Falsch verstanden werden….

Kennt ihr diese Situationen, wo Menschen etwas völlig falsches in einen hineininterpretieren und dann davon ausgehen, dass ihre selektive Wahrnehmung von dir, die Realität ist?

Also z.B wenn jemand einfach davon ausgeht du seist arrogant, obwohl du einfach nur introvertiert bist. Oder faul, obwoh du nur eine andere Aufgabenverteilung hast (z.B aufgrund von Krankheit, etc.). Oft geschieht sowas aus der Projektion heraus. Zum Beispiel werfen mir gerne Menschen Kritikunfähigkeit vor, während sie selbst laut, unkonstruktiv und persönlich angreifend werden.
Mich persönlich setzen solche Situationen immer extrem unter Streß.
Besonders wenn Menschen, die mir eigentlich Nahe stehen, das tun.
Bsp. rechtfertigte meine beste Freundin letzten Sommer ihr grenzüberschreitendes und verletzendes Verhalten damit, dass sie aufgrund dieser und jener Charaktereigenschaft von mir nicht anders handeln konnte.
Nur bin und war ich nie so, wie sie mich darstellte.
Was daraufhin folgte war, dass ich von ihr blockiert wurde und sie danach die Freundschaft beendete.
Alles meine Schuld natürlich.

Da wird dann nicht auf der Gefühlsebene gesprochen, also: „Ich habe das Gefühl ich könnte dir auf die Füße treten und habe vor deiner Reaktion Angst, weil ich nicht weiß wie ich damit und meinen eigenen Gefühlen, die dabei aufkommen, umgehen kann“ , sondern so, als wäre ihre Wahrnehmung Realität: „Weil du so bist, konnte ich nicht anders handeln. Du bist selbst schuld, dass du verletzt wurdest“

Ein anders Beispiel war, als mir die mangelnde Fähigkeit zu differenzieren vorgeworfen wurde. Wer mich kennt, oder zumindest meine Beiträge, müsste eigentlich wissen, dass das zu einer der letzten Fähigkeiten gehört, die ich nicht besitze. Ich frage mich in solchen Situationen dann ernsthaft, ob man mir überhaupt jemals zugehört hat?

Ich persönlich stelle dann meist meine ganze Wahrnehmung in Frage und versuche herauszufinden, wo der Fehler bei mir lag.
Wie kann es sein, dass mich jemand so komplett anders wahrnimmt, als ich bin? Und vor allem bin ich ein Mensch, meiner Meinung nach, der eigentlich sehr klar formulieren kann, was er braucht und was nicht. Was er denkt und was nicht. Ich kann meist meine Gefühle recht gut erkennen und benennen und kann ebenso selbstverantwortlich handeln, ohne anderen für meine Situation die Schuld zu geben oder mich aus der Affäre zu ziehen, wenn ich für etwas Verantwortung übernehmen muss. Ich rede deutlich und auch nicht zu wenig. Also frage ich mich, wie es möglich sein kann, dass ich so falsch verstanden werde?
Wie kann es sein, dass ich ausführlich sage und erkläre was ich meine und dann trotzdem etwas völlig anderes verstanden wird? 

Ich neige dann dazu, es richtig stellen zu wollen. Zu erfahren wie der andere auf seine Sicht über mich kommt. Ich versuche dann Fakten aufzuzählen, Gegenbeweise vorzulegen, usw.
Es nimmt mich gefühlsmäßig extrem und auch lange mit.
Ich fühle mich stark verletzt und empfinde auch mein Vertrauen missbraucht.
Wozu reden, wenn am Ende doch jeder nur das versteht, was er verstehen will?

Wie schon gesagt passiert solches Verhalten oft aus der Projektion heraus. In vielen Fällen hat das mit einem vermeidenden Verhalten zu tun.
Wenn ich mich meiner eigenen Verantwortung bzw. meinen Teil an dem Konflikt oder meinen eigenen Gefühlen nicht stellen will (bzw. kann, weil es vllt zu schmerzhaft ist), ist es ein sehr einfacher Weg all das einfach von mir zu weisen. Indem ich mir die Realität so gestalte (meist passiert das unbewusst, was es aber nicht besser macht), dass ich die Verantwortung einfach abschieben kann, muss ich mich meinem eigenen Inneren nicht stellen.

Ich persönlich weiß jetzt auch endlich, warum ich mich deshalb immer so schlecht fühle und da diesen Drang zu Richtigstellung verspüre:

Ich fühle mich ohnmächtig.

Der andere konstruiert eine Version von mir, über die ich kein Mitspracherecht habe. Und aufgrund dieser Version entscheidet derjenige über unseren Beziehungsstaus. Entscheidet ob ich eine Bestrafung bekomme (Kontaktabbruch, Schweigebehandlung, Vorwürfe, Beleidigungen, sozialer Ausschluss, usw.) oder nicht.

Wenn ich selbst einen Fehler mache oder etwas an meinem Verhalten nicht okay ist, kann ich es selbst ausbügeln oder ich kann mich dazu entscheiden nichts zu verändern. Selbst wenn der andere aufgrund meines Verhaltens nichts mehr mit mir zu tun haben möchte, kann ich dafür zumindest in die Verantwortung treten.
So oder so habe ich die Chance zu handeln. Selbst wenn ich mich gegen das aktive Handeln entscheide.

Wenn jemand aber eine Version von mir erfindet und aufgrunddessen Entscheidungen mich betreffend trifft, nimmt er mir diese Möglichkeit. Ich kann nicht für Fehler gerade stehen, die ich nicht begangen habe. Ich kann nichts besser machen oder verändern, was nicht der Realität entspricht. Derjenige nimmt mir damit die Macht gleichberechtigt über die Beziehung zu entscheiden.
Und auch wenn jemand Gefühle in mich hineininterpretiert, die ich so nicht habe und aufgrunddessen Entscheidungen trifft, nimmt derjenige mir die aktive Mitgestaltung der Situation.

Ich glaube gerade im Traumakontext ist man dafür vllt auch besonders sensibel.

Ich persönlich empfinde solches Verhalten, besonders wenn es sehr starrsinnig auftritt, als extrem unreif, feige und unreflektiert. Damit entscheidet man sich aktiv für den einfachen Weg und gegen die eigene Persönlichkeitsentwicklung.

Letztendlich kann ich mich aber selbst nicht davon ausnehmen, früher selbst schon so gehandelt zu haben. In diesem Beitrag möchte ich also nicht verurteilen, jedoch darauf aufmerksam machen, dass wir selbst entscheiden können ob wir solches Verhalten weiter fortführen oder ob wir unser Verhalten hinterfragen und beginnen anders zu handeln.

Und für mich hoffe ich, das mir die Erkenntnis, dass ich mich eigentlich ohnmächtig fühle, dabei hilft aus dem Rechtfertigungsdrang zu kommen. Aufrichtiges Interesse und richtiges Zuhören hat etwas mit gegenseitigen Respekt zu tun. Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht mehr bereit dazu bin meine Zeit mit Menschen zu verschwenden, die lieber ihre eigene Version von mir sehen möchten, als mich selbst. Worte, die bei Menschen nicht ankommen, spare ich mir besser ganz. Wer gerne seine eigene Version von mir möchte, der soll sie behalten.

Anmerkung: Ich spreche hier nur von Situationen, wo Menschen an ihrer eigenen Version von dir festhalten und auch dich davon überzeugen wollen, dass du so seist. Die einem nicht zuhören und aus deinem Gesagten etwas ganz eigenes basteln und daran festhalten. Missverständnisse dagegen gibt es immer einmal, genauso wie man manchmal generell einfach nicht auf einer Wellenlänge ist. Solange aber auf der Gefühlsebene klar und reflektiert formuliert wird (heißt jeder bleibt bei sich), ist alles okay.

Glaubenssätze auflösen

Ich habe euch doch letztens von den Hintergründen meines schlechten Körpergefühls erzählt.
Gestern gingen wir in der Kunsttherapie dann einen anderen Glaubenssatz an bzw. haben ihn aufgedeckt.
Ich finde das total cool.

Also ich versuche mal von vorn anzufangen:

Ich habe aktuell das Gefühl, dass hier das Thema (bzgl Heilung) dran ist, sich von anderen Menschen bzw. deren Erwartungen und Meinungen zu lösen. Letztendlich hängt all das ja bei mir mit Dingen wie der Sozialphobie, der verdrehten Körperwahrnehmung und dem Perfektionismus generell zusammen. Auch das Gefühl einfach nirgends dazu zu gehören oder warum mich solche Dinge so verletzen, wie z.B als meine beste Freundin meine Beiträge mal als zu lang und nervig betitelt hat. Etwas das ja mein Innerstes widerspiegelt (also der Blog).

Es ist aktuell ein großes Thema für mich, anderen nicht mehr die Macht über meine Gefühle zu geben. Ich möchte nicht mehr aus Angst etwas falsch zu machen, mich zuhause einschließen oder mir den Tag oder Tage ruinieren lassen, weil irgendjemand an mir auslässt, wie unzufrieden dieserjenige letztendlich nur mit sich selbst ist. Ich möchte und versuche aktuell aktiv daraufhin zu arbeiten, dass das nicht mehr so stark meine Gefühlswelt bestimmt. Das ich das dort lassen kann, wo es hingehört. Beim anderen.
Dieses Thema steht also gerade an. Allerdings gar nicht so aktiv bewusst. Es taucht einfach diesbzgl. ein Thema nach dem anderen auf.

Und gestern wollten wir dann in der Therapie mit einem Glaubenssatz ins EMDR.
Wir haben also versucht zu schauen, welche Situation zu diesem Thema passt (und welche mich getriggert hat) und noch nicht so lange her ist. Welche Gefühle diese Situation ausgelöst hat.
Wir nahmen dann eine, wo ich mich direkt in meiner Kompetenz angegriffen/verletzt gefühlt habe. Mittlerweile weiß ich was ich kann, triggern tut mich dieses Thema trotzdem so stark, weil es die Dauerbotschaft meiner Mutter in der Kindheit war: „Du bist zu dumm für die Welt“ gepaart damit ausgelacht und verspottet zu werden. Viel Zeit meines Lebens verbrachte ich daher damit, mich mit allen möglichen Themen zu beschäftigen, sodass ich ja überall Bescheid weiß und man mir nicht mehr vorwerfen kann, ich wäre dumm.
Das ist natürlich nicht möglich. Es ist unmöglich in allen Bereichen des Lebens 100% alles zu wissen.

Mit dieser Situation gingen wir dann ran und schauten welche Gefühle dahinter stehen. Und dann weiter, was z.B hinter dem „Ich fühle mich dann total klein und dumm“ steckt.
Es kamen dann Sachen auf wie: „Ich bin wertlos“ – „Ich bin falsch und schlecht“ , aber irgendwie fühlte sich das noch nicht passend an. Also noch nicht so, als wäre das schon der Glaubenssatz. Sondern mehr so, als wären das nur Teile davon.
Da stand also noch etwas dahinter.
Dann hatten wir das Gefühl: „Ich werde nicht gesehen. Ich bin unbedeutend. Kein Individuum. Nichts besonderes. Ich kann jederzeit ausgetauscht werden.“ , aber es hat sich immer noch nicht so angefühlt, als wäre das allein schon der Glaubenssatz. So richtig ‚Klick‘ macht es noch nicht, meinte ich zu ihr.
Das die Gefühle wertlos und falsch zu sein, aber aus dem Gefühl des nicht gesehen zu werdens resultieren, konnte ich ausmachen. Wie eine Kette. Das Eine löst das Andere aus. Und alles hängt zusammen.

