Ne, tatsächlich werde euch jetzt nichts von der neusten Lederhandtasche in Lachsrosa (das ist die einzige Farbe, die ich im Bereich rosa noch kenne😂🙈) erzählen.
Nö, immer wenn ich mich ziemlich einsam fühle und kacke drauf bin, packe ich Tiktok aus (jaja, ich weiß wie effektiv Soziale Medien sind, wenn man sich schlecht fühlt 😅). Und wisst ihr welcher neue Trend mir da stark ins Auge sticht?
Fehler machen.
Unperfektion.
Ja, es gibt tatsächlich Menschen, die ihre Fehler zugeben. Die nicht immer in der perfekt sitzenden Hose vor der Kamera sitzen. Kennt ihr diese Hosen und diese Pose?
Bauch rein. Arsch und Brüste raus und das alles schön on von der Seite filmen.
Sorry für den Ausdruck, aber selbst Mobby Dick sähe in dieser Pose aus wie ein unterernährtes Laufstegmodel 🤷♀️.
Und was hat das zur Folge?
Also diese Sucht nach Perfektion in unserer Generation?
Das wunderschöne, junge Mädels ihren Körper hassen. Das wir in einer immer zunehmend surrealer und imaginativeren Welt leben, wo keiner auch nur eine öffne Pore, eine Hautfalte oder gar sonst einen Fehler zeigen darf.
Perfektion.
Pseudoperfektion.
Versteht mich nicht falsch.
Ich bin ein Fan davon, dass wir alle das bestmögliche aus uns heraus holen sollten. Aber ich meine das, was wirklich in uns steckt. Das wir unseren wahren Wert nicht auf halber Strecke liegen lassen sollten.
Nicht, dass wir uns bis zur Unkenntlichkeit verunstalten. Das wir uns gegenseitig das blaue von Himmel herunterlügen und uns dafür eigentlich alle nicht mehr als selbst hassen.
Denn die Wahrheit ist, dass auch der perfekt trainierteste Körper Hautfalten am Bauch hat. Spätenstens beim sitzen. Das es Bullshit ist, dass man nur hübsch wäre, wenn man die perfekten Maße hat. Was bitte sind denn die perfekten Maße? Was ist normal? Das was die Mehrheit irgendwann mal als normal festgelegt hat. Wann haben wir angefangen Pickel oder verstopfte Poren als fehlerhaft anzusehen? Einen natürlichen Körper?
Kommt, jetzt bin ich gerade im Schwafelfieber, also erzähl ich euch auch diese Geschichte 😅:
Vor Jahren nahm ich einmal LSD (und das wird um Himmels Willen keine Hyme an Drogen – Ich habe da echt crazy und kaputte Leute kennengelernt. Probiert euch gerne aus, aber Drogen braucht man definitiv für keinerlei Erkenntnisse) und saß draußen. Ich hasste Insekten. Tue ich eigentlich immer noch. Diese vielen, kleinen krabbelten Wesen machen mich ganz wahnsinnig. Und mal ehrlich: Sie sind echt hässlich. Ach kommt schon. Schönheit liegt da wahrlich im Auge des Betrachters, will man meinen.
Joar und da sind wir auch schon da, worauf ich hinaus wollte. Ich hasse diese Viecher. Aber dann saß ich so da draußen in der Wiese und überall krabbelt etwas über die Decke. Über mich und saßen neben mir. Auf mir.
Ich betrachtete sie.
Und ich habe noch nie so etwas schönes gesehen.
Ich meine das jetzt nicht auf die: „Uh year Hässlichkeit ist so schön“-Tour. Sie waren, sie sind nicht hässlich. Nicht mal im entferntesten. Ich meine das ernsthaft. Und hier spricht ein richtiger Phobiker.
Was für unglaublich schöne, filigrane Wesen.
Wisst ihr was den Unterschied gemacht hat?
Tatsächlich meine Betrachtungsweise.
Habt ihr euch diese Tiere mal angesehen? So richtig? Das war der Moment als ich die Unperfektion so lieben gelernt habe. Und nein, nicht die Unperfektion von Wesen und Menschen die halt hässlich sind. Was für ein absurder Begriff. Ich rede von der echten Unperfektion die das Leben ausmacht. Wären wir alle gleich, alle dem mal wieder aktuell vorherrschenden Ideal gerecht werdend (was, wir wir ja wissen, sich eh permanent ändert – versucht man dem hinterherzukommen, braucht man eine echt gute Ausdauer), wären wir nichts als Roboter. Bioroboter.
Wollt ihr das?
Ich nicht.
Definitiv nicht.
