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Kann es reale Außenpersonen im Innensystem geben?

Diese Frage las ich schon 2x auf anderen Seiten und da sie mir vor einiger Zeit auch persönlich gestellt wurde, scheint sie wohl doch einiges an Relevanz zu haben.

Daher vorab: Ja, das gibt es. Und es kommt noch nicht einmal ganz so selten vor. Ihr seid also weder verrückt noch bildet ihr euch irgendetwas ein.

Wer sind diese Anteile genau?

Gemeint sind damit reale Personen (also keine Filmfiguren etc.), die man im Außen kennt, die aber auch als Person im (dissoziativen) Innensystem auftauchen. Zum Beispiel kann es Persönlichkeiten im Inneren geben, die sich für die Mutter (des Körpers) halten, oder die Lehrerin, die Nachbarin oder aber auch für einen der Täter. Sie haben das gleiche Aussehen, die gleiche Stimme und sind auch überzeugt diese (Außen)Person zu sein. Anfangs leugnen sie meist Teil eines DIS-Systems zu sein, da sie überzeugt sind, dass es sie im Außen gibt (was ja auch nicht grundlegend falsch ist). Sie müssen erst lernen, dass sie zwar quasi ein Klon sind, aber trotzdem eine eigenständige Person. Sie dürfen anders Denken, Fühlen und Handeln. Aber das braucht Zeit, um das zu verstehen.

Warum entstehen sie?

Dafür kann es verschiedene Gründe geben:

Reaktive Täterintrojekte

Zum einen kann es Anteile geben, die wie ein Täter aussehen und sich auch so benehmen. Oft sind das Täterintrojekte, die aber, auch wenn es erst einmal so wirkt, nichts mit dem Täter gemein haben. Sie hatten früher (und oft noch heute) eine ganz wichtige Schutzfunktion inne und müssen heute erst lernen, dass dieser Schutz (nämlich so sein wie der Täter oder gut finden was der Täter macht, also das Erlebte durch Identifikation/Mitmachen/nicht widersprechen/etc. in seiner erfahrenen Schwere abmildern) heute nicht mehr nötig ist. Viele dieser Anteile entstanden in Todessituationen. Wie hätte man denn sonst so eine destruktive und gefährliche Umgebung überstehen sollen? Gäbe es sie nicht, hätten wir/ihr vieles womöglich gar nicht überlebt.

Gezielt gesetzte Täterimitationen

Es kann aber auch Anteile geben, die direkt vom Täter eine (für den Täter) wichtige Aufgabe erhielten. Und indem sie wie der Täter aussehen und sich damit identifizieren, geht das natürlich einfacher (sie haben sich das nicht ausgesucht). Bei uns gibt es bspw. jemanden, sobald er in die Nähe kommt, bringt er ein Paranoiagefühl zu mir. Ich habe dann Sätze in meinem Kopf wie: „Ich hab dir doch gesagt, ich erfahre alles“ – „Ich kann deine Gedanken lesen, ich weiß stets was du vor hast“ – „Ich sehe und weiß immer wohin du gehst und was du tust. Vor mir kannst du dich nicht verstecken“ usw. Er ist der Meinung (…) zu sein und spult diese Worte, was (…) sonst im Außen gesagt hat, im Inneren ab. Er überwacht mich quasi im Inneren und ruft mir immer wieder in Erinnerung, dass ich mich nur nicht zu sicher fühlen sollte. Ob er mittlerweile langsam merkt, dass er derjenige gar nicht ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht genau. Er ließ nämlich einmal durchklingen, dass er nicht aufhören darf. Er fühlt sich zwar wie (…), aber er hat Angst – Und solange er Angst hat, wird er auch sicherlich nicht so schnell damit aufhören. Verständlicherweise.

Dann kann es aber auch Täterimitationen geben, die bestimmte Gewalttaten im Inneren ausführen, z.B. gegen Innenkinder oder andere. Diese sollen dafür sorgen, dass die jeweilige Konditionierung aufrechterhalten bleibt. Sie hatten damals aber keine Wahl. Wenn du zu jemand gemacht wirst, hinterfragst du das erstmal nicht. Auch sie sind stark konditioniert. Viele (Außen)Menschen wissen selbst im hohen Alter noch nicht, wer sie eigentlich sind und das ohne gezielte Konditionierung. Stellt euch also vor, wie schwer es für diese Innenpersonen sein muss, ein neues Denken zu finden. Sich von dem zu lösen, was sie ihr Leben lang eingetrichtert bekommen haben…

Positive Introjekte

Es kann aber auch Anteile geben, die einer realen Außenperson extrem ähneln, weil diese eine positive Eigenschaft hatte.
Zum Beispiel könnte die Nachbarin (die dann im Inneren entstand) ein sehr sicheres Auftreten gehabt und sich mutig anderen Menschen gestellt haben. Oder sie wurde als sehr hübsch empfunden, weshalb sie viel Aufmerksamkeit bekam (die man als Kind aus missbräuchlichen Strukturen meist nicht bekam, besonders keine positive). Oder sie war sehr witzig, weshalb alle sie mochten … Also eine Eigenschaft, die früher selbst gebraucht wurde (und damit auch dem Schutz und dem Überleben diente).

Unterstützende Helferpersonen

Noch eine andere Möglichkeit wäre, dass eine Person im Innensystem entstand, weil ihr Pedant in der Außenwelt eine wichtige und unterstützende Person war.
Bspw. wenn sie eine gute Freundin war oder einen in Schutz nahm, o.Ä., dann kann es ebenfalls sein, dass diese Person im Inneren entsteht. Diese Innenpersonen kümmern sich dann auch oft um unterstützende Aufgaben, meist im sozialen Bereich. Sie kümmern sich entweder um die inneren Kinder oder verletzten Anteile oder übernehmen auch im Außen soziale Aufgaben. Nicht selten unterstützen sie auch den inneren Heilungsprozess.

Und bestimmt gibt es da auch noch viele weitere Varianten und Ursachen.

Hüllen-ANP

(ANP = anscheinend normaler Persönlichkeitsanteil)

Da die Frage nach mehr Informationen dazu letztens aufkam, wollte ich heute mal näher darauf eingehen.

Ich möchte den Beitrag gerne ich 2 Hälften teilen. Einmal werde ich erzählen warum ich, wie ich ja in dem einen Beitrag angeschnitten hatte, mit dem Begriff „Hüllen-ANP“ in Resonanz gehe und wie ich das wahrnehme. Im zweiten Teil möchte ich über die Hüllen-Programmierung sprechen.

Bitte haut das beides jetzt aber nicht in einen Topf. Ich erzähle nur mein persönliches Erleben zu etwas, sage damit aber nicht, dass ich diesbezgl. einer Programmierung unterliege.

Teil 1 – Mein Erleben

Als ich erstmals davon hörte

Als ich erstmals direkt von dem Begriff „Hüllen-ANP“ hörte, war das abseits der rituellen Thematik bzw. ging es aus dem Text nicht klar hervor, das dies nur in diesem Kontext vorkommt. Ich könnte mir auch vorstellen, dass sich so eine Hüllen-Funktion ebenfalls in einem reaktiven Dis-System entwickeln kann, wenn es früher notwendig war. Allerdings sind das gerade nur Überlegungen von mir. Nehmt das jetzt also nicht als wissenschaftlich fundierte Aussage oder so 😅.

Einige Zeit, bevor ich von diesem Begriff las, sprach Tina von D.I.S Ding in einem Video darüber, dass sie sich eher wie eine Art durchlässigen Schleier (sie benutzte aber glaub ich irgendeinen anderen Begriff 🤔) wahrnimmt, durch den die anderen hindurch agieren. Und da ist mir fast ein Stein vom Herzen gefallen. Ich war ja anfangs recht viel in den Dis-Gruppen unterwegs und irgendwie wirkte das bei denen alles so anders. Also nicht das da nicht auch Leute drin waren, die mein Erleben kannten. Nur hab ich sie halt nicht gefunden. Und das hat mich sehr irritiert und (was auch sonst) wieder an der Diagnose zweifeln lassen. Als Tina das dann erzählte, dachte ich so: „Puh krass, okay. Es kennt also doch jemand 😅“ . Das heißt jetzt nicht, dass mein Erleben mit ihrem beschriebenen zu 100% identisch ist. Nur das ich mit der Richtung etwas anfangen kann.

Und mit dem Begriff „Hüllen-ANP“ war ich dann recht froh endlich auch einen Begriff gefunden zu haben, der mein Erleben eigentlich ziemlich gut in einem Wort zusammenfasst.

Wie ich es empfinde/erlebe

Alles wäre soviel einfacher, wenn ihr alle den Film „Pacific Rim“ kennen würdet 🙈. Damit kann ich so vieles beschreiben. Für alle die ihn nicht kennen, versuche ich das jetzt aber nochmal auszuführen: Im Film gibt es eine Art riesige Roboter, in deren Kopf Menschen einsteigen, sich mit ihnen verbinden und sie dadurch steuern können. Die Piloten des Roboters können durch eine riesige Scheibe im Kopf rausschauen und verbinden dann ihr Gehirn mit dem Roboter, weshalb sich z.B sein Arm bewegt, wenn sie ihren im Inneren bewegen usw. (Mir fällts gerade beim Schreiben auf, dass ich uns die ganze Zeit schon unbewusst mit einem Roboter vergleiche 🤦‍♀️)

Stellt euch den Körper jetzt als den Roboter vor und im Inneren nehmen meistens 2 bis 3 Leute Platz. Sie sind die, die in diesem Moment zusammen den Körper steuern und mit der Außenwelt (durch Verbindung mit dem Roboter) agieren. Und ich nehme mich selbst nicht so wahr, dass ich auf einem dieser Stühle im Inneren sitze, sondern eher als dünne Membran, die sich an der Innenseite des Roboters (Körpers) befindet (wer sich also mit dem Roboter verbindet, verbindet sich auch automatisch mit mir, was ich aber meistens nicht mitbekomme). Quasi zwischen Roboter und den anderen (inneren) Personen geschaltet. Ich kann rausgucken, ich kann auch den Körper bewegen usw. Also ich bin nicht handlungsunfähig oder so. Aber ich habe eigentlich ständig das Gefühl das andere durch mich durch handeln, während ich aber stehenbleibe und den Roboter mime.

Wie ein Fenster das stehenbleibt und von Außen gesehen werden kann, während andere von Innen (Achtung: Metapher) es anmalen, öffnen, schließen, durchsprechen o.ä. Man sieht nur das Fenster von Außen und ob es bemalt ist, geputzt, welche Geräusche herauskommen oder sonst was. Aber man sieht nicht wer es von Innen so herrichtet, wie man es gerade sieht. Es bleibt einfach das Fenster. (Ich hab immer so komische Beschreibungen, oder? Irgendwie hab ich immer das Gefühl, das versteht doch kein Schwein😅).

Allerdings heißt das nicht, dass ich immer alles (im Außen) mitbekomme. Ich kann ausgetauscht, ausgeknipst (oder was auch immer die dann machen) werden und dann habe ich eine klassische Amnesie. Auch kann ich nicht entscheiden wer sich auf die Stühle setzt. Ein inneres Aussehen hab ich trotzdem, also zumindest nehme ich mich etwas (wenn auch nicht gravierend) anders als den Körper wahr, genauso wie ich etwas jünger als der Körper bin. Irgendetwas von mir existiert also schon, wenn ich auch manchmal nicht genau weiß, was ich bin und was nicht 😅.

