Zweifel (Update)

Ne, die sind immer noch nicht weg😂

Und wenn die solange anhalten, dann kann doch auch nix sein, oder? Denk ich mir zumindest 😅

Ich stieß letztens auf den Blog, einer Betroffenen, und der war so toll gemacht! Nach nicht mal über einem Jahr wusste sie schon größtenteils was damals vorgefallen war, sie konnte Innenpersonen (grob) beschreiben und zuordnen und ich sitz da und werd einfach nur wieder unsicher.

Nein irgendwie ist es gar nicht schlau für mich, mich mit anderen Betroffenen zu beschäftigen, weil ich dieses Drecks Vergleichen einfach nicht abstellen kann.

Was andere können…

… und ich nicht – ,,Ja, komm heul wo anders rum“, denk ich mir. Als wär es für andere so einfach.

Trotzdem, ich bekomms nicht gebacken. Ne innere Landkarte, das ist die Aufgabe. Ja, das hab ich letzten Herbst schon mal gemacht. Jetzt hab ich ein paar nette Bildchen dazu gepackt, es wurden ein paar Gefühle mehr. Ich kann 2-3 sogar grob mit Aufgabe und Aussehen bestimmen, aber trag ichs auf der Landkarte ein? Natürlich nicht. Wir müssen ja immer schön im Konjunktiv bleiben. Vielleicht, könnte, eventuell. Könnte ja immerhin auch alles falsch sein. Und wehe etwas falsch machen!

Ich bin jetzt seit 3 Jahren strikt allein zuhause, merke ich. Zum einkaufen und für notwendige Termine gehe ich vor die Tür. Derzeit nehme ich keine Blackouts wahr. Es sind Kleinigkeiten zuhause, wovon man behaupten könnte, dass ich mich nicht daran erinnere. Kleinigkeiten. Die lassen sich aber auch anders erklären. Ich weiß nicht viel von meiner Vergangenheit. Bruchstücke, aber das lässt sich auch mit einer dissoziativen Amnesie erklären. Blackouts in Hochstressstiuationen. Auch das lässt sich rational erklären, denke ich mir.

Nein, das denke ich mir nicht nur. Das ist auch so.

In der Therapie…

Kommen das erste Mal andere durch. Ich habe das erste Mal, vor jemand fremden, keine Zugriff mehr auf mein Denken, auf meine Handlungen und meine Worte (zumindest so, dass es mir auffällt). Ich merke das erstmals. Glaube ich zumindest. Sie fragte das letzte Mal, dass erste Mal, ob das, was ich da erzählte, meine ,,Aufgabe“ wäre und ich spürte die Überraschung im Inneren. Das angesprochen werden, brachte die Überraschung. Das erste Mal wird aktiv, im Ansatz, über Innenanteile geredet. Das Problem war bisher nicht meine Thera., sondern ich. Ich habe bisher klar verständlich gemacht, dass ich dieses Thema nicht abkann. Und kaum habe ich die „Landkarte“ angefertigt, bahnt sich schon das nächste, innere Desaster an – ,,Das ist nicht echt, du Simulant! Hör endlich auf damit!

Die meiste Zeit meines Lebens verbrachte ich mehr oder weniger in Isolation. Es gab Situationen wo ich im Nachhinein merkte, dass ich nicht anwesend war (Blackouts also, ohne Erinnerung daran, dass ich welche hatte), aber es gibt so gut wie keine Situationen, wo ich bewusst das Gefühl hatte, nicht steuern zu können, was ich da gerade tue. Nie nahm ich das wirklich zu 100% bewusst wahr. Im Nachhinein, ja. Aber im Nachhinein kann man sich ja viel zusammenreimen, denke ich mir.

Auf der einen Seite, denke ich, momentan also das wohl doch etwas dran ist, auf der anderen Seite wächst genau deshalb der Zweifel immer mehr. Ein ekelhaftes zur Schau stellen ist das, was ich da mache. Umso mehr „Bestätigung“ aus dem Inneren kommt (sich etwas zeigt oder versucht zu kommunizieren), umso mehr ist das meine Bestätigung für meine Lügen und ich blocke ab. Umso weniger „Bestätigung“ aus dem Inneren kommt (,,ja wo ist Anteil XY, der erzählt wer und was er ist und was er hier treibt??“), desto unsicherer werde ich. Weder das eine, noch das andere kann ich behaupten, ohne unsicher zu werden.

