, könnt ihr ihnen nicht nehmen.

Menschen, die trinken, fühlen sich (erneut nur aus meiner Perspektive gesprochen! – es gibt viele Variationen) innerlich einsam. Sei für sie da. Hör ihnen zu. Entschuldige nichts. Nichts. Natürlich gibt es für jedes Verhalten eine Erklärung. Versuche diese zu verstehen. Verstehen bringt soviel mehr, als Verurteilung. Es schafft Verbindung.

Aber rechtfertige mit diesem Verstehen keine destruktive Handlung. Nur weil ich mich alleine fühle, rechtfertigt das keine destruktiven Handlungen gegenüber andern.

Wie erkenne ich diese? Wenn du merkst, dass du ernsthaft Schaden davon trägst. Nicht „Schaden“, weil derjenige nicht mehr deine Erwartung erfüllen kann. Weil er dich vor der Gesellschaft „blamiert“ oder nicht mehr nur für dich da sein kann. Sondern destruktiv ist es dann, wenn er dich emotional, finanziell, körperlich oder sexuell verletzt. Dafür gib es KEINE Entschuldigung! Und wenn du das rechtfertigst, dann schadest du nicht nur dir, evtl. anderen, sondern auch demjenigen.

Eine große Frage ist auch die Alkoholbeschaffung. Meist wird das in der Psychologie unter Co-Abhängigkeit aufgefasst…

Co-Abhängigkeit und meine Meinung

Co-Abhängigkeit sehe ich als ein sehr ernstes Thema. Sie findet aber erst da statt, wo du deine Gefühle vom anderen abhängig machst. Ist derjenige drauf und ist dann netter zu dir? Oder sagt dir, er fühlt sich dann besser und du fühlst dich wohler, weil du ihm dadurch dieses „bessere“ Gefühl verschaffen kannst? Beschaffst du ihm deshalb Alkohol? Aus dem Gefühl heraus, wenn du etwas für ihn tust, macht es das für dich besser? Dann geht das sehr stark in die Richtung Co-Abhängigkeit.

Ich persönlich hasste es, wenn mir jemand Ratschläge geben wollte. Ich wusste stets zu jeder Zeit, dass das Trinken schlecht für mich ist. Mir war klar, was es in meinem Körper anrichtet und ich wusste, dass ich damit nur weiter verdränge. Und es damit nur schlimmer wird. Keiner dieser Ratschläge ála: „Du solltest nicht mehr trinken“ half mir. Ich wusste das und tat es trotzdem. Im Gegenteil führte diese Art der Ablehnung nur dazu, dass ich versteckt trank. Ich sagte nicht mehr, wenn ich mir etwas holte. Ich sagte nicht mehr, wie viel ich trank und versteckte den Alkohol sogar. Damit öffnete ich mir alle Wege in den festen Alkoholismus.

Das war nicht die Schuld anderer. Denn ICH traute mich nicht mehr, es offen zu sagen. Weil ich Angst vor der Ablehnung hatte. Und ich trank weiter, weil ich mich damit selbst medikamentierte. Ich ertrug meine Gefühle nicht mehr.

Es gab für mich keine greifbare Möglichkeit, wie ich hätte gewusst damit umzugehen. Ich trank, weil ich keine andere Lösung fand. Ich fühlte mich allein, einsam und überfordert. Kein Ratschlag der Welt räumt diese Gefühle aus der Welt.

Wie also handeln?

Die Frage kann ich nicht beantworten. Das muss jeder für sich fühlen. Ich lernte jemand kennen, der mich ernst nahm. Der verstand, warum ich trank. Er versorgte mir ab und an Wein und auch andere Substanzen. Ob er es aus Bestätigung seiner Gefühle heraus tat oder nicht, weiß nicht. Aber ich weiß, wie wertvoll es für mich war. Ja, es wäre besser gewesen keinen Alkohol zu bekommen. Aber ich fühlte mich ernstgenommen. Ich bekam keine Ratschläge. Eine ernste Meinung, ja. Aber kein: „Du musst einfach nur das und jenes tun“ . Es war das, was ich in dieser Zeit brauchte und jeder, der mir das Gegenteil einreden wollte, verschlimmerte es nur noch. Du wirst noch einsamer. Seine Verhaltensweise war daher, in dieser Zeit, genau das Richtige.

Das heißt NICHT(!), dass ihr einem alkoholkranken Menschen Alkohol besorgen sollt! Damit will ich nur sagen:  Hört dem Menschen erstmal zu. Hört zu, was er gerade wirklich braucht. Der Drang nach dem Stoff, ist nicht das wirkliche Bedürfnis. Dahinter steckt immer ein anderes Bedürfnis. Aber das findet ihr nicht heraus, wenn ihr nicht zuhört. Wenn ihr nur auf der Ebene denkt: „Was der gerade macht, ist schlecht“ . Klar ist es das. Aber dahinter steckt etwas. Deshalb macht es derjenige.

Bei mir war es: Innere Einsamkeit. Ich fühlte mich nicht gehört, allein auf der Welt. Falsch. Wie ein Alien. Für mich half Akzeptanz. Das hilft mir Abstand von betäubenden Dingen zu nehmen. Für andere sind es ganz andere Dinge. Andere brauchen vllt. die Hilfe, dass jemand sagt: „Schluss damit“ . Hört richtig zu. Aktiviert eure Empathie (wieder) oder, wenn ihr das nicht könnt, nehmt Abstand.

Abstand ist kein Zeichen von Schwäche. Ihr helft niemand, wenn ihr euch selbst aufgebt. Aber macht nicht dem anderen den Vorwurf, sondern erklärt euer Verhalten! DAS hilft. Nicht Lügen, Angst und Erwartungshaltungen der Gesellschaft.

Sommerpause, Gedanken und Änderungen

Bis vsl. August werde ich in Sommerpause gehen.
Weiter habe ich für mich beschlossen, dass ich keine engen, privaten Kontakte mehr über den Blog führen werde.
Ich muss das besser von meinem Privatleben trennen.
Nichts ändern wird sich daran, dass ihr mir selbstverständlich weiterhin jederzeit Fragen stellen oder euch auf anderer, informativ-konstruktiver Ebene mit mir austauschen könnt. Anschreiben ist also weiterhin kein Problem.
Jedoch werde ich keinerlei private Treffen oder Telefonate (außer diese gehen rein um den Blog und etwas, was damit in Verbindung steht) mehr umsetzen.

Es muss sich im Übrigen keiner Gedanken machen, dieser Entschluss hat nichts direkt mit jemand aus der Community zu tun. Es hat also keiner etwas falsch gemacht. Ich habe für mich nur neue Erkenntnisse dazu gewonnen, an deren Umsetzung ich mich jetzt machen werde.

Es gibt einige Bereiche im sozialen Kontext, wo ich noch immer zu spät meine Grenze setze.
Unter anderen hängt das damit zusammen, dass ich andere Menschen mit ihren Problemen nicht allein lassen möchte, denn ich weiß, wie es ist, allein mit alledem dazustehen. Ich möchte auch zuhören und ein offenes Ohr bieten, denn ich weiß, wie es ist, wenn einem niemand zuhört. Ich möchte dem anderen eine helfende Hand reichen, denn ich weiß, wie es ist, wenn man diese verwehrt bekommt und man sich mit allem allein herumschlagen muss.
Und daran möchte ich auch grundlegend nichts verändern, nur muss ich lernen diese Absichten und das Mitgefühl dosierter einzusetzen. Denn hierbei übertrete ich spürbar meine Grenzen und wenn es am Ende dann in eine Richtung geht von: „Hättest du ja nicht machen müssen“ … Äh ja, das verletzt, stimmt aber eben auch vollkommen. Niemand bittet mich darum. Das ist meine freie Entscheidung und deshalb muss ich daran jetzt etwas verändern und lernen, Mitgefühl besser zu dosieren. Es geht nicht um das Abschalten davon, das auf gar keinen Fall, aber um eine gesündere Dosierung dessen.