Hüllen-ANP bei DDNOS

Bei der DDNOS bzw. pDis ist der ANP meistens auch eine Hülle, durch den die anderen hindurch agieren. Deshalb lässt sich die Multiplizität dort oft auch so schlecht erkennen, denn die „Hülle“ checkt ja meist selbst nicht das das alles nicht sie ist. Gerade für die Diagnostik fallen da außerdem meist auch die z.B für die Dis üblichen Amnesien weg. (Alles weitere äußert sich dort dann im Prinzip genauso, wie weiter unten beschrieben)

Viele Tätergruppen bauen deshalb auch das Prinzip der DDNOS in ihre Programmierung mit ein. Bspw. kann es einen ANP (der als Frontperson agierten soll) mit DDNOS geben, hinter dem sich aber das eigentliche, komplexere System befindet. Weder der Betroffene, noch der behandelten Arzt/Psychologe kann dadurch etwas von der wahren, inneren Komplexität mitbekommen. Und Zugriff auf Traumata, spezielles Wissen (zum Kult) oder was aktuell noch so abgeht, ist dadurch natürlich auch nicht vorhanden.

Teil 2 – Hüllenprogrammierung

Die Hüllen-Programmierung wurde meist bei älteren Systemen, bis Ende der 70/Anfang der 80 Jahre vorgenommen. Allerdings gehe ich davon aus, dass kleinere Gruppen durchaus auch später noch darauf zurückgriffen. Es ist ja auch immer eine Frage der Intention, der bisherigen Funktionalität, des Geldes (um auf dem „neusten Stand“ zu bleiben), usw. Will heißen, dass sehr wahrscheinlich nicht Schnitt 1985 ALLE Gruppen sofort damit aufgehört haben. Lediglich das sie nicht mehr so weit verbreitet ist. UND ☝ auch nicht alle Tätergruppen haben (früher) darauf zurückgegriffen. Bei allem weiteren werde ich mich jetzt auf Zitate berufen, da ich persönlich euch kein Insiderwissen erzählen kann. Also … einfach weil ichs nicht hab 😅.

Was macht sie aus?

,,(…) trainieren organisierte Tätergruppen ihre Kandidaten, eine Frontperson zu haben, die ein schwaches oder gar kein wirkliches „Selbst“ hat, durch das die Innenleute hindurchsprechen können. Die Hülle auf der Frontseite überbrückt die inneren Switchs, sodass der Mensch in keiner Weise multipel wirkt. (…) die Wechsel sind subtil und für andere nicht leicht zu erkennen, weil die Stimme immer gleich bleibt. Wenn die Frontperson eine Hülle ist, dann variiert ihr Verhalten in Abhängigkeit dazu, welche anderen Anteile gerade im Bewusstsein (…) vorne sind. Hüllenpersönlichkeiten empfinden eine innere Leere, fühlen sich abgestumpft und sind häufig depressiv.“

aus „Werde wer du wirklich bist“ von Alison Miller, S. 66

Weiter gibt sie ein Bsp. (Beispiel heißt aber auch, nicht bei jedem läuft es gleich ab, wie z.B bzgl. Reime, etc.) einer Betroffenen an (gleiche Seite):

,,Um meinem Persönlichkeitssystem eine neue Struktur zu verpassen, musste eine Kombination aus vier Innenpersonen ständig gleichzeitig in meinem Bewusstsein präsent sein, auch wenn jeweils nur eine von ihnen tatsächlich vorne sein konnte. Damit wurde zweierlei sichergestellt: Dass ich auf die Außenwelt immer normal (statt multipel) wirkte und dass ich in jeder gegebenen Situation nur zu den richtigen Fähigkeiten und der korrekten Wissensbasis Zugang hatte. (..) Der „Kontrolleur“ betätigte die richtige Kombination aus Schaltern, um die richtigen Innenpersonen „direkt unter der Oberfläche“ zu holen. Von wo aus sie sich dann je nach Situation abwechselten. Anleitungen an die Innenpersonen, die gerade vorne waren, liefen währenddessen in meinem Kopf in Form von Liedern und Reimen ab.“

Wie sie funktioniert

,,Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass das System sich in Wahrheit co-präsentiert. Wenn auch nicht co-bewusst. Damit eine Hüllenprogrammierung funktionieren kann, muss den Hüllen-Anteilen beigebracht werden, die gemeinsame Co-Präsentation mit den anderen Innenpersonen im System zuzulassen. Andere Innenpersonen im Hintergrund sind sich vllt. nicht immer bewusst, dass das geschieht. Und vor allem die Hülle im Vordergrund weiß nicht, dass zum Zweck der Co-Präsentation durch sie „hindurchgegangen“ wird. (…) Ein wichtiger Schritt ist, den Hüllen-Anteilen und den anderen Innenpersonen die Erkenntnis zu ermöglichen, dass sie sich auf diese Weise gezeigt haben und warum sie es getan haben. Innenpersonen im Hintergrund könnten daraufhin anfangen, sich zu zeigen, ohne durch die Hülle zu gehen. Und die Person wird eine Zeitlang möglicherweise „multipler“ erscheinen, während Akzentuierungen des Verhaltens auftreten oder sich junge Innenpersonen zeigen. Was hier tatsächlich passiert, ist, dass der Hintergrund sich präsentiert, ohne sich durch die Hülle zu tarnen.“

Beschreibung der ehemaligen Programmiererin Svali aus dem Buch „Jenseits des Vorstellbaren“, S. 57

Weiter fand ich dazu …

,,Schalenprogrammierung ist eine Art Programmierung, die dazu benutzt wird, um eine äußere „Schale“ oder „Maske“ zu erschaffen, durch die andere Abspaltungen von innen hindurch sprechen können. Sie dient dazu, die Multiplizität vor der Außenwelt zu verbergen. Sie funktioniert äußerst gut bei sehr stark fragmentierten Systemen und auch bei einer Person mit besonders hohen Grad von Spaltungsfähigkeit.

Wie es gemacht wird: Bei der Schalenprogrammierung verwendet der Trainer oft eine durchsichtige Plastik oder Gasmaske und stellt sie vor der Person auf. Sie wird extrem traumatisiert , geschockt und mit Drogen betäubt. Der Trainer sagt ihr (der/den vorderen Abspaltungen), dass sie die Maske sind, die sie sehen. Ihre Aufgabe sei es, eine Schale oder Stimme zu sein, um die anderen dahinter abzudecken. Diese Teile werden so traumatisiert, dass sie sich wortwörtlich nur wie eine Maske sehen, mit keiner wirklichen Substanz oder Körper. Andere Innenpersonen werden dann zu der „Schale“ gerufen, um deren Stimme zu benutzen, damit ihre eigenen Stimmen versteckt bleiben. Dies erlaubt eine größere Spaltung der Person, die von außen unerkannt bleibt. Innere Anteile lernen, sich durch diese Schale darzustellen. Die Schalen-Abspaltungen sehen sich selbst immer als „klar/durchsichtig“ und besitzen keine Farbe, sofern es Farbencodierungen in anderen Systemen gibt.“

aus „Wie der Kult Menschen programmiert“ von Svali, S. 58f

Wie innere Kommunikation aussehen kann

Ich muss jetzt den gleichen Satz, wie beim Beitrag zum Co-Bewusstsein, verwenden: ,,Klar, schreib erstmal was, wovon du so gaaarr keine Ahnung hast.“ Toootaaal hilfreich für andere 😂

Im Bezug auf das Leugnen und Zweifeln stellte das für mich lange echt ein großes Problem dar. Ich habe Fachbücher und -artikel am Anfang verschlungen, weil ich wissen wollte: ,,Wie läuft das mit der Kommunikation jetzt genau ab? Kann das bei mir sein, wenn das so und so ist oder ist das jetzt nur meine rege Fantasie?“ . Irgendwie dachte ich nämlich, es darf bloß ganz klare und laute Stimmen im Inneren geben und alles andere hängt dann nicht mit diesem Thema zusammen. Mittlerweile können wir das ein bisschen differenzierter sehen…

Stimmen hören

Ich hab das schon in anderen Beiträgen erwähnt. Da es für mich anfangs aber ein unglaublich wichtiges Thema war und ich auch mehrfach danach gefragt wurde, möchte ich das nochmal aufgreifen. Ich ging anfangs davon aus, dass „Stimmen hören“ automatisch und immer so gemeint ist, dass die Stimmen auch akustisch wahrgenommen werden. Akustisch heißt: Ein männlicher Anteil redet z.b im Inneren mit männlicher tiefer Stimme. Ein anderer mit männlich hoher Stimme. Es ist eine klar kindliche, frauliche usw. Stimme hör- und deshalb auch auseinanderhaltbar.

Hier ist das nicht der Fall.

Manchmal kann ich eine Stimmfarbe kurzzeitig wahrnehmen. Kindlich oder männlich. Meist ist es jedoch so, dass die „Stimmen“ eher in der gleichen Form erscheinen wie normale Gedanken. Bsp.: Es gibt eine Gedankenstimme, die aber nicht akustisch erscheint, sondern anders. Das ist die, die z.B erscheint, wenn ich lese oder denke, aber nicht automatisch auch meine Stimme im Außen ist. Sowas dürften die meisten kennen. Und in dieser Form der „Stimme“ erscheinen meist auch die anderen. Der Unterschied (zur Lesestimme usw.) ist der, das sie sehr intrusiv sind. Sie „drängen“ sich quasi auf. Sie kommen nicht von mir. Sind „lauter“. Intensiver. Eindringlicher. Als würden sie aus einem anderen Teil der Wohnung kommen und nicht aus meinem Mund (übertragen auf das Innerliche).

Weiter dachte ich lange Zeit, es müssten immer klare und ausformulierte Sätze erscheinen. Bei einigen ist das nämlich so. Hier nicht. Meist kommen nur einzelne Worte/Wortfetzen und der Rest des Satzes erscheint mehr als eine Art „Gefühl“ (ich höre/weiß also trotzdem was gesagt wird – Hier ist aber kein Körpergefühl damit gemeint). Ich weiß quasi was gesagt/gemeint ist, ohne das aber ein Wort für Wort ausformulierter Satz gesprochen wird.

Das Problem dabei

In der Therapie saß ich dann da und wenn meine Therapeutin fragte, was die anderen zu einer Sache/einem Vorhaben meinen/denken, dann konnte ich schwer direkt darauf antworten. [Ich] erwartete von uns, dass sofort jemand sagt: ,,Ja, also ich denke da dies und jenes und dann noch das dazu“ . Manchmal passiert das, meist ist es aber so das ich da sitze und die Frage gar nicht beantworten kann. Wenn ich aktiv am Reden/in der Situation bin, ist das hier kein lautes herum Geschreie, sondern viele äußern sich dann anders (dazu gleich mehr).

Für mich war das dann in der Situation aber wiederum ständig die Bestätigung: ,,Siehste, du bildest dir das alles ein. Du lügst und bindest jeden einen Bären auf!“ , weshalb ich dann wieder blockte und ein konstruktives Arbeiten in der Therapie diesbezüglich oft schwer möglich war. Mittlerweile tasten wir uns aber ganz langsam an die verschiedenen Arten der Kommunikation heran. Und das bringt wiederum etwas Entspannung rein. Dabei versuche ich als Mantra zu behalten: ,,Was gerade nicht möglich ist, ist eben nicht möglich. Nur weil das Eine aber nicht geht, schließt es das andere nicht aus.“ . Das klappt mal besser, mal schlechter.

