Triggerwarnung!!
Ich schreibe aus meinen aktuellen Gefühlen und Gedanken, diese sind sehr pessimistisch und können sich jederzeit ändern. Sind aktuell aber, was sie sind. Wenn ihr selbst destruktive Gedanken oder Hoffnungslosigkeit erlebt, dann lest das bitte nur, wenn ihr diese Worte von euch und eurer Situation abgrenzen könnt.
Blog offline
Mein Blog war lange offline.
Dafür gab es mehrere Gründe.
Einer dieser Gründe war, das Vergleichen. Das Gefühl, einfach per se schlechter als andere zu sein. Gar nicht mehr zu wissen, warum ich überhaupt mit dem Schreiben anfing.
Das es mir psychisch nicht gut geht, war mir schon als Teenager klar. Aber ich habe mich nie damit ernsthaft befasst. Dachte immer, dass ich das schon hinbekomme. Keine Therapie brauche und eigentlich einfach nur mit mir etwas nicht stimmt. Das ich mich nur mehr auf die Reihe bekommen müsste. Diese Gedanken kamen nicht nur rein aus mir, sondern diese wurden mir so auch stets von Außen widergespiegelt (das muss ich mir gerade wieder bewusst machen, um diese Gedanken nicht zu sehr mit mir zu identifizieren).
Wer aus psychischen Gründen nicht kann, der ist „nur zu faul“ . Schließlich „könnte er ja“ .
Diese Botschaften waren in meiner Familie stets Gang und Gäbe. So „treibt“ sich die Familie heute noch an.
Und so tut es auch der Rest der Gesellschaft.
In einer Leistungsgesellschaft musst du Leistung erbringen, wie eine Maschine. Und wenn du keine Leistung mehr erbringst, dann wirst du auch wie eine kaputte Maschine aussortiert.
„Mit dir ist etwas komisch! Warum bist du nicht einfach wie andere? Wo ist das Problem? Einfach machen!„
Und irgendwann fragst du dich diese Fragen selbst.
Bei mir waren sie sooo lange hinter einem dicken Schleier an Dissoziation verborgen. Also so, dass ich mir diese nie übermäßig stellte oder sie fühlte.
Klar, ich sollte es als gutes Zeichen ansehen, dass es jetzt anders ist: Dissoziative Barrieren fallen und so … Kann man so sehen, muss man aber nicht so fühlen.
Zudem kam aber auch mein (ich weiß nicht, ob ich es objektives Denken nennen kann?), dass ich kein Versager bin, nur weil ich kein Rädchen im System bin. Deshalb bin ich nicht schlechter als andere. Innerlich fühle ich das irgendwo.
Mir ist schon klar, was ich im Gegensatz zu vielen, die so etwas sagen und oft nicht „viel mehr“ (wenn gleich auch jeder seine Sorgen und Probleme hat, nur sind sie diesen scheinbar weniger bewusst, sonst würden sie anders reden – Wer tatsächlich „echte“ Probleme hat, der redet nicht so, sondern fühlt mit), leisten, erreicht habe.
32 Jahre überleben.
Ich persönlich finde es noch immer schräg so etwas zu sagen, denn „Überleben“ impliziert für mich Krieg und Katastrophe.
Aber richtig reflektiert, zurückgeblickt: War nicht genau das mein Leben?
Keine Gewehre, nein. Aber die ständige Angst am Abgrund zu stehen. Nicht zu wissen, ob es weiter gehen wird.
Nicht nur das Gefühl. Das war die Realität.
Heute zurücküberlegt, weiß ich nicht, wie ich bisher überhaupt überleben konnte. Körperlich wie psychisch.
Ich weiß es wirklich nicht.
Ich kann nur meinem Körper dafür danken. Eine andere Erklärung weiß ich nicht.
Es war immer der Gedanke:
„Ein Schritt nach dem Nächsten. Nicht nachdenken, nur handeln“ – Das ist aber kein Leben, das ist ein Überlebensmodus. Fühlen kann ich das nicht, aber würdest du mir das als Außenstehender so erzählen, dann wäre es das, was ich dir antworten würde.
Warum war mein Blog offline?
Das überwältigende Gefühl nicht gut genug zu sein. Abgeschnitten von der Umwelt zu sein. Falsch zu sein.
Das Gefühl, dass alles an mir falsch ist.
Das ich allein bin.
Und das Gefühl, dass sich das niemals ändern wird.
Das ich immer alleine bleiben werde, emotional, menschlich. Weil ich falsch bin. Ich bin anders und Andersartigkeit will niemand. Auch das Gefühl, dass einfach zu viel an mir kaputt ist, als das sich jemals jemand langfristig damit abgeben würde. Das so viel kaputt ist, dass es niemals heilen kann.
Und das trotz aller meiner Bestreben, ich bisher niemals etwas daran ändern konnte.