Aber es spielen womöglich auch (unbewusst) egobezogene Dinge mit rein (=das Ego, das den verletzten Kern schützt):
Helfe ich, bin ich wichtig für den anderen und das war ich sonst nie. Nur, wenn ich für irgendetwas nützlich war. Helfe ich nicht und lasse den anderen allein, riskiere ich vllt. auch eine Ablehnung und Ablehnung fühlte sich früher wie sterben an. Und da sein und helfen, kann auch verhindern, sich minderwertig zu fühlen.
Das sind traumabezogene Themen, die zwar bereits seit geraumer Zeit in Bearbeitung sind, aber womöglich doch noch in ungesunden Maße vorhanden. Das muss ich dringend noch näher beobachten und gegebenenfalls weiter korrigieren. Denn wenn diese für inkonsequentes Handeln in diesem Kontext verantwortlich sind, ist weder mir noch meinem Gegenüber geholfen.

Aber es gibt auch noch ein Charaktereigenes Thema:
Der einzige Weg für mich zu überleben war, Lösungen zu finden. Lösungen zu finden, wie ich mit meinen Gefühlen umgehen und sie ertragen kann. Wie ich schier aussichtslose Situationen irgendwie so unbeschadet wie möglich überstehe. Ich will wissen, warum ich fühle, was ich fühle, um diese Gefühle und Themen akzeptieren und integrieren zu können. Ich will wissen, wie Körper, Geist und Psyche zusammenhängt, um alles wieder in Einklang bringen zu können. Wenn ich mich zu dick fühle, obwohl ich es sichtlich nicht bin, dann will ich verstehen, warum ich so denke. Was dahinter steckt und mich selbst annehmen, statt in die Ablehnung zu gehen. Ich will die Hintergründe all meiner Probleme verstehen, um sie ändern zu können. Ich will eine gerechte Verteilung für mein Handeln und das des anderen sehen und verstehen, um so Konflikte besser be- und verarbeiten zu können, anstatt einen Schuldigen zu finden. Kurz: Ich möchte nicht im Leid gefangen bleiben.
Und ich bin unglaublich stolz darauf, wie ich mittlerweile mit Situationen umgehe und wie schnell ich eine Strategie finde, Probleme zu bewältigen. Deshalb sind sie nicht sofort gelöst, aber ich weigere mich, mich dauerhaft von Ihnen beherrschen zu lassen.

Hätte ich diese Strategien nicht entwickelt, bezweifle ich, dass ich heute noch am Leben wäre. Und unbewusst übertrage ich das auf andere, nur denkt und will das gar nicht jeder so oder ist generell an einem Punkt, wo es auch für ihn wichtig ist, dass er da anders denkt. Mir fällt es aber schwer, mit so jemand zu kommunizieren, weil es sich für mich wie unnötige Leidverzögerung anfühlt. Und langfristig gesehen ja auch nicht zu einer Besserung zu führen scheint. Also, wenn ich dann Erfolge sehen würde, könnte ich das besser verstehen, aber wenn es das offensichtlich nicht tut, dann fällt es mir schwer, den anderen richtig nachvollziehen zu können. Also z.B. auch alte Glaubensmuster verändern sich ja nicht von selbst, nur weil man herausfindet welche es sind. Daran muss man aktiv arbeiten und das ist extrem schwer. Aber dazu braucht es den Willen zur Veränderung und damit den Willen zum Leben …

Lösungen für Unangenehmes und Unerträgliches zu finden, bedeutet für mich also auch Veränderung und Veränderung ist für mich gleichbedeutend mit Leben. Das gesamte Leben ist Veränderung und Wandel unterworfen. Immerzu und ständig.
Ich ertrage keine Stagnation, Verhaftung und Leidspiralen, denn das bedeutet für mich Tod. Tod, Ohnmacht, gefangen sein.
Das heißt, dass ich an diesen Punkten also nichts verändern will. Ich möchte mich gar nicht mehr auf Gegenteiliges einlassen und trotzdem tue ich es noch.
Thema: Grenzen setzen.
Heißt, ich muss hierbei also noch mehr auf mein Umfeld achten. Mir ein Umfeld suchen, das ähnlich denkt oder teilweise auch leicht in seinen Themen ist. Ganz ohne Tiefe kann ich nicht, aber es muss nicht immer in die Tiefe gehen, das muss auch ich noch lernen. Wenn ich etwas Positives will, muss ich vielleicht sogar, hin und wieder, auf leichtere Themen setzen. Der berühmte goldene Mittelweg.

Und es ist vollkommen okay, wenn jemand anders denkt oder an einer anderen Stelle steht (ging mir ja selbst so – jeder steht immer wieder an verschiedenen Stellen und der Clou ist es wohl jemand zu finden, der an ähnlicher Stelle steht, sodass man sich nicht gegenseitig runter-, sondern weiterzieht), nur muss ich nicht (und will ich ja eigentlich auch gar nicht) solche Menschen in mein Leben lassen. Es gilt also nicht nur Menschen auszusortieren, die hochgradig toxisch sind (denn darin bin ich mittlerweile ziemlich gut), sondern auch jene (trotz dass ich sie mag und die auch keine falschen oder schlechten Menschen sind), die sich gerade einfach an einem ganz anderen Punkt als ich befinden. Man redet aneinander vorbei und am Ende fühlen sich alle schlecht.
Ich kann ebenso wenig versuchen diese Menschen an meinen Punkt zu ziehen, wie ich mich an ihren ziehen lassen möchte. Deshalb ist auch keiner falsch, sondern nur unterschiedlich und was nicht passt, passt eben nicht.

Was mich daran nur wurmt, ist, wenn ich genau das anspreche: „Wir stehen an unterschiedlichen Punkten und sollten erstmal getrennte Wege gehen, daran ist aber keiner Schuld„, das so nicht stehen gelassen wird. Für mich ist das eine Lösung, die jeden etwas bringt. Man versucht nicht sich gegenseitig zu verändern, jeder kann bei sich bleiben, triggert sich nicht weiter gegenseitig, keiner ist der „Schuldige“ für irgendwas und irgendwann kann man wieder zueinander finden. Ich verstehe nicht, warum das dann weiter ausdiskutiert wird, sodass man doch komplett auseinander geht.

