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Neu im ICD-11: Wird Narzissmus abgeschafft?

Die Diskussion erlebe ich im Internet gerade namlich ganz oft. Es ist manchmal sogar die Sorge bzgl Täterschutz da. Und wer mich etwas kennt, der weiß das ich finde, dass gerade in Deutschland Täterschutz ganz groß geschrieben wird.

Hier kann ich euch aber definitiv beruhigen, denn in diesem Fall sehe ich keinen extra Schutz für Täter. Ganz im Gegenteil bringt die Änderung der Persönlichkeitsstörungen ganz viel Potenzial mit, die betroffenen Menschen endlich richtig diagnostizieren und therapieren zu können. Gucken wir uns das Ganze einfach einmal näher an 😁 …

Was ändert sich im ICD-11 bzgl. Persönlichkeitsstörungen?

Einige kennen ja sicherlich meine älteren Beiträge, wo ich zu den verschiedenen Persönlichkeitsstörungen (kurz: PS) die ganzen Diagnosekriterien, laut ICD-10, mit auflistete. Im Durchschnittsfall mussten jeweils 3-4 dieser Symptome zutreffen (also ungefähr die Hälfte der angegebenen Kriterien) um die entsprechende PS diagnostiziert zu bekommen.

Im ICD-11 ändert sich das nun. Es gibt nicht mehr die starren PS (also „Du bist Narzisst und du Histrioniker„) die nach wenigen Kriterien diagnostiziert werden (z. B „Punkte 1, 2 und 6 treffen zu, deshalb bist du jetzt dependent„), sondern die Diagnostik wird umfangreicher und ist dadurch auch viel individueller möglich.

Dazu wird erst einmal geschaut, anhand von allgemeinen Kriterien, ob überhaupt eine PS vorliegt. Im nächsten Schritt kann nun der Schweregrad der PS ermittelt werden und im letzten wird dann das Persönlichkeitsprofil bestimmt.

Warum wurde das geändert?

Das Problem an der „alten“ Diagnostik ist/war, dass der Mensch sich nicht so stumpf in eine beliebige Kategorie pressen lässt. Die wenigstens Betroffenen leiden tatsächlich nur unter einer/haargenau dieser „Störung“, sondern es treten regelmäßig Komorbiditäten auf (also Begleit-/Kreuzerkrankungen). Bei der narzisstischen PS ist es z.B so, dass sehr oft borderline oder dissoziale Symptome mit rein spielen. Gerade aus solchen Gründen gab es deshalb sogar auch sehr oft die Diagnose: „PS, nicht näher bezeichnet„, weil die Ärzte nicht so recht wussten, wohin sie den Patienten überhaupt packen sollen. Was die Therapie aber nicht gerade einfacher machte.

Ebenso sind die unterschiedlichen Ausprägungen ja auch ganz andere. Es gibt z.B 5-6 (ich glaube es waren sogar noch mehr 🤔) unterschiedliche Typen von Narzissmus. Du kannst nicht jeden gleich behandeln. Ähnlich ist es z.B bei der antisozialen PS, wo lediglich 3 von 7 Diagnosekriterien zutreffen mussten. Da bei vielen völlig unterschiedliche Punkte zutrafen, war es logischerweise auch schräg sie in ein und die gleiche Diagnose packen und darauf behandeln zu wollen.

Weiter konnte bisher kein Schweregrad adäquat diagnostiziert werden. Und ☝ was sich auch noch ändert ist die Symptomdauer. Man ging bisher davon aus, dass die Symptome für eine PS ein Leben lang (seit der Kindheit) kontinuierlich auftreten. Dieses Kriterium ändert sich auf „seit 2 Jahren“, was ich tatsächlich auch viel realistischer finde. Das bringt zudem den Vorteil, dass mehr Menschen richtig diagnostiziert und demnach auch richtig behandelt werden können.

Ich finde diese Entwicklung positiv

Ja es ist schon so, dass die verschiedenen Namen für die PS wegfallen (ich geh darauf gleich nochmal ein). Nach ICD-11 hat man dann quasi nur noch eine Persönlichkeitsstörung. Für die Therapie ist aber trotzdem weiterhin ersichtlich, in welchem Bereich man sich befindet (sogar besser als zuvor) und zudem eben auch noch, wie schwer die PS ist. Darauf basierend kann der diagnostizierende Arzt sogar eine relativ gute bzw bessere Therapieprognose abgeben. Ich glaube und hoffe das sich die Therapien dadurch viel persönlicher und erfolgreicher gestalten lassen, als zuvor und das war ja auch der Sinn hinter dieser Neuerung.

Zudem ging es auch ein stückweit darum Stigmata nicht noch länger zu begünstigen. Bei mir wurde damals z.B, wohlgemerkt nach ca. 30min Gespräch und einem Fragebogen, eine Borderline-Diagnose gestellt. Mal abgesehen davon, dass die überhaupt nicht gepasst hat (und ich heute auch nicht mehr habe), hat sie unglaublich viel Schaden angerichtet. Diese Diagnose war für meine Familie und meinen Ex das gefundene Fressen vor Gericht und dem Jugendamt, mir mein Kind wegzunehmen. Das war, als hätte man ihnen ein Geschenk mit riesengroßer, roter Schleife überreicht. Im absolut passenden Moment noch dazu. Die mussten sich nicht mal mehr groß Mühe geben. Gerade Borderline ist beim Jugendamt nämlich DIE Red-Flag Diagnose.

Da konnten sie dann rund um diese Diagnose herum lügen, was das Zeug hält. Von angeblicher Aggressivität (mein Ex: 2m groß, breit und muskelpepackt, meinte z.B ICH hätte IHN geschlagen), Manipulation, das ich nur das Opfer spiele, Lüge, unberechenbar bin, usw. Alles was halt in den Kriterien so zu finden ist. Und das ist schon ein krasses Stigma. Auch Folgeärzte und Therapeuten machten sich gar nicht mehr die Mühe der Diagnostik, sondern übernahmen diese Diagnose einfach, trotz meiner Einwände. Auch die stempeln dich damit nämlich ganz schnell ab. Pauschal. Aus den gleichen Gründen ⬆️.

Und ich denke ähnlich dürfte es auch vielen anderen Betroffenen gehen. Narzissmus ist ja nun mal auch nicht immer gleich Missbraucher. Dissozial ist nicht immer gleich mordende Psychopathie usw. Aber man denkt und assoziiert es eben immer direkt, wenn man hört derjenige hat diese und jene PS.

Was sind die allgemeinen Kriterien für eine PS nach dem ICD-11?

