Freeze und Stupor

Kennt ihr das auch, dass euer Hirn euch ständig vorgaukelt, ihr hättet alles unter Kontrolle?

Gestern Nacht triggerten die Schritte über uns in der Wohnung.
Angst. Panik.
,,Schritte! Er kommt!“
Ich komme wieder zurück und checke wo ich wirklich bin: ,,Das ist eure Wohnung. Hier kommt niemand. Ihr seid allein.“, aber ich bewege meinen Körper nicht mehr.
Ich kann nur noch da liegen und ins Zimmer starren.
,,Ich könnte das jederzeit beenden. Bräuchte mich nur drehen.
Warum machst du es dann nicht?
Es ist gerade entspannend, deshalb liege ich so.

Irgendwie bin so benommen.
Ich fühle meinen Puls im Hals, auf dem Kissen schlagen. Ich bin also noch hier.
Aber Ich fühle meinen Körper kaum noch. Ist er noch da? Meine Arme sind ganz taub. Sind sie noch dran?

Oh, mein Daumen hat gezuckt! Mein Körper muss also noch da sein!
Meine Muskeln entspannen sich kurz und da merke ich erst: Oh Gott, so angespannt bin ich?! Mein ganzer Körper ist ja ganz steif!
Langsam tut was weh.
Das ist unbequem!
Ja, dann ändere doch die Position. Du kannst das doch angeblich.
Ja kann ich. Jederzeit. Ich will nur nicht. Es ist bequem so. Ich bin so entspannt.

Wieder Panik.
Es könnte jemand kommen.
Beweg dich endlich!
Ich kann.
Ich kann mich drehen, nur um auf der anderen Seite wieder festzufrieren.
Aber ich kann das jederzeit ändern! Ich will nur nicht

Ja ne, is klar. Verarsch dich ruhig weiter 🤦‍♀️.
Mir fällt das immer öfter auf. Ganz vieles wurde bisher unter: ,,Ich mach das freiwillig und hab alles unter Kontrolle“ verbucht. Logischerweise fand ich viele Dinge deshalb auch nie wirklich auffällig oder komisch. Bis vor einiger Zeit hätte ich z.B auch behauptet solche Sachen noch nie erlebt zu haben. Dabei passiert das ständig.

Ich hielt das anfangs (beim Lesen) immer für einen totalen Kontrollverlust über den Körper, wie bei einer Schlafparalyse. Ist es im Prinzip auch. Aber anders. Ganz anders.
Wenn andere was beschreiben, hört sich das für mich immer so krass an. So nach sich klar und deutlich erkennbaren Dingen. An einem selbst fühlt sich das alles aber irgendwie immer ganz anders an. Viel subtiler.
Also wenn man hinschaut und es klar und deutlich als das erkennen und benennen kann, dann zeigt sich das alles schon deutlicher. Aber vorher ist alles so in den normalen Alltag eingebaut, dass es einem kaum auffällt. Mir geht’s zumindest so 🤷‍♀️. Also d.h nicht das es nicht trotzdem stört und dich beeinflusst, du siehst es halt nur als was völlig normales an. Nicht als irgendwas, dass einen Hintergrund hat und behandelt werden kann und vll auch sollte.

Wie Selbstbestrafung auch aussehen kann …

Ich muss mich erstmal entschuldigen, weil ich den 2. Teil von „Arten dissoziativer Persönlichkeitsanteile“ noch immer nicht veröffentlicht habe. Der ist schon länger fertig getippt und ich bin guter Dinge, dass ich ihn zumindest nächste Woche Sonntag endlich online stellen kann.

Es gibt mit diesem Beitrag und dem ganzen Thema gerade einfach ein paar Probleme, auf verschiedenen Ebenen. Zur Zeit beginnt sich das langsam wieder zu legen und daher will ich nicht unbedingt noch zusätzlich Öl ins Feuer gießen.

Da das Thema Selbstbestrafung in den letzten Wochen allerdings eine große Rolle spielte, schreibe ich darüber erstmal etwas. Darauf, inwieweit dieses ganze Zeugs mit der Dis zusammenhängt/zusammenhängen könnte, werde ich nicht eingehen. Wie gesagt, geht das gerade nicht. Ich schreibe hier also komplett aus der Ego-Perspektive. Guckt einfach womit ihr in Resonanz gehen könnt und denkt euch euren Teil dazu.

Selbstbestrafung

Ich habe bereits schon einmal über die verschiedenen Arten von selbstschädigendem Verhalten geschrieben. Da ging es einmal um ‚direktes SSV (Selbstmord, Ritzen, …)‚ und einmal um ‚indirektes SSV (Süchte, usw.)‚ . Bei beiden ging ich jedoch mehr auf das Thema Gefühlskompensation und Fluchtgedanken ein. Heute soll es aber wirklich um Selbstbestrafung gehen (grundsätzlich fällt das aber trotzdem alles unter ’selbstverletzendes Verhalten‘).

Da kann es zum einen die bewusste Selbstbestrafung geben. Also du hast dich z.B (in deinen Augen) falsch verhalten und bestrafst dich dafür dann bewusst und aktiv selbst. Hier läuft das aber viel mehr auf der unterbewussten Ebene ab. Also ich sitze eigentlich nicht wirklich da und denke mir, wie ich mich für irgendwas bestrafen könnte. Vielmehr handle ich und stelle erst bei der späteren Reflektion dessen fest, dass das gerade eigentlich selbstverletzendes Verhalten im Sinne einer Selbstbestrafung war.

Selbstbestrafung = Den Schaden habe ich mir, als Konsequenz für Fehlverhalten, selbst zugefügt und keine außenstehende Person.

Mein Verhältnis zu Schmerz

Das Bedürfnis den Schmerz spüren zu wollen, lässt sich, fürchte ich, hier nicht immer zu 100% klar davon trennen. Anfangs hab ich immer gesagt, dass Schmerz zumindest ein Gefühl ist, das sich real anfühlt. Während der ganze andere Rotz nur so seicht vor sich hin tümpelt. Aber so richtig hat das mit diesem „sich selbst spüren wollen“ eigentlich nicht wirklich was am Hut.

Mein Verhältnis zu Schmerz ist ein sehr zwiespältiges. Ich mag überhaupt keinen Schmerz. Also wirklich nicht. Ich will auch keine SM-Spiele oder sonst was. Schmerz schreckt mich ab. Ich bin so jemand, der in Tränen ausbricht und sein Leben hasst, wenn er sich den Zeh gestoßen hat.

Auf der anderen Seite habe ich mir Narben zugefügt, die eine Länge von locker 60% meines Oberschenkels aufweisen (ich gehe gleich darauf ein, was es dahingehend noch für Möglichkeiten gibt). Und bei sowas, suche ich den Schmerz richtiggehend. Es ist schon sowas wie eine Art befriedigendes, beruhigendes Gefühl. Vor allem, wenn der Schmerz sichtbare Spuren hinterlässt.

Zudem bin ich in der Lage Schmerz anderen nicht zu zeigen. Ich fühle ihn dann auch nicht so stark, als wäre ich alleine. Das ist, glaube ich, aber situationsabhängig. Ich weiß nicht so recht. Ich erinnere mich aber z.B an Situationen wo mir eine große, dicke Stumpenkerze mit voller Wucht gegen die Stirn geschlagen wurde, sodass ich eine große Platzwunde davontrug. Oder mir wurde Eispickel mehrmals ins Bein gestochen. Ein Faustschlag ins Gesicht, geboxt werden usw. Bei allem habe ich Schmerz empfunden (ich kann den also nicht komplett ignorieren), aber eher gedämpft. Ich habe jedoch nichts nach Außen hin gezeigt. Keine Träne, kein Gesicht verziehen, keine Schwäche. Auch beim Zahnarzt komme ich mir deshalb z.B lächerlich vor: Ich erzähle denen von meinen Ängsten und verziehe dann dort keine Miene. Egal was die machen.

Arten körperlicher Selbstbestrafung

Ich habe schon einmal erzählt, dass ich mich bereits seit mehreren Jahren nicht mehr ritze, auch wenn der Drang dazu noch oft da ist. Die Haut verletzen muss man aber nicht immer nur mit einer Klinge. Auch „stumpfe“ Gegenständen tun da ihren Zweck. In der Klinik damals hatte ich z.B (logischerweise) keine Klinge zur Hand, weshalb ich mir dann draußen einen spitzen Stein gesucht habe. Nägel sind ein super Ersatz, Schrauben, sogar mit Kabelbindern lässt sich die Haut blutig rubbeln. Es war völlig Wurst mit was, Hauptsache Blut fließt und es tut weh.

Aber nur weil ich das mit dem Ritzen nicht mehr mache, heißt das nicht, dass körperliche Verletzungen jetzt gar nicht mehr vorkommen. Verbrühen ist hier z.B zu einer beliebten Sache geworden. In der Dusche bietet sich da u.a die „tolle“ Möglichkeit das Wasser immer heißer aufzudrehen. Vor kurzem fiel mir auch wieder ein, dass ich das eigentlich schon als Kind so gemacht habe. Heiß und lang (bis zu 2h) duschen früher sowieso, aber oft war und ist das Wasser wirklich extrem heiß und die Haut danach entsprechend rot und verbrannt. Ich spüre da auch die Hitze des Wassers und es tut weh (keine sensorische Dissoziation), aber das ist ja der Sinn dabei.

Den Kopf auf den Boden schlagen, die Lippen aufbeißen, an der Nagelbetthaut zupfen bis alles rot und blutig ist. Wunden immer wieder aufkratzen und/oder berühren. Sport, sodass er bereits Schmerzen bereitet. Auch giftige Substanzen trinken/essen, zu viel Alkohol, usw. All das kann auch eine Form davon sein. Ach, die Palette ist da ewig lang. Jaa, Ritzen wird viel zu überbewertet.

[Sorry falls heute irgendwas unsensibel rüberkommt. Mir fehlen momentan die passenden Emotionen zu.]

Wie Selbstbestrafung aber eben auch aussehen kann

Die körperliche Selbstbestrafung ist ja aber nicht alles und auch nicht immer möglich/angebracht (z.B wenn man die Tage danach wo hin muss). Es gibt so unendlich viele Möglichkeiten sich selbst weh zu tun …

Sich selbst triggern

Das ist z.B eine ganz fantastische Möglichkeit. Du weißt das dich etwas triggern wird. Also so richtig. So mit völlig aus der Bahn werfen und so. Und du läufst nicht nur hinein, nein, du nimmst auch noch Anlauf vorher. Sodass es auch so richtig sitzt. Nein, ich weiß nicht warum das passiert. Immer wieder. Keine Ahnung. Darüber könnte ich jetzt auch wieder ganz viele altkluge Reden schwingen, nächstes Mal passiert es ja doch wieder.

Etwas positives hat das ja aber: Nachdem du dann stundenlang oder manchmal sogar tagelang in sowas festhängst, hast du wenigstens vergessen mit was du dich vorher beschäftigt hast. Also nur positiv, wenn’s natürlich was Blödes war (für wem auch immer) – Versteht sich ja von selbst. Und noch praktischer ist dabei, wenn du den Trigger dann für alles verantwortlich machen kannst (und wirst), statt des eigentlichen Themas vorher.

Sich die Laune selbst versauen

Kann man auch ins ’sich selbst triggern‘ packen, hat aber mehr mit der „abgeschwächten Form“ von Triggern zu tun.

Bsp.: Ein Artikel „Schwere Vergewaltigung mitten in einer U-Bahn in Philadelphia – Keiner der anwesenden Passagiere greift ein oder setzt einen Notruf ab, stattdessen filmen sie die Tat sogar noch mit ihrem Handy“ auf Facebook. Es reicht nicht, dass ich das überhaupt anklicken muss. Nö. Ich lese auch, wieder mal, die Kommentare darunter. Und das mit dem Ziel, DEN EINEN Kommentar zu finden, der all das ins lächerliche zieht. Der es relativiert oder sonst was, was mich gar endgültig aus den Socken hauen wird. Ich suche gezielt danach (übrigens diskutiere ich mit solchen Leuten nicht, es geht nur darum diesen Kommentar zu lesen). Ich kann es aber nicht stoppen, selbst wenn ich es dann währenddessen bemerke. Und so kannst man das auf alle Themenbereiche anwenden.

,,Du fühlst dich gerade gut?! Moment mal, ich finde hier 100% noch irgendwo einen Gedanken, der dich jetzt so richtig fertig machen wird„. Auch das hat eben wieder diesen wundervollen und praktischen Vorteil, dass man traumhaft abgelenkt ist und schnell denkt, die schlechte Laune und die komische Stimmung käme von eben dem, statt von etwas anderem.

Sich selbst emotionalen Schmerz zufügen

Das von da oben passt da super mit rein. Also sich immer wieder vor Augen halten, wie scheiße Menschen doch sein können. Wie allein man deshalb ist und immer bleiben wird. Im Selbstmitleid baden, könnte man das aber auch nennen. Ab und an ist Selbstmitleid (eher -mitgefühl) eine wertvolle Sache und nicht falsch. Man kann es aber halt auch super nutzen, um sich selbst weh zu tun. Sich immer wieder aufzählen, WIE kacke man doch ist. Wie ungeliebt, allein, ekelhaft, abstoßend usw. Wenn das Erfolg bringen soll, dann denkt bitte dran, es ständig zu wiederholen.

