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Sinn und Unsinn von Psychopharmaka

Da die Anzahl der psychischen Erkrankungen in den letzten Jahren extrem gestiegen ist, wuchs natürlich auch die Menge der verschriebenen Psychopharmaka, was aber irgendwie mehr Schaden als Nutzen anzurichten scheint, wenn ich mich so umschaue.

Ich denke Psychopharmaka (oder auch andere Medikamente) können als Begleitmaßnahme eine wertvolle Unterstützung sein und sollten daher auch nicht grundlegend verteufelt werden.

Leider ist es aber so das viele Menschen Medikamente nicht mehr als Unterstützung ansehen, sondern als Patentlösung und genau da liegt auch das Problem der fehlenden Genesung.

Gerade wenn es um unsere Psyche geht ist eine rein medikamentöse Behandlung nämlich mehr als kontraproduktiv, da wir das Verdrängte (das müssen nicht immer schwere Traumata sein, sondern auch beruflicher Stress, Beziehungsprobleme ect.) dadurch noch weiter unterdrücken und was macht alles Unterdrückte irgendwann?

Jap genau – Es bricht mit voller Wucht aus und zwar an Stellen, die wir dessen gar nicht zuordnen können (körperliche Symptome, Zwänge, plötzliche Traurigkeit mit Weinanfällen, unkontrollierte Wut usw.).

Mein Weg

Bei mir hat es recht lange gedauert bis ich mich endlich dazu durchringen konnte nach Hilfe zu suchen (nicht aus Scham – Hilfe zu suchen ist keine Schande, ganz im Gegenteil! – eher aus dem Gedanken heraus „Ich schaff das schon alleine“).
Obwohl sich schon sehr früh angedeutet hat, das es da sicherlich einiges aufzuarbeiten gibt, habe ich wie ein Weltmeister alles unterdrückt, verdrängt und von mir geschoben was sich so im Laufe des Lebens angesammelt hat, bis GAR NICHTS mehr ging, ich einen völligen Zusammenbruch erlitt und dachte es zieht mir komplett den Boden unter den Füßen weg.

Beim Arzt angelangt erhielt ich Antidepressiva, die (Gott sei Dank) gar nicht erst bei mir anschlugen (da hätte ich auch Tic Tac´s essen können😅) und die ich daher nach ca. 0,5 Jahren wieder absetzte.

Zudem erhielt ich sedierende Medikamente gegen Panik und zum Schlafen. Die Medikamente zum Schlafen nahm ich knapp über ein Jahr, weil sie anfangs die Alpträume unterdrückten und natürlich ein schnelles Einschlafen förderten.

Das war alles was mir damals angeboten wurde bzw. habe ich auch gar nicht nach mehr gesucht. Eine Pille die alles unterdrückt und heile macht, ja, dass war einfach zu verlockend…


Das Ende vom Lied war (und das ist auch der Grund warum ich alles absetzte und so nie wieder nehmen würde) das ich zum Schluss bis zu 6 statt 1er von diesen Tabletten zum Schlafen benötigte, die Alpträume nicht nur wieder durchkamen, sondern schlimmer als je zuvor waren und auch die Dissoziationen wieder zunahmen oder zumindest so deutlich wie nie (mir bekannt) zum Vorschein kamen. Ehrlich gesagt stand ich damals völlig neben mir und irgendwie, so empfand ich, sollte das auch nicht Sinn und Zweck der ganzen Geschichte sein.

Stellt euch das ganze mal so vor:
Ihr habt da einen leeren Raum in eurer Wohnung und sämtlicher Müll der so rumliegt und sich ansammelt, den räumt ihr nicht auf oder bringt ihn weg, sondern packt alles in dieses leere Zimmer.
Da passt viel rein, doch irgendwann ist das Zimmer eben mal voll und ihr habt Probleme die Tür zuzubekommen. Also kauft ihr euch eine Menge Nägel und Bretter (<–Medikamente) um die Tür auch noch zuzubekommen wenn ihr noch mehr reinsteckt.
Das klappt eine Zeitlang ganz gut (Symptombekämpfung), doch irgendwann brechen sämtliche Nägel und Bretter, ja die ganze Tür unter dem enormen Druck zusammen und alles knallt euch entgegen. Nun habt ihr diese Unmengen an „Müll“ überall in eurer Wohnung, völlig ungeordnet und konfus, herumliegen und seid vll sogar darunter begraben.
Irgendwie klingt es da doch sinnvoller das Angesammelte direkt wegzuräumen, oder?

Achtet auf eure Psyche und ignoriert die Symptome nie-niemals!

Medikamente – Ja, gerne. Behaltet jedoch stets im Hinterkopf das sie euch niemals heilen werden, sondern lediglich der Unterstützung dienen können. Heilen können wir uns (leider? – ne, Gott sei Dank, nicht leider! Gott sei Dank haben wir unsere Heilung selbst in der Hand, stellt euch mal vor wir bräuchten die Täter oder sonst jemand oder etwas auch noch dazu😵 ) nur selbst…

Psychose (und Wahn) – Unterschiede zur (p)Dis

Stimmen hören, Konzentrationsstörungen, Depressionen, Ängste, Derealisation und Depersonalisation….Ja, dass könnte alles auf eine dissoziative Störung hindeuten, KANN aber eben auch eine Psychose sein.
Wo ist da der Unterschied, was macht eine Psychose aus und wie gehe ich damit um?
Genau das klären wir heute 🙂

Was ist ein Wahn?

