Wie setze ich Grenzen?

Ich möchte heute darüber sprechen, was Grenzen sind und wie wir lernen können sie zu spüren und umzusetzen.

Wichtig: Es soll heute darum gehen, was wir tun können wenn wir erwachsen sind und uns nicht mehr im akuten Täterumfeld befinden. Das wir in hochtoxischen Verhältnissen, wo Täter aktiven Missbrauch betreiben, nicht „einfach“ Grenzen setzen können, ist nämlich etwas ganz anderes. Nicht das nach dem Artikel wieder einer um die Ecke kommt und zu jemand raushaut: „Na da hättest ja einfach Nein sagen können“ 🤦‍♀️.

Was sind persönliche Grenzen?

Erst einmal müssen wir klären worum es hier überhaupt geht:

Unsere persönlichen Grenzen definieren uns als Individuum und eigenständige Persönlichkeit. Sie schaffen uns einen eigenen Raum in dem wir existieren können und respektieren unsere Bedürfnisse.

Wenn wir keine Grenzen setzen, sind wir der Außenwelt ausgeliefert, welche dann so wiederum an unserer eigenen Lebensenergie saugt.

  • Gesunde Grenzen setzten wir dann, wenn wir das tun und selbst entscheiden, mit dem wir uns wohl fühlen. Wenn wir an den richtigen Stellen und zur richtigen Zeit „Ja“ und „Nein“ sagen und dadurch Kraft tanken können. Wir respektieren unsere Bedürfnisse, Wünsche und Werte und handeln dementsprechend.
  • Ungesunde Grenzen setzten wir, wenn wir sie durch andere bestimmen lassen. Wenn wir Dinge tun, die wir nicht möchten, mit denen wir uns nicht wohlfühlen oder mit denen wir an Kraft verlieren. Aber auch wenn wir alles und jeden von vornherein von uns wegstoßen und ablehnen, setzen wir ungesunde Grenzen. Letztendlich sind beides Selbstschutzmaßnahmen. Entweder setzen wir keine Grenzen aus Angst davor abgelehnt (und damit keine Liebe zu erhalten) oder aus Angst verletzt zu werden. Bei beiden Varianten missachten wir allerdings das, was wir wirklich brauchen und möchten.

Warum ist es so wichtig Grenzen zu setzen?

Weil euch sonst jeder benutzt wie seinen persönlichen Besitz 🤷‍♀️. Ich würde es gerne netter ausdrücken, aber genauso fühlte es sich für mich immer an. Und das Schlimme ist, umso öfter man seine Grenzen vor anderen Personen selbst übertritt und übertreten lässt, umso mehr vermittelt man unbewusst den Eindruck, dass dies okay wäre. Menschen verlieren den Respekt und sehen einen letztendlich nicht mehr als eigenständiges Individuum an.

Die Folgen gehen aber noch viel weiter. Wenn wir ständig entgegen unserer Bedürfnisse handeln, verlieren auch wir den Respekt vor uns selbst und beginnen uns zu verachten.

Gerade im Traumakontext, wo wir über Jahre und Jahrzehnte gezwungen wurden keine Grenzen zu haben, hat sich diese Sichtweise und dieses Handeln so internalisiert, dass Grenzen zu setzen heute dem Kennenlernen einer völligen neuen Welt gleicht. Um Selbstliebe aufzubauen, uns ernst zu nehmen, selbst zu respektieren und wieder als eigenständiges Individuum ansehen zu lernen und nicht nur als Spielball oder Befriedigungsobjekt der anderen, sind Grenzen setzen lernen allerdings, finde ich, unerlässlich. Ohne kommen wir nicht auf den Weg zur Heilung. Nur durch das Kennenlernen unserer eigenen Grenzen lernen wir, dass wir eine eigenständige und wertvolle Persönlichkeit sind.

Warum übertreten andere überhaupt meine Grenzen?

Wir können von anderen nicht erwarten, dass sie unsere Grenzen kennen und achten, wenn wir sie selbst nicht wissen (und dadurch kommunizieren können). Grenzen werden nicht immer absichtlich übertreten, sondern oft passiert das, wenn der andere ein Bedürfnis hat, welches er erfüllt haben möchte/braucht. Grenzübertretungen entstehen meist durch einen Mangel. Ein Mangel den der andere hat und dadurch auf uns projiziert oder umgedreht. Und soweit ist das auch erstmal absolut okay. Man kann so ein Gefühl nicht ausschalten. Hier kommen aber wir selbst ins Spiel. Hier zeigt man selbst wie weit es okay ist und ab wann die persönliche Grenze erreicht ist. Im Idealfall führt das dazu, dass wir gegenseitig lernen Respekt voreinander zu haben und auch wieder mehr auf uns zu schauen. Das z.B nicht der andere dafür da oder zuständig ist, die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen, sondern nur man selbst. Und auch das führt wieder zu mehr Selbstliebe.