(Übrigens hab ich gehört, kann sich das mit der Zeit bessern. Also wenn z.B durch die Therapie der Innenkontakt gestärkt wurde, kann es auch sein das man die anderen klarer und deutlicher hören kann. Muss aber nicht)

Weitere Möglichkeiten der Kommunikation

Wie gesagt, wir sprechen jetzt nur von dem, was wir bisher ausmachen konnten. Dabei will ich unbedingt erwähnen, dass es Systeme gibt, wo die einzelnen Anteile unterschiedlich kommunizieren (so wie auch hier). Das es aber ebenso Systeme gibt, wo alle Reden oder wo sich alle nur über Gefühle äußern (es also gar kein Stimmen hören gibt), usw. So unterschiedlich wie wir alle als Individuum sind, ist auch das, was wir wahrnehmen! Wenn bei dir niemand redet, heißt das nicht, dass er nicht da ist. Das alle (p)Dis-Systeme Stimmen hören müssen, ist längst überholt!

Gefühle und Körperreaktionen

Hier nehme ich zumindest klar wahr, dass ich selten allein da bin. Um sich mitzuteilen muss hier niemand nacheinander rauswechseln. Im Prinzip bin ich ständig irgendwie beeinflusst, nur ist es ein langer Weg und eine schwierige Aufgabe auszuklamüsern, wann etwas rein von mir kommt und wann jemand anders seine Finger mit ihm Spiel hat.

Vieles funktioniert hier auch über Gefühle. Nicht nur: ,,Boar, den finde ich jetzt aber total scheiße!“ (also direkte Gefühle wie Ablehnung, Wut, Trauer oder Freude, die parallel im direkten Kontrast zu meinem Empfinden stehen können). Sondern auch Botschaften werden über Gefühle mitgeteilt. Das „Halt den Mund“ taucht bei uns zwar auch als klare Sätze auf, oft jedoch sogar eher als Gefühl. Dann stellt sich dieser unbeschreibliche Drang ein, jetzt bloß kein weiteres Wort mehr zu sagen. [Ich], die das rational betrachtet und den Sinn dahinter nicht versteht, versucht dann weiter zu reden. Manchmal kann das dann klappen (wenn z.B nur Scham-Anteile etwas gegen das Reden hatten) oder es kann aber auch sein, dass der Mund plötzlich wie zugeklebt ist oder ich anfange zu dissozieren.

Ich verliere dann total den Faden. Weiß nicht mehr um was es überhaupt ging. Oder hab gedanklich noch das Gefühl da, was ich sagen wollte. Kann es aber nicht mehr ausdrücken. Die Worte fehlen dazu. Als würde sie jemand unter Verschluss halten/wegnehmen. Das kann sowohl im Gespräch mit Außenstehenden passieren, wie aber auch wenn ich selbst nur über etwas nachdenke. Es gibt Themen, wenn ich mich diesen nähere, da gibt es einfach kein Weiterkommen. Der Vorgedanke ist weg und erst recht der, wie es weiter gehen sollte. Rein das Gefühl bleibt bestehen, dass doch da gerade etwas war und es jetzt irgendwie nicht weiter geht.

Das kann dann auch Schmerzen an verschiedenen Körperstellen zu Folge haben („Hör jetzt auf damit, sonst tut es gleich noch mehr weh!“ ) oder das „ich“ plötzlich aufstehe, weil mir etwas ganz anders einfällt, was ich machen muss (sodass das Thema nicht weiterverfolgt werden kann).

Innere Bilder

Das hat lange gedauert, das zu kapieren. Ich habe das immer als Einbildung, Pseudo-Halluzination usw. abgetan. Tue ich auch jetzt noch oft, aber ich kann mittlerweile den entsprechenden Anteil(en) auch zugestehen, dass das ihre Art der Kommunikation ist.

Damit ist gemeint, das z.B abends im Bett (also meist bei Ruhe, das kann aber auch tagsüber auftauchen) innere Bilder erscheinen. Verschiedene. Für mich ist noch immer sehr schwer auszuklamüsern, was nun eine Art der Kommunikation, was ein Bild anderer (im Innen) und was eine bildhafte Intrusion ist. Also an sich lässt es sich schon auseinander halten. Mit inneren/anderen Personen kann ich manchmal sprechen (bzw. sie bewegen sich auch, agieren, reagieren), bei Intrusionen fühlt es sich wie die Vergangenheit an (auch wenn ich nicht jede Szene selbst kenne) und auch maladaptive Träume fühlen sich ganz anders an. – Da spielt halt das Leugnen-Ding mit rein und so, naja.

Bei den Bildern (in Form der Kommunikation) ist es dann so, dass derjenige Anteil keine Worte verwendet, sondern mir über Bilder mitteilt was er gerade von etwas hält. Das (Bild) kann auch manchmal etwas recht banales sein. Das funktioniert so ähnlich, wie wenn sich z.B das Unterbewusstsein mittels Bild-/Symbolsprache in den Träumen bemerkbar macht. Ist er/sie/es z.B gerade gut drauf, kann auch mal etwas total witziges kommen, wo ich dann lachen muss und denke: ,,Äh ja, oookay? 😂. Schön das du darüber so einen Spaß hast.“ .

Oder es kommen sehr düstere Bilder. Zur Unterscheidung: Da gibt es einmal die Bilder, die wie die Darstellung eines Traumas aus der Sicht eines anderen aussehen und dann gibt es die, die manchmal einem Gruselfilm gleichen (Fratzen, Monster, Clowns, Verletzungen, usw.). Die aber keinen (konkreten) realen Charakter haben, sondern mehr ein deutliches Gefühl/Wahrnehmung widerspiegeln. Statt Worte wie etwas erlebt wird/wurde, also ein entsprechendes Bild dazu. Als würde sich jemand Stummes versuchen über Bilder mitzuteilen.

Schriftlich

Viele Systeme arbeiten mit sogenannten Kontaktbüchern, wo jeder die Möglichkeit hat, sich schriftlich in einem gemeinsam zugänglichen Buch auszudrücken und mitzuteilen. Das klappt hier überhaupt nicht. Also so null komma niente nada gar nicht 😅🙈. Was aber möglich ist, ist das z.B eine eMail an die Therapeutin geschrieben wurde (was aber eher selten passierte) oder auch das an manchen Beiträgen auf dem Blog andere mitarbeiten. Dann wird zwar trotzdem oft mir das tippen überlassen, aber fast keine Aussage in den entsprechenden Texten kommt auch tatsächlich rein von mir. So im Lesen solcher Mails und Texte im Nachhinein, lese ich dann sehr oft andere heraus.

Andere müssen dich, wenn sie schriftlich kommunizieren wollen, also nicht immer komplett rauskicken (mit Amnesie) oder für dich klar auffällig deine Hand/Finger übernehmen (obwohl ich schon von Depersonalisation sprechen würde 🤔 – in dem Moment check ich das meist nur gar nicht so richtig). Vllt interessant dazu noch zu sagen ist, dass ich beim Schreiben dieser Texte zwar meist dabei bin (und oft auch Erinnerung daran habe mit dem Schreiben angefangen zu haben), aber nicht mehr weiß um was es eigentlich ging, was wir da schrieben oder was überhaupt das Thema des Textes war. Das stelle ich dann erst im Nachhinein fest.

Weiter gibt’s bei uns aber z.B auch eine Form der inneren, schriftlichen Kommunikation und zwar über Post-it’s. Der klebt dann halt einfach nur im Inneren und nicht nicht irgendwo im Außen. Ist aber genauso beschriftet. Lustigerweise sind diese Post-it’s scheinbar nur leider irgendwie nie für mich bestimmt 😅. Ich seh den halt kleben und lese auch den Text darauf, aber in der nächsten Sekunde ist der Post-it dann direkt wieder weg und mit dazu das, was drauf stand. Also ich weiß noch wie viel Text und das überhaupt Text darauf war und das ich den auch gelesen habe, aber irgendjemand klaut mir dann einfach das Wissen über den Inhalt 🤷‍♀️. Der Briefverkehr scheint mich wohl nix anzugehen 😅.

Wie gut die Kommunikation momentan bei uns abläuft

Ich würde sie eher als sehr einseitig beschreiben.

Wer im inneren Bock hat kommentiert oder redet. Wenn ich Bock habe zu reden, bekomme ich jedoch nur selten eine Reaktion oder gar die, die ich erwarte/mir erhoffe.

Klar kann ich Fragen stellen und bekomme manchmal auch Antworten. Vor allem mit denen, die eh meist mit da sind, klappt das mittlerweile recht gut. Antwort heißt dabei aber auch, dass ich durchaus mal 3 verschiedene Antworten bekommen und logischerweise damit so gut wie gar nichts anfangen kann.

Das heißt aber nicht, das wir nicht manchmal echt gute Diskussionen führen oder auch miteinander lachen können. Das heißt lediglich, dass es hier halt einfach nur nicht so hinhaut, wie oft beschrieben oder von einem selbst (mir) auch gewünscht wird. Vor allem da ich leider zu vielen einfach gar keinen Kontakt habe/bekomme.

Und auch ein Problem ist hier, dass wenn der Kontakt besser wird (obwohl ich nicht weiß, an was es letztendlich wirklich liegt), das Leugnen wieder unglaublich stark anfängt (auch wenn sich das für manche blöd anhören mag, aber das unterliegt eben nicht immer deiner bewussten Kontrolle, von wegen „Dann hör halt einfach auf damit“ ). Und danach ist es dann ein bisschen so, als würde ein Reset-Knopf gedrückt und alles wieder auf Anfang zurückgesetzt. Bisher war das 2x so. Aktuell hatten wir so einen Fall im Winter.

Arten dissoziativer Persönlichkeitsanteile – Teil 2

So und heute solls dann ein bisschen detaillierter um die verschiedenen „Jobs“ gehen. Ich habe dazu im Internet gestöbert und wollte das gerne so aufschlussreich wie möglich schreiben (sodass alles mit abgedeckt ist), aber ganz ehrlich? Viele unterteilen das ganz unterschiedlich und auch teilweise in zig Arten von Anteilen. Das ist mir zu kompliziert 😅.

Wir nehmen deswegen jetzt einfach mal die üblichen/gängigsten Formen und das, wo wir uns eher zurecht finden bzw. wie wir sie benennen würden. Falls ihr da aber manches anders wahrnehmt, könnt und dürft ihr uns jederzeit voll gerne ergänzen😊 .

Übrigens: Das sind jetzt alles keine unveränderlichen Rollen, sondern sie sind eher fluid. Die sexuellen Anteile lassen sich z.B sowohl zu den Beschützern, wie auch zu den Täter-Anteilen rechnen. Die nicht-menschlichen können sowohl Beschützer, Kinder, Täterintrojekte etc. sein. Usw. Das soll einfach alles nur eine grobe Übersicht darstellen.

Die Beschützer

Beschützende Anteile sind die, die versuchen die Gesamtperson (also alle Anteile und den Körper) vor weiterem Leid und Traumata zu schützen. Sie greifen auch oft ein, wenn ein traumatisierter Anteil getriggert wird und stellen sich dann vor diese. Aber wie ich schon in „Innere Landkarte erstellen“ sagte, erkenne ich bei fast allen irgendwo eine schützende Intention heraus 🤷‍♀️. Wir nehmen hier jetzt einfach die üblichen, die auch sonst da mit hinein gezählt werden:

Die kämpferischen Anteile:

Das sind die, die auch sehr forsch nach Außen agieren. Die z.B eine starke Abwehrhaltung einnehmen („Warum sollte ich hier jetzt mitwirken?!“ = es ist eine große Skepsis da, die eigentlich das gesamte System dadurch beschützen will).