Betroffene beginnen ihre Umwelt verändert wahrzunehmen und verlieren dadurch oft auch den Bezug zu Realität.
Ein wichtiges Merkmal, welches Psychosen gerne begleitet, ist der Wahn. Unterschieden wird da in den:

  • Verfolgungswahn –> eine Frau sah z.B mal überall einen bestimmten Männertyp, der sie, wie sie fest überzeugt war, zu verfolgen schien und etwas böses im Sinn hatte. Oder jemand denkt, jeder will ihn vergiften oder ein Bekannter dachte, das die Polizei über ihn in einer Wohnung sitzt, um ihn abzuhören.

  • Beziehungswahn, d.h allgemeine Ereignisse werden auf sich selbst bezogen –> der Bekannte ist z.B der Überzeugung das Rapper ihre Songs nur für ihn schreiben, um ihn dadurch Botschaften zu übermitteln. Oder ein anderer dachte, das ihm die Scheinwerfer der Autos Nachrichten zukommen lassen.

  • Größenwahn –> oben genannter Bekannte ist z.B auch der Meinung die Wiedergeburt eines Gottes zu sein, da er u.a jedoch über ein 3/4 Jahr in seine Wanne pinkelte, weil er zu träge war seine Toilette reparieren zu lassen, lässt mich das dann an der Gottsache doch etwas zweifeln 😅🤷. ‍–> Realität und Vorstellung driften da also völlig auseinander, auch bei vielen Fanatikern die z.B glauben als einzige, einzigartige religiöse Erkenntnis zu besitzen, spielt das eine Rolle.

  • Schuldwahn –> man denkt wahnhaft man wäre an allem Leid anderer Schuld.

  • Liebeswahn –> Betroffene denken, dass eine andere Person, oft eine „höher“ gestellte, in sie verliebt sei und nehmen Kontakt auf etc. –> 1981 verübte z.B ein Mann ein Attentat auf Ronald Reagen, weil er dachte dadurch positiv mit Jodie Foster in Kontakt zu kommen.

  • Eifersuchtswahn –> z.B kannte ich mal jemanden, der 100% überzeugt war, das seine Freundin ihm fremdging, sobald sie auch nur 5 min aus seinem Blickfeld verschwand. Selbst wenn sie nur auf die Toilette ging.

  • Hypochondrie –> die Gedanken kreisen dauerhaft um die Angst vor einer Krankheit

Wichtig ist, dass ein Wahn auch ohne Psychose auftreten kann, die Psychose jedoch meist von einem Wahn begleitet wird.

Weitere Merkmale eines Wahn’s

Interessanterweise ist mir aufgefallen, dass Betroffene nicht dazu neigen, ihr Wahrgenommenes zu hinterfragen. Zum Beispiel ist es nicht so, dass ich nicht auch ein kleeeiiinwenig paranoid bin 👌😅 (Gott ich hasse es wenn Männer dicht hinter mir laufen oder ein Auto auch nur annähernd langsam neben mir her fährt). Ich versuche dann jedoch einen Realitätscheck zu machen, also wie wahrscheinlich ist das was ich da gerade denke. Was passiert wirklich und was spielt sich gerade nur in meinem Kopf ab?

Würde ich z.B vermuten das über mir die Polizei sitzt, dann würde ich da wahrscheinlich klingeln und mir die Sache mal näher anschauen. Das ist bei Wahnhaften aber eher nicht mehr der Fall. Sie sind voll drin, gefangen in dem Gedanken der sie überfällt.

Ursachen des Wahn’s

Wichtig finde ich hier zu erwähnen, das ein Wahn, wie immer, nicht einfach aus dem Nichts kommt. Bei der Frau, die glaubte ein bestimmter Männertyp verfolge sie, bei der ließ sich dieser Gedanke auf eine verdrängte Vergewaltigung zurückführen.

Ein Eifersuchtswahn KANN starke (verschachtelte) Verlassensängste als Grundlage haben, wie z.B bei dem jungen Mann den ich mal kannte (siehe „Eifersuchtswahn“). Als er ca. 13 od. 14 war verschwand seine Mutter einfach und ließ ihn zurück. Er kam ins betreute Wohnen, kam danach an die falschen Leute und wie das dann halt so weiter geht.

Ich will damit sagen, ein Wahn ist zwar für alle Beteiligten, gerade für die Angehörigen, eine extrem schwierige und anstrengende Sache, hat aber eben seine Gründe. Die Psyche macht nichts falsch, wichtig es da einfach der Ursache auf den Grund zu gehen.

Und nein, dass können die Betroffenen nicht mehr selbst, daher ist bei einer Psychose dringend Hilfe von Außen notwendig (meiner Meinung nach zumindest).

Symptome einer Psychose

Diese Symptome habe ich von netdoktor.de übernommen, allerdings ist diese Liste nicht vollständig:

  • Konzentrationsstörungen: Psychose-Gefährdete sind oft nervös, rastlos und haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Sie lassen sich schnell ablenken und sind oft nicht in der Lage, mehreren Dingen zugleich Aufmerksamkeit zu schenken.
  • Denkstörungen: Gedankeninterferenzen und -blockaden sind mögliche frühe Anzeichen einer beginnenden Psychose. Die Betroffenen haben häufig zusammenhanglose Gedanken, die sich zwischen andere Gedanken schieben und sich kaum abschütteln lassen. Manche leiden unter einer plötzlich hereinbrechenden Gedankenflut, die sich kaum kanalisieren lässt.
  • Antriebslosigkeit und innere Leere: Psychose-Gefährdete sind oft unmotiviert, gleichgültig und fühlen sich innerlich leer. Viele ziehen sich von Familie, Freunden und Bekannten zurück und meiden soziale Kontakte.
  • Leistungseinbruch: Die schulische oder berufliche Leistungsfähigkeit nimmt oft deutlich ab. Dieses Symptom ist allerdings nicht typisch für eine sich abzeichnende Psychose, sondern weist unter Umständen auch auf eine beginnende Depression hin.
  • Schlafstörungen
  • Nachlassende Lebensfreude
  • Depressionen
  • Ängste

Unterschied zu dissoziativen Störungen

Nur auf einige wenige möchte ich einmal eingehen, um gerade den Unterschied zu dissoziativen Störungen zu erläutern.

