,,Verlogene Schl*mpe!“ – ,,Du willst doch nur Aufmerksamkeit!“ – ,,Hör endlich auf zu lügen, du F*tze!“
Schön wenn man so gesittet miteinander reden kann, oder? Ganz ehrlich? Jeden normalen Menschen, der so mit mir spricht, würde ich mit dem Ar*ch nicht mehr angucken 😒
Aber rudern wir nochmal zurück und schauen uns erstmal an:
Inhalt
Was hat es mit diesen destruktiven Stimmen überhaupt auf sich?
[Woher diese Stimmen generell kommen und wer oder was sie sind, habe ich Hier und Hier schon mal näher erklärt]
Als destruktive Stimmen bezeichne ich jene Anteile, die eben mit solchem Zeug, wie da oben, um sich werfen. Bei mir geht das z.B sofort los, sobald ich das gesamte Thema Anteile, dissoziative Störung ect. auch nur eine Spur ernster nehmen möchte.
Ich fange mal kurz von weiter vorn an:
An sich „höre“ ich schon Stimmen seit ich denken kann bzw. ist mir schon sehr, sehr lange bewusst das ich nicht allein in meinem Kopf bin (hört sich das nur für mich so völlig gaga an?). Ich höre jedoch keine Stimmen wie man das oft aus Filmen kennt, wo dir dann eine lautstarke Stimme ins Ohr flüstert ,,Du musst jetzt das und das tun“ – Nein, meine Stimmen sind ähnlich wie Gedanken, nur manchmal höre ich tatsächlich auch eine klare Stimmfarbe und Befehle erteilen sie mir eigentlich auch keine.
Bis vor, na sagen wir ungefähr 1,5 Jahren, habe ich da alle möglichen Sachen hinter vermutet: Aliens die mit mir Kontakt aufnehmen, eine 2. Seele die in mir wohnt, von einem Geist oder Dämon besessen zu sein usw. und ja, heute muss ich über diese Einfälle auch etwas schmunzeln 😅.
Für mich war das aber okay, weil es einfach normal war – Obwohl, einmal gab es schon eine witzige Situation, als ich mich selbst fragte ob ich wohl verrückt bin, wegen den Stimmen und mir eine Stimme antwortete das ich es nicht bin – Ja was biste jetzt? Wenn dir eine Stimme sagt, das du nicht verrückt bist, weil du Stimmen hörst…🤔🤔
Bis dahin existierte also auch eine Form von Innenkontakt – Wir haben ständig irgendwie miteinander kommuniziert, mir war eben nur nicht so wirklich bewusst was das ist.
Vor ca. 1,5 Jahren las ich dann, durch einen dummen Zufall, ein Buch über eine Frau und deren Geschichte und plötzlich kam mir an ihren Schilderungen so vieles bekannt vor. Ich beschäftigte mich deshalb das erste Mal richtig mit dem Thema Dissoziation und stieß kurz danach plötzlich auf einen alten Klinikbericht (wie ich darauf stieß ist eine längere Geschichte) von mir aus dem Jahre 2015 und las die Diagnose des damals behandelten Arztes…Ich wusste bisher von dieser Diagnose jedoch nichts.
Warum nicht? Weil dieser Klinikbericht bis dahin spurlos verschwunden war. Auch meiner damaligen Psychiaterin gab ich ihn scheinbar nie. Natürlich hatte ich den Bericht früher mal grob gelesen und ich habe auch noch ein paar Szenen, aus der Klinik, im Kopf. Ich weiß z.B noch das der Arzt damals darauf bestand einen Test bzgl. Dissoziationen zu machen, jedoch habe ich mich entlassen bevor ich nochmal mit dem Arzt reden konnte. Ich fragte mich die ganzen Jahre, was bei diesem Test wohl herauskam…Tja… Entweder habe ich das Ergebnis von dort tatsächlich nie gesehen oder direkt wieder dissoziiert.