  • überdauernde, starre und unflexible Persönlichkeits- und Verhaltensmuster; abweichend vom gesellschaftlichen Erwarten
  • Auffälligkeiten bestehen mindestens seit 2 Jahren
  • Abweichungen der Persönlichkeit zeigen sich unter anderem in den Gedanken, den Gefühlen, den zwischenmenschlichen Beziehungen und der Impulskontrolle
  • Symptome führen zu Leidensdruck und/oder Beeinträchtigungen des sozialen und beruflichen Lebens
  • Ausschluss anderer Erkrankungen/Einfluss von Medikamenten oder Substanzen

Nun zu den neuen Persönlickeitsdomänen

Es wird ab nun also geschaut in welche Domäne passt der Patient und dabei sind auch mehrere möglich. Das heißt man erhält ein viel genaueres Persönlichkeitsprofil als vorher.

Bindungsschwäche/Distanziertheit

Vermeidung und Unnahbarkeit im sozialen und emotionalen Bereich:

  • Schwierigkeiten beim Ausdruck von Gefühlen
  • emotionale Distanz
  • Distanziertheit
  • fehlen von sozialen Kontakten

Bisherige Bezeichnung:

schizoide PS; vermeidend-unsichere PS

Negative Affektivität

Neigung zu unangemessenen und häufigem Erleben negativer Emotionen:

  • Pessimismus
  • negative Grundhaltung
  • kaum Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
  • starke Ängste
  • mangelnde Emotionsregulation

Bisherige Bezeichnung:

schizoide PS; dependente PS; paranoide PS

Dissozialität

Soziale Interaktionen sind von Selbstbezogenheit und Mangel an Empathie geprägt:

  • Empathiemangel
  • Aggressivität
  • Missachtung der Rechte und Gefühle von Mitmenschen (einschließlich extremer Selbstüberzeugtheit)

Bisherige Bezeichnung:

dissoziale (=antisoziale) PS; narzisstische PS

Zwanghaftigkeit

Verhaltensstil ist perfektionistisch und rigide, Entscheidungsverhalten mit hohen Bedürfnis nach Kontrolle und Absicherung verbunden:

  • Einengung auf starre, perfektionistische Standards
  • Detailversessenheit
  • Kontrolle des eigenen Verhaltens
  • Kontrolle der Mitmenschen

Bisherige Bezeichnung:

zwanghafte PS; dependente PS

Hemmungsschwäche/Disinhibition (Verlust der Selbstbeherrschung) 

Impulsives, ablenkbares und risikofreudiges Verhalten:

  • Verantwortungslosigkeit
  • Unzuverlässigkeit
  • mangelndes Planungsvermögen
  • voreilige Reaktion auf innerliche und äußerliche Vorgänge
  • Impulsivität
  • Ablenkbarkeit

Bisherige Bezeichnung:

schizotype PS; histrionische PS

Optional: Boderline Muster

(Ja, Borderline bleibt eine extra Abteilung für sich 🤷‍♀️)

  • problematische interpersonelles Beziehungsverhalten (z.B problematische Nähe-Distanz Beziehungen)
  • gestörtes Selbstkonzept (wie Selbstverachtung, Gefühl der inneren Leere)
  • dysfunktionale Emotionsregulation (affektlabile, „hyperaroused“ Gefühlswelt; selbstschädigendes Verhalten; Suizidversuche und reaktive Aggressivität als dysfunktionale Mechanismen zur Bewältigung innerer Anspannung)

Bisherige Bezeichnung:

Borderline-PS

Was ich noch mit anhängen will

Ich werde die Beiträge, zu den einzelnen PS auf dem Blog, trotzdem vorerst erstmal stehen lassen. Außerdem sind da auch noch einige übrig, die ich eigentlich auch gerne irgendwann noch angehen wollte. Ich persönlich finde es ganz interessant, diese einzelnen Persönlichkeitstypen näher zu beschreiben und kennenzulernen. Aber mal schauen, ob ich das dann noch mache oder nicht.

Erstmal ist es ja aber auch so, dass sich nicht von heute auf morgen alle Ärzte und Therapeuten, über Nacht, darauf einstellen werden. Müssen sie auch nicht. Ich will jetzt nichts falsches behaupten, aber soweit mir bekannt ist, kann erstmal noch einige Jahre weiter auch nach dem ICD-10 diagnostiziert werden. Logischerweise verschwinden auch all die Begriffe daher nicht von heute auf morgen. Mal abgesehen davon, dass ja auch trotzdem noch unzählige Menschen herumlaufen, die die alten Diagnosen haben.

Trotzdem, sollte ich zu den PS etwas neues veröffentlichen, werde ich natürlich auf die Änderungen im ICD-11 bzw. diesen Beitrag hier hinweisen.

Narzissmus Typen und Unterschiede

,,Mein Nachbar ist ja so ein Narzisst!“

Jaa, so eine Aussage ist schnell mal salopp in den Raum geworfen, ich muss mich da auch oft am Riemen reißen. Dennoch ist es wichtig dabei im Hinterkopf zu behalten, das eine narzisstische Persönlichkeitsstörung etwas anderes ist, als ein Mensch, der „nur“ narzisstische Züge mit sich herumträgt.

Diese hat nämlich fast jeder zu einem Teil – Der Eine mehr, der Andere weniger. Und dann gibt es ja auch noch Menschen, die sind einfach nur Ar*chlöcher ☝😅 – Diesen Konsorten wollen wir ja schließlich auch mal nicht ihren Ruhm absprechen und alles auf eine Persönlichkeitsstörung schieben, jene ist nämlich pathologisch und wird wirklich erst bei bestimmten „Voraussetzungen“ (siehe Hier) als solche angesehen.

Hier sprechen wir jetzt aber von jenem krankhaften Narzissmus und schauen uns mal die unterschiedlichen Typen dazu an, denn auch im narzisstischen Spektrum sind ja niemals alle Betroffenen, in ihrem Verhalten, gleich.

1. Der grandiose Narzissmus

= der offene

Der offene Narzissmus ist die wohl bekannteste Form, gekennzeichnet durch:

  • sehr überhebliches, arrogantes, teils schon selbstverliebtes Auftreten
  • oft sehr distanziert zu anderen
  • spielen ihre Macht aus bzw. versuchen andere offen zu kontrollieren
  • zeigen wenig Empathie und Interesse an anderen Menschen
  • wirken oft sehr charismatisch, sind in ihrem Verhalten aber meist sogar recht offen aggressiv und forsch

2. Der vulnerable Narzissmus

= der verdeckte

Dieser ist mindestens genauso oft vertreten, lässt sich aber viel schwerer erkennen. Oft sagt man auch ,,weiblicher“ Narzissmus dazu, da viele Frauen eher von dieser Art des Narzissmus betroffen sind, jedoch finden sich genauso viele Männer darunter. Direkt weiblichen und männlichen Narzissmus gibt es also nicht.