Im weniger idealen Fall, und das erlebe ich in letzter Zeit immer häufiger (aber auch nur, weil ich sie immer öfter setze), werden Grenzen allerdings nicht einfach respektiert. Es ist wichtig, dass wenn wir Grenzen setzen, diese auch bereit sind durchzuziehen. Auch dann, wenn uns Wind entgegenschlägt und wir angefeindet werden (und eben wieder keine Liebe bekommen). Ich hatte erst vor wenigen Wochen einen Freund, zu dem ich deswegen den Kontakt abbrach. Er wollte nicht respektieren, dass ich jetzt einmal Ruhe brauchte (und mir nicht zum Xten Mal, seit 5 Monaten, exakt die gleiche Story über seinen Ex-Lover anhören konnte).

Ich sagte das ich aktuell keine Kapazität dafür frei habe, da es mir nicht gut geht und ich Ruhe benötige. Wir aber sehr gerne in ein paar Tagen telefonieren und darüber sprechen könnten. Das ignorierte er und redete stumpf weiter. Als hätte ich mit einer Wand gesprochen, weshalb ich nochmal betonte, dass ich jetzt nicht könne. Es kam keine Frage danach wie es mir geht oder was los ist. Nur (wieder mal) der Vorwurf wie egoistisch ich sei. Während es ihm schlecht ginge, würde ich mich nur für mich interessieren. ➡ Sowas entsteht oft aus Abhängigkeit, die der andere zu dir aufbaut und/oder mangelnder Selbstverantwortung (z.B bei Vorwürfen). Für sowas ist aber derjenige selbst verantwortlich, nicht du!

Arten von Grenzen

Emotionale Grenzen

Bei den emotionalen Grenzen geht es darum, dass deine Gefühle und Emotionen ernst genommen werden. „Stell dich nicht so an!“ oder „Du übertreibst total!“ sind z.B typische Sätze für emotionale Grenzüberschreitungen. Eure Gefühle sind wichtig, egal wie lächerlich sie gerade auf den anderen wirken mögen. Und so dürft ihr das auch um- und durchsetzen! Jeder verdient es ernstgenommen, respektiert und wertgeschätzt zu werden. Auch ihr! Wenn jemand eure Grenzen nicht ernst nimmt, liegt das daran, dass er sie nicht schätzt und respektiert.

Das Gleiche betrifft das Thema Trigger. Werden wir von jemand anderes getriggert, passiert das oft ganz unabsichtlich. Dafür kann derjenige erstmal nichts. Er kann das ja nicht riechen. Sobald wir aber sagen das uns dies und jenes triggert, hat der andere das zu achten. Punkt. Ich erlebe leider Gottes immer wieder, dass dann darüber diskutiert werden will. Von meiner besten Freundin bekam ich auf meine Frage, warum sie etwas bestimmtes immer wieder zu mir sagen muss und auf meine Aussage wie ich mich damit fühle, letztens erst mitgeteilt: „Ich kann nichts dafür, wie du darauf reagierst (…)“ .Was soviel heißt wie: „Geht mich nichts an, ob dich das, was ich sagte, triggert. Ich hör damit nicht auf. Musst du sehen, wie du damit klarkommst.“ . Sowas nennt man Verantwortungsverlagerung.

Oder ich sage jemand anderes, dass uns ein bestimmtes Wort schnell triggern kann (ein Name von uns) und bitte darum, dass die Alternative dazu verwendet wird. Darauf bekomme ich gesagt: „Könnte schwer werden das konstant zu lassen. Aber du kannst mich ja einfach korrigieren.“ . Was soll es nützen dann immer wieder zu korrigieren, wenn das Wort bereits ausgesprochen und der Trigger damit schon längst gesetzt ist? Auch hier findet wieder eine Verantwortungsverlagerung statt. So etwas sind emotionale Grenzübertretungen! Vor allem wenn man sie vorher deutlich geäußert hat. Auch ein schlechtes Gewissen machen oder emotionale Erpressung fällt darunter. Erpressung impliziert immer das man unter Androhung einer Strafe gezwungen wird etwas zu tun, was man nicht möchte oder leisten kann.