Etwas anderes tolles ist z.B, wenn man sich Dokumentationen über menschliches Leid reinzieht (Tsunami in Japan, Erdbeben, Eltern die ihre Kinder verlieren, usw.). Irgendwas, was dich so richtig schön zum heulen bringt und wo du, beim Gedanken an so viel Leid, eigentlich nur noch aus dem nächsten Fenster springen möchtest. Wichtig dabei, wenn du feststellt, was du da gerade für einen Scheiß machst: Auf keinen Fall aufhören! Unbedingt etwas heraussuchen, was noch einen Tick schlimmer ist. Irgendwo gibt’s bestimmt was, über eine noch schlimmere Katastrophe, das du dir reinziehen kannst.

Soziale Interaktionen

Das ist ebenfalls ein ganz großes Thema. Mit niemanden mehr reden. Sich noch mehr (als sowieso schon) zurückziehen. Noch mehr isolieren. Schweigen. Aber vll schreib ich darüber nochmal was eigenes, in den nächsten Wochen. Mal schauen. Das ist nämlich eigentlich etwas kompakter.

Was kann man dagegen tun?

Keine Ahnung. Wer ne Idee hat, darf sich gerne melden.

Ich kann das nicht stoppen. Da funktionieren auch keine positiven Affirmationen oder sich gut zu reden. Es geht auch keine Achtsamkeit, kein Sport oder sonst was. Ich kann mich ablenken für eine gewisse Zeit. Ja. Versuchen eine Komödie zu schauen oder Stand up Comedy. Irgendwas Witziges halt. Raus gehen und eine Runde laufen, kann auch helfen. Aber eben nur kurzzeitig. Es dauert danach nicht lang, bis das Nächste um die Ecke kommt, was der Selbstbestrafung dienen kann und tut.

Was mir jetzt zumindest auffällt: Letztes Woche habe ich was falsch gemacht. Das hätte ich wahrscheinlich nicht tun sollen und das hat einiges in Gang gebracht. Solange ich mich davon wieder entferne, geht das auch langsam wieder. Und das ist auch toll. Es ist total toll, dass diese Negativspirale wieder nachlässt, sofern ich mich davon wieder distanziere. Nur irgendwie weiß ich halt nicht wie es voran gehen soll, wenn die Beschäftigung und Handlung damit nicht näher und ehrlicher geht. Eigentlich geht sie überhaupt nicht.

Ach sorry, dass ich gerade so kryptischen Müll schreibe. Ich schau mal, dass ich nächste Woche den 2. Teil der Persönlichkeitsanteile veröffentliche und vll kann ich danach nochmal was zu dem sozialen Thema schreiben.

Innere Landkarte erstellen

Als meine Therapeutin damit ankam hat mich das, ehrlich gesagt, total überfordert. Sie zeigte mir Bilder aus einem Buch, wie andere sowas gestalteten und wie man das machen kann und da waren so geile Dinge dabei, dass ich fast verzweifelt bin. Denn: Ich kann wirklich nicht malen! Ich hab oft so tolle Bilder in meinem Kopf, aber wenn ich dann versuche jene zu Papier zu bringen, könnte ich beim Ergebnis oft weinen.

Heute möchte ich also einmal vorstellen, was das natürlich erst einmal überhaupt ist und zum anderen eine Möglichkeit, wie man sowas auch als zeichnerisch absolut untalentierter Mensch zu Papier bringen kann…

Was ist eine innere Landkarte?

Es geht darum, die inneren Zustände zu verbildlichen. Bei „normal“ strukturierten Menschen (was für ein dämlicher Begriff 🤔, kennt jemand einen besseren?) geht es darum Gefühle, Gedanken und innere Muster aufzuzeichnen. Wenn wir so etwas bildlich vor uns sehen, können wir viel besser damit arbeiten. Da ich leider keine „innere Landkarte“ bei Pixabay o.ä gefunden habe und nur ungern einfach welche aus Google kopieren möchte, rate ich euch dazu, einfach einmal selbst die Worte „Innere Landkarte“ bei Google einzugeben. Dort findet ihr jede Menge toller Beispiele.

Eine ähnliche Art des Ausdrucks wäre da aber z.B diese Zeichnung von uns:

Dabei können einzelne Gefühle oder Gedankengänge ein ganz eigenes Bild bekommen. Angst kann z.B als großer Drache dargestellt werden, der Hintergrund bei bestimmten Themen ganz dunkel usw. Dabei ist alles erlaubt.

Eine innere Landkarte für (p)Dis-Systeme

Hier schaut das Ganze ein bisschen anders aus. Im Prinzip geht es aber um ähnliches: Die inneren Zustände greifbar auf ein Blatt Papier bringen.

Innere Anteile sollen hier wiedergegeben werden, sodass man einen groben Überblick bekommen kann. Das heißt sie sollen mit Aussehen, Charakter und Aufgabe zu Bild (oder Schrift) gebracht werden. Zum Thema Aufgabe muss ich allerdings sagen, dass ich damit nicht sehr gut arbeiten kann. Sicherlich lässt sich teilweise relativ leicht an einigen erkennen, wer eine eher deutlich schützende Aufgabe hat (gerade die sozialen Charaktere). Aber ganz ehrlich? Haben sie die nicht irgendwo alle?

Also wenn ich mir jetzt auch so die eher als Täterintrojekt erkennbaren Anteile anschaue, dann erkenne ich dahinter auch nur eine schützende Aufgabe 🤷‍♀️. Dieses unendliche ’schlecht-reden‘, dieses ,,Halt deinen Mund, sonst passiert was!“ oder auch das sexuelle, eher sehr destruktive: [Ich] finde dieses Verhalten zwar scheiße und absolut kontraproduktiv, letztendlich machen die das ja aber nicht aus Jux und Tollerei. Und auch die verletzten Anteile, die „Flucht-Anteile“ (die sich in SSV oder Selbstm*rd retten wollen) haben diese Schutzfunktion auf irgendeine Art und Weise. Ich persönlich kann daher mit diesem ganzen Aufgaben-Ding wenig anfangen. Derzeit zumindest noch. Vll ändert sich das noch…

Wie fängt man das Ganze an?

Ich persönlich fand das ein Mammut-Projekt. Kaum setze ich mich mit der Intention vor ein Stück Papier, ist GAR NICHTS mehr da. Nichts. Nada. Wenn man mit sowas beginnt, finde ich, sollte man also auch in der entsprechenden „Stimmung“ sein. Es nützt nicht viel, bei mir zumindest nicht, wenn man sich versucht unter Druck zu setzen. Irgendwann ist der Zugang nach Innen etwas gelockert und man merkt, dass es jetzt auch geht. Dann und wahrscheinlich nur dann, sollte man sich auch dran setzen.

Die erste innere Landkarte erstellte ich letztes Jahr, ohne eigentlich genau zu wissen, dass es überhaupt eine ist. Ich schrieb einfach nur meine inneren, unterschiedlichen Gedankengänge nieder. Die verschiedenen Parteien, so wie ich sie im Kopf wahrnehme. Dabei ging es absolut nicht um ‚handfeste‘ Anteile o.ä., sondern nur um das was einfach im Kopf so los ist. Da ich sowieso unglaublich im Leugnen gefangen bin und meist sofort dicht mache, sofern es um dieses Thema geht, half mir das auch sehr.

Keine Ahnung ob man meine furchtbare Schrift überhaupt lesen kann 🙈, aber so in etwa sah das dann aus. Mich in der Mitte, so wie ich mich wahrnehme und alles was drum herum an Einflüssen innerlich kommt. Dabei habe ich versucht, farblich zu kennzeichnen, was ich (welche Gedanken und Impulse) als zu mir gehörig empfinde und welche ich eher als intrusiv und „fremd“ empfinde. Welche also Ich, ein eigenständiger Anteil und welche „nur“ ein Zustand/Ego-State sein könnten.

Mein Problem

Der 2. Versuch sollte dann, nach Aufgabe meiner Therapeutin, die inneren Anteile eeeetwas konkreter darstellen😅 . Ich persönlich empfinde das in mir teilweise aber meist mehr als riesengroßen, zusammengeklebten Klumpen, weshalb ich diese Aufgabe wohl so schwierig fand/finde.

Manchmal bin ich fast etwas neidisch auf andere, wenn ich das anschaue, wie sie „so schnell“ (man beachte aber, dass das auch nur das Bild ist, was wir nach Außen hin zu sehen bekommen), so viele in sich deutlicher ausmachen können/konnten. Ich merke zwar, wenn jemand anderes das Steuer über mein Verhalten, Handlungen oder Aussagen übernimmt (manchmal zumindest) aber ich kann dabei selten ausmachen, wer (und wie viele) das nun ist. Stimmen in mir nehme ich zudem nicht akustisch wahr oder zumindest nur extrem selten, sodass ich auch niemand anhand der Stimme auseinanderhalten kann. Das geht eigentlich nur am Gefühl, aber wenn ich denjenigen noch nicht kenne (was auf die meisten zutrifft) klappt das logischerweise auch nicht wirklich.

Wie bin ich es trotzdem angegangen?

Mein größtes Problem: Nichts falsch machen! Nachher wird vll noch jemand mit falschen Namen dargestellt, falschen Aussehen usw. – KATASTROPHE! … Ja, für mich jedenfalls. Alles was falsch dargestellt wird, wird von mir (?) sofort als: ,,Siehste, also lügst du doch!“ abgestempelt. Meine Thera. meinte, dass sich die entsprechende Person schon zu Wort melden wird, wenn ich da was falsch in der Beschreibung mache. Und so habe ich das dann auch versucht anzugehen.

Beim erstellen dieser Landkarte sagte ich mir immer wieder auf: ,,Du machst das jetzt einfach, wie du es wahrnimmst. Wenn du jemand falsch darstellst, hat derjenige die Möglichkeit sich zu melden. Und wenn er das nicht tut: Sein Pech. Und wenn in Wirklichkeit niemand von allen existiert, weil du dir das alles einbildest, dann sind das eben deine imaginären Freunde. Diese Sachen existieren ja trotzdem in deinem Kopf. Bescheuert bist du so oder so. Entweder eben also auf die eine oder halt auf die andere Art.“ – Der innere Drang nach Perfektion, die Angst zu lügen und die Angst sich alles einzubilden bleibt natürlich trotzdem bestehen. Aber so ein Mantra ist ja immerhin besser als nichts, oder?

So sah es dann aus

Ich kann nicht alles zeigen, sorry 🙈.

Ich nahm ein A4 Blatt (obwohl das echt eng wurde, nächstes mal probiere ich es mit A3 😅) und packte wieder „mich“ in die Mitte. Mein „Ich“ gibt es nicht nur einmal. Was ich deutlich wahrnehme, ist das „Ich“ von vor ein paar Jahren (das noch existiert) und mich heute, auch mit Alter und Aussehen. Zumindest grob in der Gesichtsform u.ä.

Von da ab positionierte ich die einzelnen Anteile. Einzelne nehme ich deutlich wahr, auch wo sie sitzen. Ich „höre“ ihre Stimmen auch aus dieser Richtung (im Kopf) kommend und empfinde sie, mehr oder weniger, auch als dort zugehörig (kennt dieses Phänomen eigentlich irgendjemand sonst noch?) . Aber wie gesagt, dass ist nur mein erster Eindruck. Ändern kann sich da noch viel.

Ich habe dann entweder Bilder selbst erstellt oder per Google ausgedruckt, ausgeschnitten und wieder Kreisförmig um die Mitte herum geklebt. In der Mitte befinden sich auch 2 leere Stühle, die eigentlich darstellen sollen, dass meistens mehrere gleichzeitig da sind.

Anteile beschreiben: Bei klarer Wahrnehmung

Anteile, die ich relativ klar „vor Augen“ habe, habe ich über „Sims 3“ erstellt (es gibt aber auch andere Avatar-Erstellungsprogramme, auch kostenlose). Das ist eine super Sache, da man dort Persönchen erstellen und ihnen eine spezielle Kleidung, Gesichtsformen oder auch Haare verpassen kann. Einige hatten z.B auch bestimmte Wünsche, wie die Kleidung auszusehen hatte (gibt mal „B.“ nicht ihre Lederjacke, MIT Nieten 🤦‍♀️) und was sonst wichtig war.

2 darf ich da vorstellen:

  • Die junge brünette Dame da, ist etwas älter als ich und nur sehr wenig älter als der Körper (derzeit). Sie spielt im sozialen eine große Rolle. Ist viel entspannter, redseliger. Sie kann sich viel leichter um nervige Angelegenheiten oder Termine kümmern, ist aber auch die, die manchmal echt bekloppte Ideen hat. Ich würde sie also leider nicht in allen Dingen unbedingt als extrem verantwortungsbewusst einstufen, auch wenn sie sich Mühe gibt (🙈) und sonst echt eine wahre Bereicherung ist.
  • Die andere ist die ältere Dame. Für sie habe ich keinen Namen und nenne sie daher momentan einfach nur „Mutti“, da sie das verkörpert, wie man sich eine Mutter eigentlich vorstellt. Sie ist es, die mich (innerlich) in den Arm nahm (lange bevor ich wusste, dass da mehr sind), wenn es mir sehr schlecht ging. Für mich war das immer eine Art imaginative Freundin, die halt nur auch dann handelte, wenn ich es eben, naja, nicht bewusst imaginierte. Ob sie nach Außen hin auch handelt, weiß ich nicht. Ich spüre sie bisher nur im Inneren stark. Sie achtet auf vieles und lässt nicht alles, von anderen (das innerlich so kommt) durchgehen. Hat also auch einen sehr überwachenden Charakter und kann durchaus auch einmal streng durchgreifen.