Jener Typ ist eher geprägt von depressiven Stimmungen, Scham und Anspannung. Sie können mit Misserfolgen und Kritik nur schwer umgehen und haben große Probleme, sich in andere hineinzuversetzen. Weitere Merkmale sind:

  • eher passiv-aggressives Verhalten
  • sie rutschen oft in die Opferrolle und übernehmen keine Verantwortung (,,Schuld sind die anderen“)
  • können sogar empathisch nach außen hin wirken und sind deshalb oft auch in sozialen Berufen, Glaubensgemeinschaften oder der spirituellen Szene anzutreffen
  • sind ebenfalls sehr fixiert auf sich selbst und interessieren sich wenig für die Belange und Gefühle ihrer näheren Umgebung (Partner, Familie,…), kaschieren das aber eher (statt offen ihr Desinteresse zu zeigen – ,,Ich habe es gerade soooo viel schwerer als du, denk doch auch mal an mich!“)
  • wenn ihnen jemand „quer schlägt“ können auch sie sehr rachsüchtig werden und schlagen wild um sich

Dazu mal ein Beispiel –> Ich wohnte eine Zeit lang im gleichen Haus, wie eine meiner Oma´s. Jedoch kam ich nicht damit klar, dass sie ständig ungefragt meine Wohnung betrat und kontrollierte ob die Wohnung auch ordentlich genug wäre, wann ich zu Bett gehe, wie lange ich schlafe, wie ich meine Freizeit gestalte, welchen Besuch ich empfange usw., also zog ich aus. Das passte ihr jedoch nicht, da dies in ihren Augen eine direkte Beleidigung gegen sie und ihre ,,Ich meins doch nur gut und will dir doch nur helfen“- Mentalität war.

[Merke! Wenn jemand sagt, er will das nicht, was du da tust und du machst es trotzdem weiter, weil DU es für richtig hältst, dann hilfst du demjenigen nicht – Du übertrittst damit seine Grenzen, wozu du einfach nicht das Recht hast. Völlig egal wie DU das findest. Punkt.]

Ich war also die Böse und sie das arme Opfer, welches doch nur das Beste für mich wollte und das ich mit Füßen trat. Sie begann dann überall im Dorf rum zu erzählen und später auch dem Jugendamt zu schreiben (denn wie könnte man auch ein Kind in die Hände solch einer verantwortungslosen Frau lassen) wie dreckig ich sei, das ich eine Alkoholsucht hätte, das meine Wohnung der reinste Saustall gewesen wäre, das ich ständig wechselten Männerbesuch gehabt hätte und das Beste kommt zum Schluss ☝ :

Ich hätte den örtlichen Dönermann beauftragt, bezahlt durch Sex natürlich, die Kinder meiner Tante töten (töten, ganz recht) zu lassen. Er (den ich bis heute noch nicht einmal gesehen habe) hätte dann einen heimtückischen Anschlag, mit dem Auto, auf beide Kinder verübt. Passiert ist natürlich, dank der Klugheit dieser Kinder, nichtsTja, vll beauftrage ich das nächste Mal lieber den Pizzaverkäufer – Italiener sind da vll zuverlässiger 🤔 – Ich denke, ich muss nicht erwähnen das nichts von alledem stimmte, oder?

3. Der kommunale Narzissmus

= der gemeinschaftliche

Dieser Form haben sich erst neuere Studien gewidmet und daher ist sie tatsächlich noch recht unbekannt. Im Prinzip verhält sich der kommunale Narzisst, ähnlich wie der grandiose, d.h:

  • er stellt sich stark nach Außen dar
  • hat oft ein großes Charisma
  • wirkt sehr aufgeschlossen und selbstsicher

Im Unterschied zum grandiosen Narzissmus dreht sich hier das Hauptaugenmerk aber weniger um offene Kontrolle und Macht, sondern mehr um die Gemeinschaft. Sie halten sich oft für besonders sozialkompetent und als das wichtigste Rädchen im gemeinschaftlichen Leben, was genauso für sie auch wichtig ist darzustellen – Dadurch das andere sie für diese offenen, tollen, sympathischen Menschen halten, bauen sie nämlich ihr Selbstbild auf (der grandiose Narzisst will dagegen besonders viel Macht und Stärke ausstrahlen). Sie sind also zudem oft:

  • sehr hilfsbereit und betont freundlich
  • wirken besonders aufgeschlossen und fröhlich
  • dennoch ist keine Tiefe der Gefühle und Emotionen möglich/vorhanden
  • sie interessieren sich (oberflächlich) ebenso mehr für andere (weil sie da ja ihr falsches Selbstbild aufrechterhalten wollen), als für ihre nähere Umgebung –> es existiert also gar kein echtes Interesse an den Mitmenschen
  • sind ebenfalls manipulativ und stoßen andere oft vor den Kopf

4. Der maligne Narzissmus

= der bösartige

Der maligne Narzissmus wird als die schlimmste Form angesehen, da hier viele Verhaltensweisen aus der Antisozialen Persönlichkeitsstörung (siehe Hier), ein hohes Aggressionspotenzial und eine starke Paranoia mit reinspielen. Merkmale sind:

  • sie halten sich für grandios und einzigartig
  • sie brauchen keine Bestätigung von Außen, sie fühlen sich auch so komplett überlegen

–> Erich Fromm schrieb dazu:

,,Sie fühlen sich sehr mächtig aufgrund der Eigenschaften und Qualitäten, von denen sie glauben, sie von Geburt an zu besitzen. Ich bin besser als du und daher muss ich überhaupt nichts beweisen. Ich muss mit niemandem interagieren oder irgendeine andere Anstrengung unternehmen. Außerdem entferne ich mich immer weiter von der Realität, je mehr ich das Image meiner Großartigkeit pflege.”

  • ein Realitätsverlust geht also oft einher bzw. passt das Selbstbild nicht zur Realität
  • sehr unbarmherzig, ausbeuterisch und rücksichtslos
  • oft sehr sadistisch – d.h sie empfinden eine (sexuelle) Lust beim Leid anderer
  • sehr neidisch, misstrauisch und paranoid (denken ständig andere führen etwas gegen sie im Schilde)
  • oft sehr gewalttätig und eine niedrige Frustrationsschwelle
  • zeigen kein Mitgefühl oder irgendein humanitäres Interesse an ihren Mitmenschen

Hat man so jemanden im näheren Umfeld, könnte man also auch sagen: ,,Nimm die Beine in die Hand und sieh, dass du schleunigst das Weite gewinnst.“ 😅

********************************

Dazu gesagt sei☝, dass ich selbst lange unter narzisstischen Missbrauch litt und meine Aussagen daher auch eine entsprechende Färbung angenommen haben. Wer sich jedoch einmal für die andere Seite interessiert, also die des Narzissten, dann empfehle ich sehr diese 2 Kanäle:

Linas Leben als Narzisstin (diagnostizierter, verdeckter Narzissmus – sehr reflektiert und nur zu empfehlen!!)