Der Gedanke kam also, und er ist noch nicht weg, dass ich trotz all meiner Handlungen keine Änderung herbeiführen kann. Denn ich habe es ja versucht. So sehr.
Die Hoffnung ist verflogen diesen Sommer, also die, die uns die ganze Zeit am Leben erhielt.
Und dann kam diese unbeschreibliche Scham.
Nur die Scham konnte und kann sich gegen all die rationalen Gedanken von: „Das ist doch nicht so. Sieh was du alles erreicht hast“ durchsetzen.
Die Scham, sich überhaupt in die Welt hinausgewagt zu haben. Der Gedanke: „Wie konntest du das zulassen?! Du weißt doch, dass die Welt gegen uns ist!„
Infolgedessen also noch Schuld mit. Die Schuld dafür, Inneren durch meine Öffentlichkeitssuche geschadet zu haben. Obwohl das Gefühl der Schuld eher zweitrangig ist. Schon immer. Das ist zwar stark.
Die Scham falsch zu sein und allen zu schaden ist der aber der Haupttreiber.
Rationale Gedanken…
Helfen hier nur bedingt.
Rational ist mir „alles“ bewusst:
Mir ist bewusst, dass meine Gedanken „nur“ aus der Depression heraus kommen.
Depressionen hatte ich schon seit ich denken kann. 2 Jahre hatte ich sie einmal nicht, nur deshalb kenne ich den Unterschied, sonst würde ich behaupten: „So fühlt man sich doch normal, oder nicht?„
Und schon oft gingen positive Gedanken in schweren Episoden verloren. Aber noch nie die Grundhoffnung. Der Glaube daran, dass sich irgendwann alles zum Besseren wenden wird.
Irgendetwas gab es im Inneren immer, dass uns am Laufen erhielt. Das dafür sorgte, weiter zu machen. In allem etwas sinnvolles zu sehen.
Ich bezeichne es, als das „Feuer, das uns am Leben erhielt“ .
Und das fühlt sich wie erloschen an.
Irgendwas ist da immer noch, sonst würde ich heute hier nicht schreiben.
Auch das sehe ich als Funken der Hoffnung an.
Aber etwas hat sich verändert.
Und das ist bitter zu schlucken.
Denn ohne dieses Gefühl bringt all die Rationalität, dass „alles etwas sinnvolles mit sich trägt, aus dem man lernen/wachsen kann“ nichts mehr. Und wenn der nicht mehr da ist, fragt man sich hier: „Warum weiter machen? Warum, wenn sich keine Hoffnung auf Änderung mehr ergibt?„
Nicht spontan
Das kam, rückblickend, aber nicht spontan.
So hat es sich zwar angefühlt, ja.
Aber eigentlich war es das nicht. Ich spürte schon länger, dass ich meinen Alltag nur noch mit Sport und TikToks verbringe, weil ich sonst keinen Sinn mehr sehe.
Anfang August kam eine „Banalität“ (meine Therapeutin sagt, es wäre keine gewesen, daher setze ich das in Gänsefüsschen), die als Auslöser dafür galt.
Das war quasi der Moment, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Aber ein Fass kann eben auch nur überlaufen, wenn vorher schon Unmengen hineinflossen … Wie groß dieses Fass ist, ist bei jedem ganz unterschiedlich.
Und ich würde einmal behaupten, dass bei den allermeisten Traumatisierten dieses Fass eh schon, von klein auf, bis fast zum Rand gefüllt ist.
Eine gesunde Umgebung kann dabei helfen, vieles davon abzuschöpfen. Ob dieses Fass jemals leer werden kann dadurch, weiß ich nicht. Aber ein gesundes Umfeld kann dabei helfen, es zu leeren.
Trauma hat es aber leider so an sich, dass man sehr oft eben jenes wieder rekonstruiert, was man erlebte.
Man kommt immer wieder in toxische Umgebungen, diese kennt man so ja auch.
Sie vermitteln, scheinbare, Sicherheit.
Es ist also fast schon ein Te*felskreislauf an Leid.
Wie sollst du also heilen, wenn du all das, was das Fass überhaupt erst so voll machte, wieder und wieder erlebst?
Reflexionen dazu
Klar… : Also rational klar, nicht emotional. Denn emotional finde ich das extrem unfair … Aber wie heißt es so schön? „Das Leben ist nicht fair“ …. Cooooole Aussage. Wieder so ein Motivationsschub. Aber falsch ist sie auch nicht. Nur halt Scheiße.
Aber faktisch ist erstmal „klar“ , dass man diesen Te*felskreislauf nur selbst durchbrochen bekommt. Keiner kann einen das abnehmen. Das toxische Umfeld, das man so unfreiwillig angesammelt hat und ansammelt, sicher nicht. Warum sollten die etwas ändern? Sonst wären sie ja gar nicht erst so toxisch.