Physische Grenzen

Bei den physischen Grenzen schützen wir unseren physischen Körper und Raum. Wenn Kinder z.B ständig dazu genötigt werden, sich von der Tante ein Bussi aufzwängen zu lassen, überschreitet man damit ihre Grenzen. Ebenso wenn ich sage, dass ich gerade keine körperliche Nähe möchte und man mir trotzdem auf die Pelle rückt. Nach dem Motto: „Wenn ich oft genug Frage oder es einfach mache, wird sie schon nachgeben„. Sorry, aber „einfach machen bis sie sich nicht mehr wehrt“ nennt man umgangssprachlich auch Vergewaltigung 🤷‍♀️. Nein heißt Nein, egal ob es eine Umarmung betrifft. Kuscheln, Sex oder auch „nur“, ob ich jemanden mit mir gemeinsam auf dem Sofa sitzen oder ihn in meiner Wohnung haben möchte oder nicht.

Intellektuelle und ethische Grenzen

Hier sprechen wir von unseren Meinungen, Gedanken und Werten. Wir schauen was uns wichtig ist. Was wir für richtig und falsch erachten. Wo unsere moralische Grenze liegt und welche Meinung wir gebildet haben, aufgrund unseres aktuellen Wissensstandes. Für seine Meinung und Werte einzutreten, ist also ebenfalls eine Form seine Grenzen abzustecken.

Gerade in Dt. sehe ich in den letzten Jahren aber eine enorme und zunehmende Grenzüberschreitung der Gesellschaft (teilweise von der Politik unterstützt). Ich hasse Kampfbegriffe wie Verschwörungstheoretiker, Schwurbler, usw. Nicht weil ich nicht finde (Betonung liegt auf „Ich finde“ !) das einiges nicht doch etwas abgedreht ist, sondern weil man Menschen mit diesen Begriffen von vornherein herabwürdigt und als unglaubwürdig darstellt. Wir nehmen uns gegenseitig überhaupt nicht mehr ernst. Jeder will es nur noch besser wissen, obwohl keiner von uns die 100%ige Wahrheit über irgendetwas kennt. Meinungen, Gefühle, Ängste und auch Erlebnisse werden so direkt abgewürgt und diskreditiert. Das sind Grenzübertretungen par excellence.

Zeitliche Grenzen

Unsere Zeit ist das wichtigste Gut im Leben unseres materiellen Körpers. Wir müssen selbst entscheiden lernen wo wir unsere Prioritäten setzen. Was uns wichtig ist und was nicht. Will ich die Überstunden wirklich machen oder nicht? Möchte ich mich wirklich zu einer Party überreden lassen, auf die ich gar keine Lust und sicher auch keinen Spaß daran habe? Oder muss ich Besuch 3 Stunden länger da sitzen lassen, weil er das will, obwohl ich müde bin? Gestern meldete sich z.B eine Freundin spontan zum Besuch an. Allerdings hatte ich den Tag schon anders verplant und zwar ganz relaxt mit auf dem Sofa hängen und zocken.

Und so sagte ich ihr das auch, dass ich mich aber mega über ihren Besuch freuen würde. Nur eben nicht an diesem Tag. Gerne halte ich mir einen anderen Tag frei, an dem auch sie Zeit hat und wir kamen dann auf heute. Sie hat es ohne Diskussion oder mir ein schlechtes Gewissen zu machen akzeptiert. Früher hätte ich eine Ausrede erfunden, dass ich irgendwo wichtiges hin muss o.ä. Aber es ist meine Grenze und mein Bedürfnis und es ist wunderschön, wenn so etwas geachtet wird. – „Willst mich wohl nicht sehen. Schon gut.“ wäre z.B emotionale Erpressung und eine Grenzüberschreitung in solch einem Moment.

Soziale Grenzen

Wir entscheiden mit wem wir wann wie Kontakt haben möchten und mit wem nicht. Auf Arbeit oder in der Gruppe muss man irgendwie miteinander auskommen. Allerdings kann man das auch auf einer rein fachlichen Ebene. Wenn ich jemanden nicht mag oder er mir nicht gut tut, muss ich nicht bestFriend mit ihm spielen. Egal ob Familie oder außenstehende Menschen. Sich aufdrängen oder den anderen nötigen (egal in welcher Form) sind eine absolute Missachtung von persönlichen Grenzen!

Wie nehme ich meine Grenzen wahr?

  • Macht euch erst einmal bewusst das ihr überhaupt ein Recht habt Nein zu sagen. Ja habt ihr! Egal welche kleine (oder große) Stimme im Inneren jetzt gerade etwas anders behauptet.
  • Auch könnt ihr anderen Menschen erst dann richtig helfen, wenn es euch selbst gut geht. Eure Grenzen sind wichtig und ihr dürft diese äußern!
  • Geht dann einmal gedanklich in Situationen zurück, in denen ihr euch unwohl gefühlt habt: Welches Gefühl war das? Wart ihr verletzt? Wütend? Oder traurig? Durch was wurde dieses Gefühl ausgelöst? Bewertet dieses Gefühl gerade gar nicht, sondern nehmt es einfach nur kurz wahr.
  • Wo habt ihr Ja gesagt, obwohl ihr eigentlich Nein gemeint habt? Oder auch umgedreht: Wo habt ihr Nein gesagt (z.B jemand weggestoßen) obwohl ihr Ja meintet (z.B eine Aussprache oder eine Umarmung gebraucht/gewollt hättet)?