Aber ich verstehe vieles nicht. Unter anderem z.B. warum man ein „das wird mir zu viel/das belastet mich“ erst vortanzen muss, bevor es verstanden wird. Warum ein „bitte schicke mir sowas nicht mehr“ ignoriert wird, weil man sein eigenes Bedürfnis durchsetzen will. Damit triggert man mich wissentlich (und zwar echt dolle), wenn auch nicht absichtlich. Warum nicht anerkannt wird, wenn ich von einem wahrgenommen Ungleichgewicht spreche: „Nein, das ist nicht so“ – „Du kannst deine Themen ruhig nochmal wiederholen, dann weiß ich das es wichtig ist“ … Das ist lieb gemeint, vllt. möchte ich aber gar nicht meine Themen 3x wiederholen, bevor man sie wahrnimmt und vllt. möchte ich auch generell nicht ausschließlich über Probleme sprechen? Wenn immerzu alles nur schlecht ist, kann auch ich irgendwann nicht mehr. Ebenso, wenn es immer das Gleiche und kein Fortschritt zu sehen ist.
Oder warum Versuche den anderen zu unterstützen, trotz eigener Themen, am Ende gedreht werden, als hätte man nur meinetwillen so viel darüber geredet. Das fühlt sich an wie: „Selbst Schuld, du wolltest es doch so“ .
Ich gebe mir auch wirklich Mühe, so gut es mir zumindest möglich ist, mich in andere hineinzuversetzen, verschiedene Perspektiven einzunehmen. Zu schauen, wo derjenige gerade steht, unterschiedliche Optionen zu finden, verschiedenste Hintergründe zu beleuchten, betone immer wieder, dass nichts ultimativ gemeint ist, nenne meine Bedürfnisse und Grenzen … Und am Ende versteht man trotzdem das Gegenteil von dem, was ich eigentlich wollte und sagte. Ich fühle mich, als würde ich eine Sprache von einem fernen Planeten sprechen.
Im Endeffekt kann ich es also lassen, mir in solchen Kontexten Mühe zu geben.

Daher: Ich muss lernen vieles, viel dosierter einzusetzen.

Und es gab eine weitere wichtige Erkenntnis für mich in den letzten Tagen: Ich habe vor einiger Zeit festgestellt, dass ich zu all meinem eigenen Trauma, dem Blog (den ich liebe) und dessen Themen, einen positiven Ausgleich brauche. Ich kann und darf mich nicht nur mit diesen schweren Themen beschäftigen. Nur wusste ich nicht, welchen und wie.
Einige Zeit darauf stellte ich fest, was die Ursache meiner Depressionen ist (ich schreibe dazu noch einen eigenen Beitrag, wie und warum und womit das genau zusammenhängt) und bei mir hat es etwas mit sozialer Verbindung zu tun.
Ich brauche sehr dringend etwas Positives in meinem Leben. Und wenn ich mir weiter Menschen ins Leben hole, die an ganz anderen Punkten stehen, wie soll ich dann für mich im Moment richtige Verbindungen aufbauen?
Das funktioniert einfach nicht so, wie ich das bisher gemacht habe. Und daran hat auch keiner Schuld. Ich muss für mich lernen, dass nicht jeder Mensch die Welt sieht wie ich. Und das ist auch gut so, denn Unterschiede braucht es.
Und eigentlich weiß ich das auch, aber trotzdem fällt es mir oft schwer, mich in verschiedenste Denkmuster, die FÜR MICH stark destruktiv sind, hineinzuversetzen. Ich verstehe die Logik dahinter nicht. Und da muss ich ansetzen, dass ich das auch gar nicht verstehen muss.

Nicht mein Zirkus – Nicht meine Affen
Diesen Spruch muss ich endlich lernen, tiefer zu verinnerlichen. Aufhören, die Probleme anderer, zu meinen zu machen. Mich zu sorgen und emotional davon berühren zu lassen. Es geht nicht darum, dass es mir komplett egal wird, ich brauche für mich nur einen gesünderen Umgang damit. Und ich muss auch aufhören, allen möglichen Leuten ein offenes Ohr anzubieten.
Es ging letzten Endes bisher überwiegend in negative Richtungen (für mich), also sollte ich lernen auch das besser zu dosieren.
Es fühlt sich an, als würde ich den kleinen Finger reichen und den ganzen Arm genommen bekommen. Und nach meinem Veto wird einfach weiter gemacht, als hätte ich nichts gesagt.
Ich möchte etwas Gutes für andere tun, bleibe am Ende aber selbst auf der Strecke und so kann das jetzt wirklich nicht mehr weitergehen.

Womöglich muss ich Dinge auch noch direkter und deutlicher sagen, obwohl ich eigentlich das Gefühl habe, dass ich nicht gerade zu den Menschen gehöre, die sich sehr lange hinterm Berg mit ihrer Meinung halten. Aber irgendwie kommt es trotzdem nicht an, was ich sage … Ich versuche da scheinbar noch zu nett zu sein, den anderen nicht zu verletzen. Es trotzdem noch freundlich zu vermitteln. Das geht aber meist nur nach hinten los. Besonders wenn es am Ende heißt, in etwa, ich hätte ja eher etwas sagen können/müssen … Da beginne dann ich wieder an meiner Wahrnehmung zu zweifeln …
Also muss ich lernen, da direkt einen Cut zu setzen. Ohne stundenlanges zuhören und reden.
Weiter scheint es andere sowieso nicht zu bringen und mir raubt es auch Kraft, denn irgendwie vergesse ich (und andere) scheinbar ständig, dass ich selbst schwer traumatisiert bin und nur begrenzte Kapazitäten habe.
… Oder ich lasse mich demnächst dafür bezahlen. Sehe es nur noch rein auf beruflicher und nicht mehr auf freundschaftlicher Ebene.

Und ich muss raus aus dem Denken des „Unterstützen-Wollens“. Fragt mich schließlich keiner danach. Dieses „zu-viel“ bzw. das, was mir zu viel Energie absaugt, ist ja das, was ich freiwillig gebe, also muss ich schauen, dass ich da mehr bei mir bleibe und weniger gebe. Also weniger dahin gebe, wo der andere es gar nicht haben will.
Nur ist für mich da noch die Diskrepanz dazwischen, wie ich dann damit umgehe, wenn man mir trotzdem Dinge immer und immer wieder erzählt, auf dessen man gar keine richtige Antwort möchte.
Denn den anderen sich allein überlassen, fühlt sich für mich falsch an. Allerdings fällt mir nur das gerade ein. Vielleicht stellt sich hier aber auch ein Arschloch-Denken bei mir ein, weil ich denke, dass ich in den schlimmsten Zeiten meines Lebens auch allein war und gerade das mir am meisten geholfen hat selbstständig zu werden.

Vllt. auch nur noch dazu etwas sagen, wo der andere tatsächlich an einem Weiterkommen arbeiten möchte, nur denke ich ständig anderen wäre generell daran gelegen. Ich merke den Unterschied zwischen Jammertal und konstruktiv darüber sprechen scheinbar zu spät. Akzeptieren wäre noch wichtig, denn oft sind die Trigger beim anderen, dass das Gefühl aufkommt die Realität abgesprochen zu bekommen. Und das versuche ich auch, also das akzeptieren, aber nach dem dritten Mal das Gleiche werde ich ungeduldig, weil ich Veränderung anstrebe. Ich verstehe die Gedanken des anderen schon, mir geht es nicht darum dessen Realität abzusprechen, aber wenn die jetzige schlecht ist, muss man doch sehen wie man sie verändern kann. Aus meiner Sicht. Und das funktioniert nur über eine Veränderung im Denken.
Womöglich fehlt mir hier der Mittelweg. Da muss ich noch schauen, welche Lösung ich da für mich finde.