Und dann kam mir in den Kopf, was ich in dieser Situation, welche ich so triggernd fand und welche wir mit in die Therapie nahmen, fühlte: „Ich will doch einfach nur lieb gehabt werden“ – Es geht bei solchen Situationen (oder wenn ich Angst vor dem bewertet werden habe, etc.) also nicht darum, dass ich mich in meiner Kompetenz angegriffen fühle o.a, sondern eigentlich um das Gefühl abgelehnt zu werden. Keine Liebe zu bekommen.

Das Gefühl nicht geliebt zu werden. Das ich für mein Sein gar keine Liebe verdient habe, ist der Glaubenssatz hinter diesen Themen. Und dieses Gefühl löst wie in einer Kette erst das Gefühl unsichtbar und unwichtig zu sein aus. Austauschbar zu sein. Und dann falsch und wertlos. Klein und dumm. Nicht dazugehörig. Und um das zu vermeiden entwickelte ich meinen Perfektionismus. Nichts falsch machen, in der Hoffnung dann Liebe zu bekommen.

Und dann kam noch was anderes lustiges.
Irgendwas sagte die Therapeutin zur letzten Stunde, wo ich ihr ja davon berichtet habe, was ich bzgl des Körpergefühls herausgefunden habe. Und da hat es richtig ‚Klick‘ gemacht. Dieses berühmte Aha-Erlebnis:
Das hängt alles zusammen. Wie 2 Seiten einer Medaille.
Bei der Körperwahrnehmung war es der Glaubenssatz, das Gefühl, dass nur mein Körper an mir wichtig ist. Das er zum benutzen da ist und ich nur über meinen Körper sowas wie „Liebe“ erhalten kann. Und sobald etwas daran kaputt oder nicht mehr schön ist, werde ich aussortiert und bekomme überhaupt keine Liebe mehr (ich mein, ich weiß, dass das sowieso keine Liebe ist/war, aber es war halt das, was dem am nächsten kam). Dieses Gefühl: „Du bist nur zum benutzt werden da. Das ist deine ganze Existenzberechtigung“ .
Und diese sozialen Triggerthemen (wie oben angesprochen), da ist es das Gefühl keine Liebe verdient zu haben, weil das ja auch immer exakt diese Botschaft war. Nicht einfach so. Nicht ohne Gegenleistung. Das ich keine Liebe bekomme, einfach nur weil ich ich hin. Im Gegenteil, ich sein war immer mit Liebesentzug verbunden. Bedeutete immer eine Bestrafung.

Und beide Glaubenssätze hängen zusammen.
Das was hinter dem verdrehten Körpergefühl steckt und dem schnell verletzen Selbstwert. Das ich eigentlich ständig nur für andere lebe. Dauernd im Außen bin. Beides basiert auf den Glaubenssatz, dass ich selbst als Mensch nicht existiere, nur das was man an mir benutzen kann. Also bloß nichts falsch machen, immer sehen den anderen zu Diensten zu sein. Alles andere oder wenn ich das falsch mache (bzw. die Gefahr droht) ist das mit extrem viel Stress im Nervensystem verbunden. Unbewusst. Und das löst wiederum diese Kette von Gedanken und Emotionen aus. Angst, Einsamkeit, das Gefühl falsch und wertlos zu sein, usw.
Ich sage ja, wie 2 Seiten einer Medallie.
Und ich dachte erst es wären unterschiedliche Themen.
Total lustig.

Übrigens auch mal ein kurzes Update zu dem Thema mit dem Körpergefühl:
Seitdem mir die Ursache klar wurde, hat es sich stark verbessert. Ich würde immer noch gerne abnehmen wollen, also so komplett weg ist es nicht. Aber ich esse wieder relativ normal. Irgendwann hat sich ja mein ganzer Tag nur noch darum gedreht, was ich essen kann und wie viel davon und zu welcher Uhrzeit usw. Und dann hatte ich ein mega schlechtes Gewissen, wenn ich mich nicht daran gehalten habe (weil ich aus Einsamkeit oder Stress gegessen habe), was auch wieder extrem viel Stress im Nervensystem ausgelöst hat.
Und das ist so nicht mehr der Fall. Wie gesagt, es ist nicht komplett weg. Das würde ja aber auch fast an Hexerei grenzen, wenn. Aber es hat sich normalisiert. Der Weg in die Akzeptanz zum eigenen Körper zu gehen, statt dagegen anzukämpfen hat sich als umsetzbar und effektiv erwiesen 👍. Also für mich, hier und jetzt.

Ich für mich merke, dass ich sehr gut damit arbeiten kann, an die Ursache der Gefühle etc. zu kommen. Dem Gefühl und der Glaubenssatz was hinter dem Trauma liegt. Das erweist sich (aktuell) für mich als besser und produktiver, als detailliert immer wieder in die Traumata einzutauchen. Damit will ich nicht die Sinnhaftigkeit dieser Therapiemethode kritisieren und wer weiß, ob das in ein paar Jahren vllt für mich effektiv ist. Nur aktuell merke ich größere Fortschritte mit der Methode, wie wir in der Kunsttherapie arbeiten (wo wir uns teilweise ja sogar nur 1x pro Monat sehen), als in den 2 Jahren wöchentliche Gesprächs-/Traumatherapie.

Neuerungen (Gastbeiträge, neue Website, u.m)

Neue Website

Wir ihr es vllt mitbekommen habt, setzen wir uns für das Thema ein, dass Menschen mit einer Maskenbefreiung endlich wieder uneingeschränkte ärztliche Versorgung erhalten.

Aus diesem Grund, zumal wir ja auch selbst betroffen sind, taten wir uns mit einer anderen Betroffenen zusammen und riefen „Behandlung statt Ausschluss“ ins Leben.

Auf dieser Seite teilen wir unsere persönlichen Erfahrungen und die anderer Betroffener und geben Informationen (welche Folgen das Maske tragen für manche Menschen haben kann, welche Gründe es dafür gibt, was Dissoziationen überhaupt sind, etc.), sowie Hilfestellungen (welche Klinken Atteste akzeptieren) an die Hand.

Aktuell haben wir den Großteil hochgeladen, allerdings werden verschiedene weitere Erklärungen und Hilfestellungen dann mit der Zeit noch folgen.

Schaut gerne vorbei, teilt eure Erlebnisse mit uns und helft uns, die Geschichten derer, die keine Stimme haben, mit der Welt zu teilen.

https://behandlung-statt-ausschluss.de

Gastbeiträge

Wir möchten euch ab sofort gerne die Möglichkeit bieten, eine Plattform für eure Erlebnisse, Gedanken, Empfindungen oder auch kreativen Momente (Gedichte, etc.) bei uns zu finden.

Wir wissen aus eigener Erfahrung wie gut es tun kann, sich endlich einmal (zumindest schriftlich) mitzuteilen, aber nicht jeder möchte deshalb direkt einen Blog o.ä gründen.

Gerne dürft ihr unsere Website (und unseren Blog bei Insta und FB) nutzen, um euch mitzuteilen. Schickt uns eure Geschichten/Beitrag einfach über das Kontaktformular auf der Website oder via Mail an good4know@mail.de.

Den Rest erledigen dann wir.

Dies könnt ihr entweder mit Realnamen (und Verlinkung, sofern bereits ein eigener Blog besteht) tun oder wir können eure Beiträge auch anonym veröffentlichen. Dazu könnt ihr auch eine gesonderte Email-Adresse nutzen, die nicht auf euch selbst schließen lässt.

Ja, wir wissen: Echtheit und so. Wir müssen die Beiträge vorher aber sowieso lesen und sobald menschenverachtende Worte/Gedankengut (eingeschlossen jede opferverachtende Aussagen der Satanic-Panic-Bewegung o.ä) vorkommen, veröffentlichen wir es sowieso nicht. Ich glaube es dürfte eh klar sein, dass Themen die andere Menschen direkt angreifen (sprich persönlich mit Namen, Bevölkerungsgruppen u.ä) gar nicht erst veröffentlicht werden…

Aber wir wissen selbst, dass man sich nicht immer mit Namen nennen, sich aber trotzdem manchmal mitteilen möchte. Deshalb möchten wir euch gerne diesen Raum bieten. Uns geht es um eure Erlebnisse, Gefühle oder Gedanken.

Wir möchten der breiten Bevölkerung zeigen das es viel mehr Menschen gibt, die heute laut werden und sich mitteilen wollen. Das Traumata und psychische Erkrankungen kein Einzelfall sind und was sie alles mit sich bringen. Früher, wie heute.

Egal ist dabei übrigens ob es sich um Angsterkrankungen, Depressionen, PTBS, kPTBS, dissoziative Symptome, Persönlichkeitsstörungen (EGAL WELCHE!), usw. handelt. Wir können immer nur aus unserer Erfahrung und Recherche sprechen, aber die Welt, die Menschen und deren Erfahrungen sind so vielfältig, dass wir das niemals abdecken könnten. Egal wie viel Mühe wir uns zu geben versuchen. Daher fänden wir es gut und nur fair, wenn ihr selbst die Chance hättet (irgendwann, wenn ihr es einmal möchtet) auch bei uns zu Wort zu kommen .

Veröffentlichungstermine

Beiträge mit längerer Recherche wird es demnächst im 2 Wochentakt jeweils Sonntags geben. Es kann aber gut möglich sein, dass es zwischendruch mal Kurzmeldungen zu aktuellen Geschehnissen geben wird.

Beitragswünsche

Wenn ihr Wünsche zu speziellen Themen habt, könnt ihr uns diese jederzeit weiterhin zusenden. Wir machen uns immer wieder gerne an Themen, zu denen ihr mehr erfahren wollt. Es kann nur vorkommen, dass diese Beiträge manchmal etwas länger dauern 🤗.

Abwehrmechanismen der Psyche (Teil1)

Genauso wie unser Immunsystem erfüllt auch unsere Psyche einen wichtigen Zweck. Während unser Immunsystem für den Körper schädliche Bakterien und Viren abwehrt, wehrt unsere Psyche Gefühle und Impulse ab, die zu inneren Konflikten und Spannungen führen und uns damit schaden könnten.

Wie wir es bereits letztens durchgegangen sind, sind Gefühle überhaupt nichts schlimmes. Sie erfüllen eine wichtige Funktion, allerdings können sie oft im Zwiespalt zur äußeren Welt stehen, zu unseren Glaubenssätzen oder auch Wertevorstellungen. Und genau dann greifen bestimmte Abwehrmechanismen, wie sie jeder Mensch mindestens schon einmal erlebt hat. Und jeder wird es hin und wieder einmal tun. Das ist völlig normal und schützt unser System vor Überlastung. Schädlich werden sie erst dann, für uns selbst und für unsere Umgebung, wenn wir darin verharren bleiben.

Reflexion unserer Gedanken- und Handlungsmuster kann uns dabei helfen, mehr mit uns in Kontakt zu kommen. So können wir verstehen lernen, wovor und auch warum unsere Psyche uns gerade zu schützen versucht. Das Verstehen dessen kann uns aber auch dabei helfen, viele Reaktionen anderer Menschen (auch uns gegenüber) besser nachvollziehen zu können. Denn das meiste hat tatsächlich weniger mit uns selbst zu tun, als viel mehr mit ihnen. Genauso wie unsere Handlungsweisen gegenüber anderen sehr viel mehr mit uns gemein haben, als mit den anderen.

