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Misanthropie

Kennt ihr ,,Timon von Athen“ ? Das ist eine meiner Lieblingsgeschichten, welche ich in diesem Zusammenhang, immer wieder jeden vor den Latz knalle 😅.

Timon von Athen

Timon war ein reicher Mann im alten Griechenland und feierte viele wilde Partys, mit jeder Menge Leuten. Diesen machte er auch häufig sehr viele und große Geschenke und alle liebten ihn dafür. Timon hatte so viele Freunde, dass er sie kaum zählen konnte. Doch dann, eines Tages, war Timon´s Geld aufgebraucht (wie das eben irgendwann mal so ist), weshalb er gezwungen war, alte Schulden einzufordern und seine Freunde um Hilfe zu bitten. Tja, irgendwie wart das jedoch gar nicht so gern gesehen und die vielen Freunde Timon´s wollten nicht mehr so recht etwas mit ihm zu tun haben. Was soll man auch mit jemand, der einen nicht mehr aushalten kann?

Timon wurde daraufhin so sauer, dass er die Stadt verließ, in den Wald ging und sich ab nun als Misanthropen bezeichnete. Er grub nach einiger Zeit in der Erde nach Wurzeln und stieß dabei zufällig auf Gold. Als Alkibiades dann im Schlepptau mit 2 Prostituierten vorbeikam, erzählte dieser ihm, dass er ebenfalls große Wut auf Athen hatte und die Stadt belagern will. Timon gab ihn für diese Umsetzung jede Menge Gold. Ebenso wie den Prostituierten, da diese so viele Krankheiten wie möglich verbreiten sollten Und auch einem Dieb gab er etwas von dem Gold, mit dem Auftrag, die „Freunde“ Timons zu bestehlen und so das noch ausstehende Geld einzusammeln.

Währenddessen Alkibiades mit der Belagerung Athens begann, suchten Timon´s ehemalige „Freunde“ Timon immer wieder auf. Der Eine hattte Wind von dem Goldfund bekommen und mwollte Timon an die „schönen, alten Zeiten“ erinnern. Der Nächste wollte ihn überzeugen, zurück in die Stadt zu kommen, um sie vor Alkibiades zu retten. Dieser verspricht der Stadt mittlerweile wiederum nichts zu tun, außer seinen und Timons Feinden. Timon lehnt unterdessen natürlich jedes Gesuch der Leute ab und wie das dann halt so bei Shakepeare ist, stirbt Timon am Ende auch.

Ist diese Geschichte nicht klasse? 😁 Ich steh da total drauf!

Aber was ist denn nun Misanthropie?

Schauen wir mal, was Wikipedia dazu zu sagen hat:

,,Misanthropie oder Menschenfeindlichkeit ist die Sichtweise einer Person, die Menschen hasst oder deren Nähe ablehnt. Eine solche Person wird Misanthrop („Menschenhasser, Menschenfeind“) genannt.

Misanthropie charakterisiert eine Geisteshaltung, keine Handlungsweise. Ein Misanthrop muss weder gewalttätig, aggressiv noch arrogant sein, altruistisches Handeln ist bei ihm nicht ausgeschlossen. Die Misanthropie steht, trotz des etymologischen Anscheins, begrifflich nicht im Gegensatz zum verwandten Begriff der Philanthropie, mit dem im Allgemeinen eher die Handlungsweise als die Einstellung eines Menschen bezeichnet wird. Bei extremen Fällen von Abscheu dem Menschen gegenüber sondert sich der Misanthrop ab und führt ein Einsiedlerdasein. Diese selbst gewählte Isolation ist von pathologischer Menschenscheu zu unterscheiden, bei der trotz des Wunsches danach keine Nähe zur umgebenden menschlichen Gemeinschaft erreicht werden kann.“

Und wo bleibt jetzt die Erkenntnis?

Denn immerhin heißt diese neue Rubrik ja ,,Erkenntnis des Tages“.