Oder auch die, die aggressiv (körperlich oder durch Beleidigungen z.B) nach Außen reagieren. Das wirkt auf andere sehr befremdlich (und gerade körperliche Aggression ist definitiv Außenstehenden nicht zuzumuten) und teilweise auch sehr auf einen selbst. Letztendlich soll dieser (prophylaktische) Angriff auf andere aber auch nur wie ein Schutzwall wirken. Stellt euch das wie eine Art Mauer vor, die eine Gruppe Überlebender in einer Zombieapokalypse gebaut hat. Und auf dieser Mauer befinden sich jetzt jede Menge Schützen, die auf die kleinste Bewegung außerhalb der Mauer feuern. Das ist nicht böse gemeint, sondern soll stattdessen die Überlebenden hinter der Mauer schützen.

Junge; Alter; verpiss dich“ – Daran merke ich oft, dass hier jemand mit da ist, der sehr ablehnend und stinkig reagiert. Der ist durchaus ein wenig launisch. Ich persönlich empfinde seine Art aber als unglaublich hilfreich, gerade wenn wir wieder mal vor Angst und Scham im Erdboden versinken könnten. Die ganze Angst und Scham ist dann nämlich wie weggepustet und statt wie ein verschüchtertes Opfer aufzutreten, strahlen wir Stärke aus.

Die rationalen Anteile:

Mit dieser Bezeichnung können wir was anfangen. Ob es die jetzt so auch offiziell gibt, weiß ich nicht. Diese Anteile reagieren nicht stark emotional in irgendeine Richtung, sondern übernehmen die Situation/Handlung eher ruhig und besonnen, um den (möglichen) Schaden auf ein Minimum zu reduzieren. Das kann dann z.B zur rationale Entscheidung führen, die jetzige Situation ganz schnell zu verlassen oder in ein Gespräch sehr ruhig und besonnen einzugreifen.

Die sozialen Anteile:

Die sozialen Charaktere sind hier die, die freier nach Außen agieren. Das heißt nicht, dass sie nicht auch vorbelastet sein können. Viel mehr fallen ihnen soziale Interaktionen einfach leichter als mir (oder anderen). Einige mögen die Gesellschaft von anderen (was hier oft zu Diskrepanzen führt: Der eine will sich verabreden und tut es sogar. Der andere, mich eingeschlossen, bekommt deshalb ne Krise). Andere wiederum tun das zwar nicht (Gesellschaft anderer übermäßig mögen), können deshalb aber trotzdem recht gut mit Außenpersonen/-situationen umgehen.

Ich persönlich bin z.B gar nicht so nett und selbstbewusst, wie ich manchmal wirke/gesagt bekomme. Aktiv ist dabei oft noch jemand anderes (/andere). Gerade z.B die, die ich in „Innere Landkarte“ angesprochen hatte, ist da meist mit aktiv. Fast schon überschwänglich. Wenn sie mit anwesend ist, merke ich das daran, dass ich auf einmal plappere wie ein Wasserfall und auch noch Gefallen daran finde. Sie geht auch eher die sozialen Risiken ein, wo ich und andere sich manchmal innerlich an die Stirn schlagen und sich fragen ob das gerade wirklich Not tut. Sie ist wohl eher die draufgängerische, würde ich sagen. Wäre ich rein nur im sozialen z.B anwesend, dann wäre unser Auftreten wahrscheinlich ein nicht immer so positives🙈. Ich mag schon Kontakte, manchmal jedenfalls. Mit meiner sarkastisch-zynischen Art gäbe es aber wahrscheinlich viel mehr Anstoßpunkte.

Die Täteranteile – Eigentlich auch nur Beschützer

Hört sich erstmal befremdlich an. Ich jedoch empfinde sie – durchaus natürlich als extrem anstrengend und teilweise sehr destruktiv (klar, das auf jeden Fall) – aber auch als sehr beschützend.

Als Bsp. will ich die hier extrem lauten „Halt deinen Mund„-Anteile nehmen. Die sind manchmal so krass übergreifend, über das gesamte System, dass nicht nur Worte und Gedanken entzogen werden (sodass ein weiterreden kaum mehr möglich ist), sondern das sie auch zu diesem extremen Leugnen bis hin zu Selbstmordgedanken/-absichten führen. Ich weiß aber, dass dieses Verhalten, teilweise zumindest, auch nur einen Schutz bieten soll. Zum einen natürlich vor den Tätern. Denn normalerweise sagen dir Täter ja nicht: ,,Ohja, geh ruhig raus und erzähl allen was los war. Das macht überhaupt nichts. Dir wird deshalb auch gar nichts schlimmes passieren.“

Zum anderen hat einer auch einmal durchsickern lassen, dass zumindest er einen Schutz vor zu viel (Trauma)Information geben will. Sagen wir mal so: Es stoßen da 2 unterschiedliche Meinungen aufeinander und ich finde seine Methoden nicht unbedingt sehr hilfreich, kann aber auch seine Sicht der Dinge verstehen.

Wenn wir nicht drüber reden und leugnen, bleibt die Sache unreal. Unreal heißt auch, dass der Schutz vor dem Trauma weiter gegeben ist. Sofern der (die) ANP(’s) mit in das Trauma einbezogen werden, bedeutet das auch, dass das ganze System durcheinander gebracht wird, was das normale Weiterleben stark beeinflusst. Die Mittel sind vll übel, aber der Sinn dahinter (von den Anteilen selbst – die Rede ist nicht von den Tätern) ist kein Böser.

Täterloyale-Anteile

Und das betrifft auch genau jene. Ich weiß, dass es Anteile gibt, die bestimmte Praktiken nicht nur tolerieren, sondern sogar gut finden. Für jede Praktik gab es ursprünglich einmal einen nachvollziehbaren Grund. Egal ob man diesen nun moralisch gut oder schlecht findet. Wir leben in einer Welt, in der wir manche Dinge nicht immer von Anfang an frei entscheiden und bewerten dürfen, da unser Überleben davon abhängt.

Stell dir vor, du wächst in der Wildnis auf und bist zum Überleben gezwungen Tiere zu töten – Nur als Beispiel. Auch wenn du Tiere toll findest, würdest du verhungern, würdest du es nicht tun. Moralisch kann man das schlecht finden, aber in dieser Situation ist es notwendig. Du tust es, um weiter leben zu können und rechtfertigst dadurch deine Tat. Es ist nicht nur eine Ausrede, es ist Realität in diesem Moment und dieses Weltbild bleibt eben bestehen. Zu den täterloyalen können dann übrigens auch die inneren Berichterstatter zählen. Also die, die den Tätern noch immer erzählen was gerade so abgeht, beabsichtigt und getan wird.

Die Täterintrojekte

Bei einer Projektion übertragen wir unsere inneren Zustände auf eine andere Person. Was uns an uns selbst stört, auch wenn es uns vll nicht einmal bewusst ist, sehen wir in anderen und stören uns daran bzw. kritisieren es. Bei einer Introjektion ist es jetzt genau das Gegenteil. Die inneren Zustände (Angst, Lust, Begierde, usw.) des anderen, nehmen wir in uns auf und denken nun, es wären unsere eigenen Empfindungen. So kann es dann z.B zu Anteilen kommen, die sexuelle Lust gegenüber Kindern oder bei Vergewaltigungen empfinden u.ä. Ich schrieb dazu aber schon mal Hier einen eigenen Beitrag.

Die sexuellen Anteile

Also hier gibt es die, die Sex lieben und diesen eigentlich auch viel öfter praktizieren würden, als er stattfindet. Und das sind auch die, die eine sehr krasse Reaktion beim Sex zeigen. Ich persönlich bin beim Akt anwesend (also kein Blackout, soweit ich zumindest weiß). Habe allerdings keinerlei Empfindung dabei. Also ich empfinde schon ein angenehmes Gefühl und mag vor allem die Nähe, aber ein Orgasmus o.ä ist nicht möglich. Ginge es nach mir, könnte ich auch total teilnahmslos rumliegen. Es gibt aber jemand (welche? – k.A) die sehr stark körperlich reagieren und damit auch die Männerwelt bisher (soweit die Rückmeldung) sehr glücklich machten. Für mich persönlich war das früher immer sehr schräg, da meine Wahrnehmung und die des Partners (über den Körper) total auseinander trifteten. Warum das alles einmal nötig war, versuche ich momentan jedoch irgendwie noch weit von mir wegzuschieben.

Es gibt außerdem die (wo ich nicht weiß, inwieweit es vll die gleichen wie oben sind), die hemmungslos flirten (bei Männern wie auch bei Frauen) und wo ich heute manchmal denke: ,,Jetzt reicht es aber!„. Durchaus kann es da aber auch zu sehr witzigen Situationen kommen. Z.B wenn ich mit einem Mann unterwegs bin und plötzlich die bin, die die Frau hinter der Theke abzuschleppen scheint und nicht er, so wie der sich das anfangs vorstellte 😂🙈.

Und dann gibt es noch jene, die eher in das Repertoire „Täteranteile“ fallen, da sie … Naja… sehr merkwürdige, sexuelle Vorstellungen haben. Vll führen wir das irgendwann mal näher aus.

Die überwachenden Anteile

Oft gibt es sogenannte Gatekeeper, die sich darum kümmern wer wann nach außen geschickt wird. Es ist also nicht so, dass jeder nach Lust und Laune wechseln darf, wie er gerade Bock hat. Bei manchen Systemen (und auch manchen Anteilen) ist das schon so, aber meist gibt es jemand, der dafür zuständig ist, zu schauen was gerade los ist und wer gerade am sinnvollsten im Draußen agieren kann.

Von hier weiß ich (bisher) das es jemand gibt, die schlichtend im Inneren wirkt und schaut was wann gerade angemessen ist. Das bedeutet nicht, dass nicht trotzdem jemand irgendetwas Unangemessenes sagen kann oder unvorteilhaft herauswechselt. Stattdessen heißt das nur, dass z.B ein sexuelles Täterintrojekt nicht in aller Öffentlichkeit plötzlich von seinen Vorlieben/Gedanken anfängt zu erzählen o.ä. Schließlich könnte das schlimme Folgen haben. Ob sie jetzt aber wirklich diese „Gatekeeper“-Funktion inne hat, weiß ich nicht.

Es kann dabei aber auch Anteile geben, die einfach nur zuschauen und gar nirgends eingreifen. Protokollanten z.B. Das sind Anteile die zwar alles mitbekommen und abspeichern, jedoch nicht eingreifen (können). Hier gibt es auch jemand, mit dem ich mal sprach, bevor ich von allem wusste. Der ist eher wie so eine formlose Rauchwolke, die weit „oben“ thront und zuschaut (genau genommen nehme ich ihn rechts oben im Kopf wahr, wahrscheinlich entsteht deshalb dieses Bild er säße oben 🤔)

Nicht-menschliche Anteile

Der Name erklärts ja schon. Da können jetzt drunter fallen: Tierische Anteile, Fabelwesen (Feen, Elfen, Drachen, Zauberer, usw.) oder auch religiöse. Hier gibt es z.B einen jungen Dämon. Früher dachte ich oft, ich würde in Wirklichkeit von einer Dämonenfamilie abstammen. Das Denken/Gefühl kam jedoch eigentlich von ihm. Er meckert auch immer sehr rum, wenn ich in seinen Augen Dämonen in ein schlechtes Licht rücke😅 . Auch Engel, Teufel, Götter usw. können vorhanden sein. Sogar Gegenstände sind übrigens möglich. Also Anteile dir sich z.B für einen Tisch oder Stuhl halten. Da es hier (soweit bisher bekannt) sowas aber nicht gibt, kann ich dazu nicht viel sagen. Anteile können auch menschlich sein, aber dazu Flügel haben oder Tentakel. Sie können ihre Gestalt wechseln usw.

