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Glaubenssätze auflösen

Ich habe euch doch letztens von den Hintergründen meines schlechten Körpergefühls erzählt.
Gestern gingen wir in der Kunsttherapie dann einen anderen Glaubenssatz an bzw. haben ihn aufgedeckt.
Ich finde das total cool.

Also ich versuche mal von vorn anzufangen:

Ich habe aktuell das Gefühl, dass hier das Thema (bzgl Heilung) dran ist, sich von anderen Menschen bzw. deren Erwartungen und Meinungen zu lösen. Letztendlich hängt all das ja bei mir mit Dingen wie der Sozialphobie, der verdrehten Körperwahrnehmung und dem Perfektionismus generell zusammen. Auch das Gefühl einfach nirgends dazu zu gehören oder warum mich solche Dinge so verletzen, wie z.B als meine beste Freundin meine Beiträge mal als zu lang und nervig betitelt hat. Etwas das ja mein Innerstes widerspiegelt (also der Blog).

Es ist aktuell ein großes Thema für mich, anderen nicht mehr die Macht über meine Gefühle zu geben. Ich möchte nicht mehr aus Angst etwas falsch zu machen, mich zuhause einschließen oder mir den Tag oder Tage ruinieren lassen, weil irgendjemand an mir auslässt, wie unzufrieden dieserjenige letztendlich nur mit sich selbst ist. Ich möchte und versuche aktuell aktiv daraufhin zu arbeiten, dass das nicht mehr so stark meine Gefühlswelt bestimmt. Das ich das dort lassen kann, wo es hingehört. Beim anderen.
Dieses Thema steht also gerade an. Allerdings gar nicht so aktiv bewusst. Es taucht einfach diesbzgl. ein Thema nach dem anderen auf.

Und gestern wollten wir dann in der Therapie mit einem Glaubenssatz ins EMDR.
Wir haben also versucht zu schauen, welche Situation zu diesem Thema passt (und welche mich getriggert hat) und noch nicht so lange her ist. Welche Gefühle diese Situation ausgelöst hat.
Wir nahmen dann eine, wo ich mich direkt in meiner Kompetenz angegriffen/verletzt gefühlt habe. Mittlerweile weiß ich was ich kann, triggern tut mich dieses Thema trotzdem so stark, weil es die Dauerbotschaft meiner Mutter in der Kindheit war: „Du bist zu dumm für die Welt“ gepaart damit ausgelacht und verspottet zu werden. Viel Zeit meines Lebens verbrachte ich daher damit, mich mit allen möglichen Themen zu beschäftigen, sodass ich ja überall Bescheid weiß und man mir nicht mehr vorwerfen kann, ich wäre dumm.
Das ist natürlich nicht möglich. Es ist unmöglich in allen Bereichen des Lebens 100% alles zu wissen.

Mit dieser Situation gingen wir dann ran und schauten welche Gefühle dahinter stehen. Und dann weiter, was z.B hinter dem „Ich fühle mich dann total klein und dumm“ steckt.
Es kamen dann Sachen auf wie: „Ich bin wertlos“ – „Ich bin falsch und schlecht“ , aber irgendwie fühlte sich das noch nicht passend an. Also noch nicht so, als wäre das schon der Glaubenssatz. Sondern mehr so, als wären das nur Teile davon.
Da stand also noch etwas dahinter.
Dann hatten wir das Gefühl: „Ich werde nicht gesehen. Ich bin unbedeutend. Kein Individuum. Nichts besonderes. Ich kann jederzeit ausgetauscht werden.“ , aber es hat sich immer noch nicht so angefühlt, als wäre das allein schon der Glaubenssatz. So richtig ‚Klick‘ macht es noch nicht, meinte ich zu ihr.
Das die Gefühle wertlos und falsch zu sein, aber aus dem Gefühl des nicht gesehen zu werdens resultieren, konnte ich ausmachen. Wie eine Kette. Das Eine löst das Andere aus. Und alles hängt zusammen.

Und dann kam mir in den Kopf, was ich in dieser Situation, welche ich so triggernd fand und welche wir mit in die Therapie nahmen, fühlte: „Ich will doch einfach nur lieb gehabt werden“ – Es geht bei solchen Situationen (oder wenn ich Angst vor dem bewertet werden habe, etc.) also nicht darum, dass ich mich in meiner Kompetenz angegriffen fühle o.a, sondern eigentlich um das Gefühl abgelehnt zu werden. Keine Liebe zu bekommen.

