Warum wir uns als konditioniertes & nicht als programmiertes System bezeichnen…

Weil sich die heutigen Maßstäbe für Programmierungen geändert haben. Ich erkläre das gleich näher …

Wie wir es erleben

Wenn wir einen Begriff für unser Erleben finden müssten, ohne Kenntnis über Fachtermini, dann würden wir den Begriff „Programm“ wählen. Wenn bei uns etwas los geht (und wir das bemerken), dann fühlt es sich so an, als würde ein Dominostein angestoßen, der eine ganze Reihe anderer Steine umwirft. Es fühlt sich an wie eine Welle, die losbricht und über uns hinwegrollt. Wir haben dann kaum eine bis keine Möglichkeit mehr dagegen zu intervenieren.

Nehmen wir einmal das Beispiel der Therapie. In unserer damaligen Traumatherapie war quasi alles „okay“ , weil sich die Therapeutin immer wieder an der Oberfläche aufhielt. Entweder wollte sie auf unsere spezifischen Schilderungen nicht eingehen oder sie verstand sie nicht (was ich fast eher vermute). Da wir nie explizit wurden und sie, wenn wir einmal etwas fallen ließen (was jemand kundigen eigentlich hätte sofort ins Auge stechen müssen), es nicht ernst nahm bzw. näher darauf einging, schleppte sich die Therapie so vor sich hin. Dann kam es zu einem Moment, wo sich jemand aus dem Inneren meldete und ein Video aufnahm, worin manches sehr deutlich angesprochen wurde (wenn auch nicht detailliert – aber trotzdem so, das keine Fragen mehr offen blieben). Das wollte „Franzi“ damals in der Therapie ansprechen und ab just diesen Moment der Entscheidung, ging sehr vieles nicht mehr.

Wir saßen weinend in der Therapie und sagten, dass wir eine Pause machen müssten. Wir weinten damals, weil wir das eigentlich nicht wollten, aber innerlich den (unspezifischen) Druck hatten, das tun zu müssen. Damals waren wir Mitten in der Cor*nazeit und schoben es (vor der Therapeutin und zum Teil auch vor uns) darauf. Jegliche Intervention funktionierte nicht mehr. Es fühlte sich an, als hätte sich eine Wand zwischen uns und unserem Therapiewillen aufgebaut. Wir wollten auf der einen Seite weitermachen, liefen auf der anderen Seite aber immer wieder gegen diese Wand.

Wir hatten schon seit Beginn der Therapie immer wieder mit Gedanken zu kämpfen, dass die Therapie sowieso nichts bringt und man uns eh nicht helfen kann. Daher mussten wir uns in fast jede Stunde kämpfen. Heute denken wir, dass dieses Denken auf der einen Seite durchaus Realismus geschuldet war (da uns diese Therapeutin wirklich nicht helfen konnte), auf der anderen aber auch dem Blockieren bestimmter Themen galt.

Da wir aber nie näher auf bestimmte Punkte eingingen, schleppte sich das so dahin. Erst als es zu diesem Moment kam, wo wir eben wirklich und definitiv etwas bestimmtes explizit ansprechen wollten, war Schluss.

Man muss sich das so vorstellen: Wir gingen in die Therapie, wollten das ansprechen und dann saßen wir da und hatten plötzlich die Idee, eine längere Therapiepause (von fast 2 Monaten) einzulegen, wie in unser Gehirn gebrannt. Es gab keinen anderen Gedanken mehr. Es gab natürlich noch Funken von inneren Fragen, warum wir das nicht tun, was wir vor hatten, aber diese wurden überwälzt von dem Gefühl: „Hier ist jetzt Schluss“ .

Und dann war Schluss.

Nach fast 2 Monaten kehrten wir zurück und wollten dann nur noch 2 wtl. Therapie. In jeder Stunde der folgenden 2 Monate war es uns nicht möglich über mehr, als das Wetter, zu reden. Und wir hatten keine Ahnung was los war. Es waren noch nicht einmal mehr die Gedanken: „Das bringt ja alles nichts“ , sondern da war nur diese Mauer. Ich würde es fast als inneren Stupor bezeichnen. Du bist wach und willst dich bewegen, aber es geht nicht. Punkt. Das war’s. Dann war die Therapie vorbei.

Heute glaube ich, die Thera. hätte da nachhaken müssen, aber das hat sie nicht. Für sie war deshalb klar: „Ach, möglicherweise brauchen sie vllt. gerade auch einfach keine Therapie“ – Und so entließ sie uns mit dieser inneren Blockade und wir hatten Glück an eine fähige Kunsttherapeutin geraten zu sein, die sich damit auskannte und stückweise auf uns eingehen konnte, vor allem von einer anderen Seite, als es die vorherige getan hätte. Kunsttherapie war im Inneren nie ein Thema, was gefährlich werden könnte…

Ein anderes gutes Bsp. …

… ist, wenn wir eine „Kommunikationsblockade“ bekommen. Für uns ist es manchmal nicht ersichtlich, wann, und besonders warum, das passiert. Manchmal beginnt es, wenn wir etwas bestimmtes ansprechen wollen, manchmal aber auch aus „heiterem Himmel“ . Und dann kommt genau dieses Gefühl der Welle. Du spürst, irgendetwas rollt an, aber du siehst es nicht und du kannst dich auch nicht dagegen wehren.