So empfinde ich das. Wenn da jemand wäre und wäre es nur ein Ego-State, dann könnte ich den doch endlich mal klar benennen. Dann könnte ich damit doch mal was anfangen, ohne diesen Selbsthass dabei zu verspüren. Ohne das Gefühl zu lügen. Dann, denke ich mir, wäre da mehr, müsste da doch mal, so wie bei anderen, jemand erscheinen und sagen: ,,Hey ich bin die Gertrude und die Sache ist die und die“, aber nix. Ich tümpel immer noch da rum, wo ich am Anfang war. Im Gegenteil, hab ich das Gefühl, als wäre ich 3 Schritte zurückgegangen. Keine Kommunikation mehr, kein Wahrnehmen der anderen. Nix. Latent, wenn ich mich anstrenge. Man kann sich aber auch in vieles reinsteigern, denke ich mir.

Das eigentliche Problem

Sind, glaub ich, gar nicht die Anteile an sich, sondern das, was mit Trauma damit verbunden wäre. Emotionaler Missbrauch, ja. Das weiß ich (witzig das ich es immer noch unter „lapidaren Scheiß“ verbuche). Und dadurch kann eine dissoziative Störung entstehen. Und gut ist. Sense. Damit kann man doch arbeiten, oder? Will ich ja. Und dann kommen die Träume. Keine visuellen Flashbacks am Tag. Obwohl auch da schon Bilder erschienen sind, ohne Gefühl, ohne irgendwas. Nur Bilder. Sind auch das Flashbacks??

Ich hab meine Thera. immer noch nicht gefragt oder ihr davon erzählt. In meinen Beitrag über Flashbacks behaupte ich jedenfalls, dass das welche wären, also nur Bilder (immer wieder überraschend was ich da so schreibe 🤦‍♀️). Aber gut. Träume sind Träume. Bilder kann man sich im Unterbewusstsein ausdenken. Nix klares. Und das macht mich wahnsinnig! Dieses ständige: ,,Also da war doch das und das“ und dann wieder dieses: „Sag mal, bist du noch bei Trost?! Leuten dies und jenes zu unterstellen?!“

Und z.Z ist so gut wie gar kein Innenkontakt mehr vorhanden. Ein Grund mehr mich darin bestätig zu fühlen, dass alles nur Quatsch ist. Ich meine, war der je vorhanden? Vll hab ich mir das nur eingebildet. Gespräche einer einsamen Irren, mit sich selbst…

Warum hören denn alle anderen die ,,anderen“? Und können mit denen reden und arbeiten? Und bekommen ihre Blackouts mit? Oder haben plötzlich Erinnerungen? Warum ist hier alles weg, sobald ich damit arbeiten will? Habe ich sie vergrault? Waren sie nie da? Herrgott! Bring einer diesen Schwachsinn zum Schweigen oder wenigstens auf einen Nenner!!

Ich bin noch nie in einer anderen Stadt „aufgewacht“. Für mich gibt es nur mein zuhause. Ich bin immer zuhause. Als ich noch in der Stadt lebte, gab es Hinweise, dass ich die Wohnung verließ (Taschen mit Schuhen und T-Shirts, Hosen usw. – die auf Übernachtungen wo anders schließen ließen, Nummern + Namen im Telefonbuch, die ich nicht kenne, etc.), aber jetzt nix. Ich bin zuhause, für mich allein. Da ist auch niemand den ich fragen könnte. Bei den 2 menschlichen Kontakten im Monat funktioniere ich normal. Ganz normal. Keine Besonderheiten. Alles frühere lässt sich auch rational erklären.

Wäre da jemand anderes, würde der nicht rausgehen? Würde der nicht Dinge tun? Dinge endlich sagen? Das müsste doch auffallen.

Trauma

Ich les mich tot, habe ich das Gefühl. Wie ein Trauma funktioniert. Wie all das biologisch/psychologisch funktioniert. Und ich könnte den meisten, für fast alles, ne psychologische Erklärung liefern, aber ich selbst denke mir, dass ein Trauma in diesen Ausmaßen nicht möglich wäre. Nicht bei mir. Ich wüsste doch davon, denke ich mir. Irgendwas wüsste ich. Irgendein Indiz.

Und ehrlich? Die gibt es. Aber bei mir … bei mir sind die ,,übertrieben, ausgedacht, zugespitzt„. Mach ich mich jetzt selbst „Besonders“, weil ich denke ich wäre die Einzige, die so furchtbar ist, dass ihr nicht mal jemand etwas antun könnte und es für all das eine andere Erklärung gibt oder weil ich denke, ich wäre so ekelhaft, dass ich nicht mal den ehrlichen Umgang mit mir selbst lernen kann? Ehrlich zu sich selbst sein? Als Einzige zu dumm dafür? Beides ist ein Hervorheben, was ich in meinen Augen nicht „verdiene“. Wo kommt das nur her?? Boar langsam macht mich das wahnsinnig! Dieses Denken. Dieses völlig verquere Denken! Eigentlich finde ich mich nämlich toll … Ja komm, da muss keiner mehr folgen können.

