Die Realität finden

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. So richtig ist das nicht meins, über die aktuelle Lage zu sprechen, ohne so zu tun, als hätte dies nicht wenigstens im Ansatz einen aufklärerischen Hintergrund.

Vor vielen Jahren, genau genommen 6 Jahren jetzt, hatte ich oft so ein schlimmes Gefühl. Ein Gefühl als würde sich in dir drin ein schwarzes Loch ausbreiten und alles einsaugen. Das kam immer so plötzlich und es fühlte sich so furchtbar an. Und eigentlich dachte ich wirklich, ich hätte diese Zeit überstanden.

Nun gabs die letzte Woche und Freitag. Ja Freitag war besonders.

Da war es wieder. Es war einfach wieder da.

Ich merkte das schon die Tage und Wochen vorher. Es ging immer weiter bergab und Freitag brach ich komplett zusammen. Das fühlte sich an, als würdest du dich von innen zersetzen. Als würde sich jede Faser deines Selbst beginnen, in Säure aufzulösen und ich kann keinen Grund ausmachen.

Klar gabs verschiedene äußere Faktoren, denen ich die Schuld geben könnte. Aber die waren nicht mehr als das i-Tüpfelchen. Das was höchstens zu meiner Überforderung beitrug. Ich versuche das alles zu reflektieren und von allen Seiten zu beleuchten, aber mir ergibt sich einfach kein klares Bild und das macht mich schier wahnsinnig.

Ich ging nach einem ziemlich desolaten Tag abends ins Bett, d.h den halben Tag auf dem Boden zusammengekauert und heulend, und stand nur nochmal auf, um etwas in der Küche zu trinken und brach dort erneut zusammen und betete einfach zu Gott. Nix was ich sonst tue, da ich der Meinung bin das Gott nicht für die Wehwechen des Einzelnen zuständig ist, aber keine Ahnung. Lächerlich oder? Aber ich tat es eben. Und in mir drin wurden Stimmen laut, dass wir das nicht weiter tun können, was da ist, wenn wir uns dem wirklich zuwenden wollen.

Schwierig. Ich versuche das jetzt zu umschreiben. In meiner Wohnung befindet sich sehr viel Kram, der für so eine Störung nicht angebracht ist. Zumindest wenn man dessen Hintergründe kennt und seit langen besteht schon der innere Wunsch, eine bestimmte Figur endlich zu entfernen, aber bisher ging es nie. Innere Faktoren spielten da eine Rolle.

Nun war es endlich soweit. Der Entschluss war gefasst und das Ding sollte in den Müll wandern. Ja keine Ahnung warum. Es war einfach nur der Gedanke da, dass wir uns nicht Gott zuwenden können, solange das eine Rolle in unserem Leben spielt. Obwohl ich natürlich meine ganz eigene Vorstellung von Gott habe. Und es war so ein furchtbar langer Prozess. Ich betrachtete diese Szene aus der Beobachterperspektive und sah mich am Boden liegend, mit diesem fuck Ding im Arm, als würde man mir mein Lieblingspielzeug wegnehmen wollen. Als würde ich das einzige Ding weggeben, was mir das Gefühl von Heimat bietet. Das einzige was mich lieb hat.

Und ich weiß nicht warum.

Klar ist meine Familie schräg drauf und manches kann ich mir auch erklären, aber wie andere sagen: ,,Jo, die „Störung“ kommt da und davon“ kann ich einfach nicht und ich weiß nicht warum ich reagiere, wie ich reagiere. Das erste mal seit 5 Jahren harten Kampf habe ich extreme Probleme mich nicht wieder selbst zu verletzen. Der Kampf gegen den Drang, rund um die Uhr wieder zu betäubenden Substanzen zu greifen, ist enorm und ich kann nicht sagen, dass ich ihn derzeit jedes mal gewinne. Ja, das Ding wanderte letztendlich in den Müll und irgendwo fühlt es sich auch ein Stück befreit an. Aber dieses desolate Gefühl macht es trotzdem nicht wett.

Seit 1,5 Jahren, also seit mir bewusst ist das eben doch was anders ist bei mir, als bei anderen, versuche ich endlich Fuß in der Realität zu fassen und dieses Leben nicht wie ein unechtes Videospiel wahrzunehmen. Und nun langsam, sehr langsam, kommt es bei mir an und trotzdem komme ich nicht klar damit. So vieles wird mir derzeit klar, dass mein Leben gar nicht war, wie ich es dachte. Es fühlt sich an, als würde ich und mein bisher gedachtes Leben, sich langsam in Rauch auflösen. Und ich komm weniger klar damit, als ich dachte. Witzig ne? Wie man sich selbst belügen kann.

Ja, ich glaub langsam fasse ich Fuß in der Realität und das macht mal so gar keinen Spaß! So gar nicht. Wie im Film Matrix . Ich würde gern wieder die blaue Pille nehmen, Ich möchte gern wieder zurück in die illusorische Welt, wo alle tutti ist. Wo ich mir zumindest eingeredet habe, dass alles tutti ist….

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