Mit Namen habe ich übrigens keine angegeben, da es das letzte mal (als ich meiner Thera. einen Namen sagte) von Innen ziemlich stunk gab. Wo ich es wusste (oder denke zu wissen) habe ich teils nur den Anfangsbuchstaben hingeschrieben. Auch Alter ließ ich weg, da ich mir beim Erstellen (was ja nun auch wieder ein bisschen her ist) noch nicht wirklich sicher war. Zu jedem gab’s eigentlich nur eine ganz kurze Charakter Beschreibung.

Anteile beschreiben: Bei unklarer Wahrnehmung

Andere, die ich lediglich als Gefühl und/oder Stimmen wahrnehme (also wo Aussehen, Namen, etc. fehlt), habe ich anders dargestellt. Z.B gibt es die SSV-Anteile (wichtig finde ich dabei aber noch zu sagen, dass nicht alles von denen kommt – ich bin zu solchen Gedanken und Handlungen durchaus auch selbst fähig), die ich in eine Ecke gepackt und mit der gleichen Farbe markiert habe. Das Gleiche machte ich dann mit den kindlichen (wo völlig unklar ist wie viele und wer wer ist) usw.

Da ich also keine Ahnung habe/hatte, wie viele (oder wenige) wirklich hinter solch einem Gefühl, einer Handlung oder einer „Stimme“ stecken, gab es deshalb jeweils nur ein Symbolbild, das deren „Thema“ widerspiegelt.

Dafür suchte ich bei Google nach geeigneten Fotos, Skizzen, etc. Für SSV z.B ein Bild einer Person die sich ritzt und einen Koffer (=Flucht-Gedanke). Bei einem eher se*uell gewaltvollen Anteil suchte ich ein Bild raus, wo eine Frau verprügelt wird. Die „Null-Bock“ Abteilung wiederum bekam ein Bild eines genervten Teenagers. Also alles was sie im Sinnbild passend darstellt.

Und was ich demnach ähnlich zusammengehörig empfand, bekam auch eine Farbe. Die kindlichen z.B gelb, usw. Sodass einfach eine grobe Übersicht entsteht. Und wie viele dann wirklich jeweils hinter diesen Symbolbildern stecken, wird sich (hoffentlich) irgendwann mit der Zeit zeigen.

Letztendlich…

Reicht sowas! Ihr müsst nicht sofort alles detailliert beschreiben können oder auch erzählen, selbst wenn ihr es dann wisst! Das war dann zumindest irgendwann meine Erkenntnis und die war mega beruhigend.

Außerdem sind das auf der letzten Landkarte übrigens auch nicht alle gewesen. Die, die ich überhaupt nicht zuordnen konnte (wozu z.B nur ein inneres Bild aber sonst nichts existiert) oder wozu ich zu wenig Informationen/Zugang hatte, habe ich weggelassen. Ich wollte kein wildes Kunstwerk erstellen, wo letztendlich womöglich die Hälfte falsch ist (irgendwas falsches triggert nur die Zweifel wieder extrem an). Mir wars lieber später besser einige nachzutragen, als am Ende 10 wieder streichen zu müssen oder so.

Mittlerweile könnten wir übrigens die Landkarte auch wieder etwas erweitern. Allerdings schlauchte das bisher ganz schön und war immer wieder mit erneuten, automatischen (und echt anstrengenden) Verleugnen danach verbunden, weshalb wir uns jetzt erstmal versuchen mehr auf die Kommunikation zu konzentrieren, als darauf alle konkret wahrnehmen/darstellen zu wollen (also mehr auf das zu reagieren was gerade kommt, statt von wem genau). Das ständige was ist was und wer ist wer bringt hier ziemlich viel Unruhe rein und seit ich es momentan etwas ruhiger angehen lasse, klappt es zumindest in kleinen Teilen mit der Kommunikation und der Akzeptanz besser. (Vorerst zumindest – Wie war das, wenn man sowas sagt? 3x auf Holz klopfen oder so?😅)

Imagination: Sich abgrenzen

Letztes Jahr stieß ich da mal irgendwo im Netz drauf und fand es total genial.

Immer wenn jemand anderes anfängt dich in sein Drama hineinzuziehen oder auch wenn du selbst gerade wieder beginnst dich geistig (oder vll sogar aktiv) in irgendein fremdes Thema reinzuhängen, was dich letztendlich aber mental nur belastet, soll man an diese 2 Sätze denken:
,,Das ist nicht MEIN Zirkus. Das sind nicht MEINE Affen

Mir hilft das tatsächlich total (wenn ich denn dran denke), zwischen mir und den anderen (bzw deren Kram), imaginativ, eine Trennung im Kopf zu schaffen. Mir bewusst zu machen, dass mich deren Sachen gerade eigentlich überhaupt nichts angehen und ich mich mit keinem fremden Drama belasten muss.

Von Flachpfeifen und jede Menge Ängsten…

Aktuell steht gerade wieder einmal im Raum einen Kampf-/Selbstverteidigungssport zu besuchen.

Ach naja, eigentlich das steht schon seit Jahren im Raum und wird dann immer wieder verworfen.

Warum das verworfen wird?

Naja, meistens findet sowas in einer Turnhalle oder etwas ähnlichem wie einer Turnhalle statt, is ja irgendwie auch logisch. Boar aber wenn ich diese Hallen schon sehe: das Licht, die Atmosphäre … Bäh, da vergeht mir direkt wieder alles. Und dann die vielen anderen Leute. Ich muss Dinge vor andern tun (gut, auch irgendwie logisch, ne? – Vom zugucken lernt man’s ja nix 😅). Ach Mensch und so finde ich immer wieder tausend Gründe warum ich doch nicht hin gehen sollte.

Vor 2 Jahren bin ich mal zum Krav Maga. Ja hört sich toll an, ne? Jup, ich bin bis heute glücklich, dass ich nicht noch während der Stunde heulend rausgerannt bin (ein Grund warum Stolz auch etwas tolles sein kann: Man gibt nicht jedem feigen Impuls nach😅). Einmal hin und dann nie wieder. Da waren 2 Männer mit denen ich nicht klar kam, naja …

Viele Gründe etwas nicht zu tun

Aktuell war wieder so ein Fall, wo ich am liebsten mal wieder den Schwanz eingezogen hätte.

Wir habe beschlossen, die Gelder aus dem Fonds unteranderem für eine Mitgliedschaft beim Wing Tsun zu nutzen. Und schon während des Telefonats mit dem Leiter ist’s mir wieder vergangen. Ich fühlte mir ziemlich über den Mund gefahren, weshalb ich nach dem Telefonat auch erstmal wieder restlos im Eimer war.

Aber mal ganz ehrlich?

Der Typ war gar nicht das Problem. Das Problem ist mein Selbstwert, meine Selbstzweifel und meine Angst.

Wir verabredeten uns während des Telefonats dann übrigens noch zu einem persönlichen Gespräch und wisst ihr was? Der war gar nicht so schlimm, sondern im Gegenteil sogar recht sympathisch. Mal gut ich bin hin, oder? Und hab mich nicht wieder vor lauter Angst zuhause verkrochen.

Ich meine, es lassen sich tausend Gründe finden etwas nicht zu tun: Die Sporthalle, eine Verhaltensweise, ein falscher Blick, die Luft … Was weiß ich. Für alles findet man einen Grund, wenn man will. Wenn ich dem aber so weiter nachgehe, kann ich mich auch direkt in ne Gummizelle sperren lassen.

,,Schrittweises Zurückweichen ist oft schlimmer als ein Sturz“

(Marie von Ebner-Eschenbach)

Ich hab’s satt

Als wir letztens draußen auf der Wiese saßen, ging mir das alles so durch den Kopf.

Meine Güte, dieses ganzes Leben richte ich nach den Ängsten aus! Ich ertrage das langsam nicht mehr. Es gibt so viele Dinge, die ich gern tun würde. Aber ich tue sie nicht, weil diese riesige Angst da ist. Angst vor den Reaktionen der Menschen. Die Angst vor der Bestätigung falsch zu sein und kein Recht zu haben, auf dieser Welt zu existieren. Angst davor niemals geliebt werden zu können. Ängste die aber aus mir selbst kommen und die ich wie ein Gefängnis um mich herum gebaut habe.

Ich denke selbst so über mich. Tief drin. Und ich habe Angst diese Bestätigung nun auch von Außen zu bekommen. Und ja, dieses Bild habe ich einmal vermittelt bekommen. Früher und auch in naher Vergangenheit, immer wieder. Nein, es ist nicht Ewigkeiten her und wahrscheinlich werde ich auch wieder Menschen begegnen, die mir dieses Gefühl geben werden. Aber um Himmels Willen, das kann doch so nicht weiter gehen!

Ich rede ständig davon, dass wir als Menschheit endlich lernen sollten Selbstverantwortung zu übernehmen und selbst befinde ich mich mit meiner Angst total in der Abhängigkeit zu anderen. Ich will einfach nicht mehr, dass meine Umstände über mich und dieses Leben entscheiden.

Ja, ich hab es wirklich satt!

Die Geschichte von den Flachpfeifen

Ab Herbst bin ich jetzt 6 Jahre Single. Gut, ich hab’s danach noch 2-3x probiert, aber das waren nur so Kurzzeit-Dinger. Eine Katastrophe dabei größer als die andere.

Und wenn ich mich da so zurück erinnere, was ich bisher abgeschleppt habe … Oh heidewitzka, da waren Typen dabei 🤦‍♀️. Mein Gott, habe ich mich unter dem Wert verkauft. Aber wie!

In der 1. Beziehung war der Typ, naja… Er war, nett ausgedrückt, weder emotional noch geistig besonders intelligent. Man muss ja nicht unbedingt mit mir über ägyptische Geschichte oder Chopin diskutieren. Aber die Fähigkeit zur Selbstreflektion und Gespräche zu führen, die tiefer gehen als übers Dschungelcamp und das Ego des anderen brauche ich dennoch. Sonst verhungere ich geistig. 4 Jahre waren wir zusammen und wenn er nach Hause kam, hat er es nicht einmal geschafft sich die Motorradhose auszuziehen, weil er schon beim reinkommen mit offenem Mund vor dem Fernseher stehen blieb. Echt, da hätte nur noch der Sabberstriemen gefehlt🤦‍♀️ .

Und ehrlich Leute, das wurde nicht besser danach. Ganz im Gegenteil. Die Männer wurden stattdessen aggressiver, arbeitsloser (nicht das arbeitslos ist schlimm, sondern deren destruktive Lebensweise war es) und versiffter. Pfui Teufel ekelt es mich, wenn ich daran zurück denke wem ich alles diesen Körper und meine Seele hab anfassen lassen 🤢. ,,Na so richtige Flachpfeifen halt.“ – Ich musste lachen, als das jemand dazu einwarf 😂. Ja. Ja es waren wirklich alles Flachpfeifen. Erster Klasse. Dieses Wort trifft es wirklich sehr passend.

Warum habe ich das nur gemacht?

Die Erkenntnis, dass sich diese Flachpfeifen nur deshalb gesucht werden, weil doch irgendwo das Gefühl besteht, gar nichts besseres verdient zu haben, gab es schon mal. Zudem kommt das mit dem Wiederholungszwang dazu, wo man sich ja gerne immer wieder in altbekannte Muster hineinbegibt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist aber auch, dass ich eigentlich, ganz ehrlich, immer das Erstbeste genommen habe.

Wir waren schon immer ziiiemlich isoliert. Schon in der Kindheit. Klar gab es 2-3 Schulfreundinnen, aber das andere Kinder Freunde und Menschen außerhalb der Schule hatten und kannten, war zumindest für mich lange Zeit kaum zu glauben. Selten war eine Freundin bei uns zuhause, selten wir bei ihnen. Andere Menschen waren erst recht nie bei uns. Wir waren nicht im Kindergarten und meine Eltern mochten es auch nicht überstrebend, wenn sich doch einmal Besuch ankündigte. Und so ging das als Erwachsene weiter.

Es gab nie einen eigenen Freundeskreis. Es gab nur Arbeitskollegen und dann gab es noch die Freunde des jeweiligen Partners. Aber sonst kenne ich es nicht anders, als allein zu sein. Isolation bestimmte schon immer unser Leben. Ja und wo willst du denn dann jetzt also auch jemanden kennenlernen? Das ist schwierig. Also hab ich meistens das Erstbeste genommen, was mir unter die Finger kam und sich angeboten hat. Und der Gedanke: ,,Nimm das jetzt, was besseres bekommst du eh so schnell nicht mehr.“ hat das noch gut verstärkt.

Und in der Partnerschaft haben dann eben diese Menschen, mehr oder weniger, das Leben bestimmt. Wo wir wohnen, welches Umfeld wir haben. Wie die Stimmung ist.

Ich fühle mich ein bisschen, als wäre ich 30 Jahre lang wie ein Blatt durch die Gegend geweht und an jede Ecke geprallt, an die mich der Wind geweht hat.