Wichtig!: Es geht gerade erst einmal nur darum die eigenen Grenzen überhaupt wahrnehmen zu lernen. Solange man seine Grenzen nicht kannte, konnte man sie auch nicht einhalten. Es gibt also keinen Grund sich zu verurteilen💚. Außerdem ist es ein unglaublich langer (aber teilweise auch sehr schöner) Weg die eigenen Grenzen kennenzulernen und dann auch durchzusetzen. Das wird nicht von heute auf morgen klappen. Wir machen das mittlerweile sehr gut und konsequent und trotzdem liegt noch ein langer Weg vor uns. Ihr macht also nichts falsch! Der Weg ist lang und es wird immer wieder Rückschläge geben, aber irgendwann kommen Momente, wo man den eigenen Fortschritt spürt und diese sind unbezahlbar 😊.

Wie setze ich meine Grenzen um?

  • Fangt klein an! Das kann z.B so aussehen das ihr darauf besteht, dass ihr heute einmal den Film aussucht, wenn das z.B sonst nicht der Fall ist. Oder das ihr heute das Restaurant auswählt. Und steigert euch dann Schrittweise. So tastet ihr euch auch selbst langsam an eure Grenzen heran und überfordert euch nicht.
  • Kommuniziert sie klar und deutlich.
  • Versucht auch mal auf eure Sprache zu achten: Ich stelle z.B in letzter Zeit immer häufiger fest, das wir gerne eine sehr wage Sprache benutzen. „Oder so; vielleicht; evtl; ich würde gern (besser wäre: ich möchte das) ; …“ . Das signalisiert dem Gegenüber, dass man sich nicht sicher ist. Man begibt sich also unbewusst in eine devote Haltung, was beim Gegenüber (übrigens auch meist ganz unbewusst) den Drang auslöst, sich dominant zu verhalten (und damit die Entscheidung zu übernehmen).
  • Droht nicht nur, sondern handelt! Ich habe jahrelang den Fehler gemacht, dass ich zwar deutlich gesagt habe das ich (z.B in der Beziehung) so nicht mehr weitermachen kann, aber dabei ist es geblieben. Es kommen ja dann Versprechungen vom anderen („Ab jetzt wird alles anders!“ ) und ich wollte dem glauben und habe deshalb weiter meine Grenzen übertreten lassen (denn natürlich ändert sich nichts, wäre der echte Wille da, wäre es bereits passiert). Und indem ich immer nur gedroht habe, mich dann aber wieder aufweichen ließ, machte ich meine Drohungen nicht nur unglaubwürdig (womit der Gegenüber sie ja getrost überhören konnte und nicht ernst zu nehmen brauchte), sondern auch mir selbst signalisierte ich immer wieder, dass ich mich nicht wehren kann. Steckt euch also realistische Ziele und kündigt nur an, was ihr auch wirklich durchziehen könnt!

Tipp: Eine 2.Chance gebe ich gerne, passiert Gleiches aber wieder, wird es erfahrungsgemäß (zumindest in naher Zukunft) nicht mehr besser.