Ich bin Narzisst (ein Mann, ich weiß jedoch nicht welche Art Narzissmus)

Histrionische Persönlichkeitsstörung

Drama Baby! 💃

,,Als ich mich heute an diesem Papier schnitt, ich sage dir, dass hat so sehr geblutet. Ich hatte solch höllische Schmerzen dabei! Als würde mein Finger im ewigen Fegefeuer brennen. Dann hat sich das entzündet und eigentlich hätte mein Finger ja bestimmt amputiert werden müssen, aber ich habe das irgendwie durchgestanden. Das war so schrecklich! Nein hör bloß auf – Wie kannst du jetzt von deinem Krebs reden, wo ich dir sowas schlimmes von mir erzähle?! Bin ich dir nicht wichtig? Machst du dir überhaupt keine Sorgen um mich?! Ich kann es nicht fassen wie rücksichtslos du bist!“

Was sind die Merkmale einer Histrionischen Persönlichkeitsstörung?

Die Betroffenen zeigen nach DSM ein tiefgreifendes Muster übermäßiger Emotionalität oder ein ständiges Streben nach Aufmerksamkeit. Die Störung beginnt zudem im frühen Erwachsenenalter und das Verhalten zeigt sich in verschiedensten Lebenssituationen. Nach DSM müssen mindestens fünf der folgenden Kriterien erfüllt sein:

  • Die Betroffenen fühlen sich in Situationen, in denen sie nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, unwohl.
  • In Kontakten zu anderen verhalten sie sich oft unangemessen sexuell-verführerisch oder provokant.
  • Sie zeigen einen rasch wechselnden, oberflächlichen Gefühlsausdruck.
  • Sie nutzen regelmäßig ihr Aussehen, um die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen.
  • Sie haben einen übertrieben nach Eindruck heischenden, wenig detaillierten Sprachstil.
  • Ihr Verhalten ist dadurch charakterisiert, dass sie ihre eigene Person dramatisieren, theatralisch sind und ihre Gefühle übertrieben ausdrücken.
  • Die Betroffenen sind suggestibel, das heißt, durch andere Personen oder Umstände leicht beeinflussbar.
  • Sie fassen zwischenmenschliche Beziehungen als enger auf, als sie es tatsächlich sind.

Nach ICD-10 können weitere Merkmale vorkommen, die aber für eine Diagnosestellung nicht unbedingt erforderlich sind. Dazu gehören

  • ein egozentrisches und selbstbezogenes Verhalten
  • das ständige Verlangen nach Anerkennung
  • eine fehlende Bezugnahme auf andere
  • eine leichte Verletzbarkeit
  • ständiges manipulatives Verhalten.

Wie entsteht eine histrionische PS?

Wie immer wird eine Zusammenspiel aus genetischen, wie äußerlichen Ursachen vermutet.

Was ich daran sehr interessant finde ist, wie wir Menschen bzw. unsere Psyche so total unterschiedlich reagiert- Der eine entwickelt eine emotional-instabile PS, der andere eine narzisstische PS usw. und natürlich sind all diese Störungen später, sowohl für die Betroffenen wie aber auch für die Angehörigen, sehr problematisch. Das Faszinierende dabei ist jedoch, dass unsere Psyche ganz individuell, d.h mit der für die jeweilige Person einzig passende Art, auf ein bestehendes Problem reagiert.

Gerade bei Persönlichkeitsstörungen können wir z.B auch sehr gut das Umkehrprinzip anwenden – Wenn ein Mensch, wie im Falle des Histrioniker`s, sehr viel Aufmerksamkeit, also den Mittelpunkt braucht. Wenn er stark dramatisiert, um auf seine Bedürfnisse aufmerksam zu machen (,,Hier bin ich! Hier! Sieh mich an!“) – Ja dann können mir uns doch fast vorstellen, wie es früher zuhause wohl ausgesehen haben mag.

Gerade wenn die Eltern vll sehr abweisend und wenig Emotionen im Spiel waren. Wenn sich das Kind nicht geliebt, gesehen und sicher gefühlt hat. Ich meine, wie sollst du denn so auch anders reagieren als Kind, als zu lernen dir dann die Aufmerksamkeit durch Zwang zu nehmen (siehe Manipulation, Drama, künstliche Krisen, Selbstbezogenheit, ect) ?

Die kognitive Verhaltenstherapie geht z.B auch davon aus, dass gerade dieses starke emotionale Verhalten und dieses ‚Um-sich-selbst-drehen‘ dazu führt, dass die Betroffenen weniger objektives Faktenwissen aufbauen oder auch eine konkrete Erinnerung beibehalten zu können (wie z.B auch: ,,Ist die neue Kellnerin wirklich meine neue beste Freundin oder war sie einfach nur nett und ich habe das überbewertet?“). Damit wäre auch die leichte Beeinflussbarkeit und die oberflächliche Denk- und Sprechweise zu erklären. Durch das niedrige Selbstwertgefühl neigen sie zudem wahrscheinlich auch schneller dazu, das Gefühl zu haben, dass sie andere brauchen um sich besser zu fühlen (was ja eigentlich auch den meisten Menschen so geht).

Betroffen sollen ungefähr 2-3% der Bevölkerung sein.

Behandlungsansätze

Viele Betroffene leiden oft zusätzlich unter Depressionen, psychosomatischen oder auch dissoziativen Beschwerden und suchen deshalb meist sogar von selbst einen Psychotherapeuten oder Psychiater auf.

Ich denke, wichtig ist da das die Betroffenen lernen tiefer in ihre Gefühle und ihr Erleben einzusteigen und diese Bedürfnisse dann auch adäquat zu äußern. Gerade dieses ganze Drama wird ja nur verwendet, weil die Gefühlswelt sich eben so oberflächlich abspielt und vielen vll auch einfach gar nicht klar ist, was sie wirklich fühlen und warum sie sich benehmen, wie sie es tun.
Und, wie bei allen Persönlichkeitsstörungen, ist es natürlich wichtig das sie lernen ihren Selbstwert aufzubauen. Das es eben nicht die anderen sind, die sie brauchen.

Was gibt’s noch zu sagen?

Oft finden sich Histrioniker in Schauspielberufen wieder, aber z.B auch bei vielen Dragqueens. Definitiv sage ich dazu, das es viele Dragqueens gibt, die das tatsächlich der Kunst wegen machen! Aber es finden sich eben auch Histrioniker darunter.