Hört sich auf den ersten Blick alles erstmal negativer an, als es sich für mich anfühlt.
Für mich sind viele wichtige Erkenntnisse in den letzten Tagen dabei gewesen, bis zu einem Tag, wo ich mich dann auch wirklich nicht mehr dagegen wehren konnte.
Aktuell fühlt es sich für mich an, als würde sich da viel in mir neu ordnen. Es brodelt und wirbelt und ist sich gerade sehr am Verändern. Ich habe auch das Gefühl, dass es für mich jetzt in eine neue Lebensphase geht und darauf freue ich mich wirklich sehr. Denn die Alte hat jetzt ausgedient.
Ich will raus aus diesem alten Leben. Aus der Destruktivität. Aus der Hoffnungslosigkeit und der Angst.
Vor einigen Tagen ist für mich ein Knoten geplatzt und jetzt kann und will ich nicht mehr zurück. Was nicht heißt, dass es mir nicht auch wieder schlechter gehen wird. Die Traumata, Depressionen, Ängste, usw. lösen sich dadurch ja nicht plötzlich in Luft auf. Und ein Leben nur mit Hochs sehe ich sowieso nicht als realistisch an, dennoch spüre ich, wie sich in mir etwas verändert hat. Und noch weiter verändern wird.
Jetzt gilt es aber erst einmal all das neu Aufgekommene sich ordnen zu lassen.
Ich habe in den nächsten Wochen also einiges zu tun und gönne mir daher eine Auszeit vom Blog.

Euch wünsche ich einen schönen Sommer ☀️✌️

System-Fragen beantwortet

Heute gehe ich auf einige Fragen ein, die in den letzten Monaten/im letzten Jahr so hereinschneiten…

Warum sprichst du so wenig über euer System?

Weil wir das nicht wollen. Äh, Punkt? 😅

Nein, ich führe das natürlich etwas aus. Mir ist bewusst, dass es Dis-Systeme gibt, die mehr über sich erzählen. Wo z.B auch die unterschiedlichen Anteile vorgestellt werden und auf das zielte diese Frage wohl auch ab. Ich persönlich finde es auch absolut interessant, wenn Anteile sich vorstellen, von sich und ihren Anschauungen, etc. berichten. Nur bei uns geht das nicht. Einer der Hauptgründe liegt darin, dass systeminterne Informationen etwas sehr gefährliches sind, womit schnell Schindluder betrieben werden kann.

Aber auch darin, dass wir ein unglaubliches Problem mit Namen haben. Ich kann euch nicht sagen, warum das so ist. Tatsächlich reden wir uns auch untereinander nicht oder nur in Ausnahmefällen mit Namen an. Wer angesprochen ist oder wem man versucht anzusprechen, funktioniert mehr auf einer „energetischen“ Ebene. Es läuft viel über spüren/fühlen, wer gerade gemeint ist, ab. Dumme Beschreibung, ich weiß. Ich denke, dass ist aber auch ein Grund, warum Innenkommunikation recht schwierig bei uns ist. Funktioniert halt nicht immer richtig mit: „Hey du da!“ . Mir ist aber aufgefallen, dass ich auch in der Außenwelt selten Menschen mit ihren Namen anspreche. Nur wenn´s halt gerade nicht anders geht. Oder wenn ich etwas deutlich machen will. Vor einiger Zeit sagte auch mal jemand ständig meinen Namen, wenn er mit mir sprach. Und mich hat das so irritiert, dass ich erstmal googeln musste, warum jemand das tut. Ich wusste halt nicht ob dahinter eine manipulative Absicht steckt oder eine freundliche oder wie ich das einschätzen soll 😅.

Um zum Thema zurück zu kommen: Wir haben ein Problem mit Namen. Und wenn man keine Namen verrät, ist es logischerweise auch schwierig Anteile, die Auftauchen, für Außenstehende auseinanderzuhalten. Was sollten wir da sagen? „Heute ist die Person da, die vorletzte Woche schon mal da war, aber nicht der ist, der gestern da war“ ? Also weißte, das macht halt wenig Sinn.

Außerdem…

…Haben systeminterne Informationen für uns auch etwas sehr privates. Das ist unsere Welt und wenn wir uns dazu bereit fühlen, teilen wir davon etwas mit. Und wenn nicht, dann eben nicht. Ähnlich verhält es sich übrigens mit Informationen über andere Systeme. Wir können tatsächlich gar nicht so gut damit umgehen, wenn man uns zu schnell, sehr private Systeminformationen nennt. Das Problem liegt da aber nicht beim Anderen bzw. Gegenüber, sondern einfach darin, dass das FÜR UNS eine große Nähe und Intimität bedeutet, die wir erstmal einordnen lernen müssen.

Diese Nähe ist rational zwar sehr cool, signalisiert innerpsychisch aber Gefahr. Wir brauchen unsere Zeit damit umzugehen. Umgedreht bedeutet es im näheren Kontakt zu anderen Menschen aber nicht, wenn wir nichts über uns mitteilen, dass grundsätzlich kein Vertrauen da ist oder der andere etwas falsch macht.

Weiß euer Umfeld von der Dis?

Das nähere Umfeld schon, ja. Und anderen Menschen gegenüber: Wir posaunen es nicht ständig in die Welt hinaus, gehen mittlerweile aber immer entspannter damit um. Wer’s weiß, weiß es eben. Zum Beispiel wenn jemand auf dem Blog stößt o.Ä.

Mit unserem nahen Umfeld sprechen wir aber trotzdem nicht darüber. Kaum systeminterne Informationen und unterschiedliche Anteile kennt auch keiner mit Namen. Bei einer Freundin zeigten sich in letzter Zeit einige und sprachen mit ihr (allerdings ohne ihren Namen zu nennen). Und mit unserer besten Freundin konnten wir früher relativ gut drüber reden. Da zeigten sich auch das erste Mal welche richtig vor jemand Außenstehenden. Wie die ganze Freundschaft zwischen uns auseinander ging, war aber eher ein herber Vertrauensbruch für viele im Inneren.

Mit dem Rest besteht da kein wirklicher Bedarf drüber zu reden. Wir haben es ein paar Mal vorsichtig versucht, aber es kamen viele Relativierungen: „Ach das hat doch jeder.“ – „Na das ist doch normal.“ usw. Und irgendwie ist mir das zu blöd, da jedes Mal gegenzureden und zu erklären, dass es eben doch ein bisschen anders ist, als bei anderen Menschen. Das kostet Energie und letztendlich führen diese Relativierungen dazu, auch wenn sie 100% nicht böse gemeint sind, dass wir das Gefühl bekommen, uns wird nicht geglaubt. Oder das man sich beweisen müsste und darauf haben wir wirklich keine Lust. Manchmal, wenn wir etwas erzählt haben, wurde sich darüber auch ausgeschwiegen und schnell das Thema gewechselt. Das ist auch nur so ein mittelprächtiges Gefühl.

Wir belassen es daher dann auch dabei. Letztendlich begegnet dem Gegenüber doch sowieso nur eine Außenerscheinung. Und das diese Wechselhaft im Verhalten ist, ist ja nichts Neues für irgendjemand. Und den Rest machen wir eh mit uns selbst aus.

Warum müssen alle „Franzi“ genannt werden?

Müssen sie nicht. Am liebsten ist uns, wenn ihr einfach gar keinen Namen verwendet. Und wenn es z.B um sowas geht wie: „Hey guck doch mal“ und wir sind gemeint, aber mehrere (Außen)Personen mit anwesend, dann passt „Franzi“ . Das ist der Frontname und in seiner Abkürzung relativ positiv besetzt. Tatsächlich geht es bei „Franzi“ nicht darum, dass [ich] die anderen nicht anerkenne und deshalb alle „meinen“ Namen tragen sollen, wie oft vermutet.