  • Seid demnach bereit für Konsequenzen! Grenzen nur zu äußern bringt nicht viel, wenn ihr keine Konsequenz bei einer Überschreitung zieht. Auch hier wieder: Am Anfang wird euch kaum einer ernst nehmen. Rechnet damit. Wozu auch? Bisher ging es für die anderen schließlich auch ohne. Und auch ihr selbst werdet euch erst beginnen ernst zu nehmen, wenn ihr die Erfahrung gemacht habt, das ihr eure Grenze erfolgreich durchsetzen konntet. Wir diskutieren mittlerweile nicht mehr lange. Wir nennen unsere Grenze, weißen bei Übertretung 1-2x daraufhin, dass das gerade zu weit geht und wenn es dann immer noch nicht aufhört, beenden wir den Kontakt. Weh tut es immer noch unglaublich, aber dafür sind wir uns zu schade geworden. Und wenn man dann erstmal merkt, dass man das kann, man auch alleine zurechtkommt und sich sehr wohl wehren kann, fängt man an seine eigene Stärke zu spüren. Ab da wird es immer leichter.
  • Rechnet mit Gegenwind! Nicht jedem schmeckt es, wenn ihr auf einmal beginnt selbstständiger zu werden. Egoismus wurde mir z.B nicht nur einmal vorgeworfen. Und ihr werdet auch viele Menschen deshalb verlieren. Aber das ist okay. Ihr wollt ja raus aus der toxischen Spirale und das heißt auch, raus aus der gegenseitigen Abhängigkeit zu kommen. Ihr seid selbst für eure Bedürfnisse zuständig, ebenso wie alle anderen Menschen für die ihren selbst zuständig sind. Es ist ihre Aufgabe sich selbst darum zu kümmern. Nicht eure! Bleibt standhaft und lasst euch nicht verunsichern! Erstmal wird es womöglich eine schwierige und einsame Zeit, aber dann ist auch endlich Platz für Menschen die euch und eure Grenzen wahrhaftig schätzen und respektieren.
  • Setzt eure Grenzen aber bitte nicht als Bestrafung ein! Bei persönlichen Grenzen geht es darum eine Grenze zwischen euch und dem Außen und umgedreht aufzuzeigen. Ihr seid ein einzelnes Individuum, genauso wie der andere. Wenn eure Grenzen nicht respektiert werden, müsst ihr für euch eine Konsequenz ziehen. Wenn ihr das wieder auf den anderen verlagert (z.B mit anschweigen, ihm etwas wegnehmen, ihm wehtun, Vorwürfe machen, sich rächen, usw.) dann verschwimmt ja wieder alles zwischen euch und dem anderen. Für eure Bedürfnisse ist niemand außer ihr selbst verantwortlich!

Übrigens: Wer die Grenzen anderer nicht respektiert, respektiert auch oft seine eigenen nicht.

Dissoziierte Schmerzen

Auf der Suche nach einem Schreiblock, mit noch ein paar freien Blättern, stieß ich letztens auch auf ein paar alte Notizen von mir, die sich noch in einem der Blöcke befanden.

Die scheinen von 2019/2020, aus der Zeit wo ich vieles noch fleißig aufschrieb, zu sein. Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, ob ich da Sachen für den Hausarzt oder für eine Therapeutin (ich hatte, als ich anfing zu suchen, ja noch 2 andere Termine) als Liste zusammenfasste oder nur für mich. Keine Ahnung 😅.

Ich fand das beim Lesen aber total witzig. Ich habe, im Gegensatz zu anderen Betroffenen, nämlich keine starken Schmerzen im Alltag. Eigentlich bin ich sogar ziemlich froh über diesen Körper. Der ist recht gut drauf. Ich könnte mich nicht beklagen.

Äh naja und dann las ich mir das mal so durch und irgendwo klingelt da schon was. Also ich kann mich schon daran erinnern, wenn ich das so lese. Aber das bleibt irgendwie nicht im Alltagsbewusstsein. Ich weiß nicht recht wie ich das beschreiben soll 😅: Dazu besteht keine totale Amnesie, aber wenn man mich jetzt gefragt hätte, ob ich z.B Unterleibsschmerzen oder andere Beschwerden hätte, dann würde ich sagen: ,,Abseits meiner Tage und gelegentlich mal ein paar Kopfschmerzen eigentlich nicht„. Und jetzt sag mir einer, das wäre nicht witzig 🙈.

Ich hab danach extra mal in meinem Büchlein geblättert, in welches ich sowas früher, inkl. Tagesangabe und Uhrzeit, alles aufschrieb (die Liste war ja nur eine Übersicht/Zusammenfassung aus diesem Buch) und total oft kommt darin z.B auch vor, dass entweder mein ganzer Körper oder nur Teile davon total pelzig werden. Taub sind oder sich ein krampfhafter Schmerz durchzieht. Oder das Gefühl, dass es den Brustkorb von innen zerreißt kam z.B stark zwischen Nov.-Dez. vor. An einmal kann ich mich erinnern, aber so oft?? Oder Rippenschmerzen und den Schmerz, als wäre die Kniescheibe zertrümmert. Ich weiß zwar schon, dass ich manchmal von Jetzt auf Gleich mit einem Bein kaum mehr auftreten kann, aber ich vergesse danach einfach, dass es diesen Schmerz gab.

An das häufige Panikgefühl (inkl. kaum mehr stehen können, Schwindel, zittern und Todesangst) von Morgens bis Nachmittags konnte ich mich auch noch erinnern. Aber das es täglich und durchgehend über 2 MONATE ging, wusste ich nicht mehr. Und steife Beine? ,,Neee, sowas hatte ich definitiv noch nie!“ 😂 (obwohl ich scheinbar sogar schon mit anderen Menschen darüber gesprochen habe!). Ehrlich, ich finde das gerade todeswitzig. Also nicht lustig, aber witzig.