Es wird wohl Zeit etwas zu ändern

Eigentlich weiß ich ja, das wir ziemlich schlau sind. Attraktiv, fähig und durchaus nicht auf den Mund gefallen. Also ja gut, das wissen nicht alle, aber ein gewisses Selbstbewusstsein ist größtenteils schon da. Eigentlich müsste ich also nicht wirklich mit so komischen Assis rumhängen. Nein wirklich nicht. Aber weil ich mich so minderwertig fühle und deshalb solche Angst vor den anderen habe, hab ich’s eben doch gemacht.

Und nun war mein Gedankengang dazu:

Wenn ich jedes mal meinen Ängsten nachgebe (wie beim Bsp. mit dem Kampfsport) und den Schwanz einziehe, dann werden meine Ängste nicht nur immer größer, sondern ich kann auch gar keinen Respekt vor mir selbst aufbauen. Und wenn ich schon keinen Respekt vor mir habe, warum sollten andere Menschen das dann? Klar, in einer idealen Welt sollte jeder vor jedem Respekt haben, aber wir leben nun mal nicht in einer idealen Welt. Natürlich komme ich so also immer wieder an diese respektlosen Taugenichtse 🤷‍♀️.

Natürlich ist da schon irgendwo Respekt vor mir, uns und vor den Dingen, die wir geschafft haben und dieses Wissen gibt auch unglaublich viel Kraft und Selbstbewusstsein. Aber das waren halt auch alles Dinge die geschafft werden mussten. Jetzt frage ich mich, ob es vll nicht doch endlich einmal Zeit wird auch Dinge zu tun, die nicht für das Überleben zwingend notwendig sind und weswegen ich genau deshalb immer wieder davor kneife.

Keine Ahnung ob wir das (mit dem Wing Tsun) jetzt letztendlich machen oder nicht. Was aber sicher ist, ist das der Entschluss endlich etwas ändern zu müssen, mittlerweile nicht mehr aus dem Kopf rauszubekommen ist. So kann und darf es nicht weiter gehen! Ich hab keine Lust mehr das andere, den Ängsten eingeschlossen, über unser Leben bestimmen!

Aber wie Herr Goethe schon sagte:

,,Wer sichere Schritte tun will, muss sie langsam tun.“

Empathie

Was ist Empathie?

Das Wort Empathie leitet sich aus dem altgriechischen „empátheia“ ab und bedeutet soviel wie „Mit-leiden“ oder „Mit -fühlen„.

Als mögliche Erklärung dafür werden übrigens unsere Spiegelneuronen in Betracht gezogen, welche im Stirnlappen des Gehirns dafür sorgen, dass wir die selben neuronalen Aktivitätsmuster zeigen, sowohl wenn wir eine Handlung ausführen, als auch wenn wir sie nur bei anderen beobachten. Und bei Emotionen ist das ebenso möglich, da die Spiegelneuronen dabei genauso aktiviert werden.

Empathie ist etwas unglaublich wundervolles und wertvolles, da sie uns die Möglichkeit eröffnet uns in andere Wesen hineinzuversetzen, hineinzufühlen und mit ihnen mit zu fühlen. Aber nicht nur andere können wir dadurch besser verstehen, sondern sogar auch uns selbst (wenn wir uns objektiv aus der Meta-Ebene betrachten).

Dennoch ist Empathie nicht gleich Empathie…

Welche Formen der Empathie gibt es?

Emotionale Empathie

= emotionale Sensitivität (affektiv)

Hier liegt das Hautaugenmerk beim Mitfühlen. Du siehst und verarbeitest die Gefühle eines anderen nicht nur, sondern du fühlst sie auch selbst. Es ist fast ein bisschen als würde man davon „angesteckt“.

Das kann soweit gehen, dass wenn z.B jemand in den Raum reinkommt und schlecht drauf ist, ich sofort spüren kann, dass da irgendwas nicht in Ordnung ist. Oft kann ich nicht genau zuordnen was es ist. Ich glaube das liegt aber oft auch an den konfusen Emotionen des anderen. Wir selbst empfinden ja schließlich auch nur selten ausschließlich Wut oder Trauer etc, sondern es ist oft ein Mix aus mehreren Gefühlen gleichzeitig. Oder wenn ich z.B Tiere in Gefangenschaft sehe, dann empfinde ich ihren Schmerz. Das Gefühl gefangen zu sein. Die Angst. Die Wut. Deshalb gehe ich z.B auch nicht gerne in Zoos oder Tierparks.

Die emotionale Empathie macht es uns möglich, sanfter und passender auf andere einzugehen, weil wir spüren was der andere braucht. Wenn jemand gerade total geladen ist oder traurig und du spürst das, dann kannst du deine eigenen Reaktionen ganz anders anpassen. Gleichzeitig kann sie aber auch unheimlich belastend wirken, da wir ständig allen möglichen Emotionen ausgesetzt sind, die wir gar nirgends richtig zuordnen können und dabei sogar noch denken, es wären unsere Gefühle. Wir fühlen uns dabei dann z.B plötzlich grundlos schlecht und wissen gar nicht warum.

Kognitive Empathie

= Perspektivenübernahme

Bei der kognitiven Empathie versteht und erkennt man die Emotionen des anderen, aber man fühlt sie nicht. Ich sehe also z.B dann das du gerade traurig bist, könnte aber nicht mit dir mitfühlen. Das hört sich so banal an, so nach: „Na das sieht ja aber jeder“ – Ja, ne 😅. Es gibt so Menschen, vor denen kannst du tränenüberströmt sitzen und die checken trotzdem nicht das es dir gerade nicht gut geht.

Aber es geht dabei nicht nur um das sehen der Gefühle, sondern auch um das Nachvollziehen der Gedanken(gänge), Absichten und Motive eines anderen. Seine Perspektive einnehmen zu können und zu sehen, was denjenigen antreibt. Auch die Körpersprache wird deshalb sehr gut lesen gelernt.

Die kognitive Empathie ist nicht angeboren, sondern erlernbar und ist, glaube ich, für den richtigen Umgang mit der emotionalen Empathie ungemein wichtig. Einfach weil man dann diese ganzen fremden Gefühle zuordnen und anders damit umgehen kann. Ich halte sie also für extrem wichtig, wenn man mit der Gabe des Mitfühlens richtig umgehen lernen möchte. Also so, dass sie man sie positiv einsetzen kann, statt sich davon beherrschen zu lassen. Wenn ich zuordnen kann, woher das alles kommt, übermannen mich die fremden Gefühle nicht mehr so stark.

Die kognitive Empathie wird z.B auch oft von Menschen mit einer antisozialen Persönlichkeitsstörung erlernt und benutzt. Meist zur Manipulation, dennoch halte ich sie da auch im Therapiesetting sehr wertvoll. Wenn sie richtig erlernt wird, dann gibt das Menschen, die zu keiner emotionalen Empathie fähig sind (z.B durch Trauma, eine PS, usw.), eine unglaublich wichtige Ressource im sozialen Alltagsleben.

Soziale Empathie

Diese Form der Empathie bezieht sich auf ganze Gruppen und nicht nur auf Einzelwesen. So hat man z.B ein recht sicheres Gespür dafür, wie sich eine Gruppe verhalten wird oder warum sie etwas tut. Das wiederum gibt auch die Möglichkeit diese Gruppen zu beeinflussen. Gerade im Job, in Führungspositionen bspw., ist das eine sehr wichtige Gabe.

Das sowas aber gleichzeitig auch wunderbar zur Manipulation, wie z.B zu Propagandazwecken eingesetzt werden kann, muss ich jetzt nicht extra erwähnen, oder 👉👈😶🙈?

Sie hilft uns aber auch uns z.B in fremde Kulturen, Religionen, Geschlechter oder auch Weltanschauungen hineinzufühlen und diese verstehen zu können. Ich möchte mal behaupten, das ist uns großflächig (von allerlei „Seiten“) aber vll ein bisschen dezent abhanden gekommen? 🙊 (ich bin schon still jetzt😅)

Wie kann ich Empathie erlernen?

Es gibt verschiedene Wege, einige stelle ich hier jetzt einmal vor:

  • Nr. 1 – Achtsamkeit: Das A und O, egal bei was. Beobachte deine eigenen Gefühle wenn sie kommen: Was fühlst du gerade? Wieso ist dieses Gefühl da, was war der Auslöser? Wie fühlt es sich an? Wie äußert es sich? Wenn sich jetzt jemand ähnlich verhält, du eine ähnlich Emotion wahrnehmen kannst, dann versuche daran zu denken wie du dich gefühlt hast und was dir guttat oder was du dir in dem Moment gewünscht hast und versuche das in diesen Moment mit hineinzubringen.
  • Nr. 2 – Aufmerksamkeit: Ohne den anderen zu beobachten klappt das aber natürlich nicht. Deshalb sei aufmerksam! Schaue dir andere Leute genau an. Wie verhalten sie sich? Wie reagieren sie in bestimmten Situationen? Und wie interagieren sie miteinander? Welche Körperhaltung nehmen sie z.B ein, wenn jemand etwas in einem bestimmten Ton sagt? usw.
  • Nr. 3 – Beobachten: Beobachte dich selbst in der Interaktion mit anderen. Wie reagiert dein Gegenüber auf etwas von dir? Wie reagierst du? Welche Körperhaltung nimmst du ein? Wo stehen deine Füße oder die deines Gegenüber (weg von dir? will er lieber gehen?) ? Unterbrichst du andere oder wirst du unterbrochen? Wie reagierst du dann? Wie reagiert dein Gegenüber?
  • Nr. 4 – Hinterfragen: Wenn wir jemand in eine Schublade packen wollen, dann passiert das meist aufgrund unserer eigenen Gedanken, die wir auf den anderen projizieren. Bevor du also jemand verurteilst, hinterfrage erst einmal seine Absichten. Warum hat er so reagiert? Warum das gesagt? Was könnte das für einen Hintergrund haben? Welche Anzeichen deuten auf den möglichen Hintergrund hin? Da ist wieder genaues zuhören wichtig. Versuch dabei objektiv zu bleiben und dich nicht von deinen eigenen Emotionen übermannen zu lassen.
  • Nr. 5 – Rollentausch: Stell dir vor, wie es wäre im Körper und Denken des anderen zu stecken. NICHT in seinem Körper, aber mit deinem Denken (das führt zu Verurteilung). Sowas kann z.B über Theaterspiele sehr gut funktionieren. Du bist jetzt nicht mehr Petra z.B, sondern du schlüpfst in die Rolle von Hans-Werner. Du ziehst nicht nur seine Kleidung an, sondern du musst die ganze Theateraufführung lang Hans-Werner SEIN und dich so verhalten. So etwas erlaubt dir aus deiner Perspektive/Sichtweise herauszukommen und den anderen besser verstehen zu lernen.

Gibt es ein Gegenteil von Empathie?

Türlich, es gibt doch für alles ein Wort 😂.

Ekpathie.
Ekpathie bezeichnet dabei aber nicht die Gefühlskälte oder Gleichgültigkeit gegenüber anderen, sondern kann eher als eine Art Schutzmechanismus bezeichnet werden. Dabei geht es darum sich nicht so leicht ausnutzen oder missbrauchen zu lassen.

Wie schon erwähnt, kann uns Empathie auch ganz schöne Probleme bereiten. Stell dir einen Kollegen oder meinetwegen auch Partner vor, der herausfindet das du plötzlich viel mehr Rücksicht auf ihn nimmst, selbst mehr zurücksteckst oder alles mögliche für ihn tust, sobald du merkst das es ihm schlecht geht. Dieses Verhalten ist eine wundervolle Sache und ich mache das auch ständig, aber es ebnet eben auch den Weg für Manipulation und Missbrauch. Der andere kann seine Emotionen so nach Belieben einsetzen und dich für seine Zwecke ausnutzen.

Bei der Ekpathie lassen wir uns weniger auf die Emotionen anderer ein. Wenn der andere also gerade einen Wutanfall bekommt, dann grenzen wir uns davon emotional ab, statt uns davon mitreißen zu lassen. Es geht nicht darum, nicht mehr mit dem andern mitzufühlen, sondern darum eine Grenze zwischen sich selbst und dem anderen zu ziehen.

Empathie und Trauma

So, ich hatte das bei der Hochsensibilität ja schon angeschnitten und wollte heute noch einmal näher drauf eingehen, warum es z.B für komplex traumatisierte Menschen wichtig war, Empathie, vor allem die kognitive, so gut auszubilden. Ich versuche das wieder mit Beispielen näher zu erklären:

Unberechenbarkeit

Als Kind brauchen wir vor allem Sicherheit. Wir haben keinerlei Ressourcen, aus denen wir schöpfen könnten, sollten die Zeiten einmal unsicher werden. Und wenn wir nun in einer Umgebung aufwachsen, die absolut unvorhersehbar ist, dann ist es für uns ungemein wichtig sie irgendwie vorhersehbar zu machen. Zumindest das Gefühl von Kontrolle zurückzuholen.

Meine Mutter war z.B nie wirklich gut einzuschätzen. Sie saß am Tisch und machte Scherze und im nächsten Moment flippte sie völlig aus oder wurde sehr gemein. Was der Grund war, wusste man nie wirklich. Mal wars ein falsches Wort (das vorher noch nie störte), ein „falscher“ Blick, mal war ich zu fröhlich, mal zu schlecht drauf. Mal war ich falsch weil ich keine Freunde hatte, dann wiederum sollte ich bloß keine mitbringen, usw. Wie ihr die Laus halt gerade über die Leber gelaufen ist. Dafür habe ich sie früher gehasst. Für diese Unvorhersehbarkeit. Meist hatte ich auch das Gefühl es ist mehr meine Existenz die sie stört und all die anderen Gründe waren nur ein Vorwand. Aber auch wenn [ich] keine Erinnerung daran habe, weiß ich, dass sie durchaus auch sehr nett sein konnte.