Mittlerweile lese ich gar nichts mehr. Ich schaue kaum bis gar nicht mehr in andere Dis-Kanäle rein oder bin in Selbsthilfe-Gruppen unterwegs. Weil alles die Zweifel, die eigene Unfähigkeit, das eigene ,,Ich kann das einfach nicht“ antriggert. Denn das bestätigt die Zweifel, das Gefühl zu lügen. Das Gefühl unrecht über andere zu denken (,,als wäre dir etwas schlimmes passiert! Als würden die sowas tun!“) . Das Gefühl schlecht zu sein, so wie man ist. Ehrlich, da kommen Gefühle hoch von: ,,Du bist so unwichtig, dass dir nicht mal der letzte Ar*ch etwas hätte antun wollen“ – Selbst für ein Trauma bist du zu unwichtig! Alles Selbstdarstellung!“ – Klar. Viele Traumabetroffene denken so, aber nun stell dir doch mal vor, diese Gedanken haben recht?! Die Chance steht 50-50.

Ich würde das gerne alles neutral angehen wollen. Neutral nur das behandeln wollen, was gerade da ist, aber es geht nicht. Die Oberfläche behandeln bringt keine Besserung, merke ich, und das darunter liegende ist durchsetzt mit Selbsthass und Ablehnung. Da ist kein Weg ran. Viele Vermutungen müssen nicht mal im Ansatz stimmen, aber um sich klar zu werden, was wahr ist und was nicht, muss man all das ja erstmal neutral angehen können. Indizien untersuchen und dann als wahr, möglich oder unwahr aussortieren können. Boar, aber wie macht man das??

Wie kommt man an diesen Punkt, sich selbst erstmal ein Trauma zuzugestehen? Sich selbst zuzugestehen, dass es okay ist verletzt zu sein? Wie kommt man an den Punkt sich selbst erstmal ernst nehmen zu dürfen? Schwäche zu zeigen? Die Maske abzulegen? Auch vor sich selbst?

Alles perfekt machen

Ich trau mich kaum etwas zu meiner Thera. zu sagen, weil ich denke das all das, bevor ich es sage, erstmal Hand und Fuß haben muss. Ich kann doch nix sagen, was dann vll gar nicht stimmt, denke ich mir. Und sie versucht mich immer wieder zu beruhigen und zu sagen, dass wir hier nicht vor Gericht sind. Das sich Erinnerungen und Gefühle erst finden dürfen. Dass das ein langer Prozess ist und wir nur das angehen, was gerade aktuell ist. Und sei es am Ende nur eine Fantasie.

Aber das funktioniert in meinem Denken nicht. Was ich sage, darf nicht unwahr sein, denke ich mir. Wenn ich jetzt etwas unwahres sage, und sei es nur im Ansatz, dann glaubt sie mir doch nie wieder ein Wort! Wenn ich jetzt etwas unwahres denke, wie kann ICH mir dann jemals wieder in die Augen schauen? Ich bin doch die einzige Person, der ich vertrauen kann und wenn ich jetzt etwas behaupte, was dann so gar nicht stimmt, wie soll ich mir jemals wieder vertrauen können? Aber ohne eine Theorie gibt es keinen Fortschritt. Ohne eine These, die bewiesen oder widerlegt werden kann, gibt es keinen Wachstum. Das ist mir bewusst. Umsetzen kann ich es trotzdem nicht.

Und deshalb, weil ich nichts meiner Gedanken beweisen kann, möchte ich mich derzeit am liebsten vor mir selbst verstecken. Verkriechen. Nichts mehr fühlen. All das ausblenden, was innerlich da ist. So tun, als wäre alles wie vorher. An der Oberfläche kratzen. Denn all das Innere ist ja unwahr. Ich würde das so gern akzeptieren. Glauben. Aus tiefstem Innern.

Ich hab das Gefühl, dass all das für meine Depression momentan zuständig ist. All diese verlogenen Gedanken, aber abstellen kann ich sie nicht. Ich kann die Träume nicht abstellen. Ich kann die Gefühle nicht abstellen. Und ich kann meinen Selbsthass über meine eigene Unfähigkeit nicht abstellen. Das Gefühl nicht stark genug für meine Innenwelt zu sein. Nicht stark genug für die Außenwelt. Stark genug für das, was ich doch können müsste. Nicht stark genug für die Wahrheit, wie auch immer sie aussehen mag. Und nicht stark genug für das, was ich fühle. Für nix stark genug einfach. Das fuckt einfach nur ab!

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