Das ist das Gleiche, als ich den Flashback im Bett hatte und mich danach nicht mehr bewegen konnte. Ich erzählte dann später der Therapeutin davon und erst sie sagte mir, dass das ein Stupor war.

Klar hab ich im Laufe der Recherchezeit und bei anderen darüber gelesen: ,,So ein crazy Zeug hab ich nun wirklich nicht“ und deswegen beschäftigte ich mich nie weiter großartig damit. Als sie mir das dann sagte, las ich zuhause nochmal genauer nach. Und dabei dachte ich so: ,,Ja oh, also wenn das DAS ist, dann erleb ich sowas aber öfter.“ 😅

Ich hab mir darüber nie wirklich Gedanken gemacht. Ich falle ja nicht einfach plötzlich steif vor anderen um. Sowas passiert dann halt, wenn ich allein bin und das jetzt auch nicht regelmäßig. Und umfallen tue ich erst recht nicht, das passiert dann, wenn, im Bett oder irgendwo, wo ich eh schon liege. Und mein Hirn hat mir das auch nie als besorgniserregend verkauft. Selbst bei dem einem Mal nach dem Flashback (und nur deshalb fiel mir das wahrscheinlich überhaupt erst auf) dachte ich, ich hätte alles unter Kontrolle. Der Zustand ist so von mir gewollt (selbst als ich merkte, das ich mich trotz Wollens nicht bewegen kann, sagte mir mein Kopf noch ich mache das alles selbst). Ich hab das nie als etwas angesehen, das nicht normal ist 🙈.

Ist Dissoziation nicht total faszinierend? 😅

Wir bitten um eure Mithilfe

Wir suchen Erfahrungsberichte von Menschen die aufgrund ihrer Maskenbefreiung keine ärztliche Behandlung mehr erhalten.
Sei es in einer Klinik, beim Psychiater, Therapeuten oder einem anderen Arzt.
Sowie auch Anfeindungen durch ihre Mitmenschen erfahren mussten.

Wir gehen jetzt ins 3.Pandemiejahr und nach wie vor wurde keine Lösung gefunden. Menschen die keine Maske tragen können und damit einer Behinderung unterliegen werden weiterhin ausgegrenzt, diffamiert und u.a nicht mehr stationär behandelt.
Wir ertragen es nicht mehr, dass darüber nicht gesprochen wird und all das nach der Pandemie in Vergessenheit geraten könnte.
Deshalb würden wir gerne Berichte (von Betroffenen, extrem gerne auch von Behandlern jeglicher Art) sammeln und wenn es klappt, sie in Buchform und/oder auf einer Extra-Website herausbringen.

Ihr könnt eure Berichte, falls ihr euren Namen nicht nennen wollt, auch anonym einreichen.
Schickt eure Erfahrungen an:

good4know@mail.de

Bitte helft mit diese riesigen Missstände öffentlich zu machen und erzählt es auch gerne weiter 🙏

Zeigen wir anderen das sie nicht alleine sind!

Kontakt zur Familie abbrechen, oder nicht?

Also erstmal: Darauf gibt es von Außenstehenden keine Antwort.

Egal wie jemand anderes die Lage bewertet, letztendlich könnt diese Entscheidung nur ihr selbst treffen. Wenn ihr das tut, was euch ein anderer rät oder sagt, ist und bleibt es nicht eure Entscheidung und es ist sehr wahrscheinlich das ihr es nachher bereut. Nur wenn ihr selbst diese Entscheidung trefft, bringt sie wirklich Sinn und Nutzen.

Ich rede heute erstmal nur aus meiner Sichtweise und warum und wie ich das bewerkstelligt habe. Wie ihr aber wisst, haben wir immer noch Kontakt zur Familie. Wir sind noch nicht aus allem raus und von daher könnte ich sowieso niemals „kluge Ratschläge“ oder ähnliches geben.

Wann darf man den Kontakt abbrechen?

Immer. Punkt.