Interessanterweise habe ich jedoch gar keine Erinnerung an irgendwelche Strafen. Nicht eine einzige. Meine Eltern habe ich eher sehr desinteressiert in Erinnerung. Ich habe jedoch Szenen im Kopf, wo ich versucht habe mir selbst Strafen geben, wenn ich was angestellt habe, in der Hoffnung das ich dann keine von ihnen bekomme. Und heute noch habe ich furchtbare Angst vor einer möglichen Strafe wenn ich etwas falsch mache, was mir irgendwo sagt, dass es dann wohl doch welche gegeben haben muss.

Eine Szene ist mir da z.B in Erinnerung: Ich muss noch sehr klein gewesen sein. Höchstens 3-4 Jahre alt. Ich saß in meinem Zimmer, an so einer Kinderschminkkommode und ich weiß noch, dass es vorher einen Streit gab bzw. ich Ärger bekam. Ich zog eine der Schubladen an dieser Kommode auf und die war voller kleiner Papierschnipsel. Von einem Blatt Papier in meiner Hand riss ich weiter Stückchen ab und freute mich dabei unheimlich, weil ich dachte jetzt keine Angst haben zu müssen, dass ich verhungere, falls sie mir jetzt nichts zu essen geben sollten. Ich dachte ihnen mit dem Papier ein Schnippchen geschlagen zu haben.

Keine Ahnung wies weiter ging oder was vorher war. Ich schätze aber nicht, dass ein Kind in diesem Alter auf so einen Gedanken kommt, ohne das es dazu bereits einen Hintergrund gab …

Sich anpassen

Wenn du jetzt also ständig Angst haben musst, dass der kleinste Fehler eine schlimme Strafe zur Folge hat, dann versucht du alles um das zu vermeiden. Das betrifft ja nicht nur die Kindheit. Dieses Phänomen lässt sich auch in Beziehungen zu stark narzisstischen Partnern beobachten oder z.B bei Geiselnahmen, usw.

Es ist wichtig zu lernen, wie dein Gegenüber gerade drauf ist. Welche Emotionen er hat, um dich darauf einstellen zu können. Es ist wichtig seine Körpersprache lesen zu lernen oder seine Absichten schnellst möglich zu erkennen, um für dich am sichersten darauf reagieren zu können. Wenn du ein kleines Detail übersiehst, kann das für dich schlimme Konsequenzen haben. Also beobachtet man und lernt. So kann man versuchen die Gefahr schon von vornherein zu neutralisieren oder wenigstens zu minimieren.

Bewusst ist uns das eher selten. Wir stellen uns darauf ganz unterbewusst ein und merken meist erst irgendwann später, dass wir wirklich gut im lesen anderer Leute sind. Das schützt uns nicht automatisch vor erneuten Missbrauch, kann aber tatsächlich die Gefahr, noch mehr Leid erdulden zu müssen, enorm reduzieren.

Hochsensibilität

Hochsensibilität und Empathie sind, glaube ich, nicht immer ganz einfach voneinander zu trennen. Der übersichtskeithalber haben wir das jetzt trotzdem einmal gemacht. Heute versuchen wir also erst einmal die Hochsensibilität auseinander zu klamüsern und nächste Woche schauen wir uns dann das Thema Empathie näher an.

Was ist Hochsensibilität eigentlich?

Hochsensibilität ist weder eine klinische Diagnose, noch wird sie als Störung angesehen. Man könnte sie vll eher als Eigenschaft oder Persönlichkeitsmerkmal betrachten.

Hochsensible Menschen reagieren dabei viel stärker auf äußere, sensorische Einflüsse. Also d.h alles was über die Sinne wahrgenommen werden kann.

In gewisser Weiße ist sie da der Hypervigilanz recht ähnlich und wird daher auch oft mit ihr verwechselt oder über einen Haufen geworfen, da es bei beiden z.B schnell zu einer Reizüberflutung und Überlastung des Nervensystems kommen kann. Hochsensible Menschen nehmen äußere Reize ebenfalls sehr stark und in hohem Maße auf, weshalb sie sich in einer reizüberfluteten Umgebung nicht wohl fühlen und schnell „überladen“. Das ist bei der Hypervigilanz ähnlich, nur das die Reizüberflutung meist aus dem permanenten Abscannen der Umgebung und der ‚Hab-Acht‘ Stellung kommt, was das Nervensystem einfach irgendwann überreizt. Das permanente ‚Angespannt sein‘, die ständige Befürchtungs-, sowie Angsthaltung oder das schnelle Überkochen der Emotionen, sind also eher der Hypervigilanz zuzuordnen und kommen bei der Hochsensibilität nicht zwangsläufig vor.

Weiter liegt ein wichtiger Unterschied darin, dass die Hypervigilanz durch Trauma entsteht, wo hingegen jedoch die Hochsensibilität bereits angeboren sein und auch ohne Trauma existieren kann. Beides kann aber selbstverständlich auch gleichzeitig vorhanden sein.

Arten der Hochsensibilität

Ich persönlich weiß nicht, ob man das immer so genau einteilen muss. Manchen jedoch hilft es zu wissen, was genau wie mit ihnen los ist. Daher gehen wir auf die möglichen Unterschiede trotzdem einmal näher ein. Die meisten Hochsensiblen finden sich übrigens in mehreren Gruppen wieder. Bei wem nur eine zutrifft, der ist wahrscheinlich nicht hochsensibel.

Sensorische Hochsensibilität

Betroffen sind dabei meist nur 1-3 Sinnesorgane. Es können im Ausnahmefall aber auch alle betroffen sein. Zudem können die Ausprägungen (von – bis) auch total unterschiedlich auftreten.

  • Akustische: Die Lärmempfindlichkeit kommt sehr häufig vor. Dabei ist aber nicht gemeint, dass laute Musik, Baulärm o.ä an sich für schlimm empfunden und gemieden wird. Viele können das asogar problemlos „überhören“. Eher hört man viel leichter und schneller Geräusche und stört sich daran, als nicht-hochsensible Menschen. Das Brummen des Kühlschranks z.B oder das Surren einer Lampe. Besonders bestimmte Frequenzen stellen für viele auch ein großes Problem dar.
  • Taktile: Dabei ist die Haut unheimlich empfindlich. Jede noch so kleine Kleinigkeit, wie ein Haar auf dem Arm, eine Wimper auf der Wange, die Nähte der Kleidung, ein Krümel im Bett (,,Die Prinzessin auf der Erbse„), Stückchen im Essen (gerade bei Kindern) oder sogar Luftbewegungen werden extrem deutlich wahrgenommen und als unheimlich störend empfunden. Auch ein erhöhtes Schmerzempfinden gehört dazu, sodass nicht nur ärztliche Untersuchungen, sondern sogar auch das Nägel und Haareschneiden Schmerzen bereiten können. Sogar Bewegungen im Körper können von einigen wahrgenommen werden. Auch Hitze und Kälte werden z.B viel stärker registriert. Bereits kleine Temperaturunterschiede können da z.B schon zum Problem werden. Es gibt sogar Menschen die Tumore, wie bspw. Brustkrebs, ertasten können.
  • Olfaktorische: Hier ist der Geruchssinn unheimlich gut ausgebildet. So können manche Ärger, Stress und sogar Angst beim Gegenüber riechen. Sie nehmen körpereigene Gerüche viel stärker wahr und können Personen dadurch problemlos allein an der Kleidung auseinanderhalten, usw.
  • Gustatorische: Die feinsten Geschmäcker werden wahrgenommen. Ich schmecke z.B sofort, wenn etwas nur im geringsten Maße Schimmelsporen enthält, während andere jenes noch problemlos essen, da sie überhaupt nichts bemerken. Den rieche ich z.B auch viel eher als andere.
  • Visuelle: Besonders Licht spielt hierbei eine große Rolle. Entweder kann z.B besonders viel (Sonnen)Licht, für eine ausgeglichene Stimmung, notwendig sein oder umgedreht wird versucht grelle Lichtquellen zu meiden. Was ich z.B auch gar nicht abkann ist flackerndes Licht. Da könnte ich ausrasten.

Geistige Hochsensibilität/Hochsensitivität

Eigentlich reden wir hier schon vom sogenannten „6. Sinn„. Alles was in den Bereich der übersinnlichen Wahrnehmung fällt, läuft unter diese Kategorie und auch hier gibt es wieder Ausprägungen von bis. Einige haben z.B prophetische-/Wahrträume, also Träume von der Zukunft, die sich dann auch erfüllen. Ich sehe zwar keine Aura, nehme sie bei manchen Menschen aber sehr deutlich wahr, also vom Fühlen her. Wesenheiten, Schwingungen aus der Umgebung und von den Mitmenschen, magnetische Felder, etc. können wahrgenommen werden, uvm.

➡️ Ich persönlich halte eine übersinnliche Wahrnehmung übrigens auch nicht für „Möchtegern-Esoterischen Schwachsinn“ o.ä. Alles was wir kennen, was die Physik kennt, ist auf Energie, Schwingung und Frequenzen aufgebaut. Ich wüsste keinen logischen Grund, warum einige Menschen diesbezüglich nicht eine feinere Wahrnehmung haben sollten. Man denke da nur an die unterschiedliche Wahrnehmung zwischen einigen Tieren und Menschen z.B.

Ethische Hochsensibilität

Dabei geht es um ein starkes Gerechtigkeitsempfinden und ein sehr gutes Gespür für richtig und falsch. Viele sind auch sehr pflichtbewusst und neigen leider zur Selbstaufgabe. Zudem wird viel schneller wahrgenommen, ob jemand die Wahrheit sagt oder nicht.

Kognitive Hochsensibilität

Ich finde den Begriff: ,,Holistische Denkweise“ da besser. Es wird also nicht nur einem Gedankengang linear gefolgt, sondern an diesen einen Gedanken werden viele andere angeknüpft. Alte, abgespeicherte Informationen werden damit verbunden und dieser eine Gedanke teilt sich wie ein Prisma in viele verschiedene Richtungen auf. Situationen und Themen werden ganzheitlich (holistisch) und von oben gesehen, statt wie in einem Tunnel.

Emotionale Hochsensibilität

Gefühle werden viel stärker und auch länger wahrgenommen und empfunden. Auch die Gefühle aus der Umgebung und von anderen Wesen schwappen auf einen über. Und hier kommen wir dann auch in den Bereich der Empathie. Darum gehts dann nächste Woche.

Bin ich Hochsensibel?

Die Psychologin Elaine Aron entwickelte speziell dazu einen Test, welcher sich auch bis heute durch viele wissenschaftliche Studien stützen ließ. Ich habe auch schon mal so einen Test gemacht (25 treffen zu 😅), allerdings finde ich den nicht unbedingt notwendig. Meistens spürt man ja, das irgendetwas mit einem anders ist und man stärker auf manche Dinge reagiert, als andere. Wenn mehr als 14 Aussagen zutreffen oder aber auch wenn weniger zutreffen, diese dafür aber in besonders starken Ausmaß, ist es wahrscheinlich hochsensibel zu sein. Übrigens sind ca. 15 – 20 % der Bevölkerung Hochsensibel.

Zum Test

  1. Ich fühle mich leicht überwältigt durch starke Sinneseindrücke.
  2. Offenbar habe ich eine feine Wahrnehmung für Unterschwelliges in meiner Umwelt.
  3. Die Stimmungen anderer Menschen beeinflussen mich.
  4. Ich reagiere eher empfindlich auf körperlichen Schmerz.
  5. Ich habe an geschäftigen Tagen das Bedürfnis, mich zurückzuziehen – entweder in ein dunkles Zimmer oder an einen anderen Ort, wo ich allein sein und mich von der Stimulation erholen kann.
  6. Auf Koffein reagiere ich heftiger als viele andere Menschen.
  7. Ich fühle mich schnell überwältigt von Dingen wie grelle Lichter, starke Gerüche, raue Textilien auf meiner Haut oder Martinshörner in meiner Nähe.
  8. Ich besitze ein reiches, vielschichtiges Innenleben. (könnte man so sagen😂🙈)
  9. Laute Geräusche bereiten mir Unbehagen.
  10. Kunst oder Musik bewegen mich tief.
  11. Manchmal liegen meine Nerven derart blank, dass ich nur noch alleine sein möchte.
  12. Ich bin ein gewissenhafter Mensch.
  13. Ich bin schreckhaft.
  14. Es bringt mich leicht aus der Fassung, wenn ich in kurzer Zeit viel erledigen muss.
  15. Wenn andere Menschen sich in einer Umgebung unwohl fühlen, weiß ich eher als manche andere, was notwendig ist, um Wohlbefinden herzustellen (zum Beispiel durch eine Veränderung der Beleuchtung oder der Sitzordnung).
  16. Ich werde ärgerlich, wenn man von mir erwartet, zu viele Dinge gleichzeitig zu tun.
  17. Ich gebe mir große Mühe, Fehler zu vermeiden oder Dinge nicht zu vergessen.
  18. Fernsehsendungen und Spielfilme mit Gewaltszenen meide ich.
  19. Ich fühle mich unangenehm erregt, wenn sich um mich herum viel abspielt.
  20. Hungergefühle stören nachhaltig meine Konzentration und beeinträchtigen meine Stimmung.
  21. Veränderungen in meinem Leben treffen mich sehr heftig.
  22. Ich bemerke und genieße feine Düfte, Geschmäcker, Klänge oder Kunstwerke.
  23. Ich empfinde es als unangenehm, wenn ich mich mit mehreren Dingen gleichzeitig beschäftigen muss.
  24. Für mich ist es sehr wichtig, mein Leben so zu organisieren, dass ich Situationen vermeide, in denen ich mich ärgern muss oder die mich überwältigen.
  25. Laute Geräusche, chaotische Szenen und ähnliche starke Reize stören mich.
  26. Wenn ich mit anderen Menschen konkurrieren muss oder beobachtet werde, während ich eine Aufgabe erfülle, macht mich das so nervös und unsicher, dass ich weitaus schlechter abschneide, als ich eigentlich könnte.
  27. Als Kind haben meine Eltern und Lehrer mich als sensibel oder schüchtern angesehen.