Also kann man das nur selbst. Rational soweit klar.
Aber dazu braucht man Energie. Kraft.
Und woher nimmt man diese Kraft, wenn sie von nirgends zu einem zurückkommt? Es keine äußere Quelle dafür gibt?
Wenn das Leben wie ein einziger Kampf erscheint? Ein Kampf, der dir jedes Mal jegliche vorhandene Energie abzieht.
Aber diese Kämpfe übersteht man eben auch nur, wenn man überhaupt erstmal Kraft hat.
Ohne, wäre man direkt verloren.
Das ist also schon wieder so ein Te*felskreislauf.
Unsere Energie, für die bisherigen Kämpfe und die bisherige „positive“ Einstellung kam nur aus dem Gedanken, dass irgendwann alles gut wird. Alles besser.
Das war der Antreiber.
Er kam also aus uns selbst.
Und Selbstliebe usw. ist natürlich die Grundessenz. Ohne Selbstliebe (also das, was Kraft in deinem Inneren erzeugt, der Gedanke das du es überhaupt wert bist ), wirst du Liebe von Außen niemals echt und nachhaltig zu schätzen wissen. Vllt. Das glaube aber auch nur ich.
Aber Selbstliebe ist eben auch nur bis zu einem gewissen Grad möglich, denn du bist immer noch ein Mitglied der Außenwelt. Wie lässt sich Selbstliebe aufrecht erhalten, wenn du keine Form von Liebe aus der Umwelt erfährst? Woher soll deine Kraft, deine Motivation kommen? … Also außer du bist eh sehr destruktiv, dann schöpfst du deine Power vllt. daraus, dass Menschen sich so eklig gegenüber eingestellt sind, wie sie es sind. Who knows. Menschen sind ja unterschiedlich…
Nietzsche sagte mal: „G*tt ist tot“ und aktuell fühle ich das auch. G*tt ist für mich universell und nicht für unsere einzelnen Bedürfnisse zuständig (wenn Leid geschieht sehe ich „ihn“ also als nicht verantwortlich), aber wenn auf dieser Welt keine Liebe (generell, partnerschaftliche ist im besten Falle nur ein Teil davon) mehr existiert, wie kann ich noch auf Besserung vertrauen? Wie kann ich noch an G*tt glauben?
Das ist daher sehr bitter, dass ich meine Verbindung dahingehend aktuell als verloren fühle. Die Verbindung zum Universellen, zur Umwelt, entwickelte sich erst im letzten Jahr und gab mir soviel Kraft.
Ich empfinde die Welt gerade als so sehr leer und grau. Obwohl etwas in meinem Inneren immer noch nach dem Gegenteil schreit.
Aber das ist gerade auch nur meine Grenze. Womöglich gibt es noch viel mehr/ist immer noch da. Sehen kann ich es gerade aber nur schwer.
Der Funke, der also da war, der alles am Laufen erhielt, ist nun weg. Naja, oder zumindest auf Sparflamme, von der eh bisherigen Sparflamme.
Die Kraft fehlt also.
Und die Frage ist da: „Woher die Kraft nun nehmen? Und wofür sie überhaupt ausschöpfen, wenn der Sinn fehlt?„
Therapie und der innere Kampf
In der Therapie sagte meine Therapeutin letztens: „Das Leben ist kein Kampf. Ihr Leben war es bisher, ja. Aber das generelle Leben ist kein Kampf. Lassen Sie uns dahin kommen„
Kann ich das fühlen? Nein.
Gibt es mir aber zumindest einen Funken Kraft?
Ja.
Es scheint Menschen zu geben, bei denen es also anders ist. Also muss das doch erreichbar sein. Es kann keine Utopie sein.
Hier kommen dann aber Gedanken auf von: „Für andere ist es das, ja. Aber für dich nicht. Weil du falsch bist. Du hast dieses Recht auf Glück in diesem Leben nicht. Lass es sein„
Momentan ist es so, dass ich nicht weiß an was ich glauben will. Ob ich überhaupt für die Rückkehr zur Hoffnung kämpfen will, weil sich diese für mich so anfühlt, als wäre sie dafür verantwortlich, mich in diesem Leben gefangen zu halten. Am liebsten würde ich auch den letzten Kern von ihr, der noch übrig ist, bekämpfen wollen.
Die letzten Wochen wollte ich aus dem Bett gar nicht mehr aufstehen.
Wenn es mir schlecht geht, dann „gönne“ ich es mir oftmals, mich dann ins Bett zurückzuziehen. Aber diesmal wollte ich generell nicht mehr aufstehen. Ich wollte keine aufmunternden Aussagen aus dem Inneren mehr. Keine Hoffnung mehr. Ich habe alle aus dem Inneren, aus meinen Gedanken verbannt, was leider auch zu vermehrten Blackouts führte.