Wichtig ist hier noch zu sagen, dass es bei vielen Menschen Abwehrmechanismen gibt, die ihre Psyche „bevorzugt“, da sie sich als effektiv erwiesen haben. Aber meistens ist es so, dass jede Psyche trotzdem viele verschiedene Abwehrmechanismen einsetzt. Je nachdem was gerade sinnvoll erscheint. Und ☝, dass sie selten bewusst eingesetzt werden.

(alle Namen inkl. Beispiele sind erfunden und zudem in keine Richtung wertend gemeint)

Projektion

Jeder von uns hat Persönlichkeitsanteile (nicht im Rahmen der Dis) die er nicht annimmt und daher verdrängt. Ganz viel spielt dabei eine Rolle, wie wir aufgewachsen sind und geprägt wurden. Was wir richtig und falsch finden und mit unseren Wertvorstellungen überein passt. Nehmen wir das Bsp. eines Mannes, der in seiner Kindheit immer wieder vermittelt bekam, dass ein Mann stark zu sein hat und nicht weinen darf. Gefühle zu zeigen würde Schwäche bedeuten. Emotionen, vor allem solche wie Traurigkeit und Verletzbarkeit lässt er nun, wo er erwachsen ist, nicht mehr durch. Er lehnt sie an sich selbst ab, da sie ja Schwäche bedeuten. Ein Mann hat schließlich stark zu sein.

Nun begegnet er anderen Menschen, die sehr emotional sind. Ihre Tränen offen zeigen und über ihre Gefühle sprechen (wollen). Gegenüber diesen Menschen wird er nun vllt. eine Abneigung verspüren. Er wird sie für schwach halten und vllt. kommt sogar Ekel in ihm auf, weil diese Menschen genau den Teil in ihm ansprechen, offenbaren, den er verdrängt hat. Also geht er in die Abwehrhaltung. Um nicht mit seinem verdrängten Teil in ihm, seinen Gefühlen, in Kontakt zu kommen, versucht er etwas im Außen zu verändern. Der andere soll sich ändern, nicht so „weinerlich“ sein. Sich etwas „mehr zusammenreißen“ , sich „nicht so anstellen“ , usw.

Er projiziert sein innerstes nach Außen und versucht es dort zu ändern. Die Umgebung an seine (innere) Realität anzupassen.

Wendung gegen sich Selbst

Innere Emotionen, wie z.B Wut o.a., werden hier gegen sich Selbst gerichtet, anstatt gegen das Außen.

Als Bsp. wieder: Johannes wächst in einer Umgebung auf, wo z.B sehr viel Projektion stattfindet. Ständig bekommt er gesagt, dass er einfach zu unfähig und zu dumm ist, um irgendetwas hinzubekommen. Er verinnerlichte dies so sehr, dass er nun, wo etwas nicht klappt, den Grund in seiner Fehlerhaftigkeit bei sich sieht. Wäre er weniger dumm und unfähig, dann wäre seine Freundin nicht mit dem Nachbarn durchgebrannt. Das Projekt auf Arbeit wäre angenommen worden oder sein Auto nicht kaputt gegangen. In ihm steigt eine unglaubliche Wut gegen den Verursacher seines Scheiterns auf: Ihn Selbst. Nun sitzt er zuhause und macht sich endlose Vorwürfe: „Wenn ich nicht so dumm wäre, dann wäre das gar nicht passiert. Warum kann ich nicht anders sein? Warum bin ich so ein unfähiger Mensch?! Alles mache ich kaputt!“ .Vllt verletzt er nun deshalb nicht nur seine Psyche (durch innere Vorwürfe) , sondern sogar seinen Körper.

In Wahrheit ist es aber so, dass Dinge manchmal scheitern. Egal wie sehr wir uns anstrengen und uns Mühe geben. Nicht alles was passiert liegt in unserer Macht. Es gibt unglaublich viele Komponenten, wie etwas zu etwas führen kann. Ein Scheitern hat nicht automatisch etwas mit uns zu tun.

Als Johannes früher immer wieder diese verletzenden Worte hörte, entstand eine tiefe innere Verletzung. Sein tiefstes Inneres spürte nicht nur die Ungerechtigkeit, sondern er wurde auch nie so angenommen und geliebt wie er war. Die Wut die daraus entstand, schlummert noch immer in seinem Inneren. Und wenn jetzt etwas scheitert (was hier als Trigger fungiert), richtet er diese Wut gegen sich Selbst. Es wurde nie verbalisiert, dass er nicht der Grund ist. Der Grund für seine Wut liegt eine Schicht dahinter und die Auseinandersetzung mit dieser früheren Verletzung wäre sehr schmerzhaft.

Rationalisierung

Geschehnisse und Handlungen werden rationalisiert, statt den dahinterliegenden, wahren Grund zu betrachten. Nehmen wir das ganz aktuelle Bsp. mit dem Tragen eines Mund- und Nasenstutzes. Da ich aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen kann, habe ich sehr viele Anfeindungen erfahren. Immer wieder fielen Argumente wie: „Wir haben eine Maskenpflicht, deshalb müssen Sie die tragen“ oder „Aus Solidarität zu anderen muss man eine tragen, sonst ist das egoistisch“ . Spannend fand ich dabei, dass kaum einer sagte was tatsächlich hinter ihrer Aggression mir gegenüber, einem ja völlig fremden Menschen, lag: Angst. Die Angst um das eigene Leben oder das derer, die sie lieben.

Und als dann die Impfungen aufkamen, wurde es sogar noch extremer. Menschen gingen soweit, andere deshalb sogar wegsperren zu wollen, wenn sie eine Impfung ablehnten. Auch das wurde rational begründet. Sie wären gefährlich für andere und das noch aus völlig egoistischen Gründen. In Wahrheit ging aber eine furchtbare Angst durch das Land, der aber nur wenige ins Auge schauen wollten (und hier setzt bzgl. dem „Egoismus-Vorwurf“ auch wieder die Projektion ein = aus meiner inneren Angst versuche ich den anderen zu etwas zu zwingen, damit meine Angst stiller wird).

Ein anderes Bsp.: Sandra hat furchtbare Angst vor dem Zahnarzt. Dort steigt in ihr ein Gefühl von Hilflosigkeit und Ausgeliefert sein auf, was aus einem früheren (vllt. noch verdrängten) Trauma resultiert. Nun findet sie immer wieder Gründe nicht hin zu gehen, z.B weil die Zähne ja gar nicht weh tun. Oder der Zahnarzt sowieso nicht so kompetent wirkt. Und eigentlich hat sie gerade eh viel zu viel um die Ohren. Es werden also rationale Gründe gesucht, um das dahinterliegende Gefühl nicht spüren zu müssen.

Verschiebung

Hier verschieben wir Gefühle und Vorstellungen von einer Person auf eine andere, weil wir sie an der Ursprungsperson nicht ausagieren können.

Bspw. hat Fritz auf Arbeit sehr viel Ärger mit seinem Chef. Er wird immer wieder niedergemacht, seine Arbeit nicht gewürdigt und er entwickelt daraufhin sehr viel Wut dem Chef gegenüber. Er fühlt sich nicht ernst genommen, nicht gerecht behandelt und spürt den mangelnden Respekt seines Chefs ihm gegenüber. Gegen diesen kann er seine Gefühle aber nicht richten, da er sonst Gefahr läuft noch schlechter behandelt zu werden oder gar seinen Job zu verlieren. Er kommt nun nach Hause und seine Frau fragt ihn ob er daran gedacht hat, die Briefe die sie ihm mitgab, abzugeben. Eine vollkommen neutrale Frage. Aber in ihm kommen gerade all die unterdrückten Gefühle von der Arbeit hoch. Er beschimpft seine Frau sie würde ihn nur drangsalieren, ihn nicht ernst nehmen, nicht respektieren. Er beleidigt sie … und schlägt zu. Schuld ist dann natürlich sie (in seinen Augen), da sie ihn ja so lange gereizt hat.

In Wahrheit war diese Situation aber nur ein Trigger für seine ungelösten (inneren) Konflikte. Seine Frau hatte damit überhaupt nichts zu tun. Bei der Verschiebung nehmen wir also all unsere Gefühle, die wir an der eigentlichen Person, gegen die sie gerichtet sind, nicht auslassen können und richten sie gegen eine nähere und verfügbarere Person, die wir in diesem Moment uns gegenüber in einer unterlegeneren Position erachten. Das können auch die Geschwister, das Haustier, Gegenstände, o.ä sein. Und in diesem Zusammenhang können auch Phobien entstehen. Z.B kann sich eine Klaustrophobie entwickeln, wenn wir uns von Menschen beengt fühlen (z.B durch Missbrauch), auf deren Schutz wir angewiesen sind.

Sublimierung

Sublimierung kommt vom lateinischen sublimare und bedeutet soviel wie „erhöhen“ oder „emporheben“ . Nicht gern gesehene innere Triebe und Wünsche werden hier in sozial und kulturell angesehene, akzeptierte Handlungen umgewandelt, wie „veredelt“ . Und das ist etwas, was wir z.B so gut wie alle, ständig tun.

Als Bsp. wieder die Situation mit dem Stress auf der Arbeit. Statt nach Hause zu gehen und die inneren Konflikte und Spannungen an der Umgebung auszulassen, nutzt man hier eine andere Möglichkeit. Sport ist z.B so ein Medium. Viele Aggressionen lassen sich sehr gut über sportliche Betätigung abbauen. Oder mein Schreiben, der Blog hier, ist der künstlerische Ausdruck innerer Ohnmacht. Hier kann ich aus dem passiven Zustand, der ich einst als Opfer war, in den aktiven übertreten. Viele Kunstwerke und lyrische Schriften entstanden aus inneren Konflikten, die in künstlerischer Form auf ein Medium übertragen wurden.

Ein Bsp. wäre hier auch die Autorin eines Liebesromans (das gilt nicht allgemein, sondern soll nur als Beispiel dienen!). Sie sehnt sich nach sexueller Spannung, Leidenschaft und Liebe. Ihr Mann leidet vllt an einer Krankheit, beide lebten sich auseinander oder vllt hat sie auch sexuelle Wünsche, die sie in ihrer Beziehung nicht ausleben kann. All diese Wünsche, Triebe und Bedürfnisse kann sie nun in ihren Roman legen und auf diese Art ausleben.

Regression

Bei der Regression treten wir in einen früheren Entwicklungsstand zurück, um erwachsene Entscheidungen zu umgehen. Das hört sich erst einmal wertender und negativer an, als es eigentlich ist. Wir alle tun das in regelmäßigen Abständen, mal mehr und mal weniger.

Psychosomatische Beschwerden können da so ein Beispiel sein. Wir rutschen in einen Zustand zurück, als wir unsere Gefühle noch nicht verbalisieren konnten, weil wir noch gar keine Sprache erlernt haben und nur unser Körper reagieren konnte. In den Zustand des Babys oder Kleinkindes, wo wir auf ungestillte Bedürfnisse mit Bauchschmerzen reagiert haben. Oder mit Herzrasen, weil wir Angst bekamen. Die Gefühle, die nie eine Bezeichnung erhielten, können sich dann heute über den Körper äußern. Bauchschmerzen, wenn wir uns nicht gesehen und gehört fühlen oder Bluthochdruck, weil die Angst vor dem Verlassenwerden so stark in unserem Inneren präsent ist und uns ständig in Anspannung versetzt.