Hochsensibilität – Fluch oder Segen?

Wenn äußere Reize stärker wahrgenommen werden, werden sie logischerweise auch schneller zum Problem. Was andere Leute überhaupt nicht stört, treibt einen selbst in den Wahnsinn. Große Veranstaltungen? – ,,Bäh, bitte. Viel zu stressig!„. Hochsensible Menschen sind zudem auch auffallend häufiger Introvertiert, so richtig der „Partycrasher“ wird man also auch nicht. Ständig mit diesen starken Reizen und Erleben konfrontiert zu sein, kann also extrem anstrengend und problematisch sein. Leider kann das sogar zu sozialer Isolation führen, welche dann wiederum anfängt krank zu machen.

Dennoch glaube ich, wenn man gelernt hat annähernd damit umzugehen, ist die Hochsensibilität eher eine wundervolle Gabe als ein Fluch. Eigentlich eher wie eine Superkraft bei den Avengers 😅. Ich meine, Hallo? Es gibt Menschen die das Innenleben ihres Körpers spüren oder Elektrizität in der Luft riechen können. Oder man läuft quasi als menschlicher Lügendetektor oder Schimmelfrüherkennungs-Warnsystem herum. Ziemlich geil ist das doch schon, oder nicht?

Hochsensibilität und Trauma

Henne oder Ei? Was war zuerst da?

Es ist schon richtig, dass Hochsensibilität (gerade z.B das sensorische Empfinden) oft bereits angeboren ist. Dennoch finde ich die Verbindung von ihr und Trauma sollte nicht unter den Tisch fallen. Wirklich aussagekräftige Studien habe ich dazu leider nicht gefunden, da sich die Ärzte und Forscher diesbezüglich sehr widersprechen. Hier geht es jetzt also eher um meine persönliche Meinung.

Nehmen wir erstmal die angeborene Sensibilität: Sensible Kinder reagieren viel schneller auf äußere Einflüsse, als andere. Verletzungen, und nichts anderes ist ein Trauma ja (= eine seelische Verletzung), spielen bei diesen Kindern eine viel größere Rolle, da sie tiefer und intensiver erlebt werden. Ich bin also der Meinung, dass ein von Geburt an sehr sensibles Kind schneller traumatisiert ist, als andere. In Folge dieser stark erlebten Verletzung prägt sich die Hochsensibilität in einigen Bereichen, bei dem endsprechenden Kind, jetzt zudem vll auch sogar noch mehr aus. Das soll aber nicht heißen, dass das Erlebnis einer nicht hochsensiblen Person deshalb weniger schlimm o.ä ist!

Entwickelte Sensibilität: Wenn wir bei den letzten 3 Kategorien von oben schauen, dann hat das für mich eher etwas damit zu tun, das es früher notwendig war, diese Bereiche zu stärken und besser auszuprägen, z.B weil man in einem sehr toxischen Umfeld aufwuchs. Dort kann es nur vom Vorteil gewesen sein, bestimmte Sinne stärker auszuprägen. Ich denke also schon, dass die Übergänge zur Hypervigilanz da manchmal ziemlich fließend sein können. Menschen denen zudem selbst einmal schmerzhaftes Leid widerfahren ist, neigen eher zu einem sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.

Wie ich generell darüber denke

Ich persönlich muss für mich zuhause jetzt jedoch nicht genau ausklamüsern, was nun angeboren ist und was sich danach herausgebildet hat oder wo die haargenauen Unterschiede zwischen Hochsensibilität, Empathie und Hypervigilanz liegen. Ich weiß das ich in vielen Bereichen sehr sensibel auf viele Dinge reagiere und manches sehr stark wahrnehme und eigentlich reicht mir persönlich das.

Hochsensibilität ist aber übrigens kein:

  • wehleidig sein
  • sich zu sehr anstellen
  • selbst schuld sein, wenn man so überempfindlich ist o.ä!!!

Ganz ehrlich?

Gegenfrage: ,,Warum bist du nicht so empfindlich? Warum spürst du nicht, was ich spüre? Wenn du dir ein bisschen mehr Mühe mit dem Fühlen geben würdest, hättest du keine Probleme in unserer Kommunikation. Selbst schuld, was stellst du dich auch so an? Wie schrecklich, so unempfindlich zu sein!“ – Man kann sowas auf tolle und ironische Weiße, auch wunderbar umdrehen 😉

,,Hausbesetzer“

Das Wort hab ich letztens gelesen. Eine Therapeutin verwendete es auf ihrer Website stellvertretend für ‚Anteile/Innenpersönlichkeiten‘.
Sie hat dann zwar noch versucht zu erklären wie sie das meint, aber trotzdem hats mich bei dem Wort irgendwie geschüttelt…

Also ich lege da ja fast meine Hand dafür ins Feuer, dass die, die am Anfang da war, jetzt nicht mehr da ist. Und ich lege ausserdem fast meine Hand dafür ins Feuer, dass ich auch nicht die Gleiche wie die von vor ein paar Jahren bin.
Das würde ja dann aber bedeuten ich wäre auch ein Hausbesetzer 🤔.
Und wie geht man mit Hausbesetzern um? Na man wirft sie raus oder der Hauseigentümer findet einen Kompromiß mit ihnen, dass sie halt bleiben dürfen, solange sie sich benehmen, oder?
Aber wer soll denn dieser Hauseigentümer sein? Und viel wichtiger: Wohin sollte ich denn gehen, wenn ich raus geworfen werde? Ich mein, ich bin doch hier geboren. Wäre ich jetzt aus einem anderen Körper hier rein geschlüpft, so nach dem Motto: ,,Nö, ich bleib jetzt hier. Hier gefällts mir viel besser, als da drüben. Ätschi Bätsch😝“, dann würde ich das ja verstehen.
Aber wir sind doch alle Teil von einem Gehirn.

Außerdem impliziert das Wort Hausbesetzer irgendwie so etwas Negatives. Jemand der da nicht hingehört, will einfach nicht aus dem Haus rausgehen. So verstehe ich das Wort. Ich bin mir aber ziemlich sicher, ich lege sogar wieder fast meine Hand dafür ins Feuer, dass hier jeder da hingehört, wo er gerade ist. Jeder ist aus einem triftigen Grund entstanden, übernimmt nen Haufen Aufgaben und dann wirst’e einfach ‚Besetzer‘ genannt 😅.
Ne du, da schüttelts mich immer noch

Update: Zweifel ausklamüsert…

Soo, eigentlich sollte heute der Beitrag zur Hochsensibilität kommen. Der ist auch schon fertig geschrieben und wartet nächste Woche dann eigentlich auch nur auf seine Veröffentlichung.

Der letzte Beitrag haute bei uns allerdings etwas rein, naja eher das ich ihn nun doch so veröffentlicht habe, und das hat das momentan eh schon desolate Gefühl der letzten Wochen nicht gerade verbessert.

Das wird jetzt gleich ein bisschen zusammengewürfelt, verzeiht mir das. Das wurde alles nicht an einem Tag geschrieben, sondern es sind eher Schnipsel von verschiedenen Tagen die ich jetzt einfach, mehr oder weniger, versucht habe zusammenzupacken (und so wenig zu schönen, wie es geht), da die alle irgendwie miteinander zusammenhängen. Ich wusste nicht ob ich überhaupt etwas davon veröffentlichen sollte/will und ja … Da es mir jetzt wieder etwas besser geht, hab das jetzt trotzdem mal gemacht, weil es einfach auch einen kleinen Einblick in die aktuelle Lage gibt.

Was Anfang der Woche los war/geschrieben wurde

Alle anderen haben so schlimme Sachen erlebt und du jammerst hier rum! Du hattest Glück in so einer Familie aufzuwachsen! Hat es dir etwa an etwas gefehlt?!“ – Sei einfach nur still, in Herrgotts Namen 🤦‍♀️
Da habe ich mich doch tatsächlich erbost darüber zu sprechen, dass zuhause irgendwie ein paar Kleinigkeiten schief liefen. War ja nicht das erste Mal. Und da sind sie wieder, die Erinnerungen, wie toll doch früher alles war.

Das sind vll 4-5 Szenen, immer die gleichen, die jedes Mal ausgepackt und mit Schleifen verziert vorgehalten werden. Und ich höre meine Mutter. Nicht metaphorisch. Nein, in echt. Obwohl nein, jetzt auch nicht akustisch. Ich höre sie im Kopf. Ich höre sie lachen. Mich auslachen. Das ich mich doch nur aufspielen will. Aufmerksamkeit und diese furchtbaren Lügen. Aber das war ja schon immer mein Problem, diese Lügen.

Ja du, ich erinnere mich wieder. Natürlich. Wie wir lachend und Händchen haltend alle zusammen über Blumenwiesen gehüpft sind und währenddessen haben wir freudestrahlend glückliche Liedchen geträllert (Scheiße man, erinnert nur mich dieses Bild gerade an die Manson-Familie😂). Ja, es war wunderbar. Alles war toll. Mein Fehler.
Ich frage mich nur, wenn immer alles so toll war, warum lösen dann auch diese „tollen“ Erinnerungen, die als Argument für meine Lügen gelten sollen, ein unwohles Gefühl in mir aus? Warum will ich dann mit keiner Faser meines Seins die Zeit auch nur um eine Sekunde zurückdrehen? Nein, ich gehöre nicht zu jenen Menschen, die gern wieder Kind wären. Warum nicht, wenn alles nur so vor Glück geglitzert hat?
Keine Antwort, schon klar… Weil ICH im Denken falsch bin. Achja. Tschuldige, ich vergaß.

Jedes Mal wenn ich einige Szenen zusammenbekomme und ein Teil an das andere versuche zu setzen, geht diese endlos Leier wieder los. Und dann denke ich wieder: „Hey, du musst es mit Empathie versuchen. Die meinen es nicht böse. Red mit ihnen.“ – ,,Sind wir hier auf nem Eso-Seminar oder was?!“ tönts von anderer Seite…„Stimmt. Wozu sich zum Eimer machen und Süßholz raspeln? Aber reden wäre eigentlich schlauer“… Aber wie gehtn das? Ehrlich jetzt. Ich hab nicht mal das Gefühl, dass mir jemand zuhört, geschweige denn darauf antwortet. Und in der Therapie erst. Mensch das geht ab. Die prügeln sich förmlich darum auch mal reden zu können. „Halt die Klappe“ wird öfters von Innen eingeworfen. Gilt das schon als Therapieteilnahme?
Ehrlich man, ich komm dort mir vor wie der größte Lügner … Lügen … Achja, da war ja was.

Dauerbeschallung hilft, dass ich wenig bis nichts mitbekomme. Hab ich schon lange festgestellt. Krampfhaft ablenken. Also lenken wir uns halt krampfhaft ab. Nein Moment. Ich lenke krampfhaft ab? Ehrlich, ist mir Jacke wie Hose.
Kommunikation haben wir jedenfalls drauf 👍🤦‍♀️ Volle Möhre.
Braucht vll jemand Tipps?

Endlich der richtige Vergleich

Heute fand ich in der Therapie endlich den richtigen Vergleich dafür, wie ich mich fühle.
,,Nicht in der Realität“ – ,,Im Nebel“ – ,,Hinter einer Scheibe“ … Ja, das passt zwar alles, hat es aber irgendwie nie so richtig auf den Punkt getroffen.

Vor vielen Jahren hatte ich mal einen Autounfall mit meinem damaligen Freund. Wir schleuderten zwischen den Leitblanken hin und her wie ein Pingpongball, bis wir dann letztendlich irgendwann zum stehen kamen. Das Auto war Totalschaden, uns ist aber, Gott sei Dank, nichts weiter passiert. Ich blieb jedoch einfach sitzen und weigerte mich das Auto zu verlassen, weil ich dachte, dass wir gleich weiterfahren können. So als wäre nichts geschehen. Ich habe das gar nicht realisiert, dass jetzt hier für uns Schluss ist. Das sich dieses Auto, von selbst, keinen Millimeter mehr fort bewegen wird. Oder das ich dringend aus diesem Auto raus sollte, weil es mitten auf der Straße stand. Ich begriff den ernst der Lage gar nicht.

,,Es ist doch alles gut. Nur ein Kratzer. Wir können einfach weiterfahren. Nichts passiert.

