Soma = Körper
Wir sprechen heute also darüber wie die Psyche unseren Körper beeinflussen kann.
Was sind psychosomatische Beschwerden?
Viele Menschen, die an chronischen Erkrankungen wie Allergien, Herz-Kreislauf-Schwäche, Schmerzen (Rücken, Gelenke,…) usw. leiden, laufen oft jahrelang von Arzt zu Arzt und nehmen unzählige Pillen ein, ohne das sich eine sichtbare Besserung zeigt.
Der Grund dafür ist sehr oft, dass es gar keine offensichtlich, körperliche Ursache für diese Beschwerden gibt und daher auf „Gut Glück“ medikamentiert wird.
Unter somatoformen Beschwerden verstehen wir also ein Krankheitsbild, welches nicht auf eine rein organische Ursache zurückzuführen ist.
Sobald wir unter hohem Stress stehen, ist unsere Psyche und unser Gehirn zu ganz fantastischen Bestleistungen in der Lage, um diesen Stress zu kompensieren bzw abzuwenden. Doch hält dieser hohe Stresspegel an, ohne das etwas dagegen unternommen wird, braucht unsere Psyche ein anderes Ventil um „Druck abzulassen“ und sich zu äußern.
Wie äußern sich psychosomatische Beschwerden?
Im Prinzip hat jeder Mensch einmal im laufe seines Lebens irgendwelche somatoformen Beschwerden. Wenn wir richtig wütend sind, dann brodelt es oft in unserem Bauch oder nach einem heftigen Streit schmerzt auch schon einmal der Kopf.
Ein richtiges Beschwerdebild zeichnet sich aber erst ab, sobald diese Symptome über einen längeren Zeitraum (ca. 3-6 Monate) konstant auftreten.
Als kleines Kind litt ich z.B unter sehr starker Migräne, die oft bis zu 3 Wochen dauerhaft anhielt, sehr schmerzhaft war und sogar regelmässig mit einer halbseitigen Augenlähmung einherging.
Es wurde damals zumindest immer als Migräne bezeichnet, eine Diagnose gab es jedoch nie, denn trotz unzähliger MRT, Borreliose- und Bluttests usw. konnte nie eine körperliche Ursache festgestellt werden.
Diese konfusen Beschwerden fingen an als ich ungefähr 2-3 Jahre alt war und kamen mehrmals im Jahr, bis ich ca. 10 war, danach besserte sich die Dauer der Schmerzen zwar mit zunehmendem Alter, „verschwanden“ aber erst als ich den Kontakt zu meinen Eltern, vor einigen Jahren, endgültig abbrach (ich habe zwar heute noch oft Kopfschmerzen, aber im Vergleich zu damals ist das so gut wie nichts und meist mit Tabletten in den Griff zu bekommen).
Was da geschehen ist, war ein ganz „einfacher“ Fall von Psychosomatik – als Kind konnte meine Psyche viele Dinge nicht verarbeiten – als Kind weiß man ja noch nicht mal was eine Psyche ist 😅 – also hat mein Körper gesprochen und zwar eine sehr deutliche Sprache.
Viele Kinder leiden z.B an Bauchschmerzen, kurz nachdem sich die Eltern gestritten haben, sie in der Schule geärgert wurden ect. – achtet mal darauf (und nehmt es bitte ernst) 😉
Und bei uns Erwachsenen ist es ganz ähnlich – wenn wir unter dauerhaften Stress stehen (privat und/oder beruflich), den wir nicht verarbeiten (ich möchte fast behaupten, das auch die wenigstens von uns wissen bzw. gelernt haben, wie man das überhaupt richtig anstellt) spricht irgendwann unser Körper zu uns und zwingt uns zur benötigen (längst überfälligen) Ruhe.
Physisch betrachtet, haben die meisten bestimmt schon einmal davon gehört, wie wichtig und empfindlich unser Hormonhaushalt ist. Gerät er durcheinander, hat das meist drastische Folgen für unsere Gesundheit, wie z.B:
- Gewichtszu- und abnahme
- Herz-Kreislauf Probleme
- Depressionen
- Stimmungsschwankungen
- Schlafstörungen
- usw.