Und soviel Verständnis ich dafür auch habe, setzen mir gerade die egozentrischen Persönlichkeitsstile stark zu. Auch meine Oma tendiert z.B sehr stark in diese Richtung, obwohl ich eine histrionische Persönlichkeitsstörung direkt vll eher mal ausschließen möchte.
Meine Oma hat aber IMMER alles was du hast und zwar doppelt so stark.

Beispiel:
Ich saß am Tisch und mir fiel auf das ich einen riesigen blauen Fleck am Oberschenkel hatte und da ich gar nicht wusste wo der her kam, schaute ich darauf und sagte etwas irritiert: ,,Wo kommst du denn her?“ – Ihre Reaktion (obwohl ich auf sowas eigentlich nicht mal eine Reaktion erwarte): ,,Also ich hab ja auch wieder Thrombosen im Bein und ach das tut ja weh“ –> und schon drehte sich das Gespräch wieder um sie.
Oder sie ruft an und ich höre mich etwas zerknautscht an. Sie fragt warum und ich sage ihr das ich einfach nicht sehr gut geschlafen habe – ,,Also ich hab auch ganz furchtbar geschlafen! Ich musste mehrmals die Nacht aufstehen und dann ging es mir so schlecht dabei und dann hatte ich wieder dieses Vorhofflimmern. Die ganze Nacht ging das„….usw.

Egal wer etwas über sich erzählt, eine kurze, belanglose Anmerkung reicht und schwupp: Das Gespräch liegt wieder auf Ihrem Leiden und dies wird dann endlos durchgekaut.
Und das erträgt man eine Zeit, aber auf Dauer schlaucht das einfach nur.

Meine Oma denkt auch an andere, so ist es nicht, aber wenn es um Gefühle und emotionale Bedürfnisse geht dann ist sie sehr stark egozentrisch und sowas saugt dir eben viel Energie ab.

Auch tiefergreifende Gespräche sind einfach nicht möglich. Sie kann sich darauf nicht einlassen und das, was so ein Mensch in seiner Kindheit wohl an Einsamkeit gespürt hat (weshalb er nun eben immer im Mittelpunkt stehen möchte), gibt er so, als Erwachsener, an seine Umgebung weiter.
In ihrer Gegenwart fühle ich mich extrem einsam und allein und das obwohl ich gleichzeitig auch meine schönsten Kindheitserinnerungen mit ihr verbinde.

Ich finde das ist nicht Sinn der Sache – Wir sollten nicht weitergeben was wir selbst erfahren haben. Natürlich passiert sowas nur sehr selten bewusst (und das ist auch KEIN Vorwurf!), trotzdem müssen wir irgendwas tun – So kann es doch auf dieser Welt nicht mehr weitergehen 😒

Borderline (oder doch eine kPTBS?)

= auch emotional instabile Persönlichkeitsstörung

Was ist Borderline?

Borderline heißt übersetzt „Grenzlinie“ und damit sich auf einer schmalen Grenze zu bewegen. Betroffene sind stark davon gekennzeichnet sehr schnell von einem Extrem ins andere zu schwanken. Also sich immer auf einer Grenzlinie zu befinden, die sie zu beiden Seiten abwechselnd ständig übertreten („Ich Liebe dich – Ich hasse dich“ ; „Hau ab – Verlass mich nicht“).

Ungefähr 2% der Bevölkerung (aber 6% der jungen Menschen) sind daran erkrankt.

Früher sagte man übrigens das sich Borderliner auf der Grenze zwischen Neurose und Psychose befinden – Das ist mittlerweile veraltet und überholt und stimmt so nicht.

Laut ICD-10 müssen für eine Diagnose mindestens 3 der genannten Merkmale vorliegen:

  • Neigung zu Streitereien und Konflikten, vor
    allem wegen impulsiven und unerwarteten
    Handlungen
  • Neigung zu unerwarteten Handlungen ohne
    Berücksichtigung der Folgen
  • Neigung zu Wut oder Gewaltausbrüchen und
    Unfähigkeit, das explosive Verhalten zu
    kontrollieren
  • Schwierigkeiten, Handlungen beizubehalten,
    die nicht unmittelbar belohnt werden
  • Unbeständigkeit und Unberechenbarkeit der
    Stimmung

Und mindestens 2 der folgenden:

  • Unsicherheiten im Selbstbild bzw. in der
    eigenen Identität
  • Unsicherheiten bei eigenen Zielen und
    Vorlieben
  • Neigung zu intensiven, aber instabilen
    Beziehungen
  • übertriebene Bemühungen, nicht verlassen zu
    werden
  • wiederholte Androhung oder Durchführung
    von selbstverletzendem Verhalten
  • anhaltende Gefühle der Leere

Wodurch entsteht Borderline?

Man geht davon aus das sowohl genetische wie auch traumatische Bedingungen und Einflüsse des äußeren Umfeldes zu der Persönlichkeitsstörung beitragen.

Was das genetische angeht, so ist nicht direkt Borderline vererbbar, aber die Veranlagung dazu bzw. die Tendenz generell schneller an psychischen Störungen zu erkranken, z. B durch Traumata die bereits die Eltern, Großeltern usw. erlitten –> ganz richtig: Traumata gehen in unser genetisches Erbgut über (man denke dabei wieder an die beliebte Kriegswaffe ‚Vergew*ltigung‘ 😉).

Zu der genetischen Komponente kommen in fast allen Fällen traumatische Erlebnisse in der Kindheit hinzu (meist durch Missbrauch – ob nun körperlicher, sexueller, emotionaler oder alles zusammen). Und hier wird es nämlich interessant:

Borderline oder kPTBS – Was denn nun?

Die Borderline-PS und die komplexe PTBS haben überraschend viele Überschneidungen und daher werden beide auch noch sehr oft falsch diagnostiziert. Nachfolgend habe ich für euch mal eine Tabelle, welche die Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzeigt:

Borderline

  • Impulsivität in mind. 2 selbstschädigenden Bereichen
  • Wiederholte suizidale Handlungen
  • Affektive Instabilität und Stimmungsschwankungen .
  • Chronisches Gefühl der Leere
  • Unangemsessene und heftige Wut
  • Ausgeprägte Instabilität des Selbstbildes/Selbstwahrnehmung
  • Vorübergehende paranoide oder dissoziative Symptome
  • Muster instabiler aber intensiver zwischenmens. Beziehungen (Idealisierung/Entwertung)
  • / (keine somato. Beschwerden)
  • Verzweifeltes Bemühen Verlassenwerden zu vermeiden
  • / (keine fehlende Zukunftsperpektive oder Verlust persönlicher Überzeugungen)

kPTBS

  • Störung der Affektregulation mit impulsiven u risikoreichem Verha.
  • Selbstverletzendes und suizidales Verhalten
  • Störung der Affektregulation, Impulsivität und autodestruktives / risikoreiches Verhalten
  • / (keine chronische innere Leere)
  • Schwierigkeiten Ärger zu modulieren
  • Selbstvorwürfe, Schuldgefühle, Scham, Gefühl isoliert zu sein
  • Dissoziative Symptome .
  • Extremes Misstrauen, Tendenz wieder zum Opfer zu werden .
  • Somatoforme Beschwerden
  • / (kein verzweifeltes Bemühen Verlassenwerden zu vermeiden)
  • Fehlende Zukunftsperspektive, Verlust persönlicher Grundüberzeugungen

Ihr seht also: Auf den ersten Blick scheinen sich beide Störungen sehr zu gleichen und daher ist es auch verständlich, das viele Ärzte beides schnell einmal verwechseln. Erst bei genauerer Betrachtung fallen einem nämlich die kleinen, aber doch markanten Unterschiede auf. Man muss dabei ja auch beachten das Borderline Patienten in fast allen Fällen selbst sehr viele Traumata erlebten, was, denke ich, auch zu den vielen Gemeinsamkeiten führt.