Ich glaube bei uns gibt es übrigens einen Zwerg. Ich hab da allerdings null Zugang zu. Wir wurden nur einmal getriggert. [Ich] war total dissoziiert und plötzlich war da diese Überzeugung ein Zwerg zu sein. Also so richtig mit Statur und allem drum und dran. Das war als wäre sein Körper in dem großen Körper drin bzw. als würde die Hälfte des Körpers einfach oben „überhängen“ und er war selbst total irritiert, was da jetzt los ist. Das war voll schräg.

Die verletzten (Trauma) -Anteile

Hier brauchen wir eigentlich nicht viel erklären, oder? In gewisser Weiße haben natürlich auch alle vorhergehenden mit einem Trauma zu tun. Es gibt aber auch die, die rein nur dafür entstanden sind, das Trauma zu ertragen. Das Alter spielt dabei jetzt erst einmal keine Rolle. Es gibt bei uns z.b eine Jugendliche bzw. junge Erwachsene (das Alter ist unklar), die immer wieder in Träumen auftaucht und auch in einer Art Intrusion, die Dinge mit meinem Vater erlebt hat. Dinge, wovon weder ich noch andere etwas mitbekommen haben (und es daher leugnen). An sie gibt es (bisher) kein rankommen, keine Kommunikation o.ä. In den Träumen endet es meist so, dass sie Tod ist oder im Koma liegt. Daher gehe ich davon aus, dass sie sich vll auch derzeit noch in einer Art Stasis befindet. Ist aber nur eine Vermutung.

Dann kann es Anteile geben, die rein die Schmerzen des psychischen Missbrauchs auf sich genommen haben (den man vll selbst kognitiv mitbekam, aber nicht fühlte). Dabei erinnert man sich zwar an Worte, Verhalten usw. empfindet aber erst etwas, wenn per Trigger der entsprechende Anteil dazu hervorgeholt wird. Welcher dann im Hintergrund (oder auch Außen) das Denken und Handeln beeinflusst. Oder die den physischen Missbrauch auf sich nahmen und nur dafür rauskamen oder eben den sexuellen usw. Das sind dann alles meist auch die Anteile, die emotional und für andere (Außenstehende) fast schon unlogisch (der Situation nicht entsprechend) agieren. Und jene, vor die sich dann oft die „Beschützer“ werfen.

Sie sind es, die quasi wie ein Nerv offen liegen und über die sich dringend sofort eine Art Schutzschirm legen muss, da der Schmerz sonst zu groß wird, würden sie noch weiter verletzt. Sie kamen wenn es unerträglich wurde und gingen wenn die Lage für die anderen wieder aushaltbar war. Das auch diese Anteile also nicht immer nur am weinen sind, sondern manchmal ganz schön viel Wut in sich tragen, ist irgendwo schon verständlich, oder? Jene sind übrigens auch die, die meist sehr viel Scham in sich beherbergen und auf den Rest übertragen (auch das ist ein Schutzmechanismus). Auch selbstverletzendes Verhalten kommt bei ihnen oft vor.

Die kindlichen Anteile

Du, die könnte man in jede dieser oberen Kategorien packen. Ich möchte sie trotzdem mal extra erwähnen.

Alison Miller meinte nämlich mal, dass selbst die, die sich für z.B 20 , 30 oder 40 Jahre halten in Wirklichkeit kindliche Anteile sind (weil in der Kindheit entstanden). Ich kann das hier nur so angeben, kann aber nicht wirklich sagen, ob das bei uns so wohl (für alle) stimmt oder nicht. Ist aber auch irgendwo Wurst, denke ich. Wenn sich jemand als 30 Jährige/r fühlt, weiß ich nicht ob das so Not tut, den jetzt aufzuzwingen das er eigentlich erst 6 ist 🤷‍♀️.

Die kindlichen Anteile sind oft auch die traumatisierten. Dennoch gibt es auch die, die ganz „normale“ Kinder sind. Hier gibt es z.b eine Kleine die sehr fröhlich, leider aber auch manchmal sehr naiv ist. Dieses berühmte: ,,Der weiße Van parkt da und hält nen Lolli raus“ und sie springt drauf an. Das hört sich im ersten Moment furchtbar gefährlich an, dennoch ist es auch sie, die uns manchmal aus der Paranoia herausholt. Die Spaß am Leben hat und viel Positives sieht. Die sich über die kleinsten Dinge mega freut und die unbeschwert durchs Leben geht. Auf der einen Seite gefährlich, auf der anderen aber so unglaublich wichtig und wertvoll.

Dann gibt es die, die einfach nur spielen und Kind sein wollen oder die, die bereits als Kind Aufgaben von Erwachsenen übernommen haben. Die, die sehr verschüchtert sind oder die einfach nur bei irgendjemand auf den Arm genommen und gedrückt werden wollen. Meistens ist es hier so, dass deren Emotionen und Bedürfnisse übergreifen und sie eher selten (ich kann nicht sagen wie oft, da keine Information darüber da sind – Wir leben wie gesagt allein, da lässt sich sowas schwierig abgleichen) herauswechseln. Ich bin dann also noch ich (sprich anwesend), aber sie handeln und „fordern“ durch mich. Und da merke ich oft auch die eher beschützenden Anteile, die versuchen schnell wieder eine Trennung/Distanz reinzubringen (zumindest vor anderen Leuten). Das Verhalten der Gesamt-Person wirkt dann oftmals auf andere sehr widersprüchlich.

Arten dissoziativer Persönlichkeitsanteile – Teil 1

Letzte Woche (in „Innere Landkarte„) sprach ich es schon mal an: Ich persönlich kann nicht gut mit dieser Art von Rollenverteilung arbeiten oder vll fällt es mir auch einfach nur sehr schwer. Da wir noch ziemlich am Anfang stehen und kein guter Kontakt untereinander herrscht bzw. viele (mich eingeschlossen) eher noch viel zu weit voneinander getrennt sind, haut das einfach nicht so gut hin. Außerdem fühlt es sich etwas falsch an zu sagen XY ist ein Beschützer und ZX ist ein Täterintrojekt usw. Irgendwie nimmt ihnen das … ja, die Lebendigkeit?

Wisst ihr was ich meine? Das ist so wie wenn man sagt: ,,Ich bin Krankenschwester.“ Ja ne, eigentlich bist du keine Krankenschwester, sondern du arbeitest als Krankenschwester. In erster Linie bist du aber immer noch du. Ein Mensch mit Bewusstsein und Leben und kein starrer Beruf, so als wäre man nur ein Roboter. Und so kommt es mir eben auch vor, wenn ich dann so Rollen an alle vergeben will. Ich mag es lieber zu sagen XY wirkt gerade beschützend, so als wäre es sein Job. So wie es meiner ist, sich um den Alltag zu kümmern …

Hmm naja, irgendwie gibts da auch nicht soviel Unterschied, wie man das wohl letztendlich sagt 🤔. Hach ich weiß auch nicht, irgendwas stört daran einfach.

Aber das ist sowieso nur die momentane Meinung und ich weiß ganz genau, wie sehr es helfen kann manches zu kategorisieren (ich als Listen-Fan😅). Es kann so vieles einfach greifbarer und echter machen und daher gucken wir uns jetzt auch mal das ganze Thema der verschiedenen Arten von Persönlichkeitsanteilen näher an…

ANP – Anscheinend normaler Persönlichkeitsanteil

Darunter falle ich. Hallo. Guten Tag 🙋‍♀️😄

Wenn wir uns die gesamte Person als einen Kuchen vorstellen und diesen Kuchen nun in viele kleine Stückchen teilen, dann ist jedes Stück immer noch ein Teil des ganzen Kuchens, gleichzeitig aber auch ein eigenständiges Stück für sich. Bei den ANP’s handelt es sich dabei um das Stückchen Kuchen, dass sich um den normalen Alltag kümmert. Also d.h einkaufen gehen, putzen, Termine wahrnehmen, usw. Das ist der Anteil, der die meiste Zeit nach Außen hin agiert und deshalb leider fälschlicherweise auch von vielen als die „Ursprungspersönlichkeit“ wahrgenommen/eingeteilt wird.

Ich will nicht ausschließen, dass das bei einigen vll sogar so ist (ich weiß es ja nicht). In den meisten Fällen ist es aber so, dass wir auch nur ein Teil des Ganzen sind. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass selbst bei einer Ego-State Disorder oder einer pDis (wo es ja eigentlich nur einen ANP gibt) dieser nichts mehr mit der „reinen“ Ursprungspersönlichkeit zu tun hat. Allerdings könnte man da jetzt anfangen zu philosophieren und wenn wir das machen, haben wir letztendlich noch 5000 Wörter hier stehen 😅.

Bei einer Dis ist es so, dass sich mehrere Anteile um den Alltag kümmern, also sprich es gibt mehrere ANP’s. Es gibt Dis-Systeme, wo manche ANP’s tatsächlich sogar komplette Parallelleben nebeneinander her führen. Hier würde ich jetzt (momentan) behaupten, ist das eher nicht der Fall. Bei uns gibt es auch keinen permanenten starren Wechsel, sodass immer nur einer da ist, sondern meist sind mehrere da und greifen ineinander über.

ANP’s – Gefühle und Traumata

Ein weiteres Merkmal eines ANP ist, dass er sich meistens an keine Traumata erinnern kann und seine Gefühlswelt eher sehr flach ausfällt.

Das heißt aber nicht, dass ein ANP keine Emotionen und Gefühle haben kann, nur reichen sie meist nicht so tief. Als Beispiel:

Links, das bin ich. Rechts bezeichne ich als „normal“. Ich kann durchaus verschiedene Gefühle haben, aber es ist eher, als würde ich da aus einer flachen Schale schöpfen. Dabei ist der Teil, oberhalb der Linie, meine Wahrnehmung/Empfindung. Bei mir herrscht die Rationalität und das Analysieren vor. Wenn [Ich] Emotionen empfinde ist es immer so, als wäre da noch viel mehr möglich, aber ich habe keinen Zugriff darauf. Als wären sie eben nicht sehr ausgeprägt.

Und das Gleiche ist es, was die Traumata betrifft. Ein ANP kann durchaus auch Traumata erlebt haben und sich daran erinnern. Dass das immer alles ausschließlich auf die EP’s zurückfällt mag bei einigen so sein, hier jedoch definitiv nicht. Viele Traumata, die so im normalen (erwachsenen) Alltagsleben stattfanden, habe auch ich mitbekommen. Auf jeden Fall zumindest rational.

Weitere Merkmale

Da unsere Aufgabe die ist, im Alltag so normal wie möglich zu agieren, sind wir es auch meist, die als letzte etwas von den anderen mitbekommen. Wenn du anfängst das Ausmaß so einer Traumafolgestörung zu erkennen und was nötig ist, bis sich Persönlichkeitsanteile abspalten, dann funktionierst du in aller Regel erstmal nicht mehr so super im Alltag. All dem gegenüber amnestisch und ablehnend/verleugnend eingestellt zu sein, ist also irgendwo notwendig, um die Aufgabe, den Alltag so normal wie möglich weiter zu führen, auch umsetzen zu können.

Was oft noch bei vielen Alltagspersönlichkeiten zu beobachten ist, sind verschiedene Zwänge, diffuse Ängste und Depressionen. Ich würde zwar sagen, das ist hier auch so. Allerdings kann ich das noch nicht wirklich einschätzen, was von wem kommt. Die Zwänge gehören, glaube ich, z.B nicht ausnahmslos zu mir, da sie nur temporär auftreten.

Wenn ich von mir spreche, kann ich aber auf jeden Fall sagen, dass [Ich] keine große Entscheidungsgewalt hier habe. Ich bin hier also weder die „Hauptperson“, noch die, die den Ton angeben kann. Ich kümmere mich einfach nur um die normalen, anstehenden Dinge.