Das Gefühl nicht geliebt zu werden. Das ich für mein Sein gar keine Liebe verdient habe, ist der Glaubenssatz hinter diesen Themen. Und dieses Gefühl löst wie in einer Kette erst das Gefühl unsichtbar und unwichtig zu sein aus. Austauschbar zu sein. Und dann falsch und wertlos. Klein und dumm. Nicht dazugehörig. Und um das zu vermeiden entwickelte ich meinen Perfektionismus. Nichts falsch machen, in der Hoffnung dann Liebe zu bekommen.

Und dann kam noch was anderes lustiges.
Irgendwas sagte die Therapeutin zur letzten Stunde, wo ich ihr ja davon berichtet habe, was ich bzgl des Körpergefühls herausgefunden habe. Und da hat es richtig ‚Klick‘ gemacht. Dieses berühmte Aha-Erlebnis:
Das hängt alles zusammen. Wie 2 Seiten einer Medaille.
Bei der Körperwahrnehmung war es der Glaubenssatz, das Gefühl, dass nur mein Körper an mir wichtig ist. Das er zum benutzen da ist und ich nur über meinen Körper sowas wie „Liebe“ erhalten kann. Und sobald etwas daran kaputt oder nicht mehr schön ist, werde ich aussortiert und bekomme überhaupt keine Liebe mehr (ich mein, ich weiß, dass das sowieso keine Liebe ist/war, aber es war halt das, was dem am nächsten kam). Dieses Gefühl: „Du bist nur zum benutzt werden da. Das ist deine ganze Existenzberechtigung“ .
Und diese sozialen Triggerthemen (wie oben angesprochen), da ist es das Gefühl keine Liebe verdient zu haben, weil das ja auch immer exakt diese Botschaft war. Nicht einfach so. Nicht ohne Gegenleistung. Das ich keine Liebe bekomme, einfach nur weil ich ich hin. Im Gegenteil, ich sein war immer mit Liebesentzug verbunden. Bedeutete immer eine Bestrafung.

Und beide Glaubenssätze hängen zusammen.
Das was hinter dem verdrehten Körpergefühl steckt und dem schnell verletzen Selbstwert. Das ich eigentlich ständig nur für andere lebe. Dauernd im Außen bin. Beides basiert auf den Glaubenssatz, dass ich selbst als Mensch nicht existiere, nur das was man an mir benutzen kann. Also bloß nichts falsch machen, immer sehen den anderen zu Diensten zu sein. Alles andere oder wenn ich das falsch mache (bzw. die Gefahr droht) ist das mit extrem viel Stress im Nervensystem verbunden. Unbewusst. Und das löst wiederum diese Kette von Gedanken und Emotionen aus. Angst, Einsamkeit, das Gefühl falsch und wertlos zu sein, usw.
Ich sage ja, wie 2 Seiten einer Medallie.
Und ich dachte erst es wären unterschiedliche Themen.
Total lustig.

Übrigens auch mal ein kurzes Update zu dem Thema mit dem Körpergefühl:
Seitdem mir die Ursache klar wurde, hat es sich stark verbessert. Ich würde immer noch gerne abnehmen wollen, also so komplett weg ist es nicht. Aber ich esse wieder relativ normal. Irgendwann hat sich ja mein ganzer Tag nur noch darum gedreht, was ich essen kann und wie viel davon und zu welcher Uhrzeit usw. Und dann hatte ich ein mega schlechtes Gewissen, wenn ich mich nicht daran gehalten habe (weil ich aus Einsamkeit oder Stress gegessen habe), was auch wieder extrem viel Stress im Nervensystem ausgelöst hat.
Und das ist so nicht mehr der Fall. Wie gesagt, es ist nicht komplett weg. Das würde ja aber auch fast an Hexerei grenzen, wenn. Aber es hat sich normalisiert. Der Weg in die Akzeptanz zum eigenen Körper zu gehen, statt dagegen anzukämpfen hat sich als umsetzbar und effektiv erwiesen 👍. Also für mich, hier und jetzt.