Ich stand unter Schock, nur wusste ich das damals nicht. Sagt einem ja auch keiner 😅

Und GENAUSO fühlt es sich an. Mein ganzes Leben. Ich bin da und ich habe sicherlich auch den ein oder andern Rums mitbekommen, aber NICHTS davon realisiere ich richtig. Ich lebe mein Leben genauso, wie ich damals in diesem Auto saß. Für mich ist das alles wie ein „Spaß“. Ein witziges Abenteuer. Ich sehe z.B die „Innere Landkarte“ vor mir, aber ich begreife das trotzdem nicht. Checke langsam das Ausmaß der nur bekannten Traumata, aber das wirkt alles nicht echt. Damals dachte ich, es wäre doch völlig übertrieben das jetzt Polizei, Abschleppdienst usw. zur Unfallstelle kommen, weil doch nichts schlimmes passiert ist. Und so denke ich über alles in meinem Leben. Ein Trauma anerkennen, die Folgen anerkennen, das ist für mich fast schon Humbug, weil das alles wie ein riesiger Fake wirkt. Nichts davon ist doch schließlich schlimm oder dramatisch gewesen.

Ich habe das heute erst begriffen: Das ist eine Schockreaktion. Ich lebe vor mich hin, wie im Schock. Im Dauerschockzustand.

Was steckt hinter den Zweifeln?

Der Plan war es eigentlich heute einen Vertrag zwischen den Alltagspersönlichkeiten und einigen anderen Anteilen auszuhandeln. Allerdings haperte es da an einigen Ecken und meine Therapeutin und ich überlegten, warum ich so blocke. Die Überlegungen waren vll solche Sachen aufzunehmen, wie das denen, die sich mitteilen wollen, diese Möglichkeit zumindest im geschützten Rahmen der Therapie gegeben wird. Und im Gegenzug sollten die Anteile, die mehr Wert auf Verschwiegenheit legen, mehr Raum bekommen auch mal sein zu dürfen, wie sie sind bzw mehr Gehör finden.

Ich finde das eigentlich eine super coole Sache und bin total für Kompromisse usw. zu haben und ich will das auch wirklich. Ihnen die Chance für mehr Raum geben. Aber es geht nicht. Ich blocke so extrem und deshalb überlegten meine Therapeutin und ich, warum das so sein könnte. Sie fragte mich, was ich den befürchte, wenn ich sie mehr zulasse:

,,Ich könnte ja lügen. Da ist gar nichts. Weil ich das alles bestimmt gar nicht bin (Viele) und wie peinlich dann.“ – Naja, der übliche Krams halt. Aber kennt ihr dieses Gefühl, wenn du etwas sagst (oder auch hörst) und es macht einfach nicht Klick? So war das da auch: ,,Ne, da muss also noch was anderes hinter stecken. Das kann nicht der einzige Grund sein.“ Und so langsam wurde das dann ein bisschen klarer im Kopf.

Bäääm alter, was für ne Überraschung

Würde ich das wirklich zulassen: die Stimmen, die Dissoziationen, die Blackouts, vor allem die Gefühle! Also ich meine so richtig in meinem Kopf für voll nehmen (da ist das Zeugs ja sowieso), dann müsste ich mich ja auch allem anderen stellen (bahnbrechende Erkenntnis, oder?😅). Ich beschrieb das meiner Therapeutin so:

,,Derzeit steht das alles noch wie ein zugeschnürtes Päckchen in einer Ecke des Zimmers. Da steht zwar was rum und da KÖNNTE evtl. dies und jenes drin sein, könnte aber eben auch nicht. Momentan ist alles nichts als reine Spekulation. Und wenn ich es jetzt aber anfange zu öffnen, dann wird all das plötzlich Realität und ich weiß nicht ob ich dazu wirklich bereit bin.“

Was ich jetzt so manchmal merke, wenn mal so ein Brocken „Scheiße alter, das war real“ zu mir durchschwappt, ist heftig. Ich kann damit nicht gut umgehen. Ich kann zwar kopfmäßig mega viel analysieren und reflektieren und machen, aber ich weiß nicht ob ich wirklich auch die Gefühle zu irgendwas im Körper haben möchte. Also kopfmäßig ja, weil mir bewusst ist, dass es sonst sowieso keine Heilung gibt. Aber im tiefsten Inneren sieht das anders aus, weshalb ich wahrscheinlich so blocke, was ich auch nicht bewusst abstellen kann. Und ich kann so logischerweise auch keinen richtigen Kontakt zu den anderen aufbauen/zulassen, weil ich mich dann automatisch ganz viel mehr stellen müsste.

Wie es mir gerade geht

Ehrlich gesagt hat aber alleine schon diese Erkenntnis, das alles ein unheimliches Stück realer gemacht. Als ich nach der Therapie zuhause ankam, war ich einfach nur am weinen. Und dieses penetrante Angstgefühl ist seit dieser Woche wieder dolle da. Das ist keine konkrete Angst vor etwas, wie sonst wohin zu gehen o.ä. Das ist eher dieses: ,,Gleich passiert irgendwas schlimmes“, was meinen ganzen Körper durchfährt. Mir macht es dann bereits schon Angst nur aus der Decke hervorzukriechen und vom Sofa aufzustehen, um bspw. auf Toilette zu gehen, wo ich dort angekommen deswegen dann total in Tränen ausbreche (also weil ich unter der „sicheren“ Decke hervor musste).

➡ [ Mir hilft es da übrigens etwas, wenn ich im liegen mit den Beinen leicht hin und her wippe, was den ganzen Körper sacht schunkelt. Das beruhigt und gibt ein kleines Gefühl von Geborgenheit.]

Momentan gehen mir auch einige Szenen aus der Kindheit durch den Kopf, die in mir sehr viele Folgefragen aufwerfen und deren Antwort ich aber gar nicht weiß, ob ich sie eigentlich wirklich wissen will. Simultan dazu fange ich, glaube, gerade an viele Dinge aus der nahen Vergangenheit zu verarbeiten, was unglaublich viel Wut in mir aufsteigen lässt. Vieles wird mir jetzt erst richtig bewusst. Wie ich mich behandeln lassen und was ich alles geschehen lassen habe. Es gibt immer wieder diese vielen Momente, wo ich wegen der kleinsten Dinge die Tränen nicht eine Sekunde mehr zurückhalten kann und völlig zusammenbreche. Gestern Abend, beim Abwasch war wieder so einer dieser Momente. So unglaublich viel Trauer und Wut stieg in mir auf (gefühlt aus dem Nichts)und letztendlich musste mein Pfannenwender dran glauben, den ich wütend durch das Zimmer warf, als wäre er der Stellvertreter auf den ich all meine Wut lenken kann.

Naja, aber das olle Plastikding war eh nicht so hübsch anzuschauen 😅🙈

Die Einsamkeit nagt sehr. Mehr die Innere, als die Äußere, glaube ich. Das Gefühl sich nicht richtig mitteilen zu können. Niemanden. Nicht weil gar niemand zuhören würde, sondern mehr weil ich für viele Gefühle, die derzeit in mir hochkommen, keine Worte finde. Ich rede zwar und versuche irgendwas zu erklären, aber es passt einfach nie. Und manche Dinge existieren in mir und ich weiß gar nicht, was es überhaupt ist, geschweige denn das ich es in Worte packen könnte.

Heute war allerdings ein sehr angenehmer Tag. Endlich scheint die Sonne und es ist wieder etwas warm. Ich konnte raus, auf die Wiese. Ich liebe es dort. Die Wiese liegt auf einer Lichtung und ist umschlossen von Wald. Dort ist es so wundervoll ruhig und still. Nur die Vögel und ab und an ein paar Insekten die über meine Decke huschen . Wenn ich mich dort aufhalten kann, kehrt immer so eine unglaublich schöne Stille in mir ein 😊.

3 Leitsyptome eine (K)PTBS: #3 Intrusion (2) – Wiederholungszwang

Wie angekündigt, soll es heute um die Trauma-Reinszenierung gehen. Eine Form der Intrusion, die sich u.a im Handeln des Menschen ausdrückt…

Was ist der Wiederholungszwang?

Freud prägte den Begriff Wiederholungszwang anfang des 20.Jh. In seiner Arbeit dazu setzte er sich mit den Fragen auseinander, warum so viele neurotische Patienten Verhaltensweisen, die ihnen nachweislich schaden, einfach nicht ablegen können und stattdessen immer wieder erneut reinszenieren. Dieses ganze Szenario der Reinszenierung war aber natürlich schon lange vor Freud bekannt.

Alles im Leben neigt nämlich eigentlich zur Wiederholung: Einatmen – Ausatmen. Leben – Vergehen. Das Pumpen unseres Herzens … Und auch unsere Psyche wiederholt Dinge, vor allem die, die sie nicht versteht. Nicht begreift. Dinge die unbewusst in uns schlummern. Und selbstverständlich haben sich diesem Thema schon viele Menschen gewidmet.

Ich meine, kennt ihr das nicht auch? Immer wieder landen wir in den gleichen Beziehungsmustern: Wir geraten wiederholt an Männer, die Gewalt an uns ausüben oder wir sind schon wieder an eine Frau gekommen, die uns fremdgeht. An Freunde die uns ausnutzen, wir werden immer wieder Opfer von Mobbing oder erleben stets aufs Neue wie wir ausgeschlossen werden. Es gibt Dinge an uns, die wir einfach nicht schaffen abzulegen und Situationen, die sich wie ein Fluch wiederholen und wir verstehen nicht warum das passiert...

Und gerade bei diesen sich wiederholenden Beziehungsmustern und Erlebnissen denke ich mir oft, dass es doch meine Schuld sein muss. Wenn es in alledem immer nur diese eine Konstante – und zwar mich – gibt, welche andere Schlussfolgerung bleibt einen da eigentlich auch noch? Es können ja schließlich nicht immer die anderen sein.

Aber genau dieses Prinzip der Wiederholung erklärt eben, dass wir nicht selbst SCHULD sind. Stattdessen sind wir handelende und agierende Figuren in unserem eigenen Leben. Wir tragen nicht die Schuld für das Verhalten anderer uns gegenüber. NIEMALS! Nein, es zeigt uns eher auf, dass wir nicht ewig Spielball unserer Umgebung bleiben müssen. Das wir selbst auch eine Rolle in unserem Leben spielen dürfen, statt das das nur die Wünsche und Gelüste anderer tun. Um Schuld geht es dabei überhaupt nicht.

Warum kommt es dazu?

,,Was man nicht versteht, lässt einen nicht los.

Finde ich genial und total passend diesen Satz. Guckt mal, ein Trauma ist nicht immer nur eine Vergew*ltigung, ein Überfall oder eine Naturkatastrophe. So viele Dinge wirken traumatisch auf uns ein. Die frühe Trennung von unseren Eltern, Konflikte in der Familie usw. Natürlich sind die Ausmaße anders, aber d.h ja nicht, dass so etwas keine Folgen hat. Solange etwas aber noch unbewusst ist, wir also gar nicht begreifen, dass es da überhaupt etwas gibt, was in uns schlummert. Solange können wir es auch nicht in der Vergangenheit lassen, abschließen damit und nehmen es stattdessen immer wieder mit in unsere Gegenwart.

Bisher geht man davon (und da ist die Forschung noch lange nicht am Ende angelangt), dass diese ständige Reinszenierung stattfindet, weil wir dadurch versuchen können, den Ausgang der Situation, heute anders zu gestalten. Themen die uns damals ohnmächtig machten und verletzt und verständnislos zurückließen, könnten so durch erneutes Erleben umgestaltet werden. Der Kerngedanke ist also neu erleben, ein positives Ende herbeiführen, unsere Macht zurück gewinnen und das Thema so integrieren.

NOCHMAL: Das meiste passiert davon völlig unbewusst! Tipps wie: ,,Nun such die halt einfach mal einen anständigen Mann“ bringen daher nicht viel. Rational ist uns bewusst was besser laufen könnte, aber da wir die Ursache hinter all dessen nicht verstehen, können wir auch nichts verändern.

Formen der Reinszenierung

Beispiel 1: Gefahrvolle Situationen

Zum Beispiel neige ich dazu, mich in durchaus gefährliche Situationen mit fremden Männern zu begeben. Ich stoße in sehr merkwürdige Gruppen dazu und ich provoziere. Extrem. Nie böswillig, aber ich tue es. Alles andere wäre gelogen. Ich merke das, kann es aber nicht stoppen. Oder ich tue sehr unüberlegte Sachen. Meist ging das gut aus (=mehr Glück als Verstand). Allerdings gab es eben auch Fälle, wo es nicht so gut ausging. Wo es zu Übergriffen kam, verschiedenster Art. Gewollt oder bewusst provoziert habe ich davon jedoch nie etwas.

Dennoch, wenn ich das heute versuche zu reflektieren: Wenn ich mich in diese Situationen begeben habe, hoffte ich, dachte ich, dass diese Leute anders sind. Sie nichts mit mir anstellen und mich einfach nur lieb haben. So wie ich bin. Egal wie ich bin. Ich wollte das Gefühl haben okay zu sein. Natürlich war das meistens nicht der Fall, da ich mich in einem sehr toxischen Umfeld befand. Aber mein unbewusster (!) Wunsch, dass ich angenommen und nicht benutzt werde, stand im Vordergrund und der war (ist?) so stark, dass ich alles andere ignorierte.