Um das aber nochmal zu betonen: Ich kümmere mich zwar um die alltäglichen Dinge. Das ist mein Job. Ich bin aber trotzdem mehr als einfach nur ein Anteil mit starrer Aufgabe. Das trifft auf uns alle zu (irgendwas wurmt einfach an dieser Rollenverteilungssache 🤔🤷‍♀️).

EP – Emotionaler Persönlichkeitsanteil

Das sind die, die normalerweise auch in irgendeiner Form mit dem Trauma in Verbindung stehen. Oft stecken sie zeitlich auch noch irgendwo dort fest, wo sie entstanden. Wenn so ein Anteil vollständig rauswechselt kann es so z.B sein, das die Person plötzlich total regressiv wird und sich wie ein kleines Kind verhält, sehr wütend oder traurig wird o.ä.

Was ich wiederum oft mitbekomme ist, wenn so jemand (innerlich) in die Nähe zu mir kommt, dass ich z.B oft kurzzeitig nicht mehr weiß wo und wann ich bin. Also ich bin schon noch da (kein Blackout), bekomme aber dessen Gedanken und Gefühle in voller Breitseite zu spüren. Manchmal wirkt es auch, als würde sich das Zimmer verändern (was es optisch aber nicht wirklich tut). Letzens war es z.B so, dass ich kurzzeitig dachte ich wäre wieder in meinem alten Elternhaus, im Wohnzimmer. Das war kein Flashback im herkömmlichen Sinne (von heute nach damals zurück), sondern mehr so als wäre „ich“ von früher, plötzlich in die heutige Zeit katapultiert worden (also genau umgedreht) und muss mich erstmal orientieren. Oder „ich“ denke, dass ich doch in einer ganz anderen Stadt sein oder einem anderen Bett aufwachen müsste und das da gerade irgendwas nicht passt, usw.

Und generell kann sich so alles, was diejenigen Personen und Fragmente fühlen und denken, intrusiv auf den Anteil auswirken der gerade vorn ist. Wie ich oben schon ansprach, hat hier auf jeden Fall jemand krassere Zwänge als ich. Und diese bekomme dann auch ich zeitweise (wenn derjenige eben gerade Nahe ist) stärker zu spüren.

Sooo und nun ließe sich dann in weitere „Kategorien“ einteilen. Also Beschützer, Täteranteil, nicht-menschliche usw. Das besprechen wir dann aber im 2. Teil, nächste Woche.

Sind alle Anteile destruktiv?

Wir wollten dazu mal was los werden, weil wir gestern ein entsprechendes Video dazu gesehen haben. Es ging um eine Betroffene, die darüber erzählte, wie sie mit allem umgeht und am besten damit fährt…

Um was es ging – Triggerwarnung!

Sie erzählte, dass sie ihren Anteilen keinen Raum mehr gibt. Das sie ihnen mitteilte, dass ihr auftreten nicht mehr erwünscht ist und sie ihnen nicht genehmigt nach Außen hin zu kommunizieren oder gestattet in der physischen Welt irgendwie in Erscheinung zu treten. Sie dürfen aber weiterhin als innere Ratgeber fungieren, sodass sie sich selbst besser verstehen kann. Sie möchte den Tätern dadurch keine Macht mehr geben, da jene die Persönlichkeiten ja programmiert haben und meint sie würde ganz gut damit fahren, da sie z.B auch kaum noch dissoziiert etc. Als sie dann anfing darüber zu reden, dass diese Anteile ja generell eh destruktiv sind, mussten wir leider abschalten. Wir wissen also nicht, was danach noch kam.

Vorweg:

Sie hat von Anfang an gesagt, dass das nur ihre Meinung ist und sie niemand einen Rat etc. geben möchte. Und uns geht es in diesem Beitrag nicht darum, ihre Umgangsweise mit allem zu kritisieren. Einfach weil uns das nicht zusteht. Wir müssen alle unseren eigenen Weg finden, um mit dem Trauma und der heutigen Situation für uns richtig umzugehen. Und wenn es sich für sie so richtig anfühlt, wer sind wir dann darüber den Finger zu erheben?

Um was es uns geht

Nein, darum solls nicht gehen. In uns haben diese Worte aber viel ausgelöst. Ganz viel Angst und Panik. Erstens davor, dass ich wieder alle anfange zu verleugnen und wir sind da gerade einen kleinen Schritt vorangekommen. Nämlich spüre ich und habe es auch schon mehrfach deutlich gesagt bekommen, dass ich einige damit (dem Leugnen) sehr verletze und nichts liegt mir ferner, als irgendjemand weh zu tun. Daher habe ich das Versprechen abgegeben, dass ich zumindest ihre Existenz versuche nicht mehr zu leugnen. Natürlich kommen immer wieder Zweifel und ich fange alles an abzustreiten. Aber wir versuchen jetzt im Inneren drüber zu reden und ich werde dann gerne auch wieder, von ein/zwei, an mein Versprechen erinnert.

Logischerweis steigt bei einigen da aber trotzdem wieder Angst auf, dass sie erneut verleugnet und ignoriert werden.

Zum anderen ist da aber auch die Angst, was das jetzt wieder im Außen auslösen könnte. Wir haben recht Glück mit unserer Therapeuten, da sie uns eigentlich immer das Gefühl gibt, dass niemand unerwünscht ist und sich jeder jederzeit gerne zeigen kann. Wir wissen aber, dass nicht alle so ticken und auch andere Therapeuten oder Menschen gern mal mit dem: ,,Wenn du dem Raum gibst, treibst du die Spaltung nur weiter voran“ um die Ecke kommen. Und dieser Gedanke irgendwas verschweigen, unterdrücken und ignorieren zu sollen, triggert hier extrem viel an. Wie gesagt: Es steigt eben Angst und Panik auf.

Uns gehts also jetzt mehr darum, mal unsere Sichtweise darüber darzulegen. Einfach um das vll auch (außenstehenden) Leuten näher bringen zu können. Wir wollen dabei nicht diese Frau oder irgendjemand der ähnlich denkt, fühlt und handelt kritisieren oder bekehren! Und falls das an einer Stelle so rüber kommen sollte, tut uns das aufrichtig leid.

Zu unserer Meinung

Wir haben schon einige Beiträge vorgeschrieben und ab Sonntag soll dann auch der nächste Beitrag zum Thema Anteile und Persönlichkeiten kommen. Dort sagen wir das auch nochmal:

Hier gibt es keine Hauptperson. Klar denke/dachte ich das auch manchmal. Man hat nun mal ein Bewusstsein und erlebt die Welt draußen. Es ist irgendwie schwer sich da vorstellen zu wollen, man wäre kein vollwertiger Mensch und nur irgendein Anteil von was anderem. Deshalb, und das sagen wir im kommenden Beitrag auch, empfinden ich und andere hier das auch nicht so. Wir empfinden keinen Anteil als unwichtig und unrelevanter oder gar unechter als sich selbst. Jeder ist ein vollwertiges Wesen für sich und kein abgebröselter Klumpen von irgendwem. Ich kann da aber natürlich nicht für alle sprechen, weil ich nicht die Meinung nicht von jedem zu diesem Thema kenne.

Aber zu sagen: ,,Ich bin die Hauptperson und sage wo es hier lang geht“ fühlt sich für uns total falsch an. Das tut weh, allein der Gedanke.

Sind alle Anteile destruktiv?

Persönlichkeiten spalten sich aufgrund schwerer Traumata ab. Das nicht alle vor Glück Funken sprühen, dürfte ja irgendwie klar sein. Das Spektrum von welchen die den Körper verletzen, die anderen weh tun möchten oder fleißig Kontakt zu den Tätern halten, kann da riesengroß sein. Ja, ich empfinde das Verhalten einiger durchaus als sehr destruktiv und für heute schädlich.

Jetzt stell dir aber mal vor, alles was du kennst ist vergewaltigt zu werden. Du kennst nur diese Momente. Kein fröhliches Spielen mit Freunden oder tolle Sonntagsausflüge, weil diese Erlebnisse die anderen hatten. Oder alles für was du lebst, ist die Schmerzen für andere zu übernehmen. Das die das nicht fühlen müssen und weiter funktionieren können. Das wenigstens irgendwer sowas wie eine Kindheit hat. Ist das da wirklich so schwer zu verstehen, dass einige die Schnauze voll haben? Das sie wütend sind oder aggressiv oder nicht gut auf die zu sprechen, denen sie all das abgenommen haben???

Sorry, hier steigt da grad echt viel Wut auf.

In unseren Augen geht man nicht durch die Angst, wenn man alle und alles von sich schiebt und unterdrückt. Wir sehen das zwar auch so, dass es nicht sehr praktisch ist immer wieder in ein Trauma einzutauchen. Und gerade dazu neigt ein traumatisierter Mensch, ganz klar. Die anderen Persönlichkeiten sind aber keine leidigen Überbleibsel eines längst vergangenen Traumas, die man jetzt nur ignorieren braucht und dann wird schon alles. Stell dir mal vor Alter, du übernimmst den ganzen Rotz für jemand und zum Dank sperrt der dich in ein dunkels Zimmer und sagt er will nix mit dir am Hut haben. Bloß weil de kein grünes Glücksmariechen in seinen Augen bist. Aber ihn beraten darfste noch. Echt Junge, da könnt ich kotzen

(p)Dis – Formen und Unterschiede

Dis ist nicht gleich Dis, genauso wenig wie eine DDNOS gleich eine DDNOS ist. Es ist eben wie bei allen psychischen „Störungen“, wo nicht jeder in genau das gleiche Muster passt. Gerade auch bei der DDNOS fällt mir immer wieder auf, dass in verschiedene Typen unterteilt wird, was manchmal ganz schön verwirrend sein kann.

Gucken wir uns einfach mal an, was es da überall für Unterschiede gibt. [Ich spreche jetzt hier noch vom ICD-10. Was sich nächstes Jahr, mit dem ICD-11 ändert, kennzeichne ich euch extra.]

DDNOS

(Ab 2022 fallen beide Typen unter pDis…)

  • Typ 1a: Wird als Dis (Dissoziative Identitätsstörung) gesehen, welche aber noch nicht klar diagnostiziert ist, weil z.B kein Switch beobachtet werden konnte. Oder weil zwar relevante Amnesien für die Vergangenheit bestehen, nicht jedoch aber für den normalen Alltag (keine bis wenig Alltagsamnesien).
  • Typ 1b: Wie eine Dis (erfüllt nicht alle Kriterien dafür) => Die unterschiedlichen Anteile sind nicht ganz soweit von einander getrennt/abgespalten oder wirken nicht getrennt genug von der Frontperson. Weiter gibt es keine Amnesien zwischen den verschiedenen Anteilen (emotionale Amnesien sind aber möglich, also das nicht-Erinnern an entsprechende Gefühle ect.), d.h es besteht ein ständiges Co-Bewusstsein. Es kann dabei auch „nur“ zu verschiedenen Ich-Altersstufen oder Emotionszuständen kommen (=Ego-State-Disorder).

➡ Im neuen ICD-11 werden beide Typen zusammengefasst, als Partielle Dissoziative Identitätsstörung. Dort heißt es:

,,In der Regel treten keine Amnesien, aber regelmässig teildissoziiertes Handeln auf. Ein Persönlichkeitszustand ist dominant und andere Persönlichkeitszustände versuchen intrusiv zu beeinflussen, sind jedoch nicht dominant. Intrusive Beeinflussungsversuche beinhalten oft Selbst- und Fremdverletzungen, Essstörungen, Einnahme von Suchtmitteln und sexuelle Handlungen. (…) Diese Intrusionen sind verbunden mit Veränderungen von Empfindungen, Wahrnehmung, Affekten, Kognitionen, Erinnerung, motorischer Kontrolle und Verhalten und werden als Beeinträchtigung des Funktionierens des dominanten Persönlichkeitszustands und typischerweise als störend erlebt.“

Im amerikanischen DSM-5 (seit 2013) heißt diese Diagnose OSDD.