Wir haben uns einfach darauf geeinigt, da es die leichteste Lösung ist. Manches hat auch eindach nur pragmatische Gründe😅.

Es gibt noch Zwei, die uuuunlgaublich viel wert darauf legen, jeden, sobald sie da sind, vor den Latz zu knallen, dass sie jetzt gerade wirklich nicht „Franzi“ sind. So mitten im Gespräch: „Ja ich bin jetzt aber auch nicht Franzi“ . Blöd ist es dann halt, wenn sie gefragt werden, wer dann da sei. Denn darauf antworten sie auch nicht. Da kommt dann so ein: „….Jaaa….nee….Franzi passt schon“ . Ich weiß aber nicht, ob es daran liegt, dass sie ihren Namen nicht nennen wollen, also so sagen sie es. Oder ob sie da vllt doch hauptsächlich versuchen, mehr auf den Rest Rücksicht zu nehmen.

Dann könnten wir jetzt zwar noch die Anfangsbuchstaben der Einzelnen mit hinschreiben oder sagen „B.“ ist gerade vorn oder hat den Text verfasst. 1. gibt es aber ja jeweils nicht nur einen Anteil mit diesem Anfangsbuchstaben, also käme man (als Außenstehender) auch durcheinander. Und 2. existiert da auch immer noch die innere Angst, über den Anfangsbuchstaben und Verhaltensweisen könnte herausgefunden werden, wer derjenige gerade ist.

Wer schreibt auf dem Blog?

Mehrere, wenn auch nicht sehr viele. Allerdings war [ich] bisher immer mit im Co-Bewusstsein. Spätestens wenn es an die Veröffentlichung geht.

Manche schreiben Beiträge komplett. Oftmals ist es tatsächlich aber auch ein Mix pro Beitrag, zumal wir auch nicht alle Artikel an einem Stück zu Ende schreiben.

Generell schreiben wir viele Beiträge vor und veröffentlichen sie erst einige Zeit später. Manchmal packt uns die Muse und wir schreiben mehrere Beiträge in einer Woche, aber dann sind auch Phasen dabei, wo wir wochen- bis monatelang überhaupt nichts schreiben können. Dafür sind die vorgeschriebenen Beiträge dann sehr gut. Und diese Beiträge werden immer auch gegengelesen. Von mir, da ich den Blog nach Außen hin repräsentiere und schon Wert auf einige Dinge lege. Und im Inneren checkt auch immer jemand, ob das so okay ist, was geschrieben wurde oder ob jemand zu viel preis gab, was dann abgeändert werden muss.

Daher auch nochmal ganz wichtig: Social Media ist nicht die Realität. Nur weil wir z.B. (fast) jede Woche etwas veröffentlichen, heißt das nicht, dass wir mehr Energie haben, als andere oder Dinge leichter laufen. Das Vergleichen kann man nicht abstellen, aber vllt. hilft es euch, das immer mal wieder mit im Kopf zu behalten. Ihr seid nicht schlechter, fauler oder what ever, nur weil bei euch manches oftmals nicht geht. Schreiben hilft uns beim Verarbeiten und auch einen sinnvollen Zweck im Leben zu finden sowie eine Verbindung zur Umwelt aufzubauen. Euch helfen dagegen aber vllt. ganz andere Dinge und diese sind genauso wichtig und wertvoll!

Wer ist der „Host“ ?

Offiziell könnte man sagen, das ist Franzi. Allerdings kann ich, wenn ich mich als „Franzi“ vorn fühle, nicht mal sagen was genau diesen Anteil ausmacht. Ich selbst habe ein Aussehen im Inneren, fühle dieses Individuum aber nie allein vorn. Ich persönlich weiß nicht was „Franzi“ genau definiert und was nicht. Ob es überhaupt einen einzelnen Anteil mit diesem Namen gibt oder nicht. Vllt gibt es jemand, der überwiegend vorn ist und den man als Host bezeichnen könnte. Aktuell könnte ich darüber allerdings überhaupt keine zuverlässige Aussage treffen.

In Momenten, wo Zweifel am Trauma etc. aufkommen, kann es uns helfen unsere Individualität zu verstehen und begreifen. Im normalen Alltag ist es uns mittlerweile allerdings egal wer und wie viele wann vorn sind. Das kostet einfach so viel Energie und führt im Gegenteil eher oft zu noch mehr Zweifeln, als wenn wir alles einfach sein lassen, wie es ist.

Wie groß ist euer System?

Auch so eine beliebte Frage. Auch keine grundlegend verkehrte. Neugierde darf mehr als sein. Wir haben allerdings schon vor einer ganzen Weile aufgehört zu zählen und mittlerweile ist es uns auch egal. Aktuell gibt es noch immer eine große Blockade bzgl. innerer Landkarte. Vllt ändert sich unsere Einstellung also irgendwann wieder, wenn auch sowas wieder möglich ist. Momentan wüsste ich aber sowieso nicht, was eine exakte Zahl ändern sollte.

Wenn ein bestimmtes Trauma vorliegt, ist es egal ob 20 oder 200 Anteile existieren. Das Trauma bleibt ja das Gleiche. Wichtig finde ich, dass keiner unter den Teppich fällt. Aber ob er nun Anteil 8 oder 568 ist, ist doch nun wirklich Wurst.

Vllt hat sich bei mir auch eine bestimmte Resignation eingestellt, ich weiß es nicht. Aber für mich ist das Was, Wer, Wie, Wo gar nicht mehr so wichtig, sondern das, was aktuell ist. Wer was im aktuellen Moment erlebt, fühlt und denkt ist real und nicht woher er kommt. Das aufmerksame Beobachten der eigenen Vorgänge (als Anteil) führt ja automatisch zu den eigenen Hintergründen. Manchmal schneller, manchmal langsamer. Letztendlich hängen wir aber alle zusammen und wer das eine erkennt, hilft damit auch dem anderen. Kollektive Reflexionsarbeit quasi, jedem so, wie es ihm möglich ist. Und wer nicht weiterkommt, dem hilft manchmal die Erkenntnis des Anderen.

Habt ihr Anteile, die gegen euch arbeiten?

Im alltäglichen Erleben ist es ein ständiges Auf-und Ab. Was heute funktioniert, wird morgen völlig blockiert, ohne Begründung. Die Hintergründe herauszufinden, ist oftmals eine kräftezerrende Aufgabe und nicht immer fruchtbar. Hier ist also durchaus nicht alles Heididei. Und auch nicht jeder kann jeden leiden. Das stelle ich mir auch recht unrealistisch vor. Zu inneren Zwistigkeiten und Meinungsverschiedenheiten kommt es also definitiv. Dennoch stelle ich bei uns eine gewisse Form der Zusammenarbeit fest. Das heißt nicht, dass jeder Hand in Hand zusammenarbeitet, sondern nur das es ein übergeordnetes Ziel gibt. Wann das festgelegt wurde, weiß ich nicht. Oder ob es überhaupt wie in einer Art Konferenz festgelegt wurde, oder viel mehr vllt ein Wunsch ist, den alle teilen. Kann ich euch nicht sagen. Es scheint aber schon so, als würde sich daran langehangelt.