Egal welchen Menschen es betrifft, eine einfach Frage an sich selbst reicht meist aus: ,,Fühle ich mich bei diesem Menschen öfter gut, als schlecht?“
Wenn das nicht der Fall ist, dann ist es sehr naheliegend, dass du dich in keiner gesunden Beziehung zu demjenigen befindest.
Ihr kennt das vllt: Selbst wenn z.B deine beste Freundin/Freund extrem traurig und niedergeschlagen ist und momentan viel mehr Kraft braucht, als sie/er dir zurückgeben kann, fühlst du dich trotzdem gut und wohl in ihrer/seiner Gesellschaft. Das liegt daran, dass sie/er dich zwar gerade braucht, aber dir in keinster Weise das Gefühl gibt du wärst schuld, schlechter, dümmer o.ä als sie/er oder dich anders unterordnet. Ihr führt trotzdem eine Freundschaft auf Augenhöhe. Eine ungesunde Beziehung hat also nichts damit zu tun, ob derjenige körperlich oder psychisch angeschlagen ist.
Es liegt eher daran, dass ihr nicht kompatibel seid oder daran, dass derjenige keine Verantwortung für sich selbst übernehmen will.

Und in so einer Beziehung zu verharren schadet letztendlich allen Parteien. Vor allem einem selbst.
Und da ist es völlig egal in welcher Verbindung man zu demjenigen steht/stand.
Wenn Teile deiner Familie (oder die ganze) aus toxischen Menschen bestehen oder auch selbst wenn sie sich Mühe geben Vergangenes wieder gut zu machen, sie dich aber zu sehr triggern, darfst du den Kontakt abbrechen.
Jederzeit.

Sprüche wie: ,,Aber das sind doch deine Eltern/Familie, das kannst du ihnen doch nicht antun“ dürft ihr getrost überhören.
Diejenigen, die so etwas sagen, meinen es nicht böse. Die meisten davon können sich einfach nicht vorstellen was für Abscheulichkeiten manche Familien tun können oder sind selbst in Abhängigkeiten gefangen, weshalb solche Grenzen zu ziehen für sie noch unbekannt sind.
Wenn es sich für euch besser anfühlt den Kontakt momentan oder auch ganz abzubrechen, dann tut das. Und wenn nicht, dann tut es nicht. Egal was andere sagen oder finden.

Hat die Familie Vergebung verdient?

Um deiner selbst Willen, auf jeden Fall.
Wenn auch ich das Wort Vergebung immer etwas schwierig finde. Ich weiß das es nicht darum geht einfach zu sagen: ,,Schwamm drüber, vergessen wir’s einfach„, sondern darum loszulassen und nicht am Groll festzuhalten.
Und alleine das finde ich sehr wichtig. Allein aus dem Grund, weil ich finde das man Tätern (welcher Art auch immer) nicht die Genugtuung geben sollte, dass sie immer noch so eine große Rolle im eigenen Leben spielen.
Ich möchte keine Rache. Gerechtigkeit, ja. Aber keine Rache. Manchmal kommen natürlich solche Gedanken, aber letztendlich reicht es das die Folgen der Taten noch immer so einen großen Platz in unserem Leben einnehmen. Ich möchte nicht noch gar die restliche Zeit damit verbringen, diese Menschen in mein Leben zu holen, indem ich ständig an sie denke.

Menschen, die ehrlich bereuen (was zwar selten, aber durchaus vorkommt) finde ich, haben manchmal durchaus eine 2. Chance verdient (müssen aber nicht!).
Aber nur wenn sie ihren Fehler ins Auge blicken (ohne Verantwortungsverlagerung) und eine Veränderung anstreben. Aber auch da kommt es, für mich, nochmal auf die Tat an.

Wir war das bei mir?

Glücklicherweise waren es meine Eltern, die zuerst den Kontakt abbrachen als ich 17 war.
Damals flohen sie buchstäblich (laut ihrer Aussage, vor der Familie) mit mir ins Ausland (obwohl meine Mutter mich gar nicht mitnehmen wollte, mein Vater bestand darauf). Ich dachte früher immer, sie wären einfach nur total durchgeknallt. Sie haben sich ihre Welt ja auch immer sehr schön geredet. Nie waren sie für etwas verantwortlich. Immer die Opfer. Mit den wildesten Geschichten.

Mich schickten sie dann trotzdem wieder nach Deutschland zurück, allerdings viele Kilometer von der alten Heimat entfernt. Dort mieteten sie eine 2.Wohnung. Unser Nachbar dort war der Manager eines Hotels, wo ich dann auch anfangen sollten zu arbeiten.
Dann, an Ostern (wenig nachdem ich in Deutschland zurückblieb) , reagierten sie nicht mehr auf meine Anrufe und ließen mich allein zurück. Zu dieser Zeit bewohnte ich bereits nicht mehr die Wohnung der Eltern, sondern wohnte in einer WG, für deren Zimmer ich 225€/mtl. zahlte , von 300€ Lehrlingsgehalt.
Sie ließen mich quasi ohne alles, ohne Geld oder Kontakte (vorher impfte man mir ja auch stets fleißig ein, bloß niemand zu vertrauen) und vor allem ohne Erklärung zurück.