Ich sehe das z.B so, dass Äußerlichkeit definitiv eine Rolle beim ersten Eindruck spielt. Beim darüber Nachdenken ob ein jener bzw eine jene überhaupt für mich sexuell in Frage kommt. Alles andere halte ich für gelogen. Aber das, was ich für schön empfinde, sagt dem anderen überhaupt nicht zu. Es scheint also gar kein allgemein gültiges Ideal zu geben, dem wir alle entsprechen müssten (männlich, wie weiblich oder was auch immer dazwischen). Alles liegt an UNSERER Betrachtungsweise. An dem was wir schätzen und gut finden.
Und was wollen wir bitte demnach mit jemand der uns nicht so gut findet, wie wir sind? Der uns nur gut findet, weil wir 10cm dicke Schminke auftragen oder eine Rolle spielen? Der uns nicht mag mit all unseren Makeln (und aber ebenso auch all unseren Vorteilen)?
Ich liebe diesen Trend, wo Menschen endlich einmal zu dem stehen, wer sie sind.
Sich mit all ihren Haut- und „Fett“falten (fies ausgedrückt, ich weiß – aber wisst ihr, dass mein Gesamtfettanteil bei 22% liegt und ich meinen Körper trotzdem teilweise so ekelhaft finde? Ihn am liebsten mit seinem ganzen „Fett“ im nächsten Ozean versenken würde? Auch da spielt also die Betrachtungsweise eine enorm große Rolle und nicht irgendein als „normal“ angesehenes Ideal) zeigen.
Ich liebe es, weil es mir die Kraft und die Zuversicht gibt, mich auch zu zeigen. Wir können uns so gegenseitig die Kraft geben, sein zu können, wer wir wirklich sind. Durch Ehrlichkeit. Scheiß auf die, die lieber der Illusion hinterherhängen wollen.
Sind wir doch mal ehrlich: Was passiert schon wirklich, wenn wir uns mit unseren Fehlern zeigen? Hassen uns Menschen? Klar. Sowieso und immer 😅. Wer von allen geliebt wird, macht definitiv was falsch und passt sich zu sehr an. Aber ab- und ausgestoßen wird man doch nur, wenn wir wirklich ehrlich sind, von Leuten, zu denen weiterer Kontakt eh keinen Bestand hätte. Höchstens auf der Basis: „Ich bin für dich da, aber stecke all mein persönliches zurück. “ Kein Mensch, den wir wirklich in unserem Leben wollen, also so wirklich im Sinne von (okay, ich rede jetzt vllt auch nur von mir): Dieser Mensch gibt uns genauso viel, wie er nimmt. Was wollen wir mit dem Rest? Hand aufs Herz. Was wollt ihr mit Menschen vor denen ihr ein Schlankheitsideal, eine perfekt reine Haut (so toll diese auch ist) oder sonst welche Perfektion vorspielen müsst? Was wollt ihr, was wollen wir mit diesen Menschen in unserem Leben?
Ich liebe also all die Menschen, die sich mit all ihrer psychischen Nicht-Perfektion zeigen. Die erzählen, wie scheiße es ihnen oft geht. Wie unperfekt sie im Alltag laufen. Wie sie sich im zwischenmenschlichen daneben benehmen und wie fucking normal ihr Körper ist, trotz angeblicher Makel.
Ich liebe diesen Trend!
Und hoffe so sehr, dass es ein Trend ist, der Bestand hat! Das brauchen wir! Keine Wir-sind-alle-so-perfekt-Illusion!
Wir wachsen nicht, indem wir uns alle gegenseitig vorlügen wie perfekt wir sind.
Sind wir nicht. Punkt.
Keiner von uns.
Gott sei Dank!
Stellt euch vor, wie langweilig das Leben dann wäre!
Wir wachsen nur. Wir können uns gegenseitig nur helfen (und damit gesellschaftlich wachsen), wenn wir unsere Unperfektion offen zeigen.
Nein. Fehler machen ist nicht schlimm. Fehler vertuschen (und das tun ich, du, wir alle – einfach weil wir so aufgewachsen sind, wo Fehler etwas ganz schlimmes sind), das schadet uns allen wirklich.
Ich liebe jedes einzelne Video, wo Frauen ihre Pickel zeigen. Ich liebe jedes einzelne Video, wo Männer über ihre Verletzlichkeit sprechen und verdammt nochmal merke ich, wie es mir besser geht, wenn ich über meine „Fehler“ spreche.
Mehr als Ich sein kann ich nämlich nicht. Entweder werde ich dafür geliebt oder gar nicht. Alles andere ist nur Show, die irgendwann zusammenbricht und keinen Bestand hat. Und das will ich nicht.
Wollt ihr das? Ein Leben basierend auf einer Show?
Nein? Dann rufe ich hiermit auf: Zeigt euch mit all euren Fehlern. Das ist sowas von geil! Ich liebe diesen Trend!