Ich für mich merke, dass ich sehr gut damit arbeiten kann, an die Ursache der Gefühle etc. zu kommen. Dem Gefühl und der Glaubenssatz was hinter dem Trauma liegt. Das erweist sich (aktuell) für mich als besser und produktiver, als detailliert immer wieder in die Traumata einzutauchen. Damit will ich nicht die Sinnhaftigkeit dieser Therapiemethode kritisieren und wer weiß, ob das in ein paar Jahren vllt für mich effektiv ist. Nur aktuell merke ich größere Fortschritte mit der Methode, wie wir in der Kunsttherapie arbeiten (wo wir uns teilweise ja sogar nur 1x pro Monat sehen), als in den 2 Jahren wöchentliche Gesprächs-/Traumatherapie.

Psychosomatische Beschwerden

Soma = Körper

Wir sprechen heute also darüber wie die Psyche unseren Körper beeinflussen kann.

Was sind psychosomatische Beschwerden?

Viele Menschen, die an chronischen Erkrankungen wie Allergien, Herz-Kreislauf-Schwäche, Schmerzen (Rücken, Gelenke,…) usw. leiden, laufen oft jahrelang von Arzt zu Arzt und nehmen unzählige Pillen ein, ohne das sich eine sichtbare Besserung zeigt.

Der Grund dafür ist sehr oft, dass es gar keine offensichtlich, körperliche Ursache für diese Beschwerden gibt und daher auf „Gut Glück“ medikamentiert wird.
Unter somatoformen Beschwerden verstehen wir also ein Krankheitsbild, welches nicht auf eine rein organische Ursache zurückzuführen ist.

Sobald wir unter hohem Stress stehen, ist unsere Psyche und unser Gehirn zu ganz fantastischen Bestleistungen in der Lage, um diesen Stress zu kompensieren bzw abzuwenden. Doch hält dieser hohe Stresspegel an, ohne das etwas dagegen unternommen wird, braucht unsere Psyche ein anderes Ventil um „Druck abzulassen“ und sich zu äußern.

Wie äußern sich psychosomatische Beschwerden?

Im Prinzip hat jeder Mensch einmal im laufe seines Lebens irgendwelche somatoformen Beschwerden. Wenn wir richtig wütend sind, dann brodelt es oft in unserem Bauch oder nach einem heftigen Streit schmerzt auch schon einmal der Kopf.

Ein richtiges Beschwerdebild zeichnet sich aber erst ab, sobald diese Symptome über einen längeren Zeitraum (ca. 3-6 Monate) konstant auftreten.

Als kleines Kind litt ich z.B unter sehr starker Migräne, die oft bis zu 3 Wochen dauerhaft anhielt, sehr schmerzhaft war und sogar regelmässig mit einer halbseitigen Augenlähmung einherging.
Es wurde damals zumindest immer als Migräne bezeichnet, eine Diagnose gab es jedoch nie, denn trotz unzähliger MRT, Borreliose- und Bluttests usw. konnte nie eine körperliche Ursache festgestellt werden.

Diese konfusen Beschwerden fingen an als ich ungefähr 2-3 Jahre alt war und kamen mehrmals im Jahr, bis ich ca. 10 war, danach besserte sich die Dauer der Schmerzen zwar mit zunehmendem Alter, „verschwanden“ aber erst als ich den Kontakt zu meinen Eltern, vor einigen Jahren, endgültig abbrach (ich habe zwar heute noch oft Kopfschmerzen, aber im Vergleich zu damals ist das so gut wie nichts und meist mit Tabletten in den Griff zu bekommen).

Was da geschehen ist, war ein ganz „einfacher“ Fall von Psychosomatik – als Kind konnte meine Psyche viele Dinge nicht verarbeiten – als Kind weiß man ja noch nicht mal was eine Psyche ist 😅 – also hat mein Körper gesprochen und zwar eine sehr deutliche Sprache.

Viele Kinder leiden z.B an Bauchschmerzen, kurz nachdem sich die Eltern gestritten haben, sie in der Schule geärgert wurden ect. – achtet mal darauf (und nehmt es bitte ernst) 😉

Und bei uns Erwachsenen ist es ganz ähnlich – wenn wir unter dauerhaften Stress stehen (privat und/oder beruflich), den wir nicht verarbeiten (ich möchte fast behaupten, das auch die wenigstens von uns wissen bzw. gelernt haben, wie man das überhaupt richtig anstellt) spricht irgendwann unser Körper zu uns und zwingt uns zur benötigen (längst überfälligen) Ruhe.