Aber auch trotziges und bockiges Verhalten kann sowas sein: „Nein, jetzt will ich das auch nicht mehr!“ oder „Du hast mich nicht richtig verstanden, deshalb rede ich jetzt nicht mehr mit dir“ . Oder was man oft auch in vielen Diskussionen auf SocialMedia oder auch privat erleben kann, wenn unterschiedliche Meinungen aufeinander treffen: ,,Das finde ich blöd und du bist es auch“ – „Du bist aber noch viel blöder“ – Das sind oft Verhaltensweisen, wie wir sie bei kleineren Kindern beobachten können, die ihre aufkommenden Gefühle (z.B nicht gesehen oder ernst genommen werden) noch nicht wirklich betiteln können. Und wenn wir als Erwachsene da hinein rutschen, kommen eben solche Gefühle auf, für die wir noch immer keine Worte (bei uns selbst) kennen und die wir auch nicht sehen und fühlen möchten.

Kompensation

Wenn wir Kompensieren, versuchen wir ein inneres Ungleichgewicht auszugleichen. Als Bsp. nehmen wir Friedolin, der mit seinem Körper nicht wirklich im Reinen ist. Er fühlt sich schwach, unattraktiv und kann nicht wirklich mit seinem Körper in Kontakt kommen und ihn als Teil seines Selbst anerkennen. Er lernt einige Bodybuilder kennen, die genau das zu verkörpern scheinen, was er sich wünscht. Stärke, Macht und eine sehr attraktive Freundin. Er beginnt daraufhin ebenfalls mit dem Bodybuilding (auch das dient nur als Bsp. und gilt nicht allgemein!) und spürt Anfangs auch immer mal wieder ein kurzes Gefühl der Befriedigung.

Nur bleibt es nicht. Da dieses Gefühl der Unzufriedenheit mit sich Selbst aus seinem tiefen Inneren kommt und in erster Linie gar nicht wirklich etwas mit seinem Körper zu tun hat, erreicht er nie wirklich das Gefühl der Zufriedenheit, welches er sich so wünscht, mit seinem Bodybuilding. Es ist nicht genug. Er wird diese innere Unzufriedenheit einfach nicht los. Vllt müssen es mehr Muskeln sein, er muss sich noch mehr anstrengen, denkt er. Also trainiert er weiter. Spritzt sich Anabolika, nimmt Unmengen an Proteinen zu sich … Aber nichts. Die Zufriedenheit bleibt einfach nicht. Also macht er weiter und befindet sich schon längst in einer Sucht, ohne es zu merken. Er kompensiert sein inneres, schmerzhaftes Gefühl, eine alte Verletzung, mit etwas äußerem.

Ein anderes Bsp. wäre da das Essen. Viele von uns kennen das: Man ist traurig und greift zur Schokolade. Es gibt uns ein kurzes, gutes Gefühl, womit wir das negative auszugleichen versuchen.

In Teil 2 gehts weiter …

Das Trauermodell

Letztens besprachen wir die eigentliche Ursache unserer Gefühle bzw. das, was sie uns vermitteln wollen. Der Bereich der Trauer hat jedoch, finde ich, noch einmal seinen ganz eigenen Raum verdient und lässt sich nur schwer in einem Kapitel abarbeiten.

Zunächst erst einmal weil ich die unterschiedlichen Stufen der Trauer gerne extra besprechen möchte, aber auch, weil Trauer oft nur mit dem Verlust nahestehender Wesen in Verbindung gebracht wird. Jedoch können wir über vieles trauern, u.a auch über unsere verlorene Kindheit o.ä. Und gerade da dies ein Traumablog ist, wollen wir das heute einmal ansprechen.

Was Trauer uns mitteilt

Trauer empfinde ich als ein ganz schwerwiegendes, ja schmerzhaftes Gefühl. Wir fühlen uns nicht nur völlig leer, sondern wir können auch nicht mehr schlafen und empfinden sogar körperlichen Schmerz. Ein Schmerz, der uns zu zerreißen droht.

Der Kinderpsychologe John Bowlby setzte den Grundbaustein für die Bindungstheorie. Darin erforschte und stellte er dar, wie wichtig Bindung für uns Menschen ist. Wir sind keine Wesen, welche völlig allein überleben können, sondern sozial und emotional auf unsere Umgebung angewiesen. Auf Dauer verhungern wir in unseren emotionalen Bedürfnissen, wenn wir keine (sicheren) Bindungen eingehen können. Wir streben nach Kontakt, nach Nähe und Liebe. Und wenn wir nun einen engen Kontakt verlieren oder etwas, das unser Bedürfnis nach Verbindung gestillt hat, trifft uns ein tiefer Schmerz.

Trauer zeigt uns den Bruch einer Verbindung an. Sie signalisiert den Schmerz über die verlorene Nähe und etwas, das uns wichtig war. Für unseren Körper bedeutet das höchste Gefahr, da etwas überlebenswichtiges (!) in unserem Leben wegfällt.

Das Trauermodell

Die Schweizer Psychologin Verena Kast entwickelte dieses Modell, angelehnt an den Prozess, welchen Menschen durchleben, die einen geliebten, nahestehenden Menschen verloren haben.

Dieser Prozess zeigt den Beginn und das Ende, inklusive Neuorientierung, der Trauerphase an. Wie lange diese aber dauert, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Es gibt keine Zeitangabe und auch kein: „Reiß dich mal zusammen, XY kam nach 2 Monaten schon wieder klar. Warum kannst du das nicht?!“ . Ebenfalls laufen die gleich folgenden Phasen nicht automatisch nach einander ab, sondern überschneiden sich sehr oft. Manchmal kommt daher auch die 3. vor der 1. usw. Es können sogar Phasen ausbleiben. Ebenso können sich verschiedene Phasen auch wiederholen, sodass man den Eindruck bekommt, es käme zu Rückschritten. All das ist dennoch mehr als normal!

Im Laufe der Zeit wurde dieses Modell übrigens weiter über- und ausgearbeitet, sodass sich teilweise auch unterschiedliche Phasenbegriffe finden lassen.

1.Leugnen

Wir erhalten die Nachricht, dass etwas schreckliches passiert ist. Etwas das uns wichtig ist, ein geliebter Mensch, unsere Gesundheit oder die heile Vergangenheit ist fort. Jemand ist gestorben, wir erhalten die Nachricht unter einer schweren Krankheit zu leiden oder das wir schweren Missbra*ch ausgesetzt waren. Die sonst so heile Welt bricht zusammen. Nichts ist mehr wie vorher. Als Schutzmaßnahme wendet unsere Psyche nun die Verleugnung an. Was nicht da ist, was niemals geschehen ist, kann uns auch nicht belasten.

Typische Sätze sind hier z.B: „Das stimmt nicht! – Das hast du dir nur ausgedacht! – Ich bilde mir das nur ein. – Das ist nie passiert. – usw.“

Die Phase der Verleugnung kann wenige Minuten, Stunden oder sogar Wochen bis Monate oder länger betragen. Wichtig ist hier zu verstehen, dass die Psyche des Menschen so reagiert und alles verleugnet, weil die Konfrontation mit der Realität sonst zu viel wäre. Ihr könnt, als Angehörige, demjenigen die Hand reichen, alltägliches abnehmen und auch immer wieder, sehr sachte, versuchen auf die Realität anzustupsen. Lasst ihn nicht alleine, das stärkt die Resilienz. Aber ihr könnt ihn nicht dazu bringen, sich eher, als seine Psyche bereit ist, damit auseinanderzusetzen. Das macht der Körper und die Psyche irgendwann, wenn sie dazu bereit sind, von ganz allein. Unterstützt denjenigen aber auch nicht in seiner Scheinrealität!

2.Wut

Sobald das Ereignis realisiert wurde, fahren die Emotionen Achterbahn. Wut stellt sich über den Verlust ein. Vor allem sucht die Wut hier einen Verantwortlichen, auf den sie sich richten kann. Der Verursacher eines Unfalls z.B, der den geliebten Menschen nahm. Oder die Krankheit oder deren Ursache. Oder auf das, was z.B zu dem traumatischen Ereignis führte.

Wut ist wichtig, da sie uns Kraft gibt. Sie kanalisiert unsere Energie und lässt uns aufstehen und den Tag durchhalten. Sie lässt uns oft nach ausgleichender Gerechtigkeit suchen und bringt uns damit ins Handeln. Das ist in der Praxis nicht immer gut, da es auch dazu führen kann, eigentlich unschuldigen Menschen z.B Vorwürfe etc. zu machen.

Wut sollte dennoch ausgelebt und nicht unterdrückt werden. Sonst kann sie sich nicht integrieren und wächst (oft versteckt) weiter. Du darfst dich über die Ursache deines Leides aufregen. Tue das ruhig einmal so richtig. Läster über die Krankheit oder die verursachenden Menschen oder Umstände ab. Ich mag generelles Lästern nicht sehr, aber hier darfst du deiner Wut diesen Freiraum einmal einräumen. Vllt hilft es dir auch Beleidigungen oder Schimpfwörter, die im Inneren auftauchen, niederzuschreiben. Schlage auf einen Boxsack ein und/oder schreie ganz laut. Räume deiner Wut einen Raum frei, wo sie sich, ohne anderen (unschuldigen) zu schaden, frei entfalten kann.

3.Verhandeln und Suchen

Wir realisieren, dass wir dem bereits Geschehenen nicht ausweichen können. Diese Phase ist meist von dem Versuch geprägt, trotz alle dem noch einen Funken Kontrolle erhalten zu können. Nichts ist für uns schlimmer, als ohnmächtig zu sein. Oft suchen wir hier die Schuld bei uns. Im Falle der Krankheit z.B, versuchen wir jetzt gesünder zu leben. „Wenn ich das und jenes tue, kann ich vllt noch X Monate/Jahre leben und ZY mitbekommen.“

Im Sinne einer traumatischen Vergangenheit suchen wir hier die Punkte, wo wir vllt eine Mitverantwortung trugen. Etwas, das uns das Gefühl gibt, es in einer ähnlichen Situation besser machen zu können. Oder auch, wo z.B die Bezugsperson (/der Täter) doch nicht so extrem schlimm war, denn schließlich hatten wir ja eine Mitschuld. Ohne uns (unsere Verhalten, etc.), hätte er nicht so schlimme Dinge getan. Vllt Denken wir auch es ist alles gar nicht so schlimm, WIR übertreiben nur. Oder im Bereich des verloren gegangenen, suchen wir oft nach etwas, dass uns (heute hier) ähnlich erscheint. Die (schöne) Vergangenheit quasi wiederaufleben lässt.

Diese Phase kann von unglaublich viel Schmerz geprägt sein. Sie zeigt uns unsere Suche nach dem Schönen auf. Nach dem Heilen, das verloren ging. Egal ob wir die Schuld bei uns suchen oder versuchen Vergangenes wiederaufleben zu lassen: Letztendlich versuchen wir hier, ebenfalls, wieder Kontrolle zurück zu erlangen. Diesmal versuchen wir dies aber nicht über das Außen (wie bei der Wut), sondern über uns.

4.Realisierung

Oft wird diese Phase auch die ‚Depressive‘ genannt. Mir persönlich gefällt aber „Realisierung“ besser. Denn nichts anderes geschieht hier. Wir realisieren vollends, was geschehen ist. Wir realisieren, dass weder wir etwas an der Situation ändern können, noch ein anderer. Vergangen und Geschehen ist, was ist. Daher ist diese Phase meist von schlimmen depressiven Episoden geprägt.

Das Klarwerden über unsere Handlungsunfähigkeit, über unsere Ohnmacht gegenüber dem Leben, stürzt uns oftmals in ein tiefes Loch. Auch das ist normal. Vieles können wir steuern und kontrollieren, aber eben nicht alles. Egal wie wir uns ernähren, benehmen, handeln oder nicht handeln. Das Leben ist eine Komponente, welche außerhalb unseres Handlungsspektrums liegt. Daher meinte ich auch einmal, dass negative Dinge eben manchmal einfach geschehen. Wir müssen das nicht positiv oder gut finden. Wir dürfen darüber wütend sein und weinen, dennoch bleibt uns letztendlich nicht mehr als die Akzeptanz dessen übrig.

