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Trauma

Was ist ein Trauma?

Unter einem (emotionalen) Trauma (–>griech. für Wunde) verstehen wir ein Erlebnis, welches für den Betroffenen als extrem lebensbedrohlich empfunden wird. Ein psychisches Trauma ist eine seelische Verletzung, welche in Situationen von extremer psychischer und/oder körperlicher Belastung entsteht: Man hat das Gefühl vor der Tat oder dem Erlebnis nicht flüchten oder sich wehren zu können, man fühlt sich hilflos und ohnmächtig, weil man die Situation nicht verändern kann und vorallem fühlt man sich allein und verspürt extreme Angst.

Ursachen

Wodurch ein Trauma entstehen kann ist recht vielfältig, z.B durch:

  • Unfälle
  • Naturkatastrophen
  • Kriege
  • sexuelle, körperliche oder psychische (darunter auch: Mobbing, langanhaltendes Gaslighting, Vernachlässigung, u.w.) Gewalt
  • körperliche Erkrankungen
  • Zeuge schlimmer Taten zu sein
  • Traumata anderer zu hören (= Sekundärtrauma, z.B.bei Therapeuten)
  • usw.

[ Hervorheben möchte ich hier vor allem, dass ein Trauma sehr individuell entstehen kann. Es kommt dabei immer ganz auf die jeweilige Person, ihr eigenes Erleben und besonders auf ihre Resillienz (psychische Widerstandskraft) an. Das heißt 2 Menschen kann haargenau das Gleiche widerfahren: Der Eine entwickelt ein Trauma, während der andere relativ „unbeschadet“ aus der Sache herauskommt. Das hat NICHTS damit zu tun, dass der Eine sich „mehr hat“, „zu empfindlich ist“, etc., sondern jeder Mensch reagiert anders auf eine Situation.

Beispiel: 3 Personen sitzen in einem Unfallauto. Person A erleidet einen schweren Schock, erholt sich mit oder ohne Therapie aber nach einigen Tagen bis Wochen wieder komplett. Dagegen möchte Person B mit dem Erlebnis zwar gerne abschließen, kann es in ihrer Psyche aber nicht verarbeiten (vllt. weil zuviel Nebenstreß herrscht; weil nie gelernt wurde wie man mit problematischen Situationen umgeht; usw. ) und entwickelt dadurch ein PTBS. Person C jedoch verfügt über genügend Resillenz (oder fühlt sich durch so ein Erlebnis einfach weniger bedroht, dafür hätte aber vllt ein anderes Erlebnis eine starke Reaktion ausgelöst) und kommt dadurch psychisch unbeschadet durch diese Situation. ]

Auch wenn das Wort ‚Trauma‘ mittlerweile ziemlich inflationär verwendet wird ( „Boar, dass hat mich ja voll traumatisiert“ ), hat dessen wahre Bedeutung also immer einen Hintergrund, bei welchem der Betroffene sich wirklich extrem(!) in seinem körperlichen und/oder psychischen Leben bedroht fühlt. Ein Trauma ist also nicht nur eine Situation, welche man doof fand und worüber man sich mal aufregte oder kurz traurig war. Traumata hinterlassen nachweisbare Spuren im Gehirn. Wenn jemand traumatisiert ist, heißt das also, es ist etwas wirklich Schwerwiegendes vorgefallen.

Was kann sich aus einem Trauma entwickeln?

Im Prinzip so gut wie alles…

Aber wir fangen von „vorn“ an. Klinisch wird zumeist eine Akute Belastungreaktion festgestellt (im neuen ICD-11 entfällt diese Diagnose jedoch), welche einige Tage bis Wochen nach dem Erlebten anhalten kann. Wird das Trauma nicht verarbeitet, entwickelt sich eine PTBS, also eine Posttraumatische Belastungsstörung.

Diese kennzeichnet sich meist in:

  • Alpträume
  • Ein-und Durchschlafstörungen
  • Panik(attacken) = meist gibt es für Panikattacken keine aktuell sichtbaren Gründe, was es für Angehörige so schwierig macht zu reagieren oder überhaupt zu verstehen was da gerade los ist. Der Puls schießt in die Höhe, was heißt das man sich innerlich plötzlich total unruhig fühlt. Es nimmt einen die Luft, man kann kaum noch atmen, als würde jemand auf deiner Brust sitzen. Die Brust zieht sich zusammen und verkrampft sich. Du hast das Gefühl als würde es dich jeden Moment umhauen, als würdest du es diesmal nicht überleben. Es ist eben Panik und nicht das ebenfalls inflationär benutzte Wort Panik, sondern echte Panik. Wenn ihr einem Menschen in solch einer Situation helfen wollt, dann bietet ihm Sicherheit, d.h beruhigt ihn, schafft eine ruhige Umgebung. Reagiert auf gar keinen Fall mit Wut, Unverständnis („Es ist doch gar nichts los, was ist dein Problem?!“ – in den meisten Fällen weiß der Betroffene selbst, das äußerlich nichts los ist), Ablehnung oder Vorwürfen! Wenn ihr überfordert seid oder euch emotional nicht in der Lage fühlt damit umzugehen ist das okay, aber dann teilt dem Betroffenen das so mit und zieht euch zurück (besser so, als mies zu reagieren), aber gebt ihm nicht das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben! Vor allem nicht in dieser Situation! Grundlegend könnt ihr aber nicht mehr tun als einen ruhigen, sicheren Rahmen zu schaffen. Da sich die Panik bereits materialisiert hat, kann man sie in diesem Moment nicht einfach wegschnipsen und daher muss sie erst einmal durchgestanden werden. (Es gibt aber noch verschiedene Skills, die helfen können sich etwas zu beruhigen)
  • diffuse Ängste (woraus sich auch Phobien entwickeln können)
  • Vermeidungsreaktionen: wie emotionale Stumpfheit, Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit an der Umgebung und an anderen Menschen, aktive Vermeidung von Aktivitäten und Situationen die wiederum Erinnerungen an das Trauma aufrufen könnten
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Reizbarkeit
  • Dissoziation
  • extreme Schreckhaftigkeit
  • ständige, innere Unruhe
  • Sinnlosigkeit
  • Hoffnungslosigkeit
  • sozialer Rückzug
  • Flashbacks => man hat das Gefühl wieder in der Situation zu sein, erlebt alles erneut. Ausgelöst wird dies durch bestimmte Trigger (Auslöser). Trigger können im Prinzip wiederum ALLES sein, alles was eben an das Trauma erinnert. Gerüche, Geräusche, Personen, Bilder…..
    Auch hier wieder an Angehörige: Der Betroffene erlebt die traumatische Situation in seinem Kopf erneut, er befindet sich in der gleichen Zeit, am gleichen Ort, in haargenau der gleichen Situation. Es ist also wichtig das ihr ihm erklärt das er sich im Hier und Jetzt befindet. Zeigt ihm den Boden unter seinen Füßen, zeigt ihm die Umgebung, zeigt ihm das alles in Ordnung ist und er sich nicht mehr in Gefahr, sondern in Sicherheit befindet. Sollte nicht gerade sexuelle (oder physische) Gewalt der Grund des Traumas sein, könnt ihr denjenigen auch in den Arm nehmen (bzw. fragt ihn im „Normal“zustand ob das überhaupt für ihn okay ist)

K-PTBS

Wir unterscheiden nun aber zwischen einem sogenannten Monotrauma, also ein Erlebnis welches nur einmal geschehen ist (wie eben EIN Unfall, EINE Vergewaltigung, EIN Überfall,….) und einem komplexen Trauma, welches durch eine dauerhafte und wiederholte Traumatisierung entsteht (wie jahrelanger Missbrauch und/oder jahrelange physische oder psychische Gewalt). Also sprich, durch langanhaltende, wiederholte psychische und/oder physische Hochstreßsituationen.

–> D.h, es gibt als nächste Folge auch noch die K-PTBS. Die komplexe Posttraumatische Belastungsstörung, welche gleiche Symptome wie die PTBS auslöst, zusätzlich aber noch diese (chronifiziert) hinzukommen:

  • die normale Affektregulation ist beeinträchtigt – Folgen können dadurch u.a starke Emotionsausbrüche sein
  • risikoreiches Verhalten
  • selbstschädigendes Verhalten (Ritzen, verstärkter Alkohol- und Drogenkonsum, Kauf- und Spielsucht,…)
  • wenig bis gar keine Erinnerung an die Traumata
  • Dissoziationen
  • das Gefühl von emotionaler Taubheit, teilweise gar nichts mehr spüren zu können, auch keine positiven Emotionen
  • Das dauerhafte Gefühl nichts wert oder minderwertig zu sein (Wem wundert das auch, wenn man sein ganzes Leben so etwas eingeredet bekommt)
  • starke Schuld- und Schamgefühle
  • Probleme soziale Beziehungen aufrecht zu erhalten / Nähe zuzulassen und Vertrauen aufzubauen – man fühlt sich auch oft als eine Art „Außerirdischer“ , als könnte man gar keine Verbindung mehr zu anderen aufbauen
  • Somatoforme Beschwerden (körperliche Schmerzen ohne physische Ursache)

Weitere Folgen von Trauma

Wie erwähnt, kann sich aus einem Trauma so gut wie alles entwickeln. Darunter auch:

  • Persönlichkeitsstörungen (Borderline, Narzissmus, ängstlich-vermeidende, Histrionische, uvm.)
  • Psychosen
  • Angst- und Zwangserkrankungen
  • Phobien
  • Somatisierungsstörungen (z.B. Herz-Kereislaufprobleme, Atemprobleme, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, usw.)
  • Suchterkrankungen
  • Depressionen
  • Essstörungen
  • Selbstisolation (z.B. durch Selbstwert-/Selbstbewusstseins-/Vertrauensprobleme)
  • Bindungsstörungen
  • Suizidalität
  • Übermäßig mit Angriff/Flucht oder Unterwerfung zu reagieren (Traumareaktionen)
  • dissoziative Störungen
  • Perfektionismus
  • Sich ständig ablenken (mit Arbeit, Social Media, Unternehmungen, usw.) ➡️ nicht zur Ruhe kommen können, sich sonst falsch und/oder unnütz fühlen, …)
  • Uvm.

Wichtig: Bei einigen genannten Punkten (z.B. Persönlichkeitsstörungen, Psychosen, Depression, etc.) können auch körperliche/genetische Ursachen zugrunde liegen – Nicht alles muss Trauma sein, ist es aber sehr oft