📌 Stimmen hören

–> Psychosebetroffene hören die Stimmen im Außen – Betroffene von dissoziativen Störungen im Inneren (da die
Stimmen, wie man selbst auch nur, ein Teil der ursprünglichen Person sind ➡ Edit: Auch dissoziative Stimmen können einige von Außen kommend erleben – Hier kann man das also als kein klares Diagnosekriterium nennen).

Also als Beispiel: Das ich mal was mit Drogen am Hut hatte, ist ja nun kein Geheimnis mehr 😅. Jedenfalls war ich mal 2 oder 3 Nächte am Stück wach.
Ich trank wenig, aß nichts, schlief nicht und irgendwann ging mein Mitbewohner weg, aber ich hörte Musik ganz leise spielen. Also dachte ich, er ließ vll einfach den Laptop im Nebenzimmer an und lässt eine Playlist laufen. Da ich die Musik nach Stunden aber immer noch hörte (und die Playlist längst hätte durch oder der Laptop aus sein müssen), fiel mir auf das überhaupt keine Musik in echt spielte.

ERST DA checkte ich das sich das nur in meinem Kopf abgespielt hat (damit meine ich das letztendlich unser Gehirn, das Halluzinationen produziert), ich die ganze Zeit aber dachte ich würde die Geräusche im Außen hören. -> DAS ist eine akustische Halluzination (bei mir eben durch Dehydration, Schlafmangel usw. ausgelöst).
Bei einer dissoziativen Störung nimmt man die Stimmen im Inneren wahr, eher wie Gedanken, dass sind keine Halluzinationen und man weiß auch das andere sie nicht hören können (schließlich spielen sie sich IM Kopf ab).

📌 Zum Thema Halluzinationen

gibt es da z.B auch noch die optischen (Sehen), die sensorischen (Fühlen), die olfaktorische (Riechen) und gustatorischen (Schmecken) Halluzinationen.

Das erzähle ich deshalb, weil es da auch schnell eine Verwechslung mit einem Flashback geben kann. Ich bin relativ am Anfang nämlich bei meiner Therapeutin, mit einem Haufen Zettel, aufgeschlagen, weil ich der Überzeugung war, das die Diagnose vll doch nicht passen kann und ich stattdessen eher eine Psychose habe 😅.

Nehmen wir den Punkt ‚Riechen‘: Ich rieche sehr häufig Gerüche (Parfüm, Chlor, und andere Gerüche) oder oftmals habe ich das Gefühl als würde jemand hinter mir stehen und mich festhalten, als würde jemand seine Arme um mich schlingen (nur eben mehr auf die negative Weise). Oder meine Haut brennt am Oberarm, der Schulter oder am Handgelenk (kennt ihr das noch wenn andere eine ‚Brennnessel‘ bei euch machten? Wenn man die Haut so fest greift und sie dann dreht?). Dass kann z.B eine Art Körpererinnerung sein (also ein Flashback) oder es steht eben mit nix in Beziehung und wird vom Gehirn „einfach so“ produziert, dann ist es eine Halluzination (ich persönlich finde die Unterscheidung da aber trotzdem recht schwierig, denn wer weiß schon woher Halluzinationen kommen und wofür die gut sind 🤷‍).

Achso, meine Therapeutin hat das übrigens gut 20min über sich ergehen lassen (von meiner Seite aus dachte ich, ich schaffe das gar nicht alles in 50min anzusprechen) und meinte dann irgendwann, dass ich endlich die Zettel weglegen soll…also doch keine Psychose 😅. Sie meinte da auch nochmal, dass ein entscheidender Unterschied zu Menschen ohne Psychose der ist, dass Psychotiker die Dinge nicht mehr aus der Metaebene betrachten (deswegen wird auch nicht hinterfragt/reflektiert was wahrgenommen wird).

Was man noch beachten sollte

Viele andere Symptome ähneln auch vielen anderen Krankheiten. Die Depression die sich z.B oft während einer Psychose entwickelt, kann eben auch bei fast jedem anderen Krankheitsbild (oder allein) vorkommen. Auch andere Sachen, wie das starke Interesse an mystischen oder religiösen Themen ist nicht gleich ein Zeichen für eine Psychose. Da ist auch mehr das schon fast wahnhafte Reinsteigern gemeint. Nicht jeder der sich intensiv mit Religion oder Mystik beschäftigt, hat deshalb gleich eine Psychose.

Oder das Thema misstrauisch sein, dass bin ich z.B auch stark gegenüber anderen. Das liegt hier definitiv am mangelnden Vertrauen. Ich gehe jedoch nicht davon aus, dass mein Gegenüber mir definitiv schaden will. Ich ziehe es in Betracht, dass jeder zu allem fähig ist, erwarte es aber nicht prinzipiell (dann würde ich wohl wirklich durchdrehen). Während jemand mit Verfolgungswahn jedoch genau das vom Gegenüber erwartet, also den mutwillig (geplanten) zugefügten Schaden.