Das heißt aber NICHT(!), dass das ganze System zusammenarbeitet oder es nicht noch immer Anteile gibt/geben kann, die versteckt (ohne das es mir bewusst ist) einem anderen Ziel folgen.

Wie geht ihr mit täterloyalen Anteilen und Täterintrojekten um?

Grundsätzlich gilt: Ernst nehmen. Aber ohne Angst. Zu erkennen wie wenig Macht ich im System habe, war Anfangs mehr als beängstigend. Hat mir am Ende aber geholfen, den anderen mit weniger Angst zu begegnen. Ich kann es ja schließlich sowieso nicht ändern.

Die haben ihre Gründe für ihr Handeln und Fühlen. Ich kann das nur ernst nehmen. Es bringt nichts, wenn ich sie ständig runter mache, mich gegen sie stemme und ihnen sage wie behindert ich sie finde. Die Anfangszeit hat das nur zu noch unangenehmeren Abwehrreaktionen geführt, was jeden belastet hat. Ich persönlich habe so wenig Macht im System, dass ich sowieso niemand etwas vorschreiben kann … Also bin ich irgendwann dazu übergegangen, einfach meine Sichtweise der Dinge zu schildern und warum ich etwas denke und will. Meine Logik bzw. Kosten-Nutzen-Rechnung erklärt. Und gesagt, dass ich aber jederzeit für ein besseres Argument zu haben bin. So gehe ich ja auch mit Außenstehenden um.

Die Grundidee dahinter ist einfach nur das ernst nehmen. Wir haben ein Grundziel und verschiedene Wege/Betrachtungen/Versuche dahin zu kommen. Der sinnvollste und effektivste Weg (egal welcher Form) gewinnt. Der springende Punkt dabei ist aber, dass es nicht manipulativ gemeint ist.

Irgendwann war mir manches einfach wirklich Wurst. Zumal doch eh getan wird, was „gewollt“ wird. Ich kann daher auch nix dazu sagen, ob täterloyale Anteile und wir tatsächlich an einem Strang ziehen, nur einige oder gar keine (und ich nur an der Nase herum geführt werde). Logisch ist für mich aber, dass ich sie nicht über Bevormunden, Bestrafen, Ablehnung, Kritisieren oder Manipulation ins Boot holen kann 🤷‍♀️.

P*dophilie

Ich gehe hier heute das Thema P*dophilie an, daher gibts eine ausdrückliche Triggerwarnung! Für mich ist dieses Thema sehr schwer anzusprechen, weil ich mir gerade selbst immer wieder in den Kopf rufen muss, dass ich hier keinen Missbrauch verteidige.

Stattdessen will ich eben gerade auf die Differenzierung von P*dophilie und se*uellen Missbrauch hinweisen. Trotzdem fühlt es sich stellenweise an, als würde ich hier Täter in Schutz nehmen wollen 😒. Dieser Beitrag ist daher auch schon seit über einem Jahr in Arbeit. Naja, jetzt ist er endlich fertig…

Was ist P*dophilie?

P*dophilie bezeichnet, in seiner Wortbedeutung und früheren Verwendung, ursprünglich die Liebe oder Freundschaft zu Knaben/Kindern.

Heute ist damit die Neigung gemeint, sich von Kindern se*uell angezogen zu fühlen, welche noch nicht in der Pubertät sind (in der Regel unter 10-11 Jährige). Von der Diagnose Pädophilie spricht man allerdings erst, wenn wiederholt se*uelle Fantasien, Gedanken, Impulse oder auch Handlungen gegenüber Kindern auftreten. Und der Betroffene zudem selbst über 16 Jahre alt ist. Schätzungen zu Folge sind ca. 250.000 Menschen in Deutschland betroffen. Die Dunkelziffern scheint jedoch weitaus höher, da sich viele Menschen nicht an eine Fachstelle wenden wollen, aus Angst vor Verurteilung.

Der Betroffene kann von diesen Gedanken und Fantasien selbst stark beeinträchtigt und belastet sein. Die Neigung an sich bedeutet auch nicht automatisch, dass derjenige jemals zum Täter wird. Darum geht es mir, da das oft in einen Topf gehauen wird. Auch von mir früher. Dennoch ist allein die p*dophile Neigung nur eine se*uelle Ausrichtung, für welche sich der Betroffene nicht bewusst entscheidet. Entscheiden kann derjenige sich aber dafür, ob er zum Täter wird oder nicht…

Was ist Hebephilie?

Dies ist die Neigung von Menschen, welche sich von Kindern und Jugendlichen se*uell erregt fühlen, die bereits Merkmale der Pubertät aufweisen (11 – 14 Jahre meist).

Se*ueller Missbrauch von Kindern…

… steht nun auf einen ganz anderen Blatt. Tatsächlich gehen offizielle Schätzungen davon aus, dass nur 40 % der Missbrauchstäter auch wirklich p*dophil sind und demnach aus einem direkten, se*uellen Verlangen oder verdrehten Bedürfnis heraus handeln. In diese Gruppe fallen auch jene, die sich einreden, die Kindern hegten auch Gefühle für sie. Die glauben oder glauben wollen, ihre Handlungen und Übergriffe wären ein Ausdruck von Liebe. Andere aus dieser Gruppe wiederum wissen zwar, was sie den Kindern antun, ihnen fehlt jedoch die Empathie dafür.

Die große Mehrheit, 60 % also, hat jedoch keine direkte p*dophile Neigung, sondern wird ebenso von Erwachsenen se*uell erregt. Man spricht bei deren Missbrauch von Ersatzhandlungen. Das hört sich für mich aber so an, als würden sie nur auf ein Kind zurückgreifen, wenn gerade keine Frau zur Hand ist. Und weil sie ihren Trieb befriedigen wollen. Dem ist aber definitiv nicht so!

Warum Täter überhaupt vergew*ltigen

Der Mythos, die meisten Vergew*ltigungen fänden statt, weil der Mann seinen aufkommenden Trieb befriedigen möchte, hält sich hartnäckig. Aufreizende kurze Kleidung wird daher immer wieder dafür verantwortlich gemacht. Nach dem Motto: Bei all der nackten Haut, blieb dem armen Mann ja gar nichts weiter übrig🤷‍♀️ .

Tatsache ist aber, und das wurde mittlerweile mehrfach durch verschiedene Studien belegt, dass sich die meisten Täter Opfer aussuchen, welche eine hohe Passivität oder Unsicherheit ausstrahlen. Also jene, die in ihren Augen, zur Viktimisierung neigen. Warum ist das so?

Weil es schlicht und einfach nicht um Triebe geht, sondern um das Bedürfnis Macht auszuleben. Macht und Dominanz ausüben zu können! Kann ich das gut dort, wo das potenzielle Opfer sehr selbstbewusst auftritt und mir viel Gegenwehr bietet oder sogar eine Offenlegung droht? Natürlich nicht.

Viele Vergewaltigungstäter leiden an Persönlichkeitsstörungen, wie der dissozialen PS, einer Borderline oder narzisstischen PS usw. (was nicht bedeutet, dass alle mit einer solchen PS so etwas tun würden!). Bei diesen stehen oft ein verletzter Selbstwert, wenig Empathie/Einfühlungsvermögen und das Streben nach Anerkennung und/oder Macht im Vordergrund. Vergew*ltigungen geschehen überwiegend also nicht aus rein se*uell orientierten Beweggründen, sondern größtenteils aus Kompensationsversuchen. [Lässt den Täter schon weniger machtvoll erscheinen, oder?] – Und wo kann man all das, Macht und Dominanz ausleben, letzten Endes am besten? Richtig, bei Kindern. Vorzugsweise den eigenen (die sind schließlich am nähsten). Das ist ein Grund, warum der Großteil der Täter nach Außen ein ganz normales Familienleben lebt. Warum sie eben selten das Bild des „typischen P*dophilen“ mit Hornbrille, Halbglatze und die Kinder in ihren Van lockend (so wie medial oft dargestellt) abgeben.