Weitere DDNOS-Typen…

  • Typ 2: Derealisation, ohne Depersonalisation. Normalerweise wird hierfür aber trotzdem die Diagnose: Depersonalisations- /Derealisationsstörung vergeben, da nach dem ICD-10 dafür entweder Derealisation oder Depersonalisation (oder eben beides) gegeben sein muss. Wann genau und warum dafür dann manchmal die Diagnose DDNOS ausgestellt wird/werden kann, konnte ich leider noch nicht herausfinden (ich gebe bescheid, wenn ich mehr weiß).
  • Typ 3: Dissoziationszustände die bei Personen auftreten, die längere Zeitphasen einer Gehirnwäsche und/oder Indoktrination ausgesetzt waren, z.B in einem Gefangenlager ect.
  • Typ 4: Dissoziative Trance(störung). Das Bewusstsein für die Umgebung, das eigene Erleben, die eigene Identität, wie auch für das kognitive Denkvermögen sind dort stark eingeschränkt. Es kann zudem immer wieder zu den gleichen, monotonen Aussagen kommen.

Bei der Besitztrance (Besessenheitszuständen) erlebt der Betroffene sich bzw. sein Handeln wie von einer fremden Macht oder Wesenheit gesteuert. Diesbezüglich kann es auch zu einer Amnesie kommen. Vor allem in den östlichen Ländern, wie Asien, ist diese Störung sehr weit verbreitet (und wurde bei den Betroffenen, früher und heute, wahrscheinlich oft auch eher bewusst durch Dritte herbeigeführt).

  • Typ 5: Dissoziativer Stupor, wobei der Betroffene am ganzen Körper erstarrt und sich nicht mehr bewegen kann. Oder Bewusstlosigkeit und Koma, die nicht auf eine körperliche Ursache zurückzuführen sind.
  • Typ 6: Ganser-Syndrom. Betroffene antworten knapp an Fragen vorbei (z.B 2+2=5). Ein anderer Zustand kann nicht damit assoziiert werden (z.B eine dissoziativen Fuge, ect.).

Dissoziative Identitätsstörung

Reaktive Dis

Reaktiv = ,,als Reaktion auf einen Reiz auftretend“

Gemeint ist hier, dass die Dis „natürlich“ entstanden ist. Durch anhaltenden Missbrauch (psychisch, physisch und/oder se*uell), entwickelten sich alternative Persönlichkeiten, die die Traumata aushielten. Diese entstanden jedoch ohne Beabsichtigung durch die Außenwelt/Täter. Was jedoch durchaus möglich ist, ist das die Dis den Tätern irgendwann auffiel und sie für ihre Zwecke genutzt wurde, wie im organisierten Verbrechen z.B.

Programmierte Dis

Auch hier ist die Dissoziation natürlich eine Reaktion auf die äußeren Reize. Die Dissoziation der Kinder wird dort aber gezielt durch die Täter gefördert. Meist wurden die Kinder schon im Mutterleib „vorbereitet“, z.B durch Elektroschocks bei der Mutter, während der Schwangerschaft, wodurch die Schmerztoleranz der Kinder erhöht werden soll und diese beabsichtigt eingesetzten Traumata ziehen sich so durch die gesamte Kindheit, bis in das Erwachsenenalter hinein. Die Täter setzen den Missbrauch hier ein, um gezielt Persönlichkeiten abzuspalten, welche dann auf bestimmte Verhaltensweisen und/oder Handlungen konditioniert und programmiert werden (sie führen durch Mind-Control die Befehle der Täter aus). Bei anhaltenden Traumata auch zuhause, in der Schule ect., spalten sich oft weitere Persönlichkeiten ab (reaktiv; nicht beabsichtigt durch die Täter).

Weitere Unterschiede

pDis Typ 1 (neu)

Im Alltag gibt es ganz normal Ich-Syntone Handlungen, was heißt das sich der Betroffene auch wie er selbst fühlt. Nur bei Stresssituationen fühlt sich sein Handeln, Denken und Fühlen Ich-Dyston an, also nicht zu sich gehörig. Wenn im Streit z.B ein emotionaler Anteil (EP) heraus getriggert wird (wie bei der Ego-State Disorder) oder im Flashback usw., also eben in einer Stresssituation, dann übernimmt ein EP die Exekutive (er beeinflusst von Innen heraus, wodurch die Frontperson wie der EP handelt und reagiert, aber immer noch die Frontperson bleibt -> kein Switch, wie bei der Dis), wobei auch Depersonalisation auftreten kann. Amnesien gibt es jedoch nicht.

pDis Typ 2 (neu)

Hier gibt es auch im Alltag Ich-Dystones Empfinden. Handlungen, Gedanken, Gefühle usw. werden als zu sich gehörig (Ich-Synton), wie auch als nicht zu sich gehörig (Ich-Dyston) empfunden/wahrgenommen. Innere Anteile stehen also im Co-Bewusstsein und beeinflussen die Frontperson von Innen, sowohl im normalen Alltag, wie auch in Stresssituationen. Dabei kann es zu Depersonalisationserlebnissen kommen, allerdings ebenfalls ohne Amnesie (die Frontperson bekommt alles mit, auch wenn ein innerer Anteil durch sie hindurch agiert). Das ist das, was wir bisher als DDNOS bzw. Vorstufe zur Dis angesehen haben.

Dis Typ 1 (neu)

Volldissoziiertes Handeln bei Stress, d.h im normalen Alltag gibt es keine Amnesien oder Wechsel. Die Handlungen und Gedanken werden als Ich-Synton, oder aber auch als Ich-Dyston (aber ohne Amnesie) erlebt. Erst bei Stress oder traumanahen Situationen kommt es dann zu einem Switch, mit Amnesie.

➡ ,,Ich-Syntonie bedeutet allgemein, dass eine Person ihre Gedanken, Impulse oder Gemütserregungen als zu ihrem Ich gehörend erlebt. Diese werden also nicht als fremd und störend wahrgenommen, sondern als fester Bestandteil der eigenen Persönlichkeit. “ (Wikipedia)

Dis Typ 2 (neu)

Volldissoziiertes Handeln im Alltag. In stressnahen Situationen, sowie im Alltag kommt es zu Ich-Syntonen, wie Ich-Dystonen Handlungen, mit und ohne Amnesie (d.h auch im normalen Alltag kommt es regelmäßig zu Wechseln).

,,Offene“ Wechsel

Hier sind die Wechsel zwischen den unterschiedlichen Persönlichkeiten relativ offensichtlich zu erkennen. Die Persönlichkeiten unterscheiden sich oft auch stärker in ihrem Auftreten, sodass durchaus eine klare Stimmveränderung, Körperhaltung, ect. wahrgenommen werden kann.

[ Bemerkbar können sich Wechsel übrigens über Augenrollen (das Weiße kommt z.B zum Vorschein) oder andere Augenbewegungen; starkes Zittern; Schütteln; Kopf-, Gesicht- oder Körperspastiken; ,,den Faden verlieren“ bzw. das nicht Erinnern des vorher Gesagten; plötzliche Stimmungswandel oder Sichtweisen; usw. bemerkbar machen. ]

,,Verdeckte“ Wechsel

Die Wechsel erkennt man hier weniger gut, sodass selbst Fachpersonal oft Probleme hat, einen Switch eindeutig zu identifizieren. Die Persönlichkeiten wechseln sich eher im Hintergrund, also hinter der Frontperson ab, sodass nach Außen weiterhin eine einheitliche Fassade aufrecht erhalten bleibt. Obwohl auch da die Persönlichkeiten, für sich genommen, durchaus eine viel tiefere oder höhere Stimme oder eine ganz andere Mimik, Körperhaltung ect. (als die Frontperson) haben können, erkennt man dies selten direkt bei so einem versteckten Wechsel. Es kann auch dazu kommen, dass Vorhergeschehenes an die neu herausgewechselte Persönlichkeit „übergeben“ wird, sodass auch nicht zwangsmäßig eine Amnesie zum z.B vorherigen Gespräch vorhanden sein muss (was dann ja nach Außen hin auffallen würde).

Oft findet man diese Form der Dis bei programmierten Systemen an (da dort von den Tätern ja beabsichtigt wird, dass die Dis niemanden auffällt). Wie immer kann, muss aber gar nichts. Auch reaktive Systeme können so „versteckt“ wechseln. Zudem wechseln sich auch bei der DDNOS die Persönlichkeiten hinter der Frontperson ab, weshalb gerade da so schwer erkannt werden kann, dass eine multiple „Störung“ vorliegt.

Was kann sich noch unterscheiden?

Stimmen

  • Viele Betroffene hören die Innenpersonen klar und deutlich. Sie hören eine klare Stimmfarbe und können die unterschiedlichen Stimmen oft auch gut zuordnen. Die Personen diskutieren laut miteinander, kommentieren das Handeln der Frontperson, usw.
  • Ich wiederum höre nur sehr selten eine klare Stimmfarbe. Wenn, dann nehme ich auch den vollständigen Satz wahr. Die meiste Zeit über höre ich die Stimmen aber mehr wie Gedanken. Ich kann nicht heraushören ob da eine männliche oder weibliche oder kindliche Stimme redet und eigentlich höre ich da auch keine ganzen Sätze. Was gesprochen wird weiß ich, aber das ist mehr als würden die Wörter und Sätze als eine Art Gefühl aus dem Hintergrund angeschwappt kommen, welche ich im Inneren dann „übersetze“. Ich beschreibs immer als ,,Hör-Fühlen“ 😅. Da wird auch regelmäßig kommentiert und geschwafelt, aber das ist für mich mehr wie ein Klumpen vieler unterschiedlicher Meinungen/Gedanken, der durch den Kopf rauscht. So deutliches Reden, als würde man sich z.B in einer Bahnhofhalle mit vielen Menschen befinden (wie es viele oft beschreiben), ist das für mich nicht. Oft fühlt es sich eher an, als würden die entsprechenden Personen ganz, ganz weit weg stehen und der Wind trägt mehr so ein Wispern zu mir rüber oder als würde ich sie durch ein ewig langes Rohr, weit entfernt wahrnehmen. Mittlerweile weiß ich, dass das aber auch völlig normal ist und ich gar nicht so alleine damit bin (am Anfang dachte ich das nämlich, was mir wieder einen Grund zum Zweifeln gab).
  • Manche hören überhaupt keine Stimmen. Sie können die anderen nicht reden hören. Kommunikation ist dort mehr über Intrusionen, Gefühle, Impulse, Körperreaktionen, andere vermittelte (Außen)Personen (wäre aber nicht mein Favorit) , Kontaktbücher usw. möglich. Auch das ist gar nicht so selten, wie angenommen.

Wichtig ist noch zu sagen…

… das es Anteile geben kann, die überhaupt nicht sprechen können. Du kannst also durchaus die anderen ganz klar hören, während du aber diesen einen Anteil (oder auch mehrere) nicht hörbar wahrnehmen kannst. Dann ist es z.B auch möglich, dass du deine Anteile nicht deutlich hörst, weil die Barrieren zu ihnen noch zu hoch sind (sie weiter abgespalten sind). Durch die Therapie oder nähere Beschäftigung mit ihnen, kann sich das mit der Zeit verändern. Ebenso kann es aber auch möglich sein, dass du schon Jahre Therapie auf dem Buckel hast und du die Stimmen der anderen trotzdem nicht hören kannst. Dann habt ihr einfach eine andere Art zu kommunizieren.