Also entscheidend ist wirklich, dass Betroffene die Außenwelt stark verändert wahrnehmen und sich von diesem Denken/Wahrnehmen nicht befreien können.

Wodurch entsteht eine Psychose?

Psychosen können genetisch veranlagt sein (und auch weitervererbt werden). Dort beginnen sie meist schon im Teenageralter schleichend. Sie können aber auch durch ein traumatisches Erlebnis ausbrechen, durch viel (psychischen) Stress oder durch verschiedene Substanzen (Kokain, Amphetamin, psychodelische Drogen, usw) ausgelöst werden.

Zum Thema Drogen: Ich hab da so einige Leute mit einer Drogenpsychose kennengelernt und ich glaube…also es ist ja so, dass Drogen nicht nur vermehrt Glückshormone ausschütten, sondern auch andere Areale in unserem Gehirn stimulieren. Nicht umsonst heißt das ganze Zeug „Bewusstseinserweiterende Substanzen“. Könnten wir schließlich das volle Potenzial unseres Gehirns nutzen, dann könnten wir viel, viel mehr wahrnehmen, als nur die plumpe Materie um uns herum. Es ist aber so, dass unser Gehirn und/oder unsere Psyche immer nur den Teil für uns erfahrbar macht, für den wir gerade bereit sind. Ich glaube mit Drogen kann da viel „abgekürzt“ werden, wenn ich aber noch nicht soweit bin, dann prasseln all diese Eindrücke (ob nun bisher unterdrückte Emotionen oder feinstoffliche Erlebnisse usw.) ungefiltert auf mich ein. Natürlich überfordert das dann nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche heillos.
Zumindest ist das meine Theorie zu dem ganzen Thema. Ich glaube nicht, dass eine drogeninduzierte Psychose einzig (bei allen) durch ein Durcheinander von Hormonen entsteht.

Was kann ich tun?

Wenn ihr glaubt unter einer Psychose zu leiden, sucht bitte einen geeigneten Arzt und/oder Therapeuten auf! Ihr könnt es auch alleine schaffen, natürlich. Ärzte machen oftmals vieles falsch und besonders wenn die Behandlung NUR auf Medikation abzielt, sehe ich das persönlich als sehr kritisch an. Stets alles nur auf die Genetik zu schieben (und Symptome zu unterdrücken), damit macht man es sich sehr einfach (wenn es oftmals auch trotzdem der alleinige Grund sein kann). Aber es ist eben auch eine Erkrankung, die Realität und Wahrnehmung oft stark verschmelzen lässt. Es alleine zu schaffen, ist also mehr als schwierig…

Zitat:

„Zunächst ist es für den Patientinnen wichtig, dass sie zur Ruhe kommen und die Reizüberflutung gemildert wird. Dabei hilft eine persönliche therapeutische Beziehung, die Orientierungshilfe und Selbstsicherheit bieten kann. Um die Reizüberflutung zu begrenzen, sind auch Medikamente hilfreich. Doch vor allem muss die „Chemie“ zwischen Therapeutin und Patient*in stimmen. Sie ist die Basis der Medikation, nicht umgekehrt. Um Psychosen zu therapieren, steht eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung. Da jede Psychose, jeder Mensch und jede Familie anders ist, ist es wichtig, dass sich die Therapie nach den Bedürfnissen der betroffenen Person und seiner Familie richten.
Die medikamentöse Therapie wird vor allem mit so genannten Antipsychotika durchgeführt. Je nach der im Vordergrund stehenden Problematik wird die Behandlung aber auch mit anderen Medikamenten ergänzt. Die medikamentöse Therapie sollte in Kombination mit psychologischen, sozialen und/oder anderen Therapien angewendet werden. Zahlreiche Therapieverfahren werden bei Psychosen erfolgreich eingesetzt:

•Psychoedukation
• Kognitive Verhaltenstherapie (VT)
• Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP)
• Suchttherapie
• Familientherapie
• Ergotherapie, Kunsttherapie, Tanztherapie
• Soziotherapie
• Soziales Kompetenztraining (SKT)
• Metakognitives Training (MKT), CogPack

Durch die Kombination der verschiedenen Therapien wird ein „Überlaufschutz“ gegen Stress gebildet. Generell ist es wichtig, dass eine Therapie so früh wie möglich begonnen wird. Das gilt für die erste Psychose wie auch im Falle einer erneuten psychotischen Episode, also bei einem Rückfall.“

Was können Freunde und Angehörige tun?

„(….)Bei der Begleitung seelischer Krisen benötigen Angehörige Gelassenheit und Aufmerksamkeit zugleich, müssen balancieren zwischen Zuwendung und Begrenzung für die betroffene Person und Rückmeldungen darüber, was sie bei einem selbst auslöst. Sie brauchen Halt untereinander, aber auch professionelle Information und Unterstützung.“

Quelle

[Da stehen auch noch die Symptome, wie häufig eine Psychose vorkommt (öfter als man denkt) usw.]

Kurz: Eine Psychose ist nichts, was man nicht wieder hinbekommt.
Von Medikamenten bin ich, ehrlich gesagt, nicht sonderlich begeistert, kann aber zur Unterstützung der Therapie erstmal hilfreich sein (bei Psychosen oftmals sogar sehr notwendig). Passt aber auf, dass jemand wirklich mit euch arbeiten will und euch nicht einredet, ihr müsstet ab jetzt immer Tabletten nehmen, um die Symptome in den Griff zu bekommen. Das halte ich für Quatsch. Natürlich kann das trotzdem möglich sein, aber es sollten erst alle Optionen ausgelotet werden.