Wer sind also die Täter?

In den letzten 2-3 Jahren wird immer klarer, dass Kindesmissbrauch eben kein Einzelfall ist, sondern großangelegt und sogar industriell betrieben wird (siehe Kinderp*noplattformen wie Boystown oder Elysium oder hochgenommene Kinderp*rnoringe wie Lügde, Münster, uvm.). Die Stimmen, pädophile Menschen also direkt von vornherein wegzusperren, kastrieren oder sogar hängen zu lassen, werden demnach immer lauter. Verständlicherweise, sieht man sich doch einen globalen Problem gegenüberstehend, das so groß und mächtig wirkt, dass man nicht weiß wo man überhaupt ansetzen sollte. Die Verursacher also direkt „entsorgen“, um diese Epidemie eindämmen zu können, scheint nachvollziehbar. Auf den ersten Blick.

Wie angesprochen, liegt das Hauptproblem des se*uellen Missbrauchs aber nicht an den Menschen mit p*dophiler Neigung, sondern zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten hindurch. Die Täter und auch Konsumenten von Kinderp*rnografie, sind an keinem klaren Merkmal zu erkennen oder definieren. Auch im Bereich der rit*ellen Gewalt finden wir nicht ausschließlich Menschen mit p*dophiler Neigung, sondern überwiegend Täter, welche durch Gewalt und Dominanz, Kontrolle ausüben wollen. Vllt. finden sich gerade deshalb so viele, welche hohe Ämter begleiten darin wieder.

Die Ursachen für Pädophilie

Bisher kann mann dazu noch keine klare Aussage treffen. Man geht davon aus, das Faktoren wie eine frühe Bindungsstörung, genetische und hormonelle Auffälligkeiten, sowie eigene Missbrauchserfahrungen eine Rolle spielen. Diese Faktoren erscheinen überwiegend aber nur als Teilaspekte. Über die genaue Ursache ist man sich jedoch noch unsicher.

Eigene Missbrauchserfahrungen

Es ist nicht sehr selten, dass sich (früh) erlebte Gewalt in uns als etwas abspeichert, was wir letztendlich selbst wieder ausleben. Immer wieder werden Berichte auffällig von Missbrauchsopfer (oder jenen, die sowas beobachten mussten), welche den frühen Missbrauch in ihre eigenen, se*uellen Fantasien und Regungen mit einbauen. Meist sogar ohne vom Missbrauch zu wissen. Das Bedürfnis oder das Gefühl z.B., nur von einer bestimmten se*uellen Stellung oder Handlung erregt zu werden, KANN so also das unbewusste Nachspielen einer einmal ebenso erlebten Stellung/Handlung, in Verbindung mit Gewalt, Angst und tiefer Erschütterung, sein.

So ein Erlebnis wird dann in uns als etwas umgepolt und abgespeichert, was wir gut finden und auch wollen (Introjekten). Das war in Wirklichkeit nicht so und ist stattdessen der Versuch unserer Psyche, ein so schreckliches und unbegreifliches Ereignis begreiflich zu machen. Indem wir etwas schreckliches, als für uns positiv abspeichern (unbewusst) und den Rest vergessen, versucht die Psyche all dem den Schrecken zu nehmen und wir können dadurch weiter funktionieren, ohne an dem Trauma kaputt zu gehen. Spezielle se*uelle Neigungen, Fetische oder Bedürfnisse können oftmals als einzige Symptome zurückbleiben. Manche Therapeuten und auch Betroffene berichten davon, dass sie solch eine Neigung etc. beheben konnten. Als sie das Trauma hinter all dem ausmachen und heilen konnten, verschwanden auch etwaige se*uelle Fantasien und Impulse.

Ist P*dophilie heilbar?

Nein. Generell nicht (obwohl sich das möglicherweise auch nicht pauschalisieren lässt). Genauso wenig wie Homosexualität, Heterosexualität o.ä.

Dennoch gestalten sich viele Therapien für p*dophile Menschen trotzdem nicht als sinnlos, sondern oft sogar als sehr erfolgreich. Allein die Neigung macht einem ja noch nicht zum Monster, sondern oft sind darunter auch Leute, welche nicht zum Täter werden wollen. Das Verständnis, was sie Kindern damit antun würden und das diese nicht die gleichen Empfindungen haben wie der Erwachsene, sind dort wichtig zu schulen. Ebenso wie mit der se*uellen Erregung umgegangen werden soll.

Zudem scheint es durchaus möglich, p*dophile Gedanken und Impulse bei stark dissoziativen Menschen zu beheben. Sofern das dafür zuständige Ursprungstrauma ausfindig gemacht und erfolgreich behandelt werden kann. Oft sind andere, innere Persönlichkeiten Träger dieser Fantasien und das meist aufgrund einer bestimmten Konditionierung oder sogar Programmierung. Die P*dophilie ist dort also nicht angeboren, sondern Ausdruck eines konkreten Traumas/Traumaträgers.

❎ Solltest du p*dophilen Gedanken oder Neigungen kennen, findest du Hilfe unter:

Gehört P*dophilie also gesellschaftlich akzeptiert?

Das Argument: Die Betroffenen können nichts für ihre Neigung, sondern haben eine angeborene, se*uelle Ausrichtung. Das gehört daher genauso akzeptiert, wie Homosexualität etc. Nicht jeder P*dophile wird zudem auch zum Täter.

Meine Meinung: Alles richtig, hört trotzdem auf Homosexualität mit P*dophilie, in diesem Kontext, über einen Kamm zu scheren oder es miteinander zu vergleichen! Bei der Homosexualität handelt es sich, im Normalfall, um sexuelle Impulse und Handlungen gegenüber erwachsenen Menschen, welche eben diesen aus freien Willen zustimmen, genauso wie bei heterosexuellen Menschen. P*dophilie jedoch bezieht sich auf minderjährige Schutzbefohlene. Und nein, Kinder haben nicht die gleiche Se*ualität wie Erwachsene und bräuchten daher se*uelle Selbstbestimmung (wie oftmals argumentiert).

Auch wenn ich es mittlerweile differenzieren kann, ob jemand nur p*dophile Gedanken hat, diese jedoch nie auslebt und sich sogar in Therapie begibt oder ob jemand zum Täter wird. Trotzdem gehört P*dophilie nur insoweit akzeptiert, dass die Menschen aufgeklärt und Betroffene angeregt werden sich an eine Hilfestelle/Therapie zu wenden. Pauschale Verurteilung führt nur zum Gegenteil. Das wars aber auch. Sorry 🤷‍♀️. Wenn ich solches Zeug höre, dass (diagnostizierte) p*dophile Menschen in Schulen oder Kindergärten die „Chance“ bekommen sollen, eine andere (nicht se*uelle) Beziehung zu Kindern aufzubauen. Oder das sie dort im täglichen (beruflichen) Alltag lernen sollen, dass sie Kindern sowas nicht antun dürfen und nur aus der Ferne betrachten sollen und weiterer ähnlicher Quatsch. Da kommt mir das blanke kotzen! Wer denkt sich nur immerzu solchen Mist aus?!