Und dazu, dass ich überhaupt kein Gefühl mehr für diese Realität habe. Als wäre ich nur noch Zuschauer. Nur noch ein Statist, während die anderen machen. Aber das eben auch nur in Destruktivität.
Das Alkohol-trinken nahm daher wieder Überhand. Ungesund Überhand. Betäuben. Ich weiß, wer dafür „verantwortlich“ ist. Und ich kann es nicht verübeln. Denn im Juni erst, in der Therapie, da versprach ich da zu sein. Ich meinte das ernsthaft so. Ich fühlte es sogar. Deshalb dieses innere Gefühl der Besserung. Ich versprach die Verantwortung zu übernehmen und zu kämpfen. Deshalb gab es Veränderungen sogar im Inneren. Aber dieses Versprechen konnte ich nicht einhalten. Ich habe, beim für mich kleinsten Ding, aufgegeben. Also was erwarte ich? Was sollte ich weiterhin versprechen?
Daher also erneut ein Gefühl von: „Täglich grüßt das Murmeltier. Warum versuchst du überhaupt noch was?“ .
Auf der anderen Seite, spüre ich aber immer noch den Kampf darum, dass alles wieder Reine wird. Alles „wieder gut“ .
So wie vorher.
Da war der Kampf gegen die Depression da und das sogar relativ erfolgreich (bis vor dem Rückfall eben). Und so viel positives Gefühl. Der ernsthafte Glaube daran, dass sich jetzt etwas ändern wird. Weil sich so viel änderte Das gab so viel Kraft.
Aber heute erscheint mir dieser Glaube daran, wie eine Pharse. Wie ein schlechter Scherz.
Ein Trigger von früher, glaube ich: Die Hoffnung/der Glaube an etwas Schönes, der dann so bitter enttäuscht wurde. Die kindliche Freunde auf etwas, dem etwas Böses folgt.
Wie die Lockung mit dem Lolli in den dunklen Van …
Vllt. lehne Ich auch deshalb aktuell das Innere, das an Besserung glaubt, so stark ab. In der Hoffnung, so nicht mehr enttäuscht zu werden.
Schlusswort
Ich wollte mit diesem Blog nichts mehr zu tun haben, weil er für mich das Sinnbild meiner Scham war. Das Sinnbild dessen, in dieser Welt falsch zu sein.
In den letzten Wochen versuchte ich mich viel mit TikTok abzulenken (wer nicht denkt, fühlt halt auch nicht) und dort wurden mir wieder einmal (wie auch schon zuvor auf anderen Plattformen) einige Interpreten angezeigt, die Musik machten oder andere Kunst. Und die auch viele Hindernisse kannten, aber nicht aufhörten, weil ihnen ihre Kunst wichtig war.
Und ja. Das sollte es mir auch sein.
Die Wochen, wo ich nicht schrieb, spürte ich deutlich. Es gab schon öfters Zeiten, längere sogar, wo ich nicht schrieb. Aber diesmal tat ich es aus dem Gedanken heraus, dass ich es nie wieder tun dürfte. Und das setzte zu.
Aber ich muss das gar nicht für andere machen.
So ist mein Blog ja aber eigentlich aufgebaut: Aufklärung für andere.
Und das tue ich aus tiefsten Herzen. Und das möchte ich langfristig so auch weiter fortsetzen, weil ich anderen das anbieten möchte, was ich am Anfang meiner Reise vermisste (was andere so auch anbieten, nur diese fand ich damals nicht).
Aber ich muss auch mehr zu mir zurückkommen. Das dieser Blog für MICH existiert.
Allein diese Zeilen wieder zu schreiben, tut mir so gut.
In den nächsten Wochen, eine zuverlässige Zeit wann ich Posts veröffentliche kann, kann ich derzeit nicht angeben, aber ich möchte einige meiner Reflexionen der letzten Wochen schreiben.
Ich versuche etwas mehr aus dem „Perfektionismus“ herauszukommen. Inwieweit ich das schaffe, wird sich zeigen.
Aber ich möchte wohl endlich FÜR MICH schreiben. Das habe ich bisher nur zum Teil.
Ihr seid herzlich eingeladen, mir dahingehend zu folgen. Wer es aber nicht tut und mir entfolgt (zu diesen Erfahrung schreibe ich nächstes Mal etwas), der darf das natürlich auch tun.
Und irgendwann, vllt. eher, vllt. später, wird der Blog vllt zum Alten zurückfinden, aber erstmal möchte ich bei mir bleiben.
Fur mich fühlt sich das übrigens gerade an falsch das so zu schreiben, weil ich das Gefühl habe, der Außenwelt etwas schuldig zu sein. Schräg oder?
Es Bedarf also wohl noch viel Reflexion