Dabei wird ins Spiel gebracht, das Borderliner mehr dazu neigen ihre Gefühle externalisierend auszuleben, also nach Außen hin. Betroffene von kPTBS stattdessen jedoch internalisierend, also eher nach innen hin.

Bei mir wurde damals auch eine Borderline-PS diagnostiziert, jedoch habe ich immer wieder gesagt, das ich mich zwar in einigen Punkten wiederfinde, nicht jedoch in allen. Mit der Diagnose kPTBS fühle ich mich da nun schon viel wohler und meine Thera. hat mir die Diagnose Borderline auch nicht mehr gegeben.

Ich habe z.B keine übertriebenen Verlassensängste bzw. tue alles um ein Verlassenwerden zu vermeiden. Extreme Wut kenne ich nicht, also klar kann ich wütend werden, aber das schwankt bei mir nicht ständig von dem einen Extrem ins Andere.

Auch das chronische Gefühl der inneren Leere kenne ich persönlich nicht. Anmerken muss ich dazu aber das in meinem Klinikbericht steht, dort wo die Borderline-PS gestellt wurde, das ich mich mit dem Gefühl der inneren Leere identifizieren könne (das also wohl scheinbar doch mal gesagt habe) und mein damaliger Mitbewohner meinte auch das ich sowas wohl öfters geäußert hätte – Ich jedoch weiß weder das ich das gesagt haben soll, noch kenne ich dieses Gefühl 😅. Kein Plan wer sich da leer fühlt, ich für mich wüsste jedoch keine Situation wo ich jetzt sagen könnte: ,,Ah, jetzt fühle ich mich innerlich so richtig leer.“ 🤷‍♀️

–> Allerdings sei dazu gesagt, dass ein Gefühl innerer Leere auch bei Depressionen oder anderen Erkrankungen durchaus einmal vorkommen kann. Wer dieses Gefühl also schon einmal erlebt hat, hat deshalb nicht gleiche eine Borderline PS (es geht eben um das chronische Gefühl)

Wie kommt es zu diesen ganzen „gestörten“ Gefühlen?


Guckt, ich versuche euch das mal so zu erklären:
Wenn du deine gesamte Kindheit hindurch, also genau die Zeit wo sich dein Welt- und Selbstbild formt, vermittelt bekommen hast das du unnütz, nicht erwünscht, nicht liebenswert, ein schlechter und böser Mensch bist usw. ist es völlig logisch das sich genau diese Aussagen als dein eigenes Bild im Kopf abspeichern und du kein gefestigtes, eigenes, positives Selbstbild entwickelst.

Wenn dich dein Leben lang die Menschen nur verraten haben, dann ist es ebenso logisch das du dich auf der einen Seite nach jemanden sehnst den du endlich vertrauen kannst, auf der anderen Seite dich aber deine Erfahrung steht’s mahnt vorsichtig zu sein und bloß nicht leichtfertig zu vertrauen, daher stößt du dann vll sogar Menschen weg.

Wenn du nie Liebe erfahren hast, woher soll dann dieses innere Ausgefülltsein kommen? Es ist doch die Liebe die uns ausfüllt.

Zudem ist es so, dass sich die gleiche Art von Traumata gerne immer und immer wieder in unser Leben einschleicht. Durch diese sogenannte Reinszenierung werden nicht nur Traumata wie Vergew*ltigungen oder häusliche Gewalt wiederholt, sondern wir geraten auch immer wieder an den gleichen Typ Mensch, nämlich an den Tätertyp.

Meine Mutter z.B war stark narzisstisch und lustigerweise (also genau deshalb) hatte ich bisher auch ein gutes Händchen für narzisstische Männer. Meine beiden Ex-Partner haben sich in diesem Fall gegenseitig selbst übertroffen. Gerade mein letzter Ex-Freund hatte so eine bestimmte Art drauf, meine Wahrnehmung komplett zu verdrehen (was ich aus Gründen nicht die Spur witzig finde), mir Schuld an völlig lächerlichen Dingen zu geben und mir permanent Vorwürfe zu machen (aus Prinzip – seinem Prinzip – durfte die Wohnungstemperatur z.B nicht über 20 Grad steigen und als sie dieses dann doch tat, war das mal ein extremes Drama, …) usw. und genau bei dieser Art von Menschen, also dort wo ich das Gefühl habe das meine Gefühle und Bedürfnisse gar keine Rolle spielen, wo mein Gesagtes gar nicht – stattdessen sogar etwas ganz anderes gehört wird – dort habe ich es z.B sehr schwer ruhig zu bleiben und nicht emotional zu reagieren.

Aber ganz ehrlich? Wer hat bei solcher Art von Menschen nicht ein ähnliches Problem? Der Unterschied ist jedoch das man mit entsprechender Vorerfahrung schneller und leichter dazu neigt sich eben solchen Menschen wieder zuzuwenden und wie im Falle der Borderline-Erkrankung durch diese Tatsache eben auch weniger beständige Beziehungen zu haben. Also d.h wenn ich durch die Trauma-Reinszenierung immer wieder an einen Typ Mensch gerate der mich unheimlich triggert, dann ist es völlig natürlich das solcher Art Beziehungen nicht von langer Dauer sind und meist mit einem großen Tam-Tam auseinander gehen.

D.h aber übrigens nicht das alle Partner von Borderline Patienten Narzissten o.ä sind. Gerade im Fall der Borderline Erkrankung, fällt es den Betroffenen oft schwer ein gesundes Mittelmaß zu finden, also nicht zwischen ,,Dieser Mensch ist der Einzig wahre für mich“ und ,,Ich hasse diesen Menschen, er soll verschwinden“ (bei entsprechenden Trigger) zu schwanken. Im Beitrag zur Ego-State-Disorder und strukturellen Dissoziation habe ich das etwas näher erklärt.