Gut: Diagnose jedenfalls gesehen (ich kürze die Geschichte mal ab😅), kurz „realisiert“, mit meinem Erleben abgeglichen und erstmal, mehr oder weniger, nach Innen ein freudiges: ,,Hello and Welcome – Zeigt euch ruhig, ich komm absolut damit klar“ gerichtet …
Und es passierte zum Anfang auch viel, bis ca. letzten Sommer – Ich rutschte in immer tiefere Depressionen und die Zweifel wurden immer lauter: ,,Bei dir ist das nicht so. Die anderen nehmen ganz andere Sachen wahr. Die hören richtige Stimmen (mittlerweile habe ich aber von einigen gehört, das sie auch keine direkten auditiven Stimme hören). Die haben viel Schlimmeres erlebt. Du bildest dir hier was ein. Stell dich nicht so an.“ usw.
Nun bin ich mittlerweile seit letztem Jahr April in Therapie und irgendwas veränderte sich plötzlich. Aus, für mich bis dahin eigentlich immer noch aberwitzige Spekulationen, wurde auf einmal ein Stück weit mehr Realität. Ich versuchte die Anteile am Anfang auch ernst zu nehmen und ihnen Raum zu bieten, aber dann gings los….
Beleidigungen, Vorwürfe und verhärtete Fronten
Sobald ich mittlerweile auch nur geringfügig versuche dieses Thema ernst zu nehmen (also das vll ein Anteil da ist, das ein inneres System vorhanden sein könnte –> Jaja, immer schön im Konjunktiv bleiben😑), bricht es in mir drin los: Ich werde überschwemmt mit einem Selbsthass, wie ich ihn noch nie zuvor an mir erlebt habe. Von anfangs noch relativ humanen inneren Sätzen bzgl. des Zweifelns, kommen mittlerweile richtig bösartige und verletzende Beleidigungen.
Das geht tatsächlich soweit das ich, fast wie auf Knopfdruck, sofort schlimme Suizidabsichten bekomme (die komischerweise aber direkt wieder nachlassen, sobald ich dieses Thema abstreite oder aus meinem Kopf verbanne und auch anders sind, als die Suizidgedanken, die durch die Depressionen manchmal aufkommen). Mit Bildern im Kopf überschwemmt werde, von teilweise wirklich gewaltvollen Handlungen gegenüber mir selbst usw. – Und nein, dass ist nicht üblich für mich.
Es fühlt sich fast so ein bisschen an, wie so 2 muskelbepackte Security-Männer, die sich in den Türrahmen stellen und sagen: ,,Nix da, verzieh dich. Hier kommst du nicht rein!“ – Wie ein riesiger Schirm, der sich über alles drüber legt und dann wird auch sofort alles angezweifelt, jemals in irgendeiner Form traumabetroffen gewesen zu sein.
Dann komme ich mir vor wie der letzte Dreck, der sich den aller größten Mist zusammenspinnt und ja, ich habe gehört das dieses Leugnen scheinbar viele betrifft. Irgendwo ist das ja auch logisch – Wer will sich schon eingestehen das man bisher vll in einer völligen Parallelwelt gelebt hat, in der immer alles Heididei ist, während sich in der Realität das genaue Gegenteil abzeichnet.
Das andere auch ihr Trauma oder mögliche (ich sag doch – im Konjunktiv gehts) Anteile leugnen, macht es aber für mich trotzdem nicht besser oder erträglicher oder glaubhafter. Nur weil andere auch zweifeln, ändert das für mich so rein gar nix😅 . Ich denke dann: ,,Klar zweifeln andere, aber die wissen trotzdem das es so ist. Ich bin dagegen ein riesengroßer Lügner!“ und dann denke ich: ,,Dann hör halt endlich mal auf zu lügen“, aber das funktioniert auch nicht, weil ich ja nur erzähle was ich erlebe und würde ich es anders beschreiben, würde ich ja erst recht lügen – Verzwickte Situation, oder?