Wisst ihr, wenn ich unter Menschen gehe (und umso mehr Menschen das werden, wie am Bahnhof oder im Laden z.B, umso schlimmer wird das) schaltet sich in meinem Kopf ein Mantra an: ,,Ich hasse Menschen! Jeden einzelnen von euch. Boar wie ich Menschen hasse! Lasst mich einfach nur in Ruhe, guckt mich nicht an und sprecht mich erst recht nicht an!“

Witzig ne? Denn eigentlich würde ich behaupten, dass ich eine recht umgängliche Person bin, die Menschen irgendwie auch gar nicht wirklich hasst.

Ne, hassen tue ich sie nicht. Es ist Angst. Ja, ich glaube es ist einfach nur Angst. Die Angst vor den anderen Menschen. Vor ihren Reaktionen. Die Angst in irgendeiner Form verletzt zu werden. Die Angst, sie zu nahe an mich heran zu lassen und die Angst vor der Ungewissheit. Wenn ich innerlich auf Abstand gehe und mir immer wieder aufsage, wie sehr ich sie allesamt ablehne, brauche ich mich dieser Angst nicht zu stellen.

Ich glaube deshalb gefällt mir, unbewusst, wohl auch die Geschichte um Timon von Athen so gut. Statt sich dem zu stellen, was er vorher nicht sehen wollte, nämlich das diese Leute nie seine Freunde waren und er sich ihre Freundschaft stets nur erkauft hat, weil er ebenso auf der äußerlichen Ebene funktionierte, wie sie, vergrub er sich lieber in tiefen Hass und Rachegelüsten. Er war nicht ehrlich zu sich und hat sich sein ganzes Leben lang völlig unter seinem Wert verkauft. Niemand mochte ihn seiner Selbstwillen, sondern nur deswegen, was er für die anderen zu bieten hatte und er ließ es zu. Er war erwachsen und konnte frei entscheiden, doch er ließ es zu. Aber das anzuerkennen, würde auch bedeuten der eigenen Selbstablehnung in die Augen zu blicken. was unglaublich viel Schmerz bedeutet.

Hass, Wut, Zorn, …

Ich persönlich bin ja der Meinung das all diese Emotionen ihren Ursprung in der Angst haben. Also ich kann durchaus Wut empfinden und ich glaube mittlerweile, dass ich durchaus auch echten Hass empfinden kann (nicht nur den mir selbst vorgegaukelten, wie bzgl. der allgemeinen Menschheit). Ich habe sie allerdings nie wirklich wahrnehmen können. Die Emotion Hass. Ohne Mist, Hass war immer eine Emotion, von welcher ich mich stets völlig befreit fühlte. Die war einfach nicht in meinem Repertoire vorhanden. Selbst wenn ich sie empfinden wollte. Dachte ich zumindest. So richtig wahrnehmen konnte ich sie jedenfalls nie.

Aber wenn nun sowas hochkommt und ich versuche das zu reflektieren, dann hat das (bei mir) seine Grundlage meist auf dem Gefühl der Ungerechtigkeit. Mir gegenüber oder aber auch anderen gegenüber. Wenn ich das Gefühl habe, dass Ungerechtigkeit geschieht, werde ich wie ein bissiger Hund. Da rotiert es in meinem Kopf ohne Ende.

Aber warum ist da die Frage?

Weil Angst da ist. Angst was aus dieser Ungerechtigkeit resultieren könnte...

Und da kommen wir wieder am gleichen Punkt, wie immer, heraus:

Egal wie schlimm sich ein Mensch vll wirklich gerade benimmt oder benommen hat, mein Hass und meine Wut auf ihn, haben letztendlich eben doch immer nur etwas mit mir zu tun. Dessen Tat oder Verhalten war trotzdem kacke, aber für meine Emotionen bin ich verantwortlich. Nicht schuldig. Aber verantwortlich. Genauso wie mein Gegenüber für seine Tat oder sein Verhalten verantwortlich ist.