Sollte euch eine drogeninduzierte Psychose begleiten, dann lasst bitte die Drogen weg 🙏. Mir ist klar, dass viele nicht einfach aufhören können oder wollen (schließlich haben alle ihre Gründe, warum sie damit angefangen haben und diese Gründe sind ja nicht einfach weg). Trotzdem wird’s, wie man sieht, dadurch nur schlimmer. Und ja, die Leute in dem Milieu, dass sind immer alles ganz tolle Buddys, best Friends und so… Aber seid doch bitte ehrlich: Die haben alle ihre Probleme. Deshalb sind sie da, wo sie sind. Ihr braucht ein stabiles Umfeld um gesund zu werden, keins das selbst krank ist.

Mein Schlusswort


Psychotiker sind, auch wenn sie (durch den Wahn und Selbstbezug) manchmal für den Außenstehenden sehr anstrengend wirken können, keine schlechten Menschen oder einfach nur durchgeknallt! Vieles entsteht durch Trauma und auch bei der Genetik lässt sich fragen, ob vorhergegangene Generationen nicht „nur“ durch Trauma dieses Ungleichgewicht (unfreiwillig) erreichten, was dann weitervererbt wurde. Vll ist es so, aber ich glaube nicht daran, dass ein Mensch oder generell ein Wesen falsch zur Welt kam. ..

Leistet euren Beitrag für eine bessere Welt. Seid freundlich zueinander, schaut nicht weg wenn irgendwo irgendjemand Leid angetan wird. Klärt eure Kinder auf was Mobbing zur Folge haben kann und trainiert euch wieder mehr Empathie an, dann gibt es hoffentlich all diese schrecklichen „Ver-rückt-heiten“ der Psyche bald nicht mehr 😇.


Depression

„Ach, ich bin heute depressiv“ –
Diesen Satz hat bestimmt jeder schon einmal gehört oder vll sogar schon einmal selbst gesagt. Nicht jeder der das aber sagt, leidet tatsächlich gleich unter einer Depression und nicht jeder der darunter leidet, wird tatsächlich auch ernst genommen.

Was ist also eine Depression und wie äußert sie sich?

Eine Depression ist eine ernstzunehmende Krankheit und daher keine lapidare Verstimmung die man mit einem Kinobesuch wieder wegbekommt oder bei der man sich „einfach nur mal zusammenreißen“ muss.

Sie betrifft ungefähr bis zu 8% der Bevölkerung, d.h ca. 5.500.000 Menschen in Deutschland bekommen im laufe ihres Lebens mindestens einmal eine depressive Episode (die Dunkelziffer liegt, wie immer, weitaus höher).

Typische Symptome sind:

📌 Interessenverlust
📌 Freudlosigkeit
📌 Hoffnungslosigkeit
📌 Kraftlosigkeit
📌 sozialer Rückzug
📌 gedrückte Stimmung
📌 wenig Selbstbewusstsein
📌 Antriebslosigkeit
📌 dauernde Müdigkeit
📌 verringerter Sexualtrieb
📌 Appetitlosigkeit
📌 Gereiztheit
📌 Selbstmordgedanken (bis -versuche)

Psychische Erkrankungen sind nach wie vor aber sehr komplex, d.h nicht jeder muss die gleichen Symptome aufweisen. Nicht jeder Depressive lässt also die Schultern hängen oder weint sehr viel. Kann, muss aber nicht.

Einige leiden z.B auch unter einem besonders starken Morgentief, anderen geht es wiederum abends viel schlechter.

Manchen sieht man die Depression nach außen hin überigens auch überhaupt nicht weiter an, was aber nicht heißt das sie nicht bereits sehr weit fortgeschritten sein kann.

Das Hauptmerkmal ist die langanhaltende Hoffnungs-, Antriebs- und Freudlosigkeit, sowie der Interessenverlust an Dingen die bis dahin Spaß bereitet haben.
Wer jedoch nur einmal einen schlechten Tag mit mieser Laune oder einer „Null-Bock“ Phase hat, der ist nicht gleich an Depressionen erkrankt.

Zudem gibt es verschiedene Grade – von leichten kurzen (8-12 Wochen) und leichten, aber regelmässig wiederkehrenden, sowie schweren depressiven Episoden, bis hin zu teilweise psychotischen Erleben.

Bei der manischen Depression wechseln sich depressive Episoden mit manischen ab. In der
Manie ist genau das Gegenteil der Depression gegeben – Die Betroffenen spüren einen gesteigerten Antrieb/Energie, starkes Selbstbewußtsein, Risikobereitschaft, ein geringes Schlafbedürfnis, sie sind euphorisch und innerlich unruhig.

Ja, dass hört sich im Vergleich zu den depressiven Episoden toll an, endet jedoch oft damit das sehr viel Geld ausgegeben oder Kontakt zu Menschen aufgenommen wird, zu denen man sonst keinen Kontakt aufnehmen würde usw. Zudem kann die Manie auch oft mit einem Realitätsverlust einhergehen. Viele beschreiben die manischen Phasen sogar schlimmer, als die depressiven…

Wie entsteht eine Depression?

Wenn wir uns in einem Dauerstresszustand befinden, also schlicht einfach ständig überlastet sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit an einer Depression zu erkranken ziemlich hoch.

Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die genetische Veranlagung – in wessen Familie es bereits Depressionen gab, der hat ebenfalls ein erhöhtes Risiko daran zu erkranken.

Traumatische Erlebnisse, der Verlust nahestehender Personen, schwere Krankheiten, der Winter (durch das mangelnde Sonnenlicht) oder auch Lebenskrisen unterschiedlichster Art, können ebenfalls Depressionen auslösen.
Aber auch eine ungesunde Lebens- und Ernährungsweise, sowie verschiedene Medikamente die den Hormonhaushalt durcheinanderbringen (wie z.B die Pille), können eine Depression stark begünstigen.

Zudem kommt die Depression oft als Begleiterscheinung anderer psychischer Erkrankungen, wie z.B Persönlichkeitsstörungen, Angsterkrankungen, Dissoziativen Störungen usw.

Was kann man dagegen tun?

Nicht nur für den Betroffenen selbst ist eine Depression schlimm, nein
auch für Angehörige muss es furchtbar sein mit anzusehen wie ihnen nahestehende Personen, durch die Depression, langsam dahinsiechen.

Ich weiß viele Ratschläge sind gut gemeint, wie z.B ,,Du musst auch mal wieder aufstehen und raus gehen“ oder ,,Du musst einfach nur mal wieder etwas machen das dir Spaß macht“ – Ja, die sind gut gemeint und auch richtig 🙂, aber genau ist das ja das Problem bei einer Depression – es geht nicht.

Du willst nicht nur nicht mehr aufstehen und etwas tun, du kannst es auch nicht. Es ist als wärst du gelähmt, als hätte man dir etwas überlebenswichtiges weggenommen. Du siehst einfach keinen Sinn mehr darin. Zudem hast du wirklich keine Kraft und Energie dazu, dass ist nicht einfach nur eine faule Ausrede.

Das schlimmste was einen Menschen passieren kann ist, meiner Meinung nach, seine Hoffnung zu verlieren und genau deshalb bringen sich auch gut 15% der Depressiven um.

Sie nehmen sich ihr Leben, weil sie keinen Sinn mehr sehen und keine Hoffnung mehr haben (und nicht weil sie feige sind).
Meiner Meinung nach sind Depressionen mit das widerlichste was es gibt, von der Symptomatik her – falls es für einige aber vll ein kleiner Hoffnungsschimmer ist: Man kann die Depression überstehen und heilen und dann macht auch auf einmal das Leben wieder Sinn und Spaß. Die Stimme der Depression, die dir sagt das du unnütz bist und nicht mehr leben solltest, ist ein Lügner! Bitte hört nicht auf sie!

Bei leichten Depressionen:

Wichtig ist es, wie immer, die Ursache herauszufinden.
Bei wem die Depression noch schwach ausgeprägt ist, der kann sich z.B selbst erstmal anschauen ob er nicht Faktoren wie zu wenig Schlaf, die Pille (z.B ersetzen durch eine andere Verhütungsmethode), eine ungesunde bzw unausgewogene Ernährungsweise oder ein negatives Umfeld (wie die Arbeit oder der Bekanntenkreis ect.) aus dem Weg räumen kann.

Ich weiß aus eigener Erfahrung wie verlockend Alkohol oder ähnliches (bei vielen z.B auch kiffen) dann sein kann, aber glaubt mir, damit wird es noch schlimmer. Auf Dauer verschlechtert sich euer Zustand dadurch nur noch mehr, also lasst es, wenn auch nur irgendwie möglich, weg bzw. reduziert die tägliche Menge.

Laut vieler Studien hilft zudem Sport besser als die meisten Medikamente, da durch die Bewegung vermehrt Endorphine und Serotonin ausgeschüttet werden, was wiederum für unser Wohlbefinden gut ist.

Pflanzliche Mittel wie Baldrian oder Johanniskraut können ebenfalls sehr gut funktionieren, da sie beruhigend wirken und die Interessefähigkeit wieder steigern (hat bei mir jetzt nix genützt, andere schwören aber darauf).

Und dann, wie ich es schon ansprach, ist die Ernährung das A und O. Bitte lasst Fertigprodukte und zu viel Zucker unbedingt weg!

Vitamin D und die B-Vitamine, vor allem B12, sowie Magnesium helfen außerdem ausgesprochen gut gegen Depressionen bzw. unterstützen den Genesungsprozess und verleihen wieder mehr Energie und Lebenslust – Ich spreche aus Erfahrung: Nicht umsonst fing ich schließlich an, mich so intensiv mit der Ernährung und allem was damit zusammenhängt, zu beschäftigen 😁.

Wer zudem erst leichte depressive Symptome an sich bemerkt, der sollte unbedingt darauf achten der inneren Antriebslosigkeit, solange es noch möglich ist, nicht zu sehr nach zu geben. Solange es noch geht, tut wirklich irgendwas und verkriecht euch nicht im Bett, sonst wird das Loch immer tiefer und größer.

Bei schweren Depressionen:

So, bei wem die Depressionen nun aber schon um einiges schlimmer sind – wer also wirklich schon keine Kraft mehr für irgendwas, keinen Sinn und keinen Antrieb mehr hat und wem vll sogar schon Selbstmordgedanken plagen, der sucht sich bitte schleunigst eine Therapie!