Wisst ihr, heute denke ich da manchmal drüber nach, warum meine Eltern wirklich „geflüchtet“ sind. Warum keiner aus der Familie (inkl. mir) etwas von den Schwangerschaften der Mutter wissen sollte. Warum keiner ihre Adresse erfahren durfte, usw. Ich dachte immer, sie wären total psychotisch, aber heute stufe ich einiges anders ein. Wahrscheinlich war es ihr Versuch zu fliehen, ich weiß es nicht. Aber das sie uns zurück ließen, naja. Da hört dann, ehrlich gesagt, auch mein Verständnis wieder auf.

Erneuter Kontakt

Ein Jahr später gab es noch einmal regelmäßigen Kontakt zu den Eltern. 2 Jahre später brachen sie (ungelogen) den Kontakt wieder ab. Wahrscheinlich weil die Mutter erneut schwanger war, aber den genauen Grund kennen wir bis heute nicht.
Hätten sie das nicht gemacht, wäre ich, glaube, aber niemals los gekommen. Ich war in so einer emotionalen Abhängigkeit gefangen, dass sie mir hätten sagen können Bäume wären lila Oktopus-Hasen und ich hätte es nicht angezweifelt.
Als ich noch Kontakt zu meinen Eltern hatte, habe ich sie bis aufs Fleisch verteidigt. Die anderen sind böse, niemals sie. Das haben sie mich ja auch immer so gelehrt.
In meinem Leben wäre ich damals niemals auf den Gedanken gekommen, den Kontakt zu ihnen abzubrechen.
Sie waren wie eine Sucht und ich wüsste nicht wie ich reagieren würde, würde ich sie heute regelmäßig z.B im Supermarkt sehen.

Hier ist also nichts mit heldenhafter Geschichte, wie hardcore ich damals die eigenen Grenzen durchgesetzt habe, weil man sich ja so sehr selbst geschätzt hat…

Später kam es noch einmal zu erneuten Kontakt, diesmal aber nur via Mail. Als die Mails dann immer abgedrehter wurden (der Vater behauptete z.B plötzlich seine Tochter wäre tot und Zitat: „die geistigen Verwalter von Franziska“ würden ihm schreiben, während er in der nächsten Mail dann wiederum offenkundig seiner angebligch toten Tocher und meinem Sohn drohte. Daraufhin unterband ich den Kontakt.

Im Laufe der letzten Jahre kamen dann (obwohl er im letzten Kontakt erneut behauptete, wir wären tot oder zumindest so fremdbestimmt, das man nichts mehr selbst entscheiden könnte) ab und an Geburtstags oder Ostergrüße. Aber nichts wirklich Persönliches. Ein Bild mit Blumen oder einem Stück Torte per Mail und max. eine kurze Floskel.
Ich antworte ab da allerdings auf nichts mehr.

Also im Prinzip habe ich es den Eltern selbst zu verdanken, dass ich den Kontakt abbrechen konnte. Mittlerweile besteht seit 10 Jahren kein direkter Kontakt mehr (außer der kurze Mail Kontakt zwischendrin nochmal).

Weitere Familienmitglieder

Etwas anders und einfacher gestaltete es sich vor 6 Jahren mit anderen Familienmitgliedern.
Aufgrund von Vorkommnissen die sich ebenfalls gegen den Sohn richteten, brach ich den Kontakt rigoros ab. Kein Telefonkontakt mehr, keine Mails, nichts mehr, was nicht absolut notwendig war.
Also ich spreche jetzt vom bewussten Wissen über keinen Kontakt (und wo ich einfach nur hoffen kann, dass andere auch keinen Kontakt haben).

Auch zu 2 weiteren Familienmitgliedern war ein Kontaktabbruch letztes Jahr möglich. Die Intention dazu kam, glücklicherweise, mehr aus dem Innen.

Nur zu einem kleinen und damit dem letzten Teil der Familie ist ein Kontaktabbruch noch nicht möglich.
Es geht nicht, trotz besseren Wissens. Auch wenn ich weiß, das der Kontakt so mittelprächtig gesund ist. Es funktioniert nicht. Und aktuell habe ich leider keine Ahnung warum. Ich kann dahingehend nur spekulieren. Daher ist das wirklich ernst gemeint, dass wir die letzten sind, die Ratschläge verteilen könnten.
Was wir stattdessen aber machen, ist versuchen den Kontakt auf ein absolutes Minimum zu beschränken. Soviel wie nötig, so wenig wie möglich. Und am Rest sind wir dabei. Ein wichtiges Ding dahingehend wäre wahrscheinlich umziehen, aber das ist derzeit überhaupt nicht möglich.