Beispiel 2: Beziehungsstrukturen (Bindungstrauma)

Meine Mutter war ein sehr narzisstischer Typ Mensch, genau so wie er im Buche steht. Die Welt drehte sich um sie. Als ich ein Baby war, hat mir meine Oma einmal erzählt, war sie unheimlich versessen auf mich. Kaum einer durfte mich überhaupt halten oder gar sehen. Ich war ihr Püppchen. Bis zu ca. 1 Jahr, hielt sie mich quasi „unter Verschluss“. Dann verlor sie die Lust. Sowas war üblich für meine Mutter. Danach empfand sie mich zunehmends als störend. Sie fing an einen richtigen Hass und Ekel auf mich zu richten und ließ mich diesen auch deutlich spüren.

In meinem Erwachsenenleben geriet ich nun immer wieder in Beziehungsmuster zu Menschen, die mich am Anfang unheimlich toll fanden. In den Himmel lobten und, lustigerweise, nach kurzer Zeit das Interesse verloren. Aber nicht nur das, sie fingen an mich abstoßend zu finden. Sie projizierten ihren ganzen Hass auf mich und ich habe noch NIE eine Erklärung bekommen, warum das eigentlich so ist bzw. war. Ich blieb stets lediglich zurück, mit dem schlechten Gefühl das ICH schlecht bin. Unausstehlich. Jemand, der alle anderen vertreibt. Den niemand will.

Das Ding ist, wenn ich das näher und ehrlich betrachte: Ich begebe mich immer wieder in Beziehungen (partnerschaftlich, wie aber auch freundschaftlich) zu Menschen, die ähnlich narzisstisch veranlagt sind. Da mein Selbstwert eigentlich noch nie wirklich weit oben war, stellt die schnelle Belobigung von diesen Menschen, das schnelle ‚geliebt-werden‘ etwas dar, nach dem ich mich regelrecht verzerre. Eine Beziehung ist stabiler wenn sie langsam aufgebaut wird, klar, aber wenn du nie wirklich echte Liebe erfahren hast, bist du wie ein Junkie auf Entzug. Du nimmst alles was dem gleich kommt und dessen Wirkung sofort einsetzt = Schnelle „Liebe“. Auch promiskuitives Verhalten spielt(e) da mit rein (bei mir zumindest früher).

Beispiel 3: Beziehungsstrukturen (benutzt werden)

Dieses Muster durschaute ich erst vor kurzem. Meine Therapeutin riet mir vll einfach mal eine Art „Familienaufstellung“ zu machen. Dabei schrieb ich zu jedem Familienmitglied auf, was mir gerade so dazu durch den Kopf ging. Wie ich die Beziehung empfand. Ohne etwas herunterzuspielen, aus der Sicht des anderen sehen zu wollen o.ä

Meinen Vater habe ich vergöttert. Wir saßen oft lange draußen am Lagerfeuer oder drinnen am Kamin und redeten meist die halbe bis ganze Nacht lang. Wir fuhren mit den Hunden spazieren, gingen gemeinsam einkaufen oder verschworen uns gegen meine Mutter (wenn er und sie Streit hatten). Tolle Erinnerungen, die ich auch heute noch behalten werde. Egal was war (und was vll noch war). Wir sprachen, seit ich winzig klein war, über Gott, Politik und Familiengeschichten. Wir philosophierten oftmals ewig darüber. Nun stelle man sich einen Knirps von 3 Jahren vor, der über Politik mitredet. Ich fand das super toll, als Kind. Ich fühlte mich wichtig. Als wichtigen Teil seines Lebens. Jedoch kann ich mich nicht daran erinnern, dass sich die Gespräche auch einmal ernsthaft um mich drehten. Um meine Gedanken und Wünsche und wenn, dann nur mit viel Spott von seitens meiner Eltern. Es gab auch nichts was ich ihm im Vertrauen hätte erzählen können. Alles wurde meiner Mutter erzählt und ja …

Im Gespräch mit meiner Therapeutin fiel mir dann auf: Mich seinen Gesprächen anzupassen, seinen Themen folgen, war damals als Kind, besser als gar kein Reden. Ein 3-Jähriges Kind interessiert sich aber nicht wirklich für Politik o.ä. Er jedoch hat mich schlicht einfach nur benutzt. Ich war sein Freund- und Partnerersatz.

Und dieses Muster verfolgte ich vor allem in meinen freundschaftlichen Beziehungen. Menschen, bei denen es ausschließlich um sie ging. Ich hatte da zu sein. Ihrer Befriedigung zu dienen. Sicher erhob ich auch mal das Wort, über mich. Nach spätestens 10min bekam ich jedoch meist gesagt, nun sei aber auch mal gut. Die Welt drehe sich nicht nur um mich. Oder für mich wichtige Themen wurden ganz fallen gelassen. Es wird einfach darüber geschwiegen oder nicht ernst genommen.

Reinszenierung im Kinderspiel

Ganz deutlich wird die Trauma-Reinszenierung bereits im kindlichen Spiel. Das normale kindliche Spielen ist flüssig, es ist leicht und unbeschwert und ja, auch traumatisierte Kinder spielen ganz viel, ganz normale Spiele! Die Trauma-Reinszenierung findet nicht permanent statt!

Wenn sie aber einsetzt, dann wird das kindliche Spiel sehr düster. Verhaltensweisen wiederholen sich zwanghaft und lassen sich kaum unterbrechen. Gerade wenn Kinder sexuelle Handlungen immer wieder nachspielen wird das sehr deutlich oder ein anders…

Beispiel: Eine alte Schulfreundin erzählte mir von einem Spiel bei ihr, zwischen uns. Wir spielten mit Stofftieren. Als ich dran war, starb meine Figur, was sie jetzt nicht so super fand [Generell sterben IMMER die Figuren, mit denen ich spiele. Zugegeben ist das bis heute oft so. Im Spiel mit der 4-Jährigen Tochter meiner Freundin musste ich mich letztens z.B extrem zusammenreißen, ihre süßen Bauernhof-Kühe und Pferde nicht qualvoll abnippeln zu lassen 🙈]. Sie fand das damals nicht so toll und wollte das Stofftier reanimieren. Tod war halt irgendwie ein doofes Spiel für Kinder in unserem Alter. Meine Stimmung änderte sich aber abrupt ins Düstere und Kalte: ,,Was tot ist, kann man nicht wiederbeleben! Das bleibt tot!„.

Etwas anderes ist z.B das ich fast schon manisch eine Hand oder Fuß von meinen Puppen und Spielfiguren entfernt habe. Blut spielte zudem eine extrem große Rolle. Ich malte immerzu alles rot an. Bei meinen Stofftieren (die ich liebte, schließlich passten sie nachts auf mich auf) war es jedoch so, dass ich sie dadurch versuchte immer wieder zu verarzten und zu retten. Ein sehr anderes düsteres Spiel war einmal, als wir noch ein Häuschen im Wald hatten. Ich zog meinen Puppen sämtliche Kleider aus, band sie so mit dem Kopf nach unten an die Bäume, rings ums Haus, und ließ sie da „als Strafe“ hängen. Oder meine Schwester hatte z.B einen großen Teddy in ihrem Spielzeit, den sie regelmäßig vergewaltigte. Wortwörtlich. Meine Eltern tauften ihn „liebevoll“ ihren „Fic*bär“.

Nein, sowas sind keine normalen Kinderspiele. Das Trauma muss darin nicht automatisch 1:1 wiedergegeben werden, aber irgendetwas stimmt da ganz sicher nicht zuhause.

Die Übertragung

Zum Beispiel denken wir unwillkommen zu sein oder das uns jemand nicht mag. Wir machen das an allerhand Dinge aus. Der Reaktion des anderen. Seinen Blicken. Einer zu langen Pause, bis die Antwort des Gegenüber kommt, usw. Dieses eigene Gefühl übertragen wir jetzt auf den anderen. Wir halten unsere Vermutung für die Realität. Nehmen wir z.B an, wir wären unwillkommen, dann verhalten wir uns distanziert, kühl, deprimiert, vll sogar ablehnend (nach dem Motto: ,,Angriff ist die beste Verteidigung„). Unser Gegenüber sieht die Situation jedoch ganz anders: Vll war er gestresst. Oder wegen etwas genervt, das ihm vorher durch den Kopf ging oder was er eben erlebt hat (einen Streit z.B). Nichts, was mit uns zu tun hat. Durch unsere Reaktion, hervorgehend aus unsere Angst/Befürchtung, provozieren wir jedoch nun genau die Reaktion, vor der wir ja eigentlich Angst haben und die wir vermeiden wollen.

Beispiel wieder: Ich reagiere unheimlich auf die Stimmungen anderer. Wird die Luft dick, warum auch immer, ist mein erster Gedanke: ,,DU hast etwas falsch gemacht! Du musst irgendetwas tun, um das wieder gerade zu biegen!“. Dann gibt es aber in mir diesen Teil, der darauf wirklich keine Lust mehr hat, es anderen Recht machen. Der nicht kapiert, warum er länger für die Launen anderer herhalten sollte. Also reagiert dieser Teil teilweise wirklich schon sehr pissig. Bevor sich dieser Teil erniedrigt (indem er sich anpasst), geht er lieber auf Abstand oder bricht den Kontakt ganz ab. Mein Gegenüber ist dadurch natürlich vor den Kopf gestoßen und denkt sich das gleiche, was ständig in mir rum geht: ,,Warum darf ich nicht auch mal schlecht drauf sein? Was soll das jetzt?! Gut, dann lass es halt!“

Ergo = Derjenige geht selbst auch auf Abstand. Was meine innere Überzeugung nicht richtig zu sein, etwas falsch gemacht zu haben, abgelehnt zu werden, wieder bestärkt: ,,Da, schon wieder! Siehste, alle hassen dich!“.

Der Crux bei allem

Die Frage, die ich mir dabei immer wieder stelle: ,,Wie schaffe ich es nur mir, aus der Fülle der Menschen und möglichen Situationen, immer wieder toxische herauszusuchen?“ Es ist ja nicht so, als würden sie ein klar sichtbares Schild vor sich her tragen, oder? Als würde ich aus 99 super Leuten, die eine giftige Schlange heraussuchen. Absichtlich…

Gehen wir nochmal auf das mit der schnellen Liebe ein: Auch Narzissten fehlt es chronisch an erlebter, erhaltener Liebe. An innerer Fülle. Das wonach ich mich sehne, geben sie sofort, weil sie ebenfalls das gleiche wollen. Man ergänzt sich also, auch wenn letztendlich die Ausprägungen unterschiedlich sind. Was dann wieder zu einer Menge gegenseitigem Leid führt (ja auch Narzissten leiden).

Es gibt sie also, diese Anzeichen. Anzeichen, die wir bewusst ignorieren oder sogar herunterspielen. Meist weil unser unbewusster Wunsch der Traumaauflösung, der Wunsch nach einem glücklichen Ende, uns alles andere ausblenden lässt. Umso mehr wir uns danach sehnen, umso größer ist auch die Wahrscheinlichkeit in toxische Umstände zu geraten. Nach einer Studie von Diana Russel wurden z.B 60% der vergewaltigten Frauen, bereits im Kindesalter vom Vater oder anderen nahestehenden Personen missbraucht. Das Risiko wiederholt missbraucht zu werden, steigt bei bereits misshandelten Frauen (oder auch Männern, obwohl diese auch oft, nicht alle!, eher mit Aggression nach Außen reagieren) um mehr als das Doppelte!

Wir kennen diese (gefährlichen) Situationen ja bereits. Sie sind uns bekannt. Wir haben nie gelernt, dass wir auch Grenzen haben dürfen. Es existiert so gut wie kein Selbstschutz. Nein sagen? Du sagst nicht Nein als Kind! Das darfst du dir gar nicht erlauben. Dein physisches und psychisches Überleben hängt davon ab, zu gehorchen. Mitzuspielen.

Was können wir also heute tun? Wie das verändern?

Wir können es uns bewusst machen. Unsere Verhaltensweisen und Muster durchschauen. Sie erkenn- und erlebbar machen.

Je weniger uns etwas in uns bewusst ist, desto eher wird es auf die äußere Umgebung, auf Situationen und Personen übertragen. Wir können unsere Muster nicht verändern, wenn wir nicht wissen, warum sie so sind, wie sie sind.

,,Es ist, als würden wir versuchen uns von unserem eigenen Schatten zu lösen, indem wir immerzu nach vorn springen.“

So wahr und so treffend, dieses Zitat. Erst wenn uns unser Verhalten bewusst wird und es nicht mehr nur wie ein Automatismus im Hintergrund abläuft, können wir beginnen neue Strukturen aufzubauen.

Das Verstehen dieser Strukturen löst nicht unser Problem jetzt, sofort und auf der Stelle. Das ist, nach dem Erkennen, ein langer Weg. Aber nur wenn wir sie eben erstmal verstehen können, können wir auch sehen, welcher Schmerz, welches Thema dahinter liegt. Welcher Schmerz aufgelöst werden möchte. Dadurch erforschen wir auch unsere eigenen Grenzen näher und lernen sie so, langsam, auch für uns zu vertreten. Das Erkennen unserer eigenen Innenwelt hilft uns also, neue Muster aufzubauen und selbst-bewusster zu handeln. Nicht mehr nur Opfer zu sein.