In dieser Phase können wir uns allein, einsam, schwach und hilflos fühlen. Wir glauben keinerlei Kontrolle mehr zu haben, was uns die Hoffnung nimmt. Ich glaube in dieser Phase laufen wir daher auch die größte Gefahr „stecken“ zu bleiben. Vllt hilft zu verstehen wo man die Kontrolle hat, denn die hat man in sehr vielen Momenten, und wo nicht. Das es Dinge gibt, die wir beeinflussen können und welche, über die wir keine Macht haben.

5.Akzeptanz

In dieser Phase erreichen wir die Akzeptanz. Wir akzeptieren den Verlust eines geliebten Menschen oder unseren eigenen (baldigen) T*d. Wir akzeptieren unser Trauma und was uns widerfahren ist. Akzeptanz bedeutet nicht automatisch Integration, ist aber der beste Schritt dahin.

Akzeptanz kann dazu führen, dass wir auch die positiven Dinge unseres Lebens oder der verloren gegangenen Beziehung wieder schätzen lernen. Vllt ziehen wir uns aber auch in dieser Phase zurück. Isolation ist nicht immer nur ein negatives Zeichen, auch wenn Angehörigen dies oftmals Sorgen bereitet. Wir brauchen diese Zeit um all die vergangenen Emotionen und Erlebnisse verarbeiten zu können. Um uns selbst wieder zu stabilisieren. Und allmählich empfinden wir vllt sogar wieder Glück und Freude.

Auf die Kindheit bezogen – Se*ualität

Ich habe festgestellt, dass ich mich aktuell in der Trauerphase um meine Kindheit befinde. Dinge die so nie oder falsch stattfanden.

Ich trauere um mein 1. Mal. Nicht nur um das verlorengegangene, unbewusste erste Mal, sondern auch um das bewusste 1. Mal. Auch das war nicht von Liebe oder Zärtlichkeit geprägt. Sondern fand mit einem viel zu alten Mann statt (ich war 14 und er 27). Wir waren in keiner Beziehung und es gab auch keinen Respekt mir gegenüber. Im Gegenteil wurde sich später mit den, ebenfalls erwachsenen, Kumpels darüber lustig gemacht. Ich hatte meine ganze Schul- bzw. Jugendzeit nie einen Freund, in den ich verliebt war und er in mich. So wie andere. Nur Se*ualpartner. Und darüber trauere ich heute. Ich denke oft an mein verloren gegangenes 1. Mal. Und ich wünsche es mir heute, so wie es damals hätte sein sollen.

Ich trauere über das gegenseitige Verliebtsein unter Teenagern, das ich nie erleben durfte. Das gemeinsame Ausgehen. Händchenhalten oder sich verliebte Briefe schreiben. Und über die ersten verschüchterten, intimen Versuche, die ich nie hatte. Meine ersten bewussten Erfahrungen mit Männern (und leider nicht Jungs), waren geprägt vom Rein-und-Raus-und-jetzt-mach-dich-weg.

Es ist wichtig, dass wir darum trauern, finde ich. Das jeder von uns darum trauern darf. Lange Zeit gab ich mir die Schuld: „Kein Wunder, wenn man sich so nuttig anzieht. Oder direkt zu jedem ins Bett steigt.“ Aber wisst ihr, ich bin nicht Schuld, dass erwachsene Männer ein Kind benutzt haben. Und ja, das ist man in diesem Alter. Egal wie viel Hüfte man hat.

Auf die Kindheit bezogen – Eltern

Und ich trauere um die Eltern, die ich brauchte, aber nie hatte. Meine Eltern haben selbst ihre Traumata und es liegt mir fern, sie als von Geburt an schlechte Menschen einzustufen. Grundlegend fern. Denn es gab auch schöne Momente. Es gab tolle Momente mit meinem Vater und sogar mit meiner Mutter. Und diese werde ich auch versuchen mir im Herzen zu behalten, egal was sonst war. Das Negative löscht nicht das Positive aus. Das Positive hebt aber auch das Negative nicht auf. Beides darf bestehen.

Ich trauere um die emotionale Nähe, die mir fehlte. Das in den Arm genommen werden, wenn ich Schmerzen hatte. Oder die liebevollen Umarmungen, das fehlende: „Ich habe dich lieb. Egal was kommt.“ . Die fehlende seelische Unterstützung bei einer Trennung oder wenn ich mich allein fühlte. Ich trauere darum, dass sie meinem Kind keine Großeltern waren, wie er es verdient hätte. Die Oma, die ihm Süßigkeiten unterjubelt, worüber ich mich furchtbar aufgeregt hätte. Oder der Opa, der ihm das Schnitzen zeigt. Ich trauere um meine Geschwister, die ich nicht aufwachsen sehen konnte. Um meine eigenen Kinder, die ich vllt noch hätte aufwachsen sehen können, aber nie tun werde. Um meine eigene Familie, die ich vllt gehabt hätte.

Ich glaube es ist wichtig, dass wir auch über unsere eigene Vergangenheit trauern können. Und wahrscheinlich befinden wir uns alle, mehr oder weniger, in dieser Trauerzeit. Jeder in seiner Phase. Und so schlimm sich diese Phasen auch anfühlen, sehen wir es doch „einfach“ so: Diese Phasen kennzeichnen Punkte, auf dem Weg unserer Heilung…

Gefühle und Emotionen (und was sie uns mitteilen)

Gefühle beeinflussen uns regelmäßig, eigentlich den ganzen Tag über, maßgeblich. Auch jene, welche behaupten sie würden auf Gefühle nichts geben.

Und solange wir Gefühle wie Glück oder Liebe empfinden, freuen wir uns auch und machen uns wenig Gedanken darüber. Erst wenn die Gefühle in die „negative“, „destruktive“ Richtung abgleiten, nehmen wir sie bewusst wahr und ärgern uns über sie.

Da es aber, genau genommen, nichts zu ärgern gibt, möchte ich heute einmal über die Hintergründe verschiedener Gefühle sprechen und was wir vllt auch produktives aus ihnen ziehen können. Deswegen fühlen sie sich nicht weniger schlimm an, aber vllt können wir einen liebevolleren Umgang mit ihnen lernen.

Bewusst habe ich heute übrigens die Trauer ausgelassen. Für diese wird es einen extra Beitrag geben.

Unterschied zwischen Gefühl und Emotion

Sehr oft werden diese beiden Begriffe synonym verwendet. Dennoch gibt es einen kleinen Unterschied.

Emotionen sind eine Mischung aus einem innerem Empfinden und unserer Reaktion darauf. Steigt in uns z.B Angst auf, setzt unser Körper Stresshormone frei, welche verschiedene Reaktionen wie schwitzen, Herzrasen etc. auslösen. Die Hormone wiederum haben Einfluss auf unsere Gedanken und Entscheidungen. Hinter einer Emotion steckt also eine Kombination aus Gefühlen (z.B Freude, Trauer), Körperreaktion (Bluthochdruck, Schwindel,… ) und Denkprozessen (entscheiden, vergleichen, etc.).

Gefühle sind demnach nur ein Teil einer Emotion. Sie beschreiben ausschließlich unsere Empfindung im Jetzt.

Angst

Angst warnt uns vor einer drohenden Gefahr und ist daher ein zutiefst normales und vor allem wichtiges Gefühl.

Gerät sie jedoch aus dem Gleichgewicht, was oft zu einer Angsterkrankung führt, macht sie uns das Leben meist mehr als schwer. Wir reagieren dann mit Panik, schwitzen, Schwindel, Wortfindungsstörungen, Depersonalisation, Herzrasen und Isolation. Bei einer Angsterkrankung haben Ängste bereits ein Eigenleben angenommen. Sie sind so übersteigert, dass sie mit der JETZIGEN Realität nicht mehr viel gemein haben. Hinter jeder „übersteigerten“ Angst steht aber immer eine frühere Realität, die nur durch etwas aktuelles getriggert wurde. Wir erinnern uns: Angst schützt vor einer drohenden Gefahr und die frühere Realität, die angetriggert wurde, bedeutete Gefahr. Unser Gehirn kann diese äußere und innere (zeitlich vergangene) Realität nicht auseinander halten und kann diese Ängste daher auch nur durch neue Lernerfahrungen abbauen. Nicht durch Rationalität.

Wenn wir z.B Angst vor Menschen oder deren Bewertung empfinden, haben wir früher oft die Erfahrung gemacht, dass wir nicht so gut waren, wie wir sind. Vllt wurde uns vermittelt, dass wir besser sein müssten. Etwas leisten sollen, was wir nicht konnten. Das wir nicht geliebt wurden, für das was und wer wir sind. Hinter der Angst vor menschlicher Nähe oder zu engen Räumen, steckt oftmals die frühere Erfahrung, dass ein zu enger (menschlicher) Kontakt oder eine (räumliche) Umgebung, aus welcher wir nicht fliehen konnten, uns ohnmächtig fühlen lassen hat. Wir wurden wortwörtlich eingeengt.

Eins möchte ich persönlich noch hinzufügen und zwar das ich glaube, dass hinter vielen andere Emotionen wie Wut, Neid, Eifersucht, etc oft eigentlich nur Angst steht.

Ekel

Ekel soll vor Schaden durch potenziell gefährliche Inhalte bewahren, wie z.B Infektionen, Ur*n oder Erbr*chenen. Er entwickelt sich meist lernbedingt. Zum Beispiel durch das was die Eltern vorleben (oder generell die Kultur/vorhergehenden Generationen) oder durch persönliche, negative Erfahrungen.

Der Ekel vor verschimmelten Lebensmitteln hat so gesehen also einen wertvollen Zweck und zwar den, unseren Körper vor einer möglichen Erkrankung zu schützen.

Und auch im Traumakontext entwickelte Phobien wie z.B vor Körperfl*ssigkeiten, stellen eine wichtige Funktion dar. Früher bedeuteten eben diese Schaden am Körper, infolgedessen hat sich ein chronischer Ekel davor entwickelt. Werden Körperfl*ssigkeiten gemieden, kann auch kein solcher Schaden wie früher mehr geschehen (in der Logik des Körpers). Auch hier geschieht die Bewältigung der Phobie meist nur über positive, neue Erfahrungen.

Wut

Wut ist ein Gefühl, welches uns signalisiert: „Hallo! Hier wird grad ein für dich ganz wichtiges Bedürfnis nicht gestillt oder/und eine Grenze übertreten!“ .

Sei es Respekt, Anerkennung, Liebe, Aufmerksamkeit (man kennt es von Kindern z.B, die vieles anstellen, um Aufmerksamkeit zu erhalten – Ein überlebenswichtiges Bedürfnis) o.ä was wir benötigen, aber nicht erhalten. Wut ist furchtbar schädlich, wenn sie unreflektiert auf uns oder unsere Umgebung trifft. Ohne Diskussion. Dennoch entsteht erst dann, wenn ein inneres Bedürfnis nicht gestillt wird. Und nein, das hat nicht immer etwas mit der Außenwelt zu tun. Oft tritt Wut auch dann auf (auf uns oder andere), wenn wir selbst unsere Grenzen nicht kennen. Wenn wir sie übertreten lassen, ohne klar eine Linie zu ziehen oder wenn wir sie selbst übertreten.