Was dann passiert, ist, dass wir nicht mehr mit anderen Menschen reden können. Das ist jedoch kein Mutismus, also so, dass wir ganz schweigen. Sondern wir können noch das Oberflächlichste vom Oberflächlichsten sprechen, aber auch nur, wenn es absolut notwendig ist (z.B. an der Supermarktkasse etc.). Wir können nicht mehr normal sprechen. Und auch das fühlt sich wieder wie ein innerer Stupor an. Du bist (innerlich) wach, aber du kannst dich nicht bewegen. Du kannst nicht handeln. Wir wollen so viel sagen, aber können es nicht. Als hätte man dir einen Maulkorb aufgesetzt.

Daher für uns dieser Begriff „Programm“ …

… weil es sich genau so anfühlt, wie ein Programm, dass startet. Wie ein Lichtschalter, der sich umlegt und dem wir nichts entgegensetzen können.

Warum wir uns trotzdem als konditioniertes System betrachten

Weil „moderne“ Systeme (wobei das auch bei „älteren“ Systemen auftritt) sehr komplex programmiert werden.

Wir sind zwar Anfang der 90er Jahre geboren, d.h. rein theoretisch würden wir unter so ein „modernes“ System fallen. Wir waren aber Teil einer regionalen Gruppe, die, zum Einen, glaube ich, nicht die technischen Möglichkeiten hatte, wie sie internationale bzw. größer vernetzte Gruppen haben. Und/oder möglicherweise sitzen deshalb vllt. auch einige Programme bei uns nicht so fest. Zum anderen war diese Gruppe nicht vorrangig auf die „Kommerzialisierung“ ihrer Systeme ausgelegt, sondern hat einen sehr starken und festen, okkulten Glauben. Das ist u.A. ein Grund, warum wir z.B. so allergisch auf Pseudo-Rituelle Gruppen reagieren und auch solche Quacksalber wie Aleister Crowley oder La Vey nicht ausstehen können. Über solche Personen können wir ganze Hasstiraden schreiben.

Zudem lief diese Gruppe, als wir Kind waren, schon nicht mehr wie ein Uhrwerk … Wir sind uns über vieles noch nicht komplett im Klaren, und womöglich sagen wir in ein paar Jahren etwas ganz anderes – Stand jetzt ist jedoch: Wir haben nicht mehr das volle Ausmaß erfahren, wie bspw. unsere Mutter,

Wir sind also etwas anders aufgewachsen, wie manche andere Systeme, die rit*elle Gewalt erfahren haben.

Wie wir vorgehen

Aufgrund dessen, vermute ich, ist es uns auch möglich etwaige „Programme“  „leichter“ zu durchbrechen. Das bedeutet nicht, das wir einfach nur sagen müssen: „Ne, keine Lust drauf. Machen wir jetzt nicht.“ – Für uns bedeutet das sehr viel Arbeit und an extrem vieles kommen wir (noch) gar nicht heran. Aber im Kontakt mit den bestimmten, involvierten  Anteilen, lassen sich für uns solche Ketten aufbrechen. Heißt, wenn der jeweilige Anteil an sein Gefühl herankommt, können wir anfangen es zu integrieren und damit bestimmte Abläufe abändern.

– Vereinfacht gesagt –

Das ist für komplex programmierte Systeme so „leicht“ nicht möglich. Zumindest nicht so „einfach“ . Auch da ist es natürlich möglich Programme auszuhebeln. Also wenn ihr davon betroffen seid, dann heißt das nicht, dass ihr keine Chance habt.

Wir wollen damit nur sagen, dass uns einiges „leichter“ fällt, als wir das bei anderen Systemen beobachten können. Diese Komplexität haben wir in vielen Bereichen, scheinbar (Stand: Jetzt) nicht, wie wir sie bei anderen sehen. Daher sehen wir uns nicht als programmiert an, sondern betrachten uns eher als stark konditioniertes System.

Schlusswort

Wenn das bei dir ähnlich ist, heißt das nicht, dass du weniger Schmerz erfahren hast. Es heißt nicht, dass du dich hinter anderen hinten anstellen musst, nach dem Motto: „Du hast viel Schlimmeres erlebt, deshalb ist es bei mir nicht so schlimm“ – Doch, ist es. Lass dich davon bitte nicht verunsichern.

Es macht lediglich Sinn da heute eine Unterscheidung zu treffen, weil komplexer programmierte Systeme eine andere Therapie und Vorgehensweise brauchen. Die Täter gehen mit der Zeit und umso mehr Möglichkeiten sie zur Verfügung haben, umso komplizierter ist auch die Herangehensweise.

Was bei uns bspw. klappt, können wir nicht automatisch auf andere übertragen. Möglicherweise wäre das, was uns hilft, für diese Systeme sogar kontraproduktiv und schädlich. Es ist wichtig für die Behandlung unsere Unterschiede klar zu machen, das bedeutet aber nicht, das wir deshalb eine Hierarchie erstellen müssen.

Wir wollen uns nicht untereinander bekämpfen, sondern den Tätern und ihren Taten ein Ende bereiten. Bitte denkt immer daran.

Bleib bei dir, nimm dich ernst. Es ist egal, wer mehr Schläge und Schmerz erfahren hat. Schmerz ist Schmerz. Und dein Schmerz war und ist genauso real, wie der des Anderen.

Es gibt keine Hierarchie unter der Existenz von Wesen.

Nimm daher alles, was wir teilen, bitte immer nur als Gedankenanregung. Schau was bei dir passt, womit du in Resonanz gehst und womit auch du arbeiten kannst. Und was sich für dich nicht richtig anfühlt, das verwerfen bitte einfach. Es gibt andere Wege für dich und die lassen sich auch finden. Unser Weg muss nicht deiner sein!

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