Also versuche ich überhaupt nicht mehr darüber zu reden. Meiner Therapeutin lasse ich hin und wieder etwas Schriftliches (wie das hier in der Art) zukommen, mehr geht nicht.
Denn solange ich schreibe, bleibe ich auf der kognitiven, analytischen Ebene – Ich kann über mich reden, wie über ein fremdes Studienobjekt (ja so kommts mir manchmal vor😅), wodurch ich weiterhin so tun kann, als wäre alles ganz weit von mir entfernt.
Derzeit bin ich deshalb z.B auch nur noch krampfhaft damit beschäftigt mich in irgendeiner Form abzulenken – Bloß keinen klaren Gedanken mehr fassen können, bloß keine Stimmen hören, bloß nichts wahrnehmen – Auf der einen Seite aus Angst davor was dann wieder passiert bzw. aus Angst vor den Beschimpfungen, vor den Emotionen die dann kommen und den Drang zur Selbstverletzung….
….Keine Ahnung allerdings wie lange das noch so „gut“ gehen wird und wann mir das alles um die Ohren fliegt.
Und auf der anderen Seite?
Kommt die Blockade auch sehr stark von mir…
Ich hab zwar am Anfang große Töne gespuckt das ich für alles offen bin und sich jeder blicken lassen darf, aber jetzt erst wird mir klar, wie krass ich mich da manchmal selbst belügen kann. Ich komme auf das Thema nicht klar, auch wenn sich meine Alltagsmaske ständig etwas anderes vorlügen will.
Wenn mich meine Therapeutin fragt, welcher Anteil da so denkt oder reagiert o.ä: Ich bekomme es nicht gebacken. Ich spüre meine innere Blockade so stark, das ich sie fast anfassen kann.
Irgendwann lernt man ja mal im Leben das man sich nur selbst helfen kann. Das man niemanden dazu braucht und natürlich wünsche ich mir tief im Inneren immer noch jemand der mich beschützt und der hilft, aber ich bin eigentlich sehr stolz darauf so vieles, so alleine hin zu bekommen und ich habe das Gefühl, wenn ich nun Anteilen zugestehe das sie durchaus auch ihre eigene Meinung haben oder das sie vll etwas ganz anders empfinden als ich, dass ich dann auch noch mein letztes bisschen Kontrolle weggebe.
Natürlich spüre ich, dass nicht alles von mir selbst kommt oder wenn jemand anwesend ist. Ich merke doch selbst das ich nicht immer alles zu 100% mitschneide, wie z.B in der Therapie. Ich spüre das ich manchmal nur als Zuschauer neben dem Anteil stehe, der z.B gerade furchtbare Angst bekommt, weil wir draußen Geräusche hören und die Angst da ist, jemand könnte reinkommen.
Natürlich spüre ich das alles, aber ich habe das Gefühl, wenn ich es gedanklich zulasse das da jemand anderes ist, dann habe ich nicht mehr die alleinige Kontrolle über meine Heilung. Dann brauche ich da plötzlich den anderen Anteil dazu, aber ich weiß ja nicht mal wie ich an die richtig herankomme. Daher blocke auch ich momentan jeglichen Kontakt ab. Mir ist das einfach zu viel – Und das ist schwer sich einzugestehen, denn ich will so eine Person nicht sein. Gegenüber (Außen)Menschen würde ich mich schließlich niemals so verhalten…
Stell dir vor, du kommst zu einer Person und willst der was erzählen und die ruft jedes mal, sobald du den Mund aufmachst: ,,Klappe!“ – Wie verletzend und mies, oder? Genauso verhalte ich mich derzeit aber.
Ich versuche meine Beweggründe schon immer mal wieder, wenn ich nicht gerade alles abstreite, nach Innen zu kommunizieren. Ob das nun aber irgendjemand wirklich hilft, weiß ich auch nicht 🤷♀️
Destruktive Stimmen mit Sinn?