Ein Bsp. wäre da der Chef, der immer wieder zu Überstunden auffordert und der Angestellte einfach nicht „Nein“ sagen kann. Immer mehr Wut keimt in dem Angestellten auf. Gegenüber seinem Chef (im besten Falle), oder gegenüber ihm Selbst oder seinem/r Partner/in (durch Übertragung), etc.

Wenn du ein wütender Mensch bist, schau wo deine Bedürfnisse nicht erfüllt werden/wurden. Teile das deiner Außenwelt (bzw. den Betroffenen/Nahestehenden) mit, vllt lässt sich etwas ändern. Und wenn nicht, schaue wo du deine eigenen Grenzen besser vertreten kannst.

Im nächsten Beitrag werde ich noch etwas näher auf die Wut eingehen.

Langeweile

Langeweile hat man nur, wenn man nichts tut“ höre ich oft. An sich ist daran nicht prinzipiell etwas falsch. Bezogen ist dies aber oft auf Faulheit, Luxus und Wohlstand. Auch hier möchte ich nicht generell widersprechen. Allerdings fällt dieser Satz meist verknüpft mit dem zutiefst preußisch geprägten Denken: „Nur wer etwas leistet, ist etwas wert“ .

Dennoch gibt es auch Menschen die einen für die nächsten 365 Tage ausgefüllten Terminkalender haben. Kein Mensch würde behaupten diese wären untätig. Und trotzdem empfinden viele oft Langeweile und Leere. Langeweile bei jedem 2. Meeting. Langeweile bei jedem Buisness-Essen und Langeweile bei den zwischenmenschlichen Gesprächen. Liegt es nun am „zu wenig tun“ ? Wahrscheinlich nicht. Der Glaubenssatz man würde einfach nicht genug tun (oder wäre zu faul etwas zu tun), hinkt also.

Es liegt eher daran, dass du unterfordert bist. Natürlich sind wir Wesen, welche produktiv sein wollen. Aber produktiv und ständig beschäftigt sein, sind 2 verschiedene Dinge.

Wenn du Langeweile (und Leere) empfindet, frage dich bzw. sehe es als Hinweis, dass die aktuelle Situation dich nicht ausfüllt. Langeweile kann uns inspirieren kreativ zu werden, mehr auf uns zu schauen und auf das, was wir wirklich möchten.

Neid

Neid empfinden wir, wenn wir etwas bei jemand anderes sehen, was wir selbst gerne hätten. Ganz oft wird Neid als das ultimativ böse angesehen, aber er signalisiert uns auch, was uns in unserem Leben fehlt. Wichtig ist zu verstehen, dass es nicht darum geht, dass der andere das Problem ist (der hat, was wir uns wünschen) oder das wir selbst zu schlecht oder unwürdig dafür wären, dies ebenfalls zu bekommen oder zu erreichen. Neid kann uns Missstände in unserem Leben aufzeigen. Wenn wir unseren Blick nicht nach Außen richten, sondern in uns, kann er unglaublich wertvoll sein.

Im Falle der Kollegin z.B, die „den perfekten Partner“ hat, kann Neid uns zeigen, wo da unser unerfülltes Bedürfnis steckt.

Bsp.: „Was sehe ich in der Partnerschaft der beiden, was ich mir auch wünsche? Fühle ich mich einsam, weil meine Gefühle in meiner Partnerschaft nicht gesehen werden oder weil ich Single bin und mir auch jemand an meiner Seite wünsche? Oder hat dieser Partner einen guten Job? Ist es Sicherheit, welche ich mir also eigentlich (symbolisiert durch das finanzielle) wünsche?“ Ein anderes Bsp. wäre der Neid auf die Karriere eines anderen: „Was macht mich daran neidisch? Vllt die Anerkennung und das Ansehen welches diesem entgegengebracht wird, weil ich früher immer kritisiert wurde und mir eben diese Anerkennung daher heute auch wünschen würde?

Neid kann uns also bei der Frage helfen: „Was will ich selbst in meinem Leben und wie kann ich es erreichen?

Eifersucht

Neid ist das, wo wir etwas begehren, was wir nicht haben. Eifersucht dagegen ist ein Gefühl, das hoch kommt, wo wir etwas verlieren könnten, das wir bereits „haben“ und was uns wichtig ist (aus Liebe oder weil es ein Befurfnis von uns stillt).

Bei der Eifersucht gehen wir also in die Verlustangst. Starke Verlustangst speißt sich meist aus der Erfahrung früher nicht gut genug gewesen zu sein (z.B durch emotional unerreichbare Eltern, Missbr*uch, etc.). „Wenn ich nicht ausreiche, dann wird man mich auch (für etwas besseres) verlassen“ . Oftmals haben wir in der Vergangenheit auch die Erfahrung machen müssen, dass wir Wesen, welche wir liebten, verloren haben. Vllt durch die Trennung der Eltern, durch den T*d eines geliebten Wesens oder weil uns ein Partner betrogen hat. Was man liebte, war also irgendwann weg. All das (und mehr) KANN oftmals später chronische Eifersucht verursachen.

Das Gefühl der (normalen) Eifersucht kann uns aufzeigen, was uns in unserem Leben wichtig ist und was wir nicht verlieren möchten. Um was sich ein Kampf lohnt. Übersteigerte Eifersucht dagegen hängt meist mit dem eigenen Selbstwertgefühl zusammen und dem Bruch im (Ur-)Vertrauen zu seiner Umwelt.

Scham (und Schuld)

Scham dient besonders als Warnsignal vor sozialer Ausgrenzung. Wenn wir das Gefühl haben etwas falsches getan zu haben, etwas das nicht richtig war und gesellschaftliche Ächtung mit sich bringen könnte (oder schon mal brachte), empfinden wir Scham. Und infolgedessen auch oft Schuldgefühle, welche sehr eng mit der Scham korrelieren. Sie können uns daher als Selbstschutz dienen. Den Schutz sich in der Öffentlichkeit nicht zu „blamieren“ und sozialer Ausgrenzung und Verachtung zum Opfer zu fallen. Was das sein kann, änderte sich im Laufe der Geschichte immer wieder und ist auch kulturell völlig unterschiedlich.

Aber Scham (und Schuld) kann uns, wenn sie überwunden wird, auch bei der Persönlichkeitsentwicklung unterstützen. Sie kann uns helfen, eigene (oder fremde, wie bei der Fremdscham) Handlungsmuster zu hinterfragen und uns dadurch beim reflektieren helfen.

Zu krankhafter Scham kommt es wiederum oft durch Gewalt und stark destruktives Verhalten. Kinder bzw. Menschen die z.B immer wieder gesagt oder vermittelt bekamen, sie wären nichts wert, schämen sich oft ein Leben lang für sich selbst. Ebenso kann sich krankhafte Scham durch andere traumatische Erlebnisse, wie z.B se*uelle Gewalt oder Mobbing (etc.), entwickeln. Das Gefühl ausgeliefert zu sein und sich nicht wehren zu können, kann tiefe Scham hervorrufen. Diese kann aber auch entstehen, weil Täter (oder andere Menschen) das Opfer abwerten und selbst zum Täter machen („Du wolltest es doch. – Kein Wunder, wenn du so herumläufst. – „Du hättest dich ja wehren können. – usw.“ ) .

Hintergründe meines schlechten Körpergefühls

Gestern hat sich was aufgetan, das muss ich heute mal berichten:

In der Jahresrückschau erzählte ich doch davon, dass ich aktuell eine ganz schlechte Körperwahrnehmung habe und mich viel dicker und unförmiger fühle, als ich eigentlich bin und mich das sehr belastet.
Und dann sprach ich in dem Beitrag auch an, dass es da einen dahinterliegenden Gedanken gibt, der der Meinung ist, ohne tollen Körper kann man auch keinen tollen Partner finden, der einen lieb hat.

So und das Ganze hab ich die letzten Tage mal noch weiter hinterfragt und kam zu einer wirklich spannenden, aber auch krassen Erkenntnis.

Also die (bisher nicht bewusste) Gedankenkette ist die:
„Wenn ich zunehme oder etwas anderes mit meinem Körper passiert, ist er nicht mehr perfekt. Wenn mein Körper nicht mehr perfekt ist, will mich keiner mehr. Und wenn mich keiner mehr will, dann bleibe ich ganz allein.“

Übersetzt heißen diese Gedanken ➡️: „Mein Körper ist das Einzige, wofür man mich will. Wenn mein Körper nichts mehr taugt, dann gibt es keinen Grund mehr, dass jemand etwas mit mir zu tun haben möchte.“

Ist das nicht krass?!
Was da hinter diesem Symptom mit der verdrehten Körperwahrnehmung für ein Glaubensmuster steckt? (bei mir, dass muss so nicht für andere gelten!)

Vor allem da ich ja das Gegenteil möchte. Ich möchte keine Oberflächlichkeit und ich möchte nicht von meinen Mitmenschen für das gewollt oder „geliebt“ werden, wie ich aussehe oder was ich leisten kann. Nicht für gutes zuhören oder nen netten Hintern oder sonst was. Meinetwegen möchte ich wertgeschätzt werden. Weil ich so bin wie ich bin. So handhabe ich das ja auch bei anderen.
Und vor allem im letzten Jahr kam ja auch dieses Gefühl des ‚benutzt werdens‘ extrem stark durch. Sobald ich Manipulation oder Ausgenutzt, warm gehalten werden oder ähnliches gerochen habe, habe ich einen cut gesetzt.
Ich will also das genaue Gegenteil, während der Körper aber noch in diesem alten Glaubenssatz feststeckt.

Und das das noch da ist, ist aber irgendwo auch logisch. Darauf basieren ja, mehr oder weniger, die allermeisten (unverarbeiteten) Traumata hier. Benutzt werden.
Und vor allem lernst du ja auch früh schon, dass du nicht deinetwillen geliebt wirst, sondern nur dann „Liebe“ und Nähe bekommst, wenn dein Körper gebraucht wird.
Also kein Wunder das hier diese innere Panik aufkommt, wenn daran irgendwas nicht mehr „perfekt“ ist (obwohl das ja auch eine subjektive Sache ist, ich glaube hier gibt es wahrscheinlich davon einen individuellen, inneren Maßstab), dass es dann nie wieder jemand geben wird, der etwas mit einem zu tun haben möchte.

Der Gedanke eines äußerlich intakten Körpers, ist mit dem Bedürfnis von Nähe und Zuneigung (weil es die nur so gab), immer noch verknüpft. Kein perfekter Körper bedeutet (im kindlichen bzw. traumatisierten Kopf) dann auch keine Zuneigung. Deshalb auch diese Panik. Und auch diese innere Einsamkeit wahrscheinlich, die wieder oft hoch kommt, weil die Angst da ist, niemand könnte einen mehr wollen. Was ich nur so spannend finde ist, dass das jetzt so durch kommt. Ich habe ja kein Gewicht, was ich noch niemals zuvor hatte und passe auch weiterhin in meine ganze alte Kleidung hinein.

Ich hab das zwar schon vor ein paar Tagen in Worte fassen können, aber gestern hat es erst richtig Klick gemacht, was für ein krasser Glaubenssatz das ist. Das ich mich unbewusst selbst so abwerte bzw. auf das reduziere, was man von mir benutzen könnte. Und das es nichts sonst an mir gibt, was man gut finden würde. Nichts außer den Körper. Fand ich irgendwie total erschreckend, aber auch cool, dass sich das jetzt so klar herauskristallisiert hat.