Was kann ich als Angehöriger tun?

Es verstehen.

Wie oben erwähnt sind Borderline-Erkrankte traumatisierte Menschen. Es hilft rein gar nichts wenn ihr ihnen mit Ablehnung und Abscheu begegnet. Wenn ich mir z.B manchmal Vorträge von Ärzten anschaue oder auch damals in der Klinik gesehen habe wie mit mir oder Mitpatientinnen umgegangen wird – Gott, das ist furchtbar! Selbst Ärzte sprechen teilweise mit einer Abscheu über Borderliner, als hätten sie die Brut Satans höchstpersönlich vor sich🤦‍

Zu diesem Thema habe ich übrigens auch noch mit einer persönlichen Geschichte aufzuwarten:

Als die Diagnose Borderline damals rauskam, wurde sie sowohl von einem Teil meiner Familie, wie auch von meinem Ex-Partner genutzt (natürlich kamen da auch noch andere Sachen dazu), in der Hoffnung mir das Sorgerecht entziehen zu können. Gerade für das Jugendamt ist Borderline ein gefundenes Fressen und in einem gewissen Maße verstehe ich das sogar. Wenn die Störung akut und ausgeprägt vorliegt, dann kann gerade das ständige Gefühlshin und -her („Ich liebe dich – Ich hasse dich“) für Kinder selbst wieder extrem traumatisierend wirken. Mit mir persönlich wollte man damals aber nicht mal richtig sprechen (denn aufgrund des angeblichen Diagnosebildes hätte ich mich ja sowieso nur als Opfer gesehen, hätte gelogen, manipuliert und war daher ,,nicht ernst zu nehmen“), wodurch ich vll einiges hätte aufklären können und wenn ich heute manchmal darüber nachdenke was das für ein Kampf um mein Kind war, aufgrund von derart vielen Lügen und Intrigen , dann weiß ich echt manchmal nicht wie ich das überstanden habe…

Und was ich dabei erschreckend finde: Gerade Borderline Diagnosen werden an junge Patienten wie gratis Bonbons verteilt (zumindest kommt mir das so vor ,,Ach sie haben ein kolpexes Beschwerdebild? Na dann geben wir Ihnen mal Borderline“), gleichzeitig werden diese Leute aber behandelt, als wären sie ein bösartiges Monster. Nochmal: Wir sprechen hier von bereits traumatisierten Menschen!

So aber weiter im Text😅

Wer also etwas tun möchte der bietet den Betroffenen eine stabile Umgebung und aufrichtiges Verständnis (Verständnis heißt nicht alles gut zu heißen☝). Viele Betroffene sind es gewöhnt im laufe ihres Lebens permanent runtergemacht und gekränkt zu werden, versucht es doch also einfach mal mit nett sein?🤷‍

Seid ehrlich und bietet auch den Betroffenen einen ehrlichen Rahmen zum Reden an (das hat nichts damit zu tun einen Therapeutenersatz zu spielen, aber etwas mit Interesse und Aufmerksamkeit an dem Gegenüber und nicht nur an sich selbst => völlig egal welches oder ob überhaupt ein Diagnosebild: Wer ständig über sich selbst reden will, ohne Rücksicht auf den Anderen zu nehmen, ist ganz einfach ein Ar*chloch 🤷‍) und unterstützt sie, sich ihrer Vergangenheit zu stellen (nicht durch Ratschläge und Forderungen, sondern durch Vertrauen und das Gefühl von Sicherheit), denn am Ende können sie nur durch sich selbst genessen.

Übrigens gibt es natürlich Borderliner die richtige Ar*chlöcher sind, die gibt es auch unter Depressiven ect., das hat aber nichts automatisch mit der Diagnose an sich zu tun, sondern damit das auch Ar*chlöcher an psychischen Erkrankungen leiden können. Ich persönlich würde mir jetzt aber trotzdem nicht gezielt einen Partner o.ä suchen, der an einer Borderline PS leidet. Das hat aber einfach damit etwas zu tun, das ich selbst nicht alle Tassen im Schrank habe 😅 und daher eher Menschen in meiner Nähe brauche, die selbst wenigstens annähernd stabil sind.

Und natürlich kann es bei Borderline auch zu Komorbiditäten, wie einer Narzisstischen oder einer Antisozialen PS kommen, was den Gegenüber dann manchmal schon etwas gefährlicher machen kann 😅. Allerdings, wie gesagt, es gibt nun mal toxische Menschen und manche machen das bewusst und manche unbewusst und davon darf sich dann jeder problemlos distanzieren.

Ich denke auch, das es für Angehörige sehr schwierig sein kann, mit Persönlichkeitsstörungen oder andere Sachen umzugehen. Und das ist übrigens auch in Ordnung. Niemand muss sich aus Mitgefühl o.ä selbst kaputt machen. Darum geht es mir auch nicht, sondern mehr darum Menschen mit Borderline nicht generell von vorn herein mit Abscheu, Ekel, Angst oder Ablehnung zu begegnen (wie ich es leider oft erlebe), sondern ihnen erst einmal eine Chance zu geben.

Wir sind alle nur Menschen und so sollten wir auch versuchen uns zu begegnen 😊

Ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung

Auch ‚selbstunsichere Persönlichkeitsstörung‚ genannt.

Persönlichkeitsstörungen, dass hatten wir schon mal, kann man verstehen als etwas, wo sich die ganze Persönlichkeit in Richtung einer Extrems verschiebt und sich bestimmte Verhaltensweisen fest in der Persönlichkeit verankern. Hier sind das, wie der Name schon sagt, ängstliche Verhaltensweisen.

Die Angst vor Ablehnung und das Gefühl ungenügend zu sein, sind hier die Hauptkernpunkte.

Was sind die weiteren Merkmale?


Das Gefühl ungenügend zu sein steht wirklich im Mittelpunkt. Starke soziale Hemmungen können deshalb auftreten, also angefangen von sich treffen oder reden mit fremden Leuten bis hin zur Angst einkaufen zu gehen. Da ist auch sehr viel Angst da Menschen überhaupt kennenzulernen, aus Angst vor Ablehnung.

Oft werden deshalb z.B auch keine bis wenige enge Freundschaften geschlossen, weil die Angst vor anderen einfach zu groß ist (deshalb wird diese Störung übrigens oft mit der Sozialphobie verwechselt, beide können aber auch gleichzeitig auftreten). Aktivitäten, die andere mit einschließen, werden oft vermieden, was wiederum zu Isolation führen kann.

Man reagiert viel sensibler auf Kritik und Ablehnung, also wo der „Normalo“ vll sagt: ,,Pff, was interessiert´s mich“, geht für die Betroffenen eine halbe Welt unter. Sie fühlen sich als wären sie der letzte Dreck oder als würde ihnen jemand das Lebensrecht, mit einer Ablehnung, entziehen.