Die richtigen Ansprechpartner sind in diesem Fall Verhaltenstherapeuten, denn in der Verhaltenstherapie bzw. auch der kognitiven Verhaltenstherapie geht es u.a darum sich seine eigenen Gedanken- und Verhaltensmuster näher anzuschauen, denn leider begeben wir uns oft viel zu schnell, ohne das wir es merken oder bewusst etwas dafür können, in eine Negativgedankenspirale („alles ist schlecht, alle sind böse, alles an mir ist unausstehlich“ usw) die diese Depressionen erstmal auslösen bzw. stark verschlimmern.

Alles passiert auf freiwilliger Basis und mit einem guten Therapeuten klärt ihr im Vorfeld ab, was ihr wollt und was ihr braucht.

Die Erfolgschancen eine Depression mit einer Therapie wegzubekommen liegen übrigens bei 85-90% 😊!

Von Ärzten und Medikamenten bin ich jedoch nicht ganz so begeistert. Ein Psychiater kann wichtig sein um eine erste Diagnose zu stellen, oder aber auch um dich vorerst krankzuschreiben.

Was Antidepressiva angeht bin ich persönlich etwas vorsichtig. Leider werden sie nur viel zu häufig, viel zu schnell verschrieben, obwohl sie oft gar nicht nötig wären. Zudem sollte ein guter Psychiater eigentlich darauf bestehen das der Patient eine Therapie macht (denn leider machen gut 60% keine), wenn er ihm Psychopharmaka verschreibt. Meiner Meinung nach sollten diese nur das letzte Mittel sein, können aber bei sehr schweren Depressionen durchaus Sinn bringen, um den Betroffenen zumindest soweit stabil zu bekommen, sodass er eine Therapie auch beginnen kann.

Sie sollten aber NIEMALS dauerhaft eingenommen oder als Heilmittel angesehen werden! Psychopharmaka heilen euch nicht, sie unterdrücken nur die Symptome und wenn ihr nicht zusätzlich etwas gegen die Ursache macht, werdet ihr nie gesund, stattdessen sogar eher noch kränker, aufgrund der enormen Menge an Nebenwirkungen!

Was können Angehörige tun?

Ratschläge bringen nicht viel, obwohl ich durchaus der Meinung bin das man es ansprechen sollte, wenn der Betroffene nämlich einfach viel zu wenig Schlaf, dauerhaft Stress mit dem Partner usw. hat. Zwingt ihnen bloß nichts auf, von wegen ,,Du musst dies und das machen, sonst bist du ja selbst schuld“ (wie schon gesagt: Manches geht einfach nicht und dann braucht man Hilfe)!

Ansprechen sollte man es aber schon, denn manchmal fällt einem als Betroffener ja selbst oft etwas eigentlich offensichtliches einfach nicht auf.

Wenn ihr der Partner, die Mutter, der beste Kumpel oder sonst was seid, könnt ihr z.B selbst mit darauf achten das der Betroffene eine ordentliche Ernährung, Vitaminversorgung, Spaziergänge usw. bekommt. Nehmt ihn einfach öfters mal in den Arm und sagt ihm das alles gut wird und ihr das wieder hinbekommt – derjenige wird das kaum sofort freudig oder glaubhaft aufnehmen, dennoch sackert es in sein Unterbewusstsein und glaubt mir, auf Dauer bringt das was 😊.

Ihr könnt ihm helfen bei der Suche oder sogar selbst für ihn einen Therapeutenplatz finden (Voraussetzung!: Er will das auch).

Gebt ihm einfach wieder das, was er verloren hat – Hoffnung.

Wenn ihr selbst kaum Kraft habt, dann müsst ihr euch nicht selbst aufgeben, um am Ende selbst noch Depressionen zu bekommen, aber schaut dann wenigstens das der Betroffene Hilfe bekommt und nicht allein zurück gelassen wird, denn, wie gesagt, nicht selten endet so eine Depression auch im Selbstmord.

Ein Wort an die Betroffenen

In einer Depressionen verhält man sich oft auch nicht wie ein Musterschüler, dass ist normal und es ist vollkommen okay. Ihr müsst nicht den ganzen Tag funktionieren und wenn es nicht geht, dann geht es eben nicht.

Setzt euch bitte nicht unter Druck (und als Angehörige setzt die Betroffenen nicht unter Druck), unter Druck wird es nur noch schlimmer.

Natürlich gibt es aber auch Ar*chlöcher, die unter Depressionen leiden und sich furchtbar benehmen oder schlicht alles ausnutzen was für sie getan wird – das müsst ihr nach eigenem Ermessen entscheiden, wie ihr damit umgeht, aber eine psychische Erkrankung ist kein Freifahrtsschein sich durchgehend rücksichtslos, respektlos und verletzend zu verhalten. Sollte das jemand tun, dann fühlt euch bitte nicht in der Verantwortung alles mögliche zu tun (inklusive euch selbst aufzugeben), damit es demjenigen besser geht. Ja er ist krank, deshalb aber noch lange kein hilfloses Baby

Sagt demjenigen wie ihr die ganze Sache empfindet und das er sich verletzend verhält – entweder ist es ihm egal und dann muss er eben selbst zusehen wie er zurecht kommt, oder (und das ist wahrscheinlicher) er hat sein Verhalten selbst gar nicht bemerkt.
Reden hilft immer irgendwie 🙃

Das Stockholmsyndrom (Täteranbindung)

Was verstehen wir darunter?

Beim Stockholm Syndrom entwickeln die Opfer einer Gewalttat Sympathien und Verständnis für die Täter und verklären diese dann oft sogar selbst zum Opfer (,,Er musste das ja tun, man ließ ihn keine Wahl, …“ usw).