Unser Gehirn produziert im Stressfall das Hormon Cortisol, welches an sich auch einen wertvollen Zweck erfüllt, denn es steigert unsere Aufmerksamkeit, unterdrückt Vorgänge im Körper (wie z.B auch unser Immunsystem) und sichert uns damit wertvolle Energie. Es verzögert die Wasserausscheidung usw.
Im wirklichen Stressfall (wenn gerade ein Tiger oder eben der Chef 😅 vor uns steht) ist es also sehr nützlich. Schüttet unser Gehirn nun aber dauerhaft dieses (und andere) Stresshormon(e) aus – da wir uns eben in einem Dauerstresszustand befinden – dann hat das logischerweise auch Folgen für unseren Körper.
Die Psyche hat also sehr wohl einen extremen Einfluss auf unseren materiellen Körper 😉
Wie lassen sich die Beschwerden deuten?
Das ist recht umfangreich und lässt sich natürlich nie verallgemeinern. Aber wir nehmen mal einige Beispiele:
- Der gebeugten Rücken und die Rückenschmerzen zeigen uns manchmal wie viel wir in unserem Leben aufgeladen und getragen haben (haben wir uns vll selbst ständig zurückgenommen?) .
- Die knirschenden Zähne (Mund zupressen) und die damit verspannten Kiefermuskeln, wo wir geschwiegen haben, als wir hätten reden sollen (steht für das ein was ihr fühlt!).
- Die Bauchschmerzen lassen uns oft unsere unterdrückte Wut sehen, die Ungerechtigkeit die wir empfinden.
- Unser Kopf hämmert, wenn wir versuchen Dinge zu verstehen, die wir nicht zu begreifen in der Lage sind und unsere schlechter werdenden Augen? Manchmal verschließen wir die Augen vor dem was wir nicht sehen wollen, wo wir aber vll besser hinschauen sollten.
- Wenn ich z.B über ein ganz bestimmtes Thema spreche, dann fängt meine Haut sehr an zu jucken…Die Haut ist unser größtes Organ und oft wird sie als das Spiegelbild unseres inneren, psychischen Zustands beschrieben. Die Ausdrucksmöglichkeiten der Psyche über unsere Haut sind also recht vielfältig, oft deuten Probleme mit der Haut aber auf ein frühes Bindungsproblem hin – das hat nicht gleich etwas mit einer Bindungsstörung (wie man sie von den „Helden“ aus Action-Filmen kennt) zu tun, sondern viel mehr damit, das es irgendwann Probleme in der Beziehung zu einem nahestehenden Menschen gegeben haben kann. Wer wenig Geborgenheit und Liebe erfahren hat und/oder wo es eine falsche Art von Nähe-Distanz Beziehung zu Bezugspersonen gab, dort kann sich dieses z.B oft über die Haut äußern.
- Starke Unterleibsschmerzen oder fehlende Orgasmen können wiederum auf eine sexuelle Störungen hindeuten. Grund dafür muss nicht immer ein sexueller Missbrauch sein, sondern auch psychischer/emotionaler Missbrauch kann als Ursache in Frage kommen.
Selbstverständlich liegt die Ursache nicht immer in der Psyche. Wenn ich z.B hinfalle und mir ein Bein breche, bin ich einfach nur hingefallen und wer müde und schlapp ist oder chronisch übersäuert (aber auch da spielen die Stresshormone eine große Rolle), der ernährt sich höchstwahrscheinlich einfach nur völlig falsch (obwohl wir auch da wieder darüber sprechen könnten WARUM das so ist…😏)
Aber gerade wenn sich keine eindeutige, körperliche Ursache finden lässt, lohnt sich der Blick auf euren psychischen Zustand sehr 😉
,,Das Sichtbare ist die Verkörperung des Unsichtbaren.“