Durchaus kam bei mir deshalb schon der Gedanke auf, ob diese „destruktiven“ Stimmen deshalb vll mich schützen wollen, indem sie alles abstreiten. Letztendlich bezweifle ich das aber.
Ich denke es geht generell um Systemschutz, zumindest in irgendeiner Form. Vll ist die Zeit noch nicht reif dafür oder vll soll ich mich generell nicht damit beschäftigen. Vll wittern sie auch Gefahr bei mir. Keinen Plan, ganz ehrlich nicht 🤷♀️
Ich bin mir auch 100% sicher das sie ihren Zweck haben und alles genau so richtig machen, wie sie es für angebracht halten und ich versuche dafür auch Verständnis aufzubringen, aber irgendwo bin ich es auch langsam Leid ständig zu versuchen für alles und jeden Verständnis zu haben, obwohl man mir nicht mal sagt Warum Was Wie ist. Es ist ja nicht so das ein Suizid z.B irgendjemand von uns etwas bringen würde, eher im Gegenteil 😒
Naja, mal gucken wie sich das weiter entwickelt, derzeit sehe ich uns da jedenfalls in einer ganz schönen Pattsituation. Ist ja schließlich nicht so das ich aufgeschlossener werde, wenn man mich ständig beleidigt (und ich weiß das sind nicht viele, die sich so benehmen – 2 nehme ich da momentan wahr – trotzdem überschatten die gefühlt alles) oder so als hätte im Innen irgendjemand groß Lust auf ein harmonisches Schwätzchen, wenn er ständig den Mund verboten bekommt.
Schauen wir einfach mal, wann das wieder entspannter wird 😅
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Hallo Franziska,
ich bin über eine facebook-Gruppe auf deinen Blog gekommen. Super Sache! Zu diesen Stimmen fallen mir ehrlich gesagt nur Täter-Introjekte ein. Ein Zitat von hier https://www.aerzteblatt.de/archiv/132453/Dissoziative-Strukturen-Zeit-und-Bindungsbereitschaft :
„Ein Verdienst dieser Arbeit ist es, zu verdeutlichen, dass mit zunehmender Gewalt introjeziertes Material immer Ich-dystoner, unbewusster und immer weniger distanzierbar wird, so dass es sich eben tatsächlich um „fremdes“ Material handelt, das Menschen (von einem Täter) erzwungenermaßen in sich aufnehmen mussten.“ Im Somatic Experiencing haben wir immer meinen Raum markieren, Grenze anzeigen, Grenze verteidigen geübt – also wirklich körperlich, zum Beispiel mit einem Seil und ich habe dann meine Therapeutin in Zeitlupe zurückgeschoben, wenn sie meine Grenze getestet hat. Das ist echt neuronales Fitnessstudio, und es ordnet das Innenleben ganz nebenbei.
Viel Kraft & herzliche Grüße
JK
Hab vielen Dank für deinen Kommentar!
Genau, an Täterintrojekte dachte ich da auch schon, da kaum ein Reden mit ihnen möglich ist. Ich meine bockig ist ja jeder mal, aber da ist es eher so sinnlos, wie als würde ich mich mit einer Wand, meiner Mutter oder sonst wem ähnlichen unterhalten😅 . Kaum ein rankommen eben, die behaaren fest auf ihrer Meinung.
Hallo JK!
Bin mir zwar etwas unsicher, ob es okay ist das hier zu schreiben, aber trotzdem mache ich es jetzt einfach.
Wir sind uns ja auch in der Facebook-Gruppe begegnet und ich möchte mich hiermit einfach nochmals für Deine unterstützenden und hilfreichen Worte bedanken. Du hast nochmal das für mich aktuell Wichtigste/Notwendigste benannt, und zwar so, „das es auch bei mir angekommen ist“. Druck rausnehmen!
Danke und viele Grüße von Christiane W.