Ursprünglich geht der Name auf ein Geiseldrama 1973 in Schweden zurück. Damals wurde eine Bank in Stockholm überfallen und vier Angestellte als Geiseln genommen. Aufgrund des besagten Effektes entwickelten die Geiseln eine regelrechte Zuneigung für die Geiselnehmer. Dies führte dann dazu, dass sie am Ende mehr Angst vor der Polizei als vor ihren Geiselnehmern hatten.
Auch nach der Beendigung der Geiselnahme empfanden die Geiseln keine negativen Gefühle wie z.B. Hass oder Wut auf die Täter. Sie waren ihnen sogar dankbar, baten um Gnade für sie und besuchten sie im Gefängnis.

Daher wird das Stockholm-Syndrom meist mit Entführungen in Verbindung gebracht, dieser Effekt kann aber auch bei jeder anderen Gewalttat eintreten, z.B bei einer Vergewaltigung, bei Frauen die geschlagen werden, usw.

Hört sich eigentlich total schräg an, oder?

Wie entsteht sowas?

Also erstmal: Das Stockholm-Syndrom kann sich unabhängig von jeder psychischen Krankheit entwickeln.

Überlegt mal, ihr befindet euch in einer schrecklichen Situation, in der euer Wohl und vll euer Leben davon abhängen wie ihr euch verhaltet. Du selbst bzw deine Psyche versucht dich also wieder irgendwie zu schützen, indem es die Situation anders einstuft, als sie es in der Realität ist.

–> Beispiel: Du wirst als Kind (oder Erwachsener) regelmäßig missbr*ucht (sexuell, körperlich oder emotional) – wenn sich ein Teil von dir jetzt einredet, dass das eigentlich ganz normal und gar nicht so schlimm, vll sogar nötig ist, dann ist die Situation viel aushaltbarer, als wenn du dir jedesmal wieder den Schrecken bewusst machen musst.

Jetzt kann das soweit gehen das der Täter dahinter die Unterstützung des Opfers, in seiner Tat, sieht und dementsprechende Sympathien deswegen entwickelt. Das Opfer redet sich währenddessen ein das es die Tat/Taten auch möchte, vor allem da der Täter ja so nett ist (weil er ja eben deine Unterstützung sieht).

Und da kann dann tatsächlich eine ganz perfide „Freundschaft“ entstehen, wo dem Opfer immer noch regelmäßig grauenvolle Taten angetan werden, aber beide scheinbar völlig zufrieden mit dieser „Beziehung“ wirken (das Opfer befindet sich in starker kognitiver Dissonanz und ist nicht wirklich glücklich!).

Jeder der jetzt versucht sich von Außen einzumischen und das Opfer zu befreien bzw ihm zu helfen, wird als Feind betrachtet. Auch da halten Täter und Opfer wieder zusammen.
Das ist eine völlige kranke Dynamik, die sich da entwickelt!
Opfer und Täter können sogar zu der Überzeugung kommen, dass ihre Begegnung eine schicksalshafte Begegnung war und sie für einander bestimmt sind.

Dann kann der Täter z.B auf die Tränendrüse drücken und sich selbst als Opfer hinstellen. Und er bringt es so glaubhaft rüber, das man ihm glaubt (bzw. innerlich vor allem glauben will, weil es die Situation eben erträglicher macht).

–> Beispiel: Ein Bankräuber fängt vor der Geisel an zu weinen, erklärt welch dramatische Historie ihn jetzt dahin geführt hat und das er der Geisel eigentlich auch wirklich gar nicht weh tun will, dass er das alles hier gar nicht wollte, aber man ihn ja dazu gedrängt hat und drängt (die Polizei die draußen wartet o.ä ).

–> Diese Geschichte zu glauben und den Täter zum Opfer zu verklären macht die Situation um so vieles erträglicher, als sich einzugestehen das der Typ ein widerliches Arschloch ist. Keine dramatische Hintergrundgeschichte, so schlimm sie auch sein mag, rechtfertigt es anderen Leid und Schrecken zuzufügen. Soll er das mit den (vll. damals) Beteiligten ausmachen, aber nicht mit Unschuldigen. Aber was ist einfacher in dem Moment, wo du vll um dein Leben fürchtest…? Die Angst zulassen oder ihn in ein romantisches Licht stellen

Merke: Wir treten in eine kognitive Dissonanz, wenn wir die Realität nicht ertragen und keine andere Lösung finden können. Dabei verzerren wir die Realität dann so, dass wir wieder darin existieren können❗

Als nächstes kann es sein das die Forderungen des Täters vom Opfer nachvollzogen werden können. Das Opfer kann partout nicht verstehen warum den Forderungen auch nicht einfach nachgegangen wird, denn das würde die schlimme Situation, in der sie sich befinden, ja endlich beenden.

Plötzlich wird nicht mehr der eigentliche Täter zum Übeltäter, sondern die, die versuchen eine gewaltfreie Lösung zu finden (bzw eine Lösung in der nicht den Forderung des Terroristen nachgegangen wird und dieser dadurch vll auch noch Schlimmeres anrichten kann) werden für die schlimme Situation verantwortlich gemacht.
Ein aktuelles Beispiel verkneife ich mir da jetzt lieber mal 😉

Nochmal zusammengefasst:

Das Opfer entwickelt Zuneigung, Sympathie und Verständnis für den Täter, aber nicht weil es WIRKLICH Verständnis für die Tat/Taten hat, sondern weil die Situation anders nicht erträglich wäre