Man wertet sich selbst ab, hält sich für unzulänglich, minderwertig und/oder uninteressant. Auch die Angst Verantwortung zu übernehmen kann es da geben –> ,,Wenn ich etwas falsch mache, hat man mich nicht mehr lieb, werde ich nicht mehr gewollt, bin ich nichts wert.“


Laut ICD-10 müssen mindestens 4 dieser Eigenschaften gegeben sein:

1.) andauernde und umfassende Gefühle von Anspannung und Besorgtheit

2.) Überzeugung, selbst sozial unbeholfen, unattraktiv oder minderwertig im Vergleich mit anderen zu sein

3.) übertriebene Sorge, in sozialen Situationen kritisiert oder abgelehnt zu werden

4.) persönliche Kontakte nur, wenn Sicherheit besteht, gemocht zu werden

5.) eingeschränkter Lebensstil wegen des Bedürfnisses nach körperlicher Sicherheit

6.) Vermeidung beruflicher oder sozialer Aktivitäten, die intensiven zwischenmenschlichen Kontakt bedingen, aus Furcht vor Kritik, Missbilligung oder Ablehnung.


Also kurz: Aus Angst vor Ablehnung wird ganz viel vermieden und stellt daher ein enormes Problem für Betroffene, im Alltag, dar.


Was sind die Ursachen?


Wie immer kann es eine genetische Veranlagung dazu geben. Das eine Persönlichkeitsstörung aber wirklich auftritt, bedarf es schon etwas mehr als „nur“ einer biologischen Komponente.

Eine Kindheit, in der das Kind lernen musste sich an nicht normale Zustände anzupassen (wie z.B eine narzisstische Mutter, einen gewalttätigen Vater, eine überfürsorgliche Mutter, usw.) sind der Ausgangspunkt für Persönlichkeitensstörungen. Eltern die ihre Kinder extremen Verhaltensweisen aussetzen, erschaffen Kinder mit extremen Verhaltensweisen .


Wenn ich nun ständig Angst vor Ablehnung habe, kann man sich ja zusammenreimen was der Ausgangspunkt dafür gewesen sein könnte. Auf jeden Fall keine sichere Umgebung, in der das Kind lernen konnte das es geliebt und geschätzt wird, wie es ist. Das es etwas wert ist, egal was es anstellt.

Und wisst ihr, das muss keine Absicht der Eltern sein, es geht ja auch gar nicht um die Schuldfrage bzw. Schuldzuweisungen, aber wir müssen ja trotzdem mal drüber reden, woher sowas kommt. Oft müssen das auch keine direkten Abwertungen sein – subtile Botschaften haben meist sowieso viel mehr Aussagekraft, weil sie den Betroffenen gleich mit noch an seiner Wahrnehmung zweifeln lassen.

➡️ Versteht ihr warum Aufklärung so wichtig ist?


Wie stehen die Heilungschancen?


Persönlichkeitsstörungen sind im Erwachsenenalter nicht mehr heilbar. In der Kindheit/Jugendalter, also die Zeit wo Persönlichkeitsstörungen auch entstehen, da lässt sich das Ganze noch umkehren. Danach lässt sich da nicht mehr viel machen.

Aber☝,
wir sind ja hier Gott sei Dank nicht in Opferhausen und müssen auf ewig Opfer unseres Schicksals sein 😅.

Ja, du hast Verhaltensweisen die sich in deiner Persönlichkeit verfestigt haben und die sich nicht mehr so einfach raus löschen lassen, d.h ja aber nicht das du nicht lernen kannst damit zu leben.

Manche Verhaltensweisen/Persönlichkeitszüge von uns nehmen manchmal ein Eigenleben an und bestimmen dadurch unser Leben. Wenn wir sie jedoch kennenlernen, dann können wir auch lernen sie in den Griff zu bekommen und uns nicht mehr von ihnen kontrollieren zu lassen.

Auch da hilft uns wieder die Verhaltenstherapie weiter, diesmal aber auch die Psychoanalyse, die schaut wo unsere Probleme eigentlich herkommen.

Betroffen sind übrigens ungefähr 1-2% der Bevölkerung

Was sind Persönlichkeitsstörungen überhaupt?

Unsere Persönlichkeit, mit all unseren Emotionen, Verhaltensweisen, Denkmustern usw. wird geprägt von unseren Erfahrungen und Erlebnissen, von unseren genetischen Erbgut, vom Erziehungsstil unserer Eltern uvm. und ist im Normalfall relativ flexibel über den Laufe der Zeit, d.h sie verändert sich, ist erweiter- und auch veränderbar (negative Muster werden z.B abgelegt).

Eine Persönlichkeitsstörung kann man sich jetzt als einen relativ starren Stil weniger bestimmter (extremer) Verhaltensweisen vorstellen.

Je nachdem was wir erlebt haben und wie auch unser Grundcharakter mit allem versucht umzugehen, entwickeln wir eine Strategie, um in einer gefährlichen Situation zu überleben, indem wir uns anpassen (eine PS entwickelt sich immer Kindes-bis Jugendalter und ist auch nur dort noch umkehrbar –> d.h man entwickelt eine Borderline-PS usw. nicht im Erwachsenalter, nach dauerhaften Streß o.ä!)

So kann es jetzt z.B sein, dass ein sehr zwanghaftes oder ängstliches, aber auch aggressives Verhalten in die Persönlichkeit fest mit einfließt.

Die Sicht auf die Welt wird dort nicht mehr flexibel, sondern relativ starr aus einer bestimmen Schiene betrachtet. Ein krankhafter Narzisst KANN z.B nicht verstehen das er andere verletzt, weil er die Welt NUR aus seiner Perspektive betrachtet (mit Eigenwillen, Reflektion und Therapie kann man da aber natürlich schon etwas zu ändern).

Dadurch das sich bei einer PS die ganze Persönlichkeit quasi ein Stück Richtung eines Extrem verschoben hat (und nicht nur einzelne Verhaltensweisen), merken die Betroffenen von selbst meist auch nur selten das etwas nicht stimmt – für sie ist es ja normal. Meist kommen sie wegen anderer Beschwerden zum Psychologen, wo dann eben die entsprechende Diagnose gestellt wird.

* Edit (aus meinem Beitrag: Ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung):

Eine Kindheit, in der das Kind lernen musste sich an nicht normale Zustände anzupassen (wie z.B eine narzisstische Mutter, einen gewalttätigen Vater, eine überfürsorgliche Mutter, usw.) sind der Ausgangspunkt für Persönlichkeitensstörungen. Eltern die ihre Kinder extremen Verhaltensweisen aussetzen, erschaffen Kinder mit extremen Verhaltensweisen .