Das ist doch jetzt schon mehrfach schief gegangen. Erst vor kurzen las ich wieder von einem Übergriff in einer Kita, wo eben so etwas „probiert“ wurde. Ein anderer kürzlicher Fall ist ein Kindertherapeut, der in der Therapie ein Kind missbrauchte und nach seiner Haft wieder als Kindertherapeut arbeiten darf. Oder denken wir an das Kentler-Experiment (für was sich mittlerweile auch niemand mehr zu interessieren scheint)… Entweder werden wir von Idioten oder von Tätern regiert. Eine andere Erklärung habe ich für diesen Irrsinn nicht.

Auch wenn ich einem p*dophilen Menschen nicht unterstelle, direkt auch Täter zu sein, möchte ich ihn (auch trotz Therapie) nicht allein in der Nähe meines Kindes wissen. Das ein Wolf plötzlich einen Menschen frisst, wäre auch recht unwahrscheinlich (auch wenn der Wolf medial als Monster aufgebaut wird, das man sofort abschießen müsse). Dennoch würde ich mein Kind genauso wenig allein in dessen Gegenwart sitzen lassen. Ich meine, irgendwo ist ja auch mal gut mit all der Akzeptanz und Inkludierung. Zumindest wenn es um den Schutz derer geht, die dies nicht selbst können.

Strukturelle Dissoziation grafisch erklärt (vereinfacht)

Ganz oft höre ich, dass sich Menschen nicht vorstellen können, wie das mit der (p)Dis funktionieren soll.
Da die Dis jedoch kein Hexenwerk ist, dachte ich, ich probiere es einmal euch die Aufteilung im Kopf, grafisch darzustellen. Ich lerne visuell sehr gut und vllt. kann sich so auch der ein oder andere all das etwas besser vorstellen.

Beiträge, welche die genauen Störungsbilder ausführlicher behandeln, verlinke ich euch in den entsprechenden Kapiteln.

Wichtig ist (!):
All das ist stark vereinfacht dargestellt. Unser menschliches Gehirn funktioniert sehr komplex und auch die Aufteilung der inneren Anteile ist viel variabler.

Neurotypisches Gehirn

Stellen wir uns unser Gehirn und die darin existierenden Persönlichkeiten einmal wie ein Großraumbüro vor, in den jeder seinen Schreibtisch hat. Es gibt einen strengen Dresscode. Alle tragen daher die gleiche Uniform und haben die gleichen Haare .

Jeder Mensch hat unterschiedliche Rollen, in die er hin und wieder schlüpft. Bei den Kindern benimmt man sich ganz anders, als gegenüber dem Partner oder auf Arbeit. All diese „Persönlichkeiten“ (einzelne Gehirnareale) sitzen jedoch gemeinsam in dem Großraumbüro und arbeiten, Hand in Hand, zusammen. Sie alle zusammen ergeben, als ein Bewusstsein, die Gesamtpersönlichkeit des Menschen.

PTBS

Erleiden wir ein Trauma und entwickeln daraus eine PTBS, bekommt ein Großraumbüro-Mitarbeiter (=emotionaler Persönlichkeitsanteil/EP) nun die Aufgabe, sich darum zu kümmern. Alles wichtige, was mit dem erlittenen Trauma zusammenhängt, bekommt er nun in Aktenform auf den Tisch gelegt. Er bekommt zwei Trennwände neben seinen Tisch aufgestellt, entweder eine durchsichtige, sodass er noch sieht, was um ihn herum geschieht). Oder eine dunkle (wenn eine Amnesie zum Trauma, z.B den Unfallhergang oder zum Überfall, besteht). Jedoch bekommt er kein eigenes, abgetrennte Büro. Er arbeitet immer noch mit dem Rest der Mitarbeiter zusammen.
Wenn nun irgendetwas, was mit diesem Trauma zu tun hat/relevant wird (z.B wenn ein Trigger auftritt), wird alles an diesen zuständigen Mitarbeiter weitergeleitet.

KPTBS und Borderline

Mehrere Traumata, also mehr Akten die noch bearbeitet werden müssen, brauchen auch mehr Mitarbeiter, die sich darum kümmern (= mehr EP’s).
Noch immer tragen aber alle die gleiche Uniform, haben den selben Haarschnitt und sind mehr oder weniger Teil des Großraumbüros (= traumatische Gefühle wurden abgespalten und agieren bei Triggern autonom, z.B mit starker Wut oder Angst, aber haben kein eigenes Bewusstsein).

Ego-State-Disorder

Hier haben sich einige der Mitarbeiter bereits entschlossen aus dem „Schwarmwissen“ auszubrechen. Sie haben weiterhin hier ihren abgetrennten Schreibtisch, tragen aber auch schon andere Kleidung und haben sich die Haare gefärbt (= die emotionalen Anteile/Traumaträger haben bereits ein teilweise eigenes Bewusstsein, mit eigenen Bedürfnissen, Gefühlen und Erfahrungen).
Das Großraumbüro arbeitet aber immer noch zusammen (= und repräsentiert damit die Persönlichkeit des Gesamtmenschen).

Partielle dissoziative Identitätsstörung

Bei der pDis gibt es das Großraumbüro so nicht mehr. Jeder Mitarbeiter hat bereits sein eigenes, vollständig abgeteiltes Büro bekommen. Auch sitzt in diesem keiner mehr mit Uniform, sondern jeder trägt seine ganz individuelle Kleidung (= eigenes Bewusstsein, Erinnerungen und Meinungen). Allerdings sind die Wände der Büros aus Glas, sodass trotz allem jeder sehen kann, was der andere tut (= Co-Bewusstsein).
Der Mitarbeiter XY am anderen Ende des Büros kann so zwar möglicherweise noch, wenn er sich Mühe gibt, schauen was der Kollege ZX macht. Das heißt aber nicht, dass er auch automatisch mit ihm kommunizieren kann oder weiß welches Thema (=Erinnerung) er auf seinem Schreibtisch bearbeitet , schließlich befinden sich trotz allem Wände zwischen ihnen. Dazu müssten beide entweder die Türen öffnen oder ein Telefon nutzen.

Dissoziative Identitätsstörung

Hier gibt es nun auch keine verglasten Wände mehr. Jeder hat sein ganz eigenes Büro, mit festen, undurchschaubaren Betonwänden. Selbst wenn sich Mitarbeiter XY nun also ganz weit zurücklehnt und sich den Hals halb verrenkt, kann er nicht sehen was im Nebenzimmer geschieht. Um zu erfahren was die anderen Mitarbeiter machen und was deren Aufgabengebiet in der Firma ist, muss er sich also mit ihnen vor dem Büro treffen oder ihre Nummer herausfinden, um sie anrufen zu können. Wenn er sich irgendwann mit einem Kollegen richtig gut versteht, reißen beide möglicherweise die Wand ein und arbeiten zusammen in einem großen Büro.
Aufgrund der Einzelbüros kann es hier auch dazu kommen, dass unterschiedliche Mitarbeiter mit den Kunden (= der Außenwelt) reden, ohne zu wissen was ein anderer Mitarbeiter dem Kunden vorher erzählt hat.
Es kann aber auch Mitarbeiter geben, die eine Glaswand zum Büro des anderen haben (= Co-Bewusstsein).