Es gibt sogar, darüber las ich letztens, Betroffene die die inneren Personen doch im Außen hören (bisher habe ich das in die Kategorie Schizophrenie gepackt, weil es mehr wie eine Halluzination klingt). Alison Miller schreibt über eine Patientin, die die eigentlich inneren Stimmen, aus dem TV kommend wahrnahm. Auf Nachfrage antwortete eine Innenperson, dass die Betroffene die inneren Stimmen als Dämonen und böse Wesen ansah und ihnen deshalb nicht glaubte, wiederum aber alles glaubte, was im TV erzählt wird.

Innenwelt

  • Es ist völlig normal wenn gar keine Innenwelt existiert. Diese wird dann meist im Zuge der Therapie (oder kann natürlich auch ohne) ausgestaltet und aufgebaut. Jede Innenperson kann so ein Zimmer bekommen. Ein Konferenzsaal kann gebaut werden. Ein Spielzimmer für die Kleinen, usw.
  • Es kann auch eine Innenwelt geben, wozu du einfach nur (noch) keinen Zutritt hast oder z.B durch ein erneutes Trauma oder sehr viel Stress, dir der Zutritt nicht mehr möglich ist.
  • Weiter ist aber auch eine sehr große, bunte und umfangreiche Innenwelt möglich. Für programmierte Systeme ist oft eine Innenwelt mit sehr geometrischen Formen und Strukturen (Pyramiden, Hexagon, …) oft ein MÖGLICHER Indikator.

Letztendlich….

… ist das aber wieder nur eine grobe Übersicht, die das Verständnis der Unterschiedlichkeiten leichter machen soll. Wir sind alle so individuell und niemand lässt sich stur in eine bestimmte Kategorie einteilen. Es kann sein, dass du dich irgendwo haargenau wiederfindest. Es kann aber auch sein, dass du dich irgendwo zwischen mehreren Bereichen findest. Und das ist vollkommen okay und nichts daran ist falsch.

Hier geht es ja nicht um eine Tabellenkalkulation, sondern um unsere Psyche und da lassen sich eben nicht immer so ganz haargenaue Grenzen ziehen.

DSNNB / DDNOS / PDIS

Was ist eine DSNNB?

= Dissoziative Störung, nicht näher
bezeichnet (DDNOS = engl. Name – dissociative disorder not otherwise specified)

Soo, im Prinzip wird diese Diagnose für Menschen genutzt, die nicht vollends in das Bild der ‚Dis‘ reinpassen.

Aber auch wer nicht alle Kriterien für eine andere Diagnose, wie die Derealisations-/Depersonalisationsstörung (weil er z.B Derealisationserlebnisse hat, die aber nicht von Depersonalisation begleitet werden) erfüllt, bekommt diese Diagnose gestellt, ebenso wie Menschen bei denen Dissoziationserlebnisse nach einer Gehirnwäsche auftreten usw.

Also, im Prinzip alles was nicht in das vollständige Bild einer anderen dissoziativen Störung fällt.
Bei der großen Mehrheit ist diese Diagnose aber tatsächlich als Vorstufe/Unterkategorie zur ‚Dis‘ anzusehen.
[Übrigens geht man davon aus das die große Mehrheit der Patienten, die mit einer anderen Dissoziativen Störung (außer Dis) diagnostiziert sind, eigentlich eine DSNNB haben, was einen betrachtlich großen Teil ausmachen würde. Leider wird dieses Diagnosebild selten richtig erkannt.]

Im ICD-11 gibt es jetzt aber Gott sei Dank die Änderung das jenes, was wir jetzt als Unterkategorie zur ‚Dis‘ bezeichnen und noch unter den Begriff DSNNB fällt, nun seinen eigenen Diagnoseschlüssel bekommt.
Das Ganze heißt ab 2022 pDIS = Partielle Dissoziative Identitätsstörung.
Das macht die Aufschlüsselung und das Differenzieren endlich etwas leichter.

Wo liegt der Unterschied zur ‚Dis‘?

Im Prinzip ist der Grad zur ‚Dis‘ wirklich extrem schmal.
Personen mit ‚pDIS‘ sind ebenfalls Multiple und haben andere Persönlichkeiten abgespalten, ebenso liegt eine Abspaltung von ganzen Gedächtnisinhalten, Körperwahrnehmung oder Bewegungen (im Gegensatz zum normalen Bewusstsein) vor.

Die Symptome sind soweit auch fast die Gleichen wie bei der ‚Dis‚ , einzig bei den Amnesien wird unterschieden. Was ich persönlich verwirrend finde, ist das manche sagen bei einer ‚pDIS’/DSNNB darf es gar keine Amnesien geben, weil ständiges Co-Bewusstsein zu den anderen Persönlichkeiten herrscht (jeder weiß zu jeder Zeit was der andere getan hat – keine Amnesiebarrieren), andere sagen wiederum das es sehr wohl Amnesien geben kann, diese aber weniger stark ausgeprägt sind, als bei der ‚Dis‘. Dieses Modell vertrete auch ich, ehrlich gesagt (dazu hab ich Neuigkeiten ☝, siehe nächster Abschnitt).

Allerdings gibt es jetzt bei der ‚Dis‘ auch die neue Unterscheidung von Typ 1, bei welchem Wechsel nur unter traumanahen oder Stresssituationen geschehen und Typ 2, bei welchem es auch zwischendurch zu einem Switch kommt. Vorher habe ich genau diese Unterscheidung eigentlich in den Bereich ‚pDIS‘ und ‚Dis‘ gelegt. Also so wirklich weiß ich das daher auch nicht 😅

Auszug von Alison Miller

… aus „Jenseits des Vorstellbaren“ (S. 62):


»Bei DDNOS ist der ANP immer präsent, selbst wenn eine andere Innenperson die Kontrolle über das Verhalten und die Gefühle übernommen hat. Menschen mir DDNOS (die einen Hüllen-ANP haben) können innerlich genau so komplex sein, wie Klienten mit DIS […]. Vieles fällt multiplen Persönlichkeiten mit DDNOS leichter, als solchen mit DIS, da sie keine Amnesie haben und so z.B. nicht feststellen müssen, dass sie sechs mal hintereinander gefrühstückt haben. Doch es fällt Ihnen leichter als DIS-Klienten, irrtümlicherweise davon auszugehen, dass ihre negativen Gefühle durch Situationen in der Gegenwart verursacht werden statt durch ein altes Trauma, das durch etwas in der Gegenwart getriggert worden ist. Und es ist schwieriger für Therapeuten, ihre Multiplizität zu erkennen.«


Edit: Jetzt nochmal (hoffentlich) richtig

Ich wollte den oberen Teil mal stehen lassen, weil es bzgl. pDis sehr, sehr viel Verwirrung gibt und man auch wirklich kaum etwas dazu im Netz findet. Und so seht ihr, dass ich genauso heillos überfordert war. Mittlerweile hoffe ich etwas mehr hinter die Unterschiede gestiegen zu sein und daher probieren wir es jetzt einfach nochmal.

Bei der Dis gibt es mehrere ANP’s (Persönlichkeitsanteile die sich um den Alltag kümmern), während bei der pDis nur ein ANP existiert. Ich betone aber dazu, dass auch hier der ANP nicht „die ursprüngliche Persönlichkeit“ ist, sondern auch nur eine der Persönlichkeiten (keine Ahnung warum es uns so wichtig ist, dass an jeder Stelle zu erwähnen🤔). Dennoch gibt es EP’s (emotionale Persönlichkeitsanteile/Traumaträger) genau wie bei der Dis. Und diese kann es auch in genauso hoher Anzahl wie bei eben jener geben. Ebenso haben diese teilweise ein ganz eigene Persönlichkeit, Aussehen, Meinung, Vorlieben, Erinnerungen, usw.

Die Amnesien

Und, jetzt kommt der springende Punkt, was ich vorher mit den Amnesien nicht ganz gecheckt habe: Ja, die gibt es auch bei der pDis! Zwar sind alle anderen Anteile zum ANP Co-Bewusst, dennoch muss das nicht auch automatisch umgedreht gelten. Es ist also möglich das z.B ein EP herauswechselt, zudem es dann eine Amnesie geben KANN. Alltagsamnesien kommen aber seltener als bei der Dis vor, da wie gesagt meistens ein Co-Bewusstsein zu allen existiert.

Das heißt aber nicht, dass du als ANP irgendeine Ahnung davon haben musst. Es kommt meistens zu teildissoziierten Handeln. Die EP’s wirken, handeln und sprechen durch dich hindurch. Du kannst das entweder gar nicht bemerken oder aber du fühlst dich „wie im Nebel„, „nach Hinten gedrängt„, „nicht mehr Herr über deinen Körper„, usw. So können z.B auch in der Therapie die anderen mit dem Therapeuten sprechen, während du im Hintergrund aber noch mit dabei bist (und keine Amnesie hast). Oder du bemerkst es an deiner Körperhaltung, die sich ändert, an deiner Aussprache, usw. Im Prinzip ist das also sehr ähnlich wie bei der Dis, nur die größeren Alltagsamnesien fehlen (weil sich wie gesagt nur ein ANP um den Alltag kümmert und die Barrieren unteinander nicht so stark sind).

Hach, ich hoffe ich habe das jetzt so relativ richtig erklärt 😅.

Was mir noch auf dem Herzen liegt

Ich habe so oft das Gefühl, dass das Leid und das erfahrene Trauma anhand des Schweregrades der Diagnose festgemacht wird. Jetzt nicht nur unbedingt das andere das anderen vorwerfen (das öffentlich vllt sogar eher weniger), sondern viel mehr das Betroffene das auch bei sich selbst tun. Ein Satz in einer Dis-Gruppe blieb mir da hängen: ,,Es ist bei mir jetzt doch nur eine schwere DDNOS und keine Dis. Darf in trotzdem in der Gruppe bleiben? “ und das tat mir irgendwie so ein bisschen weh. Also allein der Gedanke.

Selbstverständlich ist es von der Symptomatik etwas anderes, wenn man z.B eine Sucht, Schizophrenie oder Dis hat. Und natürlich geht man dazu in unterschiedliche Gruppen, weil man sich ja über Gleichheiten austauschen möchte. Das ist logisch. Aber eine pDis ist nicht weniger schlimm als eine DIS (und btw: Es gibt übrigens auch Menschen mit DDNOS die aus dem organisierten Verbrechen kommen)!

Und das erfahrene Trauma muss auch nicht die Bohne weniger schlimm sein. Das ist ja das Nächste: Woran machen wir fest welches Trauma, welches Leid jetzt mehr oder weniger schlimm gewesen sein soll? Was nur ein bisschen Missbrauch und was ganz viel Missbrauch war? Das ist doch Käse. Missbrauch ist Missbrauch, genauso wie ein Trauma (also eine seelische Verletzung/Narbe) ein Trauma ist. Es ist so eine individuelle Sache, was in uns wirklich Schaden hinterlässt. Sowas dürfen wir einfach nicht vergleichen.

Welche Art von „Störung“, wie viele und wie lange du Amnesien hast. Wie groß dein System ist. Wie stark du dich dissoziiert fühlst oder what ever hat also NICHTS mit der Schwere deines Traumas oder deines erlebten Leid’s zu tun!

Was eine Rolle spielt ist wie es dir jetzt geht! Schreibt euch das hinter die Ohren. Wer mir nochmal mit was anderem um die Ecke kommt, der bekommt demnächst ein paar auf die Finger ☝👩‍🏫.