Physisch betrachtet, haben die meisten bestimmt schon einmal davon gehört, wie wichtig und empfindlich unser Hormonhaushalt ist. Gerät er durcheinander, hat das meist drastische Folgen für unsere Gesundheit, wie z.B:

  • Gewichtszu- und abnahme
  • Herz-Kreislauf Probleme
  • Depressionen
  • Stimmungsschwankungen
  • Schlafstörungen
  • usw.

Unser Gehirn produziert im Stressfall das Hormon Cortisol, welches an sich auch einen wertvollen Zweck erfüllt, denn es steigert unsere Aufmerksamkeit, unterdrückt Vorgänge im Körper (wie z.B auch unser Immunsystem) und sichert uns damit wertvolle Energie. Es verzögert die Wasserausscheidung usw.

Im wirklichen Stressfall (wenn gerade ein Tiger oder eben der Chef 😅 vor uns steht) ist es also sehr nützlich. Schüttet unser Gehirn nun aber dauerhaft dieses (und andere) Stresshormon(e) aus – da wir uns eben in einem Dauerstresszustand befinden – dann hat das logischerweise auch Folgen für unseren Körper.
Die Psyche hat also sehr wohl einen extremen Einfluss auf unseren materiellen Körper 😉

Wie lassen sich die Beschwerden deuten?

Das ist recht umfangreich und lässt sich natürlich nie verallgemeinern. Aber wir nehmen mal einige Beispiele:

  • Der gebeugten Rücken und die Rückenschmerzen zeigen uns manchmal wie viel wir in unserem Leben aufgeladen und getragen haben (haben wir uns vll selbst ständig zurückgenommen?) .

  • Die knirschenden Zähne (Mund zupressen) und die damit verspannten Kiefermuskeln, wo wir geschwiegen haben, als wir hätten reden sollen (steht für das ein was ihr fühlt!).

  • Die Bauchschmerzen lassen uns oft unsere unterdrückte Wut sehen, die Ungerechtigkeit die wir empfinden.

  • Unser Kopf hämmert, wenn wir versuchen Dinge zu verstehen, die wir nicht zu begreifen in der Lage sind und unsere schlechter werdenden Augen? Manchmal verschließen wir die Augen vor dem was wir nicht sehen wollen, wo wir aber vll besser hinschauen sollten.
  • Wenn ich z.B über ein ganz bestimmtes Thema spreche, dann fängt meine Haut sehr an zu jucken…Die Haut ist unser größtes Organ und oft wird sie als das Spiegelbild unseres inneren, psychischen Zustands beschrieben. Die Ausdrucksmöglichkeiten der Psyche über unsere Haut sind also recht vielfältig, oft deuten Probleme mit der Haut aber auf ein frühes Bindungsproblem hin – das hat nicht gleich etwas mit einer Bindungsstörung (wie man sie von den „Helden“ aus Action-Filmen kennt) zu tun, sondern viel mehr damit, das es irgendwann Probleme in der Beziehung zu einem nahestehenden Menschen gegeben haben kann. Wer wenig Geborgenheit und Liebe erfahren hat und/oder wo es eine falsche Art von Nähe-Distanz Beziehung zu Bezugspersonen gab, dort kann sich dieses z.B oft über die Haut äußern.

  • Starke Unterleibsschmerzen oder fehlende Orgasmen können wiederum auf eine sexuelle Störungen hindeuten. Grund dafür muss nicht immer ein sexueller Missbrauch sein, sondern auch psychischer/emotionaler Missbrauch kann als Ursache in Frage kommen.

Selbstverständlich liegt die Ursache nicht immer in der Psyche. Wenn ich z.B hinfalle und mir ein Bein breche, bin ich einfach nur hingefallen und wer müde und schlapp ist oder chronisch übersäuert (aber auch da spielen die Stresshormone eine große Rolle), der ernährt sich höchstwahrscheinlich einfach nur völlig falsch (obwohl wir auch da wieder darüber sprechen könnten WARUM das so ist…😏)
Aber gerade wenn sich keine eindeutige, körperliche Ursache finden lässt, lohnt sich der Blick auf euren psychischen Zustand sehr 😉


,,Das Sichtbare ist die Verkörperung des Unsichtbaren.“