Die Symptomatik passt auch zu den aktuellen Themen und zu dem, dass ich scheinbar mehr ins generelle fühlen komme.
Ich sehe das daher gerade als positives… oder naja, eher produktives Zeichen. Zeigt mir nämlich, dass scheinbar einiges im Gange ist und einiges an Trauma sich gerade in der Verarbeitungsphase befindet bzw. dahin eingetreten ist 👍

Jahresrückschau: 2022

Ich hoffe alle konnten die Feiertage relativ gut überstehen und hatten auch ein schönes, spaßiges oder ruhiges Silvester. Ich wünsche euch allen ein frohes und hoffentlich bereicherndes neues Jahr 🥂.

Im Jahr 2022 gab es wahnsinnig viele Veränderungen, positive wie negative und ich freue mich aus der Pause zurück zu sein, um sie heute mit euch zu teilen. Lasst euch nicht von den negativen Punkten abschrecken, denn letztendlich empfand ich das letzte Jahr zwar als sehr anstrengend, aber dennoch auch als persönlich unglaublich erfolgreich.

Körperbild

Meine Körperwahrnehmung wurde dieses Jahr sehr schlecht. Früher fühlte ich mich eigentlich immer recht wohl in und mit meinem Körper. Ich fühlte mich selten zu dick und fand diesen Körper sogar auch immer recht attraktiv.
Das hat sich dieses Jahr leider etwas verändert. Ich bin mir noch nicht sicher warum, vllt weil ich mehr spüre, als früher.
Meine Therapeutin meinte mal, das könnte ein Ausdruck davon sein, dass es mir eben generell nicht so gut geht. Ein Symptom, das sich nun eben so äußert.

Objektiv gesehen hat sich an meinem Körper nicht viel verändert. Ich habe 2 kg zugenommen, mehr aber auch nicht und rational weiß ich, dass ich immer noch einen schönen Körper habe. Vom Gefühl her, fühle ich mich aber unglaublich dick und unwohl. Als wäre alles reines Fett. Wenn ich liege und die Haut, z.B der Beine, aufeinander liegen spüre, ekelt es mich zutiefst an. Als würden sich 300kg aneinanderpressen. Dann springe ich auf und muss mich duschen. So als müsste oder könnte ich all das „Fett“ einfach abwaschen. Ich stehe mehrmals am Tag vor dem Spiegel und drehe mich hin und her.
Das ist unglaublich unangenehm.

Noch unangenehmer finde ich, dass ich eigentlich nicht wirklich darüber sprechen kann. Könnte ich schon, aber wie sollte mir jemand das Gefühl nehmen, das ich im Inneren mit mir herumtrage? Und außerdem würde ich anderen damit automatisch implizieren, dass ich nur sehr schlanke Körper gut finde und ihnen damit womöglich ein schlechtes Gefühl geben. Ich wüßte allerdings nicht, wann ich einen anderen Menschen nur aufgrund von ein paar Kilos mehr oder auch weniger nicht schön gefunden hätte. Es wäre toll, wenn ich dieses Denken im neuen Jahr auch für mich selbst wiederfinden könnte.

Ich weiß, glaube ich, aber auch woher dieser innere Wahnsinn kommt. Der Gedanke, der dahinter steckt ist der, dass irgendwas in mir glaubt, nur mit einem dem Topmaß entsprechenden Körper, einen tollen Partner zu finden, jemanden der mich gut behandelt. – „Ich muss perfekt sein, um geliebt zu werden.“ steckt da, glaube ich, als Glaubensatz dahinter. Rational betrachtet absoluter Irrsinn, aber das Gefühl überträgt es aktuell wohl darauf. Früher aß ich nichts, wenn es mir schlecht ging. Derzeit esse ich, lustigerweise, viel wenn ich mich einsam fühle.
Man merkt, all das ist ein merkwürdiger Kreislauf, letztendlich nur im Kampf gegen die innere Einsamkeit.

Mehr spüren

Eigentlich ist das ein sehr positiver Punkt.
In der Kunsttherapie sind wir genau an diesem Punkt seit Frühjahr dran: Endlich wieder ins Spüren kommen.
Leider ist das so ein zweischneidiges Schwert.
Es gab, vor allem im Winter, unglaublich viele Momente, wo ich die Dissoziation schätzen und lieben gelernt habe. Man merkt erstmal wie wertvoll sie ist und wie sehr sie einem all die Jahre geholfen hat, wenn sie fällt.
Seitdem lasse ich mir auch nicht mehr erzählen, dass Dissoziation bzw. eine dissoziative „Störung“ eine Krankheit ist. Sie schützt uns solange, bis wir stark und bereit genug sind, zu ertragen, was sie uns bisher abgenommen hat.

Ich spüre Panikattacken nun viel mehr. Bisher, man konnte es fast schon als „Talent“ bezeichnen, konnte ich Panik immer in 2.Reihe ablaufen lassen. Natürlich nicht bewusst. Ich spürte sie auch, aber nicht vorn bei mir. Jetzt ist das anders und ey, das macht überhaupt keinen Spaß. Gleiches ist es mit der Klaustrophobie. Es fühlt sich an, als würde sie schlimmer werden, aber ich glaube, ich spüre einfach die Panik nur viel mehr. Gerade im Zug, wenn sich viele Menschen darin befinden, ist das ziemlich uncool.

Auch die psychosomatischen Symptome wurden mehr, das ist mega anstrengend. Selbst der Dezember, bei dem es bei mir normalerweise auflockert, da ich die Weihnachtszeit sehr mag, war dieses Jahr extrem anstrengend und geprägt von Depressionen und Schmerzen.
Generell spüre ich auf einmal viel mehr Gefühle. Vor allem Wut und Panik kamen dieses Jahr besonders bei mir an. Noch nicht vollends, aber das reicht bisher auch schon.
Ich realisiere aber auch viel mehr und werde wahrscheinlich deshalb so wütend.
Besonders realisierte ich, wie mich mein Leben lang Menschen behandelten und ich mich behandeln ließ.

Grenzen setzen

Im Zuge dessen setzte ich auch meine Grenzen noch einmal viel deutlicher. Das ist ein Prozess der bereits über Jahre stattfindet, aber dieses Jahr spürte ich, wie auch eine riesen Portion Selbstwert dahinter steckte. Ich bin mir einfach für mittlerweile viel zu viele Dinge zu schade. Und vieles langweilt mich auch einfach. Es ödet mich an, immer die gleichen Dramen zu hören oder zu erleben.

Das Jahr 2022 war stark von sozialen Verlusten geprägt. Am stärksten hat mich der Verlust meiner besten Freundin mitgenommen. Das hat auch wirklich unangenehme psychosomatische Beschwerden ausgelöst. Mir sind allein im Sommer, nach dem Kontaktabbruch, fast die Hälfte meiner Haare ausgefallen.
Aber all das waren auch Verluste, die stark mit meinen Grenzen zusammenhingen. Ich habe wirklich keine Lust mehr mich zum Fußabtreter machen oder die Bedürfnisse anderer ständig über meine eigenen stellen zu lassen. Ich habe keine Lust mehr missverstanden zu werden, sage ich doch schon breit und ausführlich was ich möchte und was nicht. Oder mir für meine Trigger, Gefühle und Grenzen Vorwürfe machen zu lassen.
Ich fühle mich ehrlich langsam zu alt für diesen Mist. So allmählich bin ich wirklich erschöpft.

Ich glaube nicht das einem extra Aufgaben gestellt werden, sodass man daran wachsen kann oder soll. Ich glaube das manchmal negative Dinge einfach passieren. Bei allem anderen wären wir ja nichts außer Marionetten.
Aber ich denke, dass man aus jeder Situation eine wertvolle Lernerfahrung ziehen kann. Wenn schon Scheiße, dann kann man sie ja wenigstens nützlich verwerten, oder?

Soziale Kontakte

Auf der anderen Seite, hatte ich so viele soziale Kontakte wie schon lange nicht mehr. Lange Zeit sperrte ich mich dagegen und das tat auch sehr gut. Ich brauchte die Zeit für mich alleine. Brauche ich immer noch sehr stark. Aber so langsam machte mir die (äußere) Einsamkeit schon zu schaffen.
Ich hatte 2022 Kontakt mit vielen wundervollen Systemen. Zu einigen brach ich im Laufe des Jahres den Kontakt wieder ab. Aber auch das hing mehr mit mir selbst zusammen, als mit denen. Man darf halt auch nicht vergessen, dass wir alle Traumabetroffen sind und demnach jeder seine speziellen Trigger hat. Mit manchen kam ich einfach nicht klar, aber das war meine Sache.

Mit anderen habe ich bis zum Ende des Jahres Kontakt halten können, was dazu führte das ich sogar mit einigen zusammen Weihnachten feierte und das war wirklich ein wunderschönes, entspanntes und lustiges Weihnachten 😊.
Aber nicht nur digital, sondern auch im privaten, nahen Umfeld hatte ich viel mehr soziale Kontakte. Ich war auf einem (meinem ersten) Konzert und war endlich wieder im Kino. Ging Essen und traf mich einfach auf einen Netflix-Film. So normale Dinge halt.
Selbst zu Silvester hatte ich meine kleine Wohnung auf einmal ganz voll, wo ich die letzten Jahre Silvester bisher immer mit meinem Sohn allein verbrachte.
Also sozial gesehen war das ein sehr erfolgreiches Jahr, wenn auf der anderen Seite sozial auch gleichsam sehr anstrengend.

Ich glaube übrigens, hätte ich bei all den Kontakten, die zu Ende gingen, interveniert und insistiert, wären sie vllt auch erhalten geblieben. Aber ich möchte das gar nicht mehr. Ich wünsche mir aufmerksames Handeln und Reflexion von meinen Mitmenschen. Es kann nicht sein, dass das stets nur von einer Seite aus geschieht. Wo wir wieder bei den Grenzen sind….

Gesicht zeigen und Rückzug

Das ist wirklich auch eins der markantesten Punkte im Jahr 2022.
Speziell spiele ich da auf die Youtube-Videos mit Dis.Ding und SeelenNetzwerk an. Aber auch die Instagram-Lives mit Driver-System (und anderen) waren super und eine wundervolle neue Erfahrung.


Gerade bei dem (ersten Youtube) Q&A Video war es eine recht spontane Entscheidung sich nun doch mit Gesicht zu zeigen. Ursprünglich war der Plan, nur die Stimme abspielen zu lassen.
Und dann ging die Kamera nicht und wir mussten erst auf ein anderes Medium umsteigen. Ich glaube, wir verbrachten, alle 3, locker eine Stunde damit alles überhaupt zum laufen zu bringen. Genug Zeit also, seine eigene Meinung mit dem Gesicht zeigen zu ändern. Ich klopfe uns daher einfach mal selbst auf die Schulter, dass wir das trotzdem durchgezogen haben.
Allerdings gab es auch Ärger im Inneren danach. Das muss man schon dazu sagen.

Generell war das Frühjahr von extremen Depressionen und SM-Gedanken und Plänen geprägt, was auch zu den ersten Selbstverletzungen seit 4 od. 5 Jahren führte. Viele Programme kamen ins Laufen und es kam teilweise dazu, dass ich mit niemand mehr reden konnte. Die Stimme war noch da, aber ich konnte nicht mehr kommunizieren.
Das waren sehr anstrengende Tage und Wochen.
Das gerade zu der Zeit, als die SM-Gedanken so stark waren, die Therapeuten entschloss, dass ich eigentlich gar keine Therapie brauche, machte es auch nicht gerade besser. Ein Freund von mir sagte mir letztens aber, dass auch ihm es nicht im geringsten aufgefallen wäre, wie schlimm es im Frühjahr eigentlich stand. Ich sagte ihm erst vor wenigen Wochen, wie es mir wirklich ging.

Das ist auch für mich interessant, da es mir zeigt wie gut die Maske hier scheinbar noch funktioniert. Und das ist ein Punkt, wenn einem das bewusst wird, wo man ansetzen kann.
Sich mehr öffnen und weniger, aus Angst vor Ablehnung, herunterschlucken, ist also das Ziel für 2023.

Pause auf dem Blog und Projekte

Ab Mitte des Jahres kam es zu einer langen Pause, die bis heute anhielt. Und schon vorher kam es immer wieder zu Pausen von 2-3 Wochen, weil einfach keine Muse zum Schreiben da war.
Das empfand ich auch als schwierig, da mir das Schreiben sehr hilft.
Und Ende des Jahres kam es dann sogar 2x dazu, dass der Blog (auf Insta) ganz deaktiviert wurde. Ich dachte erst, das läge beim letzten Mal daran, dass ich wieder zu viel über Privates geschwafelt habe, da ein entsprechender Beitrag direkt nach 2 Stunden online gelöscht und danach alles deaktiviert wurde.
Aber eigentlich war es eine Selbstschutzreaktion aus dem Innen. Es war zu viel. Irgendwas war zu viel, ich weiß noch nicht 100% was. Aber es hatte nichts mit dem zu tun, was ich erst dachte.

Etwas anderes, war ein sehr wichtiges Projekt, nämlich das mit der Maskenbefreiung. Wer mir folgt, kennt die Problematik mit der Verweigerung einer Behandlung seitens der Kliniken, von Betroffenen mit Maskenbefreiung.
Mit einem ebenfalls betroffenen System tat ich mich daher zusammen und erstellte eine neue Website (behandlung-statt-ausschluss.de). Weiter schrieben wir viele Politiker, Influencer, sowie die Presse an… Tja, aber was soll ich sagen? Ohne Erfolg. Mehr als Floskeln, von den Gesetzgebenden, kamen dabei nicht rum. Es war zutiefst frustrierend und letztendlich musste auch ich mich aus dem Projekt, zumindest vorläufig, zurückziehen. Dieses Thema belastete mich so stark, das merkte ich anfangs gar nicht. Aber jede Ablehnung und jedes Ignoriert werden traf mich sehr, obwohl ich natürlich von Anfang an damit rechnete.
Aber zumindest schafften wir es, dass Betroffene mit ihrer Geschichte Gehör fanden und, hoffentlich, die Schuld weniger bei sich selbst suchten.

Weiter mit Beiträgen wird es 2023 auf dem Blog in 2 Wochen Abständen, jeweils Sonntags, gehen. Jede Woche schaffe ich keinen neuen Beitrag mehr. Ich bin guter Dinge, dass es so ohne längere Pausen weitergehen kann, aber das wird erst die Zeit zeigen.
Was Insta betrifft, da wird es jeweils eine Woche Sonntags einen ganz neuen Beitrag und die Woche darauf einen Repost älterer Beiträge geben.

Neuer Job

Eine sehr positive Entwicklung war auch, dass ich seit September wieder mit Arbeiten angefangen habe. Nicht viel. Es sind nur ein paar Stunden im Monat, aber irgendwo muss man ja wieder seinen Einstieg finden. Und ehrlich gesagt, würde ich mehr auch gar nicht schaffen.
Da ich beim Jobcenter offen war, was meinen psychischen Zustand betrifft, kam ich an eine sehr freundliche Fallvermittlern. Bei dieser kam dadurch kein Druck auf, was mir sehr half langsam wieder ins Arbeitsleben zurückzufinden.
Ich sagte ewig nichts über meine Beschwerden und glaubt mir, obwohl das natürlich abhängig vom Menschen den ihr vor euch habt, ist: Es war das Beste, was ich tun konnte, offen und ehrlich zu sein.

Und auch bei meiner Chefin war ich von Anfang an ehrlich. Natürlich nicht mit all meinen Diagnosen und Traumata. Aber das ich aus psychischen Gründen lange nicht arbeiten konnte und auch weiterhin nicht Vollzeit einsatzfähig sein werde. Mir nahm das den Druck funktionieren und gute Miene spielen zu müssen.
Ich kann nicht leisten, was (annähernd) gesunde Menschen leisten können und ich habe mir das auch nicht ausgesucht. Als würde sich irgendein Mensch aussuchen, mehrfach traumatisiert zu werden. Das mache ich mir immer wieder bewusst.
Ich bin ständig damit beschäftigt die Wunden, die mir zugefügt wurden, zu heilen und es kommt noch soweit, dass ich mich dafür schäme bzw. länger dafür schäme.

Es geht nicht um eine Sonderbehandlung, aber darum, nicht Dinge von mir zu fordern, die ich nicht leisten kann. Auch das ich diese Dinge nicht selbst von mir fordere. Von einem Rollstuhlfahrer würde schließlich auch keiner fordern, eine Kiste Wasser die Kellertreppe hochzutragen.
So in etwa.
Und bisher klappt das gut. Allein das ich diesen Druck nun nicht habe, gibt mir die Freiheit selbst entscheiden zu können, ob ich irgendwann zu mehr in der Lage bin oder nicht. Ohne schlechtes Gewissen. Ich habe gar keine Lust mehr Verstecken zu spielen.

Fazit

Das Jahr 2022 war intensiv. Und zwar in beide Richtungen. Es war unglaublich positiv und unglaublich anstrengend.
Die Traumatherapie endete und die Kunsttherapie fing an. Und die Kunsttherapie ist aktuell sehr wertvoll für mich. Wir sehen uns nur 1x alle 4-6 Wochen und das ist genau richtig.
Sozial war es sooo anstrengend und gleichzeitig sooo bereichernd.
Traumata brachen auf und Traumata werden verarbeitet. Der Innenkontakt brach, erneut, vollständig ab und wurde zu Ende des Jahres, fast wie von selbst, so gut wie gefühlt noch nie zuvor.
Zweifel ließen nach und die Diagnose, Traumata und generell das innere Selbst konnte viel besser akzeptiert werden.

Das Selbstbewusstsein und der Selbstwert wuchs und litt gleichermaßen an all den sozialen Schwierigkeiten. Er litt durch die  Realisierung der Traumata und wuchs durch das Bewusstwerden welche Stärke, welcher Mut, welche Kompetenz und Intelligenz hier vorliegt. Dinge an denen vorher immer wieder gezweifelt wurde oder welche gar überhaupt nicht bewusst waren.
Ich zog weitere Grenzen im familiären Bereich, was zu weiteren Kontaktabbrüchen führte, aber auch zum bewusst werden, dass ich mir wirklich nicht mehr alles gefallen lassen muss.

Das Jahr 2022 war von Gegensätzen geprägt, welche sich trotzdem zu einem Ganzen zusammenfügten. Ich persönlich glaube, dass 2023 nicht entspannter wird, aber da ich trotz allen auch die positive Entwicklung spüre (wenn es sich sehr oft auch völligst gegenteilig anfühlt), versuche ich offen für das nächste Jahr zu sein. Ich denke es wird sich oft schwerer anfühlen als früher, aber objektiv ist es das nicht, im Gegenteil und das ist doch schon mal was…

Kleine Zwischenmeldung aus der Pause

Ich wollte mal ein kleines Lebenszeichen geben. Einige haben es in der Story auf Insta letztens mitbekommen, dass es hier teilweise ganz schön chaotisch zuging 😅.

Die letzten Wochen und vor allem der Vollmond der letzten Tage waren sehr anstrengend.
Die letzten Tage machten einiges im Inneren und zur Zeit kommt auch vieles an Erinnerungen und Gefühlen hoch.

Ich schlafe momentan sehr schlecht. Vor 2/3 Uhr gibt es kaum ein Einschlafen und die Nächte sind sehr durchwachsen und kurz. Seit gestern erst wird das wieder etwas besser. Die Tage waren teilweise sehr zäh und kleine Aktivitäten fühlten sich bereits wie eine Bergbesteigung an. Der Rücken tut weh und mein Unterleib macht mir zu schaffen. Keine direkten Schmerzen. Mehr so als würde sich die ganze Zeit die Peri*de erneut ankündigen und das ist oft sehr unangenehm, dabei hat sie erst vor wenigen Tagen geendet und ging 9 Tage 🤦‍♀️. Es ist zum kotzen.
Und auch das Körperbild ist zur Zeit völlig für den Eimer. Mir ist rotional absolut bewusst, dass ich schlank bin, aber momentan fühlt sich der Körper wie eine einzige Fettschwarte an. Die Beine, der Bauch, die Arme. Bäh.
Es ist sehr schwierig mit dem Körper gerade in Kontakt zu kommen und ein positives Bild aufrechtzuhalten. Aber ich versuche mich derzeit zumindest nicht mit Diät- und Abnehmthemen zu beschäftigen (leichter gesagt, als getan). Also nichts, was den Körper verändert. Sich so annehmen, wie man ist bzw. es so stehen zu lassen. Quasi nicht noch extra Öl ins Feuer zu gießen, indem man ständig im Kopf wiederholt, wie ekelhaft der Körper ist.

Wir versuchen solchen Phasen aber immer auch etwas positives mit abzugewinnen (auch das ist manchmal schwerer getan, als gesagt). Es ist gut wenn Dinge hochkommen, egal ob kognitiv, emotional oder somatisch. Letztendlich sind all das Gefühle und Erinnerungen im Körper, die endlich gesehen und gefühlt werden wollen. Wir können das zwar aufschieben, indem wir all das wegskillen und weiter verdrängen, aber früher oder später kommt es sowieso wieder durch. Und umso mehr wir verdrängen, umso mehr staut sich an.
Sammelt sich.
Potenziert sich.
Es ist nur manchmal schwierig, den Mittelweg zu finden. Also den, zwischen nicht überrollt zu werden von Erinnerungen und Emotionen (und in ein Loch zu fallen) und dem, nicht wieder zu verdrängen (und nur zu funktionieren). Alles so Stückchenweise zuzulassen.
Es gibt Zeiten, da geht das besser und es gibt Zeiten, da geht es schlechter.
Aktuell ist es ganz okay. Phasen mit starken Tiefs konnten momentan ganz gut abgefedert werden.

Im Inneren hat sich auch einiges getan. Es entstand ein (bisschen) besserer Innenkontakt zu einigen. Dem einen hab ich damit irgendwie aber auch Tür und Tor geöffnet mich nun den ganzen Tag mit sehr schrägen Kommentaren voll zu quasseln, sodass ich manchmal wirklich genervt aufseufzen muss, aber es wird schon. Wir freunden uns noch an 😅.

Zu einer anderen Persönlichkeit besteht schon lange Kontakt, aber im Zuge des ständigen Innenkontaktabbruchs (als der allgemeine Kontakt sich immer wieder auf fast Null zurücksetzte), schwand auch dieser Kontakt immer mal wieder, aber das hat sich jetzt wieder geändert 👍.
Es ist eine Person im Innen, der uns sehr wohlwollend an die Hand nimmt und durch vieles durch führt. Egal ob es ein Flashback, ein Traum oder eine reale Situation ist. Er übernimmt nichts davon, sodass man es einfach auf ihn „abschieben“ könnte. Sein Credo kann man sich eher vorstellen wie: „Da musst du jetzt durch, aber ich bin da“. Und dafür bin ich so dankbar. So unfassbar dankbar, dass er da ist. Ohne ihn wäre so vieles bisher nicht möglich (gewesen) 💙